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Full text of "Jahrbuch der Kais. Kön. Geologischen Reichs-Anstalt"

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| JAHRBUCH 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


bEULDGISCHEN REICHSANSTALT 


LXV. BAND 1915. 


Mit 7 Tafeln. 


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wien, 1916. 
Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt. 


In Kommission bei R. Lechner (Wilh. Müller), k. u. k. Hofbuchhandlung, 
\ I. Graben 31. 


INAANNANNANAANNNANNISNANNIDONISTN 


Die Autoren allein sind für den Inhalt ihrer Mitteilungen v 


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Inhalt. 


Seite 
Personalstand der k. k. geologischen Reichsanstalt (Mitte September 1916) . V 
Korrespondenten der k. k. geologischen Reichsanstalt 1916 . . 2222... VIII 


1. und 2. Heft. 


C. Zahälka: Die Sudetische Kreideformation und ihre Äquivalente in den 
westlichen Ländern Mitteleuropas. I. Abteilung. Die westböhmische 
Kreide und die Kreide im östlichen Bassin de Paris. Mit einer Text- 
BaaE Balıareı Tableauar. omas ann er 1 

Unter dem Titel: Die Nordwestdeutsche und die Böh- 
mische Kreide ist die Il. Abteilung dieser Studien bereits 1915 
zu Prag im Selbstverlag des Autors erschienen. 

Georg Geyer: Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee im 
steirischen Salzkammergut. Mit zwei Tafeln (Nr. I und II) und zwei 
ÜRERUEENBeTER ea ARE RE En ee a ae 177 


3. und 4, Heft, 


Gustav v. Arthaber: Die Fossilführung der anisischen Stufe in der Umge- 


bung von Trient. Mit 3 Tafeln (Nr. III—V) und 3 Textfiguren . . . . 239 
Otto Ampferer: Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert. Mit einem 
Ne LE eg Te U en er BE 261 


Dr, Richard Schubert $: Obereocäne Otolithen vom Barton Cliff bei Christ- 
church (Hampshire). Mit drei Textfiguren und einer Tafel (Nr. VII). . 277 


Otto Ampferer: Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. Mit 25 Zeich- 


NINEEN) Perl er KB ef la FE MER . 289 
Dr. Lukas Waagen: Die Saldamevorkommnisse in Istrien. Mit einer Text- 
farurs (Rarte) 0 We eh . EEE N 317 


C. F. Eichleiter und Dr. ®. Hackl: Arbeiten aus dem chemischen Labora- 
torium der k. k. geologischen Reichsanstalt, ausgeführt in den Jahren 
INOZIIN,- 0 0 a re SR LS U NEN RE DE En En 337 


IV 


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Verzeichnis der Tafeln: 
Tafel I und II: 


Seite 

Georg Geyer: Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee im 
steirischen Salzkammergut. . . ». . 2.2... Re". 0 177 

Tafel III—V: 

Gustav von Arthaber: Die Fossilführung der anisischen Stufe in der 

Umgebung von Trient‘. ..%., cu ze 2 239 
Tafel VI: 

Otto Ampferer: Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert... .. 261 


Tafel VII: 


Dr. Richard Schubert Y: Obereocäne Otolithen vom Barton Cliff bei 
Christchurch (Hampshire)22... 2 re 277 


Personalstand 


der 


KK weologischen Reichsanstalt. 
(Mitte September 1916.) 


Direktor: 

Tietze Emil, Phil. Dr., Ritter des Leopold-Ordens und des österr. 
kaiserl. Ordens der Eisernen Krone III. Kl., Besitzer der Ehren- 
medaille für 40 jähr. Dienste, k. k. Hofrat, Ehrenpräsident und 
Inhaber der Hauermedaille der k. k. Geographischen Gesellschaft 
in Wien, III. Hauptstraße Nr. 6. 


Vizedirektor: 


Vacek Michael, Besitzer der Ehrenmedaille für 40 jähr. Dienste, 
k. k. Hofrat, III. Erdbergerlände Nr. 4. 


Chefgeologen: 

Geyer Georg, Ritter des kais. österr. Franz Josef-Ordens, k. k. Re- 
gierungsrat, korr. Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissen- 
schaften, III. Hörnesgasse Nr. 9. 

Bukowski Gejza v. Stolzenburg, k. k. Oberbergrat, III. Hansal- 
gasse Nr. 3. 

Rosiwal August, a. o. Professor an der k. k. Technischen Hochschule, 
11I. Kolonitzplatz Nr. 8. 

Dreger Julius, Phil. Dr., k. k. Bergrat, Mitglied der Kommission für 
die Abhaltung der ersten Staatsprüfung für das landwirtschaft- 
liche, forstwirtschaftliche und kulturtechnische Studium an der 
k. k. Hochschule für Bodenkultur ete., Präsident der Geologischen 
Gesellschaft in Wien, Ehrenbürger der Stadt Leipnik und der 
Gemeinde Mösel, III. Ungargasse Nr. 71. 


Ober-Bibliothekar: 
Matosch Anton, Phil. Dr., kais. Rat, Besitzer der kais. ottomanischen 
Medaille für Kunst und Gewerbe, III. Geusaugasse Nr. 359. 


VI 
Vorstand des chemischen Laboratoriums: 
Eichleiter Friedrich, kais. Rat, III. Kollergasse Nr. 18. 


Geologen: 

Kerner von Marilaun Fritz, Med. U. Dr., k. k. Bergrat, korr. 
Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Mitglied der 
Kommission für die Abhaltung der ersten Staatsprüfung an der 
Hochschule für Bodenkultur, III. Keilgasse Nr. 15. 

Hinterlechner Karl, Phil. Dr., k. k. Bergrat, XVIII. Kloster- 
gasse Nr. 37. 

Hammer Wilhelm, Phil. Dr., XIII. Waidhausenstraße Nr. 16. 


Adjunkten: 
Waagen Lukas, Phil. Dr., Besitzer des Goldenen Verdienstkreuzes 
mit der Krone, III. Sophienbrückengasse Nr. 10. 
Ampferer Otto, Phil. Dr., II. Schüttelstraße Nr. 77. 
Petrascheck Wilhelm, Phil. Dr., XVIII. Scherffenbergstraße 3. 
OÖhnesorge Theodor, Phil. Dr., k. k. Landsturmleutnant, Besitzer 
des Signum laudis (derzeit eingerückt zur militärischen Dienst- 
leistung). III. Hörnesgasse Nr. 24. 
Beck Heinrich, Phil. Dr. (z. M. eingerückt), III. Erdbergstraße Nr. 35. 


Vetters Hermann, Phil. Dr., Privatdozent an der k. k. montanistischen 
Hochschule in Leoben, k. k. Landsturmingenieur (z. M. eingerückt), 
V. Stollberggasse Nr. 11. 


Assistenten: 
Hackl Oskar, Techn. Dr., IV. Schelleingasse 8. 
Götzinger Gustav, Phil. Dr., Preßbaum bei Wien. 


Sander Bruno, Phil. Dr., Privatdozent an der k. k. Universität in 
Wien (z. M. eingerückt). 


Praktikanten: 
Spitz Albrecht, Phil. Dr., Iglau, Roseggergasse (z. M. eingerückt). 
Spengler Erich, Phil. Dr., Privatdozent an der k. k. Universität in 
Graz (z. M. eingerückt), III. Marxergasse 39. 


Für das Museum: 
Zelfzko Johann, Amtsassistent, III. Löwengasse Nr. 37. 


Vıl 


Für die Kartensammlung: 
Zeichner: 
Lauf Oskar, I. Johannesgasse 8. 
Skala Guido, III. Hauptstraße Nr. 81. 
Huber Franz (z. M. eingerückt), VIII. Hamerlingplatz 3. 


Für die Kanzlei: 
Unbesetzt. 


Kanzleioffiziantin: 
Girardi Margarete, III. Geologengasse Nr. 1. 


Diener: 
Amtsdiener: 
Palme Franz, Besitzer der Ehrenmedaille für 40 jähr, Dienste 
III. Rasumofskygasse Nr. 23, 
Ulbing Johann, Besitzer des silbernen Verdienstkreuzes und der 
Ehrenmedaille für 40 jähr. Dienste III. Rasumofskygasse Nr. 23, 
Wallner Mathias, k. k. Offiziersstellvertreter, Besitzer der 
im zweimal verliehenen kleinen Silbernen Tapferkeitsmedaille 
(z. M. eingerückt), III. Rasumofskygasse Nr. 25. 
Präparator: Spatny Franz (z. M. einberufen), III. Rasumofsky- 
gasse Nr. 25. 
Laborant: Felix Johann, IlI. Lechnerstraße 15. 
Amtsdienergehilfe für das Museum: Kreyea Alois, III. Erd- 
bergstraße 33. 
Amtsdienergehilfe für das Laboratorium: Bartl Anton (z. M. 
eingerückt). 


VI 


Korrespondenten 


der 


k. k. geologischen Reichsanstalt. 


Ing. Anton Frieser, ÖOberberginspektor in Unterreichenau- 
Falkenau a. d. Eger. 


Ing. Josef Rochlitzer, Generaldirektor der Graz-Köflacher Eisen- 
bahn- und Bergbaugesellschaft in Graz. (Erneuerung des Diploms.) 


Ing. Hermann Schaaff, Generaldirektor in Teplitz-Schönau. 
Hofrat Eduard Donath, Professor an der deutschen Technik in 
Brünn. 

Bergrat Viktor Wenhardt, Vorstand der Salinenverwaltung in 
Hallstatt. 


CyrillR. v. Purkyn&, Professor an der böhmischen Technik in 
Prag. 


Dr. Wladislaw Kultzynski, Sekretär der physiographischen 
Kommision der Akademie d. Wissenschaften in Krakau. 


Josef Kolleritsch, Oberlehrer in Tieschen bei Halbenrain in 
Steiermark. 


(Sämtlich im Frühjahr 1916 ernannt.) 


Ausgegeben Ende Mai 1916. 


JAHRBUCH 


- KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


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JAHRGANG 1915. s IXV. BAND 
NR u. 2. Heft. 


„WECKT 


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Wien, 1916. 
Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt. 


An Kommission bei R. a (Wilh. Müller), k. u. k. Hofbuchhandlung 
I. Graben 31. 


MAR > 71 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequi- 
valente in den westlichen Ländern Mitteleuropas. 


I. Abteilung. 


Die westböhmische Kreide und die Kreide im östliehen 
Bassin de Paris. 


Von C. Zahälka. 


Vorwort. 


In den vorhergehenden Arbeiten über die böhmische Kreidefor- 
mation haben wir bewiesen, daß es notwendig ist, für die böhmische 
Kreide eine neue Klassifikation einzuführen. Die Literatur der betreffen- 
den Arbeiten ist besonders angegeben in meinen Publikationen: 


1. Über die Schichtenfolge der westböhmischen Kreideformation. 
Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1900, Bd. 50, Heft 2. 


2. Bericht über die Resultate der stratigraphischen Arbeiten in 
der westböhmischen Kreideformation. Ibid. 1899, Bd. 49, Heft 3. 


Seither sind noch unsere stratigraphischen Studien über die 
Kreideformation des Isergebietes erschienen, deren Hauptresultat war, 
daß Krej@fs und Fritsch’ Chlomeker Sandsteine (Zone X) mit ihren 
mergeligtonigen Einlagerungen eine sandige Fazies der Teplitzer 
Schichten von Teplitz (Zone X) repräsentieren, die sich in einem 
sandigen Meeresdelta abgesetzt haben. Es sind folgende Publikationen: 


t. Päsmo I kfidoveho ütvaru v Pojizefi. (Zone I der Kreide- 
formation im Isergebiete. Mit Fig. 1—6. Sitzungsberichte d. k. böhm. 
Gesellsch. d. Wissenschaften, Prag 1902.) 


2. Pasmo II kfid. ütv. v Pojizerf, (Zone II der Kreidef. im Iser- 
gebiete. Ibid. Prag 1902.) 


3. Päsmo III kfid. ütv. v Pojizeft. (Zone III der Kreidef. im 
Isergebiete. Mit Fig. 7—10. Ibid. Prag 1902.) 

4. Päsmo IV kfid. ütv. v Pojizeit. (Zone IV der Kreidef. im 
Isergebiete. Ibid. Prag 1902.) 

5. Päsmo V, VI a VII kfid. ütv. v Pojizeif. (Zone V, VI und 
VI der Kreidef. im Isergebiete. Mit Fig. 11—16. Ibid. Prag 1902.) 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 1 


D) C. Zahälka. [2] 


6. Päsmo VIII kfid. ütv. v Pojizeff. (Zone VIII der Kreidef. im 
Isergebiete. Mit Fig. 17--33. Ibid. Prag 1902.) 


7. Pasmo IX kfid. ütv. v Pojizeit. (Zone IX der Kreidef. im 
Isergebiete. Mit Fig. 34--54. Ibid. Prag 1903.) 


8. Pasmo X krid. ütv. v Pojizeri. (Zone X der Kreidef. im Iser- 
gebiete. Mit Fig. 55—88. Ibid. Prag 1905.) 


Die wichtigste Arbeit über die böhmische Kreide haben wir vor 
einem Jahre vollendet (1912) und der böhm. Gesellschaft der Wissen- 
schaften vorgelegt; leider konnte diese Monographie aus finanziellen 
Gründen nicht veröffentlicht werden. Es ist: 


Die Kreideformation des böhmischen Mittelgebirges. Mit einer 
geologischen Karte im Maßstabe von 1:25.000, einer übersichtlichen 
(1:200.000) und mehreren detaillierten (1:25.000) geotektonischen 
Karten und Profilen auf 91 Figuren. 


Die Hauptresultate dieser Monographie sind kurz folgende: 


1. Wenn die Kreidezonen am Ufer des ehemaligen Kreidemeeres 
mit den älteren Formationen in Kontakt kommen, z. B. mit dem Gneis 
oder Porphyr, so verwandeln sie sich lithologisch in die Klippenfazies 
der betreffenden Zonen, ihre Faunen nehmen den Charakter der 
Klippenfaziesfaunen an, und diese Klippenfazies verschiedener Zonen 
wurden — obwohl sie selbstverständlich im Alter sehr verschieden 
sind — als Klippenfazies der Korytzaner Schichten (Zone II in Korytzan) 
erklärt. Unter anderen wurden auf diese Weise die Klippenfazies der 
Teplitzer Schichten bei Bilin und Teplitz (Zone X) als Korytzaner 
Schichten (Zone II) angesehen. 


2. Gerade so wie im Isergebiete, so gehen.auch in der östlichen 
Hälfte des böhmischen Mittelgebirges die mergeligkalkigen Teplitzer 
Schichten (Zone X) in eine sandige Fazies mit mergeligtonigen Ein- 
lagerungen über. Diese mergeligtonigen Finlagerungen wurden als 
Priesener Schichten (Priesener Schichten in Priesen =Zone IX super.), 
die sandigen Schichten als Chlomeker Schichten (Zone Xc am Chlomek 
bei Jungbunzlau) erklärt. Es ist dabei interessant zu erwähnen, dab 
die pyritische (bei der Oberfläche limonitische) Zwergfauna der mer- 
geligtonigen Fazies der Zone IX (Priesener Schichten im Egergebiete 
und in der westlichen Hälfte des böhmischen Mittelgebirges) größtenteils 
in die mergeligtonigen Schichten der Zone X im östlichen böhmischen 
Mittelgebirge übergeht, geradeso, wie wir es im Isergebirge fanden !). 


Dadurch entstanden große Irrtümer in der Beurteilung des Alters 
mancher Kreideschichten, besonders im Osten des böhmischen Mittel- 
gebirges und in den benachbarten Bezirken. Es wurden z. B. in der 
Lehne zwischen Langenau (bei Hayda) und Böhm.-Leipa die Schichten 
unserer Zone Xc folgendermaßen aufgefaßt: 


ı) Zone X der Kreideformation im Isergebiete. Pag. 96 und 97. 


Die Sudetische Kreideformation und. ihre Aequivalente. 3 


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in Langenau. Böhm.-Leipa. Böhm .-Leipa. B.-Leipa. 


Wie bekannt, haben wir die Kreideformation Böhmens in zehn 
Zonen geteilt, die in der natürlichen Reihe auf diese Weise nacheinan- 
der von oben nach unten folgen: 


. Zone X, 
Zone IX 
usw. bis 
Zone ]. 


Diese Zonen sind in den Lehnen des Elb- und Egertales in der 
Umgebung von Rip bei Raudnitz schön zugänglich und wir haben diese 
Zonenfolge Schritt für Schritt in der ganzen westböhmischen Kreide- 
formation samt Sachsen — im Laufe von 25 Jahren — verfolgt und 
die verschiedenen Fazieswechsel der Zonen konstatiert, später — in 
folgenden 10 Jahren — auch in den Hauptbezirken der ostböhmischen 
Kreide und im Auslande. 

Wir wollen eine Übersichtstabelle unserer Zonen in dem böhmi- 
schen Bassin mit ihren einzelnen Niveaus und ganz kurzer Angaben 
der petrographischen Zusammensetzung folgen lassen. 


Zone Gewöhnliche petrographische Zusammensetzung 


Weiche weiße Kalkmergel alternieren mit harten und festen 

Bänken klingender Mergelkalke mit Inoceramus Cuvieri. In 

d. | den sandigen Regionen herrschen Mergeltone mit einer pyri- 

tischen Zwergfauna oft mit sandigen Bänken. 
Maximum 30 m. 


Weiche graue Kalkmergel mit Micraster breviporus, ärmer auf 
Fossilien. In den sandigen Regionen Quadersandsteine. 


Weiche, stellenweise festere, weißliche oder graue Mergelkalke 

5 oder Kalkmergel mit Micraster brreviporus, sehr reich an Fos- 

|| silien. In den sandigen Regionen oben Quadersandsteine, unten 
mergelige Tone mit einer pyritischen Zwergfauna. 


Weiche, graue, mergelige Tone. Unten eine festere, stellenweise 
glaukonitische Mergel- oder Kalkbank (0:1 m) mit Phosphoriten, 
vielen Coprolithen und anderen Fischresten, stellenweise in 
a. . Bonebeden, stellenweise mit vielen Terebratulina gracilis. In 
den sandigen Regionen herrschen gewöhnlich glaukonitische 
sandige Mergel mit glaukonitischen oder phosphoritischen oder 
pyritischen Fossilien, besonders Gastropoden. 
1 bis 3 m. 


1 Ms 


4 C. Zahälka. [4] 


Zone Gewöhnliche petrographische Zusammensetzung 
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| Feste graue Sandmergel, wenig glaukonitisch, mit Kalkkonkre- 
tionen oder Kalkbänken, stellenweise mit vielen Spongien 
| nadeln, selten mergelige oder tonige Schichten mit sehr vielen 


| Spongien (Leneschitz). Stellenweise graue sandigtonige Spon- 
| ME. gilite mit feinsandigen Kalksteinkonkretionen (Weckelsdorf), 
| i oder graue kalkige Sandsteine mit weißlichen Kalkkonkretionen 
| (Löchau), selten dunkelgraue mergelige Tone oder Mergel mit 
| weißen Kalkkonkretionen (z. B. breitere Umgebung von Pardu- 
bitz, Jarom&f). Inoceramus labiatus, stellenweise I/noc. Brong- 
niarti. In den sandigen Regionen Quadersandsteine. 


Weiche, graue bis bläuliche Mergel, selten Sandmergel mit 
el, Kalkkonkretionen, in den sandigen Regionen bröckliche Sand- 
steine. 


Weiche graue bis bläuliche Mergel, in den Übergangsregionen 
feste Bänke von Sandmergel, die sich in dauerhafte Platten 
| spalten und reiche Fischreste beherbergen, stellenweise mit 
ar Kalkbänken oder Kalkkonkretionen. Im NO-Böhmen (Königin- 
hof, Adersbach etc.) schiefriger, harter, dunkelgrauer, sehr fein- 
sandiger Mergel. Inoceramus labiatus. In den sandigen Re- 
gionen gewöhnlich festere und dauerhaftere Quadersandsteine. 


[>] 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 


Zone 


Gewöhnliche petrographische Zusammensetzung 


Weiche, graue bis bläuliche Mergel, reich an Ostreen, besonders 
O0. semiplanda und mit Pecten pulchellus oder Terebratulina 
gracilis, Pleurostoma bohemicum, stellenweise Rhynchonella pli- 
catilis. Im NO-Böhmen schiefriger, harter, dunkelgrauer, sehr 
feinsandiger Mergel, oft. mit feinsandigen Kalkkonkretionen, mit 
Inoceramus labiatus. In den Übergangsregionen graue Sand- 
mergel mit Kalkbänken, stellenweise mit vielen "Rhychonella 
plicatilis, in den sandigen Regionen weichere, gelbliche Sand- 
steine. Armut an Ammoniten. 


In manchen Bezirken graue Mergel oder Sandmergel mit 

kalkigen Bänken, oft glaukonitisch, reich an Fossilien mit 

auffallenden. Gastropoden. ‚Im NO-Böhmen oft grüner, sandiger, 

sehr glaukonitischer Ton (z.B. breitere Umgebung von Königin- 
hof). 


IV 


Sehr glaukonitische kalkige Grünsandsteine oder grünliche 
glaukonitische Sandmergel, die oft in wenig glaukonitische 
Sandmergel übergehen, reich an Pyrit (Limonit) Konkre- 
tionen, mit dunkelgrauen feinsandigen Kalkbänken, auf der 
Erdoberfläche in einzelne Konkretionen zerfallend, oft mit 
einzelnen zerstreuten Kalkkonkretionen. In der Umgebung von 
Bohdisch (Braunau) weißlicher koalinischer Sandstein, in der 
Umgebung von Königinhof grüner sehr glaukonitischer toniger 


Sandstein mit sehr vielen Peeten asper. Reich an Ammoniten. | 


In den sandigen Regionen Quadersandstein. 


Graue sandige Mergel, wenig glaukonitisch, mit feinsandigen 


Kalkkonkretionen. oft in Bänken. In den Uferregionen oft 
Spongilite (Gaize) mit kieseligen Konkretionen. In den sandigen | 


Regionen Quadersandstein in der böhm.-sächsischen Schweiz mit 
karakt. Inoceramus labiatus. In der Umgebung von Königinhof 
sehr harter quarzitischer Quadersandstein mit Pecten asper. 


III. 


Graue bis bläuliche, gewöhnlich weiche Mergel, stellenweise 


etwas festere Sandmergel mit Kalkkonkretionen (dann der Zone | 


IV a ähnlich). In den Uferregionen gelbliche Spongilite (Gaize) 
mit kieseligen Spongilitkonkretionen. Bei Michelob wenig glau- 
konitischer, etwas mergeliger Spongilit. In der Umgebung 
von Königinhof wenig glaukonitischer koalinischer Sandstein. 
In den sandigen Regionen weichere Sandsteine. In den unteren 
Schichten oft Pyrit (Limonit) Konkretionen. Inoceramus labia- 
tus, Mammites nodosoides; stellenweise Ostrea carinata 
(Böhmische Schweiz). 


Bläuliche, auf der Erdoberfläche graue oder gelbliche Tone 
oder mergelige Tone, stellenweise weiche, bläuliche Mergel, reich 
an Pyrit (oder Limonit) Konkretionen oft in Form von Verstei- 
nerungen, selten mit einer Zwergfauna. Stellenweise glauko- 
nitische Tone mit sandigen (oft elaukonitischen) Einlagerungen. 
In den sandigen Regionen sandige Tone oder glaukonitische 
tonige Sandsteine (Skutiöko) oder tonige Sandsteine mit tonigen 
Flecken (Liebenau bei Adersbach). 


6 ©. Zahälka. [6] 


Zone Gewöhnliche petrographische Zusammensetzung 


Grünliche bis grüne, recht glaukonitische Sandsteine, mehr oder 
weniger tonig, oft mit Unzahl von Versteinerungen. Stellen- 
weise gelblicher oder weißlicher Quadersandstein mit kao- 
linischem Zement, sparsamem Glaukonit oder ohne ihm. Die 
oberen Schichten manchmal reich an Pyrit ‘Limonit) Konkre- 
I. tionen, oft in Form von Spongien. Die Schalen der Lamelli- 
branchien im frischen Zustande pyritisch. Peceten asper, acumi- 
natus, Vola aequicostata, Ostrea carinata etc. Bei Königinhof 
weißlicher quarzitischer Quadersandstein. In den Klippenfazies 
glaukonitische kalkige Sandsteine, Kalksteine, Brekzien etc. mit 
| einer sehr reichen Klippenfauna. 


In der westböhmischen Kreide immer Süßwasserab- 
lagerungen, gewöhnlich weiße oder gelbe Quadersandsteine 
mit koalinischem Zement, in der höchsten Lage feinkörnig 
(Id), tiefer mächtige Lager von Ton oder Schieferton (Ic), 
| dann grobkörnige Sandsteine (Ib), an der Basis Konglomerate, 
| oft eisenschüssige (la) Toneinlagerungen manchmal in verschie- 
denen Niveaus. Diese Zone füllt die Unebenheiten des ehemaligen 
Kreidebassinbodens, darum große Schwankungen in der Fxistenz, 
Mächtigkeit und lithologisch paläontologischen Verhältnissen. 
M Stellenweise reiche Pflanzenflora in den Schiefertonen. 


- Inder ostböhmischen Kreide gewöhnlich Meeresablage- 
| rungen mit glaukonitischen gelblichen oder weißlichen Quader- 
| sandsteinen oder grünlichen tafelförmigen glaukonitischen 
| Sandsteinen stellenweise grüne glaukonitische Sande (Skuticko), 
mit einer Meeresfauna der Zone II ähnlich. Manchmal ist in 
den Uferregionen die ganze Zone oder die unteren Schichten 
derselben als Süßwasserablagerungen — den westböhmischen 

ähnlich — entwickelt. 


Ich muß hier den Umstand betonen, daß ich durch meine ein- 
fache Benennung der Zonen I bis X nicht die Absicht gehabt habe, 
in die Klassifikation der Kreide eine neue Benennung der Zonen ein- 
zuführen, sondern durch eine provisorische Benennung der natürlichen 
Aufeinanderfolge der Zonen aus dem Labyrinthe der verschiedenen 
Klassifikationen zu entweichen und die Vergleichung der böhmischen 
Kreideschichten mit denen der westlichen Länder Mitteleuropas zu 
ermöglichen. Wenn alle Geologen die französische und westfälische 
Division der Kreide als Muster für ihre wissenschaftliche Klassifika- 
tion erwählt haben, so wird auch aus unseren stratigraphischen Studien 
folgen, wie unsere Zonen in der ganzen Sudetischen Kreideformation 
zu benennen sind. 


Als Beispiel soll hier dargestellt werden, zu welchen unserer 
Zonen die verschiedenen Schichten der Krej£i-Friöschen Klassifi- 
kation der böhmischen Kreide typischer Lokalitäten, nach denen die 
genannten Autoren ihre Horizonte nannten, gehören. 


[ 


7] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 7 


Krejti-Fri&sche Klassifikation Typische Lokalität Zahälka | 
Chlomeker Schichten. a Se. 
bunzlau!). 
Priesener Schichten. Priesen bei Laun. || IX super. | 
Teplitzer Schichten. Teplitz. Xbr. | 
Bryozoenschichten. ds. 
Trigonienschichten. “ 
Umgebung IX: 
Zweiter Kokofiner Quader. von b. 
De Kokofin 
schichten. | Hledseber Zwischenpläner. ; a, 
Erster Kokofiner Quader. VII. super. 
ne Byschitz bei Melnik. IVb. 
Avellanenschichten. Malnitz bei Laun. Va. 
Malnitzer 
Schielsten: Launer Knollen. Laun. IVa,IVb Va. 
Malnitzer Grünsandstein. Malnitz bei Laun. IVd. 
Eike eh iepin Wehlowitz *r 
Wehlowitzer Pläner. = bei Melnik**), ver), 
Weißen- on 
” 2 on | Dfinover Ber IYa***). 
berger Dfinover Knollen. ER: bei Weltrus*#*). 10) et 
Schichten. Su en 
; Semitz bei III 
Semitzer Mergel. = Toyoa +#88), wer), | 
Korytzaner Schichten. Korytzan bei Kralup. 1. 
Perutzer Schichten. Perutz bei Laun. 1; 


Dabei müssen wir ausdrücklich bemerken, daß Krejti, Fri 
und andere Geologen ?), da ihnen die Faziesveränderungen der böh- 
ınischen Kreideschichten größtenteils unbekannt waren, ihre Zonen in 
verschiedenen Bezirken verschieden beurteilten; entweder nach ihrer 
petrographischen Zusammensetzung oder nach einseitigen paläontolo- 
gischen Beobachtungen. Da z. B. die mergelige Fazies der Zonen V, 
VI und VII den kalkmergeligen Fazies der Zone Xbc ähnlich ist, 


1) Fri& zählt auch die Kieslingswalder Schichten in Glatz zu den Chlo- 
meker Schichten. Wir werden in unseren späteren Arbeiten über die Kreide im 
Glatzischen beweisen, daß die Kieslingswalder Schichten jünger sind als die Chlo- 
meker Schichten am Chlomek. Man kann also nicht die Fossilien von 
Kieslingswalda mit denen vonChlomek u.a, in eine Reihe stellen. 

®) Siehe Zone X der Kreideformation im Isergebiete, pag. 96 und Zone X 
der Kreideformation im böhmischen Mittelgebirge (Manuskript). 


Ö. Zahälka. [8] 


wurden diese Zonen V, VI und VII oft als Teplitzer Schichten (Zone 
Xbc in Teplitz) erklärt, besonders da sie auch bei Laun Terebratulina 
gracilis führen, die als ein leitendes Fossil der Teplitzer Schichten 
betrachtet wurde, obwohl sie auch in anderen Zonen Böhmens auf- 
tritt. Ein anderes Beispiel. Die pyritische (oder nach Verwit. limo- 
nitische) Zwergfauna der mergeligtonigen Fazies der Zone IX (Priesener 
Schichten im Egergebiete bei Fri@ und Krejti) geht ganz natürlich 
über in die nächst Jüngeren mergeligtonigen Einlagerungen der Chlo- 
meker Schichten (Zone X), in der östlichen Hälfte des böhmischen 
Mittelgebirges und in dem ganzen nordböhmischen Sandsteinhoch- 
plateau bis in das Isergebiet. Darum beurteilten die Geologen diese 
tonigen Schichten — obwohl sie sich einigemal mit den Sandsteinen 
der Chlomeker Schichten abwechseln — als Priesener Schichten (Zone 
IX); usw. usw. Wir baben schon früher auf diese Determination der 
böhmischen Kreideschichten aufmerksam gemacht !). 

Es wird also belehrend sein, wenn wir in der auf pag. 10 u. 11 
folgenden Tabelle kurz angeben, wie unsere Zonen nur auf den her- 
vorragendsten Lokalitäten Böhmens von Krejiöf und Fri& erklärt 
worden sind. ?) 

Wie andere Geologen unsere Zonen in verschiedenen Bezirken 
der westböhmischen Kreide determinierten, haben wir am anderen 
Orte erklärt). 

Nach Beendigung unserer stratigraphischen Arbeiten in der west- 
böhmischen Kreide haben wir unsere zehn Zonen zuerst nach Sachsen, 
dann nach Ostböhmen und Nw.-Mähren, Glatz und Preußisch-Schlesien 
verfolgt. Die verschiedenen Fazieswechsel der einzelnen Zonen, die 
wir in der ostböhmischen Kreide fanden, waren größtenteils auch 
hier vertreten, doch war der Fazieswechsel einfacher. In allen diesen 
Ländern bildet die Kreideformation lJithologisch und paläontologisch 
ein Ganzes, darum nennen wir unsere Kreide in Böhmen, Sachsen, 
Nw.-Mähren und Preußisch - Schlesien mit Glatz: die Sudetische 
Kreideformation. Archaische Formationen, welche in der Regel 
überall die Sudetische Region umgaben, lieferten überall ähnliches 
Material zum Absatz ihrer Kreideschichten;; in ihnen wurden ähnliche 
Faunen begraben, die sich hier überall bei ähnlichen Naturverhältnissen 
analog entwickelten. 

Wir sind durch unser Studium zu dem Resultat gekommen, daß 
das deutsche Kreidemeer von Preußisch-Schlesien durch Glatz nach 
Böhmen eingedrungen ist. Glatz, nicht Sachsen, war die Verbindungs- 
stelle des böhmischen Kreidebassins mit dem deutschen Kreidemeere. 
Die Kreide Sachsens wurde abgesetzt in einem kleineren Golfe, in 
einem Ausläufer des größeren böhmischen Meerbusens. Von diesem 
Standpunkte ausgehend, könnte man die Kreide von Böhmen, Sachsen 
und Nw.-Mähren die Böhmische Kreideformation nennen. 

Ein ähnliches Kreideterrain wie in den Sudetischen Ländern 
fanden wir in Bayern, besonders in der weiteren Umgebung von Regens- 


!) Über die Schichtenfolge etc. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1900, pag. 67 etc., 
T. 2’ ete. 


2) Über die Schichtenfolge etc. Jahrb. 1900, pag. 67 etc. 


[9] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 9 


burg, Amberg, Roding. Es sind die Zonen I bis VIIl, die hier in mehr 
sandiger Fazies entwickelt sind, also ähnlich den sandigen Fazies der 
böhmischen Kreide. Gümbel benützte zur Parallelisierung und zur 
Gliederung de: Bayrischen Kreide die Klassifikation der böhmischen 
Kreide nach Krejci und Fric, besonders erklärte er auch unsere 
Zone V in Bayern als Teplitzer Schichten (Zone X), die er in der 
Umgebung von Laun und Malnitz in Böhmen oberhalb der Zone IVb 
gefunden hat. Danach ist auch die Vergleichung der bayrischen Kreide 
mit der böhmischen, deutschen und französischen ausgefallen. Wir be- 
trachten nicht die bayrische Kreide, wieGümbel, als eine Ablagerung, 
die in einem Zusammenhange mit der böhmischen Kreide war, sondern 
als eine Ablagerung des Meeresbusens, der sich von dem alpinischen 
Kreidemeere von Salzburg— Constanz gegen Regensburg in der Form 
eines Dreieckes verengte. Die petrographische Zusammensetzung unserer 
Zonen ist darum den bayrischen ähnlich, da das Kreidematerial der 
Regensburger Gegend aus ähnlichen archaischen Massiven stammt wie 
in Böhmen. 


Nun war es für unsere stratigraphischen Arbeiten höchst interessant, 
daß wir unsere böhmische Zonenreihe nicht nur in den Böhmen be- 
nachbarten Ländern, sondern auch in den entfernteren Gebieten 
Deutschlands, besonders im subhercynischen Gebiete, im Hils und West- 
falen fanden und dann auch in Belgien, England und Frankreich, 
dem letzten Ziele userer Studien. In allen genannten Ländern Mittel- 
europas besichtigten wir immer die Profile der ganzen Kreideformation, 
von der nächstälteren Formation (gewöhnlich Jura), bis zu den jüngsten 
Schichten des Senoniens, stellenweise Montiens. 


Ich hatte die Absicht, nach Veröffentlichung der detaillierten 
Studien über die westböhmische Kreide die Publizierung unserer Studien 
in der Weise fortzusetzen, daß ich zuerst über die Kreide in Sachsen, 
ÖOstböhmen, Nw.-Mähren, dann in Glatz, Preußisch Schlesien, Bayern 
und zuletzt über die Kreide in den westlichen Ländern Mitteleuropas 
abgehandelt hätte. Da aber die Publikation meiner detaillierten Arbeiten 
in Böhmen aus finanziellen Gründen heute untunlich ist, so habe ich 
mich entschlossen, wenigstens die Resultate meiner stratigraphischen 
Studien auf diesem Wege in kurzer Weise zu veröffentlichen. Die 
Geologen wird es gewiß mehr interessieren, wie unsere vergleichenden 
Studien bezüglich der westlichen Länder Europas ausgefallen sind, als 
jene hinsichtlich benachbarten Bezirke und Länder; darum werden wir 
mit dem Bassin angloparisien anfangen. 


Raudnitz, den 1. Juni 1913. 


Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) p) 


[10] 


Ö. Zahälka. 


10 


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i : "zytgnpaeg 
-II], 'z9saUATT T9q Ua4y9Lgog Aaazyıldaf pun dozupem ‘op : 


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yrıgpun ıy[l[oıy ı ey[eqgez 


8 sed nz 


| 
| 
| 


11 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 


[11] 


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"II 


"Al 


"IA 


9* 


12 C. Zahälka. [12] 


I. Abteilung. 


Die westböhmische Kreide und die Kreide im östlichen 
Bassin de Paris. 


Einleitung. 


Die Kreideformation des östlichen Bassin de Paris wird als aus- 
gezeichnetes Muster für die Klassifikation der Kreide überhaupt und 
der französischen Kreide besonders betrachtet. Das Kreidemeer war 
hier in fortwährender Tätigkeit vom Anfange der Kreideepoche bis 
zu deren Ende. Es sind hier alle Etagen mit ihren einzelnen Zonen 
vom Neocomien bis zum Montien ausgebildet. Die Schichten haben ein 
mäßiges Fallen gegen die Mitte des Beckens. Auf dem Rande des 
Beckens von Auxerre (Yonne) über Bar-le-Duce und Clermont-en-Ar- 
sonne bis nach Hirson am Fuße der Ardennen sieht man, wie die älteren 
Schichten gewöhnlich auf dem höchsten Jura ruhen. Von dem Rande 
gegen die Mitte des Pariser Beckens kann man einzelne Zonen in 
radialen Profilen verfolgen. Die älteren Etagen, besonders die des 
Cenomanien nehmen eine größere Erstreckung auf der Erdoberfläche 
ein. Es folgen ziemlich rasch aufeinander die Schichten des Turoniens, 
endlich das breite Band des Senoniens mit sehr. seltener Decke des 
Montiens. Die Tertiärformation bildet gewöhnlich das Hangende der 
letzteren zwei Etagen. 

In mancher Hinsicht ist der Bau des östlichen Kreidebassins von 
Paris der sw. Abteilung der westböhmischen Kreide ähnlich, besonders 
vom südlichen Rande (Rakonitz—Prag) gegen das Egergebiet und 

ipplateau. Auch hier haben die Schichten vom südlichen Rande des 
Kreidebeckens ein mäßiges Fallen gegen die Mitte des Beckens, auch 
hier haben die Cenomanschichten eine größere Verbreitung auf der 
Erdoberfläche, es folgen dann auch hier ziemlich rasch aufeinander 
die Schichten des Turoniens. Die Tertiärformation bildet auch hier 
(im böhmischen Mittelgebirge) das Hangende des Senoniens, aber das 
Senonien ist hier nur mit der untersten Zone vertreten. 

Auch die hohe bewaldete Terrassengestalt des Bassinrandes in 
der Argonne mit ihren Albien und mit den Spongiliten (Gaize) des 
untersten Cenomaniens erinnert oft an den südlichen hohen Terrassen- 
rand des böhmischen Bassins besonders in der breiteren Umgebung 
von Skutsch (ostböhmische Kreide). 


Lithologische Verhältnisse. 


Die petrographischen Verhältnisse einzelner Zonen des östlichen 
Bassin de Paris erinnern sehr oft an die petrographischen Verhältnisse 
derselben Zonen in den mergeligen Regionen des westböhmischen 
Beckens, besonders von Clermont-en-Argonne über St. Menehould, am 


[13] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 13 
Fuße der Ardennen von Hirson nach Vervins, hie und da auch in der 
Umgebung von Troyes. Der petrographische Wechsel der einzelnen 
Zonen und ihrer Abteilungen stimmt beiderseitig überraschend. Wir 
lassen eine kurze übersichtliche Vergleichung derselben folgen. Aus- 


führlichere Beschreibung siehe weiter bei einzelnen Profilen. 


Tableau der petrographisch ähnlichen Schichten in den mergeligen Regionen 
Böhmens und ihren Äquivalenten im östlichen Bassin de Paris. 


Böhmen. Frankreich. 
Mergelige Regionen des Westbassins. Im östlichen Bassin de Paris. 
& Weiße, weiche Kalk- Weiße festere und 
ne mergel alternieren mit härtere Kreide. 
eo harten und festen Mer- Zone ä Puisieux. 
oS8 Xd. gelkalken. Das erste || Terebratula In der Ch de 
2 = Vorkommen des Flint- || semiglobosa. En eo Kies 
Yo steines. Flintsteines. 
D Plaine de Chälons. 
Graue Kalkmergel bis Zone ä | Weiße weiche Kreide 
Xoß-tie. Mergplkalke, weich era mit Flintstein. 
hart, zum Kalkbrennen monat Gerey. 
N Zerient icaunensis. 
Feste Kalkmergelbank Kohers Feste Kreidebank, weiß- 
X bu grau oder weiß, stellen- Be lich, knollig, härter. 
“ [weise große flache leiuia Vervins. 
Knollen bildend. a, 
Grauerbis dunkelgrauer Grauer bis weißlicher 
2. mergeliger Ton. mergeliger Ton. 
Vervins. 
5 
Sp Dunkelgrauer, festerer Feste gelbliche oder 
2) Ton oder Kalkmergel weiße mergelige Kreide- 
= ı. | wit vielen Coprolithen, bank mitFischschuppen 
© “| Fischschuppen und und Zähnen. 
a Zähnen, stellenweise in 0:1 m. 
eS) Bonebeden. 01m Romery, Vervins, 
ir zug Zone & 
Terebra- 
Graue fette mergelige tulina Graue fette mergelige 
Tonschichten mit zahl- gracilis. | Tonschichten mit zahl- 
reichen Pyritkonkre- reichen Pyritkonkre- 
tionen und Gips, sehr tionen und Gips, stel- 
selten mit Sphaeroside- lenweise Konkretionen 
IX. rit in den höchsten von Carbonate de fer. 
Schichten. Romery, Vervins. 
Weißlicher fester 
Kreidemergel alter- 
nierend mitlichtgrauem 
weichem Ton. 
Valmy. 


14 


C. Zahälka. 


[14] 


Böhmen. 


Mergelige Regionen des Westbassins. 


Frankreich. 


Im östlichen Bassin de Panıs. 


Etage Turonien. 


Etage Cenomanien. 


Sandige, selten tonige 
Mergel, hie und da mit 
einer Kalkbank oder 
Kalkkonkretionen. Stel- 


Bläuliche Mergel. 
Gerey. 


Lichtgraue Mergel mit 
walzenförmigen Kalk: 
‚ konkretionen. 

Orbeval. 


Bläulicher oder grauer 
toniger Mergel. 
Foigny. 


Weiße mergeligeKreide. 
Braux. 


BläulichertonigerFisch- 
mergel. 
Foigny, Chaudron. 


Gelblicher und grauer 
Kreidemergel. 
Braux. 


Weißlicher 
fein 


weicher, 
glaukonitischer 

Kalkmergel. 

Foigny. 


Gelblicher und grauer 
Kreidemergel. 
Braux. 


Weißer Mergel. 
Foigny. 
Lichtgrauer und gelb- 
licher Mergel. 
Chaude Fontaine. 


R : Zone & 
lenweise Pyrit. In Ost- 
YALL > | onen Match Nana! et 
| graue mergelige Tone BEEEMR. 
oder Mergel mit weißen 
Kalkkonkretionen (Par- 
dubitz). 
Bläulicher, grauer oder 
gelblicher Mergel, sel- Zone ä 
VIl. ten Tonmergel. Actinocomax 
plenus. 
 Bläulicher und grauer 
| Mergel oder grauer 
fester Sandmergel mit 
VI. | Fischresten (Fisch- 
pläner). 
Zone & 
= Holaster 
Bläulicher, grauer oder |] swbglobosus 
' weißlicher Mergel oder || sup£rieure. 
toniger Mergel, stellen- 
vb. weise glaukonitisch. 
Graue bis weißliche Zone & 
Mergel bis Sandmergel, || Hol. subglob. 
Va. |gewöhnlich glaukoni- || inf. Niveau 
\tisch mit graulichen |ä Asternseris 
' Kalkbänken, oft sandig. | coronula. 
| Grünlichgrauer, weicher 
sehr glaukonitischer 
‚Sandmergel mit häu- 
‚ figen Pyritkonkretionen 
‚und harten Kalkbänken y x 
IVd. und Konkretionen oder Nee 


‚sehr glaukonitischer 
| Grünsandstein. 


| 
| 
| 


Pecten asper. 


” 


Grüner, weicher, san- 
diger, sehr glauko- 
nitischer Mergel. 

Origny. 


Graugrünlicher toniger 

oder mergeliger glau- 

konitischer Sand mit 

Konkretionen von Phos- 
phorit und Pyrit. 
Ste. Menehould. 


[15] 


Böhmen. 


Mergelige Regionen des Westbassins. 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 1 


Frankreich. 


Im östlichen Bassın de Paris. 


IV a. 


Graue bis gelbliche 
Sandmergel oder glau- 
konitische kalkige 
Sandsteine überall mit 
dunkelgrauen bis bläu- 
lichen harten Ialkkon- 
kretionen, stellenweise 
Spongilite (Gaize) mit 
kieseligen Sponsgilit- 
konkretionen. 


- Etage Cenomanien. 


IlIbd. 


llla«. 


Etage Albien. 


II. 


Bläuliche, graue oder 
gelbliche Mergel, oder 
graue gelbliche, bis 
weißliche Spongilite 
(Gaize), stellenweise 
grünliche, ‘wenig mer- 
gelige 
Spongilite mit kalk- 
konkretionen oder 
kieseligen Spongilit- 
konkretionen. 


Graublaue (im frischen 
Zustand) Tone oder 
mergelige Tone bis Mer- 


gel, stellenweise glau- 


konitisch, reich - auf 
Pyritkonkretionen. 


Bläulicher oder grün- 
licher teniger glauko- 
nitischer Sandstein mit 
Pyritkonkretionen (bei 
der Erdoberfläche lımo- 
nit.), stellenweise Quarz: 
sandstein mit kaolın. 
Zement, ste lenweise 
fester kalkiger glauko- 
nitischerGrünsandstein. 
Klippenfazies mit Pecten 
acuminatus. 


glaukonitische: 


Zone 
superieure 
A 
Schlönbachia 
inflata. 


Zone 
inferieure & 
Schlönbachia 

inflata. 


Zone ä& 
Hoplites 
interruptus. 


Zone & 
Acanthoceras 
mamillare 


et Aptien. 


Gelbliche 
(Gaize). 
Orieny. 


Gelblichgraue Spon- 
gilite (Gaize) mit dun- 
kelgrauen Konkretionen 
von kieseligem Spongi- 
Ir. Clermont. 


Weicher, 
mergel und toniger 
Spongilit (Gaize) mit 
dunkelgrauen kiese- 
ligen Spongilitkonkre- 
tionen. 


Ste. Menehould. 


grauer 


Graue tonige Mergel, 
Origny. 


Weiche graue Mergel. 


Larrivour. 


Bläuliche mergelige 


Spongilite (Gaize) auf 


der Erdoberfläche grau. 
Clermont. 


Gering mergelige Tone, 


dunkelgrau (im frischen 


Zustand). In oberen 
Schichten Phosphorit- 
konkretionen. 

Clermont. 


Sandmergel 


Ton- 


Grüner sehr glauko- 
nitischer toniger Sand. 
Hirson. 


Derselbe bei Clermont | 


mit Phosphorit- und 


Pyritkonkretionen. Der- 


selbe bei Montieramey | 


mit festen Bänken eines | 


grauen bis ‚grünlich- 
grauen glaukonitischen 
Kalksandsteines. Klip- 
penfazies mit Peeten 

acuminatus. 


16 GC. Zahälka. | [16] 


Böhmen. Frankreich. 
Mergelige Regionen des Westbassins. Im östlichen Bassin de Paris. 
Meeresablagerun- Depöt maritime: 
gen nurin Östböhmen: Vom böhmischen recht 
ı Weißliche oder grüne abweichend. Tone, Mer- 
CAR glaukonitische Sand- gel, feine Sande, Kalk- 
S steine oder glaukoni- steine. 
En tische grüne Sande ! Vendeuvre. 
Se mit einer seltenen Kalk- Bun Depot tellurun 
2 - gr : 
= I. steinbank (Skuticko). en Weiße und gelbe Quhra 
2 Süßwasserbildun- |(Aachenien). | sande mit eisen- 
&n gen: Weiße oder gelbe schüssigem Quarzsand- 
a . . B . 
= Quarzsandsteine mit stein bis Konglomerat 
Einlagerungen von Ton und sandigen Tonen 
(Schieferton.. An der (Aachenien). 
Basis oft eisenschüssiges Hirson. 
Konglomerat. 


Bemerkungen. 


In der nördlichen Hälfte des östlichen Bassin de Paris kommt 
gleich unter der Zone ä Micraster icaunensis eine feste, weißliche, 
knollige Kreidebank, „Roche‘ in Vervins, von der Mächtigkeit von 
1—2 m. Es ist dies die Zone & Holaster planus. Dieselbe feste Bank 
eines kalkigen Mergels kommt auch an der Basis des böhmischen 
Niveau X b vor. Wir bezeichnen sie hier mit Xba. Sie hat im Eger- 
gebiete eine Mächtigkeit von 0°5—1'5 m. 

So wie im östlichen Bassin de Paris, so bilden oft auch in 
anderen Ländern, besonders auch in Böhmen, die Zonen V, VI und 
VII ein ganzes lithoiogisches Schichtenkomplex. 


Niveau tres glauconnifer. 


Zwei Niveaus sind im östlichen Bassin de Paris und in Böhmen 
besonders charakteristisch durch das Auftreten einer großen Menge 
von Glaukonit, es sind: 

erstens die Zone II mit ihren glaukonitischen Sandsteinen in 
Böhmen = Zone ä Acanthoceras mamillare mit ihren sables verts im 
Albien Frankreichs, 

zweitens die Zone IVDb mit ihren sehr glaukonitischen Sand- 
mergeln oder Grünsandsteinen in Böhmen = Zone ä Pecten asper mit 
ihren sables glauconnieux in dem mittleren Cenomanien Frankreichs. 


' 


‘Niveau des phosphates et des pyrites. 


Interessant sind auch die Niveaus des phosphates in der Argonne 
und die analogone Niveau des pyrites im westlichen Kreidebassin 
Böhmens. Lambert!) unterscheidet in der Argonne vier Niveaus des 
phosphates von oben nach unten: 


1) Fitude comparative sur la repartition des Echinides cr&tac6s dans l’Yonne 
et dans l’Est du Bassin de Paris. P. 5—13. 


117] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. RT 


4° niveau des phosphates (p. 13) in den sables glauconnieux der 
Zone & Pecten asper — Zone IVb. 

3° niveau des phosphates (p. 8) in den argiles der Zone & 
Hoplites interruptus = Zone Ulla. 

2° niveau des phosphates .(p. 6, 9) in den sables verts glau- 
connieux der Zone superieure A Acanthoceras mamillare = Zone II 
superieure. 

1° niveau des phosphates (p. 5) in den gres et argiles & Plica- 
tules der Etage Aptien (& Grandpre) — Zone II la plus infer. 


Die nodules de phosphate de chaux sind Konkretionen 
von der Größe einer Erbse bis zu der eines Kopfes; manche bilden das 
Material der Petrefakten, besonders auch von Spongien; nicht selten 
sind sie durch Pyrit ersetzt. In Böhmen sind die Konkretionen der 
drei oberen Niveaus, gerade in denselben Zonen auffallend, immer 
durch Pyrit vertreten, auf denselben kann man hie und da die Gestalt 
der Spongien gerade nur ahnen. In der Zone II ist die Schale der 
Mehrzahl der Versteinerungen aus Pyrit (im frischen Zustande, weit 
von der Erdoberfläche, anders aus Limonit), wie wir es neuerdings!) 
in Raudnitz unter der Sohle der Elbe konstatiert haben. Auf der Erd- 
oberfläche oder in der Nähe derselben ist der Steinkern der Fossilien 
mit einem limonitischen Überzuge versehen und sind die Konkretionen 
in Limonit verwandelt. 


Wir können also in der Westböhmischen Kreide drei auffallende 
pyritreiche Niveaus unterscheiden, die den niveaux des phosphates in 
der Argonne entsprechen, und zwar: 


Niveau des pyrites der Zone IVb. 
Niveau des pyrites der Zone Ille. 
Niveau des pyrites der Zone II super. 


Auf die auffallenden Pyritkonkretionen der Zone II und IIla haben 
wir in unseren Publikationen (siehe weiter) oft aufmerksam gemacht, 
nicht aber auf das Vorkommen derselben in der Zone IVb. Darum 
haben wir jetzt in dieser Arbeit auch auf dieses Vorkommen hinge- 
wiesen (siehe weiter). 

Die mergeligtonige Fazies der Zone IX (= Zone ä Terebratulina 
gracilis) in Böhmen und am Fuße der Ardennen ist beiderseitig reich 
an Pyrit der nahe der Erdoberfläche in Limonit und Gips verwandelt ist. 


Es gibt aber noch ein viel gemeinschaftlicheres, sehr verbreitetes 
und darum wichtiges Niveau des phospates (stellenweise auch des pyri- 
tes) der ganzen Sudetischen Kreide, das wir auch in einigen Lokalitäten 
in Belgien und Frankreich konstatiert haben, in dem auch in Böhmen 
die Phosphate de chaux, nicht nur als gewöhnliche Konkretionen 
(nodules), sondern ebenfalls als Petrefaktenmaterial vertreten sind. Es 
ist das unterste Niveau Xa der Zone X (= Zone ä Terebratulina graecilis 
la plus super.). Über dieses werden wir gelegentlich auch hier ab- 
handeln (siehe weiter). 


1) Ütvar kridovy v Cesk6m Stiedohorfi. Päsmo II. Roudnice. (Die Kreide- 
formation im böhm. Mittelgebirge. Zone Il. Raudnitz. Manuskript.) 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 3 


18 ©. Zähalka. [18] 


Niveau der Spongilite (Gaize). 


Eine ausgezeichnete Übereinstimmung der lithologischen Verhält- 
nisse herrscht in den litoralen Fazies der Zonen IIIb und IVa in 
der Argonne sowie am Fuße der Ardennen einerseits, und in denselben 
Fazies und Zonen in Böhmen. Es sind die Spongilite und ihre 
verschiedenen Varietäten, die sie zusammensetzen. Mit dem Namen 
„Spongilit* (Zahälka) verstehen wir ein tafelförmiges Gestein, gewöhn- 
lich von gelber, weißer oder grauer Farbe, dessen Hauptmasse (unter 
dem Mikroskop) aus Skelettrümmern von Spongien besteht, die ge- 
wöhnlich aus Kieselerde zusammengesetzt sind. Zu diesen gesellen sich 
gewöhnlich Quarzkörner, Glaukonit, Kalzit, Ton, stellenweise Glimmer. 
Die Zentralkanäle der Spongiennadeln sind oft hohl und das Gestein 
ist dann porös und leicht. Der Spongilit hat in verschiedenen Ländern 
verschiedene Namen; in der Argonne heißt er „Gaize*. Die Spongilite 
haben oft dunkelgraue sehr feste und harte Konkretionen eines kiese- 
ligen Spongilits, in dem die Kieselnadel gewöhnlich ganz aus Kiesel- 
erde zusammengesetzt und erfüllt sind; darum sind sie dicht, haben 
nur wenig oder keine Poren; andere Mineralien sind nur wenig ver- 
treten. 


Die Kreide. 


Die böhmische Kreideformation enthält zwar keine reine Kreide, 
aber manche Kalkmergel der Zone X, besonders in dem Niveau Xb 
und Xd der westböhmischen Kreideformation, ‘sind der französischen 
Kreide ähnlich. In der Zone Xd aus Horni Slivno (bei Neu-Benätek) 
sind die etwas verwitterten Schichten des dortigen Mergelkalkes der 
Kreide ganz ähnlich ?). 


Flintstein (silex). 


Es ist bekannt, daß Flintsteine in den Kreidezonen Frankreichs 
im allgemeinen nicht auf konstante Niveaus beschränkt sind. Es kann 
eine gewisse Zone in einem Departement den Flintstein aufweisen, 
während derselbe in dem benachbarten fehlt. Es ist also nur ein 
untergeordneter Fall, wenn wir andeuten, daß in der Argonne, also im 
Bezirke, wo die lithologischen Verhältnisse den bömischen am nächsten 
stehen, der Flintstein allen Zonen fehlt und zuerst mit der Zone Xd 
(Zone ä Terebratula semiglobosa) in der benachbarten Plaine de Chälon 
anfängt, also geradeso wie in Böhmen, wo wir das Auftreten des 
Flintes zum erstenmal in der Zone Xd konstatierten 2), hier als kon- 
stantes Versteinerungsmaterial der T'hecosiphonia nobilis Röm. sp. 


') Pasmo X ütv. kfid. v Pojizefi. (Zone X der Kreidef. im Isergebiete, 
p. 19, Profil 130.) 

2) Ütvar kfid. v Öeskem Stredohofi. (Die Kreidef. im böhm. Mittelgebirge. 
Zone X Thecosiphonia nobilis.) Manuskript. ' 


[19] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 19 


Paläontologische Verhältnisse. 


Schon wenn wir die Sudetische Kreideformation verlassend, in die 
Kreide des NW-Deutschlands eintreten, sehen wir — bis auf einige 
wenige Ausnahmen — Abweichungen in den paläontologischen Verhält- 
nissen der äquivalenten Zonen. Noch größere Abweichungen fanden 
wir zwischen der Sudetischen Kreide und der Kreide des Bassin anglo- 
parisien. Je ähnlicher die petrographischen Verhältnisse der äquiva- 
lenten Zonen beidereits, desto ähnlicher sind auch die paläontologischen 
Verhältnisse. So stehen in dieser Beziehung die mergeligen Regionen 
der westböhmischen Kreide den ähnlichen Regionen im östlichen Bassin 
de Paris am nächsten, besonders denen am Fuße der Ardennen und 
in der Argonne. Die Faunen der Zonen ä Micraster icaunensis — Zone 
Xbß--c stimmen beiderseits, das heißt, sie haben viele gemeinschaft- 
liche Arten besonders auch von den Leitfossilien. Zu ihnen gesellen 
sich die Zone & Terebratula semiglobosa — Zone Xd, dann die Zone 
ä Holaster planus = Zone Xbx und das Niveau Xa der höchsten Ab- 
teilung der Zone & Terebratulina gracılis. Die übrigen Zonen, auch bei 
ähnlichen petrographischen Verhältnissen, haben wenig gemeinschaftliche 
Arten, aber sie haben doch bei ähnlichen petrographischen Verhältnissen 
ähnlichen Charakter, das heißt auffallend viele gemeinschaftliche Genera. 
Dies ist z. B. bemerkenswert bei der Zone V — Zone ä Holaster sub- 
globosus und ihrem untersten Niveau: & Asteroseris coronula — \ a. 

Bei dieser Gelegenheit muß ich noch darauf aufmerksam machen, 
daß es notwendigist, die Originale einzelner Artenin 
Frankreich und Böhmen in den Sammlungen selbst zu 
vergleichen; ich hoffe, daß sich auf diese Weise noch mehr 
gemeinschaftliche Arten ergeben werden, als wir jetzt ausweisen können. 

Interessant ist der Umstand, daß oft manche Familien, Genera 
und Arten in den äquivalenten Zonen in Böhmen und in Frankreich 
auf einmal auftreten und gleich in den nächsten äquivalenten Zonen 
beiderseits verschwinden. Solche Übereinstimmung fanden wir z. B. 
in folgenden Fällen: 

Es sind in der böhmischen Kreide zwei Niveaus, die sich durch 
eine größere Menge von Fischresten auszeichnen: die Zone VI = Zone 
superieure ä Holaster subglobosus und das Niveau Xa — Zone & Terebra- 
tulina gracilis la plus superieure. Gerade diese zwei Horizonte zeichnen 
sich am Fuße der Ardennen in der Tierache auch durch eine größere 
Menge von Fischresten aus (siehe das Profil Hirson-Vervins). 

Die glaukonitischen Sandmergel der Zone IV, besonders der oberen 
Abteilung IV 5 in Böhmen, zeichnen sich durch das häufigere Vorkommen 
der Ammoniten, besonders Acanthoceren aus. Die ihnen äquivalenten 
Zonen: Zone superieure A Ammonites inflatus = IV a und Zone & Pecten 
asper bei Troyes=IVb haben dieselbe Eigenschaft. Darum nennt 
Peron diesen Schichtenkomplex: „La craie marneuse & Ammonites“. 
Aber gleich die nächstjüngeren Mergel der Zone V in Böhmen führen 
entweder keine Cephalopoden (Egergebiet) oder sehr seltene (Umgeb. 
von Rip), was recht auffallend ist. Dasselbe führt auch Peron von der 
äquivalenten Zone ä Holaster subglobosus der Umgebung von Troyes an, 

3* 


20 | ©. Zahälka. [20] 


die er „La craie massive a Echinides et a Spongiaires de Thennelieres* 
nennt. Eine sehr seltene Erscheinung sind auch die Ammoniten dieser 
Zone in der Argonne und in den Ardennen (siehe weiter). 

Gerade die letzte Zone V ist in der westböhmischen Kreide be- 
kannt durch häufiges Vorkommen der Rhynchonella plicatilis; stellen- 
weise kommt sie massenhaft vor (Rhynchonellenbank im Elbtale zwischen 
Raudnitz und Melnik). Auch im östlichen Bassin de Paris treten gerade 
die Brachiopoden in derselben Zone hervor, besonders in der Um- 
gebung von Troyes und Ste. Menehould. 

Die früher erwähnte Zone & Pecten asper zeichnet sich in Frank- 
reich durch ein häufigeres Vorkommen des Pecten asper aus. In der 
westböhmischen Kreide kommt Pecten asper in dieser Zone IVb sehr 
selten, aber in der ostböhmischen Kreide, bei Königinhof oft, ja in 
dem grünen sehr glaukonitischen Sandsteine bei Stangendorf sehr häufig 
(siehe auch weiter den Absatz: Pecten asper) vor. 

In der böhmischen Bank Xal tritt stellenweise im Egergebiete 
die Terebratulina gracilis massenhaft auf. Dasselbe gilt von derselben 
Bank in der Tierache z. B. Vervins. 

Die böhmische mergeligtonige Fazies der Zone IX ist charakte- 
risiert durch das Vorkommen einer reichen Zwergfauna, in der die 
Gastropoden dominieren (drei Gastropodenhorizonte). Das Fossilien- 
material ist oft Pyrit, an der Erdoberfläche in Limonit verwandelt. Es 
ist sehr interessant, daß eine ähnliche Zwergfauna sich in der äqui- 
valenten Zone ä Terebratulina gracilis im östlichen Bassin de Paris 
befindet, wenn die Fazies auch mergeligtonig ausgebildet ist. Schon 
De Grossouvre!) schreibt: „Dans le Marne, elles possedent (Marnes 
argileuses & Terebratulina gracilis) une faunule interessante de Gastro- 
podes pyriteux, de petits Brachiopodes, et une serie d’Echinides 
de petite taille dont M. Lambert doit publier prochainement une 
liste raisonnee.* Auf meine Anfrage, ob diese Fossilienliste schor ver- 
öffentlicht wurde, teilte mir M. Lambert (3. April 1913) gefällig mit, 
daß er die Fossilienliste der genannten Zone ä Terebratulina gracilis 
de la Marne noch nicht publizierte und nur einige von dieser Kollektion 
seinen Freunden zur Veröffentlichung übergab. So führt Cossmann?) 


Calliostoma dievarım 
Solariella turonica 
Dentalium Lamberti an. 


Barrois?) beschrieb: 


Scalaria abbreviata 
Ammonites Oorneti. 


Auch in der Umgebung von Vervins führen die Marne bleue 
avec gypse et pyrites der Zone ä Terebratulina gracilis — Gastropoden 


!) Stratigraphie de la craie sup6rieure. Paris 1901, p. 117. 

?) Observations sur quelques coquilles Cretaceques rem. en France, Fasc. 1. 
Ext. Assoc. franc. pour l’avanc. d. S. Congres de Carthage. 1896, p. 24. 

®) Description de quelques especes nouvelles de la Craie. Ext. Annales Soc. 
geol. du Nord. 1878. T. V, p. 42. 


[21] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 2 


und Magas Geinitzi wie in Böhmen. (Siehe unseren Artikel über die 
Zone VIII und IX im Profile Hirson—Vervin.) 

Schließlich erwähnt Lambert!): Heteroceras Reussi se trouve 
dans la carriere sise entre Villevallier et Villecien, avec divers 
Gasteropodes, des Spongiaires, Möcraster Leskei etc., au sein d’un 
bane dont les fossiles sont souvent transformes en 
limonite“, also wie in den Gastropodenhorizonten der Zone IX 
Böhmens. N 

Lithologisch und auch etwas paläontologisch erinnern die 
mergeligtonigen Schichten der Zone IX an die Tone, mergeligen Tone 
und Mergel der Zone IIIa —= Zone & Hoplites interruptus sowohl in 
Böhmen als auch im östlichen Bassin de Paris. (Siehe die Zone III« 
in dem Profile der Umgebung von Troyes.) Die Anwesenheit einiger 
Versteinerungen der böhmischen Zone Ill in den Zonen VIII und IX 
in Frankreich, besonders J/noceramus labiatus, nahm Barrois zum 
Anlaß (siehe weiter), wie vordem Fric@2), die böhmischen Zonen III, 
IV und VI für unteres Turon zu halten. 

Zuletzt bemerkenswert ist das Auftreten der ähnlichen Faunen 
mit dem Pecten acuminatus Gein. in den Klippenfazies der Zone II 
— Zone ä Acanthoceras mamillare — bei Hirson in den Ardennen 
und in Böhmen. 


Bemerkungen über einige Leitfossilien der Kreide und ihre 
horizontale und vertikale Verbreitung. 


Die horizontale Verbreitung mancher Leitfossilien ist nicht so 
konstant wie man vermutete. Es kann in einem Lande für eine Zone 
ein gewisses Leitfossil gelten, während in einem entfernten Lande 
dieselbe Versteinerung in einer anderen Zone auffallend häufig vertreten 
ist. Solche Umstände waren wiederholt Veranlassung zur irrtümlichen 
Beurteilung des Alters gewisser Zonen. Bei der Bestimmung der 
äquivalenten Zonen kann nicht bloß ein Fossil das Alter entscheiden ; 
manchmal auch einige Fossilien nicht; denn gleiche lithologische Fazies 
in verschiedenen Zonen in einem oder in zwei entfernten Ländern 
können oft mehrere gemeinsame Fossilien ausweisen, wie wir es 
einigemal in Böhmen konstatierten und auch weiter beweisen werden 
(siehe dabei auch den weiteren Artikel: die Faziesveränderungen). 
In erster Reihe ist es notwendig, bei der Bestimmung äquivalenter 
Zonen die stratigraphische Lage der Zonen zu berücksichtigen, dann 
ihre beiderseitigen lithologischen Fazies und endlich den paläon- 
tologischen Charakter. Wenn möglich, soll man die ganze Zonenreihe 
aus einem Lande Schritt für Schritt in das andere Land verfolgen, 
dabei alle ihre litbologischen und paläntologischen Veränderungen 
sicherstellen. Es ist ganz sicher, daß manche fossilen Repräsentanten 
der Kreide früher in den Wässern der sudetischen Kreide lebten, 
als in jenen der westlichen Länder Mitteleuropas. Manche Fossilien- 
spezies der littoralen Zonen, besonders der Klippenfazies, setzten oft 


1) Souvenirs s. 1. g£ologie du Senonais, p. 3. 
2) Weißenberger Schichten, p. 9 des böhm. Textes. 


29 ©. Zahälka. [22] 


durch viele Zonen fort. Sie waren oft Ursache falscher Deutungen der 
äquivalenten Zonen. So ist zum Beispiel ; 


Inoceramus labiatus Schloth. sp. 


(Inoceramus mytiloides Mant. u. a. A., Inoceramus problematicus D’Orb.) 
eine charakteristische Versteinerung der Zone ä& Inoceramus labiatus 
(Zone VIII) in Frankreich und Deutschland. Aber /noceramus labiatus 
erscheint schon in der Zone IIIb (Zone inferieure ä Schlönbachia 
inflata des untersten Cenomans) in Böhmen. Darum wurde diese Zone 
in Böhmen von Schlönbach, Krejöt und Fri als die Zone des 
Inoceramus labiatus proklamiert. Jnoceramus labiatus ist auch eine 
gewöhnliche Erscheinung in den Zonen IVa und IVb (Zone superieure 
ä Schlönbachia inflata et ä& Pecten asper) in Böhmen, besonders aber 
in Sachsen sehr charakteristisch; darum hält man in Sachsen die 
Zone IV für die Zone ä JInoceramus labiatus. Stellenweise kommt 
Inoceramus lobiatus ziemlich selten in der mergeligen Fazies des 
Zonenkomplexes V, VI und VII (Zone ä& Holaster subglobosus und & 
Actinocomax plenus) in Böhmen vor. In der sandmergeligen Fazies der 
Zone VIII wurde er in der westböhmischen Kreide nur sehr selten 
konstatiert, etwas öfter kommt er in der mergeligen Fazies der 
ostböhmischen Kreide vor, z. B. in der weiteren Umgebung von Jarom&r 
und Josefstadt, also in der Zone, wo er in Deutschland, z. B. in 
Bürren oder in Frankreich z. B. bei Valmy (Orbeval) massenhaft 
vorkommt. Aber auch in Frankreich steigt er in die Zone VII (Zone 
a Actinocomax plenus) hinab, und im Gegenteil steigt er auch in die 
ZoneIX (Zone ä Terebratulina gracilis et Cardiaster Peroni) in Senonais !), 
also bis in den mittleren Turonien empor; ja Barrois?) führt ihn 
auch in der Zone Xbd (Zone & Holaster planus) des östlichen Bassin 
de Paris, also im höheren Turonien an. 


Inoceramus Brongniarti Sowerby 


ist ein Leitfossil für die Zone IX in Deutschland (Zone des Inoceramus 
Brongniarti) und in Frankreich (Zone ä Terebratuliua gracilis). Schlüter?) 
führt die Varietät I/noceramus annulatus Goldf. in Westfalen auch 
in der Zone Xbc (Zone des Heteroceras keussianum —= Scaphiten- 
Pläner) an. Barrois*), erwähnt J/noceramus Brongniarti aus dem 
östlichen Bassin de Paris aus der Zone & Inoceramus labiatus (Zone VIII) 
und der Zone ä& Terebratulina gracilis (Zone IX und Xa). In der 
böhmischen Kreide aber ist Inoceramus Brogniarti schon in der 
Zone IV bekannt (Zone superieure A Schlönbachia inflata und Zone 
a Pecten asper) und steigt durch alle folgenden Zonen: V, VI, VI, 
VIII, IX, Xabc bis in die jüngste böhmische Zone Xd (Zone & 
Terebratula semiglobosa des untersten Senonien) auf. 


!) Lambert: Souvenirs s. 1. g6ologie du Senonais. 1903, p. 2. — De 
Grossouvre: Stratigraphie de la craie sup6rieure. 1901 I., p. 113. 

2) Me&moire s. ]. terrain er6tac& des Ardennes etc. 1878, p. 443. 

®) Verbreitung der Cephalopoden etec., p. 477. 

*) Memoire etc., p. 443. 


[23] Die Sudetische Kreideformation. und ihre Aequivalente. 23 


Aleetryonia carınata Lamarck 


(Ostrea carınata Lam.) wird als besonders charakteristisch für die Zone 
ä Pecten asper (Zone IV b) in Frankreich, Belgien und Nordwestdeutsch- 
land gehalten. Aber Alectryonia carinata kommt in Böhmen und Sachsen 
schon in der Zone Il (Zone & Acanthoceras mamillare), z. B. Tissa, 
Pankrac (Reuss), Strahov bei Prag (Zahälka), Korycany ete. 
(Fric) vor. Diese Zone Il in Böhmen wurde für die Etage Ceno- 
manien gehalten, weil ihre typische Lokalität in Korytzan — eine 
Klippenfazies der Zone II — viele gemeinschaftliche Versteinerungen 
mit der Klippenfazies der Zone IVb (Zone ä Pecten asper) in Essen 
(Rheinprovinz) und Tournay (Belgien) besitzt. 

Alectryonia carinata ist aber auch bekannt in der Zone IlIa 
(Zone & Hoplites interı uptus des oberen Albiens) in Frankreich (Saint- 
Maurice-le-Vilil!), in der Zone IIIb (Zone inferieure & Schlönbachia 
inflata) in Böhmen (Elbetal bei Tetschen), in Frankreich (Larrivour, 
siehe weiter); sie steigt besonders in die schon genannte Zone IVb 
(Zone ä Pecten asper) in Frankreich (Ste. Menehould etc. siehe weiter) 
auf. Alectryonia carinata führt Lambert aus dem Niveau der 
Asteroseris coronula (Niveau Va) bei Ste. Menehould (siehe weiter) an, 
sie ist auch in dem Zonenkomplex V bis VII in Belgien (z. B. Autrepe) 
vertreten. (Zone & Holaster subglobosus et & Actinocomazx plenus.) Reuss 
führt sie außerdem in der Zone IX aus Priesen und im Niveau Xa 
aus Wolenitz (Böhmen) an. 


Pecten asper Lamarck 


gilt als ein charakteristisches Fossil für die Zone IVb (Zone ä Pecten 
asper) in Frankreich, Belgien und Deutschland wie die vorhergehende 
Alectryonia. Aber Pecten asper zeigt sich selten schon in der Zone II 
(Zone a Acanthoceras mamillare) in der westböhmischen Kreide (Tissa, 
Geinitz, Pfednf Kopanina etc. Frit, manchmal oft in der ost- 
böhmischen Kreide, z. B. in Liebenau (bei Adersbach, Zahälka). 
Barrois?) zitiert Pecten asper aus der Gaize der Zone & Schönbachia 
inflata (Zone IIIb und IVa des Ardennes et Meuse). Er steigt auch 
in Böhmen in die Zone IVa in der Umgebung von Königinhof 
(B. Zahälka, Reuss, Geinitz) auf, besonders aber sehr häufig 
in die Zone IVb (Zone & Pecten asper) in der Umgebung von 
Königinhof (höherer Steinbruch bei Stangendorf, B. Zahälka). Diese 
Zone IVb samt den Zonen IVa, III und II, stellenweise auch die 
Zone I, wurde oft in der ostböhmischen Kreide für die Korytzaner 
Schichten (Zone II) gehalten. Geinitz?) führt Pecten asper auch aus 
der Zone IV im Heuscheuergebirge, wohl aus der ersten Quadersand- 
steinterrasse (die Steinbrüche der Wünschelburger Lehne) an. Die 
irrtümlichen Lokalitäten Adersbach und Weckelsdorf bei Geinitz 
gehören wohl zu Liebenau (Zone II) bei Adersbach und Weckelsdorf. 


!) Lambert: Etude comp. s. 1. r. d. Echinides er6tac6s ete. 1894, p. 7. 
2) M&moire s. 1. terr. cretac& des Ardennes etc. 1878, p. 303. 
:) Das Quadersandsteingebirge, p. 185. — Das Elbetalgebirge, p. 198. 


24 C. Zahälka. [24] 


Dagegen kommt Pecten asper in der Zone IVb der westböhmischen 
Kreide sehr selten vor (Malnitz bei Reuss). Wie schon erwähnt, ist 
Pecten asper charakteristisch auch für die Zone IVb in Frankreich, 
Belgien und Deutschland. 


Barrois!) nennt den Pecten asper auch aus dem Zonenkomplex 
V bis VII (Zone ä Hol. subglobosus und Actinoc. plenus) in Belgien 
und Frankreich (Autreppe, Bellignies, Boussieres). Später werden wir 
sehen, daß auch in Westfalen Pecten asper bis in die Zone VI 
(Zone & Holaster subglobosus Schlüter) steigt. Endlich fand Reuss den 
Pecten asper selten in der Zone Xbß + c (Zone ä Mioraster icaunensis) 
in Hundorf und Drem£tie in Böhmen. 


Terebratula semiglobosa Sowerby 


gilt in Böhmen als ein Leitfossil besonders für die Zone Xbß+e 
(Zone & Micraster icaumensis). Sie kommt seltener vor in der Zone 
Xd (Zone & Terebratula semiglobosa) und Xba (Zone a Holaster planus) 
und noch seltener in dem Niveau Xa (Niveau de la Zone ä Ter. 
gracilis le plus superieur). Reuss fand dieselbe selbst nur einmal in 
der höchsten Lage der Zone IX in Horenec bei Laun (Zone ä& Ter. 
gracilis). In den westlichen Ländern Europas erscheint aber die 
Terebratula semiglobosa schon im Cenoman; sie steigt von der Zone 
ä Pecten asper (Zone IV b) z. B. in Blanc-Nez hinauf durch alle Zonen 
bis in die höchsten Schichten des Senoniens, z. B. in die assise de 
Spiennes in Belgien ?). 


Terebratulina gracilis Schlotheim sp. 


ist ein Leitfossil in der Lambert’schen Zone ä Terebratulina 
gracilis in der Senonais (Zone IX infer.), auch in der Barrois’schen 
Zone ä Terebratulina gracilis & l’Est du Bassin de Paris (stellenweise 
Zone IX, stellenweise Niveau Xa, siehe weiter). In Böhmen findet 
sich aber dieses Fossil schon in der Zone IVa (Zone superieure 
ä Schönb. inflata, wiewohl sehr selten (in Semitz, Friö). In der 
mergeligen Fazies des Schichtenkomplexes V bis VII (Zone & Hol. 
subglobosus und Zone ä Actinocomax plenus im Egergebiete kommt sie 
ziemlich selten vor, ebenso wie in Frankreich ®). In der Zone VIII des 
Egergebietes erscheint sie selten, wie in Frankreich. Zuerst in der 
Zone IX (Zone ä Terebratulina gracilis) tritt sie stellenweise in den 
mergeligtonigen Fazies häufig auf (Libes bei Tfriblic), im Niveau Xa 
(Zone & Ter. grac. le plus super.) stellenweise massenhaft (Kostic, 
LeneSic) und in der Zone Xbß-+.c. (Zone ä Mier. icau.) wurde 
sie besonders als ein Leitfossil proklamiert. In Frankreich steigt die 
Ter. gracilis bis in die Zone ä Hol planus (Niveau X bat) hinauf. 


1!) Ibidem, p. 374, 375. 

?) De Grossouvre: Stratigraphie ete., 1901. I., p. 302. 
®) Barrois: M&moire etc., p. 443. 

*) Barrois: M&moire etc., p. 443. 


[25] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 25 


Pecten pulchellus Nilsson 


kommt in der böhmischen Kreide sehr selten schon in der Zone IIIb 
(Zone inferieure & Schlönb. inflata in Semitz (Friö); diese Form reicht 
bis in die Zonen V und VI (Zone ä& Hol. subglobosus); besonders ist 
sie für die mergelige Fazies der Zone V sehr charakteristisch. In 
Sachsen führt sie Geinitz in der Zone Xbß und c (Zone & Meier. 
icaunensis). Die Art steigt aber in Deutschland und Belgien bis in 
den höchsten Senonien empor. Sehr charakteristisch ist sie hier für 
die Craie brune phosphatee a Pecten pulchellus z. B. in Ciply(Mourlon), 
ja sie kommt auch in der jüngsten Etage der Kreide — im Montien — 
z. B. im Poudingue de la Malogne (Mourlon) vor. 

Ahnliche Beispiele werden wir bei anderen Fossilien, z. B. bei 
Trigonia limbata D’Orb. in Böhmen und Westfalen sehen. Trigonia 
limbata und manche sie begleitende Versteinerungen sind in Böhmen 
charakteristisch für die sandige Fazies der oberen Zone IX (Zone 
ä Terebratulina gracilis in Frankreich, Zone des Inoceramus Brogniarti 
in Westfalen); aber in Westfalen finden wir manche von diesen 
Versteinerungen zwar in denselben lithologischen Schichten, aber im 
viel höheren Horizont — im unteren Senonien !). 


Pachydiscus peramplus Mantell sp. 


(Neoptychites p., Sonneratia p.) betrachtet man nach D’Orbigny als eine 
charakteristische Art für die Etage Turonrien. Lambert?) führt den 
Pachydiscus peramplus in Senonais von der Zone & Actinocomax plenus 
(Zone VII) bis in die Zone ä& Micraster icaunensis (Zone Xbß-+-c) an. 
Ähnlich De Grossouvre?°) in dem Bassin de Paris. Aber in Böhmen 
erscheint diese Art schon in der Zone IIIb Zone infer. & Schlönbachia 
inflata;, sie steigt durch alle Zonen hinauf bis in die Zone XbP-+ec 
(Zone ä Mier. icaunensis), wo .sie die größten Dimensionen erreicht. 
In Westfalen ist die Form noch bekannt in der nächstjüngeren 
Zone des Jnoceramus Cuvieri (= Zone Xd=Zone ä Terebratula 
semiglobosa, die Lambert schon für die unterste Zone des Senonien 
hält®). Barrois®) fand aber Pachydiscus peramplus in noch jüngeren 
Zonen des Senonien, in der Craie de Lezennes bei Lille (Zone & 
Inoceramus involutus), die schon dem Emscher in Westfalen entspricht. 
In Böhmen ist diese letzte Zone nicht mehr vorhanden. 


Mammites nodosoides Schlotheim sp. 


ist ein Leitfossil für die Zone & Inoceramus labiatus (Zone VIN) in 
Westfalen®). Schlüter erwähnt ihn auch aus dem Grünsandstein 


!) Schlüter: Verbreitung der Cephalopoden, p. 492. Siehe auch die Be- 
merkungen Schlüters auf p. 493. 

2) Souvenirs etc. 1903, p. 8. 

®) Stratigraphie, p. 147. T. V. ? x 

4) Stille: Erläuterung zur geol. Übersichtskarte der Kreidebildungen zu 
Paderborn etc. 1904, p. 25. — Schlüter: Verbreitung der Cephalopoden, p. 480. 

5) M&moire, p. 471, 467. i 

6) Schlüter: Verbreitung der Cephalopoden, p. 473. 


Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 4 


96 Ö. Zahälka. [26] 


von Michelob in Böhmen. Dieser (Schlüters) Grünsandstein von 
Michelob ist ein wenig glaukonitischer, etwas mergeliger Spongilit 
(Gaize) unserer Zone IIIb (siehe vorn; Zone inferieure & Schlönbachia 
inflata. Non Malnitzer Grünsand (Zone IVb) nach Laube). In der 
westböhmischen Kreide ?) ist Mammites nodosoides mit Mammites Michelo- 
bensis Laube eine seltene Erscheinung in den Zonen IIId und IVa. 
(Zone ä& Schlönbachia inflata.) In Frankreich ist Mammites nodosoides 
ein Leitfossil der Zonen VII und VIII, d. h. in De Grossouvres 
und Lamberts assise ä /noceramus labiatus. 


Auf die Verwandtschaft der böhmischen Mammites von Laube und 
Bruder mit den Genera Schlönbachia und Acanthoceras hat Laube 
(p. 229). aufmerksam gemacht. Siehe außerdem die Ansichten 
Petraschecks°), Kossmats®) und De Grossouvres?). 


Acanthoceras Deveriai D’Orbigny sp. 


führt De Grossouvre®) in Frankreich in der Zone ä& Acanthoceras 
Deveriai im Angoumien super., des höchsten Turoniens (also in 
unserer böhmischen Zone Xbc) z. B. in der Craie & Bryozoaires de 
la Touraine, valee de ’Indre an’). Friö®) zitiert Ammonites Deverianus 
erstens aus der Zone Illb des Weißen Berges (Zone infer. & Schlön- 
bachia inflata), zweitens aus höherem Weißenberger Pläner bei Citov. 
Wie aus unseren Arbeiten bekannt ist?), gehört diese zweite Lokalität 
nicht zu den Weißenberger Schichten (Zone III am Weißenberge), 
Friö, sondern zu viel höheren Schichten, und zwar zur Zone VII. 
(Zone & Inoc. labiatus.) Ich selbst fand denselben Ammon. Deverianus 
in derselben Bank (wie Friö VIIIb) in der Nachbarschaft derselben 
Lokalität in Lipkovie 19). 

De Grossouvre!!) bemerkt zu Fri@ Beschreibung des 
Ammon. Deverianus: „Il en differe parce qu’ il possede sur chaque 
flane 11 rangees de tubercules au lieu de 9: il se rapproche ainsi 
de l’espece que j’ai distinguee sous le nom d’Am. Deverioides et que 
F. Kossmat a montre &tre identitigque & Acanthoceras ornatissimum 
Stoliczka sp. du Cretace de l’Inde, mais il me parait encore plus 
voisin d’une autre forme du möme groupe qui se recontre aux environs 
de Saumur, & la base du Turonien.“ 


!) Laube et Bruder: Ammoniten der böhm. Kreide, p. 229. — Frit: 
Cephalopoden d. b. K.. p. 31. Amm. Wolgari Mant. var. lupulina (ex parte). -— 
De Grossouvre: Stratigraphie II., p. 778—9. s 

?) Siehe auch ©. Zahälka: Paläontologie kfid. ütv. v ok. Ripu 1896, p. 15. 
Päsmo III. und Päsmo IV. ütv kf. v ok. Ripu und Poohfi (Egergebiet). 

°) Die Ammoniten der sächs. Kreidef., p. 141. 

*) Untersuch. ü. d. südind. Kreidef., p. 128. 

°) Le cr&tac& de la Loire — Interieure etc., p. 11. 

‘) Stratigraphie II., p. 830. T. 35 et 37. 

) Ibid., p. 336. T. 11 et 19. 

°) Cephalopoden, p. 32. 2 
e: y Päsmo VII. kf. ütv. ok. Ripu, p. 13. (Zone VIII. der Kreidef. in d. U. 
v. Rip. 

DM lbid.sp. 11. 

!) Stratigraphie, p. 661. 


[27] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 97 


Heteroceras Reussi Gein. sp. 


Helioceras Reussianum D’Orb. sp. Geinitz: Das Elbethalgeb. II,, p. 193. 

Helioceras Reussi Fri&: Cephalopoden, p. 48. Weißenbergersch. p. 98 d. b. Textes. 

Holicoceras armatus D’Orb. Fri: Cephal. p. 47. Teplitzersch. p. 71. Priesenersch. 
p. 77 d. b. Textes. 

Turrilites Asterianus D’Orb. Reuss: Versteinerungen. I. p. 24. 

Hamites plicatilis Sow. Reuss: Verstein. I. p. 23. 

Hamites Reussianus D’Orb. Prodr. II. p. 216. 

Heteroceras Reussianum Schlüter: Cephal. p. 109. 

Schlüter hielt Heteroceras Reussianum für ein Leitfossil seiner 
Zone des Heteroceras Reussianum und Spondylus spinosus (Zone Xbe). 
Barrois!) findet dieses Fossil in seiner Zone & Epiaster brevis 
(Zone ä Micraster icaunensis = Zone Xbß+.c). De Grossouvre?) 
beobachtet ihn im Bassin de Paris in seiner Zone ä& Micraster brevi- 
porus (Zone IX + Niveau Xa) und in der Zone ä Micraster decipiens 
infer. (Zone Xbß +c). Lambert?) führt ihn im Senonais in der 
Zone & Cardiaster Peroni (Zone IX super. + Niveau Xa) an. In der 
böhmischen Kreide erwähnte ihn 

Reuss aus der Zone IX, 

Geinitz aus der Zone X bc (Strehlen und Weinböhla in Sachsen), 

Frid aus der Zone IX und Xb 

Zahälka aus der Zone IX und Xb. 


Bemerkung: Die angegebene Bestimmung Frit@’ des Heteroceras 
Reussi aus der Zone III (Zone infer. & Schlönb. inflata) von Semie 
und aus der unteren Zone IV (Zone super. ä& Schlönb. inflata) in 
Difnov, bedarf wohl einer erneuten Prüfung. 


Actinocomax plenus Blainville 


(Belemnites ‘plenus m. Aut.) wird in Frankreich, Belgien und Deutsch- 
land als ein Leitfossil für die Zone & Actinocomax plenus (Zone VI) 
angeführt. Aber dieses Fossil kommt in Frankreich schon in dem 
Niveau & Asteroseris coronula (Niveau Va der Zone V) vor). Dabei 
muß ich aufmerksam machen, daß Barrois die Zonen V+ VI (Bar- 
rois’ Zone & Holaster subglobosus im östl. Bassin de Paris) stellen- 
weise als Zone ä Actinocomax (Belemnites) plenus erklärte (siehe weiter 
unsere Profile bei Ste. Menehould und Hirson-Vervins), gewiß darum, 
da er in diesem Horizonte den Actinocomax plenus fand. 

Stille°) findet in Westfalen den Actöinocomax plenus in den 
obersten Cenomankalken (Zone V]). 

Bärtling‘) kommt in Westfalen zum Schlusse: „Das Fossil 
(Actinocomax plenus) ist vielmehr als typisches Cenomanfossil anzu- 
sehen“. 


1) M&moire, p. 442. 

2), Stratigraphie, p. 147. T. V. 

3) Souvenirs, p. 3. 4 

4) Lambert: Actinocomax cf. plenus (tres rares) in Etude comp. s. |. rep. 
des Echinides etc., p. 15. 

5) Erläuterungen z. geol. Karte zwischen Paderborn etc. 1904, p. 20. 

) Erläuterungen z. geol. Karte von. Preußen. Blatt Una. 1911, p. 112. 


4* 


28 ©. Zahälka. [28] 


In NW-Deutschland kommt Acanthoceras plenus auch in der 
Zone VIII (Zone ä /noceramus labiatus) !) vor. 


Bemerkung: De Grossouvre?) zitiert Actinocomax plenus 
aus den Korycaner (Zone II in Korycan) und aus den Weißenberger 
Schichten (Zone III am Weißenberge eventuell, III bis VI in der 
Umgebung von Melnik) in Böhmen. Mir ist keine Lokalität in diesen 
Zonen in Böhmen bekannt, wo der wahre Actöinocomax plenus gefunden 
worden wäre®). Es scheint, daß De Grossouvre den Belemnites 
lanceolatus Sow. Fri’ in seinen Korycaner Schichten (Zone II in 
Korycan) für Actinocomux plenus Blainw. hält. Damit wurde auch die 
Zugehörigkeit der Zone II (in Korycan) zum höheren Niveau unter- 
stützt. 


Wir haben da nur beispielsweise auf die horizontale und ver- 
tikale Verbreitung einiger weniger Leitfossilien aufmerksam gemacht. 
Es würde uns sehr weit führen, wenn wir diese Betrachtung in der- 
selben Weise fortsetzen wollten. 


Allein schon aus diesen wenigen Bemerkungen über einige Leit- 
fossilien der Kreide ist ersichtlich, daß zur Zeit einer gewissen Zone 
die leitenden Arten nicht immer auf einmal in allen Ländern Mittel- 
europas auftraten. Wir sehen — bis auf einige Ausnahmen —, dab 
die Leitfossilien oft in den sudetischen Ländern früher herrschten als 
in den westlichen Ländern. 


Auch die Cephalopoden — denen man in der Stratigraphie mit 
Recht die größte Wichtigkeit zuschreibt — versagen in dieser Hin- 
sicht oft ihre Dienste. Denn De Grossouvre schreibt in seiner 
Stratigraphie (p. 668) über den mittleren Teil der böhmischen Zone 
IX, daß heißt über die Zone & Terebratulina gracilis: „A Wunic, par 
contre, tous les Cephalopodes sont senoniens: Barroisiceras Haber- 
fellneri, Placenticeras Orbygnyi, Scaphites Lamberti.“ Dasselbe findet 
er — bis auf Turrilites Reussi — in den höchsten Schichten der 
Zone IX in Priesen, und kommt zur Konklusion (ibid. p. 668), daß 
die höheren Schichten der Zone IX zum Senonien gehören, aber die 
ganze Zone IX liegt unter der Zone X und die kalkmergelige 
Fazies dieser Zone X erklärtt De Grossouvre als Turonien! 
(Siehe weiter unseren Artikel: Parallelisierung der böhmischen und 
der französischen Kreide.) Man kann behaupten, daß der ganze Artikel 
De Grossouvres: „La craie de la Boh&me“ in seiner Stratigraphie, 
I., p. 653—670, ein prächtiger Beweis ist, daß auch viele Cephalo- 
poden zur Kreidezeit in den sudetischen Ländern früher auftraten 
als in den westlichen Ländern Mitteleuropas. 


Sehr interessante und wichtige Belege werden wir auch bei der 
Parallelisierung der böhmischen, westfälischen und subhercynischen 
Kreide beibringen. 


!) Schlüter: Verbreit. d. Cephalopoden, p. 473. Siehe auch p. 472. 
?) Stratigraphie II., p. 669. T. 26. Voir aussi, p. 662. 
3) Siehe auch Friö: Korycaner Schichten 1911 und Weißenberger Schichten. 


[29] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 29 


Bemerkungen zu einigen Echiniden. 


Die böhmischen Kreide-Echiniden wurden noch nicht systematisch 
beschrieben. Nur Noväk!) hat über die irregulären Echiniden der 
Korycaner Schichten (Zone II in Korycan = Zone super. A Acanth. 
mamillare) eine Publikation veröffentlicht. Es wäre verdienstvoll, diese 
für die Klassifikation der Kreide wichtige Fauna (sowie die der 
Ammoniten) kritisch zu bearbeiten, auf neue Funde und Arbeiten 
Lamberts Rücksicht zu nehmen und mit den Originalen der deut- 
schen und französischen (Lambert) Sammlungen vergleichen zu 
wollen. 


Micraster coranquinum Klein (sub spatangus) 


führt Reuss?) aus den Zonen Illa, IIb+IV, IVb, IX, Xbc der 
böhmischen Kreide an. Diese Determination ist irrtümlich. Schon 
Noväk?°) hat darauf hingewiesen, daß der Reuss’sche M. coran- 
quinum der Zone Xbce zum Teil auf Micraster breviporus, zum Teil 
auf M. cortestudinarium zurückzuführen ist. Das bestätigt sich überall. 
Zu welchen Arten man M. coranguinum aus den übrigen Zonen 
‚rechnen soll, ist schwer zu entscheiden. 


Die angeführte Reuss’sche Bestimmung war, neben anderen, 
eine von den Ursachen, warum man die böhmische Kreide viel zu 
jungen Altersstufen angereiht hatte. 


Über andere Reuss’sche Bestimmungen der Echiniden siehe 
besonders die zitierte Studie Noväks über Echiniden p. 9—11. 


Beachtenswert ist, daß Noväk in seiner Publikation über die 
irregulären Echiniden der Korycaner Schichten zwei Arten anführt, 
die im Gault der westlichen Länder bekannt sind. Es sind dies: 


Holaster cf. laevis de Luc sp.‘) 


aus dem unteren Gault der Schweiz, woselbst er bereits sehr ver- 
breitet ist, und 


Holaster suborbicularis Defr.°) 
im Albien der Schweiz bekannt. 


Manche Echiniden erfuhren in neuester Zeit besonders durch 
die Arbeiten Lamberts neue Determinationen und Berichtigungen. 
Auf einige wollen wir aufmerksam machen, da mit ihnen auch die 
neue Benennung der Zonen in Frankreich zusammenhängt. 


. 4) Studien an Echinodermen der böhm. Kreidef. Prag 1887. 
2) Die Versteinerungen d. böhm. Kreidef. II, p. 56. 
°®) Studien an Echiniden, p. 8, 9. 
*), Ibid., p. 39. 
5) Ibid,, p. 41. 


30 6. Zabälka, [30] 


Micraster icauunensis Lambert 1895') 


ist eine neue Spezies, die früher zu Micraster decipiens Bayle und 
Micraster cortestudinarium Cotteau (non Goldfuß), ja auch zu Spatangus 
coranguinum (wuenst. (non Klein) und Epiaster brevis Barrois (non 
Schlüter) et Lambert gestellt worden ist. 

Epiaster brevis Schlüter 1869 = Micraster brevis Desor ?). 

Micraster icaunensis ist ein Leitfossil in der höchsten Zone des 
Turonien (unsere Zone Xbß + c)®), die Lambert früher zum untersten 
Senonien — Assise ä Micraster decipiens infer. — zählte und die 
Barrois Zone & Epiaster brevis (= Craie de Vervins = Assise & 
Micraster breviporus super.) nannte. 


Micraster breviporus Agassiz 


ist eine in Böhmen sehr charakteristische Art für die kalkmergelige 
Fazies der Zone Xbc (Zone & Holaster planus Xba + Zone ä Micraster 
icaunensis Xbß + c), auch für dieselbe Zone Deutschlands und Frank- 
reichs (Ardennes). In der Senonais hat man früher diese Art als 
charakteristisch erklärt, besonders in den Zonen A Terebratulina 
gracilis + & Cardiaster Peroni + & Holaster planus (zusammen = Zone 
IX + Xba), darum nannte man diese Zonen 


Zone & Holaster planus. 
Assise ä Micraster breviporus*) 4 Zone & Cardiaster Peroni. 
Zone & Terebratulina gracilis. 


Es wurde aber konstatiert, daß die Mehrzahl dieser Formen 
zu einer anderen Art, und zwar zu Micraster Leskei Desmoulins 1837 
gehört?). Darum nennt man nach Lambert die frühere Assise & 
Micraster breviporus, Assise & Micraster Leskei. 


Micraster cortestudinarium Goldfuß 1826 (sub spatangus). 


Im unteren Senonien Frankreichs wurde Micraster decipiens Bayle 
als Micraster cortestudinarium Goldf. bestimmt. Darum nannte man 
früher besonders die Zonen & Micraster icaunensis Lamberts (Zone 
Xbß + c), die Zone & Terebratula semiglobosa (Zone X d) und die Zone 
ä Inoceramus involutus: Assise & Micraster cortestudinarium®). Barrois 
benannte nur die Zone ä Terebratula semiglobosa (Zone X.d) als: Zone 
ä Micraster cortestudinarium. 


!) Lambert: Essai d’une monographie du genre Micraster et notes sur 
quelques &chinides, p. 235 in der Stratigraphie de la craie sup6rieure par A. De 
Grossouvre, Paris 190], p. 149--267. 

2) Ibid., p. 253. 

®) Ibid,, p. 116. T. I. et Lambert: Souvenirs s. 1. Geologie du Senonais 
1903, p. 2. 

“4, Non Barrois Zone a Micraster breviporus des Ardennes! 

5) Lambert: Essai ete., p. 178 et 204. 

6) De Grossouvre: Stratigraphie. T. I. et IV. 


[31] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 31 


Bayle hat darauf hingewiesen, daß Micraster cortestudinarium 
eine auf Deutschland (auch Böhmen, Zahälka) beschränkte Art sei, 
und nannte die französische und englische Art Micraster decipiens 
Bayle 1878. — Lambert hat auch auf das Vorkommen des typi- 
schen Micraster cortestudinarium Goldf. in Böhmen hingewiesen (unsere 
Zone Xdc)1). Lambert?) nennt jetzt nur die 


Zone A Inoceramus involutus (manque en Bohöme) 


und 
Zone ä& Terebr. semiglobosa (Zone Xd en Boh&me) 


Assise & 
Mier. decipiens. 


' Wir kennen in Böhmen den Micraster cortestudinarium aus den 
Zonen Xbß +c. (Zone & Micr. icaunensis) und Zone Xd (Zone & 
Ter. semiglobosa). Man kann also Mier. cortestudinarium als „voisin* 
des französischen Micraster decipiens ansprechen. 


Die Faziesänderungen. 


Im Creton des Bassin de Paris sind zwar bedeutende litholo- 
gische Faziesänderungen der Kreidezonen wahrzunehmen, besonders 
in dem südwestlichen Teile, wo manche Schichten sandig sind, ob- 
wohl ihre Aquivalente in dem östlichen Bassin als Kreide sich reprä- 
sentieren; doch sind in dem böhmischen Creton noch größere litho- 
logische Faziesänderungen, besonders in den jüngeren Zonen zu be- 
merken, was in Frankreich nicht der Fall ist. Ursache dessen ist der 
Umstand, daß das Pariser Kreidebassin größtenteils mit breiten 
Bändern der Trias- und Juraformation umgeben ist, die mit ihren 
kalkigen Schichten das Hauptmaterial für die Kreideablagerungen des 
Pariser Bassins lieferten. Darum haben die kalkigen Ablagerungen in 
diesem Becken, besonders Kreide, die Oberhand. Jene Formationen, 
die hinter dem Jura- und Triasumfange dem Pariser Kreidebecken 
mehr toniges, besonders aber sandiges Material abliefern konnten, 
waren an der nö. Seite in den Ardennen, im Westen im Bereiche der 
Bretagne und Cotentin, noch andere waren die im Süden, im Bereiche 
von Limousin, Bourbonnais und Morvan. Darum sind die mächtigsten 
sandigen Ablagerungen im Westen, Süden und am Umfange der 
Ardennen. Im ganzen beobachtet man außerdem, daß die älteren 
Zonen mehr sandig, die jüngeren mehr kalkig sind. 

Das verhältnismäßig kleinere böhmische Kreidebassin war in 
weit größerem Umfange von archaischen und karbonischen Gebirgen 
umgeben. Diese haben ihm mehr sandige Ablagerungen geliefert; und 
gerade dort, wo es im größeren Maße von tonigen und kalkigen For- 
mationen umgeben war, wie z. B. im. W und SW des Beckens, herrschen 
in den Kreideablagerungen am meisten Ton und Kalk, wie am West- 
und SW-Rande des Beckens. Darum ist diese Abteilung der böhmischen 
Kreide dem Pariser Becken am ähnlichsten. Auch hier gilt im ganzen 
die Regel, daß die älteren Schichten vorwiegend sandig sind (Zone 
I+1), die jüngeren zumeist kalkig (Zone X). Die feinen, tonigen, 


1) Essai ete., p. 175. 
2) Souvenirs, p. 2. 


32 ©. Zahälka. [32] 


mergeligen und kalkigen Schichten des westböhmischen Kreidebassins 
gehen gegen das Lunitzer- und Isergebirge in sandsteinartige Fazies 
über. In ähnlicher Weise werden die Schichten des östlichen Bassins 
in der Richtung gegen das archaische Grenzgebiet, besonders gegen 
das Riesengebirge und Adlergebirge, mehr und mehr sandig, was 
auch von den Schichten der preußisch-schlesischen Kreide gilt. 

Für das kleine, von Gebirgen ringsumher umgeschlossene Becken 
war auch maßgebend, daß es auch Süßwasser-Zuflüsse hatte, so daß 
einer Anzahl von Arten der ehemaligen Meereskreidefauna das ent- 
standene Brackwasser abträglich war. Darum solche Armut an Cepha- 
lopoden, Echiniden etc. Erst zur Zeit der letzten Zonen Xbc und Xd 
traten wieder etwas günstigere Verhältnisse ein, so daß wir in Böhmen 
vielen Fossilientypen begegnen, die in NW-Deutschland und in Frank- 
reich ausgebreitet waren. 

Wir wollen beispielsweise zeigen, daß wir dieselben oder ähn- 
liche Faziesänderungen wie in dem östlichen „Bassin de Paris“ auch 
in der böhmischen Kreide entdeckt haben. 


Neocomien und Urgonien. Zone I. 


Die Süßwasserablagerung des Neocomien und Urgonien 
= Aachenien (Zone ]J), die bei Hirson (Ardennen) als ein weißer 
oder gelber Quarzsand entwickelt ist und mit einem grauen oder 
gelben, oft sandigen Ton alterniert und stellenweise in der unteren 
Abteilung Lagen von eisenschüssigem Quarzsandstein oder Konglomerat 
besitzt, hat im östlichen Rande des Kreidebassins als Aquivalent: feine 
Sande, Tone, Mergel und Kalksteine — eine Meeresablagerung, 
stellenweise mit einer Süßwasserzone. 

In der ganzen westböhmischen Kreide bildet die Süßwasser- 
ablagerung der Zone I ein weißer oder gelber Sandstein mit Ein- 
lagerungen von grauem Ton (Schieferton) und die Basis besteht ge- 
wöhnlich aus eisenschüssigem Konglomerat. In der östlichen Hälfte 
des böhmischen Beckens ist der Sandstein glaukonitisch, stellenweise 
ein glaukonitischer Sand. selten eine Kalkbank — esist eine Meeres- 
ablagerung und nur ausnahmsweise und nur nahe den ehemaligen 
Ufern des Meeres ist die ganze Zone I oder der untere Teil der- 
selben eine Süßwasserbildung, wie in der westböhmischen Hälfte des 
Bassins. 


Aptien und Zone a Acanthoceras mamillare. Zone Il. 


Diese Zone zeichnet sich durch die sehr glaukonitischen Grün- 
sande (Sable vert) aus, hie und da mit tonigen Schichten am Rande 
des ganzen östlichen Bassin de Paris. In der Argonne zeichnet sich 
diese Zone besonders durch die Phosphorit- und Pyritkonkretionen 
aus. In der Aube führt sie harte Bänke eines grünlichgrauen kalkigen 
glaukonitischen Sandsteins. Im Kontakt mit den älteren Formationen 
kommen unter dem Sable vert die Klippenfazies des Aptien (Hirson) vor. 

In Böhmen ist diese Zone mit ihren Sandsteinen fast überall auf- 
fallend glaukonitisch, glaukonitischer als die Zone I, manchmal recht 


[33] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 33 


tonig (Pfestaviky, Peruc). Im Egergebiete und in Raudnitz kommen 
viele Pyritkonkretionen vor — an der Erdoberfläche in Limonit ver- 
wandelt — und im Kontakt mit älteren Formationen geht die Zone 
in verschiedene oft kalkige (Korycany etc.) oder kieselige (Hrädek 
bei Zernosek, Skute&) Klippenfazies über. 


Zone & Hoplites interruptus. Zone IlLa. 


Diese Zone ist gewöhnlich im östlichen Bassin de Paris in Form 
grauer Tone oder mergeliger Tone entwickelt und in der Argonne 
enthält sie besonders Phosphoritkonkretionen, aber in St. Florentin 
führt. sie auch glaukonitische Tone und Sandsteine !). 

Auch in Böhmen ist diese Zone fast überall als Ton entwickelt, 
manchmal sind es mergelige Tone oder weiche Mergel (das böhm. 
Mittelgebirge). Die Pyritkonkretionen — an der Erdoberfläche in 
Limonit verwandelt — ist bei ihnen eine gewöhnliche und häufige 
Erscheinung. In Bfvan (Weberschan bei Laun) hat sie auch Einlagerungen 
von glaukonitischem Ton und Sandsteine. (Siehe Zone III im Erz- 
gebiete.) 


Zone inferieure a Schlönbachia inflata. Zone IIIb. 


In der Yonne als Mergel entwickelt?), auch in der Aube, 
aber in der Argonne geht sie in die mergeligen Spongilite (Gaize 
marneuse) über. 

Ähnlich ist die Zone in Böhmen entwickelt. Im Elbetal von Lysa 
über Melnik und Raudnitz sind es Mergel oder etwas sandige Mergel; 
im Egergebiete gehen sie zuerst in mergelige Spongilite, dann in 
normale Spongilite (Gaize) über. (Von Tfriblic über Hrädek und Laun 
gegen Saatz.) Auch im Prager Kreise, bei Skute etc., sind es ver- 
schiedene Spongilite. 


Zone superieure a Schlönbachia inflata. Zone IVa. 


In Clermont-en-Argonne sind die Schichten als Spongilit (Gaize 
siliceuse) entwickelt, die hie und da Konkretionen von kieseligem 
Spongilit enthält. Gegen Ste. Menehould werden die Schichten toniger ; 
die oberen gehen z. B. in den Tonmergel über. In der Aube liegt 
mergelige Kreide vor. 

In Böhmen bilden verschiedene Spongilite die Schichten der 
Zone IVa im westlichen Egergebiete. Gegen Raudnitz gehen sie in 
sandige Mergel über. Die kalkigkieseligen Konkretionen begleiten 
überall diese Zone. 


Zone a Pecten asper. Zone IVb. 


Diese Zone ist bekannt am Fuße der Ardennen und der 
Argonnen als ein sehr glaukonitischer Sand, der oft Konkretionen von 


ı) Lambert: Etude comparat, p. 9. 
2) Lambert: Etude, p. 10. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.‘ 5 


34 ©. Zahälka. [34] 


Phosphorit und Pyrit enthält. In der Aube tritt sie aber als eine 
mergelige Kreide!) auf. In Böhmen ist diese Zone in der Umgebung 
von Laun ein sehr glaukonitischer Sandstein (vulgo „rasäk“), aber 
gegen Raudnitz geht sie in einen glaukonitischen sandigen Mergel 
mit kalkigen Konkretionen über. Stellenweise ist dieser Mergel mehr 
oder weniger glaukonitisch und enthält viele Pyritkonkretionen, an 
der Erdoberfläche in Limonit verwandelt. 


Zonenkomplex ä Holaster subglobosus et Actinocomax plenus. 
Zonen V, VI und VII. 


Dieser Schichtenkomplex ist, im ganzen betrachtet, am Fuße 
der Ardennen und in der Haute-Champagne aus Kalkmergeln, Kreide- 
mergeln und Tonmergeln gebildet; aber in der Aube gehen sie in 
Kreide über. 

In Böhmen ist in dem westlichen:Egergebiete und böhmischen 
Mittelgebirge dieser Zonenkomplex oft aus tonigen Mergeln zusammen- 
gesetzt, gegen Osten gehen sie in Mergel und zwischen Raudnitz und 
Melnik in sandige Mergel und Sandsteine über. 


Zone ä Inoceramus labiatus. Zone VII. 


Die Zone ä& Inoceramus labiatus zeigt sich in Aube als weiße, 
mergelige Kreide, in der Haute-Champagne erscheinen feste licht- 
graue Mergel und am Fuße der Ardennen sind es bläuliche Mergel. 

In Böhmen zeigt die Zone bei Pardubitz bläuliche mergelige Tone 
mit weißen kalkigen Konkretionen; in Leneschitz bei Laun bläuliche 
tonige Mergel, Mergel und weiche sandige Mergel, aber gegen Osten 
werden sie sandiger und bei Libochowitz und Raudnitz besteht sie 
aus sandigen Mergeln mit Kalkkonkretionen. 


Zone a Terebratulina gracilis. Zone IX und Niveau Xa. 


Uber die Faziesveränderungen in dieser Zone schreibt schon 
De Grossouvre?): „L’assise & Terebratulina gracilis, d’abord 
calcaire dans le Sud, se transforme progressivement vers l’Est en 
marnes argileuses.“ Am Fuße der Ardennen sind es bläuliche, fette, 
mergelige Tone, reich an Pyrit, auf der Erdoberfläche gewöhnlich in 
Limonit und Gips verwandelt. 

Im Egergebiete Böhmens ist diese Zone aus bläulichen oder 
grauen fetten mergeligen Tonen gebildet (ähnlich in der Umgebung 
von Pardubitz und Jarom&f—Josefstadt), reich an Pyrit, auf der Erd- 
oberfläche in Limonit und Gips verwandelt. Nach Osten, gegen 
Raudnitz, wird sie mehr und mehr sandiger, hie und da auch mit 
kalkigen Schichten (Budyn£). 


!) Siehe auch: Zone IVd im Profile Clermont-- Ste. Menehould. 
2) Stratigraphie. L, p. 117. 


[85] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 35 


Zone ä Holaster planus und Micraster icaunensis. Zone Xbc 
und Zone ä Terebratula semiglobosa. Zone X.d. 


Alle diese Zonen behalten im allgemeinen eine ziemlich konstante 
Fazies als weiße Kreide von der Yonne über Aube und die Champagne 
bis zu den Ardennen (Vervins). 

Auch in den mergeligen Regionen der Kreide Böhmens behalten 
die mergeligkalkigen Schichten dieser Zonen eine ziemlich konstante 
Zusammensetzung von Laun (Leneschitz) über Libochowitz und 
Leitmeritz, Raudnitz, Melnik, Pod&brad bis nach Chlumetz und auch 
in der Umgebung von Chotzen, Hohenmauth und Leitomy3l. 


Wir haben sehr oft in unseren stratigraphischen Arbeiten in 
Böhmen nachgewiesen, daß mit der lithologischen Veränderung der 
Zone auch eine paläontologische Veränderung stattfindet. Wir haben 
diese lithologischen Faziesveränderungen Schritt für Schritt beobachtet, 
die allmählichen paläontologischen Veränderungen Schritt für Schritt 
konstatiert. Die verschiedene lithologisch-paläontologische Fazies 
einer und derselben Zone wurde aber früher von den Geologen als 
verschiedene Zonen betrachtet. (Siehe vorn.) 

Auch im östlichen Bassin de Paris, obwohl hier so durchgreifende 
Faziesveränderungen, aus vorn angegebenen Gründen, nicht existieren, 
sieht man doch überall ähnliche Beispiele. Wir werden dieselben später 
auch noch in anderen Bezirken Frankreichs sehen. So schreibt z. B. 
Peron!) über die Zone & Pecten asper (unsere Zone IV b) im östlichen 
Bassin de Paris: 

„Il est & remarquer d’ailleurs que la glauconie & Pecten asper, 
telle que nous la connaissons dans les environs de Maubeuge et 
d’Avesnes, ä Vourziers, & Sainte-Menehould, etc., est une fomation 
littorale, qui par consequent, peut ne pas exister dans les for- 
mations profondes de la mer cenomanienne et ötre representee 
en particulier dans d’Aube par des sediments et une faune 
differente.“ 

Mehrere Beispiele findet man weiter in dieser Arbeit. 

Wir haben in Böhmen auch nicht einmal beobachtet, daß in einer 
und derselben oder nur unbedeutend differierenden lithologischen 
Fazies die paläontologischen Verhältnisse sich ändern. Das gilt 
besonders von unserer böhmischen Zone & Inoceramus labiatus 
(Zone VIII). Fast in jedem Bezirke ist eine andere Fauna, so daß 
wir sozusagen in Verlegenheit kommen, wenn wir fragen: „welche ist 
eigentlich die charakteristische Fauna der sandigen Mergel der 
Zone VIII in der westböhmischen Kreide?“ 

Dasselbe finden wir im östlichen Bassin de Paris. Hier ein 
Beispiel: Unsere Zone V + VI (Zone & Holaster subglobosus ist in der 
Yonne als Craie marneuse entwickelt?) mit charakteristischem Holaster 
subglobosus. In der Aube (Troyes) ist die lithologische Zusammen- 


ı) Notes pour servir ä L’histoire du terrain de craie etc., p. 53. 
2) Lambert: Etude comparative etc., p. 10. 


5* 


36 Ö. Zahälka. [36] 


setzung dieser Zone ähnlich: Craie massive & Echinides et ä Spon- 
giaires?); und doch schreibt von ihr Peron?): „Il ne faut done pas 
s’attacher tropp exclusivement ä la presence de l’Holaster subglobosus 
pour caracteriser la zone qui nous occupe. Telle que nous la con- 
naissons dans l’Aube, cette asisse, d’ailleurs, montre un 
facies pal&eontologique assez special.“ 

In Böhmen ist es uns auch einigemal vorgekommen, daß viele 
Arten der Fauna einer gewissen Zone und Lokalität in eine andere 
Zone und Lokalität, wo dieselbe lithologische Fazies herrscht, über- 
gegangen sind; z. B. aus den Sandmergeln der Zone VII in Wehlowitz 
in die obere Zone VIII in Bechlin®). Viel interessanter ist aber das 
Übersiedeln der Zwergfauna aus der mergeligtonigen Fazies der 
Zone IX im Egergebiete und westböhmischen Mittelgebirges in die 
mergeligtonigen Schichten, die in der sandigen Fazies der Zone X 
eingeschaltet sind in der östlichen Hälfte des böhmischen Mittelgebirges 
und fast in dem ganzen nordböhmischen Sandsteinplateau von Böhmisch- 
Leipa nach Osten, bis in das Isergebiet ®). 

Dieselbe Erscheinung finden wir im östlichen Bassin de Paris. 
Peron schreibt): 

„La petite faune que nous y avons recontree (Zone infer. 
ä Schlönbachia inflata = Les marnes & Östracees de Larrivour = 
Zone IIlb) est peu variee, mais certaines especes y sont abondantes. 
Cette faune du c&enomanien marneux inferieur (Zone Illb), 
presente, d’ailleurs, ce fait interessant, qu’ elle est fort analogue 
a celle qui habite le c&nomanien marneux des couches supe&- 
rieures®), c’est-ä-dire la zone ä& Belemnites plenus (Zone VII) de 
la Marne et des Ardennes. Il est manifeste que le retour du me&me 
facies lithologique a ramene le m&me facies paleontologique et 
une recurrence de plusieures especes.“ 


Parallelisierung der böhmischen und der französischen 
Kreide. 


Schon A. E. Reuss sah im Jahre 1346 in seiner Fossilienliste der 
charakteristischen Versteinerungen des unteren Quaders (Zone II”) 
eine unzweifelhafte Übereinstimmung mit dem lower greensand 
Englands. In seinem Plänersandstein (Zone III + IV) sah Reuss 
das oberste Glied des lower greensand?2). Den böhmischen 
Plänermergel (Zone IX) hat er mit dem Gault verglichen °). Er sieht 


ı) Peron: Notes pour servir a L’histoire etc., p. 53. 

2) Ibid., p. 54. e 

®) Paläontologie kf. ütv. ve vys, Rip. etc. p. 12, 13. 

*) Zahalka: Päsmo X. v. Pojizefi (Zone X im Isergebiete), p. 96 u. 97. 
Päsmo X. v. Öes. Stredohofi (Zone X im böhm. Mittelgebirge). Manuskript. 

°) Notes pour servir etc., p. 45. 

®) Peron stellt hier die Zone & Actinocomax plenus zum höchsten Ceno- 
manien. 

’) Die Versteinerungen d. böhm. Kreidef. II. 1846, p. 116. 

8) Ibid., p. 118. 

®) Ibid., p. 120, 121. 


137] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 37 


seine 10 Leitfossilien im Gault des Bassin Anglo-Parisien, von denen 
7 sowohl in Frankreich als auch in England in Menge verbreitet sind, 
3 nur in Frankreich, und der Verfasser schließt seine Vergleichung 
mit den Worten: „so bleibt wohl kein Zweifel übrig, daß der 
böhmische Kreidemergel (Plänermergel) nichts als Gault sei.“ Als 
Reuss!) in seinem Werke die charakteristischen Fossilien des oberen 
Plänerkalkes (Zone Xbcd) anführte, schloß er: „Schon eine flüchtige 
Betrachtung überzeugt uns von der großen Übereinstimmung der 
Versteinerungen des Plänerkalks mit denen des englischen grey 
chalkmarl und der weißen Kreide.“ Über seinen oberen 
Quader (Zone IV bis X in Nordböhmen) kommt er zum Schluß: 
„so könnte dies dann doch kein gültiges Hindernis abgeben, um den 
oberen Quader mit deroberen weißen Kreide zu parallelisieren.“ 


Übersichtstabelle der Reuss’schen Klassifikation und Parallelisierung. 1846. 
(Von oben nach unten.) 


Der obere Quader (Zone IV bis X). . Craie blanche superieure. 
Oberer Plänerkalk (Zone Xbcd)... Greychalkmarl et Craie blanche. 
Plänermergel (Zone. IX)... . - - . « .. Gault. 


Plänersandstein (Zone III + IV)... 

een von Malnitz (Z.IV si 

Exogyrensandstein v. _ „ 

Grauer Kalkstein von Cendic (Z. IV an N ae 

Eigentliche untere Quader (Zone I +) 

EI SEM Te NT 
Später, 1867, in seiner Arbeit: „Die Gegend zwischen Komotau, 

Saaz, Raudnitz und Tetschen“, hat Reuss seine Einteilung der 

böhmischen Kreide sowie die Parallelisierung in nachstehender Weise 

(von oben nach unten) verändert: 


Bakmlitentone (Zone IX) . +. +... 0ze.ieli pi je . Quadratenmergel. 
Onerer Pläner (Zone’X) ... .. ... .". . Scaphiten-Pläner. 


Unterer Pläner —= ee — (Zone V, 
besonders Niveau Va). . - DH EaMEIT, 
Plänersandstein (Zone III + IV). AEer 
Gründsandstein 
 nenndnlein | (Zone IVb).......... } Cenoman. 
Unterer Quadersandstein (Zone I bis IX in der 
Böhmischen ra Zone I bis II im en 
gebiete) . TE IR „at AAIH RM 


Schlönbach (1868)2) stellte eine Klassifikation der böhmischen 
Kreide in Vergleich mit der Gliederung der nordwestdeutschen Kreide 
auf. Darum werden wir über dieselbe später abhandeln. Seine An- 


2), Tbid.;ıp. 121. 
2) Die Brachiopoden der böhmischen Kreide. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 
1868. 18. Bd., Hft. 1, p. 139. 


38 Ö. Zahälka. [38] 


sichten hatten auch Einfluß auf die Einteilung und Parallelisierung 
Krejeis und Fried), 

Krejöt (1868)°) führt folgende Einteilung und Parallelisie- 
rung der böhmischen Kreide an. (Unsere beigefügten Zahlen der 
Zonen beziehen sich nur auf die typischen Lokalitäten Krej6fs: 
also z. B. Teplitzer Schichten in Teplitz — Zone Xbc etc. Dasselbe 
gilt von den folgenden Tabellen.) 


Chlomeker Schichten. (Zone Xc) 


Priesener Schichten. (Zone IX sup.) il Senon. 


Teplitzer Schichten. (Zone X bc) 2 

Iserschichten. (Zone VIII sup. +- IX). . . T 
Malnitzer Schichten. (Zone IVb) . . . . pzon: 
Weißenberger Schichten. (Zone III) 


Korytzaner Schichten. (Zone IJ). ale \ 5 
Perutzer; Schichten. (Zone.D). .,.r., enoman. 


Fric (1872)°2) gibt nachstehende Vergleichung der böhmischen 
und französischen Kreide an: 


Chlomeker Schichten. Xc . 
Priesener Schichten. IX sup... 


— 


Teplitzer Schichten. Xbe.. . . 

Iserschichten. VIII sup. - X . . . .. 5 
Malnitzer Schichten. IVdb. . . . . . .f Turn! 
Weißenberger Schichten. III . Kr 


Korytzaner Schichten. II \ FE RN 2 
Perutzer’Schiehten. 1 . 212m (mm! SROWEZE 


| Senon. 


Gümbel (1894) ) stellt eine ähnliche Vergleichung auf: 


Chlomeker Schichten. Xc . 
Priesener Schichten. IX sup. 


Teplitzer Schichten. Xbe . . . 

Iserschichten. VII sup. - IX . . . .. 
Malnitzer&Schiehten IV DC HN Turon. 
Weißenberger Schichten. III . 


Tuchomeritz-Schichten. II . 
Hauptgründsandstein. II 
Korytzaner Schichten. II 
Perutzer Schichten. I 


Senon. 


: | Cenoman. 


1) Ibid., p 143. 

2) Studie im Gebiete der böhm. Kreideformation 1864— 1868. 
®) Cephalopoden d. böhm. Kreidef., p. 2. 

‘*) Geologie von Bayern. II. 1894, p. 835. 


[39] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 39 


Noväk (1877) ) gebraucht folgende Parallelisierung: 


Chlomeker Schichten. Xc . 

Priesener schichten. IX sup... .. ... 2", 
Teplitzer Schichten. Xbe . . . . . .. .fJenon. 
Iserschichten. VIII sup. + R . . 


Malnitzer Schichten. IVb set 3 u ae MAR 


Korytzaner Schichten. II . 
Perutzer Schichten. 1. 


h Cenoman. 


Noväk hat auch die Iser- und Teplitzer Schichten zum Senon 
eingereiht.e. Wie mir bekannt ist, geschah dies infolge Schlüters 
Bemerkung?) über die böhmischen Iserschichten, die Schlüter zum 
Senon stellte. Ich werde die Gelegenheit haben, bei der Paralleli- 
sierung der Kreide in Böhmen und Nordwestdeutschland, diese Behaup- 
tung zu berichtigen. 

Auch Po&ta?) hält an dieser Parallelisierung Noväks fest. 

In der neuesten Zeit hat auch De Grossouvre in seinem 
Werke: Stratigraphie de la craie supe&rieure, Paris 1901, 
eine Parallelisierung der böhmischen und französischen Kreide vor- 
genommen. In seinem „Tableau de la craie de Bohöme*, pag. 669, 
vergleicht er drei Gliederungen der böhmischen Kreide mit der 
französischen, und zwar die Gliederungen von Schlönbach, Fritsch 
und Zahälka. Die De Grossouvre’sche Parallelisierung von 
Schlönbachs Einteilung lassen wir diesmal außer acht, da es, 
wie ich schon vorausgeschickt habe, notwendig ist, zuerst Schlön- 
bachs Gliederung der böhmischen Kreide mit der in Nordwest- 
deutschland einer näheren Kritik zu unterwerfen. Das geschieht in 
einer späteren Abteilung dieser Studie. 

De Grossouvre parallelisiert nun die Gliederungen Fritsch’ 
und Zahälkas in folgender Weise: 


Tableau de la craie de Boh&me. 


Be ee ee a en 
deD’Orbigny|l de Coquand || de Fritsch || de Zahälka 
REIN | Conjaeien, || Chlomeker Schichten. | _ 
Priesener Schichten. Zone IX. 
Angoumien. Teplitzer Schichten. Zone X. 
onien. Iserschichten. —— 
Malnitzer Schichten. 
Ligerien. N ZOneeRi a Tl 
Re | an Weißenberger Schichten. F 
06 2 Korytzaner Schichten. Zone Il. 
noma 3 —— a 0 LU 
E Se Perutzer Schichten. Zone 1. 


| 


ı) Bryozoen d. böhm. Kreidef., p. 2. 
°) Verbreitung der Cephalopoden, p. 492, 493. 
°) Beiträge zur Kenntnis der Spongien d. böhm. Kreidef. 1883—1885. 


40 C. Zahälka, [40] 


Daß nach unseren stratigraphischen Arbeiten in Böhmen, wo wir 
Schritt für Schritt die ganze Zonenreihe von dem Bezirke der typi- 
schen Teplitzer Schichten in Teplitz (X5c) bis zu dem Bezirke der 
typischen Chlomeker Schichten am Chlomek (Xc) verfolgt haben, die 
kalkigmergelige Fazies der Zone Xbc (Teplitzer Schichten in Teplitz) 
der sandigen Fazies der Zone X (Chlomeker Schichten in der Um- 
gebung von Jung-Bunzlau) entspricht, war damals De Grossouvre 
(1901) noch nicht bekannt. 


Nach unseren Arbeiten !) ist die mergeligtonige Fazies der Zone 
IX, das heißt die Priesener Schichten im ganzen Egergebiete gleich 
der sandigen Fazies der Zone IX im Isergebiete. (Iserschichten sup.) 


Unsere Zone IX, das heißt die Priesener Schichten Fritsch’ 
oder Iserschichten super., liegt immer unter der Zone X, das heißt 
unter Fritsch’ Teplitzer Schichten, respektive Chlomeker Schichten. 
Es ist also ganz kurz und übersichtlich angedeutet (im Detail siehe 
unsere Arbeiten) ?): 


Mergelige Region Sandige Region 
der Kreide im Egergebiete. der Kreide im Isergebiete. 
Fri&' Teplitzer Schichten = Xbe. Chlomeker Schichten = Xbe. 
Frid@' Priesener Schichten —= IX. | Iserschichten super. — IX. 
ERBEN Ge BE IL. 1 ETW 2! 2 een 
\ 
Zone VII. Iserschichten infer. = VII. 


Nicht ohne Wichtigkeit ist auch der Umstand, daß Frie’ 
Priesener Schichten in Priesen, die De Grossouvres in seiner 
Arbeit speziell behandelt®), nur die obere Hälfte der gesamten 
Priesener Schichten (Zone IX) des Egertales und des westlichen 
böhmischen Mittelgebirges bilden. Das ganze Profil der Priesener 
Schichten, das heißt der mergeligtonigen Fazies der Zone IX in der 
erwähnten Gegend, ist kurz in der auf nebenstehender Seite befind- 
lichen Tabelle veranschaulicht. Eine detaillierte Beschreibung erfolgte 
in meiner Arbeit aus dem Jahre 1912 %). 


'!) Päsmo X ütv. ki. v Pojizefi. (Zone X der Kreideform. im Isergebiete.) 
Prag 1905. 


u ?) Pasmo VIII etc., Päsmo IX ete., Päsmo X etc., v okoli Ripu, v Poohfi, 
v Pojizefi. (Zone VIII ete., Zone IX etc., Zone X etc, in der Umgeb. von Rip, im 
Egergebiete und im Isergebiete. 


®) Stratigraphie, p. 666 u. 669. 


*) C. Zahälka: Die Kreideformation im böhmischen Mittelgebirge. Zone IX. 
(Manuskript.) 1912. - 


41 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 


[41] 


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‘cz 'quL (UOLLHöTT) "ı9zur uoruoan], 


"u9Tuorn]L 9] suep 
SOYUUOFUEO FuSWSFOLI4S sınaı[re Inojred 
yuos NUU09 489 NB9ATU 9] Juop sa]joo onb 
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"GI6Tt ea IP UeZ 


Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 


42 C. Zahälka. [42] 


Um De Grossouvres Parallelisierung mit der von mir fest- 
gehaltenen, weiter unten folgenden leichter zu vergleichen, ergänze 
ich De Grossouvres vorstehendes „Tableau de la craie de Bohöme“ 
durch die weitere Subdivision De Grossouvres nach seinem Tab- 
leau 4, p. 147 sowie Tableau 37 und 38, p. 830 seiner Stratigraphie. 


Tableau de la craie de Boh&me par De Grossouvre. 


Etages | Assise Zones & | Fri Zahälka 
E Craie inferieure a Mortoniceras Chlomeker Es 
.o Micr. coranquinum. Emscheris. Schichten. 
8 | Coniacien. : Eng SE 
& Craie sup£rieure & Barroisiceras 
Micr. decipiens. Haberfellneri. Pre = 
Eee Schichten. i 
Acanthoceras 
Craie inferieure ä Deveriai. 
Mier. decipiens. Acanthoceras Teplitzer 
Angoumien. ornatissimum. Schichten. x. 
fe . x 
„© Be Acanthoceras Iser- 
= - Eh 2 = 
° (Desk Tamb,) Bizeti. schichten. 
2) ee ner DS 
- - San : 
R = Be Malnitzer 
Ligerien. ® & ) Iabiatus ete. | Mammites nodosoi. | Schichten. us 
S . Saar ter des;et Acanthaceras | —— 2 0 
(Saumurien.) | ‚o.S | inferieure Weiß 
ES | avec Actino- 2:3P: u II. 
ö berger Sch. | 
comaz plenus. 
Korytzaner I 
Acanthoceras Schichten. ö 
Cenomanien, _ THOLOMAGENSE,. ne ee 
Acanth. Mantelli. Perutzer I 
Schichten. 


Der Umstand, daß De Grossouvre die Resultate unserer 
Arbeiten nicht beachtete und durch seine Parallelisierung der böhmi- 
schen und französischen Kreide teilweise zu einer unnatürlichen, ver- 
wirrten Reihenfolge der böhmischen Kreideschichten gekommen ist, 
beweist, daß man nach seiner — für solche Regionen, wo gleiche oder 
ähnliche Verhältnisse der Kreideformation herrschen — sonst sehr 
interessanten und belehrenden Theorie, die böhmische (auch sude- 
tische) und französische Kreide nicht vergleichen kann. 


Ich bin nach jahrelangen stratigraphischen Arbeiten in der 
Natur selbst, zuerst in der ganzen sudetischen Kreide, dann in den 
westlichen Ländern Mitteleuropas zu einer Parallelisierung der böh- 
mischen und französischen Kreide gekommen und habe es nun in 
dem beigegebenen Tableau I in anschaulicher Weise zur Darstellung 
gebracht. 


[43] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 43 


Position der böhmischen (auch sudetischen) Kreide 


zwischen den jüngeren und älteren Schichten der französischen Kreide 
im Pariser Becken. 


Etage Montien (Danien, Maöstrichtien). 


Assıse & Belemnitella mucronata. 


Assise & Actinocomax quadratus,. 


= N s 
‚© Zone & Assise & 
g arsupites ornatus. Micraster 
3 Zone ä \ coran- 
m Conulus albogalerus. quınum. 
© 
&n x 
8 Zone & 
en Inoceramus involutus. Assise ä 
u. m se Vene ) /icr;usi,; Gem 
Zone & eo 
eciprens. 
| Zone Xd. lerebratula semiglobosa. ö 
ERLITTEN 
Zone Xbß-+.c. Zone a Micraster icaunensis. 
=) 
Zone Xba. = Zone & Holaster planus. 
[ee ———— — © 
Niveau Xa. = : 
Er EN = Zone & Terebratulina gracilis. “Z 
| & a 
Zone VII. 8 Zone ä Inoceramus labiatus. ” 
\E2] "I 
Zone VI. Zone ä Actinocomax plenus. 5 
& ee en Fr 
8 Zone VI. Zone superieure & S 
= ‚Swen I 
= DENE & Holaster subglobosus. rS 
a — 5 er Il ® 
3 ! Nasa Vo 'S Zope inferieure a Holast. subglobosus, \ = 
® ; E Niveau & Asteroseris coronula. = 
© 
© =] S 
'S Zone IVb. 5% Zone ä& Pecten asper. z 
emo _ re z 
5 Zone IVa. = Zone sup6rieure a Schlönbachia inflata. S 
Si 
a ra m De2] 8 
Zone IIIb. Zone inferieure A Schlönbachia inflata. R 
. Ir 
Zone Illa. 5 Zone & Hoplites interruptus. 5, 
= A 
< Zone ä Acanthoceras mamillare. 
Zone I. & 
5 Aptien. 
Fa 
1 PR-WE EEBOBON De 
NO 
| Zone |. 833 
az R RT 


«En WE 0 CEED 2 EEE © EEE 3 EEE, D ELEND ERID BETA ETNO TATEN ET 
6 * 


44 Ö. Zabälka. [44] 


Bemerkungen. 


1. Die definitive Nomenklatur unserer sudetischen Zonenreihe 
und die Vereinigung mancher Zonen und Niveaus behalte ich mir bis 
nach der Veröffentlichung unserer Parallelisierung mit der Kreide von 
Nordwestdeutschland vor, da wir in manchen Ländern, besonders in 
Westfalen, unsere Zonen schön entwickelt fanden. 

2. Die Vergleichung unserer Zonen mit den Zonen der Carte 
geologique detaillee und Carte geologique generale sowie mit den 
Zonen anderer Geologen, befindet sich bei den einzelnen Profilen 
des östlichen Pariser Beckens. 

3. Grenzen der Etagen, Assisen und Zonen sind in der fran- 
zösischen Kreide noch nicht definitiv festgesetzt. So wird z. B. in 
der Carte geol. generale Flle. 14 (1902) die Grenze der Etage Albien 
bis zum Schlusse der Zone ä& Mortoniceras (Schlönbachia) inflatum 
gesetzt, obwohl man die erwähnte Zone jetzt zum Cenomanien rechnet 
(Barrois, Lambert etc.). Etage Coniacien hat bei Lambert 
die obere Grenze am Schlusse der Zone ä& /noceramus involutus!), 
aber bei De Grossouvre geht die Grenze bis zur Mitte der Assise 
ä Micraster coranguinum?) ete. etc. 

Barrois’ Zone & Terebratulina gracilkis in der Thierache mit 
einer Mächtigkeit von nur 1'5 m bis 26 m ist eigentlich bloß unser 
böhmisches Niveau Xa°); der Hauptschichtenkomplex dieser Zone 
(unsere Zone IX) wird durch Barrois in der Thierache schon zur 
Zone & Inoceramus labiatus eingereiht. Dagegen stellt Lambert im 
Senonais der Zone & Terebratulina gracilis einen höheren und tieferen 
Horizont (ibid.) auf. 

Die Sicherstellung einzelner unserer Zonen V, VI und VII, deren 
Schichten im Pariser Becken oft zusammen einen ähnlichen lithologisch- 
paläontologischen Komplex bilden, geradeso, wie auch oft in anderen 
Ländern Mitteleuropas (z. B. in der sudetischen Kreide), verursacht 
in Frankreich ebenfalls Schwierigkeiten. (Siehe auch unsere Profile 
bei Ste. Menehould und Hirson). 

4. Die genaue Umgrenzung mancher nacheinander folgenden 
lithologisch gleichen Zonen wird in Frankreich unter sehr ähnlichen 
paläontologischen Verhältnissen und durch Armut an Fossilien er- 
schwert, besonders bezüglich der höheren, aus Kreide zusammen- 
gesetzten Zonen. 

5. Es wäre wünschenswert, wenn von den Geologen die Fossilien 
der hervorragenden Übergangsschichten in separaten Fossilienlisten 
ausgewiesen würden und nicht in der Zone, zu welcher sie gehören, 
damit keine Mischung der Fossilienlisten mancher Zonen und Etagen 
stattfände. Solche Mischungen der Fossilien sehen wir z. B. in dem 
böhmischen Niveau Va und Xa, dann in der französischen Zone IIIb 
(Zone inferieure A Schlönbachia inflata). Es ist auch notwendig, die 
Fossilienlisten nach den verschiedenen Fazies separat aufzustellen, be- 


!) Geologie du Senonais, p. 2. 
2) Stratigraphie, T. 37. 
?) Siehe unser Profil Hirson — Vervins. 


[45] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 45 


sonders aber aus den Klippenfazies, da die Fossilienlisten der letzteren 
oft viele für verschiedene Zonen gemeinschaftliche Arten ausweisen. 

6. Es ist notwendig, daß die Paläontologen die Kreidefossilien 
einzelner Zonen und Niveaus verschiedener Länder selbst in den 
Sammlungen der bezüglichen Länder vergleichen. 


Bevor ich zur Schilderung der Profile des östlichen Bassin de 
Paris schreite, muß ich noch den verdienstvollen Geologen, den Herren 
A. D. Grossouvre, Ingenieur en chef des Mines ä& Bourges und 
J. M. Lambert, President du Tribunal civil & Troyes, für manchen 
Rat und tätige Hilfe meinen verbindlichsten Dank aussprechen. 


Profile im Östliehen Bassin de Paris. 


1. Profil aus der Umgebung von Troyes 


auf der nördlichen (rechten) Seite der Seine und ihres Zuflusses Barse, 
von Vendeuvre über Montieramey, Courterange, St. Parres und St, 
Maure nach Feuges. 


Etages Neocomien, Urgonien et Aptien. 


Die unterste Etage der französischen Kreide — Neocomien — 
ist in Vendeuvre zugänglich. Die Juraformation, die sich in östlicher 
Nachbarschaft von Vendeuvre erstreckt und die Gegend Haute-Marne 
ausfüllt, fällt allmählich mit ihren Schichten von SO nach NW und 
kommt in dem genannten Orte als Liegendes unter die Kreidefor- 
mation. Es ist hier die höchste Etage des Portlandien D’Orbignys 
mit ihren lithographischen und oolithischen Kalksteinen, welche die 
unmittelbare Unterlage des Neocomien bildet. 

Die erste zugängliche Zone des hiesigen Neocomien: Le cal- 
caire & spatangues finden wir in der Felsenwand des Bahnhofes 
Vendeuvre, wo zirka 5 m Kalksteinschichten voll von Lamellibran- 
chiaten zutage treten. Nördlich von Vendeuvre, etwa 0°5 km, setzen 
diese Schichten noch etwas höher fort, bald aber fängt die nächste 
höhere Zone an: Les marnes ostr&eennes des Urgonien, zugäng- 
lich auf dem Talabhange bei der Chaussee nach La Loge-aux-Chövres. 
Es sind braungelbe Mergel, selten Gips führend, mit der sehr häufigen 
Ostrea Leymeriei und bald darauf folgt in der höchsten Lage des Tal- 
gehänges die zweite Zone des Urgonien: Les sables et argiles 
panaches, die auch in einer Tongrube gut aufgeschlossen sind. 
Buntfarbige, hier auch feuerfeste Tone, wechseln mit feinkörnigen, 
tonigen, petrefaktenlosen Sanden ab. In den höheren Schichten be- 
herbergen sie kleine Stücke von Eisenerz (Limonit), oft oolithisch. 

Die Schichten des hiesigen N&ocomien und Urgonien entsprechen 
der böhmischen Zone I. Sie sind hier in ganz anderen petrographischen 
und paläontologischen Fazies entwickelt als in Böhmen. Die Zuge- 
hörigkeit der Zone I zum Neocomien und Urgonien haben wir aber 
im 5. Profile von Hirson ausführlich begründet (siehe dort). 


46 6. Zahälka. [46] 


Infolge des NW-Fallens der Schichten verbirgt sich der Spatan- 
gidenkalk bald unter die Talsohle der Barse, westlich von Vendeuvre, 
unter den austernreichen Mergeln bei Champ sur Barse (rechter Tal- 
abhang der Barse) und dem buntfarbigen Tone und Sande bis SW 
von La Villeneuve-au-Chöne. Bei der Station La Villeneuve legt sich 
auf die letzgenannten Schichten des Urgonien die nächst jüngere Zone 
der Etage Aptien: L’argile & plicatules, Tone mit Plicatula 
placunea, welche man in den aufgeackerten Feldern bis nach Ville- 
neuve beobachten kann. In der Ziegelei S von Villeneuve sind zirka 
6 m dieser Schichten aufgedeckt und hier beherbergen sie eine 
große Menge von Plicatula placunea, viele Ammoniten, besonders 
Hoplites Deshayesi, Ammonites cf. bicurvatus D’Orb.!) und Serpulen. 
Die Schalen der Plicatulen und Serpulen sind kalkig, die der Cepha- 
lopoden, Gastropoden und kleinen Lamellibranchien sind aber in Eisen- 
erz verwandelt. 


Der hiesige Aptien entspricht den unteren Schichten der Zone II 
in Böhmen. Auch hier haben die Schichten eine von den böhmischen 
abweichende Fazies. Siehe darum die nähere Begründung der Zuge- 
hörigkeit des Aptien zu der unteren Abteilung der Zone II beim 
5. Profile in Hirson. 


Etage Albien. 


a) Zone a Acanthoceras mamillare. 
Etage Albien inferieure de Lambert. 
Le sable vert (c!) de la Carte geol. detaillee. F. 82. 
Zone a Ammonites mamillaris de Barrois. 
Zone II de Bohäme. 


Die mergeligen Tone mit Plicatulen setzen am Fuße der Lehne 
von Villeneuve nach Montieramey fort, bis sie beim letztgenannten 
Orte unter die Talsohle verschwinden. In der ganzen Erstreckung 
sind sie bedeckt mit dem Albien-Grünsande: Le sable vert. Mit 
diesem Grünsande fängt die Periode der marinen Ablagerungen in 
der westböhmischen und in manchen Bezirken der sudetischen Kreide- 
formation an. Gleich über den mergeligen Tonen mit Plicatula zeigt 
sich ein intensiv spinatgrüner, sehr glaukonitischer, feiner und weicher 
Sandstein, der an der Erdoberfläche durch Verwitterung bis in die 
Tiefe von einigen Metern ganz in Sand zerfallen ist. Er besteht aus 
feinen, wasserhellen Quarzkörnern, zu ihnen gesellen sich feine spinat- 
grüne Körner von Glaukonit, sehr selten feine Schüppchen von 
Glimmer (Muskovit) und grauer Ton. Der letzte ist manchmal in 
schwachen oder dickeren Flecken angehäuft. Da der Grünsand in der 
Metallurgie als Formsand guten Dienst macht, wird er auf einigen 
Orten gegraben, z. B. NW von Villeneuve, besonders aber östlich von 
Montieramey, wo er in einigen Sandgruben aufgeschlossen ist. Ich 
fand in ihm keine Versteinerungen. 


!) Barrois: Me&moire sur le terrain cretac& des Ardennes etc., p. 250. 


[47] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 47 


In den höchsten Schichten der Zone: Le sable vert beobachtete 
ich feste Bänke eines feinkörnigen grauen bis grünlichgrauen harten 
glaukonitischen kalkigen Sandsteins, der oberflächlich durch Verwitte- 
rung bräunlich wird. In diesem waren Spuren von Lamellibranchiaten 
und ziemlich häufig fucoidenartige Stengel. In einer kleinen proviso- 
rischen Grube beim östlichen Ende der Gemeinde Montieramey, knapp 
bei der Straße, W von dem Wächterhause, fand ich (1912) eine Bank 
in nachstehender Schichtenfolge von oben nach unten: 


Erdoberfläche, Feld. 


Verwitterter graugelber Sand. . . . 20 m 

Glaukönitischer Grünsand . . . . . 15 m 

Feinkörniger glaukonitischer kalkiger 
Sandstein, fest, hart, grau bis grün- 
licherau eu. Be. VL m 


Sohle der Grube. 


Der feinkörnige kalkige Sandstein enthält sehr viele wasserhelle 
Körnchen von Quarz, wenig Glaukonitkörner und beide sind mit reinem 
Kalkspat verkittet. Der glaukonitische Grünsand, in dem die festen 
Bänke eingebettet sind, stimmt petrographisch mit den vorhergehenden 
tieferen Schichten (Zone I) der Zone: Le sable vert überein. Der 
feste glaukonitische kalkige Sandstein von Montieramey gleicht petro- 
graphisch seinen Aquivalenten der Zone II von Korycan bei Kralup 
in Böhmen. Die glaukonitischen Sande in Montieramey, in denen der 
feste kalkige Sandstein eingebettet ist, stehen petrographisch den 
glaukonitischen tonigen Sandsteinen der Zone II in der Umgebung 
von Raudnitz in Böhmen nahe. Ähnliche Sandsteine sind auch in der 
Zone II des Egergebietes und in der ostböhmischen Kreide, z. B. bei 
Chrudim, Skute® etc., auch bei Schönhengst in Mähren. 

Die paläontologischen Verhältnisse dieser Zone werden wir 
später kennen lernen, da hier von Villeneuve bis gegen Montieramey 
große Fossilarmut herrscht. 


b) Zone a Hoplites interruptus. 
Etage Albien sup6rieure de Lambert. 
Le gault (c?) de la Carte g6ol. detaill&e. F. 82. 
Zone & Ammonites interruptus de Barrois. 
Zone Illa de Boh&me. 


Beinahe 1 km nordöstlich von Montieramey bedeckt den Sable 
vert ein schwach mergeliger Ton, vulgo „tuf bleu“, ziemlich regel- 
mäßig geschichtet, in der Tiefe dunkelgrau, an der Oberfläche grau 
bis gelblichgrau, ziemlich muskovitisch, mit recht vielen mikroskopi- 
schen Körnchen von wasserhellem Quarz. Dieser Ton ist ein gutes 
Material zur Erzeugung von Dachziegeln, Drainageröhren etc., darum 
beherbergt er einige Ziegeleien, in denen seine Schichten bis in die 
Tiefe von 10 m aufgeschlossen sind. 


48 6. Zahälka. [48] 


Barrois!) gibt eine reiche Liste von Fossilien aus dem Tone 
bei Gerosdot, N von Montieramey: 


Otodus subinflata Ag. ?) 

Cirrhipedes. 

Nautilus Clementinus D’Orb. 
Ammonites interruptus D’Orb. 
Ammonites mammillaris Schl. 
Ammonites Lyelli Leym. 
Ammonites latidorsatus Mich. 
Ammonites Dupinianus D’Orb. 
Ammonites Beudanti Brongn. 
Ammonites Velledae Mich. 

Ammonites versicostatus Mich. 
Ammonites cleon D’Orb. 


Hamites alterno-tuberculatus Leym. 
Hamites virgulatus D’Orb. 
Turrulites Vibrayeanus D’Orb. 
Helicoceras gracilis D’Orb. 


Scalaria Olementina D’Orb. 
Scalaria Dupiniana D’Orb. 
Scalaria Gastina D’Orb. 
Turritella Vibraayena D’Orb. 
Acteon Vibrayeana D’Orb. 
Avelläna lacryma D’Orb. 
Avellana Clementina D’Orb. 
Natica excavata Mich. 
Natica Dupinii Leym. 
Solarium moniliferum Mich. 
Phasianella gaultina D’Orb. 
Rostellaria carinata Mant. 
Rostellaria Muleti D’Orb. 
Rostellaria carinella D’Orb. 


Fusus gaultinus D’Orb. 
Fusus subelegans D’Orb. 
Fusus Vibrayeanus D’Orb. 
Fusus Olementinus D’Orb. 
Fusus indecisus D’Orb. 
Fusus Cottaldinus D’Orb. 


Cerithium subspinosum Desh. 
Cerithium Lallierianum D’Orb. 
Cerithium Vibrayeanum D’Orb. 
Cerithium tectum D’Orb, 
Cerithium trimonile Mich. 


!) M&moire sur le terrais er6tacee ete., p. 269—275. 
?) Nach Barrois kommt in dieser Zone auch Otodus appendiculatus Ag. 
in Wissant (Pas-de-Calais) vor. (Ibid. p. 270.) 


[49] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 49 


Heleion tenwicosta D’Orb. 
Dentalium decussatum Sow. 
Bellerophina Vibrayeana D’Orb. 


Lavignon Clementina D’Orb. 
Lavignon subphaseolina D’Orb. 
Leda subrecurva D’Orb. 

Leda Vibroyeana D’Orb. 
Venus Vibrayeana D’Orb. 
Cardita Dupiniana D’Orb. 
Cardita tenuicosta D’Orb. 
Trigonia Fittoni Desh. 
Lucina Vibrayeana D’Orb. 
Cardium Baulinianum D’Orb. 
Nueula albensis D’Orb. 
Nucula bivirgata Fitt. 
Nucula ovata Mant. 

Nucula pectinata Sow. 

Arca carinata Sow. 

Arca glabra Park. 

Arca nana D’Orb. 

Limd parallela D’Orb. 
Inoceramus concentricus Park. 
Inoceramus Salomoni D’Orb. 
Pecten Dutemplii D’Orb. 
Pecten Raulianus D’Orb. 
Pecten laminosus Mant. 
Janira albensis D’Orb. 
Plicatula radiola Lamk. 
Ostrea canaliculata D’Orb. 


khynchonella sulcata Park. 
Rhynchonella Clementina D’Orb. 
Terebratella moreana D’Orb. 


Lambert?!) führt in seiner Fossilienliste derselben Zone von 
Saint-Maurice-le-Vieil unter anderen auch: 


Ostrea carinata Lamarck 


an, eine Art, die sich in der böhmischen Kreide schon in der Zone II 
befindet. 


Diese Zone entspricht der untersten Abteilung unserer Zone III, 
die wir in unseren Profilen früher mit III 1, später III« bezeichneten. 
Ihr Vorkommen als blauer Ton oder mergeliger Ton (an der Erd- 
oberfläche gelblich), ist in der ganzen sudetischen Kreide sowohl in 
Böhmen als auch in Sachsen und Preußisch-Schlesien bekannt. In 


=) Etude comp. s. |. r. des Echinides cretaces ete., PT, 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) Fi 
* 


50 Ö. Zahälka. [50] 


Prestavik bei Raudnitz !) ist derselbe 1 m mächtig, man könnte ihm 
auch noch einige Meter der nächsthöheren, weichen Mergel zuteilen ?). 
In der Umgebung von Schlan und Kladno ist diese Zone in den 
dortigen Schächten bis 6 m mächtig und als blauer sandiger Ton 
bekannt) wo Letzterer auch zum Ziegelbrennen verwertet wurde. In 
der Umgebung von Weberschan (Bfvan ®)) bei Laun, hat er auch glauko- 
nitische und sandige Lagen (von einer Mächtigkeit von 6°5 m), ähnlich 
in Makotfas®) im Prager Kreise und a. a. O. der ostböhmischen Kreide 
z. B. in Liebenau bei Adersbach etc. Dasselbe ist der Fall im öst- 
lichen Bassin de Paris. Die tonigen Schichten der Zone & Hoplites 
interruptus (Zone llla) in der Umgebung von Tuoyes verändern nach 
SO ihre lithologische Fazies und man findet sie in Saint-Florentin 
zumeist in Sandsteine (auch glaukonitische) und glaukonitische Tone 
verwandelt ®). 


In Böhmen ist die Zone IlIa sehr arm an Fossilien und sie 
wurde vom paläontologischen Standpunkte noch wenig beachtet. Ob- 
wohl wir da nur drei gemeinschaftliche Arten aufweisen können, sieht 
man doch in dem folgenden Verzeichnisse ’) unserer böhmischen Zone 
IIIla hinsichtlich der Genera einen ähnlichen Charakter wie im öst- 
lichen Bassin de Paris. 


Otodus appendiculatus Ag. L.®) 

Ammonites Lewesiensis Mant. (cinctus 
Sow., peramplus Sow.) R. 

Ammonites peramplus juv. L. 

Ammonites sp. L. 

Baculites anceps Lam. L. 


Turritella multistriata Reuss. F. 

Natica vulgaris Reuss. L. 

Scala (Scalaria) decorata? Gein. F. 

Rostellaria calcarata Sow. (I. stenoptera 
Goldf., composita Leym.) R. 

kostellaria (Aporhais) Reussi Gein. sp. 
(Parkinsoni Sow. bei Fitton). R. 


ı) Zahälka: O trech nejstarfich päsmech etc. (Über die drei ältesten 
Zonen etc.), p. 19. Schichte 1 und 2. 

?) Siehe Zone Ill in ©. Zahälka: Die Kreideformation im böhm. Mittel- 
gebirge. 1912. (Manuskript.) 

®) Lipold: Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1862, p. 515. 

*) Zahälka: Päs. III v Poohfi (Zone III im Egergebiete), p. 55, Profil 55. 

°) B. Zahälka: Pasmo I a II v zap. Povltavi (Zone I u. Il im westlichen 
Moldaugebiete), p. 26. £ i 

*%) Zahälka: Päsmo III v okoli Ripu (Zone III i. d. U. v. Rip), p. 19, 20. 
— Päs. III v Poohii (Zone III im Egergebiete), p. 59, 66. — Päs. III v Öes. 
Stfedohofi (Zone IIl im böhm. Mittelgebirge. Manuskript). — Reuss: Die Ver- 
steinerungen der böhm. Kreidef. — Lipold: Das Steinkohlengebiet etc. Jahrbuch 
d k. k. geol. R.-A. 1862, p. 514. 

”) Lambert: Etude compar. ete., p. 9. 

®) L. = nach Lipold, F. = nach Friö, R. = nach Reuss, Z. = nach 
Zahälka. — Gesperrt gedruckte Genera oder Spezies sind auch in Frankreich 
in derselben Zone vorhanden. 


[51] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 51 


Fusus vittatus Reuss. R. 
Avellana Archiaciana D’Orb. F. 
Pleurotomaria sp. L. 


Prootocardium (Cardium) Hillanum Sow. F. 

Euphyla (Lucina) lenticularis Goldf. sp. F. 

Nucula semilunaris v. Buch. L. 

Nucula pectinata Sow. R. 

Arca undulata Reuss. L. 

Arca subglabra (glabra) D’Orb. F. 

Arca sp. F. 

Arca Cornueliana D’Orb. (Cucullaea semi- 
radiata Reuss.) R. 

Venus fabacca Röm. F. 

Venus Goldfussi Gein. (parva Sow.) R. 

Leda (Nucula) siligua Goldf. sp. F., R. 

Tellina concentrica keuss. L. 

Avicula anomala Sow. F., Z. 

Inoceramus sp. L., R. 

Pecten Nilssoni Goldf. F. (Zlonice, Z.) 

Pecten trigeminatus? Goldf. L. 

Exogyra columba Sow. F., 2. 

Micraster sp. R. 

Achilleum rugosum köm. 2. 

Viele Foraminiferen. Z. (im mergeligen Ton). 

Sequoia Reichenbachi Gein. F. 

Salix angusta Rss. R. 

Dicotyled.-Blätter. F. 


Etage Cenomanien. 
a) Zone inferieure a Schlönbachia inflata. 


Les marnes cerayeuses & Ostrac&es de Larrivour de Peron et Lambert. 
Zone & Ammonites inflatus inferieure. Marnes de Larrivour de Barrois. 
Aequivalent de la gaize inferieure de l’Argonne par Lambert. 

La gaize (c?) de la Carte geol. detaillee. F. 82. 

Zone IIld in Böhmen. 


Von Montieramey kann man die Zone des Hoplites interruptus, 
oft mit diluvialem Lehm bedeckt, in einem beinahe 7 km breiten 
Streifen bis nach Courteranges verfolgen, wo sie unter der nächst 
höheren Zone inferieure ä Schlönbachia inflata verschwindet. Diese 
letzte Zone enthält in Courteranges Schichten von einem grauen 
Mergel, der weit von der Erdoberfläche dunkelgrau, oberflächlich aber 
grau bis gelblichgrau ist. In der Tiefe bricht er tafelförmig, an der Ober- 
fläche zerfällt er leicht zu einer tonigen Masse. Aus dieser letzteren 
wurden früher Ziegel bereitet, aber die ehemalige Tuilerie in Cour- 
teranges und die Briqueterie in Larrivour sind schon längst verlassen. 


= 


52 ©. Zahälka. [52] 
Ich wurde darum gezwungen, diese Schichten durch einen Arbeiter 
aufdecken zu lassen. Der graue Mergel enthält u. d. M. Ton und 
Kalkspat, besonders in der Form von Foraminiferen, unter denen 
die Globigerina cretacea D’Orb. dominiert. Dazu gesellen sich wasser- 
helle Körner von Quarz und feine Schüppchen von Muskovit, stellen- 
weise ein Leistchen von reinem Gips. 

Diese Mergel entsprechen der höheren Abteilung unserer Zone 
III in Böhmen, die wir mit IIIb bezeichnen. Da die beschriebene 
Lokalität von Courteranges schon recht weit von dem ehemaligen 
Meeresufer liegt, so steht ihr in Böhmen auch petrographisch die 
mergelige und sandmergelige Fazies der Zone III im ElIbtal& von 
Podebrad über Melnik bis nach Raudnitz, deren Lage auch weiter 
von dem ehemaligen Meeresufer entfernt ist, am nächsten. 


Peron!t) teilt die Etage Cenomanien im Departement de l’Aube 
von oben nach unten folgendermaßen: 


S—— Sg = een Zu =: 


| Zahälka. Peron. 
Etage | Zone ä | : i 
5, | ; a craie nodul m- 
Turonien Actinocomax | VII. 2 La ‚modules a Belem 
2 | nites plenus. 
le plus infer. plenus. | 
er DET | 
| VI 4 La craie seche en plaquettes 
; a Scaphites aequalis de 
b super \o: 
Zone & Saint- Parres. h 
u ud 2. en = & Bel ld=! 
Holaster 3 : K> 
VI. 3. | La craie blanchatre ou grise | 'S 
subglobosus. En massive ä Echinides et ä| 3 
S infer. Sr > =) 
.Z Spongiaires de Thennelieres S 
= Vv. et de Saint-Parres. IS) 
g ne u ne er Due, (8) 
= Zone a 2. | Lacraie marneuse peu glau- | & 
8 Pecten asper conieuse, blanchätre en | £ 
Z (IVd) + Zone | IV. bancs regl&s avec nombreux | 
= a Schlönb. in- nodules de pyrite & Ammo- 
Kos | flata sup. (IVa.) | nites de Laubressel. 
EEE 
Fopeıe 1 Les marnes crayeuses gri 
Schlönbachia III x 2 7 ul 
. ; sätres a Ostracees de Lar- 
ee rivour 
inferieure. i | 


Barrois?) führt nach Mullet?) 
bachia inflatä in Larrivour: 


aus der Zone infer. ä Schlön- 


Inoseramus sulcatus 
Ammonites inflatus 
Ammonites tuberculatus 


. ‘) Notes pour servir a l’histoire du terrain de craie dans le sud-est du 
Bassin anglo-parisien. 1887, p. 53. 


’) Sur le Gault ete. Extrait des annales d. 1. Soc. g6ol. du Nord. 1874. 
ST a Spa u 


®) Bull. Soc. G£ol. T. 6. 1848, p. 53. 


[53] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente., 55 


und in Goguette (cänton de Piney): 


Pollicipes laevis. 

Serpula heliciformis. 

Janira quadricostata (J. Dutem- 
plei D’Orb. de Peron). 


Peron!) fand in dem weißlichgrauen Mergel von Larrivour 
kleine Körner won Kalkspat und viele Fragmente von Pecten und 
Ostrea. Er konstatierte folgende kleine cenomane Fauna 
(petit faune): 

” Pecten elongatus. 

Plicatula radiola. 

Ostrea vesiculosa. 

Ostrea canaliculata D’Orb. (late- 
ralis Nilss.) 

Ostrea hippopodium. 

Ostrea Naumannı. 

Östrea carinata. 

Kingena lima. 

Multelea Lacvivieri Peron. 

Polytrema sphaera. 


Leymerie?) fand eine Albien-Fauna im Tone desselben 
Niveaus in Goguette: 


Serpula helieiformis. 

Ostrea parvula Leym. (canalicu- 
lata D’Orb., lateralis Nelss.) 

Belemnites minimus List. 

Pollicipes laevis. 

Pentacrinus cretaceus Leym. 

Fischreste. 


M. Barrois?) fand eine Mischung der Cenomanien- und 
Albien-Fauna in den Mergeln desselben Niveaus in Goguette und 
Larrivour: 

Oxyrhina macrorhiza Pictet 
et Camp. 

Pollicipes unguis Dow. 

Vermetus polygonalis Sow. 

Arca carinuta. 

Arca fibrosa. 

Pecten subdepressus D’ Arch. 

Pecten laminosus Mant. 

Pecten depresus Goldf. 

Pecten hispidus Goldf. 

Pecten Raulinianus D’Orb. 


!) Terrain de craie du Bass. anglopar., p. 46. 
) Ibid. 
®) La zone & Bel. plenus. 1875, p. 152. 


I 


54 ©. Zahälka. [54] 


Peeten elongatus Lamk. 
Plicatula pectinoides Lamk. 
Spondylus striatus Goldf. 
Ostrea sigmoiden Reuss. 
Ostrea vesicularis Lamk. 
Ostrea Ricordeana D’Orb. 
Ostrea Naumanni Reuss. 
Ostrea lateralis Nilss. 
Ostrea Lesneurü D’Orb. Ri. 
Böhynchonella compressa Lamk. 

Kingena lima D’Orb. 

Cidaris gaultina? Forbes. 


Diese Zone führt also noch die Reste der Albien-Fauna, aber 
es erwiesen sich auch schon die Repräsentanten der Cenomanien- 
Fauna, darum schließt Lambert): „‚Cet horizont est aujourd’ hui 
celui des marnes inferieures du cenomanien.“ 

In demselben Niveau (Zone IIIb) des Prager Kreises in Böhmen 
befinden sich?) manche von den zitierten Arten, obwohl ihre litholo- 
gsische Fazies mehr den spongilitischen Schichten der Zone inferieure 
ä Schlönbachia inflata der Argonne näher steht. Es sind: 


Vola (Janira) quwinguecostata Dow. sp. 
- Rhynchonella compressa Lamk. 
Pecten laminosus Mant. 

Spondylus striatus Sow. Sp. 

Ostrea lateralis Nilss. 

Ostrea hippopodium Nüss. 


Reuss?°) führt aus derselben Zone an: 


Ostrea vesieularis Lamk. 


Im Elbtale der böhmischen Schweiz kommt in der sandigen 
Fazies dieser Zone Alectiryonia (ÖOstrea) carinata Lamk vor. 

Eine größere Breite, als die Zone ä Hoplites interruptus (c?), 
nehmen an der Oberfläche die Mergel der Zone inferieure & Schlön- 
bachia inflata (IIlb) (c3) ein. Man kann sie von Courteranges in den 
tieferen Lagen der Erdoberfläche bis nach Villechetif verfolgen. Die 
höheren Lagen auf der ganzen Strecke, ja noch weiter bis nach 
Creney, gehören den nächst jüngeren Zonen, die in der Carte geol. 
detaillee zum Niveau der Craie de Rouen (c*) eingereiht wurde, an. 


1) Etude compar. s. ]l. r. d. echinides cretaces. 1894, p. 11. 
’) B. Zahälka: Kfid. ütv. v zäp. Povltavi (Die Kreidef. des westlichen 
Moldautales), p. 42, 43. 


®) Die Versteinerungen d. böhm. Kreidef. II,:p. 37. 


Li 
Li 


[55] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 


er 
ni 
e3 
wi 


b) Zone sup£rieure a Schlönbachia inflata et Zone a Pecten asper. 
La craie marneuse en bancs regles a Ammonites de Lauhressel de Peron etd 
Lambert. 

Zone ä Holaster nodulosus de Hebert, 


eaanivalent de la gaize superieure et sables glauconnieux ä Pecten asper de 
l’Argonne de Lambert. 


Craie de Rouen (ct) le plus inf6rieure de la Carte geol. detaillee. F. 82. 
Zone IV in Böhmen. 


Gleich über den weichen Mergeln von Larrivour und Courten- 
ranges, ruht, nordwestlich von diesen Ortschaften, und zwar südöst- 
lich von Laubressel bei Fontaine des agneaux, ein fester weißlicher 
kalkiger Mergel. Er ist wenig glaukonitisch, in regelmäßigen Bänken, 
klüftig und stellenweise sind die festen Bänke durch schwache tonige 
Schichten getrennt. Diese Zone ist reich an Cephalopoden, die diesen 
Horizont besonders charakteriesieren. Peron führt von Laubressel 
nachstehende Fossilien an: 


Nautilus Deslongchampsi 

Ammonites Ichotomagensis 

Ammonites laticlavius 

Ammonites Mantelli 

Ammonites navicularis 

Ammonites varians 

Ammonites Coupei 

Turrilites costatus 

Turrilites Gravesi 

Pleurotomaria formosa Leym. 

Pholadomya Sancti— Floren- 
tini Cot. 

Lima Hoperi 

Pecten elongatus 

Terebratula sp. 

Holaster subglobosus 

Holaster nodulosus. 


Diese kalkigen Mergel, la craie marneuse & Ammonites de Peron, 
gehen nach den Studien der französischen Geologen!) in der Nord- 
ostrichtung in eine andere lithologische und damit auch paläontolo- 
gsische Fazies über, und zwar: die unteren Schichten in die obere 
Gaize (Gaize calcaire) de l’Argonne (Zone & Schlönbachia injlata super. 
— Zone IV a), die obersten Schichten in die Sables glauconieux, phos- 
phatiferes der Zone ä Pecten asper (Zone IV). 

Die Zone der La craie marneuse & Ammonites de Laubressel 
ist ein Äquivalent der Zone IV in Böhmen. In den tonigen und sand- 
mergeligen Regionen der böhmischen Kreide ist die untere Abteilung 
der Zone IV, das heißt IVa in dem litoralen Terrain als Sandstein, 


1) Siehe z. B. Lambert: Etude comp. ete. 1894, p. 11. — Peron: Notes 
p- s. a l’Histoire etc., p. 53. 


56 ©. Zahälka. [56] 


sandiger Mergel oder Spongilit (Gaize) und ihm ähnliche Gesteine 
entwickelt, hie und da mit einer kalkigen Bank oder kalkigen kuge- 
ligen Konkretionen und die obere Abteilung — IVb — bilden sehr 
glaukonitische Sandsteine (bei Königinhof reich an Pecten asper, z. B. 
Stangendorf), ein Aquivalent der französischen Sables glauconieux ä 
Pecten asper. Von dem litoralen Terrain gegen die Mitte des böhmi- 
schen Kreidebassins, z. B. von Malnitz über Laun gegen Raudnitz, ver- 
liert die obere Abteilung mehr und mehr an Glaukonitgehalt und es 
ist dann der Unterschied zwischen der unteren (IV«a) und der oberen 
Abteilung (IV b) der Zone IV sehr klein, stellenweise verschwindet er 
beinahe. So ist es in der breiteren Umgebung des Berges Rip, wo 
die früher genannten Schichten in eine Fazies der sandigen Mergel 
mit kalkigen Konkretionen übergeht, also eine analoge Veränderung 
der Fazies wie von Argonne (Clermont) nach Aube (Troyes). 

Der Craie marneuse de Laubressel steht zwar der analoge, 
weiche, sandige Mergel von Raudnitz verhältnismäßig am nächsten, 
doch ist zwischen beiden ein wesentlicher Unterschied, da der Raud- 
nitzer Mergel sandig ist. Von den zitierten Fossilien von Laubressel 
- werden in der böhmischen Zone IV der früher genannten Gegend an- 
geführt: 


Lima Hoperi Mant.'!) 

Ammonites Rhotomagensis Defr.; ausgezeichnete Exemplare nach 
Reuss?) aus IV und Va. 

Ammonites Mantelli Sow. aus IV 5°). 


Laube führt Acanthoceras (Douvilleiceras) Rhotomagense Brong. sp. 
aus der Zone IIIb von Michelob *), Acanthoceras Mantelli Sow. sp. aus 
der Zone II bei Holubie und Kralup°) und Acanthoceras naviculare 
Mant. sp. aus dem sandigen Kalkstein von Laun, das heißt aus dem 
Niveau Va®) an. 


c) Zone a Holaster subglobosus. 
La craie massive & Echinides et a Spongiaires de Thennelieres et de Saint-Parres 
de Peron et Lambert. 
Zone ä Holaster subglobosus de Hebert. 


Craie de Rouen (c*) partim et plus inferieure de c° de la Carte geol. det. F. 82. 
Zone V und VI in Böhmen. 


Westlich von der vorhergehenden Lokalität, in derselben Lehne, 
ruht über der Craie marneuse (Zone IV), östlich und südlich von 
Laubressel, die Zone ä Holaster subglobosus und ist in einem großen 
Steinbruche aufgedeckt. Es ist eine weißliche oder graue, massige 
Kreide mit unregelmäßiger und wenig deutlicher Sehichtung, die nahe 
der Erdoberfläche leicht zerfällt. Pyritkonkretionen sind ziemlich reich- 


!) Fri&: Weißenberger Sch. p. 126 des böhmischen Textes. 
?) Versteinerungen. ]J., p. 22 

Slbıd., pı 22. 

*) Ammoniten der böhm. Kreide, pag. 233. 

°) Ibid., pag. 239. 

°) Ibid., pag. 239. 


[57] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 57 


lich vertreten. Stellenweise ist die Kreide sehr mergelig und blättrig. 
Dieselbe Zone findet man in dem Steinbruche nördlich von Thenne- 
lieres und von beiden Lokalitäten: Laubressel und Thennelieres, er- 
streckt sich diese Zone über Saint-Parres bis vor Creney, wo sie 
unter die jüngeren Schichten fällt. 

Peron!) führt eine Reihe von Fossilien aus der genannten Um- 
gebung, besonders von Saint-Parres an; es ist auffallend, dab die 
Cephalopoden fehlen und die Brachiopoden, Echiniden 
und Spongien hervortreten. 


Serpula quadıricarinata Münst. 
Serpula Litwitis 

Turbo Heberti 

Turbo sp. 

Pleurotomaria formosa Leym. 

Arca sp. 

Inoceramus orbicularıs Münst. 
Nombreux moules d’ Inocerames 
Pecten Trecensis Peron 

Lima laevissima 

Vola Dutemplei 

Plicatula inflat« 

Ostrea haliotoidea 

Ostrea hippopodium 

Rhynchonella Cuwvieri 

Terebratula obesa (T. albensis Leym.) 
Terebratula sp. 

Holaster nodulosus (H. Trecensis 
Leym.) 

Discoidea subuculus, eylindrica 
Cidaris vesiculosa 

Cidaris uniformis, velifera, Berthelini 
Pseudodiadema sp. 

Glyphocyphus vadiatus 

Scyphia subreticulata 

Polycaelia osranae Leym. sp. (Scyphia) 
Monotheles Cossignyi Per. 


Leymerie?) führt noch von Saint-Parres an: 


Spongus meandıinoides Leym. 
Scyphia infundibuliformis Goldf. 
Coscinopora infundibuliformis Goldf. 
Pholadomya cordiformis Desh. 

Lima Hoperi 

Terebratula carnea 

Nautilus elegans Sow. 


Zähne und unbestimmte Fischreste. 


1) Terrain de craie etc., p. 49—52. 
2) Ibid., p. 52. 
Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 8 


58 C. Zabälka. [58] 


Es ist schwer, dieses Fossilienverzeichnis mit denen der Zonen 
V und VI in Böhmen zu vergleichen. Besser werden wir dieselbe 
Zone & Holaster subglobosus bei Ste. Menehould mit den böhmischen 
vergleichen können (siehe dort). Jene Fazies der Zone a Hol. sub- 
globosus läßt sich ja selbst mit derselben Zone bei Ste. Menehould 
schwer vergleichen, obwohl ihre lithologische Ausbildung nur unbe- 
deutend differiert. Selbst das Hauptfossil dieser Zone: „Hol. subglo- 
bosus“ fehlt hier bei Troyes. Darum sagt Peron!): „Cette assise 
montre un facies pal&ontologique assez special.“ 

Doch ist im ganzen bezüglich der Vergleichung mit unseren 
Zonen V und VI in Böhmen der Umstand auffallend, daß die Brachio- 
poden mit Ihynchonella plicatilis (var. Cuvieri)?) massenhaft auftreten 
in der unteren Abteilung der Zone V im Elbtale zwischen Raudnitz 
und Melnik®). In demselben Elbtale ist die Zone VI berühmt durch 
das Vorkommen von Fischresten und in der mergeligen Fazies der 
Zone V in Böhmen bildet die Spongie: Plewrostoma bohemicum Zitt. 
eine sehr häufige Erscheinung. In der mergeligen Fazies der Zone V, 
wie sie im Egergebiete auftritt (nicht Niveau Va), fehlen die Cepha- 
lopoden ganz). Alle diese Umstände stimmen genügend mit dem 
Satze Perons über die Zone ä Hol. subglobosus bei Troyes: „Les 
Cephalopodes y font compl&ment defaut et sont remplaces 
par une grande abondance de Brachiopodes, d’Echinides et 
de Spongiaires.“ Wie bekannt, sind in unseren böhmischen merge- 
ligen und sandmergeligen Zonen, also auch in der Zone V und VI die 
Echiniden sehr spärlich vertreten. Siehe noch unsere Fossilienliste 
der Zone V und VI bei Ste. Menehould und bei Hirson. 


d) Zone a IHolaster subglobosus le plus superieure. 


La craie seche en plaquettes a Scaphites aequalis de Saint-Parres de Peron et 
Lambert. 


Zone VI sup£erieure in Böhmen. 


In Laubressel und Saint-Parres kommt über der Zone der craie 
massive eine weißliche Kreide vor, die sich leicht in klingende 
Platten spaltet. Sie führt nach Peron®): 


Scaphites aequalis le plus caracteristique 
Ammonites Mantelli 

Inoceramus orbieularis 

Terebratula sp. 


Da sich dieses Niveau gleich unter den Actinocomax plenus 
führenden Schichten (Zone VII) befindet, so gehört es zu unserer 


!) Terrain de craie etec., p. 54. 

°) Ich halte mit Geinitz die böhm. Rhynch. Cuvieri als eine Varietät 
(Jugendform) der Rhynch. plicatilis. S 

®) Päs. V v ok. Ripu. (Zone V der Umgeb. von Rip.) 

*) Zone V im Egergebiete, p. 66. 

°) Terrain de craie etc., p. 50. 

°) Terrain de craie etc., p. 49. 


[59] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente., 59 


Zone VI. Es ist dabei interessant, daß die sandigmergeligen Schichten 
der Zone VI im Elbetalgebiete zwischen Leitmeritz und Melnik in 
Böhmen sich auch in regelmäßige schöne Platten spalten und als vor- 
zügliche Pflasterplatten weit exportiert werden. 

Scaphites aequalis ist auch in anderen Gebieten Frankreichs als 
ein Leitfossil für die Schichten des C&enomanien super. bekannt!) und 
ich hoffe, daß er später auch in Böhmen in dem rechten Cenomanien 
konstatiert werden kann. 


Etage Turonien. 


a) Zone a Actinocomax plenus. 
La eraie noduleuse a Belemnites plenus de Peron. 
Assise ä Inoceramus labiatus infer.: Zone & Actinocomax plenus de Lambert. 
Craie de Senonches (c°) inferieure de la Carte g&6ol. det. F. 82. 
Zone VII in Böhmen. 


In der höchsten Partie der Kreide in Laubressel sowie in den 
Steinbrüchen an der Chaussee zwischen Thennelieres und Saint-Parres 
liegt auf der vorhergehenden Zone eine weißliche körnige Kreide mit 
gelblichen Konkretionen. In diesen Schichten konstatierte Peron?): 


Belemnites plenus 
Inoceramen. 


Mit dieser Zone endet nach oben Perons Cenomanien. Wie 
bekannt, wird in neuester Zeit diese Zone schon zum Turonien ge- 
rechnet. 

Lambert?) teilt seine erste Assise der Etage Turonien von 
oben nach unten ein: 


A. Zone ä& Actinocomax plenus. 
(Zone VII.) 


Br Reuk singe, | B. Zone & Conulus subrotundus. 
(Zone VII.) 

In Böhmen herrscht große Armut an Belemniten. So weit mir 
bekannt ist, wurde in diesem Niveau in Böhmen — in der Zone VII 
— Actinocomax plenus noch nicht gefunden®). Unsere Zone VII 
stimmt in ihrer stratigraphischen Lage auch mit der Zone ä& Actino- 
comax plenus in Westfalen. In der mergeligen Fazies der Zone VII 
in der Umgebung von Rip kommen ähnliche Fossilien wie in den- 
selben lithologischen Schichten der Zone V und VI vor. 


!) De Grossouvre: Stratigraphie d. 1. craie sup., p. 850, T. 35. 
2) Terrain de eraie etc., p. 50. 
®) Souvenirs s. 1. geologie d. Senonais, p. 2. 
4) Siehe vorn den Artikel: Actinocomaw plenus Blain. 
8* 


60 


6. Zahälka. 


[60] 


Fossilienliste der mergeligen Fazies der Zone VII in der Umgebung 
von Rip'). 


Mergelige Fazies: 


Osmeroides Lewesiensis Ag. 
Reste von Pisces. 

Scaphites sp. 
Turritellamultistriatakkss. 
Scala decorata? Gein. 

Natica vulgaris Rss. 
Pleurotomaria linearis Mant. 
Crassatella? 

Isocardia sublunulata D’Orb. 
Cyprina quadrata 

Eriphyta lenticularis Stol. 
Arca subglabra D’Orb. 

Arca cf. Geinitzi Rss. 

Arca sp. Kleines Indiv. 

Tellina tenuissima Bess. 
Inoceramus labiatus Gein. 
Inoceramus BrongniartiSoır. 
Lima pseudocardium Rss. 

Lima tecta Goldf. 

Pecten laevis Nils. 

Pecten Dujardinii Röm. 

Pecten Nilsoni Goldf. 

Pecten curvatus Gein. 

Spondylus sp. 

Exogyra lateralis Rss. 
Ostrea semiplana Sow. 
Ostrea hippopodium Nils. 

Östrea proteus? Rss. 

Rhynchonella plicatilis So. 
Multelea orphanus Nov. 
Cristellaria rotulata D’Orb. 
Flabellinaelliptica Nils. sp. 


| 


Sandmergelige Fazies: 


Alosa bohemica Fr. 

Beryx Zippei Ag. 

Reste von Pisces. 

Nautilus sublaevigatus D’Orb. 
Pachydisceus peramplus Mant. sp. 
Ammonites Albinus Fr. 

Baculites sp. 

Turritella multistriata Rss. 
Turritella Noeggerathiana Goldf. 


' Natica Römeri Gein. 


Turbo cogniacensis D’Orb. 
Aporhais Buchi Mün. sp. 
Aporhais megaloptera Kss. 

kapa cancellata Sow. sp. 

Voluta saturalis Goldf. 

Isocardia sublunulata D’Orb. 
Uyprina quadrata 

Uyprina cf. intermedia D’Orb. 
Eriphyla lenticularis Stel. 
Arca subglabra D’Orb. 


 Leguminaria Petersi Rss. 


!) Zahalka: Pas. VII ütv, kf.v 


Pholadomya aequivalvis D’Orb. 


ı Panopaea gurgitis Brongn. 


Venus sp. 
Avicula anomala So. 


 Inoceramus Brongniarti Sow. 


Lima multicostata Gein. 

Pecten laevis Nils. 

Pecten Dujardinii Röm. 

Pecten laminosus Mant. 

Vola quinquecostata Dow. sp. 
Exogyra conica Sow. Große Ex. 
Exogyra lateralis Rss. 
Ostrea semiplana Sow. 

Magas Geinitzi Schlönb. 
Rhynchonella plicatilisSow. 
Flabellina elliptica Nils. sp. 
Fucoides sp. 

Spongites Daxonicus Gein. 
Versteinertes Holz. 


okoli Ripu. (Zone VII d. Umg. v. Rip.) 


[61] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 61 


b) Zone & Inoceramus labiatus. 
Craie ä Inoceramus labiatus införieure de Peron. 
Assise A /noceramüs labiatus super.: Zone a Conulus subrotundus de Lambert. 
Craie de Senonches (c®) infer. de la Carte g6ol. det. F. 82. 
Zone VIII in Böhmen. 


Infolge des NW-Fallens der Gesteine nähern sich die höheren 
Schichten von Lamberts Assise & /noceramus labiatus (Zone VII) 
mehr und mehr der Talsohle der Seine, bis sie nordwestlich von 
Troyes unter dieselbe einfallen. 

Die untersten Schichten der Zone ä J/noceramus labiatus (VIII) 
findet man im großen Steinbruche, knapp an der südöstlichen Seite 
der Gemeinde Creney, nordöstlich von Troyes. In einer weißlichen 
Kreide fand ich nur: 

Inoceramus sp. 
Rhynchonella plicatilis: Sow. 


Cottet!) fand hier: 
Fisch-, Saurier- und Schildkrötenreste. 


Leymerie?) führt an: 


Conulus albogalerus Mant. (Discoideu subuculus de Peron) 
Terebratula semiglobosa 
Zähne von Squalius Philippi. 


In Ste. Maure, nordöstlich, fand ich unter der freundlichen 
Leitung des verdienstvollen Forschers M. J. Lambert Schichten 
der Zone ä& Inoc. labiatus (VIII in einem frischen Einschnitte des 
Feldweges, knapp am Dorfe. Die weiße mergelige Kreide (La craie 
marneuse) hatte: 

Inoceramus striatus 
Spondylus Dutemplei 
Spondylus spinosus 
Terebratula semiglobosa. 


Peron?°) führt aus dieser Zone im nahen Culoison an: 


Nautilus sp.? 
Inoceramus labiatus 
Inoceramus undulatus 
Spondylus spinosus 
Terebratula semiglobosa. 


. Diese Zone ist ein Äquivalent unserer böhmischen Zone VIU. 
Sie liegt wie in Böhmen zwischen der Zone VII und IX. Die Zone 
VIII ist in Böhmen in verschiedenen lithologischen Fazies entwickelt. 
Bald sind es Sandsteine (in Sandregionen), bald sandige Mergel. mit 


!) Peron: Terrain de craie etc., p. 53. 
2) Ibid. 
®) Ibid., p. 55. 


62 ©. Zahälka. [62] 


kalkigen Bänken oder Kalkkonkretionen. In den weiteren Umgebungen 
von Pardubitz und Jaromer—Josefstadt sind es graue weiche sandige 
Mergel oder Tonmergel mit weißlichen kalkigen Konkretionen. Diese 
letzte Fazies stimmt mit derselben Fazies der Zone ä Inoceramus 
labiatus bei Ste. Menehould, wie wir später sehen werden. In dieser 
Fazies ist auch bei Jarom&r—Josefstadt in Böhmen /noceramus labiatus 
eine häufige Erscheinung. In der früher genannten sandigen Fazies 
der böhmischen Kreide ist aber Inoceramus labiatus sehr selten; hier 
herrscht Inoceramus Brongniarti. In der westböhmischen Kreide ge- 
stalten sich bei der abweichenden lithologischen Fazies auch die 
paläontologischen Verhältnisse recht abweichend; trotzdem können 
wir in der westböhmischen Zone VIII folgende mit den französischen 
gemeinschaftliche Fossilien ausweisen !): 


Nautilus sublaevigatus D’Orb. 

Spondylus spinosus Sow. 

Inoceramus labiatus Gein.?) 

(Prionotropis) Acanthoceras Woolgari Mant. sp. ?) 
Pachydiseus peramplus Mant. sp. >) 

Ithynchonella plicatilis Sow. *) 

Terebratulina striatula Mant. 


(Siehe auch folgende Profile des östlichen Pariser Beckens.) 


c) Zone a Terebratulina gracılis. 
Craie a lnoceramus labiatus super. de Peron et Craie ä Micraster brreviporus de 
Peron plus grande partie?). 
Zone a Terebratulina gracilis de Barrois. 
Assise a Micraster Leskei plus grfnde partie: Zone a Terebratulina gracilis et 
Cardiaster Peroni de Lambert. 


Craie de Senonches (c°) super. et Craie ä Micraster (c’) infer. de la Carte ge£ol. 
det. F. 82. 


Zone IX und Niveau Xa in Böhmen. 


Die untersten Schichten der Zone ä& Terebratulina gracilis sind 
in einem Steinbruche nördlich von St. Maure zugänglich und werden 
als Baustein gewonnen. Sie enthalten Bänke weißer Kreide, die hie 
und da mit schwachen tonigen Schichten alternieren. Diese letzte Er- 
scheinung erinnert uns an ähnliche Schichten a Ter. gracilis (Zone IX) 
in Valmy bei Ste. Menehould (siehe das Profil Clermont—Fpernay). 
Hie und da findet man strahlige, kristallinische Stücke von Pyrit, 
nicht selten als Versteinerungsmittel der Echinodermen und Spongien, 


!) Zahälka: Päsmo VIII v Pookri, Päsmo VII v okoli Ripu. (Zone VII 


im Egergebiete, Zone VIII in der Umgeb. v. Rip. — Lambert: Souvenirs s |, 
geologie du Senonais, p. 3. — De Grossouvre: Stratigraphie d. l. craie sup. 
P-ell3: 


?) Fri6: Weißenberger Sch. p. 50 des böhm. Texes. Libochowitz. 
?) Lambert: Souvenirs etc., p. 3. 

*) De Grossouvre: Stratigraphie, p. 113. 

°) Micraster breviporus Peron = Micraster Leskei Desmoulins. 


[63] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 63 


die an der Erdoberfläche gewöhnlich in Limonit verwandelt sind. Wir 
fanden da in kurzer Zeit: 

Pachydiscus peramplus 

Inoceramus Brongniarti 

Spondylus 

Mieraster Sanctae-Maurae Gauthier. 


‚Peron') führt von derselben Lokalität an: 


Micraster Sanctae-Maurae Gauthier 
“ Micraster breviporus Peron = M. Leskei 
Desmonulins. 


Zwischen den höchsten Schichten der Zone ä Inoceramus labiatus 
(Zone VIII) bei Ste. Maure und von da hinauf bis in die nächste Um- 
gebung von Vailly, befinden sich starke Bänke von weißer fester und 
harter, aber spröder Kreide, sehr arm an Fossilien, die als Baustein 
hie und da gewonnen werden. Konkretionen von Pyrit sind hier eine 
gewöhnliche Erscheinung. Es ist dies der größte Teil von Lamberts 
Assise a Micraster Leskei, die den Zonen ä Terebratulina gracilis, 
vielleicht auch & Cardiaster Peroni in Senonais entspricht. Wir fanden 
hier nach kurzem Suchen: 


Inoceramus sp. 
Terebratula sp. 
Ventriculites sp. 
Fucoides sp. 


Nach Lambert erscheint hier als charakteristisch: 
Micraster Leskei. 


Die Schichten dieser Zone sind schlecht zugänglich und mit 
Feldern bedeckt. 

Peron führt von der südlichen Seite der Seine, westlich von 
Troyes, in der Nähe der Chaussee nach Sens, zwischen Montgueux 
und Torvilliers (im Bereiche der Schichten c® super. und bei dem 
Anfange von c’ d. Carte geol. det. F. 82) Holaster icaunensis an, also 
eine Art, für die Lamberts Zone & Cardiaster Peroni charakteri- 
stisch ist (IX super.). Folgende Fossilien, die Peron nordwestlich 
von Torvillierss an der Eisenbahnstrecke nach Sens gesammelt hat, 
können sowohl nach ihrer Lage als nach dem häufigen Vorkommen 
des Holaster planus auch teilweise der Zone ä Holaster planus (X be) 
angehören. Es sind: | 


Holaster planus 

(Micraster breviporus Peron) = Mier. Leskei 
Desmoulins 

Ciphosoma striatum 

Bourguetirinus ellipticus 

Scaphites Geinitzi 


!) Terrain de craie etc., p. 55. 


5a Ö. Zabälka. [64] 


Inoceramus Brongniarti 
Spondylus spinosus 

. Rhynchonella plicatilis 
Terebratula semiglobosa 


Schuppen und Zähne von Fischen. 


Holaster icaunensis, Micraster Leskei und COyphosoma striatum 
wurden in der Kreide Böhmens, soweit mir bekannt ist, noch nicht 
konstatiert. Holaster planus ist eine gewöhnliche Versteinerung in den 
Zonen Xbcd in Böhmen. Alle übrigen Fossilien sind auch in der 
mergeligtonigen Fazies der Zone IX und in den kalkmergeligen 
Schichten der Zone X bc vertreten). Siehe auch das Verzeichnis der 
Fossilien der böhmischen Zonen IX und Xbc beim Profile Hirson— 
Vervins. 


In Deutschland werden wir Holaster planus sowohl in der Zone IX 
als auch in der Zone Xbc finden. 


In seinem Profile zwischen Grandes-Vallees et Laisnes-aux-Bois, 
also südlich von der vorhergehenden Lokalität, erwähnt Barrois 
ganz richtig seine Zone & Terebratulina gracilis als: „Craie blanc- 
grisätre, marneuse mit Inoceramus Brongniarti“ unter seiner Zone ä 
Holaster planus (siehe weiter). 


Die stratigraphische Lage dieser Kreidezone (IX) zwischen der 
Zone ä Inoceramus labiatus (VIII) und der Zone & Holaster planus 
(X bo) zeigt, daß dieses hier an Fossilien sehr arme Niveau unserer 
Zone IX in Böhmen entspricht. 


Die Carte geologique detaillee bezeichnet schon die unteren 
Schichten c? als Senonien de D’Orb. und als Craie a Möcraster (Micraster 
cortestudinarium und coranguinum). Wie schon angegeben wurde, werden 
diese Schichten in neuester Zeit, gleichwie auch die nächste Zone & 
Micraster icaunensis, die auch noch in den Bereich der Schichten c’? 
fällt, zum höheren Turonien gerechnet. 


Barrois führt in seinem Profile bei Laisnes-aux-Bois (siehe 
weiter) an der Basis seiner Zone ä Holaster planus an: 


Nodulus jaunis. 
Arecile.‚gris"clair 3. = 0:02 m. 


In diesem Niveau, das zwischen der eigentlichen Zone ä Holaster 
planus (Xba) und Zone ä Terebratulina gracilis de Barrois (IX) 
liegt, sehe ich mit Wahrscheinlichkeit unser böhmisches, gewöhnlich 
1 ım mächtiges, mergeligtoniges Niveau X a (des Egergebietes), welches 
Barrois in der Thierache, besonders in der Umgebung von Vervins 
gleich unter der bekannten „Roche“ (Xbo) einigemal anführt (siehe 
unser Niveau Xa bei Vervins) und als Zone & Terebratulina gracilis 
betrachtet. 


!) Zahälka: Zone IX und X des Egergebietes und des böhmischen Mittel- 
gebirges. 


[65] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 65 


d) Zone a Holaster planus. 
Zone ä Holaster planus de Barrois. 
Zone Xb« in Böhmen. 


Infolge der schlechten Zugänglichkeit der Schichten in der Um- 
gebung von Troyes konnte ich den Übergang aus den vorhergehenden 
Schichten der Zone ä& Micraster Leskei in die der Zone ä& Holaster 
planus und der Zone A Micraster icaunensis (X bB-+-c) nicht verfolgen. 
Es ist mir also angenehm, daß Barrois!) diese Grenze südwestlich 
von Troyes, zwischen Grandes - Vall&es et Laisnes-aux-Bois entdeckte, 
in derselben Weise wie in der Umgebung von Vervins, wo ich sie 
auch kennen lernte. 


| 2 i 5 : 
| Barrois’ Profil zwischen Grandes-Vall&es et Laisnes Zahalk 
von oben nach unten. % 
Zone & (Epiast 3 j Sa 
: N I Crai rares silex, cor- 5% 
brev.) Micraster " Rs Be an Ah Zone 85 
icaunensis Craie | __ { ei} Xbß+te [885 
& de Vervins. |Micraster sp., Spondylus spinosus. \ SS 8 
S ES 
= — Ru 
ss 2. Craie blanche, compacte, dure, m 
ERS sans’ sex. u ixr.n....2M| Niveau E83 
- SS 
Sg S Zone & Holaster planus, Inoceramus un- Xba. = = R 
2 lus spinosus. 
s Eolaster dulatus, Spondylus spinosu 
„So 
S planus. FE 
7 
| 3. Nodules jaunis. Niveau = 
4. Argile gris clair . . 002 m Xa. S 
Pu 
a Eee S 
ERS 
r 5. Craie blanc - grisätre, mar- SS 
- 
ar neuse. Zone IX. S 
Terebratulina gracilis. RER S 
9 Inoceramus Brongntartı. S 
S 


Daß die Zone ä& Holaster planus unser Niveau Xba in Böhmen 
vertritt, wird ausführlich in dem Profile Hirson—Vervins bestätigt 
(siehe dort). 


e) Zone a Micraster icaunensıs. 


Assise & Micraster icaunensis: Zone A Rrionotropis Neptuni de Lambert. 
Assise & Micraster breviporus super. = Zone & Epiaster brevis?) = Craie de Ver- 
vins de Barrois. 

Craie de Vervins ä Zpiaster Renati de Peron (Etage sönonien infer.) 
Craie ä Micraster (c') super. (Etage S6nonien infer.) de la Carte geol. det. F. 82. 
Zone XbA--c in Böhmen. 


Den höchsten Teil des Bergrückens, der sich zwischen Vailly 
und Feuges von SO nach NW zieht, bilden die jüngsten Schichten 


1) M&moires s. 1. terrain cretac. d. Ardennes, p. 428. 
2) Epiaster brevis de Barrois — Micraster icaunensis Lambert. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 9 


66 ©. Zahälka. [66] 


der Etage Turonien, die von Lambert als Assise ä Micraster icau- 
nensis ausgeschieden wurden. Sie bilden seine Zone & Prionotropis 
Neptuni. Dort, wo die Chaussee von Troyes den genannten Bergrücken 
südlich von Feuges kreuzt, sind die Schichten zugänglich. Sie sind 
gebildet aus einer reinen weißen, kompakten Kreide, hie und da mit 
einer härteren Bank, die aus der verwitterten Oberfläche ragt. In dem 
hier beschriebenen Kreideprofil der Umgebung von Troyes sind das 
die ersten Schichten, in denen wir die Knollen des Flintsteins (selten) 
heraustreten sahen. Wir fanden da nur den für diese Zone charak- 
teristischen: 
Micraster icaunensis Lambert. 


Peron!) konstatierte diese Zone seiner Etage Senonien in- 
ferieure auch auf der rechten Seite des Seinetales und erkannte in 
ihr richtig die Craie de Vervins Barrois’. Sie bildet eine weiße, 
reine, kompakte Kreide, die im Handel unter dem Namen „Blanc de 
Troyes“ oder „Blane d’Espagne“ vorkommt, stellenweise auch als Bau- 
material verwendet wird. 


Barrois (siehe vorhergehenden Abschnitt) erwähnt diese Zone 
oberhalb Laisnes-aux-Bois als Craie avec rares silex cornus noirs, mit 


Micraster sp. und 
Spondylus spinosus. 


Die Schichten des Berges von la Grange-au-Rez und von Mont- 
gueux beherbergen nach Peron: 


Micraster corbovis 

Micraster beonensis 

Micraster .(cortestudinarium Peron) 
icaunensis Lamb. 

Bourgnetierinus ellipticus (— Antedon 
Fischeri Gein.) 

Inocerames. 

Terebratula hibernica 

Terebratula semiglobosa. 


Von den genannten Fossilien kommen vor): 


Micraster corbovis Forbes in der Zone & Hol. planus (X ba) und 
in der Zone & Mier. icaunensis (Xb8ß--c) in Senonais. 


Micraster beonensis Gauthier in der Zone ä Holaster planus in 
Senonais. 

Micraster icaunensis Lambert ist sehr charakteristisch für die 
Zone & Micraster icaunensis in Senonais und bei Vervins, weniger für 
die Zone & Terebratula semiglobosa (X d) und Zone & Inoceramus in- 
volutus in Senonais und Vervins. 


!) Terrain de craie, p. 58. 
?) De Grossouvre: Stratigraphie I, p. 116. T. 1 und 2. 


[167] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 67 


Epiaster Renati Gauthier ist sehr. bezeichnend für die Zone ä 
Micraster icaunensis und kommt auch in der Zone & Terebratula semi- 
globosa vor. 

Terebratula hibernica Tate ist charakteristisch für die Craie de 
Vervins (X5ß-+-c) bei Vervins. 

Terebratula semiglobosa Sow. ist bezeichnend für die Craie de 
Vervins bei Vervins, sie steigt aber auch in die höheren Zonen in 
Senonais und Nord empor. 

Bourguetierinus ellipticus Miller ist charakteristisch für die Craie 
de Vervins bei Vervin, geht aber auch in die Zone ä Terebratulina 
gracilis (IX) bei Vervins über. 


Eine große Anzahl von charakteristischen Fossilien, die in dieser 
Zone & Micraster icaunensis (Xbß —-c) bei Sens, besonders aber bei 
Vervins sich befinden und die gemeinschaftlich sind auch der böh- 
mischen Zone X 5b ß + c, außerdem hie und da die stratigraphische 
Lage, erweisen uns, daß die Zone & Micraster icaunensis der böhmi- 
schen Zone Xbß--c äquivalent ist. (Siehe beiderseitige Fossilien- 
listen beim Profile Hirson— Vervins. 

Auf dem am Schlusse beigegebenen Tableau II lasse ich nun eine 
tabellarische Übersicht der beschriebenen Zonen von Vendeuvre nach 
Troyes folgen. 


2. Profil des Senonien bei Sens. 


Um die Etage Senonien und dabei auch das Aquivalent der 
böhmischen Zone Xd in diesem Lande kennen zu lernen, müßten wir 
die weitere Umgebung von Troyes in der NW- und W-Richtung be- 
gehen. Da aber westlich von Troyes das Land Senonais sich erstreckt, 
wo der typische Senonien ausgebildet ist und ins Detail studiert 
wurde und da bei Troyes das Senonien ohnedem schlecht zugänglich 
ist, so wenden wir uns lieber in die Umgebung der Stadt Sens. 

Die oberflächliche Ausdehnung dieser Etage ist verhältnismäßig 
die größte unter allen Etagen des Pariser Beckens. Sie erstreckt 
sich in einem breiten Streifen zwischen der Seine und Vanne, oft 
einige Kilometer noch jenseits dieser Flüsse. In den Talgehängen der 
Flüsse, besonders aber der Yonne, die den genannten Streifen von 
Villeneuve-sur-Yonne über Sens nach Montereau quer durchbricht, 
sind alle Zonen der Etage Senonien zugänglich. Da auch hier die 
Kreideschichten als ein wesentlicher Teil des Pariser Beckens, wie 
bei Troyes, gegen die Mitte des Beckens — hier nach NW — einfallen, 
müssen die höchsten Schichten der liegenden Etage Turonien, die wir 
bei Troyes verlassen haben, wieder auf der südöstlichen Seite des 
Senonienstreifens heraustreten. Dies geschieht im Tale der Yonne 
bei Villeneuve-sur-Yonne. Hier fangen wir also an, unsere stratigra- 
phischen Beobachtungen gegen die jüngeren Schichten der Kreide 
fortzusetzen. Die erste unserer Aufgaben wird es also sein, das Lie- 
gende des Senonien, das Äquivalent unserer Zone Xbß --c zu finden. 

9%* 


68 Ö. Zahälka. [68] 


Etwa 11 km südlich von Sens liegt im Tale der Yonne die 
Stadt Villeneuve-sur-Yonne. In der linken, respektive westlichen Tal- 
lehne, südwestlich von Villeneuve, östlich unter dem Chateau, zwischen 
la Butte und le Petit-Port, wurde durch Aufgrabung, neben der Eisen- 
bahn und der Straße, die höhere Partie der Assise & Micraster icau- 
nensis (Zone Xbß —-c) in der Mächtigkeit von zirka 18 m entdeckt. Sie 
ist gebildet durch weiße, weiche, ziemlich feste Kreide. Ich fand hier: 


Terebratula carnea 
Rhynchonella plicatilis 
Micraster icaumensis Lamb. 


Nach der Notice explicative zur Carte geol. det. finden sich in 
diesem Niveau in der weiteren Umgebung von Villeneuve-sur-Yonne: 


Epiaster Renati Gaut. 

Prionotropis Neptuni Gein. 

Neoptychites peramplus Mant. 
(Sonneratia ».) 

Holaster planus Mant. 


Nach Lambert erscheinen in dieser Zone): 


Soneratia perampla 

Prionotropis Neptuni 

Nautilus sp. 

Micraster corbovis Forbes 

Micraster breviporus Ag. 

Micraster (cortestudinarium) 
icaunensis Lamb. 

Micraster Gosseleti Cayeux 

Micraster deeipiens Bayle 

Micraster Beonensis Gauthier 

Epiaster Renati Gauthier 

Hemiaster nasutulus Sorig. 

Holaster planus Mant. 

Cidaris cf. subvesiculosa D’Orb, 

Cidaris sceptrifera Mant. 

Gautheriana (sub Cyphosoma) 
radiata Sorig. 

Spondylus spinosus 

Pecten sp. 

Östrea sp. 

Terebratula hibernica Tate. 


Dies ist also das Äquivalent unseres böhmischen Schichtenkom- 
plexes Xbß--c. Diesen sicherstellend, ging ich zur Beobachtung der 
hangenden Schichten des Turonien, zum Senonien über. Schon auf 
derselben Lehne, SW von Villeneuve-sur-Yonne, sah ich über den 


1) De Grossouvre: Stratigraphie I., p. 114 u. 116, T. I u. Il. — Peron: 
Notes p. s. a l’Histoire du terrain de craie etc. p. 37, assise F. — Lambert: 
Souvenirs sur la geologie du Senonais p. 2—4. 


[69] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 69 


Schichten ä Micraster icaunensis hie und da die Ausläufer der Assise 
ä Micraster decipiens (cortestudinarium) und höher auch die Assise & 
Micraster coranguinum; doch besser zugänglich waren diese Schichten 
in der Umgebung von Sens, z. B. bei den Orten Maillot und Malay- 
le Grand, da hier die Kreide in der linken Tallehne der Vanne in 
mehreren Steinbrüchen zugänglich ist. Den Fuß der hiesigen Tal- 
gehänge bildet eine feste weiße Kreide mit zahlreichem schwarzem 
Flint und grauem Chert. Es ist die Assise ä Micraster deeci- 
piens (cortestudinarium) = Coniacien. Lambert unterscheidet 
in derselben zwei Zonen von oben nach unten: 


er e H. Zoneä 

“ ar ae TE involutus. 20 ml. 
Micraster decipiens | A 50 m 
(früher cortestudinarium) | Terebratula semiglobosa. 30 m 


Große Armut an Fossilien herrscht im allgemeinen in den 
Schichten der hiesigen Kreide. Lambert erwähnt hier namentlich !): 


Inder Aone & (Xd):.. v In der Zone HE: 
Scaphites? Schlönbachia  (Peroniceras) 
Ostrea sp. |  Moureti De Gross. 

Ostrea hippopodium  Ammonites tridorsatus Schlüt. 
Spondylus Dutemplei | Inoceramus involutus et Uripsi 
Terebratülina striata | ı Lima Hoperi 
Terebratula semiglobosa Coscinopor@a Sp. | 
Terebratula hibernica Serpula corrugata et granulata 
Debris d’ Inocerames Crania parisiensis 
Gauthieria radiata Sorig,. (sub || Terebratula hibernica 

Cyphosoma) Oidaris cf. subvesiculosa D’Orb. 
Echinocorys vulgaris Breyn. Cidaris sceptrifera Mant. et per- 
Holaster planus Mant. lata Sorig. 
Epiaster Renati Gauth. Cidaris perornata Forb. et Merceyi 
Micraster senonensis Lamb. Votteau 
Mieraster icaunensis Lamb. Tylocidaris clavigera Kön. (sub 
Micraster decipiens Bay. Cidaris) 

(non M. cortestud. Goldf.) Echinocorys vulgaris Br. et var. 
Micraster cuyeuxi Parent. carinata Defr. 
Debris d’Spongiaires. Holaster planus et placenta Ag. 


m Epiaster gibbus et Renati (?) Gauth. 
= Micraster senonensis Lamb. 

>= Mieraster icaunensis Lamb. 

== Micraster decipiens Bay. 
== Micraster anceps Lamb. et cayeuzi 
= | Parent. 

an Hemiaster nasutulus Sorig. 

kEB Berenicea grandis 

— Hippothoa laxata 

— Spongiaires. 


!) De Grossouvre: Stratigraphie I., p. 116, T. I, II. — Peron: Terrain 
de eraie du Bassin anglo-par. p. 38, 39. 


70 ©. Zähalka. [70] 


DieZoneä Terebratula semiglobosa ist eine an Fossilien 
sehr arme weiße Kreide, homogener, kompakter, fester, mit schwarzem 
Flintstein, Terebratula semiglobosa und Micraster decipiens. 
Das ist das Aquivalent unserer Zone Xd in Böhmen. Auch in Böhmen 
ist in dieser Zone Terebratula semiglobosa selten und der „voisin“ des 
Micraster deeipiens — Micraster cortestudinarium nebst dem Inoceramus 
Cuvieri ein charakteristisches Fossil. Das Verzeichnis der böhmischen 
Fossilien der Zone X.d siehe beim Profile Hirson—Vervins. 

Die Zone ä Inoceramus involutus, eine weiße, körnige, 
harte Kreide mit schwarzem Flint, sehr arm an Fossilien, wird charak- 
terisiert durch /noceramus involutus und Peroniceras Mou- 
reti. Sie entspricht nach diesen leitenden Versteinerungen dem 
Emscecher in Nordwestdeutschland !). Da unter dem Emscher in West- 
falen die Zone des Inoceramus Cuvieri sich befindet — Aquivalent 
unserer Zone Xd — so stimmt es auch in dieser Hinsicht mit unserer 
Parallelisierung der Zone ä Terebratula semiglobosa mit der böhmischen 
Zone Xd überein. 

Mit der Zone ä Terebratula semiglobosa endet die 
Periode der böhmischen und der ganzen sudetischen 
Kreide. 

Bei der Stadt Sens tritt die Assise ä Micraster decipiens unter 
die Talsohle der Yonne ein. Höher folgt die weiße Kreide des 
Micraster corangwinum mit zahlreichem, gewöhnlich schwarzem 
Flint, die zwischen Sens und Pont-sur-Yonne die untere Tallehne 
bildet. Im Tale der Vanne, z. B. bei Mälay-le Grand, ist sie in 
mehreren Steinbrüchen aufgeschlossen. 

Lambert?) der diese Assise früher in vier Zonen (/, J, K,L) 
teilte, unterscheidet jetzt nur zwei Zonen in derselben wie folgt: 


Fr L. Zone ä 
Assise ä Marsupites ornatus. 20 m 
Micraster coranqguinum : 70 m 
— Santonien Geann 
Conulus albogalerus. DO m 


Die charakteristischen Fossilien dieser zwei Zonen sind nach 
Lambert?): 


In der Zone J: In der Zone L: 


Micraster senonensis Lamb. 
Micraster coranguinumKlein | Micraster coranquinum Klein 
Micraster decipiens Bayle | — 

Micraster rostratus Mant. || Mieraster rostratus Mant. 
Cardiaster aequituberculatus Cott. Fe 

Cardiaster granulosus Goldf. | >= 

Echinoconus conicus Breyn. | = 

Echinoconus circularis Bue. | Echinoconus icaunensis Colt. 


!) Siehe auch Lambert: Souvenirs s. 1. geol. du Senonais. 
?) Souvenirs p.2.— De Grossouvre: Stratigraphie I, p. 114—115. T. I, II. 
3) Ibid. 


[71] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 71 


Jichinoconus vulgaris Leske —_ 
Echinocorys vulgaris Breyn. _ 
Echinocorys vulgaris var. carinata || Echinocorys vulgaris var. carinata 


Defr. Defr. 
Echinocorys vulgaris var. scutata || Echönocorys vulgaris var. seutata 

Leske Leske 
Conulus albogalerus _ 
Cidaris hirudo Sorig. Cidaris hirudo Sorig. 
Cidaı is sceptrifera Mant. Cidaris sceptrifera Mant. 
Cidaris subvesiculosa D’Orb. Cidaris perornata Forb. 
Tylocidaris clavigera Kön. | Oyphosoma Koenigi Mant. 
Pyrina Cotteaui Lamb. | Marsupites ornatus 
Inoceramus digitatus ‚ Spongiaires 

ı Hydrozoaires. 


Die Schichten des Micraster coranguinum tauchen NNW von 
Sens, infolge des mäßigen Fallens nach NW, in Pont-sur-Yonne, unter 
die Talsohle hinunter. 


Oberhalb des Hauptbahnhofes Sens, am linken Talabhange der 
Yonne, ruht auf der Kreide des Micraster coranguinum die Assise 
a Actinocomax quadratus in einigen Steinbrüchen bloßgelegt. 
Sie zeigt mächtige, kompakte, feste Bänke von intensiv weißer Farbe, 
die zu Bauzwecken und zur Schlämmung von Schreibkreide gebraucht 
werden. Einzelne Knollen schwarzen Flintes liegen schichtenförmig — 
beinahe horizontal — und außerdem bildet der Flint gangartig die 
Schichten kreuzende Plattenlagen, die sich manchmal verästeln. 


Lambert!) unterscheidet in dieser Assise zwei Zonen: 


N. Zone & 


Assise & Galeola papillosa... 40m 
Actinocomazx quadratus 70 m 


— (Campanien infer M. Zone ä 
> d Offwster,pilule.ne das 30 m 


Zu den gewöhnlichen Erscheinungen in dieser Kreide gehören 
die Echiniden Echinocorys vulgaris var. scutata Leske, selten ist hier 
Offaster pilula Lam. und Bruchstücke von größeren Schalen der 
Inoceramen. 


Lambert gibt folgende charakteristische Fossilien aus der 
Senonais an: 


In der Zone M: | In der Zone N: 
Belemnitella mucronata Belemnitella mucronata 
Aectinocomazx quadratus Actinocomax quadratus 

— Corculum corculum Goldf. 
Cidaris sceptrifer« Galeola papillosa 


Offaster pilula Lam. Offaster pilula Lam. 


!) Souvenirs p. 2. 


72 C. Zahälka. [72] 


Bourgquetierinus ellipticus Micraster pseudo-glyphus De Gross. 
Salenia incrustata Cotteau ı Salenia incrustata Cotteau 

Salenia granulosa Forb. ' Salenia Heberti COotteau 

Oidaris hirudo Sorig. ı Cidaris subhirudo Cotteau 


Oidaris sceptrifera Mant. Cidaris sceptrifera Mant. 
— ı Cidaris serrata Desor. 
Echinocorys vulgaris var. scutata \\ Echinocorys vulgaris var. scutata 
Leske Leske 
Echinocorys vulgaris var. conica Ag. | Echinocorys vulgaris var. conica Ag. 
Offaster pomeli Munier | Nosasaurus compressidens 
Mosasaurus Hoffmanni Camp. Nosasaurus giganteus. 


Von Pont-sur-Yonne angefangen herrscht in den Tallehnen der 
Yonne gegen NW nur das obere Senonien. Zuerst beide Zonen des 
Actinocomax quadratus und der Belemnitella mucronata, später, in dem 
Bezirke von Villeneuve-la-Guyard bis Montereau-faut-Yonne nur die 
Zone der Belemnitella mucronata. 


In Villeneuve-la-Guyard haben wir die Belemnitella mucronata- 
Kreide näher kennen gelernt. Im Tale, SW von dem Orte, in dem 
sich das Bächlein von St. Agnan windet, waren hie und da Auf- 
grabungen, besonders einige Steinbrüche in der rechten Tallehne, auf 
der Südseite des Aquäduktes und bei der Kreuzung des Aquäduktes 
mit der Chaussee St. Agnan—Villeneuve-la-Guyard, wo einige Durch- 
schnitte von diesen Schichten entblößt waren. Die Kreide dieses 
Horizontes ist regelmäßig geschichtet, weiß, im allgemeinen weich, in 
mehr oder weniger festen Bänken, mit vielen zerstreuten Knollen 
von Chert, dunkelgrauem bis schwarzem Flint, stellenweise mit grauen 
Flecken. 


Lambert (ibid.) unterschied früher in dieser Assise zwei Zonen 
OÖ und P, aber in neuester Zeit hat er dieselben in eine Zone & 
Magas pumilus vereinigt. 

Von den seltenen Fossilien gibt Lambert!) nachstehende als 
charakteristisch an: 


Belemnitella mueronala 

Ichynchonella plicatilis 

Spondylus aequalis 

Ostrea vesicularis 

Magas pumilus 

Micraster Brongniarti Hebert 

Micraster pseudo-glyphus De Gross. 

Echinocorys vulgaris var. meudonensis 
Laub. (ovata De Gross.) 

Echinocorys vulgaris var. scutata Leske 

Salenidia Heberti Cotteau 

Corculum corculum Goldf. 

Offaster pilula Lamarck 

Offaster Gauthieri Lamb. 


!) De @rossouvre: Stratigraphie I, pag. 116, T. I, II. 


[73] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 13 


Cidaris subhirudo Cotteau. 
Cidaris sceptrifera Mant. 
Cidaris serrata Desor. 
Cidaris leptancantha Ag. 
Cidaris pleracantha Ag. 


Westlich von Villeneuve-la-Guyard, südlich von Montereau, im 
Bois d’Esmans enden die höchsten Schichten der Belemnitella mucro- 
nata und des Senoniens mit einem harten, kompakten Kalkstein und 
auf ihm ruht ein kalkiges Konglomerat, zu dem sich der Cal- 
caire pisolithique gesellt. Es ist die höchste Etage der Kreide- 
formation: Montien (Danien)!) mit dem Nautilus danicus. Analoge 
Schichten führt Lambert?) südlich von Champigny-sur-Yonne an 
(südöstlich von Montereau), welche Lokalität dadurch interessant ist, 
daß hier die Etage Montien nicht auf den Schichten der Belemnitella 
mucronata, sondern diskordant auf den Schichten des Actinocomax 
quadratus ruhen. 


Auf p. 74 und 75 folgt nun eine tabellarische Übersicht der 
beschriebenen Zonen in der Senonais. 


3. Profil der unteren Kreide bei Bar-le-Duc. 


Da in dem Profile von Troyes (in Vendeuvre) die ältesten 
Schichten der unteren Kreide nicht existieren, so wandte ich mich 
in die Umgebung von Bar-le-Duc, um auch diese Schichten kennen 
zu lernen und beobachtete dabei noch einmal die stratigraphische 
Lage des Aquivalentes unserer Zone I und II im Bereiche der unteren 
Kreide. Die westliche Umgebung von Bar-le-Duc bietet Gelegenheit, 
die Etage des sables minerais de fer geodiques, um die 
es sich hier speziell handelt, zu studieren. 


Schon in dem Felsen der genannten Stadt sieht man wieder 
den kompakten lithographischen Kalkstein — calcaire de Barrois 
(Jura, Etage portlandien inferieur) — den wir in Vendeuvre 
als Liegendes des Calcaire ä Spatangues angetroffen haben. Höher 
auf dem Hochplateau, zwischen der Stadt und .der Gemeinde Veel, 
sind noch jüngere Juraschichten: gelbe oder graue kalkige Sandsteine, 
an der Straße südöstlich von Veel auch oolithisch. Es ist die Etage 
portlandien superieur. Zuerst über dieser höchsten Stufe des 
Jura, etwa 3 km westlich von Bar-le-Duc, rings um die Gemeinde 
Veel, fängt die älteste Zone der hiesigen Kreide an. 


1) Notice explicative de la Carte geol. det. F. 81. — De Grossouvre: 
Stratigraphie I, p. 116. 
2) Souvenirs p. 6. 
Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Ileft. (©. Zahälka.) 10 


174] 


6. Zahälka. 


14 


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Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 


[75] 


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Turonien super. 


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Senonien inferieur (Corberien). 


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Coniacien. 


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76 ©. Zahälka. [76] 


Etage Neocomien. 
a) Sables (gres) et minerais de fer geodiques. 


Sie ist gebildet von Quarzsandstein mit einem sehr armen 
tonigen Bindemittel, so daß er an der Oberfläche in einen grauen 
oder gelben Quarzsand zerfällt. Nordöstlich von Veel beherbergt er 
feste und harte Bänke von braunem eisenschüssigem Quarzsandstein 
mit Abdrücken von Pflanzenstengeln und Blätter. Diese Schichten 
erinnern uns sehr an die untersten Schichten der Zone I in Böhmen, 
etwa auf das Niveau Iab (Egergebiet, Skutfcko etc.). Die nächsthöhere 


b) Zone des Calcaire a Spatangues 


ist hier durch eine tonige Fazies vertreten, die an Mächtigkeit sehr 
gering und schlecht zugänglich ist. Der Boden an ihrer Stelle ist tonig. 


Etage Urgonien. 
a) Die Zone der Argiles ostr&ennes 


fanden wir in einem Hohlweg an der nordwestlichen Seite von Veel 
aufgeschlossen. Sie zeigte graue, gering mergelige Tone, oben häufig 
mit großen Exemplaren, von Ostrea Leymerii. Westlich von Veel, auf 
einem Wege nach Couvonges sieht man über dem Tone mit Ostrea 
Leymerit Ausbisse der Zone der: 


b) Argiles bigarres 
mit grauen und roten sandigen Tonen und Sanden. 


Infolge des allgemeinen Fallens der Schichten gegen NW und 
wegen einer Dislokation in Couvonges, finden wir die 


Etage Aptien 

zwischen Convonges und Contrisson viel tiefer, nördlich von Magne- 
ville, im Bois du Faux-Miroir, schon an der Talsohle der Saulx. Den 
Fuß der hiesigen Anhöhe, südwestlich von Vassincourt, bilden graue 
mergelige Tone der genannten Etage. 

Über die Zugehörigkeit der böhmischen Zone I zum Neocomien- 
Urgonien und der untersten Zone II zum Aptien, werden wir in dem 
5. Profile von Hirson sprechen (siehe dort). 


Etage Albien. 
1. Zone a Acanthoceras mamillare. 
Zone II in Böhmen. 
Über den Tonen der Etage Aptien ruht ein sehr glaukonitischer 
Grünsandstein mit Quarzkörnern, fein, mit einem tonigen Zement. Er 
verwittert leicht an der Erdoberfläche bis in größere Tiefen, so daß 


sein Ausgehendes überall! in Sand zerfallen ist. Das ist die untere 
mächtigere Abteilung des Sable vert, das Aquivalent unserer unteren 


[77] Die Sudetische Kreideformation und ihre: Aequivalente. 17 


Zone Il in Böhmen. Die obere, schwächere Abteilung des Sable 
vert ist ein ähnlicher Grünsandstein (Grünsand), wie der untere, er 
führt aber Phosphoritkonkretionen oft in Form von Fossilien, selten 
Pyritkonkretionen. Als charakteristische Versteinerungen werden hier 
angegeben !): 

Ammonites mamillaris 

Östrea Ricordeana 

Haifischzähne. 


Dies ist das Aquivalent der böhmischen oberen Zone II. Die 
Aufschlüsse beider Zonen I und II in der Umgebung von Vassincourt 
(SW, S, NO) waren spärlich, da sie oberflächlich durch den auf- 
geschwemmten tonigen Boden aus den höheren Schichten (IIla) be- 
deckt sind. Bessere Aufschlüsse hätten wir in den Umgebungen von 
Sermaize und Andernay gehabt, wo man früher noch die Phosphorite 
der Zone II als Düngungsmittel ausbeutete und mahlte. Der Grün- 
sand aus der Umgebung von Sermaize wurde auch als Formsand 
gewonnen (ibid.).. Viel besser werden diese Schichten in Clermont 
zugänglich (siehe weiter). 


2. Zone a Hoplites interruptus. 
Zone Illa in Böhmen. 


Die höchsten Schichten auf der Anhöhe von Vassincourt, die auf 
den vorerwähnten Schichten ruhen, gehören der Zone ä Hoplites inter- 
ruptus an. Es sind graue, schwachmergelige Tone, an der Erdober- 
fläche ganz verwittert. Ihnen entsprechen in Böhmen unsere gewöhn- 
lich tonigen Schichten IIIa der unteren Abteilung der Zone III. Ich 
habe diese Schichten bei der Straße westlich von Vassincourt ent- 
deckt. In einigen Ziegeleien, besonders südöstlich von Revigny, wird 
das Material verwertet. Die höchsten Schichten dieser Zone waren 
bei Vassincourt nicht aufgeschlossen. Ihre allmählichen Übergänge in 
die Gaize und die Wechsellagerung der tonigen und sandsteinartigen 
Schichten in denselben ?), sind auch in der böhmischen Zone Illa, 
besonders in der Egerregion ?), in der westlichen Hälfte des böh- 
mischen Mittelgebirges *), im Gebiete der Moldau, im Prager Kreise °) 
ete., bekannt. 

In diesem Schichtenkomplexe der französischen Unterkreide 
werden folgende charakteristische Fossilien angeführt ®): 


In den oberen Schichten: 


Belemnites minimus 
Plicatula radiola. 


!) Notice explicative. Carte geol. det. F. 51. 

2) Notice explicative. Carte geol. det. F. 51. 

3) Päsmo III ütv. ki. v Pookfi (Zone III im Egergebiete), p. 53, 55, Profil 36, 
Schichte 1—6; Profil 38, Schichte 1—11. 

*) Kiid. ütv. v Ces. Stiedohori (Die Kreidef. des böhm. Mittelgeb. Zone III). 

5) B. Zahälka: Kfid. ütv. v zäp. Pooltavi (Die Kreide im westlichen 
Moldaugebiete, Zone III, p. 3 etc. 

°) Notice explicative. Carte geol. det. F. 51. 


” 


C. Zahälka. 


78 


Albien. 


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79 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 


[79] 


(Valanginien.) 


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Urgonien. 


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N6ocomien. 


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80 C. Zahälka. [80] 


In den unteren Schichten: 


Ammonites mamillaris 
Nucula bivirgata 
Ostrea Bicordeana. 


Die Tone der Zone ä Hoplites interruptus sind hier bedeckt von 
einem gelblichen Diluviallehm und Kalksteinschotter, der aus der be- 
nachbarten Juraformation stammt. Erst nördlich von Revigny-aux- 
Vaches verbirgt sich unsere Zone — infolge des NW-Fallens der 
Schichten -- unter ihrem eigentlichen Hangenden: Zone ASchlön- 
bachia inflata inferieure (Zone IIIb) mit ihrer charakteristi- 
schen Gaize. Diese Schichtenfolge werden wir in dem folgenden 
Bezirke beobachten. 

Eine tabellarische Übersicht der hier beschriebenen Zonen habe 
ich auf den vorstehenden Seiten 78 und 79 eingefügt. 


4. Profil von Clermont-en-Argonne über Ste. Menehould 
und Chälons-sur-Marne nach Epernay. 


Ein sehr lohnendes Studium für unsere stratigraphischen Beob- 
achtungen bot sich uns in der Region der Argonne und Marne zwischen 
Clermont-en-Argonne und Epernay, im Reiche der Champagne. 

Etwa 10 km nördlich von Bar-le-Duc endet an der Erdober- 
fläche plötzlich das ziemlich breite Band des Neocomien, Urgonien 
und Aptien und die Etage Albien transgrediert dann in ihrer, nörd- 
lichen Fortsetzung gegen Clermont auf den Jurakalkstein der Etage 
portlandien inferieur (Le calcaire du Barrois). Überein- 
stimmend mit manchen Lokalitäten der sudetischen Kreideformation, 
dann in Bayern und an manchen Stellen der westlichen Länder Mittel- 
europas, fängt auch hier in der Argonne, wie in vielen anderen Bezirken 
des nördlichen Bassin de Paris, die Kreideformation mit dem Aqui- 
valente der Zone II in Böhmen, das heißt mit dem unteren Albien an. 

Auch in diesem Distrikte fallen die Schichten gegen die Mitte 
des Pariser Beckens, also hier allgemein nach Westen. Wenn wir 
also die Schichten von Clermont nach Epernay — das heißt von Ost 
nach West — verfolgen, kommen wir immerfort zu jüngeren und 
jüngeren Zonen der Kreide, bis sich in Epernay die hiesigen jüngsten 
Schichten des Senonien unter die Tertiärformation verbergen. 


Etage Albien. 
a) Zone a Acanthoceras mamillare. 


Zone ä Ammonites mamillaris de Barrois. 
Etage Albien inferieure de Lambert. 
Sable vert de Carte geol. det. F. 51 et 35. 
Zone II in Böhmen. 


Im Tale der Aire, östlich von Clermont, treffen wir die relativ 
Jüngsten Schichten der hiesigen Juraformation: Le calaire du 


[81] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. Q1 


Barrois = &tage portlandien inferieur. Am Wege von 
Auzeville nach Vraincourt, auf der östlichen Seite der Aire, wird ein 
gelblicher, kompakter, harter und fester lithogräphischer Kalkstein 
als Baustein gewonnen, Seine Ausbisse fallen auch etwas westlich von 
der Aisne und von Auzeville, aber bald entdecken wir Spuren der 
unteren Abteilung des Sable vert an der Straße nach Cler- 
mont. Oberflächlich ist er infolge der Verwitterung des Glaukonites 
in einen gelblichen sandigen Lehm umgewandelt, aber tiefer unter 
dem Boden gewinnt man einen schmutziggelben, gewöhnlich in. Sand 
und kleine Stücke zerfallenen feinen, weichen glaukonitischen Sand- 
stein. Er enthält u. d. M. sehr viele klare Quarzkörner, etwas weniger 
aber doch noch viele spargelgrüne Körner von Glaukonit und wenig 
Ton. Die Phosphoritkonkretionen findet man nicht, auch keine Fossilien. 
Das ist das Äquivalent unserer böhmischen unteren Zone II ohne Pyrit- 
konkretionen im Egergebiete, welches hier nur eine geringe Mächtig- 
keit haben kann. 

Die Mächtigkeit dieser unteren Abteilung des Sable vert variiert 
hie und da nahe dem ehemaligen Kreidemeeresufer, wie in Böhmen, 
weil am Anfange der Sedimentierung die Unebenheiten des Meeres- 
bodens ausgeglichen wurden; ja sie verschwindet manchmal ganz, und 
die obere Abteilung des Sable vert transgrediert dann selbst auf der 
älteren liegenden Formation. Als Beispiel dient uns ein Profil-der 
Lambertschen 1) Etage Albien in der Argonne aus der Umgebung 
von Sainte Menehould: | 


Etage Cenomanien. Zahälka. 


4. Argiles grises phosphatiferes A Inoceramus 


Bulle Hu. as ers Zone 
3. Argiles tegulines & Ammonöles’ interruptus et IlIe. 
= 3 ENTE N 7 DEREN Be N RE: 906) 
ae. 
< F 
2. Sables ee ä phosphates et Ammon.) ae 
NT ET TEE EEE DEU, „ Zone 


t. Lit de sable ferrugineux a Terebratula 0:04 m el Ela 


Jura: Portlandien. Fu 


Am Gipfel der Anhöhe zwischen Auzeville und Clermont (Mont 
Auzeville), gleich neben der Straße, fand ich unter der Diluviallehm- 
decke die höhere Abteilung des Sable vert entblößt (Zone I). 
In einem kleinen Schachte, der zur Gewinnung der Phosphorite diente 
(Puits de carriere pour exploitation nodules de phosphate de chaux), 
war folgende Schichtenfolge: 


!) Etude comparative sur la repartition des Echinides er6taces, p. 9. 
Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. ITeft. (©. Zahälka.) al 


89 6. Zahälka. [82] 


Schachtkranz. Erdoberfläche hart an der Straße. 


Diluvium. Gelber Lehm (vulgo Vargile) . - . . ..530m 


4. Sehr toniger glaukonitischer Sandstein, grün- 
lichgrau, weich, mit grauen Flecken sandigen glau- 
konitischen Tones. Übergänge von jenem zu diesem. 
Einzelne Phosphoritkonkretionen selten. 0'5 m 
(vulgo : le sable argilifere). 

3. Toniger glaukonitischer Sandstein, graulich- 
grün, weich, mit feineren grauen tonigen Flecken. 
Einzelne Phosphoritkonkretionen selten (vulgo: le 
sable'vert) ..-. "70, 2, Were 322) 

2. Toniger glaukonitischer Sandstein wie 3., grau- 
lichgrün, weich, erfüllt mit sehr vielen Phosphorit- 
konkretionen (vulgo: la couche de phosphate) 

0:1—0'15 m 


—— Die Sohle des Schachtes 


1. Toniger glaukonitischer Sandstein, gelbbraun, 
weich. Einzelne Phosphoritkonkretionen selten 
(vulgo: le sable jaune). Setzt fort in die Tiefe. 


Zone superieure A Acanthı. mamillare 
— Zone II sup 


Die tonigen glaukonitischen Sandsteine zeigen u. d. M. wasser- 
helle Quarzkörner (sh), spinatgrüne Körner von Glaukonit (sh), braune 
Limonitkörner (s- h) und Ton (h—sh). 

Der gelbbraune tonige glaukonitische Sandstein unter der Sohle 
hat dieselbe Zusammensetzung wie der 2., nur daß der Ton gelb ist. 

Die Phosphoritkonkretionen haben eine Größe von einer 
Erbse bis zu der eines Kopfes. Ihre Form ist kugelig, nierenförmig, 
eierförmig; bei einer großen Anzahl ahnt man die Gestalt von ver- 
schiedenen Spongien; manche bilden die Versteinerungen, namentlich 
Cephalopoden, Gastropoden, Fischreste, Bivalven, besonders ihren 
Kern, mit glänzender Oberfläche , sehr selten fossiles Holz. Die 
Schale der Ostreen und Exogyren ist weißlicher Kalkspath, der Kern 
ist von Phosphorit. Gereinigte und frische Phosphorite sind an der 
Oberfläche und im Bruche schwarz. Auf den Rissen haben sie einen 
braunen limonitischen Überzug. Schon in der Notice explicative F. 51 
wird angegeben, daß die Fossilien nicht nur in Phosphorit, sondern 
auch in Pyrit verwandelt sind. 

Auch in Böhmen sind in ähnlichen Faziesbildungen dieser Zone 
Analoga der nodules vertreten, aber ihre Masse ist nicht aus Phos- 
phorit, sondern aus Pyrit, besonders in Gestalt von Spongien (Raud- 
nitz)®), die in der Nähe der Oberfläche in gelben oder braunen 
Limonit verwandelt sind. Diese Limonitkonkretionen bilden beson- 
ders in der Zone II des Egergebietes einen konstanten Horizont 2). 


1) Ütvar krid. v Ces. Stredohoii. Die Kreide des böhm. Mittelgebirges. 
Zone ll. Raudnitz. (Manuskript) 

’) Päsmo II v Poohfi (Zone II im Egergebiete). Siehe besonders Profil 8, 9, 
10, 11, 12, 17, Schichte II 2. 


[83] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 83 


Die Mächtigkeit der phosphoritreichen Schicht variiert gewöhn- 
lich zwischen O'15 m bis 0:40 m und hauptsächlich bildet sie das 
Ziel des Grubenbaues. Die Phosphorite wurden im Bereiche der Zone 
II sup. in der ganzen Argonne als ein vorzügliches Düngungsmittel, 
besonders bei Olermont, gewonnen. Jetzt sind die Baue schon größten- 
teils verlassen. Entweder gewinnt man sie in offenen Gruben (Exploi- 
tation A ciel ouvert), wenn die Zone sich gleich bei der Erdober- 
fläche befindet, oder in kleinen Schächten (Puits de carriere) und in 
den mit ihnen verbundenen Gängen (Galerie). In unserem Profile nur 
0:8 m hoch. Die Phosphorite werden in der Nähe der Grube in 
kleinen Mühlen gewaschen und gemahlt (Moulin ä phosphates, Atelier 
et lavoir de phosphates). 


Ich fand in der Schicht 1 unseres Profiles verschiedene Ostreen 
und Exogyren, 

in der Schicht 2 Fischzähne, besonders Haifischzähne, Natica 
sp., Bivalven, Spongien, fossiles Holz, 

in der Schicht 3 Belemnites: minimus. 

In der Notice explicative F. 5l et 35 werden erwähnt: 


Ammonites mamillaris 
Nueula bivirgata 
Östrea Ricordeana 
Dents de squales 
Vegetaux. 


Barrois!) führt eine vollständige Liste der Fossilien aus dieser 
Zone & Acanthoceras mamillare von Grandpre (NW von Clermont), von 
Saulces und Macheromenil (Ardennes) an: 


Plesiosaurus pachyomus Owen 

Polyptichodon interruptus Owen 

Ichthyosaurus campylodon Owen 

Hylaeosaurus armatus Mant. 

Pteroductylus Sedgwickii Owen (sp.?) 

Pycenodus Couloni Ag. et complanatus Ag.? 

Chimaera Egertoni Buck. et Townsendi Buck. ? 

Otodus appendiculatus Ag., sulcatus Gein.?, 
Mantelli Ay.?, subinflata Ag.? 

Lamna acuminata Ag.? 

Odontaspis Bronniüi Ag.? 

Sphenodus longidens Ag., planus ? 


Myliobates 

Crustaces macroures et brachyures 

Cirrhipedes 

(Belemnites minimus List. de Varennes 
[Meuse]) 


Nautilus Bouchardianus D’Orb., Clemen- 
tinus D’Orb., Albensis D’Orb. 


t) Memoire sur le terrain er&tac& des Ardennes, p. 269—275. 
gie 


84 


©. Zahbälka. 


Ammonites interruptus D’Orb., auritus Sow.?, 


Raulianus D’Orb., Michelinianus D’Orb., Archia- - 


cinus D’Orb., regularis Brug., tardefurcatus 
Leym., mamillaris Schl., fissicostatus D’Orb., 
Milletianus D’Orb., Puzosianus D’Orb., Dupi- 
nianus D’Orb., Beudanti Brong., Kelled«e Mich., 
quercifolius D’Orb., eleon D’Orb. 

Hamites Raulinianus D’Orb. 

Scalaria Olementina D’Orb., Dupiniana D’Orb., 
Rauliniana D’Orb. 

Turritella Rauliniana D’Orb. 

Avelland inflata D’Orb. 

Natica Olementina. D’Orb., gaultina D’Orb., Er- 
vyna D’Orb., Rauliana D’Orb., Ardeunnensis 
D’Orb. 

Solarium moniliferum Mich. 

Phasianella Ervyna D’Orb , ovula D’Orb, 

Pleurotomaria Anstedi (Forbes in Ste. - Croix), 
Alpina D’Orb. 


 Pterocera bicarinata D’Orb. 


Rostellaria costata Mich., Parkinsoni Mant., mar- 
ginata Sow., maxima Price 

Cerithium subspinosum Desh., Lallierianum D’Orb., 
tectum D’Orb., trimonile Mich., ornatissimum 
Desh. ; 

Buceinum gaultinum D’Orb. 

Dentalium decussatum  Sow. 

Teredo Argonensis Buv. 

Pholas subeylindriea D’Orb. 

Panopaea acutisulcata D’Orb., Arduennensis D’Orb., 
Constantü D’Orb., inaequivalvis D’Orb. 

Pholadomya Rauliniana Agas. 

Periploma simplex D’Orb. 

Saxicava antigua D’Orb. 

Arcopagia Rauliniana D’Orb. 

Leda Vibrayeana..D’Orb. 

Venus Vibrayeana D’Orb. 

Thetis minor Sow. 

Astarte Bellona D’Orb. 

Cardita Constantii D’Orb., tenuwicosta D’Orb. 

Cyprina cordiformis D’Orb., Ervyensis D’Orb., 
regularis D’Orb. 


-Trigonia caudata Agas., Archiaciana D’Orb., 


Constantii D’Orb., Tittoni Desh. 
Lueina arduennensis D’Orb. 
Cardium Constantiü D’Orb., Raulianum D’Orb. 
Nucula arduennensis D’Orb., pectinata Sow. 
Pectunculus alternatus D’Orb. 
Arca carinata Sow., Cottaldina D’Orb., glabra 
‚Park.,, Hugardiana D’Orb, 


[84] 


[85] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 85 


Mytilus albensis D’Orb;,. Cuwvierö Math. 

Lima albensis D’Orb., Rauliniana .D’Orb. 

Avieula Rauliniana: D’Orb. 

Gervilia diffieilis .D’Orb: 

Inoceramus concentrieus Park., nee D Orb., 
propinguus Gold.? | 
Pecten Dutemplii D’Orb., . Raulinianus ‚D’Orb., 
laminosus Mant. 

Janira albensis D’Orb. 

Spondylus gibbosus D’Orb. 

Plicatula radiola Lamk. 

Ostrea arduennensis D’Orb., canaliculata D’Orb., 
Milletiana D’Orb., . Rauliniana D’Orb., Ley- 
merii Desh. (de Varennes, Meuse), aquila 

Terebrirostra arduennensis. D’Orb. ey 


In diesem Verzeichnisse hat Barrois die: Echinodermen, 
Bryozoen, Spongien etc. nicht angeführt (p. 275). 


Von den hier nach Barrois angeführten Arten kommen in 
der Zone II in Böhmen!) noch vor: 


Otodus appendieulatus Ag., Mantelli Ag. 
Odontaspis raphiodon Ag. (kommt in Wissant vor) 
Scalaria cf. Dupiniana D’Orb. : 
Arca (glabra) subglabra D’Orb. 

Nucula pectinata Sow. 

Pecten laminosus Mant. 

Ostrea canaliculata D’Orb. (lateralis Nils.) 


Nebstdem führt Noväk?®) an: 


Holaster cf. laevis de Luc, der auch im unteren Gault der 
Schweiz vorkommt, und 


Holaster suborbieularis Defrance, der auch im Albien der Schweiz 
vorkommt. 


Die Versteinerungen, die Fri in seinen Korycaner Schichten 
(gewöhnlich Zone II) anführt, stammen oft aus der Klippenfazies ganz 
anderer Zonen, z. B. aus dem Niveau Xa bei Bilin (= Zone ä Tere- 
bratulina gracilis le plus superieure) oder aus der Zone Xd in Weiß- 
kirchlitz (= Novosedlice! Zone .a Terebratula semiglobosa). Wir geben 
also zum Vergleich ein Verzeichnis der häufig vorkommenden Fossi- 
fen aus der Umgebung von Rip, die aus dem glaukonitischen Sand- 
stein stammen, der lithologisch dem französischen sable vert (Zone 
H) verhältnismäßig näher steht: Yan, 


"0. Bu.Frie: Studien. im Gebiete ‚der böhmischen Kreideformation. -Korycaner 
Schichten. 1911: EI EN : 


2) Studien an Echinodermiah: der höhmisckzn Kreideformation. 1887. 


86 ©. Zahälka. [86] 


Acanthoceras Mantelli? Sow. sp. 

Turritella Verneulliana D’Orb. 

Oylichna ceylindracea Gein. (Trochactaeon Briarti 
Gein sp., Conus cylindraceus Gein., ? Actaeo- 
nella conica Briart et Cornet: Meule de Brac- 
qwegnies) 

Nerinea longissima Rss. 

Vanicoro eretracea D’Orb. 

Natica bulbiformis So. 

Aporhais Burmeisteri Gein. (Rostellaria Parkin- 
soni Mant.) 

Voluta elongata D’Orb. 

Protocardium Hi!lanum Sow. 

Cardium pustulosum Münst. 

Trigonia sulcataria Lam. 

Eriphyla (Lueina) lentieularis Goldf. 

Pectunculus lens Nils. 

Arca subglabra D’Orb. 

Pinna (diluviana Gein.) decussata Goldf. 

Myoconcha cretacea D’Orb. 

Panopaea gurgitis Brongn. 

Tellina semicostata Röm. 

Venus immersa Sow. 

Venus faba Sow. 

Avicula sp. 

Gervilia solenoides Defr. 

Perna cretacea D’Orb. 

Pecten aequicostatus Lam. 

Pecten Nilssoni Goldf. 

Pecten curvatus Gein. 

Exogyra columba Sow. 

Exogyra lateralis Rss. 

Ostrea diluviana Linne 

Micrabatia coronula Goldf. sp. 


b) Zone a Hoplites interruptus. 
Zone a Ammonites interruptus de Barrois. 
Etage Albien superieure de Lambert. 
L’argile de Gault de la Carte geol. detaillee. F. 51. 
Zone IIIa in Böhmen. 


Im untersten Teile der Stadt Clermont-en-Argonne, besonders 
in den Durchschnitten der Bahn, waren die unteren Schichten der 
Zone ä Hoplites interruptus entblößt. Es waren im frischen Zustande 
dunkelgraue, gering mergelige Tone. Sie zeigten u. d. M. genug klare 
Quarzkörner, wenig braune Limonitkörner und selten ein grünes Korn 
von Glaukonit. Hie und da sind in den höheren Schichten auch Phos- 
phoritkonkretionen, aber seltener als in der Zone super. & Acantho- 
ceras mamtllare (Zone 11) und unregelmäßig verteilt. 


[87] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente., 87 


Nach der Notice explicative Feuilles 35 et 51 beherbergen die 
unteren Schichten wie bei Bar-le-Duc folgende charakteristische 
Fossilien: 

Ammonites mamillaris 
Nucula bivirgata 
Ostrea Ricordeana, 


die oberen Schichten: 


Belemnites minimus 
Plicatula radiola. 


Lambert!) erwähnt aus Islette etc. folgende seltene Fossilien 
aus den Phosphoriten dieser Zone: 


Ammonites splendens 
Ammonites auritus 
Dentalium decussatum 
Natica gaultina 
Solarium cirroides 
Arca carinata 
Inoceramus sulcatus. 


Auch in dieser Zone wird der Ton für die Ziegeleien und 
Töpfereien gewonnen und die Phosphorite wurden auch früher als 
Düngungsmaterial gesucht. 


Wir haben schon im Profile von Troyes die Zone ä MHoplites 
interruptus mit der böhmischen Zone Illa verglichen, sowohl litholo- 
gisch als auch paläontologisch. Da hier in der Argonne in dieser Zone 
auch die Nodules des phosphates de chaux vorkommen, die wie in 
allen Phosphoritlagern der Argonne (siehe auch Zone IVb bei Ste. 
Menehould), durch ähnliche Pyritkonkretionen begleitet sind, so muB 
ich noch hinzufügen, daß wir auch in Böhmen ein entsprechendes Ana- 
logon haben. Die böhmische Zone IlI« ist im ganzen Egergebiete, im 
böhmischen Mittelgebirge und in der Umgebung von Rip ausgezeichnet 
durch das Auftreten von Pyritkonkretionen (und Limonit- 
platten), hie und da auch in Form von Spongien, die an der Erd- 
oberfläche, infolge der Verwitterung, in Limonit verwandelt sind. Ich 
nenne besonders die Lokalitäten Vrbka 2), Kmetin&ves (B£lka), Bivany 
(Weberschan) ). Dabei muß ich auch noch erwähnen, daß wir diesen 
Erscheinungen früher nicht viel Aufmerksamkeit widmeten, da wir 
nicht wußten, daß sie später auch für die vergleichende Stratigraphie 
einen Wert haben könnten. 


1) Etude comparative etc., p. 8. 


2) Päsmo III v ok. Ripu (Zone III-d, Umgeb. v. Rip), p. 20, 21. Besonders 
die Schichten IIl, 1, 2, 3. 


°) Päsmo III v Poohri (Zone II im Egergebiete), p. 55. Schichte III, 6 etc. 


88 ©. Zahälka. Iauie} [88] 


Etage Cenomanien. 


a) Zone A Schlönbachia rl 
Zone ä Ammonites inflatus de Barrois. 


La gaize de l’Argonne des plusieurs g6ologues et de la Carte geol. detaillee. 
Feuille 35 et 51. 


Zones III et IVa de Bohäme. 


In der Argonne verzeichnen die französischen Geologen eine 
auf der Oberfläche recht breite (bis 14 km) und bedeutend mächtige 
(Max. 100 m) Zone über dem Albien: La gaize. Sie entspricht zwei 
Horizonten der sudetischen Kreide, und zwar: die untere Abteilung 
der Gaize: entspricht der oberen Abteilung der Zone III in- Böhmen, 
das heißt der Zone IIIb, und die obere Abteilung der Gaize entspricht 
der unteren Abteilung der Zone IV in Böhmen, das heißt der Zone 
IVa. Es ist also von oben nach unten: 


La gaize superieure . . ‘. . — Zone IV. 
La gaize, infenieure”  . 222,22 — Zone 111, 


Mit der Gaize, die früher zum höheren Albien zugeteilt wurde, 
fängt schon die Etage Cenomanien an. 

Die Plateauhöhe Ste. Anne wird durch ein besonderes Gestein 
gebildet, das in verschiedenen Ländern Mitteleuropas verschieden 
genannt wird. Wir haben für dieses Gestein — auch in den Zonen 
ILb und IVa — in Böhmen den Namen „Spongilit“ !) vorgesehlagen. 
Man nennt es in der Argonne „La gaize*. Nach verschiedenen Bei- 
mengungen unterscheide ich dann verschiedene Varietäten der -Spon- 
silite: mergeliger Spongilit, glaukonitischer Spongilit etc. 

Der Spongilit: von Ulermont ist ein tafelförmiges Gestein, gelb- 
lich, mit weißlichen Flecken oder gelblichgrau, fest, porös und auf- 
fallend leicht. Seine Hauptmasse besteht u. d. M. aus weißen oder 
gelblichen Skelettrümmern der Silieispongien, zu ihnen gesellen sich 
viele klare, scharfkantige Quarzkörner und selten ein grünes Körnchen 
von Glaukonit. Schon unter der Lupe sieht man, daß die zarte, spröde 
kieselige Grundmasse von einer Unzahl feiner Poren durchdrungen 
ist, die entweder rund oder strichelförmig sind. :Es sind die Quer- 
und Längsdurchschnitte von hohlen Kanälen der Spongiennafele: 
Darum ist das Gestein porös und leicht. 

Selten befinden sich im Spongilit kieselige dunkelgraue Kon- 
kretionen „Ühert“ genannt. Sie sind unregelmäßig begrenzt oder 
kugelig, oder von der Form einer Spongie, sehr fest und hart, nicht 
porös, sondern dicht, also auch nicht leicht wie der typische Spongilit. 
Ich nenne dieses Gestein, das in Böhmen außerdem an einer Lokalität 
(Lipenec bei Laun) Nester 2) bildet, „Kieseliger Spongilit“. Der kieselige 
Spongilit von Clermont hat dieselbe Zusammensetzung wie das Mutter- 


1) Kfid. ütv. v Ces, Strödohoif (Die Kreide im böhm. Mittelgebirge). Manus- 
kript. Zone III, Spongilit. Früher nannte ich dieses Gestein: „Spongiensandstein.“ 
?) Päsmo III v Poohfi (Zone III im Egergebiete), p. 22, Fig. 21. — Kfid. 
ütvar, v Öes. Str&dohori (Die Kreide im böhm. Mittelgeb ).' Manuskript. Zone II. 


[89] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 89 


gestein (Spongilit), nur ist er nicht porös, sondern die Kanäle der 
Spongiennadeln und die Hohlräume zwischen den Trümmern des 
Spongienskelettes sind mit Kieselsäure ausgefüllt. Ich fand in ihnen 
sowohl in Clermont als auch in Ste. Menehould größere Partien eines 
Spongienkörpers mit prächtig erhaltenen Skeletten von Hexactinelliden, 
wie in Böhmen. Auf der Oberfläche dieser Spongien sitzen noch an- 
gewachsene Exogyren, deren weiße Schale aus Kieselerde besteht. 


b) Zone inferieure a Schlönbachia inflata. 
Zone inferieure a Ammonites inflatus de Barrois. 
Gaize marneuse ä Ancyloceras arduennensis de Lambert. 
La gaize inferieure. 

Zone IIlb in Böhmen, 


Alle Geologen, die sich mit der Gaize de l’Argonne, speziell 
bei Clermont, näher beschäftigten, behaupten, daß die untere Gaize 
verschieden ist von der oberen. Barrois!) schreibt: „La partie in- 
ferieure de la gaize de l’Argonne est grisätre, et assez argileuse, 
tandis que sa partie superieure est plus siliceuse et ne contient plus 
d’argile.*“ Lambert?) unterscheidet auch zwei Niveaus in der Gaize 
de l’Argonne von oben nach unten: 


Zone IVa: 
Gaize caleaire & Hamites armatus -. . . . .. 75 m m 
m 
Zone IIlb: 
Gaize marneuse & Ancyloceras arduennensis . . 25 m 
Auf einer anderen Stelle®): .... „que la faune de couches in- 


ferieures (la gaize) plus marneuses“ 

Die untere Gaize nimmt in Clermont über dem Albien superieure 
die untere Abteilung des Plateaus Ste. Anne ein. Infolge des West- 
fallens der Schichten kommt diese Zone in Islettes schon zum Fuße 
der Berglehnen, und in Ste. Menehould verschwindet sie schon unter 
der Talsohle der Aisne. 

An der Erdoberfläche sind diese leicht verwitternden Schichten 
der Gaize marneuse grau, aber weiter oder tiefer sind sie bläulich. 
So fand sie Lambert®): „Les couches inferieures du Tunnel des 
Islettes (W von Clermont) plus bleues, plus faciles, et plus marneuses 
..... profondes sont d’une extr&öme durete, mais mise au contact de 
air elles delitent en tr&s peu de temps. Ce resultat est principale- 
ment dü & la presence de pyrites abondamment dissemines dans la 
roche, et qui se decomposent en presence de l’air.“ 

Aus dieser an Versteinerungen sehr armen Zone führt Lambert 
als eine leitende Versteinerung Ancyloceras arduennensis an und be- 


?) Etude compar. etc., p. 11. 
»\. Ebid,,p: 12. 
*ı Thrd,,.p: 12, 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 12 


90 6. Zabälka. [90] 


merkt wie Barrois!), daß diese Zone noch eine große Menge Albien- 
fossilien beherbergt. (Siehe auch unseren Abschnitt über die Zone 
infer. A Schlönbachia inflata im Profile aus der Umgebung von Troyes, 
vorn). Außerdem erwähnt Lambert wie Barrois (ibid.) auch andere, 
seltene, sehr charakteristische Fossilien für die ganze Gaize über- 
haupt, also für die Zonen III und IVa, die wir weiter anführen 
(siehe Zone IV a). 

Die Zone infer. ä Schlönbachia inflata korrespondiert nach den 
französischen Geologen mit der Zone infer. ä Schlönbachia inflata, die 
wir im Profile von Troyes in Larrivour und Courteranges kennen 
gelernt haben (Marnes de Larrivour, Marnes crayeuses A Ostracees 
de Larrivour — Zone IIIb de Boh&me). 

Geradeso wie bei Clermont folgen auch in Böhmen über der 
tonigen oder mergelig-tonigen Zone IIIa (Zone & Hoplites interruptus) 
die Zonen der Spongiliten (Gaize) ?). Es ist besonders die westliche 
Hälfte des böhmischen Mittelgebirges, das Egergebiet und das ganze 
"breite südliche Band der Kreideformation von der Umgebung von 
Rakonitz und Saatz, bis in den Prager Kreis, hie und da auch in 
Ostböhmen (Liebenau, Skutet etc.), wo die Zone IIIb als Spongilit 
und seine verschiedenen Varietäten (mergelige Spongilite etc.) aus- 
gebildet ist. Je mehr man sich von den genannten Gegenden in der 
westböhmischen Kreide gegen das Zentrum des böhmischen Kreide- 
beckens nähert, das heißt in die Umgebung des Rip (Raudnitz), desto 
mehr und mehr verlieren die Spongilite an Spongiennadeln, in dem- 
selben Verhältnisse vermehrt sich ihr Tongehalt, bis sie in der Um- 
gebung von Rip in einen Mergel übergehen, der aber immer genug 
Spongiennadeln beherbergt. Es entsteht hier eine Fazies, die der 
Gaize marneuse in Clermont am nächsten steht. Das Gestein ist auch 
tief unter der Erdoberfläche oder auf frischen Entblößungen bläulich 
und fest, aber nahe der Erdoberfläche verwittert es leicht und wird 
grau oder gelblich infolge der Zersetzung des Pyrites®). In der zu- 
letzt erwähnten mergeligen Fazies herrscht auch wie in Ölermont 
Armut an Versteinerungen, aber in den spongilitischen Regionen findet 
man etwas mehr Arten, besonders dort, wo man viele Dezennien in 
lebhaft betriebenen Steinbrüchen sammelte, wie z. B. am Weißen 
Berge bei Prag). Die Fossilien sind von den bei Clermont gefundenen 
recht abweichend. Ich fand in der mergeligen Fazies der Zone IIld 
der Umgebung von Raudnitz folgende Arten: 


Osmeroides Lewesiensis Ay. 
Corax heterodon Kss. 
Fischschuppen und Wirbel 
Nautilus sublaevigatus D’Orb. 
Pe a Pachydiscus peramplus Mant. 
!) Memoire etc., p. 300. 
°) C. Zahälka: Päsmo III v Poohri (Zone III im Egergebiete); Päsmo III 
v Ces.t Stredohofi ‚(Zone III im böhm. Mittelgebirge). Manuskript; Päsmo IX v 
Pojizefi (Zone IX im Isergeb.), p. 12, Zone III u. IV. — Dr. B. Zahälka: Päsmo 
Ill v zäp. Pooltavi (Zone III im westl. Moldaugebiete). 
°) Zone III der Umgebung von Rip, p. 16 etc. 
*) B. Zahälka: Zone IIl im westl. Moldaugebiete, p. 40-44. 


3 [91] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 9| 


Mammites nodosoides Schloth. spe 
Ammonites Deverianus D’Orb. 
Arca sublabra D’Orb. 
Inoceramus labiatus Gein. 
Mytilus Neptumi Goldf. sp. 
Gastrochaena amphisbaena Gein. 
Pecten curvatus Gein. 

Exogyra columba Sow. 
Exogyra lateralis Nilss. 

Ostrea semiplana Sow. 
Flabellina elliptica Nils. sp. 
Plocoscyphia labyrinthica Rss. 
Pleurostoma bohemicum Zitt. 
Achilleum rugosum Röm. 
Sequoia Reichenbachi Heer. 
Sterculia Krejeü Vel. 


In der mergeligen Fazies der Zone IIIb der westböhmischen 
Kreide nehmen die höchsten Schichten allmählich feine Quarzsand- 
körner auf und gehen in einen ähnlichen grauen Sandmergel über, 
der in der Zone IVa herrscht. Es ist dann die Ausscheidung der 
Grenze zwischen der Zone 1IIb und IVa etwas erschwert. Auch in 
einer rein spongilitischen Region der Zone IIIb und IV« ist die Aus- 
scheidung derselben Grenze erschwert. Aber wo ich detaillierte Studien 
machen konnte, gelang es mir bis heute überall in Böhmen die ge- 
nannte Grenze zu konstatieren !). 

Wir gedenken bei dieser Gelegenheit der Anmerkung Lam- 
berts?): „Mais, dans l’etat actuel de nos connaissances, la separa- 
tion de la Gaize en deux assises successives est une division surtout 
theorique. Il est d’ailleurs evident que des assises d’importance sim- 
plement regionale ne peuvent avoir partout des limites egalement 
precises et tranchees.“ 

Die Mächtigkeit der Gaize marneuse beträgt nach Lambert 
25 m. Die Mächtigkeit ihres Äquivalentes IIId in Raudnitz (Böhmen) 
29:6 m?). 


c) Zone superieure A Schlönbachia inflata. 
Zone super. a Ammonites inflatus de Barrois. 
Gaize calcaire a Hamites armatus de Lambert. 
La gaize sup£rieure. 
Zone IVa in Böhmen. 
Wir haben die Gaize superieure schon im vorhergehenden Ab- 


schnitt erwähnt. Sie nimmt in Clermont die obere Abteilung des 
Plateau Ste. Anne ein und ist besonders am Wege von Clermont zum 


') In Liebenau bei Turnau haben wir nicht Gelegenheit gehabt, diese 
Grenze zu konstatieren. Zone IX im Isergebiete, p. 120. ; 

?) Päsmo III v Öes. Stiedohori (Zone II im böhm. Mittelgeb.). Manuskript. 
Profil 37. 


12* 


992 6. Zabälka. [92] 


Gipfel der Anhöfe zugänglich. Der normale gelblichgraue, poröse, 
leichte Spongilit (Gaize plus siliceuse) bildet seine Schichten. Auf 
ihn bezieht sich die Beschreibung des Spongilites, die wir in der Ein- 
leitung zur „La Gaize de l’Argonne“ anführten. Sie ist auch charak- 
terisiertt durch die dort erwähnten sehr harten kieseligen dunkel- 
grauen Konkretionen des kieseligen Spongilit, hier „chert“ 
genannt. 


Von Clermont nach Westen, also gegen die Mitte des Bassin de 
Paris, vollzieht sich eine Faziesänderung der Zone superieure ä 
Schlönbachia inflata. Die Schichten werden mehr tonig. Die unteren 
Schichten dieser Zone sind z. B. in den Steinbrüchen hinter dem 
Südwestende der Stadt Ste. Menehould, am Grunde eines Tälchens, 
südlich von der Chaussee nach Chälons, ein toniger Spongilit 
(Le spongilit argileux). Es zeigt sich hier also eine ähnliche Fazies- 
änderung, wie wir sie auch in Böhmen beobachteten, wenn wir uns 
von den Spongilitufernregionen der Zone IVa gegen die Mitte des 
böhmischen Kreidebeckens bewegten. Zum Beispiel aus der Umgebung 
von Tiiblitz (bei Laun) gegen Raudnitz a. d. E.!) 


Der erwähnte tonige Spongilit aus Ste. Menehould hat dieselbe 
Zusammensetzung wie der typische Spongilit von Clermont, nur 
gesellen sich zu den genannten Mineralen ziemlich viel Ton, hie 
und da schwarzer Kohlenstaub und selten Muskovitschüppchen. Er ist 
ziemlich fest, etwas weicher als der Spongilit von Clermont, grau, hie 
und da hat er mehr oder weniger hellere oder dunklere Punkte, 
Ringe, Scheibchen, Flecken und Streifen, fucoidenartige Astchen, wie 
in Böhmen. 


In Clermont fand ich in den untersten Schichten des normalen 
Spongilites eine Exoyyra, die sich auch in der veränderten Fazies in 
Ste. Menehould nebst einem Pecten wiederfand. 

Die Konkretionen von kieseligem Spongilit (Chert) habe ich auch 
in diesen tonigen Schichten konstatiert. 


Ahnlich wie bei den unteren Schichten, vollzieht sich auch bei 
den oberen Schichten der Zone super. A Schlönb. inflata von Clermont 
nach Ste. Menehould eine Faziesänderung. Es werden in dieser Rich- 
tung von O nach W die Schichten toniger. Die oberen Schichten 
dieser Zone sind in Ste. Menehould ein weicher Tonmergel (La 
gaize argileuse), den wir schon nicht mehr „Spongilit“ nennen können, 
er ist wenig fest, grau, und verwittert nane der Erdoberfläche tief zu 
einem Ton, aus dem früher an einigen Orten Ziegel gebrannt wurden, 
z. B. 1:5 im westlich vom Ende der Stadt, bei der Chaussee nach 
Chälons. Sein Kalkgehalt ist gering; je näher zur Erdoberfläche, desto 
ärmer ist er an Kalk. Der Tonmergel vom Westende der Stadt, bei 
der Chaussee nach Chälons, hinter den letzten Häusern, zeigt u. d. M. 
sehr viei grauen Ton, häufig klare, mehr rundliche als scharfkantige 
(Quarzkörner, häufige Kieselspongiennadeln, wenig, stellenweise ziem- 


R ‘) Päsmo IV v Pookfi (Zone IV im Egergebiete); Päsmo IV v ok. Ripu 
(Zone IV in d. Umg. v. Rip). Ütvar kr. v Öes. Stredohofi (Die Kreide im böhm. 
Mittelgebirge. Zone IV. Manuskript.) 


[93] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 93 


lich grünen Glaukonit und sehr selten kleine Muskovitschüppchen. 
Peron!) nennt diese Schichten: „argile de la gaize superieur“. 


Die Zone superieure A Schlönbachia inflata von Clermont mit 
ihren Spongiliten und kieseligen Konkretionen erinnert lebhaft an die 
untere Abteilung der Zone IV—IVa im westböhmischen Mittel- 
gebirge?), wo sie auch in einer spongilitischen Fazies auftritt, in 
ihrer Fortsetzung gegen die Mitte des Beckens — gegen Raudnitz — 
den Spongilitcharakter verliert, und in einen feinen sandigen Mergel 
sich verändert. Geradeso wie in Clermont, beherbergt auch der Spon- 
silit der Zone IVa im böhmischen Mittelgebirge seltene Konkretionen 
von kieseligem Spongilit, die wenig kalkig sind, aber gegen die Mitte 
des Beckens werden die Konkretionen kalkiger, sie gehen in einen 
feinsandigen Kalk über. 


Die Mächtigkeit der Zone super. A Schlönb. inflata in Clermont 
beträgt nach Lambert Max. 75 m, ihr Aquivalent in Böhmen (Zone 
IVa), und zwar in Raudnitz 415 m. 


Beim flüchtigen Suchen habe ich nur Bruchstücke von Pecten 
und Ostrea gefunden. Ammonites (Schlönbachia). inflatus ist ein be- 
kanntes Leitfossil für die Gaize überhaupt. 


Lambert führt Hamites armatus als Leitfossil speziell aus dem 
oberen Gaize der Argonne an. 


Die Fossilienlisten der Gaize in der Argonne beziehen sich bei 
den Geologen auf die Gaize überhaupt, also sowohl auf die untere 
(Zoue I1Ib), als auch auf die obere (Zone IV a); da aber die Fossilien 
in der Zone IIIb seltener sind, so gehören die Verzeichnisse der 
Fossilien hauptsächlich der Zone IVa« an. 


So führt Lambert?) aus der Gaize der Argonne überhaupt 
folgende seltene sehr charakteristische Fossilien an: 


Nautilus radiatus? 
Ammonites inflatus 
Ammonites Mantelli 
Ammonites varians 
Ammonites falcatus 
Ammonites auritus 
Hamites armatus 
Hamites virgulatus 
Ancylocerae arduennensis- 
Bueulites baculoides 
Solarium ornatum 
Pholadomya Sancti-Florentini 
Arca carinata 
Arca glabra 
Janira aeqwicostat« 

!) Terrain de craie etc., p. 101. 

®) Ütvar krid. v Ces. Stredohori (Die Kreide im böhm. Mittelgebirge. Zone 

IV. Manuskript). 
3) Rtude comp., p. 11, 12, 


94 ©. Zahälka. [94] 


Pecten asper 
Pecten orbicularis 


Des Spongiaires varies, surtout une grande espece 
meandriforme tres commune; 
Les Echinides ne s’y remontrent qu’aceidentellement. 


Barrois!) führt aus der Gaize in Talmats, Vienne und Mont- 
blainville (Ardennes, Meuse) folgende Fossilienliste an: 


Polyptychodon interruptus Owen 

Otodus appendiculatus Agas. 

Oxyrhina macrorhiza Pict. et Camp. 

Lamna acıuminata Agas. 

Odontaspis raphiodon Agas. 

Osmeroides Lewesiensis Agas. 

Belemnites minimus List. 

Nautilus radiatus D’Orb.; Sowerbyanus D’Orb.; 
laevigatus D’Orb. 

Ammonites inflatus Sow.; var. id.; auritus Sow., 
Raulianus D’Orb.?, Studeri Pict. et Camp.?, 
Renauxianus D’ Orb., ecatillus Sow., Falcatus 
Mant., Mantelli Som, varians Sow. ? 

Anisoceras Moreausianus D’Orb., alternatus Mant. 
— arduennensis D’Orb., armatus Sow. 

Hamites intermedius Sow. —= rotundus D’Orb., 
virgulatus D’Orb. 

Baeulites baculoides D’Orb. 

Turrulites Puzosianus D’Orb., Bergeri Brong.? 

Turritella Rauliniana D’Orb.; sp. voisine de 
alternans Röm. 

Avellana Rauliniana D’Orb., Clementina D’Orb., 
Hugardiana D’Orb. 

Trochus Batnus D’Orb., Buvignieri D’Orb. 

Solarium ornatum Titt., dentatum Titt. 

Pleurotomaria Moreausiana D’Orb. 

Fusus acteon D’Orb. 

Cerithium Mosence Buv., Vibrayeanum D’Orb. 

Solen Moreanus Buv. 

Astarte voisine de Dupiniana D’Orb. 

Cardita tenuicosta D’Orb., Dupiniana D’Orb. 

Trigonia spinosa Park. var. subovata Lycet 

lsocardia eryptoceras D’Orb. 

Lueina pisum Soır. 

Nucula ovata Mant., bivirgata Titt., obtusa Titt 
Renauxiana D’Orb. 

Leda phaseolina Pict. et Camp., porrecta Reuss 

Arca curinata Sow., glabra Park., aequilateralis 
Corn. et Bri. 


!) Memoire etc,, p. 301— 304. 


[95] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 95 


Pinna tetragona Sow., Moreana D’Orb., Neptuni 
D’Orb. 

Lima Archiacana Corn. et Bri., albensis D’Orb,, 
semiornata D’Orb., parallela D’Orb., Rauli- 
niana D’Orb. 

Avicula Rauliniana D’Orb.? subplicata D’Orb., 
gryphaeoides Sow. 

Inoceramus sulcatus Park. 

Pecten Dutemplei D’Orb., laminosus Mant., asper 
Lamk., hispidus Gold., Raulianus D’Orb., 
Galliennei D’Orb. 

Janira quinguecostata Sow. 

Spondylus striatus Gold. 

Plicatula pectinoides Sow., sigillina Wood. 

Ostrea canaliculata D’Orb., vesiculosa Sow., Rau- 
liniana D’Orb., pectinata Lamk. 

Serpula antiquata Sow. 

Trochocyathus Harveyanus M. Edw. 

Siphonia Tittoni Mich., pyriformis Gold. 

Jerea pyriformis Lamouroux, mutabilis Defir. 


Von den zitierten Versteinerungen kommen in der Zone IV«a 
in Böhmen folgende Arten besonders vor!): 


Otodus appendiculatus 

Osmeroides Lewesiensis 

Odontaspis raphiodon 

Arca glabra (subglabra) 

Pecten laminosus 

Peecten asper (Umgebung von Königinhof— 
Quadersandstein) 

Janira (Vola) quwinguecostata 

Spondylus striatus 

Östrea vesicularis 

Ostrea (Exogyra) conica 

Ostrea lateralis (auch in Thierache, 
Barrois, ibid., p. 320) 

Avicula anomaia (auch in Thierache, 
Barrois, ibid., p. 318) 

Anomia radiata (auch in Thierache, 
Barrois, ibid., p. 318). 


Sehr bemerkenswert in bezug zur böhmischen Kreide ist die 
Notiz?) über die Faziesänderungen der Gaize von N nach S, das 
heißt der Zonen IIId und IVa von Clermont gegen Revigny, und 
zwar der obersten Schichten von IVa und den untersten von IIIb: 


')C. Zahälka: Päsmo IV v ok. Ripu (Zone IV d. Umgeb. v. Rip).; 
Päsmo IV v Poohfi (Zone IV im Egergebiete). — Fri&: Weißenberger Schichten 
— Reuss: Die Versteinerungen d böhm. Kreidef. 

?) Notice explicative. Carte ge&ol. det. Feuille 51. 


96 Ö. Zahälka. [96] 


„La gaize (IIIb--IVa) est en. environ de Ölermont—Bar-le- 
Due caracterisee par une proportion variable de silice gelatineuse 
Vers le Clermont, oü la silice domine, la gaize est plus resistante, 
Vers le sud, la proportion d’argile augmente en m&me temps que la 
puissance de l’etage diminue (Bettancourt, Vroil, pres Revigny-aux- 
Vaches); le relief du sol s’attenue rapidement, et la gaize passe, 
par (des transitions mineralogiques insensibles, & la 
ceraie glauconieuse (IVb), dune part, et au gault (Illa) 
de l’autre.“ 

Auf dieselbe Erscheinung haben wir in der böhmischen Kreide 
aufmerksam gemacht; z. B. die Mächtigkeit der oberen glaukonitischen 
Schichten der Zone IV’—IVb (= Zone ä Pecten asper = La craie 
glauconieuse), die bei Veltez (unweit Laun) 08 m betrug), ver- 
srößert sich auf Kosten der tieferen Schichten (IV a) bis auf 4 m in 
Lipenece (unweit Malnitz); oder: die Mächtigkeit der glaukonitischen 
Schichten der Zone IVD, die bei Raudnitz a. d. E. 3:5 m betrug, 
vergrößert sich auf Kosten der tieferen Schichten IV a bis auf 126 m 
bei BySic—Üecelic (unweit Melnik). Die Tone der unteren Zone III« 
(Zone ä Hoplites interruptus infer.) betragen in der Umgebung von 
Raudnitz 1 »n, aber ihre Mächtigkeit vergrößert sich gegen Lipenec 
(unweit Malnitz) und Bivan (unweit Laun) bis auf 6 m, wieder auf 
Kosten der nächst höheren Schichten der Zone I11b 2). 

Infolge des Westfallens der Schichten fällt die Gaize sup6e- 
rieure (IV b), westlich von Ste. Menehould, zwischen Braux und Argers, 
unter die Talsohle der Auve und unter die nachfolgende Zone ein. 


d) Zone a Pecten asper. 
Sables glauconnieux, phosphatiferes a Pecten asper de Lambert. 
Sables verts a Pecten asper de Peron. 
Zone a Ammonites laticlavius de Barrois. 
La craie glauconieuse partim de la Carte geol. det. Feuille 51 et 35. 


Zone 1IVdD in Böhmen. 


In der westlichen Umgebung von Ste. Menehould ruht auf der 
Zone superieure A Schlönbachia inflata eine 8 m mächtige Stufe eines 
weichen glaukonitischen Sandsteines, der an der Erdoberfläche in 
einen tonigen Sand zerfallen ist Die unteren Schichten sind viel 
glaukonitischer als die oberen. So z. B. 1'3 km westlich von Ste. 
Menehould, hart an der südlichen Seite der Chaussee nach Chälons, 
sind oberhalb der höchsten verwitterten Schichten der Gaize die 
untersten 4 m der Craie glauconieuse zugänglich. Es ist ein mer- 
geliger, sehr glaukonitischer Sandstein, ganz weich, so daß man ihn 
leicht für die Glasfabrik graben kann. Seine Farbe ist graugrün, nach 
der Verwitterung gelblich. U. d. M. zeigt er sehr viele klare Quarz- 
körner, viele grüne Glaukonitkörner, wenig grauen Ton und Kalk, 
stellenweise viele graue mergelige Flecken. Einzeln zerstreut, selten 


') Pasmo IV v Poohri (Zone IV im Egergebiete), p. 78. 
°) Päsmo III v Poohfi (Zone III im Egergebiete), p. 73. 


[97] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 97 


in einer Schichtenreihe, befinden sich hier die Phosphoritkonkretionen. 
Sie sind schwarz, manche in der Form von Versteinerungen, beson- 
ders Spongien mit angewachsenen Ostreen und Exogyren, deren weiße 
Schalen noch kalkig sind. Die gewöhnlichen Dimensionen dieser Kon- 
kretionen sind von der Größe einer Erbse bis zu der einer Faust. 
Die Phosphoritkerne der Lamellibranchien u. a. haben eine glatte 
und glänzende Oberfläche. In der nächsten Umgebung von Argers, 
südöstlich von Braux-Ste.-Cohiere, auf den Feldern zwischen der 
Gemeinde und der Chaussee nach Ste. Menehould sowie in den 
Feldern zwischen Braux und Chaude Fontaine, werden die Phos- 
phorite ausgeackert. Überall wurden sie früher als Düngungsmittel 
gewonnen. Nebst den Phosphoriten erscheinen überall ähnliche Kon- 
kretionen von Pyrit, die auf der Oberfläche hexaedrische Drusen 
tragen. Oft sind diese Konkretionen teilweise oder ganz in einen 
braunen Limonit verwandelt. 

Der glaukonitische Sand dieser Schichten wird zur Bereitung 
der grünen Glasprodukte angewendet. 


Als charakteristische Fossilien gelten hier !): 


Pecten asper 
Ostrea carinata 
Haifischzähne. 


Gegen oben hin werden die Schichten mehr tonig und weniger 
glaukonitisch. An der Straße 600 m südöstlich von Chaude—Fontaine 
findet man in dieser Lage einen grauen, etwas grünlichen, tonigen 
glaukonitischen Sandstein, der überall nahe der Erdoberfläche in 
einen tonigen Sand zerfallen ist. U. d. M. enthält er sehr viele klare 
scharfkantige Quarzkörner, genug grauen Ton, viele dunkelgrüne 
Glaukonitkörner und seltene feine kieselige Spongiennadeln. Barrois?) 
führt aus den nahen ehemaligen Phosphoritgruben folgendes Profil an: 


Marne;glauconiensen. lid a anna Film 


Marne verte avec nodules de phosphate 
de chaux, dissemines, ne formant pas 


un@litircontinunzr.) 21 0:20 mi & 0:60: 
Marne glauconieuse (semblable & celle 
AU BESSUB) Ana N 2 EINEM 


Barrois fand in den Konkretionen folgende von Kalkphosphat 
erfüllte Arten: 


Wirbeltierreste 

Pleurotomaria Dumonti D’Arch.; sp. nov. 

Pecten membranaceus, hispidus, Galliennei, 
asper, elongatus Lk.; var. id. 

(Geinitz, Elbetalgebirge, pl. 44, f. 2a) 

Inoceramus virgatus Schlüt. 


!) Notice explicative. Feuille 51 et 35. 
2) M&moire etc., p. 366, 367. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 13 


98 ©. Zahälka. [98] 


Trigonia Vicaryana Lycett., cf. Constantii D’Orb. 
Lima semiornata 

Plicatula inflata 

Janira quinquecostata 

Cyprina quadrata D’Orb., Ligeriensis D’Orb. 
Rhynchonella Schloenbachi Dav. 


Lambert!) weist dieser Zone ä Pecten asper nachstehende 
Lage in seinem Cenomanien der Umgebung von Ste. Menehould zu: 


Zahälka: Lambert: 
Vöo-+-VI | 5. Craie marneuse, blanchätre, avec Holaster h 
subglobosus. . . , . .15mı s ke 
Va 4. Argiles bleues et marnes ‚ grises N Aste- | = 
roseris coronula . . . . u a Se 
IVb 3. Sables glauconieux, phosphati- 8 
feres'a Pecien asper ar. en 1 RO | =, 
IVa 2. Gaize calcaire ä Hamites armatus. . .TDm = 
IIIb 1. Gaize marneuse & Ancyloceras arduennensis 25 m 


Die Mächtigkeit der Zone ä Pecten asper ist in der Umgebung von 
Ste. Menehould nach Lambert 8 m, nach der Carte g£ol. det. bis 12 m. 

Bemerkung. Als höchste Schichten der Craie glauconieuse 
wird in der Notice explicative, Feuille 5l, die Zone ä& Holaster sub- 
globosus angegeben: „est forme par une craie jaunätre assez friakle.“ 
Sie gehört unseren Zonen V-- VI an. 

Darum werden wir über die Zone & Holaster subglobosus in dem 
folgenden Absatz schreiben. Sie wurde in der Carte geol. det. in der 
Umgebung von Ste. Menehould irrtümlich der nächsthöheren Zone 
ä DBelemnites plenus (Zone VII) eingereiht. Dasselbe geschah beim 
Barrois?). (Siehe weiter.) 

Die Zone & Pecten asper ist ein Äquivalent der böhmischen 
Zone IVb, die Reuss in Malnitz bei Laun als Grünsandstein 
und Exogyrensandstein beschrieb®). Besonders ist es das Eger- 
gebiet, das durch seinen sehr glaukonitischen Grünsandstein (vulgo 
rasäk) ausgezeichnet ist. Dieser Grünsandstein wird von Malnitz 
nach Osten gegen Raudnitz, also gegen die Mitte des böhmischen 
Kreidebeckens mehr und mehr mergeliger, stellenweise verliert er 
mehr oder weniger den Glaukonit, und geht in der Umgebung von 
Raudnitz und Melnik in einen glaukonitischen Sandmergel 
über, der überall von sehr feinsandigen Kalkbänken begleitet ist. 
Wenn dieser grünliche glaukonitische Sandmergel näher der Erdober- 
fläche liegt, dann ist er ganz in mergeligen Sand verwittert und dieser 
ist dann dem Sable glauconieux von Ste. Menehould ähnlicher. Am 
nächsten steht aber dem französischen Sable glauconieux der sehr 
glaukonitische tonige Grünsandstein der Zone IVb, 
sehr reich an Pecten asper aus der Umgebung von Königinhof, 


1) Etude comparative, pr 
2) M6moire, pP: 367. 


3) 0. Zahälka: Päsmo IV v Poohfi (Zone IV im Egergebiete), p. 41—72, 88. 


[99] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 99 


besonders in Stangendorf gut zugänglich, den die Geologen (Krejöf) 
samt der Zone IVa, III und II irrtümlich, wie an manchen anderen 
Lokalitäten der ostböhmischen Kreide, zu den Koryzaner Schichten 
(Zone II) rechneten. 

Wir haben früher den Pyritkonkretionen, die sich in dieser 
Zone IVdb manchmal in größerer Menge befinden, keine Aufmerksam- 
keit gewidmet. Als wir aber in Frankreich in demselben Niveau die 
Nodules de phosphate de chaux, überall begleitet mit Nodules de 
pyrite, nächst der Erdoberfläche in Limonit verwandelt sahen, er- 
innerten wir uns an dasselbe Phänomen in der Zone IV b in Böhmen. 

Ich gebe also nachträglich ein Profil dieses Niveaus, welches 
mir am nächsten steht, aus der Lehmgrube der Jeräbekschen Ziegelei 
an der Anhöhe „Pod Oborou“, 1'5 km südöstlich von der Stadt Raud- 
nitz a. d. E., zwischen der Kote 226 m (Ecke des Waldes) und der 
Ziegelei. Diese Lokalität wurde nicht nur in vertikalen, sondern auch 
in horizontalen Profilen (im Jahre i913) festgelegt. 


_ Ecke des Waldes „Pod Oborou*. Kote 226 m ü. d. M, 
j Gelber Lehm. „2 2. „ui. 2.89 mbie06m|ı 5 
Diluvium. Schotter, der oft in Form von 1 m tiefen Karren = 
| in die Zone Vb eingreift . . . . . .. 0:1 m bis 0:5 m => 
u re ee ee DAN 
b.inf&r. Mergel, dunkelgrau-bläulich, weich, nach Ver- 
| witterung graulich bis gelblich. Auf der Erdoberfläche zer- 
E: Tallbsen nm EurzersZe Sn N N a ES 
= Mit sehr häufiger Ostrea semiplana, hippopodium und a 
5 Fr 
Ser Exogyra lateralis. u 
|« Feinsandiger Mergel, grau bis gelblich, etwas fester, 
mit Avscula $p. Hier arın an’ EKossilien.. ... .....01.26m 
2167 


6. Sandiger Mergel, etwas glaukonitisch, grau. .0'2 m 
| 5. Feinsandiger Kalkstein in einer festen und harten | 
Bank, die sich nach Verwitterung in kugelförmige Konkre- 
tionen teilt. In der Mitte blau, übrigens grau. Sie hat auf- 
fallend viele Acanthoceras papaliforme, Laube et 
Bruder, ohne dem Nautilus sublaevigatus D’Orb., Inoceramus 
sp., Panopaea gurgitis Brongn., Pecten Nilssoni Goldf., Lima 
elongata Sow. sp., Exogyra columba Sow., Ostrea semiplana Sow. 0'2 m 


284 m 


4. Glaukonitischer sandiger Mergel, in der Nähe der 
Erdoberfläche in Sänd zerfallen, grünlichgrau. Enthält viele 
Pyritkonkretionen, die in der Nähe der Erdoberfläche 
in Limonit (sehr selten in Hämatit) verändert sind, von der 
Größe einer Erbse bis eines Kopfes. Manche halten die 
Schichtung, manche sind unregelmäßig zerstreut, manche 
sind ganz nahe beisammen, manche weiter voneinander, 
durchschnittlich 50 cm. Mächtigkeit . . . 244m 

213°86 

3. Feinsandiger Kalkstein grau, in ovale Konkretionen abge- 
oda. ON ee. > 202m 
2. Sandiger Mergel, grau, der hie und da zerstreute Konkre- 
| tionen von grauem feinsandigem Kalkstein enthält. Der 
! letzte ist manchmal etwas glaukonitisch . . 2 2. 2 2....20 m 


Zone IVb, 


Die Sohle der Grube: 211'66 
1. Sandiger Mergel, grau, mit festen Bänken grauen, feinsandigen Kalk- 


steines, der sich auf der Erdoberfläche in ovale Konkretionen absondert. 
In der schroffen Lehne oberhalb der Ziegelhütte. 


Zone IV a 


18* 


100 6. Zahälka. | [100] 


Die Nodules de phosphate de chaux et de pyrite sind hier durch 
die Nodules de pyrite vertreten. 

Wir geben jetzt ein Verzeichnis der Fossilien der Zone IVb 
aus der typischen Lokalität des Grünsandsteines von Malnitz!): 


Öyeloidea, Schuppen 

Ptychodus latissimus Ag. 

Nautilus sublaevigatus D’Orb. 

Desmoceras Austeni Sharpe sp. 

Pachydiscus peramplus Mant. sp. 

(Ammonites Woolgari Fri —) Acan- 
thoceras Schlüterianum Laube et 
Bruder et Acanthoceras papaliforme 
Laube et Bruder 

Acanthoceras Mantellii Sow. 

Ammonites Malnicensis Fric 

Chemnitzia n. sp. 

Natica Gentiü Sow. 

Natica Roemeri Gein. 

Aporhais (kostellaria) Reussi Gein. 

Eulima sp. 

Turritella multistriata Reuss 

Pleurotomaria seriatogranulata Goldf. 

Pleurotomaria linearis Mant. 

Cardium pustulosum Münst. 

lsocardia gracilis Fr. 

Protocardia Hillana Sow. sp. 

Crassatella 

Uyprina qnadrata D’Orb. 

Eriphyla lenticularis Goldf. 

Pectunculus lens Nilss. 

Arca subglabra D’Orb. 

Arca trapezoidea Gein. 

Pinna decussata Goldf. 

Modiola capitata Zitt. 

Modiola aequalis Sow. 

Mytilus sp. 

Lithodomus spathulatus Reuss 

Panopaea gurgitis Brongn. 

Panopaea cf. Ewaldi Reuss 

Panopaca regularis D’Orb. 

Pholadomya (cf. designata) 

Pholddomya caudata Röm. 

Pholadomya aeguivalvis D’Orb. 

Tellina semicostata Gein. 

Venus faba Sow. 

Venus plana Sow. 

Venus immersa Sow. 


') Päsmo IV v Poohii (Zone IV im Egergebiete), p-. 41—-71- 


[101] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 101 


Avicula anomala Sow. 
Gervilia solenoides Defr. 
Inoceramus labiatus Gein. 
Inoceramus Brongniarti Sow. 
Inoceramus striatus Mant. 
Inoceramus Cripsüi Mant. 
Perna cretacea keuss 
Lima pseudocardium Heuss 
Lima elongata Sow. sp. 
Lima Sowerbyi Gein. 
Lima multicostata Gein. 
Lima tecta Goldf. 

Lima septemcostata Reuss 
Lima aspera Mant. 
Pecten asper Lam.!) 
Pecten laevis Nülss. 

Pecten curvatus Gein. 
Pecten laminosus Mant. 
Pecten membranaceus Nils. 
Pecten Dujardinii Röm. 
Spondylus (histrix Goldf.) 
Spondylus latus Röm. 
Exogyra columba Sow. 
Exogyra conica Sow. 
Exogyra plicatula Lam. 
Exogyra lateralis keuss 
Ostrea semiplana Sow. 
Ostrea hippopodium Nils. 
Gastrochaena amphisbaena Gein. 
Pholas sclerotites Gein. 


Anomia truncata Gein. (sub- 
truncata D’Orb.) 


Rhynchonella plicatilis Sow. 
Magas Geinitzii Schlönb. 


Serpula gordialis Schloth. 
Serpula subfalcata Gein. 


Membranipora. 

Micraster sp. 

Nucleolites bohemicus Nov. 
Callianassa bohemica Fric. 
Spongites Saxonicus Gein. 
Pinus exogyra Fri£. 


!) In Malnitz sehr selten, in Stangendort sehr häufig. 


102 ©. Zahälka. [102] 


e) Zone a Holaster subglobosus. 
Zone ä Holaster subglobosus de Hebert. 
Zones ä Asteroseris coronula et a Holaster subglobosus de Lambert. 
Zone Y und VI in Böhmen. 


In der Notice explicative Feuille 51!) schreibt man über die 
höchste Zone der La craie glauconieuse: „est forme par une craie 
jaunätre assez friable ä Holaster subglobosus, qui se developpe sur- 
tout dans le sud de la feuille, tandis qu’elle manque completement 
dans la region septentrionale.* Nach diesem Satze sollte diese Zone 
in der Umgebung von Ste. Menehould fehlen, wie folgt: „car & l’ouest 
de Sainte-Menehould on voit les assises inferieures de la crai mar- 
neuses (c) reposer directement sur les couches ravinees de la glau- 
conie & Pecten asper (c*).“ Es soll hier also nicht nur die höchste 
Zone der Craie glauconieuse — also die Zone A Holaster sub- 
globosus — fehlen, sondern auch die nächsthöhere Zone & Delemnites 
plenus (c?), was mit dem Zitate über die Verbreitung der Craie 
ä Delemnites plenus auf der Carte geol. det. F. 5l übereinstimmt: 
„allant de Braux-Saint-Remy ä& Merlaux.“ — Also nicht bei Ste. 
Menehould. Hier sind Irrtümer. Erstens: Auf der Carte g£ol. det. 
F. 51 ist ja die Zone & Belemnites plenus (c5), westlich von Ste. Mene- 
hould, zwischen der Zone: La craie glauconies & Pecten asper (c*) und 
zwischen der Zone: La craie marneuse (c®) als zirka 2500 m breites 
Band eingezeichnet, und zwar ununterbrochen von Braux-St.-Remy 
über Braux-Ste.-Cohiere (westlich von Ste. Menehould). Zweitens: Die 
erwähnte Zone a Holaster subglobosus ist in der Natur auch vertreten; 
sie fällt in die untere Abteilung des Bandes, das auf der Carte geol. 
als: La craie & Belemnites plenus dargestellt ist. Das Resultat unserer 
Beobachtungen ist: Die Zone A Holaster subglobosus gehört den unteren 
Schichten der auf der Carte geol. det. irrtümlich dargestellten Zone: 
La craie & Belemnites plenus, das heißt, unseren Zonen V et VI an. 

Lambert?) führt auch die Zonen ä Asteroseris coronula (Va) 
et ä Holaster subglobosus (V b —- VI) in der Umgebung von Ste. Mene- 
hould über seinen Sables glauconieux, phosphatiferes a Pecten asper 
(IVdb) an und rechnet sie zum höchsten Cenomanien. Derselbe weist 
auch auf ähnliche Irrtümer hin. 

Die Schichten der richtigen Zone ä Actinocomax plenus (VII) 
fanden wir zwischen Chaude-Fontaine und Braux-Ste.-Cohiere ziem- 
lich gut entblößt (siehe weiter). 


a. Niveau ä Asteroseris coronula de Lambert. 
Niveau Va in Böhmen. 


Gleich über dem höchsten tonigen glaukonitischen Sand der 
Zone a Pecten asper (IV b), etwa 800 m südwestlich von Chaude- 
Fontaine, wo die Straße den höchsten Punkt des Bergrückens erreicht, 
ruhen unter der Diluvialschotterdecke einigermaßen festere Bänke 


!) Carte geol. det. 
?) Etude, p. 15. 


[103] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 103 


eines Mergels. Er ist lichtgrau, gelblich, weich und verwittert leicht 
an der Erdoberfläche. U. d. M. zeichnet er sich aus durch viel Ton, 
viel Kalkspat in Form von Foraminiferen, besonders Globigerinen 
und Textillarien, durch seltene klare Quarzkörnchen und seltenen 
Spongiennadeln. e 

Dieser Schichtenkomplex, annähernd 3 m mächtig, ist ein Aqui- 
valent unserer tiefsten Abteilung — Niveau Va — der mergeligen 
Fazies unserer Zone V in Böhmen), die sich besonders bei Laun, 
Malnitz und Raudnitz durch festere, hie und da kalkige Bänke und 
viele besondere auf diesen Schichtenkomplex hinweisende Fossilien 
kennbar macht, und die oft eine ähnliche Mächtigkeit (zirka 3 m) hat. 
In der Umgebung von Königinhof (Tisnov, Stangendorf) ist dieses 
Niveau als ein grüner, sehr glaukonitischer Ton (nach Verwitterung 
selb oder rostig) ausgebildet. 

Lambert?) nennt dieses Niveau bei Ste. Menehould: Argiles 
bleues et marnes grises A Asteroseris coronula. (Siehe 
Lamberts Profil des Cenomanien im vorhergehenden Abschnitt.) 
Lambert gibt nachfolgendes reiches Fossilienverzeichnis aus diesem 
Niveau an. Zum Vergleich stellen wir die Fossilienliste aus demselben 
Niveau Va in Böhmen, von zwei charakteristischen Lokalitäten bei 
Laun und Raudnitz nebenan. 


Fossilienliste des Niveau ä 4steroseris coronula 
— Niveau Va in Böhmen. 
Bei Ste. Menehould: Westböhmische Kreide: 
— Oxyrhina Mantelli Ag. 
— Oxyrhina angustidens Rss. 
— Lamna sp. 
— Otodus appendiculatus Ag. 
— Carcharius priscus Gieb. 
>= Corax heterodon KRss. 
—_ Pyenodus scrobiculatus Rss. 
— Osmeroides Lewesiensis Ag. 
_ Oyclolepis Agassizi Gein. 
Fr Verschiedene Fischreste 
— Nautilus sublaevigatus D’Orb. 
= Pachydiscus peramplus Mant. sp. 
2 Acanthoceras Rhotomagense Defr. sp. 
= Acanthoceras Woolgari Mant. sp. 
— Acanthoceras Roudnicensis Zah. 
— (Ammonites) Bravaisianus D’Orb. 
m (Ammonites) Neptuni Gein. 
Actinocomax cf. plenus Scaphites Geinitzi D’Orb. 


!) Pasmo V okoli Ripu (Zone V der Umgeb. von Rip), p. 49, Schichte Vd 9, 
p. 50, Schichte Vd4. — Päsmo V v Poohfi (Zone V im Egergebiete), besonders 
p. 13, Va = 28 m, p. 23, Schichten Va = 3'3 m, p. 39. Profil 52, Schichten 
V 1-4, p.:42, Schichten Ve = 2 m, -p. 49, Schichten Va = 22 m, p. 56, 
Schichten Va = 3'6 m etc. 


2) Etude, p. 11, 15-16, 


104 


Bei Ste. Menehould: 


Natica sp. 
Solarium dentatum D’Orb. 
Turbo Guerangeri D’Orb. 


Dentalium deforme Dixon. 


Cardita Cotteaui D’Orb. 


Avicula sp. 
Sphaerulites cf. Sharpei. 


6. Zahälka. [104] 


. Westböhmische Kreide: 
Hamites sp. 
Baculites undulatus D’Orb. 
Turritella multistriata Rss. 
Natica Roemeri Gein. 
Natica Gentüi Sow. 
Natica vulgaris Rss. 
Pleurotom. seriatogranulata Goldf. 
Turbo cogniacensis D’Orb. 
Aporhais Reussi Gein. 
Fusus Nereidis Münst. 
Fusus Renauxianus D’Orb. 
Voluta elongata Sow. sp. 
Mitra Roemeri D’Orb. 
Cerithium subfasciatum D’Orb. 
Avellana Archiaciana D’Orb. 
Acteon ovum Duj. 
Dentalium Cidaris Gein. 
Dentalium medium Sow. 
Dentalium striatum Sow. 
Cardium pustulosum Münst. 
Isocardia gracilis Fr. 
Isocardia sublunulata D’Orb. 
Crassatella protracta Rss. 
Crassatelia arcacea Röm. 
Astarte acuta Bess. 
Mutiella Ringmerensis Gein. 
Öyprina quadrata D’Orb. 
Eriphyla lenticularis Goldf. 
Nucula pectinata Sow. 
Leda siliqua Goldf. 
Pectunculus lens Niüss. 
Arca subglabra D’Orb. 
Pinna decussata Goldf. 
Mytilus sp. 
Lithodomus spathulatus Rss. 
Gastrochaena amphisbaena Goldf.sp. 
Leguminaria truncata Rss. 
Leguminaria Petersi Rss. 
Modiola capitata Zitt. 
Pholadomya aequivalvis D’Orb. 
Panopaea gurgitis Brongn. 
Lyonsia ? 
Tellina semicostata Gein. 
Tellina concentrica Rss. 
Venus? 
Avicula anomala Sow. 
Gervilia solenoides Defr. 
Perna cretacea Rss. 
Inoceramus Brongniarti Sow. 


[105] 


Bei Ste. Menehould: 

Lima semiornata D’Orb. 
Pecten companiensis D’Orb. 
Pecten laminosus D’Orb. 
Pecten membranaceus D’Orb. 
Pecten elongatus Lam. 
Janird Dutemplei D’Orb. 
Janira cometa D’Orb. 
Spondylus striätus Goldf. 
Plicatula inflata Sow. 
Plicatula Barroisi Peron 
Ostrea vesiculosa Lam. 
Ostrea Naumanni Rss. 
Ostrea canaliculata Sow. 
Ostrea Lesueurü D’Orb. 
Ostrea cf. curvirostris 
Ostrea carinata Sow 
Ostrea haliotoidea D’Orb. 
Terebratula semiglobosa Sow. 
Terebratula disparilis D’Orb. 
Kingena lima Defr. 
Terebratulina chrysalis Schloth. 
Terebratulina rigida Sow. 
Terebratela pectita D’Orb. 
Rhynchonella Martini Mant. 
Rhynchonella pisum Sow. 
Bhynchonella compressa Lam. 
Rhynchonella Lamarcki D’Orb. 
Echynchonella Cuwvieri D’Orb. 
Vermicularia umbonata Sow. 
Serpula planorbis Gein. 
Serpula subrugosa Münst. 
Serpula sexangularis Münst. 
Serpula amphisbäena Goldf. (= 

unseren Gastrochaena amphis- 

baena Goldf. sp. Zahälke) 
Pollicipes Bronni Ivoem. 
Hemiaster bufo Brongn. 
Epiaster distinctus Ag. (teste Barr.) 
Discoides subuculus Klein 
Peltastes chlatrathus Ag. 
Salenia Colleti Lam. 
Cidaris dissimilis Forb. 
Cidaris vesiculosa Goldf. 
Cidaris essenensis Schlüt. 
Tiarella Schluteri D’Loriol 
Asteroseris coronula Goldf. 
Porosphera globosa Hag. 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 


Westböhmische Kreide: 
Lima tecta Goldf. 
Lima septemcostata Rss. 
Lima elongata Sow. sp. 
Lima multicostata Gein. 
Lima pseudocardium Rss. 
Lima aspera Mant. 
Lima Sowerbyi Gein. 
Lima Hoperi Mant. 
Lima dichotoma Rss. 
Pecten Nilssoni Goldf. 
Pecten laevis Nils. 
Pecten curvatus Gein. 
Pecten Reussi D’Orb. 
Pecten Dujardinii Röm. 
Pecten pulchellus Nilss. 
Vola quinquecostata Sow. sp. 
Spondylus spinosus Sow. 
Exogyra conica Sow. 
Exogyra lateralis Nils. 
Ostrea vesicularis Lamk. 
Ostrea semiplana Sow. 
Ostrea hippopodium Nils. 
Anomia subtruncata D’Orb. 
Anomia radiata Sow. 
Terebratulina gracilis Schl. 
Rehynchonella plicatilis Sow. 
Magas Geinitzi Schlönb. 
Bryozoa. Bruchstücke. 
Enoplochythia Leachi Mant. 
Bairdia subdeltoidea Münst. sp. 
Pollicipes 
Bruchstücke von Ostracoden 
Micraster 
Cyphosoma. 
Cidaris vesiculosa Goldf. 
? Plinthosella squamosa Zitt. 
Achilleum rugosum löm. 
Spongiennadeln 
Frondicularia angusta Nilss. 
Frondicularia inversa Rss. 
Flabellina elliptica Nils. 
Cristellaria rotulata D’Orb. 
Spongites Saxonicus Gein. 
F'ucoides sp. 


— 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 14 


105 


106 6. Zahälka. [106] 


ß. Zone & Holaster subglobosus de Lambert. 
Zone Vb und VI in Böhmen. 


Wie gesagt, sind die Schichten Va auf der erwähnten Lokalität 
mit Diluvialschotter bedekt, der hauptsächlich aus Lehm und Jura- 
kalksteinkies zusammengesetzt ist. Begeben wir uns aber von der 
naheliegenden Wegkreuzung nach Westen, nach dem Wege gegen 
Braux-Ste. Cohiere, so kommen wir bald in einen Hohlweg, in die 
Nähe der Kote 180, wo die nächsthöheren Schichten der Zone 
Vb--VI entblößt sind. Es sind ziemlich feste Bänke eines gelblichen 
oder grauen Kreidemergels, der u. d. M. sehr viele kalkige Forami- 
niferen, besonders Textillarien und Globigerinen enthält. Von größeren 
Fossilien fand ich nur Zxogyra, ähnlich der böhmischen 


Exogyra lateralis Nils. und 
Vola (Janira) quadricostata. 


Das ist wohl das Niveau der Lambertschen Craie marneuse, 
blanchätre, avec Holoster subglobosus, und zwar in einer Mächtigkeit 
von 15 m bis 18 m. (Siehe Lamberts Profil des Cenomans im vor- 
hergehenden Abschnitt, in welchem Lambert!) aus der Lokalität 
Vallage folgende Fossilien zitiert: 


Nautilus elegans Sow. 
Ammonites varians Sow. 
Scaphites aequalis Sow. 
Inoceramus latus Mant. 
Pecten depressus Mün. 
Plicatula inflata Sow. 
Janira Dutemple D’Orb. 
Terebratula obesa Sow. 
Holaster subglobosus Les. 
Holaster nodulosus Goldf. 
Cidaris dissimilis Forb. 


Die Kreidemergel der Zone & Holaster subglobosus sind unter- 
einander sehr ähnlich; außerdem sind sie in der Umgebung von Ste. 
Menehould nicht so zugänglich, daß man auch vom paläontologischen 
Gesichtspunkte die Zone VI ausscheiden könnte. 

Barrois? meinte, daB die Zone ä Holaster subglobosus 
(V + VD) in Argonne (z. B. bei Ste. Menehould) und in den Ardennen 3) 
fehlt und daß unsere Zone ä Pecten asper (IV b) gleich von der Zone 
& Actinocomax plenus (VII) bedeckt ist. Dieser Irrtum wurde wahr- 
scheinlich dadurch verursacht, daß Barrois den Actinocomax plenus 
gleich in der Zone V fand (siehe die Fossilienliste des Niveaus Va). 
Lambert führt außerdem Actin. plenus aus dem Niveau & Aster. 
coronula (Va) an und wir werden später auch in. Westfalen sehen, 
daB Actin. plenus auch tiefer geht. 


ı) Etude, p. 16 —17. 
?) Memoire, p. 367, 368 und 378. 
3) Siehe unser Profil Hirson— Vervins. 


[1107] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 107 


Barrois’ Zone & Actinocomax plenus bei Ste. Menehould und 
der Carte geol. det. muß also auf folgende Weise berichtigt werden: 


Hangendes: Zone & Inoceramus labiatus. (VIII.) 
Zone ä Belemnites plenus 


de Barrois et de Carte 
geol. det. 


Zone dA Actinocomax plenus. (VII.) 
Zone ä Holaster subglobosus. (V + VI.) 


Liegendes: Zone ä& Pecten asper. (IVb) 


Geradeso, wie sich in der Umgebung von Ste. Menehould über 
den glaukonitischen Sanden & Pecten asper ganz abweichende Kreide- 
mergel abgelagert haben, geradeso geschah es in den mergeligen 
Regionen Böhmens. Die ganz sandigen Regionen ausgenommen, sehen 
wir in der gesamten sudetischen Kreide, daß sich auf die glauko- 
nitischen Sandsteine oder sandigen Mergel der Zone IVb mergelige 
Schichten der Zone V abgelagert haben, sehr oft auch zur Zeit der 
Zone VI und VII. Es herrscht in diesen Mergeln (mit Ausnahme des 
tiefsten Niveaus Va) eine große Armut an Cephalopoden und es treten 
auffallend die Brachiopoden, manche Lamellibranchien, besonders 
Ostreen auf, geradeso wie in der Umgebung von Ste. Menehould und 
Troyes.. An Echiniden ist die sudetische Kreide überhaupt allge- 
mein arm. 

In der mergeligen Fazies der Zone V (eigentlich Vb) sind be- 
sonders charakteristisch im Egergebiete, westlichen böhmischen Mittel- 
gebirge und im Ripplateau: 


Nautilus sublaevigatus D’Orb. 
Natica Gentii Sow. 
Eriphyla (Lucina) lenticularis Stol. 
Arca subglabra (glabra) D’Orb. 
Avicula anomala Sow. 
Inoceramus Brongniarti Sow. 
Pecten pulchellus Nils. 
Pecten Dujardinii Röm. 
Pecten Nilssoni Goldf. 
Vola (Janira) quinguecostata Sow. sp. 
Lima Sowerbyi Gein. 
Lima semisulcata Nils. 
Lima elongata Sow. sp. 
Spondylus spinosus Sow. 
Exogyra lateralis Nils. 
Ostrea semiplana Sow. 
Ostrea Hippopodium Nils. (Nau- 

manni KRss., vesiculosa Lam.) 
Rhynchonella plicatilis Sow. 
Terebratulina gracilis Schl. 
Pollicipes glaber köm. 
Pleurostoma bohemicum Zitt. 

14* 


108 Ö. Zahälka. [108] 


Diese Fauna ist ähnlich der Fauna der Zonen V+ VI-+ VU 
in den Ardennen, die auch Barrois, wie wir später sehen werden, 
gewöhnlich für die Zone ä& Actinocomax plenus (VII) gehalten hat). 


Etage Turonien. 


a) Zone A Actinocomax plenus. 


Zone & Actinocomax plenus de Lambert. 
Zone VII in Böhmen. 


Die höchsten der in der Carte geologique detailde F. 51 als 
La craie ä Actinocomax (Belemnites) plenus dargestellten Schichten 
sind auf derselben Route aufgeschlossen, im weiteren Hohlwege, in 
der Nähe von Braux, nordöstlich von Chäteau. Es sind Schichten 
einer weißen mergeligen Kreide mit vielen kalkigen Foraminiferen, 
wie die vorigen. An der Erdoberfläche sind sie ganz verwittert. Hie 
und da findet man kugelige, nierenförmige oder spongienähnliche Kon- 
kretionen von Pyrit, oft in Limonit verwandelt. Von größeren Fossi- 
lien fand ich nur viele Ostreen, den böhmischen O. Hippopodium 
Nils. und Exogyra lateralis Nils. ähnlich, dann 


Vola (Janira) quadricostata Sow. sp. 
Achilleum rugosum Röm. 


Dies sind gewöhnliche Erscheinungen in der Mergelfazies der Zonen 
V bis VII. Bei den böhmischen Vola quadricostata Sow. sp. haben wir 
sehr oft auf einem,und demselben Exemplare zwischen je zwei stär- 
keren Rippen vier schwächere gefunden, darum determinieren wir sie 
gewöhnlich Vola quinquecostata. 

Das ist die Zone & Actinocomax plenus Lamberts, die er 
gleich über die Zone & Holaster subglobosus stellt 2): „au — dessus 
duquel seulement affleure la zone ä Belemnites plenus.“ 

Die höchsten Schichten bei Ste. Menehould der in der Carte 
geol. det. F. 51 dargestellten La craie & Belemnites plenus gehören, 
wie gesagt, der wahren Zone & Actinocomax plenus, unserer Zone VII 
an, in der auch 

Actinocomax plenus 


als Leitfossil herrscht. 


In dem Schichtenkomplexe der Zonen V + VI -+ VII werden 
in der Notice explicative als charakteristische Versteinerungen an- 
gegeben: 

Belemnites plenus 
Janira quadricostata 
Terebratula semiglobosa 
eine kleine Serputa. 


Auch in Böhmen ist in den Mergelregionen die Zone VII den 
vorhergehenden Zonen V und VI sehr ähnlich .und ist aus weichen 


!) Memoire, p. 368— 377. 
?) Etude, p. 15. 


[109] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 109 


grauen Mergeln zusammengesetzt. Die Fossilienliste der böhmischen 
mergeligen Fazies der Zone VII haben wir schon im Profile bei 
Troyes erwähnt (siehe vorn). 

Ch. Barrois (1875) ) und die Carte g&eologique generale 
1902, Feuille 14, haben die Zone ä Belemnites plenus als jüngste Ab- 
teilung dem Cenomanien zugefügt. 

A. de Grossouvre (1901)?) und M. J. Lambert (1903) 3) 
stellen diese Zone zum untersten Turonien. 


Bemerkung. 


Aus dieser und auch späteren Betrachtungen sowohl in der 
sudetischen Kreide und in Frankreich, als auch in anderen Ländern 
über die Zone & Holaster subglobosus (V + VI) und & Aectinocomazx 
plenus (VI), geht hervor, daß es für die geologische Praxis, beson- 
ders für die geologische Kartierung und auch für die hergestellten 
Fossilienverzeichnisse vorteilhaft wäre, wenn man die genannten Zonen 
V-- VI-+ VII in eine Zone vereinigen würde, z. B. unter dem 
Namen: „Zone & Actinocomax plenus“, da der charakteristische Acti- 
nocomax plenus sich in allen genannten Horizonten befindet und die 
paläontologischen, oft auch petrographischen Verhältnisse dieser Zonen 
sehr ähnliche sind. Man könnte Actinocomax plenus als Leitfossil des 
Cenomanien proklamieren und alle drei Zonen zum Cenomanien ein- 
reihen. 


b) Zone A Inoceramus labiatus. 


La craie marneuse inf6rieure (c® inf.) A Inoceramus labiatus de la Carte g£ol. det. 
Feuille 51. 


Assise super. & Inoceramus labiatus: Zone a Conulus subrotundus de Lambert. 
Zone VIII in Böhmen. 


Sehr belohnend war das Studium der Craie marneuse in der 
Umgebung von Valmy, südwestlich von Braux und Ste. Menehould. 
Die Carte geol. det. unterscheidet in der Craie marneuse zwei Hori- 
zonte; den unteren ä Jnoceramus labiatus und den oberen ä Terebra- 
tulind gracilis. 

Die Zone des Inoceramus labiatus fanden wir entblößt hart an 
der Straße nach Chälons, zwischen Orbeval und Dommartin-la-Plan- 
chette, 800 m ONO von Orbeval. Auf einem zirka 5 m hohen Abhange 
treten lichtgraue, feste Mergel zutage. Sie haben u. d. M. viel Ton 
und Kalkspat; den letzten in Form von Foraminiferen, besonders 
Globigerinen (cretacew D’Orb.) und Textularien, dann Trümmer von 
Spongienskeletten und einzelne Nadeln. Von größeren Fossilien fand 
ich da: 

Inoceramus labiatus Gein. sehr oft, manchmal in einem Hand- 
stücke mehrere Exemplare. 


!) La zone ä& Belemnites plenus. 1875. 
?) Stratigraphie 1., II. 1901, p. 147, 830. 
®) Souvenirs. 1903, p. 2. 


110 ©. Zahälka. [110] 


Plicatula nodosa Duj. (= P. pectinoides Reuss) die sich in der 
‚Zone IX und X vorfindet. 

Ostrea. Sehr viele Exemplare. 

Unbestimmbare kleine Bivalven. 

Rhynchonella plicatilis var. Cuvieri D’Orb. 

Achilleum rugosum Röm. mit vielen aufgewachsenen Versteine- 
rungen und Trümmern von denselben. 

Spongien. Viele unbestimmbare Bruchstücke, deren Form ver- 
schieden ist (walzenförmig, kegelförmig, oval). Auf ihrer Oberfläche 
sind aufgewachsene Versteinerungen, besonders Ostreen. Ihre Ver- 
steinerungsmasse ist viel kalkiger, fester und härter als das Mutter- 
gestein. 

Besonders auffallend war ein walzenförmiges, 30 cm langes und 
10 cm breites Bruchstück von einer den böhmischen Kalkkonkre- 
tionen der Zone VIII aus der Umgebung von Pardubitz (z. B. Läny 
na Dülku etc.), Chrudim und Jaromör ähnlichen Form. Ihre Ver- 
steinerungsmasse war auch kalkig, grau, fest: und hart, durchdrungen 
von tonigen walzenförmigen Fucoiden, einer Unzahl aufgewachsener 
Foraminiferen, Stacheln von Echiniden, Spongiennadeln, Bruchstücken 
von Schalen der Inoceramen, Rhynchonellen, Ostreen und Fisch- 
knochen, ähnlich wie bei dem böhmischen Bonebed des Niveaus Xa 
oder Xb. 

Über dem erwähnten Abhange kann man gegen N noch in den 
Feldern Spuren der Vertretung der Zone ä J/noceramus labiatus kon- 
statieren, etwa bis auf den ersten naheliegenden Hügel. Die Mäch- 
tigkeit dieser Zone könnte zirka 10 bis 15 m betragen. 

Die Zone des /noceramus labiatus ist ein Aquivalent der sude- 
tischen Zone VIII. Sie steht petrographisch am nächsten der merge- 
ligen Fazies der Zone VIII, besonders dem grauen mergeligen Ton 
bis tonigen Mergel mit weißen kalkigen Konkretionen von Läny na 
Dülku (bei Pardubitz), in der Umgebung von Chrudim, dann dem 
grauen sandigen Mergel mit denselben Konkretionen aus der weiteren 
Umgebung von Jaromer— Josefstadt, hier öfter mit Inoceramus 
labiatuws und Spongienresten, dann im westlichsten böhmischen 
Mittelgebirge, besonders in der Leneschitzer Ziegelei!) wo die Spon- 
gien stellenweise massenhaft auftreten. In der westböhmischen Kreide, 
wo viel mehr sandige Fazies der Zone VIII existieren, ist /noceramus 
labiatus sehr selten; hier herrscht mehr /noceramus Brongniarti, wie 
auch in den älteren und jüngeren Zonen. 

Die Mächtigkeit der mergeligen und sandmergeligen Fazies der 
böhmischen Zone VIII beträgt 8°3 m (Leneschitzer Ziegelei) bis 15 m 
(Umgebung von Jarom&r, Raudnitz). 

In der Leneschitzer Ziegelei beherbergt die Zone VIII folgende 
interessante Gesellschaft !): 


Gastrochuena (Serpula Goldf.) amphisbaena Gein. 
Lima elongata Sow. sp. 
Spondylus spinosus Goldf. 


‘) Päsmo VII v Poohii (Zone VIII im Egergebiete), p. 8-10. 


[111] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 3111 


Exogyra conica Sow. 

Exogyra lateralis Reuss 

Ostrea semiplana Sow. 

Ostrea hippopodium Nils. 

Terebratulina gracilis Schlot. (in der 
höchsten Schichte) 

Unbestimmbare, aber doch charakte- 
ristische kleine Bivalven 

Oraticularia vulgata Pol. 

Craticularia. Zittelöi Poc. 

Pleurostoma bohemicum Zitt. 

Pleurostoma scyphus Poc. 

Pleurostoma ramosum Gerst. sp. 

Leptophragma striatopunctata Röm. sp. 

Guettardia trilobata Röm. sp. 

Diplodictyon heteromorphum Reuss sp. 

Siphonia fieus Goldf. 

Paropsites Hindei Poc. 

Elasmostoma subpeziza D’Orb. 

Achilleum rugosum Röm. 

F'ucoides sp. 


Siehe auch die Zone VIII im Profile bei Troyes und Zone VII 
in der Umgebung von Rip. 


c) Zone ä Terebratulina gracilis, 
La craie marneuse sup6erieure (c® sup.) ä Terebratulina gracilis de la Carte geol. 
det. Feuille 51. 
Assise a Micraster Leskei inf.: Zone a Terebratulina gracilis et ä Cardiaster Peroni 
de Lambert. 


Marnes & Terebratulina gracilis et Craie tuffeau super. de Peron. 


Zone IX und Niveau Xa in Böhmen. 


Entlang der Straße von ÖOrbeval gegen Välmy aufsteigend, 
kommen wir aus der Zone ä /noceramus labiatus in die Zone ä Tere- 
bratulina gracilis. Die höheren Schichten sind besonders gut entblößt 
in den steilen, stellenweise ausgehöhlten Lehnen des schmalen Berg- 
rückens, der sich von der Pyramide (Kote 200 südlich von Valmy) 
nach Osten über die Kote 184 zieht. Es sind Schichten eines weiß- 
lichen, festen Kreidemergels, alternierend mit einem lichtgrauen, 
weichen, bröcklichen Ton. An der Erdoberfläche sind diese Schichten 
ganz zerfallen, aber in den Steinbrüchen südlich vom Bahnhofe Valmy 
sieht man (1912) zusammen zirka 25 m Schichten frisch aufgedeckt. 
Hier wird der feste Kreidemergel zur Produktion des hydraulischen 
Kalkes gewonnen. Man sieht auf den Schichten das Fallen nach SW. 
Die Schichtung ist unregelwäßig, bald sind die Schichten eben, bald 
gekrümmt. Manche Schichten nehmen in gewisser Richtung an Mäch- 
tigkeit ab, andere wieder zu; manche Bänke des Kreidemergels keilen 
sich rasch aus, indem an ihre Stelle der Ton tritt. Erscheint quer in 


112 Ö. Zahälka. [112] 


der Steinbruchwand eine fingerartig sich auskeilende Schicht des 
Kreidemergels, so kommen dann isolierte Querschnitte des Kreide- 
mergels im Ton zum Vorschein. Sie haben verschiedene Formen: 
viereckig, oval etc. Wir sehen hier dieselbe Erscheinung und das- 
selbe Bild wie in den zahlreichen Steinbrüchen der Zone X in der 
Umgebung von Auscha, Jiöin und Jung-Bunzlau!) in solchen Bezirken, 
wo die rasch auskeilende Faziesänderung des Mergels in den Quader- 
sandstein geschieht. In dem Steinbruche des M. Fournel-Titran war 
in einer Synkline (im Jahre 1912) nachfolgender Wechsel der 

Schichten von oben nach unten zu sehen: 


13. Verwitterter Kreidemergel 

12. Kreidemergelbank (vulgo „Craie dure“ ) Me 
11. Tonschichten. (vuleor „are: 
10. Kreidemergelbank RR ee 

9. Tonschichten . 3 
8. Kreidemergel (isolierte Vierecke) in Tonschichten : 
7. Tonschichten . a ? 

6. Kreidemergelbank 
5 
4 
3 
2 
1 


Se 
SO Suossshhm 


18:8 m 


. Tonschichten mit auskeilenden ad isolierten Parken 
des Kreidemergels . 

. Kreidemergelbank 

. Tonschichten . 

. Kreidemergelbank 

. Tonschichten mit Anskelend nd isolierten Partien 
des: Kreidemergels”. ?.. Aa naher: aA) |- 


_ Die Sohle des Steinbruches 1912. Zirka 164 won 


womw 


Der Kreidemergel und der Ton führen u. d. M. viel Foramini- 
feren aus Kalkspat, besonders Globigerina cretacea D’Orb., Textularia 
globulosa Reuss, Anomalinen, Lagena, Spongiennadeln etc. Der Ton 
hat auch braune limonitische Körner. Hie und da kommen in den 
Schichten Konkretionen von Pyrit vor. Der Flintstein (Silex) ist noch 
nicht vorhanden. Fossilien sind ziemlich selten: 


Reste von Fischen (Schuppen und Knochen) 

Oxyrhina Mantelli Ag. (Zahn) 

Inoceramus Brongniarti Sow. erreicht große 
Dimensionen 

Terebratula semiglobosa Sow. (häufig) 

Terebratulina gracilis Schlot. 

Ithynchonella plicatilis Sow. var. Cuvieri D’Orb. 


In der Notice explicative F. 51 werden für diese Schichten als 
charakteristisch angegeben: 
Terebratulina gracilis und 
Ithynchonella Cuvieri an der Basis. 


") Päsmo X v Pojizeri (Zone X im Isergebiete), p. 4-7, Fig. 55-57 
und Fig. 59—66. 


[113] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 113 


Die Mächtigkeit dieser Zone könnte 55 m betragen. Peron!) 
zeichnet verhältnismäßig zu den tieferen Zonen die Mächtigkeit dieser 
Zone in seinem Coupe de la Grange etc. nach Valmy sehr schwach ein. 

Diese Zone ä& Terebratulina gracilis ist ein Aquivalent der Zone 
IX und des Niveaus Xa der böhmischen Kreide. Die mergelig-tonige 
Fazies der Zone IX der westlichen Hälfte des böhmischen Mittel- 
gebirges, des Egergebietes, der weiteren Umgebung von Pardubitz 
und von da bis nach Jarom&f—Josefstadt steht ihr petrographisch am 
nächsten. Hier befinden sich auch die oben erwähnten Versteinerungen, 
nur die Terebratula semiglobosa wurde nur einmal und nur an einer 
Lokalität (Hofenee nach Reuss) in der höchsten Abteilung dieser 
Zone gefunden. In dem Niveau Xa kommt sie schon an mehreren 
Lokalitäten vor. In den mergeligen Tonen der böhmischen Zone IX, 
die sehr reich sind an Foraminiferen, stellenweise Radiolarien, herrscht 
besonders in den Gastropodenhorizonten eine reiche Kleinfauna 
von pyritischen Gastropoden, Bivalven, Cephalopoden, 
besonders Baculiten?) und in den sandigen Regionen Echi- 
niden?). 

Auch De Grossouvre*) lenkte in seiner Stratigraphie seine 
Aufmerksamkeit auf die Zwergfauna der französischen Zone ä Tere- 
bratulina gracilis, indem er schreibt: 


„L’assise & Terebratulina gracilis, d’abord calcaire dans le Sud, 
se transforıne progressivement vers l’Est en marnes argileuses peu 
epaisses et pauvres en fossiles. Elles prennent le nom marlettes 
et renferment, comme principaux fossiles, Terebratulina gracilis 
et Inoceramus Brongniarti. Dans la Marne elles possedent 
une faunule interesante de Gastropodes pyriteux, de petits Brachio- 
podes et une serie d’Echinides de petite taille dont M. Lambert 
doit publier prochainement une liste raisonnee“. 


Lambert teilte mir freundlichst (1913) mit, daß er diese 
Fossilliste noch nicht publizierte und daß er nur einige von den 
Fossilien Herrn Cosmann für seine Arbeit zur Veröffentlichung 
übergeben hätte. Es sind dies°): 


Calliostoma dievarum 
Solariella turonica 
Dentalium Lamberti. 


Vordem beschrieb Barrois®) aus derselben Zone: 


Scalaria abbreviata 
. Ammonites Üorneti. 


!) Terrain de craie du Bassin anglo-parisien, p. 101. 

2) Siehe weiter unsere Fossilienliste der Zone IX beim Profile Hirson— 
Vervins. 

3) Strat. de la Craie superieure 1901, I., p. 117. 
e *) Päsmo IX v Pojizeri (Zone IX im Isergebiete), p. 149. Päsmo IX v okoli 
Ripu (Zone IX in der Umgeb. v. Rip, Jenichover Talgebiet), p. 11, 15 etc. 

5) Observation sur quelques coquilles Cretasiques remeil6ee en France, 
fasc. 1. — Ext. Assoe. france. pour l’avanc. des Sc. Congres de Carthage, 1896, p. 24. 

6) Deseription de quelques expeces nouvelles de la Craie. Ext. Annales Soc. 
geol. du Nord, 1878, T. V, p. 42. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 15 


114 ©. Zahälka. [114] 


Die Mächtigkeit der mergelig-tonigen Fazies der böhmischen 
Zone IX beträgt in den Uferablagerungen von Raudnitz gegen Leit- 
meritz ausnahmsweise 10 m, aber in den tieferen Ablagerungen des 
Egergebietes und der westlichen Hälfte des böhmischen Mittelgebirges 
steigt sie bis auf 120 m. 

Die Schichten oberhalb des beschriebenen Steinbruches beim 
Bahnhofe Valmy wie auch jene in der Lehne südlich von Valmy, 
sind nicht so zugänglich, daß man hier unser schwaches Niveau Xa 
konstatieren könnte. Wir weisen darum auf unser Profil Hirson— 
Vervins hin. 


d) Assise a Micraster breviporus de Barrois. 
Zone A Holaster planus et a Micraster icaunensis de Lambert. 
La craie blanche a Micraster inferieure de la Carte g£ol. det. F. 51. 
Zone Xbc in Böhmen. 


Im Bereiche der Craie blanche ä Micraster der Carte geologique 
detail&Ee Feuille 5l befinden sich einige Zonen, von denen die unteren 
— Xbc — zum höchsten Turonien, die oberen zum unteren Senonien 
gehören. Auf der Carte geologique generale Feuille 14 (publiee en 
1902) werden alle diese Zonen der Craie blanche ä& Micraster zum 
Senonien eingereiht. Wir wollen einzelne Horizonte, soweit sie zu- 
gänglich werden, verfolgen. 

Barrois!) teilt seine Assise & Möcraster breviporus (nicht Assise 
& Mier. brevip. anderer Autoren in anderen Departements) in zwei 
Zonen von oben nach unten: 


2. Zone & Epiaster brevis (eigentlich Micraster 
1 U) 
1. Zone & Holaster planus . . —- Xba 


a. Zone & Holaster planus de Barrois. 
Bas de la Craie blanche ä micraster (c’) de la Carte g£ol. det. F. 51. 
Zone Xbu in Böhmen. 


Südlich von Valmy, oberhalb der Eisenbahn, südwestlich von 
dem Bahnhofe Valmy, ONO von der Pyramide (Kote 200), steigen 
wir aus den tonigen Schichten der Zone ä Terebratulina gracilis (IX) 
in Barrois’ Zone & Holaster planus auf die höchste Abteilung der 
Lambertschen Assise ä Micraster Leskei. Östlich von einem 
Wäldchen fand ich in einem aufgeackerten Felde die ersten Schichten 
dieses Horizontes. Es war eine weiße Kreide, hie und da mit braunen 
Limonitkörnern, Foraminiferen, Spongiennadeln und Echinidenstacheln. 

Barrois?), hat seine Zone ä Holaster planus, südwestlich von 
dieser Gegend, im Tale der Marne in den Steinbrüchen von Ablan- 
court entdeckt (siehe Carte geol. det. F. 5l), so wie wir sie in der 


!) Ardennes, p. 395. 
?) Ardennes, p. 427. 


[115] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 115 


Umgebung von Vervins noch finden werden. Die Schichtenfolge war 
bei Ablaucourt nach Barrois von oben nach unten folgende: 


1. Craie blanche, sans silex, active- 


= | ol ment exploitte A la Chaussee 
= pour la fabrication de la chaux 
= | de Rethel. N 15 m| _ Zane 
= sh" 
ae) (Zone & Holaster planus, Mier aster bre-| AP Be. 
Bu | Mier. icaun.) viporus, Terebratula semiglobosa, 
2 2 Du Inoceramus. 
< Ss 2. Marne argileuse . . . 010 m Zone 
S Zone & |3. Craie blanche. . . . 150m! Xba. 
u Holaster Zn 
.S als. 4. Marne vert clair, un peu nodu- 
= El 2 lesen 20 3772.7:.125.080:025 1m Xa? 
zZ ! 5. Craie compacte blanc-grisätre, 
en exploit6e pour la fabrieation de 
Terebratulina la chaux hydraulique. Zone IX. 
gracilis. Spondylus spinosus, Terebratu- 
lina gracilis. 


De Grossouvre!) führt aus der Craie blanche marneuse der 
Zone & Holaster planus folgende charakteristische Fossilien an: 


Sonneratia perampla 
Scaphites Geinitzi 
Micraster breviporus 
Mieruster corbovis. 
Die drei ersten Fossilien sind auch charakteristisch für unser 
Niveau X bo in Böhmen. 
Die paläontologischen Verhältnisse der französischen und böh- 
mischen Zone & Holaster planus führen wir bei Vervins (siehe 
weiter) an. 


ß. Zone & Micraster icaunensis. 
Assise a Micraster icaunensis: Zone a Prionotropis Neptuni de Lambert. 
Zone A Epiaster brevis (eigentlich a Micer. icaunensis) de Barrois. 
Craie de Vervins ou de Röthel de Barrois. 
La craie blanche a Micraster inferieure (c’ inf.) de la Carte g£ol. det. F. 51. 
Zone Xbß--c in Böhmen. 

Über dem Horizonte ä Holaster planus bei Valmy (siehe Zone 

& Hol. planus), am oberen Rande des Wäldchens, nordöstlich von der 


Pyramide, war eine sehr feste und standhafte weiße Kreide ausge- 
graben. Sie führte viele Foraminiferen, besonders Globigerina cretaced 


{) Stratigraphie I., p. 113. 
15* 


116 ©. Zahälka. [116] 


D’Orb., Textularia globulosa Reuss und Spongiennadeln. Hier kon- 
statierten wir auch einen weißlichen Kalkstein mit einer Unzahl von 
kalkigen Foraminiferen. Diese Schichten setzen bis zum Gipfel der 
Anhöhe, auf der die Pyramide steht (Kote 200), fort. 

Auf der Anhöhe südlich von Valmy sind nicht alle Schichten 
der Zone ä Micraster icaunensis erhalten und ich fand noch in den 
Steinbrüchen von Somme—Tourbe die höheren Schichten dieser Zone. 
Im Steinbruche östlich vom Bahnhofe Somme—Tourbe und nordöstlich 
von der Gemeinde waren unebene Schichten von einer weißen und 
weichen Kreide bis in die Tiefe von 9 m aufgedeckt. Auffallend 
waren da die großen kristallinischen Pyritkonkretionen. An manchen 
ist noch zum Teil die Form der Echiniden oder Spongien erhalten. 
Sie erreichen die Größe eines Kopfes und die walzenförmigen 20 cm 
bis 30 cm Länge. Flintstein ist noch nicht vorhanden. Diese Kreide 
wurde früher als Baustein gewonnen; jetzt wird sie in der Glas- und 
Zuckerindustrie verwendet. Ich fand in Somme--Tourbe: 


Micraster breviporus Ag. 
Achilleum rugosum löm. 


Die Carte geol. det. F. 51 gibt an: 


Micraster breviporus 
Spondylus spinosus. 


Lambert führt von Somme—Tourbe und Ville-sur-Tourbe an: 
Micraster icaunensis Lamb. !) 
Barrois (siehe vorn) nennt von Ablancourt: 


Holaster planus 
Micraster breviporus 
Terehratulu semiglobosa 
Inoceramus. 


Derselbe führt aus Bourcq (westlich von Vouziers) ?) an: 


Terebratula semiglobosa 
Lima Hopert 
Spondylus spinosus 
Inoceramus undulatus 
Micraster breviporus 
Parasmilia. 


Aus der Umgebung von Monthois, Liry, Sechault, Virgini, Valmy, 
Dommartin, westlich und nordwestlich von St. Menehould 3): 


Micraster breviporus 
Echinocorys gibbus (eigentlich 

Mier. icaunensis) 
Terebratula semiglobosa 
Inoceramus. 


') Monographie du genre Micraster, De Grossouvre: Stratigraphie p. 237. 
°) Ardennes, p. 427. 
2)-Ibid., p. 497. 


Pr17] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 117 


Die große Mehrzahl dieser Versteinerungen besteht aus charakte- 
ristischen Arten für unsere kalkmergelige Zone Xbß--c in Böhmen 
und in der sudetischen Kreide überhaupt, wie wir im Profil von 
Vervins ausführlicher angeben (siehe dort). Der mergelige Kalk und 
kalkige Mergel unserer Zone Xbß-+-c in Böhmen steht auch petro- 
graphisch verhältnismäßig nahe der Craie blanche & Mier. icaunensis 
in der Champagne. 


Etage Senonien. 
a) Senonien inferieur. 


Wenn wir das Studium in der Richtung unseres Profiles gegen 
Westen fortsetzen, ersehen wir, daß westlich von Somme—-Tourbe 
nach Suippes die Schichten der Kreide sehr schlecht zugänglich sind. 
Hierher zählt die Assise ä Micraster decipiens de Lambert 
(Assise a Micraster cortestudinarium super.) mit ihren uns schon be- 
kannten Zonen von oben nach unten: 


Zone & Inoceramus involutus de Lambert. 
Zone ä Terebratula semiglobosa de Lambert —= Zone Xd, 


von denen die untere: Zone ä Terebratula semiglobosa ein Äquivalent 
der böhmischen jüngsten Zone Xd ist, während die obere Zone & 
Inoceramus involutus das Hangende der böhmischen Kreide vorstellt. 
(Siehe vorn das Profil des Senonien bei Sens.) 

Die Kreide dieses Distriktes ist eine weiße weiche Kreide, in 
der sich schon sparsam der Flintstein zeigt, sehr arm an Fossilien 
und ohne Gebrauch in der Industrie. Wir weisen also auf die Resultate 
unserer Beobachtungen in Senonais und Thierache hin. 

In der benachbarten Plaine de Chälons finden wir schon die 
nächsthöhere Assise & Micraster coranguwinum. Im Tale der 
Marne bei der Stadt Chälons-sur-Marne ist in diesem Niveau eine 
weiße, weiche, ziemlich feste Kreide mit häufigen Foraminiferen, 
Spongiennadeln und Echinidenstacheln. Ich fand in dieser Kreide nur 
den Echinocorys vulgaris und einen großen Inoceramus sp. Neben dem 
Micraster coranquinum wird hier auch der Actinocomax verus Miller 
angeführt !). Diese Schichten sind ohne Flintstein. 

Damit enden die Schichten der „La craie blanche ä Micraster 
(c’)* der Carte geol. det. 


b) Senonien sup6rieur. 
La craie blanche a belemnitelles. 
o. Assise a Actinocomax quadratus vieler Autoren. 
La craie de Reims de H&bert. 


Weiter nach Westen von der Plaine de Chälons, gegen Epernay 
und Rheims, folgt die weiße Kreide des oberen Senonien. Infolge 
des Westfallens der Schichten kommt die höchste Abteilung der 


!) De Grossouvre: Stratigraphie L, p. 118. 


118 Ö. Zahälka. [118] 


Assise A Actinocomax quadratus an die Ufer der Marne in Epernay. 
Am östlichen Ende der Stadt und der Bauten von Union Champenoise 
sind etwa 10 »n der Schichten am Südufer der Marne aufgeschlossen. 
Viel größere Schichtenkomplexe sind auf den Anhöhen um die Stadt 
Reims entblößt. Die großen Weinkellereien am östlichen Ende der 
Stadt, z. B. Caves Pomery, liegen in den Schichten & Actinocomax 
quadratus und auch höher in den Feldern, hinter der Rue des Oraye£res, 
verrät sich die weiße, weiche aber festere Kreide ohne Flintstein, 
in der wieder Echinocorys vulgaris die herrschende Versteinerung 
bildet. Nebst dieser fanden wir einen Micraster sp. Actinocomax qua- 
dratus ist eine seltene Erscheinung. U. d. M. zeigen sich in der Kreide 
viele Foraminiferen, Reste von Spongienskeletten und isolierte Nadeln, 
Reste von Echiniden, selten ein Scherbehen von klarem Quarz (Caves 
Pomery). 

Peron!) gibt ein sehr reiches Verzeichnis der Fossilien aus 
der Zone & Actin. quadratus von Reims und Epernay an, von denen 
wir hier einen Auszug der charakteristischen und häufigsten mitteilen 
nebst solchen Arten, die in den mergeligen Regionen der 
böhmischen Kreide vorkommen. Bei den letzten ist die Zone 
angegeben, in der sie in Böhmen vorkommen. Mit Rücksicht auf die 
so sehr nahe lithologische Zusammensetzung der Kreidezonen im öst- 
lichen Becken von Paris ist es selbstverständlich, daß sich viele von 
den beschriebenen Arten in den nächstälteren Zonen befinden, z. B. 
in der Zone ä Micraster coranguinum. Noch 42 sind in der Craie 
marneuse (VIII+-IX in der Champagne) und 19 im Cenomanien (III 5 
bis VI) des östlichen Beckens von Paris. (Siehe auch „c“ in unserer 
Liste.) Die mit „g“ bezeichneten Arten kommen in den Assise & Actin. 
quadratus, die mit „m“ in den Assise & Belemnitella mucronata vor: 


g. Acrodus volydietios Reuss. X.d. 
g. Otodus appendiculatus Ag. V, VI, Xu, Xbe, Xd. 
q. Otodus raphiodon Ag. VI, IX, Xa. 
m. g. Scalpellum maximum Darw. 
gq. Mitella fallax Darw. 
g. Serpula lombrieus Defr. 
g. Derpula granulata Sow. Xbe. 
g. Delemnitella (Actinocomaz) quadrata D’Orb. 
q.m. DBelemnitella mucronata D’Orb. 
g. Dcaphites constrictus? D’Orb. 
m. Scaphites anceps? D’Orb. 
g. Hamites carolinus D’Orb. 
q. m. Avicula coerulescens Nilss. 
q- /noceramus Cripsii Mant. (I), IId-+-IVa, IVb, IX. 
q. Inoceramus gibbosus? Schlüt. 
g. Lima gramulata Desh. IX, Xbe. 
9. m. Lima decussata Münst. IX, Xbe. 
q. Lima aspera Goldf. II, IId--1Va, IVb, Xa. 
c.q. Lima Hoperi Desh. V, IX, Xa, Xbc, Xd. 


') Notes p. s. a. l’histoire du terrain de craie ete., p. 79. 


[119] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 119 


m. Pecten eretosus D’Orb. Xbe. 

g. Pecten campaniensis D’Orb. 

g. Pecten laevis Nüss. (ID, IV, IV5, VII, VIIL IX. 

ec. q. m. Spondylus Dutemplei D’Orb. 

qg. m. Ostrea semiplana Sow. (II?), III, IV, IVd, V, VI, VII, VII, 
IX, Xabed. 

q. Ostrea Naumanni Reuss. X a. 

ec. q. m. Östrea hippopodium Nülss. U, TIL, IITd--1Va, IV, IVb, V, VI, 
VIL. VIEL IN, Xoden, 

m. Ostrea vesicularis Lamk. HIb+-IVa, IVa, IVb, IX, Xa, Xbe. 

g. Ostrea Merceyi Cogq. 

g. AJnomia truncata? Gein. (I1?), IVb, V, IX, Xa. 

g. Ihynchonella plicatibs (var. octoplicata) (II), IX, Xa, Xbe 
(plicatilıs Sow..— IV, V.ıVIL, VIII IX, Xa, Xbc, Xd). 

m. Rhynchonella plicaätilis (Woodwardi) Davüls. 

m. Magas pumilus Sow. 
g. Terebratula semiglobosa Sow. IX sup., Xa, Xbe, Xd. 

c. q. m. Terecratulina chrysalis Schlot. VIII, IX, Xbe, Xd. 
gq. MorrisiaSwessiBosqu. Xa!) (Novosedlice—=Weißkirchlitz). 
m. Urania ignabergensis Retz. 
g. Orania parisiensis Defr. (ID), Xa, Xd (Weißkirchlitz). 


Viele Spezies von Bryozoen, besonders in g. Die Bryozoen sind 
in Böhmen besonders in der höchsten Partie der Zone IX und im 
Niveau XD häufig. 
. Echinocorys vulgaris (var. striata Lamk.) 
. Echinocorys pulgaris (var. carinata Desor.) 
. Offaster pilula Ag. sp. 
. Micraster fastigatus Gauth. 
Micraster glyphus Schlüt. 
Leucaster remensis Guuth. 
Peroniaster Cotteaui Gauth. 
Salenia Heberti Cot. 
Cidaris clavigera Koenig Xa, Xd. 


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q. Cyphosoma radiatum Sorig. IX, Xa, Xbe, Xd. 
q. Oyphosoma elongatum Üot. 
g. m. c. Goniaster qwinquelobus Goldf. Ib —+1Va, IX, Xa, Xbe, Xd. 
. Ophioglypha af. serrata Röm. IX, Xbe. 
g. m. Bourgueticrinus ellipticus D’Orb. IX, Xa, Xbec, Xd. 
. Parasmilia centralis Ed. et H. IX, Xa, Xbe, Xd. 

!) Fri& führt eine große Anzahl Fossilien in seinen Korycaner Schichten 
an (Korycaner Schichten in Korycan —= Zone I), die er für Cenomanien hält, 
welche aus den Klippenfazies der höchsten Kreideschichten Böhmens stammen, 
z. B. von Boren (Niveau Xa — Zone ä Terebratulina gracilis le plus sup6rieure), 
Schillingen (Xa), Teplitz (Xa bis Xdı, Novosedlice (böhm.) —= Weißkirchlitz 
(deutsch), Xd = Zone ä Terebratula semiylobosa des untersten Senonien). Unter 


anderen nennt Fri& Morrisia Suessi Bosqu. von Weißkirchlitz, eine charakteri- 
stische Art für die Etage S6nonien, worauf schon Schlönbach aufmerksam 
gemacht hat. Siehe unsere Arbeit: Krid. ütvar v Cesk&m Stredohofi (Die Kreidef. 
im böhm. Mittelgebirge, Zone X bei Teplitz. Manuskript). 


120 ©. Zahälka. [120] 


Viele Foraminiferen, von denen die Mehrzahl auch in der mer- 
geligen Fazies verschiedener Zonen Böhmens vorkommen. 


g. m. Amorphospongia globosa D’Orb. X be. 


ß. Assise & Belemnitella mucronata. 


Der höhere Teil der Stadt Epernay und die Lehne zwischen 
Epernay und dem tertiären Mont Bernon fallen schon in das Niveau 
der Zone & Delemnitella mucionata. Hier sind die berühmten Wein- 
kellereien ausgebreitet. Die Kreide dieser Zone ist weiß, weich, wenig 
fest; sie hat nicht viele Foraminiferen, einzelne Spongiennadeln und 
Spongienreste etc. Auch sie führt keinen Flintstein. Pyritkonkretionen 
kommen öfter vor. Obwohl die großartigen Halden der aus den 
Kellereien ausgeräumten Kreide viel Gelegenheit zum Aufsuchen der 
Versteinerungen bieten, so haben wir doch Infolge der Seltenheit 
dieser Fossilien nur Reste von Belemnitella mucronata, Micraster, 
Inoceramus und ÖOstrea gefunden. 

Nach Peron ist in diesen Schichten besonders charakteristisch 
Magas pumiälus. Das Verzeichnis der Hauptfossilien haben wir schon 
bei den Schichten des Actinocomax quadratus angegeben. (Die mit 
„m“ bezeichneten.) 

Auf nachstehender Seite wollen wir jetzt die Gliederung der 
Kreide der Champagne in einzelne Zonen und Assises des Turonien 
und Senonien innerhalb einer Übersichtstabelle zur Anschauung bringen. 
Anschließend hieran lasse ich eine tabellarische Übersicht der be- 
schriebenen Zonen von Clermont über Ste. Menehould nach Epernay 
folgen. 


5. Profil von Hirson nach Vervins. 


Wir gelangen jetzt auf unserer Reise in die westliche Randgegend 
der Ardennen bei Hirson, die „Thierache“ genannt wird. In den Lehnen 
der Oise und ihrem Zuflusse Thon, sind die unteren und mittleren 
Etagen der Kreideformation gut zugänglich. Die Einwirkung der älteren 
Felsarten der Ardennen auf die Sedimente unserer Kreide ist auf- 
fallend. Viele von diesen Sedimenten sind der böhmischen Kreide 
sleich oder sehr nahestehend. Auch hier bildet die Juraformation das 
Liegende und die Tertiärformation das Hangende der Kreide. Die 
Schichten haben auch hier das Fallen gegen die Mitte des Beckens 
von Paris, also gegen Südwesten. Wenn wir also die Schichten von 
Hirson gegen Vervins verfolgen, kommen wir der Reihe nach von den 
älteren zu den jüngeren. Die Schichten der Kreideformation nehmen 
an ihrer Mächtigkeit im östlichen Becken von Paris nach Norden — 
gegen die Ardennen — wesentlich ab. Es ist derselbe Fall wie im Norden 
des böhmischen Beckens. Am Fuße des Isergebirges, Riesengebirges 
etc. ist es besonders bei den Zonen III und IV auffallend und es 
fehlt hier die tonige Zone JIIa (Zone ä Hoplites interruptus) gerade- 
so wie am Fuße der Ardennen. Nur in dem Übergange der Kreide 
er men nach Sachsen und Glatz vermindert sich die Mächtig- 

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Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 


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126 Ö. Zahälka. [126] 


Etages Neocomien et Urgonien. 


Aachäenien. 


Neocomien et Urgonien de Barrois. 
Wealdien de Lapparent. 
Gault de Gosselet. 


Sables et Argiles. Partie superieure du Aachenien de Cornet, 
Briart et Dumont. 


Zone I in Böhmen. 


Südöstlich von der Stadt Hirson, etwa 0'5 km südöstlich von der 
Redoute de la Roinette kommt an dem Bergabhange ein oolithischer, 
gelblichweißer, fester Jurakalkstein zutage; es ist die Zone der Grande 
oolite inf&erieure. Unmittelbar auf ihr ruhen die Aache@niener 
Sande, Konglomerate, Sandsteine und Tone. Im ersten 
Augenblick ist zu sehen, daß wir es mit einer Süßwasserablage- 
rung zu tun haben. Die Schichten sind wellenförmig, ungleichförmig, 
mit Anwachsschichtung. In einer großen Sandgrube, 600 m östlich von 
der Kote 215, war in der Mitte nachfolgender Durchschnitt senkrecht 
von oben nach unten: 


Gelber, diluvialer Lehm (Limon de plateaux) 1'5 m. 


> 


. Grauer und gelber sandiger Ton, hie und da mit 
groben Quarzkörnern 3:0 | 
. Weißer und gelber feiner Quarzsand . u 2 NE 
. Eisenschüssiger Quarzsandstein bis Konglomerat 2 KO 
. Weißer und gelber feiner Quarzsand . u 2 
Unzugängliche Schichten 1:5) 


Aachenien 
— ee — 
u SOSE) 


Jura. Grande oolite inferieure. 


Selbstverständlich wäre wie links (südlich), so rechts (nördlich) 
von diesem Profile eine andere Schichten- und Mächtigkeitsfolge be- 
sonders darum, da auf der Südseite der eisenschüssige Sandstein zu- 
erst eine doppelte Mächtigkeit auswies (2 m), aber gleich darauf schnell 
auskeilte. 


Der Quarzsand der Schichte 1 ist durch Kaolinpulver verun- 
reinigt, hie und da gehen manche Schichten in sehr weiche Platten 
kaolinischen Sandsteines derselben Zusammensetzung über; man kann 
sie schon zwischen den Fingern zermalmen. Manchmal kommen härtere 
und festere Platten vor, wenn sie etwas eisenschüssig sind. 


Der eisenschüssige Sandstein der Schichte 2 ist gelb, braun, 
fein- bis grobkörnig, ja er geht oft in ein grobes Konglomerat über. 
Seine Hauptmasse besteht aus Quarzkörnern, stellenweise erscheinen 
Gerölle von grauem Quarzit und Schiefer, beide evident aus den 
nahen Precambrien Schistes de Revin (Siluriens du Barrois), nörd- 
lich von Hirson, und diese sind mit Toneisenstein (Limonit) verkittet. 


De A Ede ne an 


[127] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 127 


In den Sandsteinschichten, besonders der Schichte 2, findet man 
Abdrücke von Pflanzenblättern und Ästen. 

Einen Kilometer südwestlich von dieser Lokalität, auf der süd- 
lichen gegenüberliegenden Seite des Bergrückens, südlich von der 
Kote 215, kommt diese Zone unter den Sables verts, bei der 
Talsohle wieder an den Tag und wird auch hier in ausgedehnten 
Gruben gewonnen. Hier ruhen die Sandlagen schon auf den etwas 
jüngeren Kalkschichten der Juraformation, auf der Grande oolite 
moyenne. Auch sie haben ein Fallen gegen SW. Da diese Kalk- 
felsen höher aufragen und da hier die Aacheniensande die Uneben- 
heiten des ehemaligen Kreidebassinbodens ausgeglichen haben, ver- 
schwinden bei der Eisenbahn die Aacheniensande und bei oder in 
dem nahen Walde Bois d’Eparcy ruht schon der Sable vert auf den 
Kalken der Grande oolite moyenne bis nach Origny-en-Thierache. 

Wo das Ausgehende zwischen dem Sable vert und dem 
Aacheniener Sande zugänglich ist, dort findet man den Aptien ent- 
weder als Argile & Ostrea agqwila oder im Kontakt mit den älteren 
Formationen (am Meeresufer) als eine Klippenfazies mit Pecten 
acuminatus ausgebildet (siehe weiter). 

Das Aach&enien wurde von den belgischen Geologen (Dumont 
etc.) als dem Wealdien angehörig angesehen‘). Barrois?) hält es 
für das Aquivalent des Neocomien und Urgonien, Gosselet 
für Gault?). 

Das Aachenien sowohl in Frankreich als auch (wie wir später 
sehen werden) in Belgien, entspricht der böhmischen Zone I. Die 
Zone I liegt in der böhmischen Kreide auch unter den Schichten mit 
Pecten acuminatus (siehe weiter) wie bei Hirson. Sie hat in der 
Süßwasserfazies namentlich in der westböhmischen Kreide (auch in 
Sachsen) dieselbe petrographische Zusammensetzung wie das Aachenien 
in Nordfrankreich und Belgien. Die böhmische Zone I bildet auch 
die ersten Ablagerungen der Kreide in zwei Fazies: Süßwasser und 
marine Ablagerungen, wie das N&eocomien in den westlichen Ländern 
Mitteleuropas. In der westböhmischen Kreide sind nur Süßwasser- 
ablagerungen in der Zone I: weißliche oder gelbliche Quarzsandsteine 
unten mit einem Konglomerat, das oft recht eisenschüssig ist. Der 
untere Schichtenkomplex Ic der Zone I enthält am meisten Sclıiefer- 
tonlager mit Pflanzenresten und geringmächtige Kohlenflözchen. 
Dies erinnert auch an die Deistersandsteine des deutschen Wealdien. 
Die ostböhmische Zone I ist nur stellenweise, auf der Peripherie des 
Kreidebeckens, teilweise oder ganz als Süßwasserfazies entwickelt; 
gewöhnlich sind es marine (brackische) Ablagerungen von mehr oder 
gering glaukonitischem Sandstein (selten Sand), in denen gewöhnlich 
eine spärliche Fauna lebt. In dem höchsten Horizonte Id sind ver- 
schiedene Arten von Pleurotomarien, Turritella, Natica, Aporhaıs u. a. 
Gastropoden, Cardium hillanum, Pholadomya, Mytilus, Eriphyla, Pecten, 
Avicula, Inoceramus, Nucula, Terebratula, Ostrea, Exogyra, Anomia, 


!) Mourlon: G£ologie de la Belgique. 1880, p. 148. 
2) M&moire sur le terrain cer6t. des Ardennes. 1878, p. 263. 
®) Barrois: L’Aachenien. 1875, p. 265. 


128 ©. Zahälka. [128] 


Serpula etc. (Skuticko). Eine nähere Artenbestimmung dieser Fossilien 
muß noch vorgenommen werden. Die unteren glaukonitischen Sand- 
steine und Kalke dieses Horizontes Id in Skutföko beherbergen große 
Anhäufungen von Serpulen, ähnlich wie die Wealdenschichten. Es ist 
auch nicht ohne Bedeutung anzuführen, daß bei Kolin a. E. die ersten 
Hangenden Schichten, d. h. die untersten Schichten der Zone II — 
die Caprotinenkalke — zahlreiche Caprotinen, stellenweise Radio- 
liten (diese besonders bei Kuttenberg) beherbergen. Diese untersten 
Schichten der Zone II kann man für Aptien halten (siehe weiter). 
In den Alpen und im Juragebirge zeichnen sich die Caprotinenkalke 
auch durch zahlreiche Caprotinen und Radioliten aus. Vacek (Neokom- 
studien) rechnet die Caprotinenkalke zum Aptien, manche Geologen 
zum Apturgon oder Urgonien. 

Wenn also Barrois und andere Geologen das Aachenien 
für Neocomien-Urgonien halten, da es unter dem Aptien liegt, 
so können wir auch nach den vorhergehenden Gründen unsere böh- 
mische Zone I für Neocomien-Urgonien, oder kurz (wie im 
nordwestlichen Deutschland) für Neocomien halten. 

Schon die geringe Mächtigkeit des böhmischen Neocomien, etwas 
über 40 m im Vergleich mit dem einige hundert Meter mächtigen 
Neocomien, sowohl in den westlichen Ländern Mitteleuropas als auch 
in den Alpenländern und im Juragebirge, zeigt an, daß unsere Zone I 
nur den oberen Schichten dieser Formation, etwa dem 
Hauterivien und Urgonien angehört. 

Die Zone I, hauptsächlich die Tone (Schiefertone) der Abtei- 
lung Ic, führen in der sudetischen Kreide oft eine reiche Flora, die 
als Cenomanflora betrachtet wurde. Es gibt Arten die nach 
Velenovsky!) und Bayer?) schon im Wealdien lebten. Ja die 
Zone I beherbergt eine Reihe von Typen, die schon im Jura, Trias, 
Perm und Karbon ausgebreitet war. Wir zitieren besonders nach 
Velenovsky folgende Arten: 


® 


Echinostrobus squamosus Vel. (Juratypus). 

Kirchnera arctica Heer. (ähnlich dem alten Odontopteris und Neu- 
ropteris.) 

Kirchnera dentata Vel. (ähnlich dem alten Odontopteris und Neu- 
ropteris.) 

Lacopteris Dunkeri Schenk. (Wealdien.) 

T'hyrosopteris capsulifera Vel. (Juratypus.) 

Dicksonia punctata (Sternbg. sp.) Heer. (Karbon, Wealdien.) 

Microdietyon Dunkeri Schenk. (Wealdien.) 

Folia filicum involuta bei Bayer (ähnlich im Wealdien.) 

Sagenopteris variabilis Vel. (Juratypus.) 


') Kvetena des. Cenomanu (Die Flora des böhm. Cenoman). Kön. böhm. 
Gesellsch. d. Wiss. 1889. 


?) Perutzer Schichten. Archiv d. naturw. Landesdurchf. von Böhmen. 1901. 


[129] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 129 


Marsilia cretacea Vel. (ein Nachkomme des alten Sagenopteris). 

Öycadeae hängen mit den Juraarten zusammen. 

Podozamites lanceolatus Heer. (Jura.) 

Nissonia bohemica Vel. (ähnlich den Jura- und Triasarten.) 

Krannera mirabilis Corda (ähnlich den Arten, die vom Perm 
durch Trias und Jura bis in den Wealdien gehen). 

Echinostrobus sguamosus Vel. und minor Vel. (Juratypen.) 

Oyparissidium gracile Heer. (vielleicht auch minimum Vel. ist ein 
Jura-Creton-Typus.) 

Frenelopsis bohemica Vel. (unterer Creton.) 


Das, was die Cenomanflora der Zone I besonders charakterisiert, 
sind nach Velenovsky die Dicotyledonen (S. 64), die er da 
zum erstenmal und in vortrefflicher Entwicklung findet. Er glaubt 
darum, man müsse die ersten Dicotyledonen noch in älteren 
Zeiten suchen, und zwar im europäischen Wealdien. Aber die 
Zone I, besonders die Horizonte Iabc, gehören nach unseren Studien 
über das Wealdien etwa zu Hauterivien. Man könnte also 
immer noch nach dem Beispiel Velenovskys die ersten Dicotyle- 
donen im Bereiche des mächtigen Tiefneokom — Valanginien und 
Berriasien — suchen. Schon Fri&@ und Bayer (S. 8) führen an: 
„Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß die uns hier vor- 
liegende (Cenoman) Flora durch längere Zeit hindurch das Festland 
Böhmens deckte, zur Zeit, wo in den umgebenden Meeren sich allmäh- 
lich die verschiedenen Schichten der älteren sekundären Formationen 
ablagerten, namentlich die der unteren Kreide.“ 

Velenovsky findet es sonderbar (S. 69), daß er in dem 
Weißenberger Pläner, den er für Turonien hält, manche 
Cenomanienarten findet. Dazu müssen wir anführen, was schon 
aus unseren vorhergehenden Studien bekannt ist, daß sowohl der 
Weißenberger Pläner bei Prag (III) als auch die anderen Weißen- 
berger Schichten Fri&@ im Elb- und Moldautale bei Melnik, z. B. 
Drinover Knollen (IV) und Wehlowitzer Pläner (VI), dem französischen 
Cenoman entsprechen. 


Etage Aptien. 
Aptien de Barrois. 
Argile a Ostrea aquilla de la Carte geol. det. F. 23. 
Zone II inferieure in Böhmen. 


Das interessante Niveau der Ostrea aquila haben wir in unserem 
Profile bei Hirson nicht gefunden. Wir sind demnach auf die Nach- 
richt von Charles Barrois (Memoire, 248) über dieses Niveau 
angewiesen. Der erwähnte Geologe beschreibt ein Profil aus dem 
Durchschnitte der Eisenbahn von Hirson nach Anor, beim Viaducte 
de Blangy, vom Jahre 1868 bekannt, folgendermaßen: 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 17 


130 


6, Zabälka. 


[130] 


Coupe de Blangy. 


6. Limon et eboulements, recouverts par la vegetation. 

[P: Argile noire glauconieuse & Ostrea agquila 

S avec galets pal&ozoiques roules A la base 2:0 

= S| 4. Plaquettes ferrugineuses rougesä | 
S IS 

© 4 alaeformis re re 0-1 
&z=) 3. Argile glauconieuse noire . 0:34 
Si ) oe) 

<2]| 2. Argile ferrugineuse jaunätre, calcarifere, 
S| remplie de coquilles, d’eponges; ä& la base est un 
banc dur avec nombreux galets pal&eozoiques 15 


1. Schistes et quarzites siluriens!). Les tetes des quarzites font 
saillie dans le petit bassin eretacee, elles sont perforees par 
des mollusques lithophages et couvertes d’huitres. 


Barrois führt aus den Plaquettes ferrugineuses Nr. 4 (Memoire, 


p. 250—257) an: 

Ammonites Milletianus D’Orb. 
Ammonites cf. bicurvatus D’Orb. 
Turritella Vibrayeana D’Orb. 
Rostellaria sp. 

Turbo n. sp. cf. Asterianus D’Orb. 
Dentalium sp. 


Arca cf. Dupiniana D’Orb. 
Nucula arduennensis D’Orb. 
Cardita sp. 

Corbula striatula Sow. 
Trigonia alaeformis Park. 
Polypier (Hexactiniaire). 


Sehr viele Fossilien beherbergt L’argile ferrugineuse Nr. 2: 


Ammonites Milletianus D’Orb. 

Vermicularia umilineata Roem. 

Pecten aptiensis D’Orb. (— hispi- 
dus Goldf.) 

Pecten acuminatus Gein. 

Pecten cerispus loem. 

Spondylus hystrix Goldf. 

Spondylus capillatus D’ Arch. 

Modiola lineata Titton. 

Ostrea haliotoidea Lk. 

Ostrea aquila. 

Ostrea macroptera Sow. 


„Polypiers hexactiniaires: 


Ostrea arduennensis D’Orb. 
Cardium productum Sow. 
Terebratella truncata Sow. 
Ichynchonella latissima Sow. 
Ihynchonella depressa Sow. 
Terebratula depressa Lk. 
Terebratula Boubei D’Arch. 
Terebratula Tornaceusis D’Arch. 
var. Boemeri. 
Oidaris vesiculosa Goldf. 
Cidaris cf. Farringdonensis Wright. 


nombreux et tres-beaux &Echantillons. 


Ces polypiers avec les bryozoaires et surtout les eponges donnent 
ä la faune de Blangy son caracter special“ 


Multelea gracilis D’Orb. 
Entalophora angustata D’Orb. 
Diastopora Dutenpleana D’Orb. 
Zonopora laevigata D’Orb. 
Laterocavea Dutempleana D’Orb. 
Sparsicavea irregularis D’Orb. 
Echinocavea Raulini D’Orb. 
Heteropora Constantii D’Orb. 


Multicreseis Michelini D’Orb. 
Manon peziza Gold. 

Manon macropora Sharpe. 
Scyphia furcata Gold. 

Discoelia ramosa Roem. sp. 
Leiospongia dubia Roem. 
Porostoma porosa E. de From. 
Verticillipora anastomosans Mant. 


') Precambriens. Schistes de Revin. Carte g6ol, generale, 1896, 


[131] Die”Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 131 


Die Plaquettes ferrugineuses der Schicht 4 und die Schicht 2 
mit den Galets pal&ozoiques befinden sich an solchen Stellen der 
weiteren Umgebung von Hirson, wo ehemals die Aptienschichten im 
Kontakt mit den älteren Formationen waren, oder sich noch befinden 
(Carte geol. det. F. 14). Sie haben darum mit ihrer Fauna den 
Charakter von Klippenfazies. 

Der Aptien bei Hirson ist ein Äquivalent der een Ab- 
teilung unserer Zone II der böhmischen Kreide. In den nor- 
malen, entfernter von dem Rande des böhmischen Kreidebeckens ab- 
gelagerten, geringmächtigen Schichten der Zone II ist es schwer, 
diesen Horizont zu konstatieren. Aber in den Uferregionen und in 
der Klippenfazies, also in ähnlichen Lokalitäten wie bei Hirson, wo 
unsere Zone II eine größere Mächtigkeit und sowohl petrographische 
als auch paläontologische Mannigfaltigkeit der Schichten erreicht, hier 
kann man den Aptien in den unteren Schichten gut nachweisen. Über- 
all findet man Pecten acuminatus als ein Leitfossil wie bei Hirson 
und eine ähnliche Fauna wie dort. In der untersten Bank der Zone 
IH, z. B. bei Kolin oder Skutf&ko, finden wir eine Lage, die aus einem 
Haufwerk von Ostreen- (Exogyren-) Schalen besteht. Sie erinnern an das 
häufige Vorkommen der Ostreen im französischen Aptien. 


Wir führen noch als Beispiel die Klippenfaziesfauna der Zone II 
von Debrno unweit Kralup in Böhmen an): 


Nach Reuss: Nach Frie: 

Pecten acuminatus Gein. Lucina?, Panopaea, Tellina 
Pecten striatocostatus Goldf. Myoconcha cretacea D’Orb. 
Vola aequicostata Lam. sp. Pectunculus sp., Modiola, Lima. 
Ostrea operculata Reuss Trigonia sulcataria Lam. 
Ostrea vesicularis var. biaur. Lam. || Pectencomans Röm. (elongatus Lam.) 
Exogyra columba Lam. Pecten septemcost. Nils. et digıtatus 
Terebratula depressa Sow. (Rhyn- köm. 

chonella compressa Lam.) Pecten acuminatus Gein. 
Terebratula rostrata Sow. (Rhyn- || Yola phaseola Lam. sp. 

chonella compressa Lam.) Spondylus hystrix Goldf. 
Terebratula latissima Sow., gallina || Exogyra haliotoidea Sow.. sp. 


Brongn., alata var. galinaBrongn. || Exogyra columba Lam. 
et pectunculata ‚Schloth. (Bdhynch. || Ostrea operculata Iveuss. 


compressa Lam.) Trochus sp. 
Terebratula ovoides Sow. (phase- || Terebratula phaseolina Schl. 

olina Lam.) Rhynchonella dimidiata Schl. (öömi 
Panopaea sp. indet. pressa Lam.) 


Hippurites (Sphaerulites) Saxoniae Micrabatia coronula M. E. Chaetites, 
Röm. (Radiolites Saxoniue Röm. || Cidaris vesiculosa Goldf. 
sp.) Astrea (Dimorphastraea) paralella 
Cidaris vesiculosa Goldf. ‚Rss, 
— Radiolites Saxoniae köm. sp. 


')B. Zahälka: Kridovy ütv. v zäp. Povltavi (Die Kreidef. im west]. 
Moldaugebiete), p. 68, Profil 56, p. 70 u. 71. 


132 Ö. Zahälka. 7 [132] 


Unter den von Barrois zitierten Arten aus Blangy kommen 
in den Klippenfaziesfaunen der Zone II in Böhmen besonders vor: 


Pecten acuminatus Gein. || Rhynch. depressa Sow. bei Reuss. 
Cardium productum Sow. Cidaris vesiculosa Goldf. 
Spondylus histrix Goldf. Manon peziza Goldf. 

Ostrea haliotoidea Lam. | Scyphia furcata Goldf. 


Manche Lokalitäten der ostböhmischen Kreide sind auch reich 
an Anthozoen, Bryozoen und Spongien }). 

Unser böhmischer Aptien kann von der übrigen Zone II in 
Böhmen, also von dem böhmischen Sable vert (Zone & Acanthoceras 
mamillare) nicht getrennt werden. Sie bilden beide ein Ganzes. Das 
stimmt, wie wir später sehen werden, auch mit den Ansichten der 
Geologen im nordwestlichen Deutschland, die auch den Aptien zum 
Gault anschließen. Übrigens steht die Fauna des Aptien von Blangy 
dem Albien nahe. Denn das Auftreten des Ammonites (Acantho- 
ceras) Milletianus D’Orb. widerspricht dem Albien inferieure (Zone 
ä Acanthoc. mamillare) nicht, denn Lambert (Etude, p. 9) führt ihn 
als charakteristisch aus den Sables glauconnieux ä phosphates bei 
Ste. Menehould (Zone & Acanthoc. mamillare = Zone II) an. Barrois 
selbst (M&moire, p. 270) erwähnt ihn aus den Lokalitäten der Depart. 
Meuse und Ardennes als „commun“ in derselben Zone. Turritella 
Vibrayeana D’Orb. findet sich in der Zone & Hoplites interruptus 
(= Il a) in der Aube. Nucula arduennensis D’Orb. kommt in 
der Zone & Acanthoc. mamillare der Meuse und Ardennen vor. Ostrea 
aguila erscheint auch in den Sables verts der Zone & Acanthoc. ma- 
millare der Meuse und Ardennen und obendrein noch „abondant“ 
(Memoire, p. 275. — Sur le Gault, p. 23). Ostrea urduennensis 
d@Orb. ist „commune“ in der Zone ä& Acanthoc. mamillare der Meuse, 
Ardennen und Pas-de-Calais. Bei St. Florentin (Lambert: Etude, 
p. 9) ist es ein Leitfossil für die Zone & Hoplites interruptus, 
also für den Albien superieur. Barrois (Memoire, p. 240) stellt die 
Lokalität von Blangy neben der von Grandpre, also auch zum Aptien. 
Die Fossilienliste von Grandpr&e bezeugt mit ihrer Ostrea arduennensis 
u. a., daß sie auch dem Albien am nächsten steht. 


Wir werden später anläßlich der Besprechung von Belgien sehen, 
daß unsere böhmische Zone I der höheren Abteilung des 
Aache@nien in Hainaut angehört und daß sie dort überall von der 
Zone II bedeckt ist, die in Grand-Bruyere, zwischen Blaton und Bernis- 
sart, zur untersten Lage der Meule de Bracquegnies gehört. 
Die Meule de Bracquegnies ist ein 44 bis 183 m mächtiger Schichten- 
komplex, der stellenweise unserem Zonenkomplex IIT+III--1Va an- 
gehört. Er wird, wie früher ähnliche Schichten in der Argonne Frank- 
reichs, zum Albien gerechnet. Die Meule in Belgien hat ähnlichen 
Faunacharakter wie unsere Zone II in Böhmen: besonders sind zu 
erwähnen: 


) Friö: Studien im Gebiete der böhm. Kreidef. Koryeaner Schichten 1911. 


[133] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 133 


Janira aequicostata Lam. sp. 
Venus plana Sow. 


Cardium hillanum Sow. | 
| Venus faba Sow. 


Ostrea conica Sow. 


Turriella granulata Som. | 
Avicula anomala Sow. | 


Was die unteren Schichten der Uferfazies unserer Zone II in 
Böhmen besonders charakterisiert, z. B. in der Umgebung von Kolin 
a. E., das sind die Caprotinenkalke, in der Umgebung von Kutten- 
berg auch die kalkigen Radiolitenschichten, welche zahl- 
reiche Caprotinen und Radioliten aufweisen. Es ist bekannt, 
daß auch die Caprotinenkalke des Juragebirges und in den Alpen 
zahlreiche Caprotinen und Radioliten beherbergen. Es ist nicht 
ohne Interesse, daß Vacek (Neocomstudien) diese Schichten mit 
dem Gault dem Aptien angeschlossen hat. 


Etage Albien. 
Zone a Acanthoceras mamillare. 
Sables a Ammonites mamillaris de la Carte geol. det. F. 14. 
Zone II in Böhmen 


Größere Oberflächenverbreitung hat die Zone des Sable vert, 
‘da er südöstlich von Hirson in einer Breite von 5 km nur sparsam 
von jüngeren Schichten bedeckt ist. Gleich in dem niedrigen Berg- 
rücken, südöstlich von Hirson, auf beiden Seiten der Straße nach 
Auge, in dessen nördlichem und südlichem Abhange wir das Aachenien 
(Zone I) studiert haben, breiten sich die Schichten eines grünen, 
weichen, tonigen, sehr glaukonitischen Sandsteines aus. Die üppige 
Vegetation auf den Feldern verraten seine Anwesenheit geradeso wie 
der dunkelbraungrünliche Boden. Große Sandgruben, kaum 1 km süd- 
östlich von der Kote 215, zeigen ihn entblößt. Weit von der Erd- 
oberfläche ist der Sandstein grün, aber an der Oberfläche selbst ist 
er infolge der Verwitterung des Glaukonits braun oder etwas grünlich, 
auf der Oberfläche gelbbraun und in Sand zerfallen. Er ist weich, so- 
daß man ihn zwischen den Fingern zerreiben kann. Seine Haupt- 
masse besteht aus feinen, meist scharfkantigen Körnern von gelbem 
und klarem Quarz und dunkelgrünem Glaukonit und diese sind durch 
grauen bis braunen Ton verbunden. Hie und da ragen grobe rund- 
liche Körner von demselben Quarz hervor. 

Wie schon früher angedeutet, ruht dieser Sable vert von Bois 
d’Eparcy bis nach Origny-en-Thierache auf dem Grand oolite moyenne. 
In einem Hohlwege, der von dem Bahnhofe Origny gegen Nordnord- 
ost nach Origny führt, sind die Schichten des Sable vert und sein 
Liegendes, ein weißer Kalkstein der Grande oolite moyenne, aufgedeckt. 
Die Gemeinde Origny liegt auf denselben Kalksteinfelsen und wenn 
wir den hiesigen Fluß Thon übersetzen, so können wir auf dem Wege 
nach Ohis an der nordöstlichen Ecke der Gemeinde sowie auf dem 
Wege nach Effry die Lage des Sable vert noch einmal beobachten. 

Das Niveau des Sable vert auf den letztgenannten Orten war 
für uns ein Ausgangspunkt für weitere Beobachtungen. 


134 ©. Zabälka. [134] 


Fossilien sind hier sehr selten. Die Notice explicative der Carte 
geol. det. F. 14 gibt an: 


Ammonites (Acanthoceras) mamillaris. 
Nucula pectinata. 


Etage Cenomanien. 
a) Zone a Schlönbachia inflata. 


Zone A Ammonites inflatus de Barrois 
Marnes et gaize ä Jnoceramus sulcatus (c?) da la Carte geol. det. F. 23. 
Zonen III und IVa in Böhmen. 


Die unteren Zonen der Kreideformation verlieren mehr und 
mehr an ihrer Mächtigkeit, je mehr wir uns in der Umgebung von 
Hirson den Ardennen nähern; ja manche verschwinden gänzlich, trans- 
gredierend auf den Precambrien, Gedinnien, Coblentzien etc., nord- 
westlich von Hirson. Auch in Origny beträgt die Mächtigkeit der 
Zone & Schlönbachia inflata (III-+-IVa) nur 13m. Man kann da die 
Zone ä Hoplites interruptus (Illa), d. h. den oberen Albien nicht 
ausscheiden und die Zone III (IIIb) stellt sich da als ein grauer, 
toniger Mergel dar. Dieser zeigt u. d. M. viel Ton, viele weiße rund- 
liche Kalkkörner, wenig braune Limonitkörner und sehr feine klare 
scharfkantige Scherben von Quarz, selten ein grasgrünes Körnchen 
von Glaukonit, Spongiennadeln und seltene Foraminiferen. Wir fanden 
diesen Horizont auf dem Wege nach Effry und auf der alten Straße 
nach Ohis auf der Nordseite der Gemeinde Origny. 


Barrois!) führt in diesen Schichten als charakteristisch an: 


Inoceramus sulcatus 
Inoceramus Salomoni. 


Die höheren sandigen Schichten dieser Zone (IVa), auch „Gaize“ 
genannt, haben wir nur spurenweise als einen gelblichen sandigen Boden 
— als Verwitterungsmaterial — vorgefunden. 

Die Schichten der Zonen III und IVa (Zone & Schlönb. infl.) 
konstatierte Barrois?°) über dem Sable vert auch in Foigny, westlich 
Origny und in Etreaupont, westlich von Origny: Argile et sable argi- 
leux ä& /noceramus sulcatus von einer Mächtigkeit von 13 m. 


Barrois?°) gibt folgendes Verzeichnis der Fossilien aus der 
hiesigen Gegend: 


Osmeroides Lewesiensis Ag. 
Serpula antiquata Sow. 
Ammonites Renauxianus D’Orb. 
Ammonites Mantelli Sow. 
Hamites virgulatus? Brongn. 
Turritella alternans Roem. 


') La Zone ä Belemnites plenus, p. 183. — Notice explicative F. 14. 
?) Ebenda, p. 183, 184. 


3) Aach£nien etc. Extrait du Bulletin d. 1. Soc. geol. d Fr. 1875, p. 261. 


[135] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 135 


Cerithium Vibrayvcanum D’Orb. 
Ringinella Clementina D’Orb. 
Cinulia Rauliniana D’Orb. 
Leda (Nucula) porrecta Reuss. 
Leda obtusa Titton. 

Leda Renauxiana D’Orb. 
Leda bivirgata Titton. 
Venus Rhotomagensis D’Orb. 
Lucina pisum Sow. 

Arca carinata D’Orb. 
Panopaea plicata Sow. 
Panopae Astieriana? D’Orb. 
Inoceramus sulcatus Park. 
Pecten laminosus Mant. 
Pecten Galliennei D’Orb. 
Pecten Dutemplei D’Orb. 
Lima semiornata D’Orb. 
Ostrea haliotidea Sow. 
Ostrea canaliculata D’Orb. 
Epiaster crassissimus D’Orb. 
Holaster. 

Frondieularia. 


Aus diesem Verzeichnisse sind in Böhmen vertreten !): 


In der Zone IIb: In der Zone IVa: 
Osmeroides Lewesiensis Ag. Osmeroides Lewesiensis Ag. 
Pecten laminosus Mant. Cardiaster seu Holaster. 


Holaster sp., Frondicularia sp. 


In der Zone II: 


Acanthoceras Mantelli Sow. sp. 
Leda (Nucula) porrecta Reuss ?) 
Panopaea plicata Goldf. 
Exogyra haliotoidea Sow. ?) 


Wir haben schon in der Einleitung zum Profil Hirson—Vervins 
bemerkt, daß auch in manchen Bezirken Nordböhmens, z. B. am Fuße 
des Iser- und Riesengebirges und auch am Fuße des Adiergebirges 
beinahe die tonige Zone Illa (Zone & Hoplites inferruptus) fehlt und 
daß sich hier gegen das genannte Grenzgebirge die littoralen Zonen 
IlId und IVa (Zone ä Schlönbachia inflata) in ihrer Mächtigkeit wesent- 
lich vermindern, geradeso wie am Fuße der Ardennen. Die Mächtig- 
keit der Zone IIIb beträgt z. B. in Raudnitz 29:6 m, bei Königinhof 
Min. 6°2 m. Die Zone -IVa beträgt in Raudnitz 41’5—42°2 m, bei 
Königinhof nur Min. 5 m (TiSnov). 


!) Zahälka: Palaeontologie kfid. ütv. ve vys. Ripsk& (Paläontologie der 
Kreidef. in der Umgeb. v. Rip., p. 14 ete. — Zone Ill im Egergiete, p. 74 etc. 
— Zone IV im Egergebiete, 

?) Reuss: Versteinerungen etc. 


136 C. Zähalka. [136] 


Mit Rücksicht auf die petrographischen Verhältnisse erinnert die 
Zone & Schlönbachia inflata in der Thierache an die Zonen IIlb und 
IVa im Elbtale zwischen Lysa und Raudnitz, wo die Zone IIIb 
größtenteils als Mergel, die Zone IVa als sandiger Mergel ausgebildet 
ist, wobei alle beide im Egertal in eine spongilitische Fazies (Gaize) 
übergehen. 


b) Zone a Pecten asper. 
Zone 1IVb in Böhmen. 


Auf demselben Wege nördlich von Origny, besonders aber auf 
der alten Straße nach Ohis, fanden wir im Walde ober der vorher- 
gehenden Zone den Ausbiß eines grünen, weichen, sandigen, sehr 
glaukonitischen Mergels (sehr mergeliger Sandstein). Er hat u. d.M. 
sehr viele Glaukonitkörner, genug weiße Kalkkörner, genug feine 
scharfkantige klare Scherbehen und größere weiße und gelbe, ovale 
Quarzkörner, ziemlich viele Spongiennadeln, selten eine Globigerina 
eretacea D’Orb. und Textularia globulosa Reuss und genug Ton als 
Zement. Seine Mächtigkeit beträgt 3°5 m. 


Die Notice explicative führen aus diesem Horizonte an: 


Pecten asper. 
Ostrea conica. 
Ostrea phyllidiana. 
Ostrea vesiculosa. 


In dem nahen Foigny, westlich von Origny, an der Straße nach 
Effry, unterscheidet Barrois!) in dieser Zone zweierlei Schichten 
von oben nach unten: 


2. Marne moins glauconifere: Terebratulina gracilis 1'50 m 


1. Marne glauconifere: Pecten asper, Ostrea carinata, 
Terebratulina gracilis. „u... 2... nn. 2:00 


Auch in Etreaupont fand Barrois°), den glaukonitischen 
Mergel mit: 
Pecten asper 
Ostrea vesicularis 
Östrea carinata 
Phosphoritkonkretionen. 


Dieser Zone & Pecten asper in Thierache steht in Böhmen am 
nächsten der grüne, sehr glaukonitische tonige Sandstein der Zone 
IVb aus der Umgebung von Königinhof, z. B. in Tisnov, Schlotten 
und Stangendorf. Diese Zone hat in Stangendorf eine Mächtigkeit von 
91 m. B. Zahälka fand in Stangendorf: 

!) La Zone & Belemnites plenus, p. 183. 

2) Ibid., p. 184. 


[137] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 137 


sehr viele Pecten asper, 

wenig Vola quinquecostatu, 

selten Vola aequicostata, 

viele Exogyra columba, 

ein Bruchstück von Ammonites 

und einmal Pecten elongatus? Lam. 


. 
In Tishov beherbergt diese Zone viele Pyritkonkretionen. 


c) Zone a Holaster subglobosus. 


Non Zone ä Belemnites plenus (c?) et non Zone a Inoceramus labiatus- (c® le plus 
infer.) de Barrois et de Carte geol. det, mais Zone ä Holaster subglobosus 
(V5-+-VI) et Niveau a Asteroseris coronula (Va) de Lambert par Zahälka. 


Zone V et VI in Böhmen. 


Auf dem Wege von Origny nach Effry, und rechts (nördlich und 
östlich) von der neuen Straße Origny—Ohis, unter dem Boden der 
dortigen Weiden, entdeckte ich über der glaukonitischen Zone ä& 
Pecten asper einen weißlichen, weichen, fein glaukonitischen Kalk- 
mergel. Der Glaukonitgehalt ist dem unbewaffneten Auge nicht so 
auffallend wie unter der Lupe. U. d. M. sehen wir viel Ton, genug 
kleine, gewöhnlich scharfkantige, klare Quarzkörner, genug rundliche 
srüne Glaukonitkörner, sehr selten in der Form von einer Spongien- 
nadel, genug Kalkspat, wenig in Form von Foraminiferen (Globigerina, 
Planorbulina), am meisten als Spongiennadeln. Der Glaukonitgehalt 
ist nicht überall gleich. Manche Schichten, besonders in den oberen 
Lagen, sind mitunter weniger, aber immer fein glaukonitisch. Ein 
gelber Diluviallehm deckt oft diese und höhere Schichten zu. 


Diese Zone führt nach der Notice explicative der Carte geol. det.: 


Janira quadriecostata 
Pecten laminosus 
Plieatula inflata 
Spondylus striatus 
Ostrea lateralis 
Macropoma Mantelli. 


Dieser Horizont wurde in der Carte geol. detaillee irrtümlich 
als Zone ä Belemnites plenus und partim als Zone ä /noceramus labiatus 
beschrieben. (Siehe vorn den ähnlichen Irrtum bei derselben Zone 
in der Umgebung von Ste. Menehould.) 


Barrois!) sah im nahen Foigny an der neuerbauten Straße 
nach Effry von oben nach unten das auf umstehender Seite befind- 
liche Profil: 


!) La Zone a Belemnites plenus, p. 188. 
Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 18 


[138] 


0, Zahälka. 


s 


138 


Barrois. 


| Zahalka. 
Zone a 6. Marne argileuse gris-blanchätre, tres nombreuses: Terebr. Zone & vr 
Ter. gracilis. N ne ee 0.0.0 3. aulinoing, Actinoc. plenus. : 
I g pP 
5. Banc de petits nodules et fragments de fossiles brünätres, roul&s; dents 7 x 
Zone de Ptychodus, d’Oxyıhina Ge Mi. 
N ; : : Holaster 
Inoceramus } E [ E ANNE 
labiatus. 4. Argile marneuse bleuätre: Magas Geinitzi, Ostrea luteralis, Ostrea semi- de Lambert 
BLOND SU ee a nn a5 % N R,) par Zahälka. vb. 
3. Marnes blanche a Belemnites plenus . . .... Se Re N 
Vermiculuria umbonata. L. B. Janira quadricostata. B. Nasen 
Zone Pecten laminosus. L Plicatula nodosa. B. . 
a Pecten depressus. L‘. B. Spondylus striatus. L B. le 
Belemnites Ostrea haliotoidea. I. B. | Inoceramus. B, coronula Ve. 
is Ostrea vesicularis. L. B. Terebratulina rigida. L. de Lambert 
; & Östrea lateralis. B. Cidaris uniformis. B‘. par Zahälka. 
Ostrea Lesyeurü. L. B. Holaster. B. 
Ostrea Naumanni, L. B. | Micrabatia coronula. L. 
Zone ä 2. Marne moins glauconifere: Terebratulina gracihis. . . .. 15 m on RR Be 
Bere dpEr 1. Marne glauconifere: Pecten asper, Os'rea carinata, Ter. gracilis . 20 m Peeten asper. | 


[139] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 139 


Wie diese Übersichtstabelle zeigt, hat Barrois unseren Zonen- 
komplex V und VI irrtümlich beurteilt. So wie bei Ste. Menehould 
(siehe vorn) und in den Ardennen (Rethelois), so auch hier bei Hirson, 
erkannte er nicht seine Zone ä& Holaster subglobosus, sondern 
er beurteilte das Lambertsche Niveau der Asteroseris coronula 
(Va) als Zone & Delemnites plenus (VII) und die Lambertsche 
Zone ä Holaster subglobosus (Vb +-NVI) als Zone & Inoceramus labiatus 
(VI). 

Wenn wir die zitierten Fossilien der von Barrois irrtümlich 
gedeuteten Zone ä Delemnites plenus mit denen des Lambert- 
schen Niveaus der Asteroseris coronula (Va) bei Ste. Menehould 
vergleichen, finden wir, daß schon Lambert die mit L. bezeichneten 
Fossilien in diesem Niveau, das auch 3 m mächtig ist, anführt. 
Die mit L‘. bezeichneten erwähnt Lambert aus den nächsthöheren 
Craie marneuse avec Holaster subglobosus (Vb + VD). Die mit B. 
bezeichneten Fossilien führt auch Barrois in dem Lampertschen 
Niveau ä& Asteroseris coronula bei Ste. Menehould ?) an, welches Niveau 
Barrois auch irrtümlich für die Zone & Actinocomax plenus hielt). 
Die mit B‘. bezeichneten zitiert auch Barrois im Niveau der Lam- 
bertschen Asteroseris coronula aus der Umgebung von Bay?). 

Magas Geintzi, Ostrea lateralis (unsere Exygora 1.) und Ostreu 
semiplana, aus der von Barrois irrtümlich interpretierten Zone 
A Inoceramus labiatus, sind in der mergeligen Zone V des Egertales 
in Böhmen bekannt ®), sie müssen auch als Fossilien der französischen 
Zone & Holaster subglobosus de Barrois anerkannt werden. Siehe außer- 
dem die Fossilienliste der böhmischen Zone V vorn (Profil Clermont— 
Epernay). 

Die in Böhmen durch das Erscheinen großer Mengen von Fischen 
(bei Wehlowitz etc.) berühmte Zone VI, welche Fri&@: Wehlowitzer 
Fischpläner) nannte, ist bekannt durch die schönen Exemplare einer 
großen Anzahl von Selachi, Ganoidei, Cycloidei. Unter anderen sind 
auch bekannt (siehe Barrois Profil, Schicht 5): 


Ptychodus mammillaris Ag. 
Oxyrhina Mantelli Ag. et.angustidens Reuss. 


Es ist also sehr interessant, daß dieser Horizont auch in 
Frankreich in derselben Beschaffenheit nachgewiesen wurde, und daß 
er gerade dieselbe stratigraphische Lage zwischen der Zone V 
und VII einnimmt. 

Die Mächtigkeit der Zone VI in Böhmen ist eine geringe. In 
Wehlowitz 37 m. In Foigny erwähnt sie Barrois als eine Bank 
ohne Angabe der Mächtigkeit. 


!) Siehe unseren Abschnitt über die Zone a Ilolaster subglobosus bei Ste. 
Menehould. 

?) La Zone a Bel. plenus, p. 169. 

®) Me&moire, p. 372. 

4) Zahälka: Zone V des Egergebietes, p: 65-69. 

’) Studien im Geb. der böhm. hreidef., Weißenberger Schichten, p. 93, 94 
d. böhm. Textes. — Zahälka: Zone VI, p. 13, 14 etec., Prof. Fig. 30. 


18* 


140 ©. Zahälka. [140] 


Die höchsten Schichten (6) des Profiles in Foigny gehören nicht 
zur Zone A Terebratulina gracilis (IX), sondern zur Zone & Actinocomax 
plenus (VI). Wenn die Zone V in den Ardennen oft Terebratulina 
yracilis beherbergt, so ist es ganz natürlich, daß diese Art auch in 
der Zeit der Zone VII lebte, da sie wieder sehr oft in der Zone IX 
und im Niveau Xa auftritt (siehe weiter), um so mehr, da die Ab- 
lagerungen des Meeres von der Zone V bis zur Zone VII sich nicht 
auffallend verändert haben. 

In Böhmen, wo die petrographische Beschaffenheit der Zonen V 
und VII ähnlich wird, ist die Fauna der Zone VII jener der Zone V 
sehr ähnlich. Ahnlich wird es auch in den Ardennen und Thierache sein. 
Doch müssen wir aber nach dem vorhergehenden bemerken, daß, 
wenn Schlüter!) die (Barrois) Fossilien der (Barrois) Zone ä 
Actinocomax plenus zitiert, dies Fossilien sein können, die Barrois 
nicht in der wahren Zone & Actinocomax plenus (Zone VII), sondern 
in der Zone ä Holaster subglobosus (Zone V, speziell Va) gefunden hat. 
Diese Zone V entspricht, wie wir später sehen werden. der west- 
fälischen Zone des Ammonites varians, die Zone VI aber der Zone 
des Ammonites Rotomagensis. £ 

Nordwestlich von Foigny, auf dem Bergabhange von Etreaupont 
auf dem Mont d’Origny, fand Barrois?) in der Zone V (Zone ä 
Holaster sublobosus, die er auch irrtümlich für die Zone ä Jetinocomazx 
plenus (VIl) erklärt, folgende Fossilien: 


Vermicularia umbonata Plicatula inflata 
Serpula subrugosa Spondylus striatus 
Serpula annulata Inoceramus 

Lima semiornata Ostrea haliotoidea 
Pecten curvatus? (Gein.) Ostiea vesicularis 
Pecten membranaceus | Ostrea lateralis 
Pecten laminosus Ostrea Lesueuri 
Pecten depressus Ostrea Naumanni 
Janira quingquecostata Terebratulina rigida 
Janira quadricostuta Pseudodiadema 
Plicatula nodosa. Holaster., 


d) Über die Zone VI im Besonderen. 


Heberts Niveau a Ammonites Rotomagensis in Pas-de Calais. 
Schlüters Zone des Ammonites Rotomagensis und Holaster subglobosus in Westfalen. 
Die höchste Abteilung der Zone ä Holaster subglobosus bei Ste. Menehould. 


Wir haben schon im vorhergehenden Abschnitt über die Lage 
des bläulichen tonigen Mergels referiert, der ausgezeichnet ist durch 
seine Fischreste, wie in Böhmen in der sandmergeligen Zone VI. 
Er liegt auch hier in Foigny über der Zone V, d.h. in der höchsten 
Lage der Lambertschen Zone ä Holaster subglobosus und unter der 
Zone VII, d. h. unter der Zone a Actinocomax plenus (siehe auch 


') Verbreitung der Cephalopoden ete., p. 472. 
°) La zone ä Bel. plenus, p. 184. 


[141] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 141 


weiter). Diese Zone VI fällt in die höchste Lage der nach Barrois 
irrtümlich bestimmten Zone & /noceramus labiatus (siehe das vorher- 
gehende Profil Barrois’ in Foigny) und auf der Carte geologique 
detaillee, Feuille 14. Rocroi, fällt sie in die unterste Lage der Craie 
marneuse (c®), d. h. in die untere Lage der teilweise irrtümlich be- 
stimmten Zone ä& /Inoceramus labiatus. (Siehe weiter, besonders Tableau 
der Kreidezonen von Hirson nach Vervins.) 

Es ist sehr wahrscheinlich, daß unserer Zone VI das an Fisch- 
resten reiche Niveau, südlich von Origny-en-Thierache, nordwestlich von 
Chaudron, in dem Eisenbahngraben, angehört. Barrois!) beschreibt 
diese Lokalität wie folgt: 


„A la base de la zöne ä& Belemnites plenus (hier wohl die Zone 
VII), M. Rogine a trouv& ä& Origny-en Thierache dans la tranchee 
du chemin de fer du Chaudron, de nombreux fossiles en plhosphate 
de chaux noirätres. J’ai reconnu: 


Os de Pterodactyle 
Ptychodus deeurrens 
Macropoma Mantelli 
Otodus appendieulatus 
Coraz, Lamna, Odontaspis 
Baculıtes 

Nautilus, Ammonites 
Grasteropodes 

Opis, Cardita, Nucula, Lima 
Spondylus striatus 
Inoceramus 

Plicatula sigillin«a 

Ostrea canaliculata 
ehynchonella depressa 
Kingena lima.“ 


Zum Vergleich folgt die Fossilienliste der sandigen Mergel der 
Zone VI aus der weiteren Umgebung von Rip in ‘Böhmen. Der bläu- 
liche tonige Mergel der Zone” VI2) im Egergebiet steht zwar litho- 
logisch der Zone VI in der Thierache näher, aber er ist sehr arm 
an Fossilien und läßt sich auch schwer von der Zone VII trennen. 


Fossilienliste der Zone VI in der weiteren Umgebung von Rip in Böhmen). 


Otodus appendieulatus Ag. || Macropoma speciosum Rss. 
Oxyrhina Mantelli Ag. ı Enchodus haloeyon Ag. 

Oxyrhina angustidens Reuss *) | beryx Zippei 4g. 
Lamna raphiodon Ag.  Fischreste 
Piychodus mammilaris Ag. | Nautilus sublaevigatus 


') Memoire, p. 373. 

?) Zah älka: Zone VI und Zone VII des Egergebietes 

5) Zone VI in der Umgeb v. Rip, p. 4 - 16. “ Paläontologie der Kreideform. 
in der Umgeb. v. Rip, p. 15—25. 

2) Fri i@: Weißenberger Sch., p. 92. Lokalität: „Hostka* (Gastorf). 


142 Ö. Zahälka. [142] 


Turritella sp. Pecten pulchellus Nilss. 
Natica Gentü Sow. Pecten Dujardinii Röm. 
Natica Römeri Gein. Pecten curvatus Gein. 
Mutiella Ringmerensis Gein. || Exogyra lateralis Rss. 
Eriphyla lentieularıs Stol. Ostrea semiplana Sow. 


Arca subglabra D’Orb. 
Pinna decussata Goldf. 


Ostrea Hippopodium Nilss. 
Anomia subradiata Rss. 


Pholas sclerotites Gein. ' Enoploclytia Leachi Mant. 
Panopaea gurgitis Brongn. Schlüteria tetracheles Tr. 
Avicula anomala Sow. ' Paraclythia nephropica Tr. 
Inoceramus labiatus Gein. Micraster sp. 

Inoceramus Brongniarti Sow | Pleurostoma bohemicum Zitt. 
Lima elongata Sow. sp. ‚ Oliona Conybeari Bronn. sp. 
Lima Sowerbyi Gein. Fucoides 


Lima tecta Goldf. 


Flabellina elliptica Nilss. sp. 
Lima multicostata Gein. | 


In der Carte explicative Feuille Rethel wird bei der Beschrei- 
bung der Zone & Terebratulina gracilis angegeben (siehe dabei 
Barrois’ Profil in Foigny vorn): „La Craie marneuse presente 
deux divisions: la superieure & Terebratulina gracikis est formee par 
3 &5 metres de marnes argileuses, grises, separees du niveau suivant 
par un lit de dents et de fossiles phosphates, roules, brises (Foigny, 
Romery).“ 

Wir haben schon im vorhergehenden Artikel über die Zone ä 
Hol. subglobosus aufmerksam gemacht, daß die Mergelbank mit Fisch- 
resten in Foigny, von Barrois irrtümlich zur Zone & Jnoceramus 
labiatus gerechnet, zu unserer Zone VI gehört, d. h. zur höchsten 
Lage der Zone & Holaster subglebosus, also zu derselben Lage, wie 
die gerade jetzt oben erwähnten Mergel mit Fischresten von 
Chaudron: ‚a la base de la zone ä Belemnites plenus“ (Barrois). 
Dagegen aber liest das Niveau mit Fischresten in Romery 
(siehe das entsprechende Profil im folgenden Abschnitt über die 
Zone A Terebratulina gracilis) viel höher, im Niveau Xa, d.h. in der 
höchsten Lage der wahren französischen Zone ä Tere- 
bratulina gracilis (Zone IX + Niveau Xa). 


Etage Turonien. 
a) Zone a Actinocomax plenus. 
Zone VII in Böhmen. 


Die richtige Zone & Actinocomax (Belemnites) plenus (Zone VII) 
liegt über der Zone ä Holaster subglobosus (V —- VI) der Umgebung 
von Ste. Menehould und speziell über unserer Zone VI, die sich auch 
in der Thierache wie in Böhmen durch Fischreste verratet, wie wir 
schon in Barrois’ Lokalitäten Foigny und Chaudron gezeigt haben. 
Actinocomax plenus bildet auch hier, wie beinahe überall in den außer- 
französischen Gebieten, ein seltenes Fossil. 


[143] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 143 


Wie schon angegeben wurde, hat Barrois seine Zone & Holaster 
subglobosus — unsere Zone V-+ VI — in den Ardennen (z. B. Origny) 
und teilweise in der Argonne (z. B. St. Menehould) nicht erkannt. 
Er bestimmte dieses Niveau gewöhnlich als die Zone & Actinocomax 
plenus und erwähnt in seinen Publikationen !), daß in diesen Bezirken 
die Zone & Holaster subglobosus fehle. Es ist ja nicht denkbar, 
daß in etwas weiterer Entfernung von dem ehemaligen felsigen Meeres- 
boden und Meeresufer des östlichen Bassin de Paris, ebenso wie ini 
böhmischen Kreidebassin, wo so regelmäßig nacheinander abgesetzte 
Zonen existieren, auf einmal eine mittlere, so bedeutende und mächtige 
Zone wie jene ä Holaster subglobosus fehlen könnte! 

Die Verzeichnisse von Fossilien der Barroisschen Zone ä Belem- 
nites plenus müßten also danach korrigiert werden ?). Die Fossilien- 
liste der richtigen Zone ä& Actinocomax plenus (Zone VII) —- wie wir 
besonders aus Böhmen wissen — ist im ganzen der Fossilienliste der 
Zone ä& Holaster subglobosus (Zonen V und VI) ähnlich. Es wäre also vor- 
teilhaft, wenn man — wie das früher geschah — die Zone & Actinocomax 
plenus zum Cenomanien einreihen würde, wie wir schon einmal vorn 
angedeutet haben. Für die geologische Kartierung wäre dies selhır 
günstig, weil-man alle drei Zonen V, VI und VII sowohl in Frank- 
reich und Nordwestdeutschland als auch im sudetischen und bayrischen 
Distrikt — wie wir später sehen werden — oft in sehr ähnlichen 
petrographisch-paläontologischen Verhältnissen antrifft. 

Inoceramus labiatus, der in Böhmen schon seit der Zone III exi- 
stiert, erscheint in Frankreich zum erstenmal in der Zone ä Actinoco- 
max plenus (VII). 

Die Fossilienliste der böhmischen mergeligen Fazies der Zone 
VII haben wir bei dem Profile von Troyes (Zone & Actin. plenus) 
gebracht. 


b) Zone a Inoceramus labiatus. 


Schlüters Zone des /noceramus labiatus et Ammonites nodosoides in Westphalen 
Zone VIII in Böhmen. 


Nach unseren Beobachtungen würde auf dem Wege von Origny 
nach Effry die Lage der Zone & Actinocomax plenus (VII) an das 
Nordende einer Häusergruppe fallen, wo in der Carte geologique 
detaillee die unteren Schichten der Craie marneuse (c®) dargestellt 
werden. Das Terrain steigt von dieser Cote auf einmal steiler an 
und zum Fuße dieser steileren Terrasse fällt die Zone des /noceramus 
labiatus (VIII), die wir in dem vorhergehenden Profile Clermont— 
Epernay so reich an Inoceramus labiatus fanden (Orbeval). Es läßt 
sich voraussetzen, daß diese Zone auch hier aus Mergelschichten 
gebildet wird. Da aber diese Zone durch tonige Schichten der Zone 
IX bedeckt ist (siehe weiter), die hier einen so steilen Abhang der 
höheren Partien der erwähnten Terrasse bilden, so ist es verständ- 
lich, daß die Zone ä Inoceramus labiatus (VIII) durch von oben auf- 
geschwemmtes toniges Erdreich bedeckt und darum unzugänglich ist. 


1) Übersichtlich in der Tab. p. 186 seiner ‚La zone ä Bel. plenus“. 
2) Siehe auch Schlüters: Verbreitung der Cephalopoden, p. 472. 


144 ©. Zahälka. [144] 


Barrois!) gibt aber nach Papillon und Rogine (vom Jahre 
1873) folgendes Profil aus der Umgebung von Vervins im Eisenbahn- 
einschnitte nächst Gercy, besonders von St. Gobert, Combron, les 
Lanneux, Gercy, au Blanc-Caillon, aux Helins, Haut-de-Vin an: 


en France (Zahälka 
par | par Par Papillon et Rogine. | A 
Zahälka. | Barrois. nmEz 
— - — 
Zone a Craie & N a 
Hol. plans | Ero Zone a Holaster planus. Xbe. 


1. Marne grise sup6@rieure; on y trouve: 


Zone | Coprolithes, Ischyodus, Oxyrhina, Lam- 
Zone a | na, Otodus, Ptychodus, Tere ratulina x 
a Terebratulina,  gracilis, lnocer. Brongniart, Ostrea 
a Ä kn lateralis, Ostren hippopodium, Tere- 
Nenebnap len une 2 bratula th. .15 a2 m 
gracilis. 
|—- 
r Zone 2. Marne bleue (terre potasse), avec IX. 
—— N gypse pyrites; "Inoceramus labiatus 
EAN a < ||  @, et€ trouv@ & la partie supe£- 
TEE amus | vrieure, Magas Geini:zi, Gaste- vıll. 
a , labiatus., | Xopodes!.L W327 72002 
Zone & Zone & | Mar 5 een y/ ; 
Actinocomazx || Belemnites IE Ann ee Mn VII. 
plenus. plenus. | Belemnites plenus) .. . ...10 m 
| | 


Ich nelıme mir die Freiheit, dieses Profil in der Weise zu korri- 
gieren, daß ich die obere Partie der Papillon- und Rogine- 
Zone & Inoceramus labiatus mit Magas Geinitzi und GastEro- 
podes, das heißt unsere Zone IX samt der marne grise supe&- 
rieureä Terebratulina gracilis und Coprolithes, das heißt unser Niveau 
Xa, als die wahre französische Zone A Terebratulina gracilis 
proklamiere. 

Unsere Zone IX in der Umgebung von Ste. Menehould und 
Troyes, wo mir das Niveau Xa nicht zugänglich war, wurde von den 
französischen Geologen auch als der Zone ä& Terebratulina gracilis 
zugehörig betrachtet (siehe dort). 

Nur die untere Abteilung der marne bleue von Papillon und 
Rogine soll für die wahre französische und westfälische Zone A I/noce- 
ramus labiatus (— Assise A Inoceramus labiatus superieure de Lambert 
— Zone & Oonulus subrotundus de Lambert — Zone & Inoceramus 
labiatus de Schlüter) gehalten werden. 

Ahnlich wie bei Vervins, so auch in der ostböhmischen Kreide 
(weitere Umgebung von Pardubitz) ist manchmal die petrographische 
Zusammensetzung der Zonen VIII und IX beinahe eine und dieselbe: 
tonige Mergel oder mergelige Tone. Doch sind es die weißen kalkigen 


!) M&moire 1878, p. 386. 


[145] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 145 


Konkretionen der Zone VIII, welche hier die Trennung von der Zone 
IX ermöglichen, wohl auch die pyritische (oder limonitische) Zwerg- 
fauna der Gastropoden etc. der Zone IX. 

Was das Vorkommen des /noceramus labiatus im östlichen Becken 
von Paris anbelangt, so ist es aus den Lambertschen Arbeiten be- 
kannt, daß es schon in der Zone VII (Zone & Actinocomax plenus) 
anfängt 1), es ist für die Zone VIII (Zone & Inoc. lab.) sehr charakte- 
ristisch 2), aber es steigt auch in die nächsthöhere Zone IX (Zone & 
Terebratulina gracilis und Cardiaster Peroni de Lambert?) auf. Siehe 
auch unseren Artikel „Bemerkungen über einige Leitfossilien ete.* 
vorn — Inoceramus labiatus. 

Barrois*) führt jetzt nachfolgendes Verzeichnis der Fossilien 
aus seiner Zone ä Inoceramus labiatus (VIII--IX) aus den Ardennen 
an. Zu diesem Verzeichnisse muß ich aber bemerken, daß diese Ver- 
steinerungen — nach dem vorhergehenden — nicht nur aus der wahren 
Zone des Inoceramus labiatus (Schlüter, Zone VIII) stammen, 
sondern vielmehr aus der Zone, die in der Umgebung von 
Ste. Menehould und Troyes als die Zone ä& Terebratulina gra- 
cilis bestimmt wird (Zone IX). Siehe auch noch unsere Be- 
merkungen unter diesem Fossilienverzeichnisse sowie die Bemerkung 
über die Zone IX vorn im Artikel: Paläontologische Verhältnisse, 
besonders über Scalaria abreviata und Ammonites Corneti! 


1. Ecailles de teleosteen. 
2. Ptychodus mammillaris Ag. II, IH, VI, IX, Xa, Xb>). 


3. Ammonites Corneti. 
Siehe vorn die Bemerkung! (IX en France.) 


4. Ammonites nov. sp. (voisine de Amm. Hernensis Schlüter ®). 


Schlüter führt diese Art aus der Zone des Amm. Margae 
(Emscher, Sen. Zah.) und mit einem Fragezeichen aus der Zone 
des Inoceramus Cwvieri (Xd = Zone ä Terebratula semiglobosa in 
Frankreich — unterstes Senonien) an. 


5, Ammonites Lewesiensis Mant. 


Nach Laube’) in IIId, IV5?, Xdß ce. 
Schlüter) führt ihn aus der Zone VIII (Zone ä Inoc. lab.) 
und IX (Zone & I/noc. Brongn.) an. 


6. Ammonites Bladensis Schlüter. 
Nach Schlüter in Xbc (Zone des Heteroceras Reussianum). 


1) Souvenirs, p. 2. 

2) Siehe unseren Artikel über die-Zone VIII bei Ste. Menehould. 

3) Voir: De Grossouvre: Stratigraphie I, p. 113, Zone C. 

# M&moire, p. 387. Localit6: Coucy, Jourdain, Chaumont-Porcien, Gercy, 
Plomion, Vervins, La För&e, Arnicourt. 

5) Diese Ziffern bedeuten das Vorkommen in den böhmischen Zonen. 

%) Verbreitung der Cephalopoden, p. 514. 

?) Ammoniten, p. 219, 226. 

®) Cephalopoden, p. 514. 


Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 19 


146 Ö. Zahälka. [146] 


7. Ammonites Coucyana nov. SP. 


„Cette espe&ce vue de cote, resemble au jeune de Am. peram- 
plus (Fritsch et Schloenbach, pl. 14, f. 5) = IX infer., mais 
s’en distingue par son dos costule qui ressemble ä& celui de Am. 
bizonatus (id., ibid., f. 7) = IX infer., elle s’en distingue encore par 
son ornamentation.“ 


8. Ammonites sp. 


9. Scalaria abbreviata Nob. 
Siehe vorn die Bemerkung! (IX en France.) 


10. Turritella multistriata Reuss. 


„Verstein. d. böhm. Kreidef. 1, p. 51, pl. 10, f. 17 (Zahälkas 
Zone V, IX); — pl. XI, f. 16. A. Fritsch: Archiv d. naturw. Landes- 
durchf. v. Böhmen, IV. Bd., n® 1, Fig, 38, p. 103 (Zahälkas I). 
Cette espece est commune dans les couches de Malnitz (Zahälkas 
IVb) et de Weißenberg (Zahälkas IIIb).“ 

Reuss führt diese Art aus der Zone V, IX wie oben angegeben an. 

Fri!) führt diese Art aus der Zone IIId, IV, Va, IX: sup., 
Xa, X inf., X sup. an. 

Zahälka?°) führt diese Art aus der Zone IIId, IV, V, VII, 
VIIL IX, Xa, Xc an. 

Weinzettl?°) führt diese Art aus der Zone III aA X an. 


11. Scala decorata Gein. 


„A. Fritsch: Archiv d. n. L. v. Böhmen, IV., 1, p. 104, f. 41 
(Zahälkas IIlb) la cite dans tout le Turonien de Bohöme. 

Geinitz: Elbetalgeb. 2, p. 162, pl. 29, f. 4 — ZahälkasXb“ 

Reuss®): IVb. 

Ericd): DLSIV.. EVD, VI.IX RX) RR 

Weinzettl?): ID. IV 

2,3ha1lka°). III, IV, VI VIIIIR IX! 


12. Natica cf. lamellosa A. Röm. 


„Beuss: Verst. d. böhm. Kr. 1,.p. 50, pl. 10, 1.22 (ZahzhEzE 
11, Vo, 1X). 

Fritsch: ]l. e., Fig. 43 (Zahälkas IVb) la cite dans tout le 
Turonien de Boh&me.“ 

Kric (ibid.): II, IV, Ve, IX 

Zahälka (ibid.): IV, V, VII, IX. 

Weinzettl (ibid.): III ä IX, IX besonders. 


!) Archiv d. naturw. Landesdurchf. v. Böhmen VII 2, V 2, IV 1, IX 1, X4. 

2) Vestnik kräl. &es. Spol. Näuk. Päs. I-X, 1893—1896. — Vestnik kräl. 
ces. Spol. Näuk. Pas. I—X, 1897—1899. — Vestnik kräl. &es. Spol. Näuk. Päs. 
I—X, 1902—1905. 

)) Gastropoda. Paläontographica Bohemiae VIH. 

*) Versteinerungen I, p. 24. Turrilites undulatus Sow. 

5) Ibid. Archiv IX 1, VI 2, V 2. 

6) Zahälka: Vöstnik. Päs. IX. Isergebiet. 

?) Ibid. 

®) Gastropoda. Pal. Boh. VII. 


[147] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 147 


13. Rapa sp. 
14. kostellaria sp. 


15. Rostellaria ef. Buchi? Goldf. 
aWritsch: Archiv IV, 1, p. 107, f. 51“ (Zahälkas VI). 
Zahälka (ibid.): IV, VII, IX. 
Reuss (Verst. I, 46): IX. 
Weinzettl (Gastrop.): II, IV, IX. 


16. Pleurotomaria sp. 


17. Pleurotomaria Roemeri? Reuss. 

„Reuss: Verst. d. b. Kr. 1, p. 43, pl. IX, f. 10 du Senonien 
de Luschitz et de Priesen (= Zahälkas Zone IX inf., Turonien!), 
mais n’appartiennent certes pas ä& la möme espece que la Mitra 
Roemeri de A. Fritsch (l. c. p. 110, f. 58.“ (Zahälkas Zone III.) 

Zahälka: Mitra Roemeri IX, Xb, Xc., 

Weinzettl: II &X, 


18. Cerithium nov. 'sp. 
„Cette espece se rapproche par son angle spiral et ses tours 


carenes de l’espece figuree sans nom par A. Fritsch du Turonien 
de Bohöme (l. c. p. 111, f. 60)* — Zahälkas Zone Va. 


19. Dentalium medium Sow. 


„Reuss: Verst. p. 40, pl. 11, f.4 = Zahälkas IX. 

Fritsch: l. c., p. 112, f. 62 (Zahälkas III, V) commune & 
la base du Turonien de Bohäme.“ 

Frre (ibid. IX, 1): IX, X super. 

Zahalka:. II, IV, XD, Xe. 


20. Astarte acuta Reuss. 


„Reuss: Verst. 2, p. 3, pl. 33, f. 17 et.pl. 37, f. 14. Types 
du Turonien de Priesen = Zahälkas IX sup. 
Fritsch (l. e., p. 115, f. 73): tres-caracteristique du Turonien 


de Boh&me de Semitz, base de cet &tage.“ — Zahälkas Zone II. 
Er1e: II, IV, Vo, x» 
Zahälka: Xa. 


21. Eriphyla lentieularis? Stol. 
„Reuss: Verst. p: 4, pl. 33, f. 20—24; pl. 37, f. 17; pl. 41 
Es = Zahälkas II, II, IV, IV5,,Vo:Xa, XD. 
Fritsch de Semitz.“ = Zahälkas IIlb. 
Brie: II,-IV, IX, Xa, x, X sup 
Zahälka: 11... 20. IV; IV; VI, vIr, "VI, IX, X. 


22. Nucula semilunaris Reuss. 


„Reuss: Verst, p. 7, pl. 34, f. 14—16. (Zahälkas IX Xb.) 
Fritsch: Archiv, 4. Bd., p. 117, f. 80.“ (Zahälkas IIlb.) 
Eric. 165, IV. Va ,EX, 

Auhälka: [IV IX, X, X 


19% 


148 C. Zahälka. [148] 


23. Anomia semiglobosa Gein. 


„Fritsch: Archiv, 4. Bd., p. 442, f. 141.* (Zahälkas IV.) 
Frie: Xa, X. 
Zahälka: IXd, Xc. 


24. Ostrea lateralis Nilss. 
Reuss: II, Ve, IX Xa, X: 
Frie: II, IV, Ve IX, X. 
Zahälka: I, III, IV, V, VI, Vil, VIIL, IX, Xa, Xb, Xec, Xa. 


25. Ostrea hippopodium Nilss. 
Reuss: III, Xa, Xbc. 
FT IH, IV IX IX: 
Zahälka: II, IV, V, VI, VII, VIIE IX, Io, X, Xozze 


26. Plicatula nodosa Duj. 


„Reuss: Plic. pectinoides. Verst., p. 37, pl. 31, f. 16—17.* 
(— Zahälka RX, Xbc.) 


27. Inoceramus labiatus Schloth. 
Reuss: II?, OL, IV, Xbc? 
Friö: II, IV, VIII (Libochowitz und Libkovie) )). 
Zahälka: II, IV, V, VI, VO, VIII (besonders. in Ostböhmen). 


28. Terebratulina striata D’Orb. 
Reuss (T. striata Mant. + T. chrysalis Schl.): IX, Xbe, Xd. 
Fri& (dto.): III, IX, Xb, Xa. 
Zahälka (dto.): V, VIII, X, Xa, Xbc, Xd. 


29. Terebratulind gracilis Schloth. 
Reuss: Xa, Xbe. 
Fri: IV, Xa, Xb. 
Zahälka: V, VIII, IX, Xa, Xb, Xe. 


30. Terebratula semiglobosa Sow. 
Reuss: IX le plus sup. 1 Xen Hofenec. Xa, Xbc, Xd. 
ErieaXa, Xb,. 
Zahälka: Xa, Xb, Xc, Xd. 


31. Magas Geinitzi Schlönb. 
Reuss (Terebratula hippopus Rss): U, III + IV, IVa, IVb, 
V, Xbec. 
Frie: IL, IVb’ VILSI®, X: 
Zahäalka: II, IV; V, VIE VI INS NG Re 
32. Apiocrinus ellipticus Miller. 
Reuss (Bourgueticrinus ell. Rss.): IX, Xa, Xbcd, Xd. 


Frit (Mesocrinus Fischeri Gein. sp.): IX. 
Zahälka (Antedon ou Mesocrinus Gein.): IX, Xa, Xb, Xc, Xd. 


!) Friö: Archiv, Weißenberger Sch. p. 50 des böhm. Textes. — Frit: 
Ibid., p. 73. — Zahälka: Zone VIII Umgeb. v. Rip, p. 13 u. d. Egergebietes, p 6. 


[149] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 149 


33. Asteries. 


Reuss et Zahälka: Asterias (Stellaster) quingueloba Goldf. 
kommt in Böhmen besonders in der Zone IX und X, sehr selten in 
der Zone III und IV vor. 


34. Parasmilia sp. 


Zahälka: Parasmilia centralis Mant. kommt besonders in der 
Zone IX und X vor. 


35. Micrabatia sp. 


Zahälka: Micrabatia coronula Goldf. kommt in Böhmen in der 
Zone IX vor. 


36. Eponges. 


Zahälka: Kommen in der Zone IX selten, vielmehr in der 
Zone II, VIII, X vor. 


37. Flabellina elliptica Nilss. 


Zahalka: Kommt in allen Zonen, besonders in der Zone IX 
und X vor. 


38. Polyphragma cribrosum Reuss. 


Reuss (Lichenopora er. Rss.): Xa, Xd. 
Perner: li). 


Bei Betrachtung dieser Liste kann ich mich nicht der Anschauung 
erwehren, daß diese Gesellschaft von Fossilien, bis auf 
einige wenige Individuen, sehr charakteristisch ist für die 
Zone IX (Zone ä Terebr. gracilis) der bohmischen Kreide. Nament- 
lich ist es die Gesellschaft von: 


Gastropoden 
Dentalium medium 
Nucula semilunaris 
Terebratulina gracilis 
Magas Geinitzi 
Apiocrinites ellipticus 
Asteries 

Parasmilia, Micrabatia. 


Aber nicht nur die Fossilien, auch ihre Größe und ihr Ver- 
steinerungsmaterial stimmten mit den Verhältnissen der Zone IX in 
Böhmen. Die große Anzahl der genannten Versteinerungen sind wie 
in Frankreich so auch in Böhmen (in der mergelig-tonigen Fazies) 
sehr klein, aus Pyrit (an der Erdoberfläche ausLimonit) und Barrois?) 
schreibt weiter über dieselben: „Les fossiles pyriteux des 
Dieves du Nord de la France, n’avaient encore ete jusqu’ä ce jour 
l’objet d’aucune determination: ces fossiles sont de tr&s-petite 


!) Foraminifery &es. Cenom.,, p. 18. 
2) M&moire, p. 392. 


150 Ö. Zahälka. [150] 


taille, et il faut pour les trouver une recherche attentive dans des 
aftleurements longuement laves par les eaux pluviales. Les Ammo- 
nites, Gasteropodes, Lamellibranches, y sont assez repandus, mais 
constituent une petite faunule toute speciale, que je ne connais pas 
ailleurs en France: je ne vois pas d’especes analogues dans la 
Paleontologie Francaise de d’Orbigny. Les Dieves representent un 
facies littoral du Turonien Parisien, son facies est plus pro- 
fond dans les falaises de la Manche.“ 

Dabei muß ich noch betonen, daß Lambert ähnliche Faunen 
auch aus anderen Lokalitäten der Zone ä Terebratulina gracilis in 
Frankreich konstatiert hat. Siehe vorn unseren Artikel „Paläontolo- 
gische Verhältnisse“ über die Zone IX. 

Barrois!) vergleicht diese seine Fauna mit den Weißenberger 
und Malnitzer Schichten Fritsch’ (haupteächlich Zahälkas Zonen 
III und IV) in Böhmen: „c’est certainement avec la faune du Turo- 
nien de Boh&me que celle des Dieves a le plus d’analogie. D’apres 
A. Fritsch, le Turonien...“ Die Arbeit Barrois’ über das „Terrain 
eretac& des Ardennes“ ist vom Jahre 1878. Damals war von den 
Publikationen Fritsch’ über die böhmische Kreide ?) nur die Arbeit 
über die Perutzer (— Zone ]), Korytzaner (= Zone II), Weißenberger 
(= Zone III) und Malnitzer Schichten (= Zone IV) bekannt. Wären 
die neueren Publikationen schon damals Barrois bekannt gewesen, 
so hätte er gewiß in seinen oben beschriebenen Fossilien vorwiegend 
die Fauna der Zone IX erkannt, d. h. Fritsch’ Priesener Schichten 
von ie Leneschitz etc.; non der klingende Inoceramenpläner 
RN): 

Diese Priesener Schichten von Priesen etc. (IX) wurden von 
Fri&°) und Krejöt®) u. a. irrtümlich als Senonien, und in neuester 
Zeit von De Grossouvre’) partim als Turonien und partim als 
Senonien erklärt. Diese Zone IX mit dem Niveau Xa in Böhmen, 
gehört zur Zone & Terebratulina gracilis, also zum Turonien, und 
zwar mittleren Turonien. Sie liegt ober der Zone VIII, d. h. ober‘ 
der Zone ä Jnoceramus labiatus, und unter der Zone Xba, d. h. 
unter der Zone ä& Holaster planus de Barrois. 

Für unsere Ansicht, daß. die obere Abteilung von Barrois’ 
(Papillon et Rodine) Zone & Inoceramus labiatus bei Gercy zur 
französischen Zone ä Terebratulina gracilis (IX) gehört, spricht 
endlich auch die angegebene sehr geringe Mächtigkeit von Barrois’ 
Zone ä Terebratulina gracilis (Niveau Xa) gleich unter der Zone 
& Holaster planus (Xba). Sie beträgt nur 1:50 bis 2 m (in Böhmen 
ca. 1 m). Aber nördlich von Gercy in Origny-en- Thierache, 
erreicht die ganze Zone ä Terebratulina gracilis 10 m Mächtigkeit. 
(Siehe weiter nördlich Tableau der Kreidezonen von Hirson nach 


1) M&moire, p. 392. 
?) Paläontologische Untersuchungen der einzelnen Schichten. Archiv der 
naturw. Landesdurchforschung von Böhmen. 
°) Cephalopoden der böhmischen Kreide 1879, p. 9. 
*) Geologie 1877, p. 754. 
..) Stratigraphie d. I. c. sup. 11 653, T. XXV. Siehe auch vorn unseren Ab- 
schnitt: Parallelisierung der böhmischen und französischen Kreide. 


[151] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 151 


‚Vervins); bei Ste. Menehould 60 m (siehe unser Profil Clermont— 
Epernay). Danach kann man bei Gerey für die Zone ä Terebr atulina 
gracilis auch eine größere Mächtigkeit als 10 m erwarten — also auf 
Kosten der oberen Partie von Barrois’ Zone & Inoceramus labiatus. 


Die petrographisch-mineralogischen Verhältnisse der mergelig- 
tonigen Fazies der Zone IX in Böhmen stimmen auch mit denen bei 
Origny und Vervins-Gercy. Sie sind z. B. im Egergebiete und in der 
westlichen Hälfte des böhmischen Mittelgebirges auch reich an Pyrit, 
Gips und außerdem an Bittersalz!). 


Es entspricht also dem stratigraphischen Verhältnisse der fran- 
zösischen Kreide, wenn die von uns angedeutete obere Partie von 
Barrois’ Zone & Inoceramus labiatus bei Gercy mit den kleinen 
pyritischen Gastropoden etc. mit der Zone ä& Terebratulina gracilis 
vereinigt wird und nur die untere Partie für die wahre 
„Zoneälnoceramus labiatus deSchlüter en Westphalie*“ 
reserviert bleibt. 


c) Zone a Terebratulina gracilis von Zahälka. 
Zone IX und Niveau Xa in Böhmen. 


Die höchsten Kreideschichten, die auf dem schon einigemal 
erwähnten Wege von Origny nach Effry zugänglich waren und über 
dem Horizonte der Zone ä& Jnoceramus labiatus lagen, gehören der 
Zone & Terebratulina gracilis an. Wir fanden sie in der höchsten 
Lage der dortigen Terrasse (siehe unseren vorhergehenden Abschnitt 
über die Zone VIII) in der Grube einer Weide gleich beim Wege 
aufgegraben und dann in dem Wegegraben unweit eines isolierten 
Hauses, südöstlich von Demi-Liene, wo aus ihnen eine Quelle ent- 
sprang. 

Die unteren Schichten waren ein fetter mergeliger Ton, auf der 
Erdoberfläche grau mit bläulichen Flecken, weiter bläulich, wasser- 
abschließend. U. d. M. zeigt sich sehr viel Ton, wenig Kalk in 
weißlichen Körnern, wenig braune Limonitkörner und klare, scharf- 
kantige Quarzkörner, selten ein grünes Glaukonitkörnchen, genug 
Radiolarien. Die höheren Schichten nahe dem isolierten Hause (bei 
der Quelle) waren weißliche mergelige Tone, stellenweise glaukoni- 
tisch, in der Mächtigkeit von 1 m. Das Eocän als Konglomerat ä silex 
und höher auch der diluviale Lehm: Limon des plateaux, decken die 
höheren Kreideschichten. Im ganzen ist die Mächtigkeit der hier be- 
trachteten Schichten ä Terebratulina gracilis gewiß 10 m. 


In Vervins habe ich Gelegenheit gehabt, die höchsten Schichten 
dieser Zone kennen zu lernen. In der Avenue de la gare wurde im 
Jahre 1913 der Bau einer neuen Ecole Menagere Agricole vollendet. 
Von der Avenue wurde zum Neubau ein Kanal gebaut. Beim Aus- 
graben des Grabens wurden die Schichten der Terebratulina gracilis 


!) Zahälka: Zone IX im Egergebiet, p..7, 8 etc, 25. 


152 ©. Zahälka. [152] 


entdeckt. Es waren graue fette mergelige Tone wie oberhalb Origny, 
sie hatten hier Pyritkonkretionen, die sich an der Erdoberfläche in 
Limonit, Gips und Bittersalz verwandelten, Hinter dem Neubau (Nord- 
seite) wurde eine niedrige Drainage abgegraben. In dieser wurde zu 
meiner Überraschung, gleich über dem vorigen grauen mergeligen 
Tone, der Schichtenkomplex Xa enthüllt. Die Schichten fallen nach 
SW. Der vertikale Durchschnitt dieses Schichtenkomplexes war gleich 
hinter dem Neubau der in beigegebener Figur dargestellte: 


Meste Usten/ 


‚Nioean, de la cour Ä 
je 4422000. 20016 MENAGETE agTÜWalE + > 


D = Gelber Diluviallehm mit Silex (Flint) 0:5 bis 1 m. 


Xa — Grauer bis weißlicher mergeliger Ton mit Terebratula 
semiglobosa. Im unteren Teile hat er eine 10 cm mächtige, feste, 
weiße bis gelblichweiße, mergelige Kreidebank, die in brotlaibähnliche 
Stücke zerfällt. Diese enthalten Fischschuppen, Bruchstücke von 
Inoceramenschalen und ziemlich häufig Terebratula semiglobosa. U. d. 
M. sehr viele Kreide-, viele weiße runde Kalkkörner, manche in Form 
von Foraminiferen, besonders. Globigerina cretacea, Textularien, Ano- 
malinen, viele Bruchstücke von Hexactinelliden-Skeletten, hie und da 
eine Spongiennadel und Echinidenstacheln und viele Bruchstücke von 
Gips. Mächtigkeit des Xa = 1 m. 


IX = Graue, mergelige Tonschichten mit zahlreichem Pyrit. 
Das Wasser fließt überall aus diesen Schichten, darum wurde es 
durch die angelegte Drainage weggeführt. Es ist die höchste Lage 
unserer Zone IX. 


Von der Ecole d’agricole steigt das Niveau der Schichten Xa 
in der nordöstlichen Richtung weiter gegen die Stadt (Vervins) und 
hier liegt bald über derselben die weiße Kreide der Zone ä Holaster 
planus (Xb«), die wir besser an anderen Lokalitäten aufgeschlossen 
finden werden. 

Barrois!) beschreibt auch eine gut entblößte Lokalität unseres 
Niveaus Xa und der benachbarten Schichten in der Richtung des 
Streichens, also nordwestlich von Vervins in Romery am Bache 
zwischen Wiege und Romery. Das Profil, welches er mitteilt), stimmt 
überraschend mit den entsprechenden Profilen der mergeligtonigen 
Fazies des Niveaus Xa von Böhmen, besonders im Egertale, sowohl 
petrographisch als auch paläontologisch überein. 


!) La zone & Bel. plenus, p. 185. 


[153] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 153 


en France 
Barrois ä Romery. Zahälka & Vervins. 
Zone ä& | N : : : Zone ä 
1. Craie blanche, nom- || Weiße Kreide mit £ 
Holaster f re ET A Xbe Holaster 
planus. breux Mier. brevip. Mier. breviporus, Moe: 
2. Marne blanchätre || Höchste Lage unzu- 
Terebratulina gra- gänglich. 
eilis abond. Grauer bis weißlicher xXu49 
Zone 2:50 m || mergeliger Ton mit 
3, Terebratula semigl. 
09 n Z 
more | ——  — = - 
ing 3. Lit de dents de | Feste gelbliche bis 5 
poissons et fossiles | weiße mergelige Kreide- 
graecilis. bruns roules et | bank, mit Fischschup- Torebra- 
brises. pen, Terebratula semi- | X el E 
globosa im weißlichen tulind 
mergeligen Ton. 
A 01 m graeilis. 
4. Argile bleue ex- | Graue fette mergelige 
Zone ploitee pour tuiles |Tonschichten mit zahl- 
a (sans fossiles) con- | reichen Pyritkonkre- | IX 
Inoceramus er&tionsde car- tionen. 
labiatus. bonate de ferä Wasserquellen. 
la partie superieure. 


Die Schichte 3 Barrois: „Lit de dents de poissons etc.* — 
unseres Niveaux Xa1 — darf nicht verwechseit werden, wie es 
Barrois tat (siehe vorn), mit Barrois’ fischreicher Schichte 5 von 
Foigny: „Banc de petits nodules etc.“ — unsere Zone VI — und 
mit ähnlicher Schichten: „A la base de la zöne ä& Belemnites plenus 
etc.“ von Chaudron — auch unsere Zone VI (siehe vorn), 


Zum Vergleich gebe ich auf umstehender Seite ein Tableau der 
hervorragenden Lokalitäten desselben Niveaus Xa im Egergebiete 
Böhmens. 


Am Fuße des rechten Talabhanges der Oise, unweit nördlich 
von Romery in Monceau-sur-Oise, an der Straße nach Malzy, erwähnt 
Barrois?!) noch einmal dieselbe Schichtenfolge wie bei Romery, 
und zwar: 


La craie ä Micraster breviporus, tres fossilifere ... 30—35 m — Xhe. 


Marne blanchätre avec tres nombreuses T'. gracilis....3m—Xa. 
Argile marneuse, bleuätre, tr&s plastique, sur laquelle coule 
ES ee Bir hen Br Bo SE Se Be 3. 


Unser Niveau Xa hält Barrois für seine Zone & Terebratulina 
gracilis. Sie ist nach ihm charakteristisch durch sehr viele Terebra- 
tulina gracilis und Bone-bed. 


1) La zone a Bel. plenus, p. 185. 
Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 1. Heft. (©. Zahälka.) 20 


' 
ur) Zahülka in Böhmen. 
ee! 
KoStice, Volenice'!). Vorasice?). Pätek®). Libes®). Nuönieky°). 
Zone ä ; F ; . BR e . 

Hol. planus. Xbo. Weiße oder graue Kalkmergel mit Micraster breviporus, Terebratula semiglobosa etc. 
Dunkelgrauer mer- | Grauer mergeliger | Dunkelgrauer mer- | Mergeliger Ton, Kalkmergel, grau 
geliger Ton mit Fu- Ton mit viel Gips |geliger Ton mit Te- oben grau, unten |u. grauweiß, weich, 

9 coiden. und genug Glauko- | rebratulina gracilis. gelb. glaukonitisch. 
> lm nit. 09 m 0:7 m| Terebratulina semi- 

0:9 m globosa, Otodus 

R appen. Coprol. 
„a 0:9 m 

Ss Zone Rat = (en 

S N Dunkelgrauer Ton | Grauer mergeliger| Kalkiger Mergel, | Gelber mergeliger Fester glaukoniti- 
£ & mit vielen Copro- Ton mit vielen Cop- dunkelgrau mit sehr | Ton mit ovalen Bo- | scher Kalkmergel, 
= Terebratuli 1 lithen, Fischschup- |rolithen, recht kal- | vielen Coprolithen u. |nebeden mit vielen | grau. Coprolithen, 

DEE ‘ |pen, Zähnen, sehr kig und glaukoni- Pyritkonkretionen. Coprolithen. Fischzähne. 

m viel Ter. gracilis in tisch. O1 m 0:1 m 0:1 m 
IE Bonebeden. 01 m 
01 m 
Dunkelgrauer oder bläulicher oder grauer mergeliger Ton mit Pyrit-(Limonit-)Konkretionen und Gips, 
IX. Terebratulina gracilis, kleine Versteinerungen, größtenteils aus Pyrit, besonders Gastropoden etc. 
In Priesen®) sind in den höchsten Schichten Sferosiderit-Konkretionen (Carbonate de fer). 
vorhanden. Wasserquellen. 
1) Zone IX im Egergebiet, p. 16 u. 31, Profil 94 u. 95. Zone X, p. 15. — ?°) Zone IX im böhm. Mittelgebirge. Artikel 
Vorasice. Profil 281, Zone X, Ibid. (Manuskript). — °) Zone IX im Egergebiete, p. 35, Profil 97”. — *) Zone IX im böhm. Mittel- | 
<= gebirge. Artikel Libes (-Berg), Profil 188. (Manuskript.) — °) Zone Xin der Umgeb. von Rip, p. 7. — °) Zone IX im Egergebiet, | 
a) 5 
= p. 66, Profil 107. | 


[155] Die Sudetisohe Kreideformation und ihre Aequivalente. 155 


Unsere Zone IX hält hier Barrois für die Zone ä Inoceramus 
labiatus. Sie ist nach ihm charakterisiert durch Magas Geinitzi, Ino- 
cerames, Ecailles de poissons, und die kleine pyritische Fauna der Gastro- 
poden etc. Nach unseren Beobachtungen in den westlichen Ländern 
Mitteleuropas und speziell in Frankreich ist dies ein Irrtum. Man 
darf die obere Abteilung (Zone IX) der hiesigen Barrois Zone 
ä& IJnoceramus labiatus nur der französischen Zone A Terebratulina 
gracilis anschließen, wie wir es schon im vorhergehenden Artikel 
begründet haben. Unsere Ansicht stimmt auch mit den Beobachtungen 
Lamberts in der Marne, wo ebenfalls die charakteristische 
„interessante faunule de Gastropodes pyriteux, de petits Brachiopodes* 
in der Zone & Terebratulina gracilis existiert, wie in den Ardennen 
(Gerey etc.) und wie in der mergeligtonigen Fazies der Zone IX 
(Zone ä Ter. grac.) in Böhmen. 

Über das für unsere stratigraphischen Studien wichtige Profil aus 
der Umgebung von Gercy haben wir im vorhergehenden Artikel 
referiert. Bitte noch einmal um Beachtung desselben. In demselben 
Artikel haben wir auch das Verzeichnis der Fossilien mitgeteilt, das 
hauptsächlich der Zone & Terebratulina gracilis angehört. Behufs Ver- 
gleichung derselben mit jenen derselben Zone in Böhmen gebe ich 
jetzt einen ganz kurzen Auszug aus dem sehr reichen Ver- 
zeichnisse der Fossilien jener mergeligtonigen Fazies 
der Zone IX des Egergebietes in Böhmen!). Manche Fos- 
silien, besonders Cephalopoden, Gastropoden (manche Lamellibranchien 
und Brachiopoden) und Korallen sind aus Pyrit (in der Nähe der 
Erdoberfläche aus Limonit) und haben sehr kleine Dimensionen. Es 
ist also eine wahre Zwergfauna. 


Sehr viele Fischschuppen wie Osmeroides Lewe- 
siensis Ag., Oyclolepis Agassizi Gein. ete. etc. 

Zähne von Ptychodus mammillaris Ag. 

Oxyrhina Mantelli Ag., Otodus appendiculatus 
Ag. etc. etc. 

Nautilus sublaevigatus D’Orb. 

Pachydiscus peramplus Mant. 

Phylloceras bizonatus Fric 

Schlönbachia Germani Reuss 

Scaphites Geinitzi D’Orb. 

Baculites baculoides Mant., bohemicus F'ri& etc. etc. 

Turritella multistriata Rss. etc. 

Scalaria sp. 

Scala decorata Gein. 

Turbo decemcostatus v. Buch. 

Trochus Engelhardti Gein. 

Solarium baculitarum Gein. 

Natica vulgaris Rss. 

Rissoa Reussi Gein. 


!) Zone IX im Egergebiete 1899, p. 84 etc. Zone IX im böhm. Mittelgebirge 
(Manuskript). 


20* 


156 ©. Zahälka. [156] 


Rapa cancellata Sow. 

Aporhais (Kostellaria) Buchi v. Münst. 

Aporhais stenoptera Goldf. 

Aporhais Burmeisteri Gein. 

Pleurotomaria funata Reuss 

Mitra (Pleurotomaria) Römeri D’Orb. 

Öylichna ceylindracea Gein. 

Oerithium Luschitzianum Gein., ternatum Reuss, 
fasciatum Reuss, binodosum Röm. etc. etc. 

Dentalium medium Sow. etc. 

Astarte acuta Reuss 

Eriphyla- tentieularis Goldf. 

Nucula pectinata Sow., semilunaris v. Buch etc. 

Leda producta Nilss. 

Arca undulata leuss 

Venus Goldfussi Gein. 

Plicatula nodosa Duj. (= pectinoides Keuss) 

Inoceramus Brongniarti Sow. 

Pecten Nilssoni Goldf. 

Spondylus spinosus Goldf. 

Ostrea semiplana Sow., hippopodium Nilss. 

Exogyra (Ostrea) lateralis Reuss (Nilss.) 

Anomia semiglobosa Gein. (Umgebung von Rip) 
etc. etc. 

Rhynchonella plicatilis Sow. 

Terebratulina (striata D’Orb.) striatula Mant. 

Terebratulina gracilis Schloth. 

Terebratula semiglobosa Sow. nach Reuss nur 
einmal in den höchsten Schichten der Zone IX 
in Horenec. 

Magas Geinitzi Schlönb. 

Viele Orustaceen. 

(Apiocrinus ellipticus Miller) = Antedon (Meso- 
crinus) Fischeri Gein. 

Stellaster (Asterias) quinqueloba Goldf. sp. etc. etc. 

Parasmilia centralis Mant. sp. 

Micrabatia coronula Goldf. etc. etc. 

Spongien selten bis auf Khizopoterion cervicorne 
Goldf. sp. 

Sehr viele Foraminiferen, besonders auch Fla- 
bellina elliptica Nülss. sp. | 
Viele Radiolarien, besonders in den Radiolarien- 

schichten (Niveau IX) 
Wenig Plantae. 


Um auch das höchste Niveau der französischen Zone & Terebra- 
tulina gracilis in den Ardennen, d. h. unser Niveau Xa = Bar- 
rois Zone ä& Terebratulina gracilis aus der Umgebung von Vervins, 
mit der böhmischen mergeligtonigen Fazies zu vergleichen, gebe ich 
nebeneinander die Verzeichnisse der beiden an. 


[157] 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 157 


Fossilienliste des Niveau Xa. 


En France, des Ardennes, 
par Barrois!), 


Coprolithes. Bone bed. 
Ischyodus. 


Oxyrhina. 


Lamna. 


Otodus. 
Ptychodus. 


Urustace macroure. 


Baculites bohemicus Fr. et Sch. 


Ostrea sulcata Blum. 


Ostrea lateralis. 
Ostrea hippopodium. 
Spondylus spinosus. 
Spondylus latus Sow. 


1) Memoire, p. 386 und 394. 


In Böhmen, Egergebiet, 
durch Zahälka?). 


Coprovithes, Fischschuppen, Wirbel, 
Knochen, Zähne stellenweise in 
Bonebeden (Xal). 

Oxyrhina angustidens Reuss 

Scapanorhynchus (Lamna) raphio- 
don Ag. 

Lamna acuminata Rss. (Oxyrhina 
Mantelli Ag.), appendiculata Ag. 
sp. (Otodus ap.), subulata Ag., 
semiplicata Ag. sp. (Otodus s.) 

Otodus serratus Ag. 

Ptychodus mammillaris Ag., pauci- 
sulcatus Egert., latissimus Ag. 
Acrodus affinis Reuss, triangularis 

Gein. (Ptychodus tr.) 

Hybodus cristatus Ag. 

Anomoedus Münsteri Ag. sp. 

Pycenodus scrobiculatus Rss. 

Osmeroides divaricatus Gein., lewe- 
siensis Ag. etc. etc. 

Viele Arten von Bairdia, Cytheri- 
dea, Cythere, Cytherella, Polli- 
cipes. Aptychus cretaceus Münst. 

Scaphites Geinitzü D’Orb. 

Nautilus sublaevigatus D’Orb. 

Pachydiscus peramplus Mant. 

Belemnites sp. 

Turritella 

Trochus Engelhardti Gein. 

Voluta sp., Mitra Roemeri Rss. 

Natica Genti Gein. 

Acteon ovum Du). 

Avellana Humboldti Müll. 

Ostrea semiplana Sow. 
Blum.) 

Exogyra (Ostrea) lateralis Rss. 

Ostrea hippopodium Nilss. 

Spondylus spinosus Goldf. 

Arca subglagbra? D’Orb. 

Venus Goldfussi Gein. 


(sulcata 


2) Zone X im Egergebiete, p. 29-32. Zone X im böhm. Mittelgebirge 
(Manuskript). Zone X Umgebung von Rip, p. 7, 8, 22, 24 und 29. Siehe auch: 
O Souvrstoi glauk. väpniteho slinu etc. (Über das Niveau (Xa) des glaukonitischen 
kalkigen Mergels im Leitmeritz—Melniker Elbegebiete. Sitzungsberichte der kgl. 
böhm. Gesellsch. d. Wissensch. 1891.) 


158 Ö. Zabälka. [158] 


En France, des Ardennes, 
par Barrois. 


Inoceramus Brongniartı. 


Terebratulinu striata D’Orb. 
Terebratulina gracilis. 


Terebratula semiglobosa. 


Cidaris subvesiculosa ? 


Apiocrinites ellipticus Miller. 


Flabellina elliptica. 


Polyphragma cribrosum. 


In Böhmen, Egergebiet, 
durch Zahälka. 


Inoceramus Brongniarti Park. 
Cardita lenuicosta Sow. 
Astarte acuta Rss. 
Eriphyla senticularis Goldf. 
Nucula pectinata Sow. 
Gastrochaena amphisbaena Goldf. 
Terebratulina striatula Mant. (striata 
D’Orb.) 
Terebratulina gracilis Schlot. 
Terebratula semiglobosa Sow. 
Rhynchonella plicatilis Sow. et var. 
Ouvieri d’Orb. 
Cidaris Reussi Gein. Phymosoma 
radiatum Bor. 
Micraster sp. 
Stellaster quinqueloba Goldf. sp. 
Serpula gordialis Scal. 
Parasmilia centralis Mant. sp. 
Mesocrinus ( Antedon) Fischeri Gein. 
(= 4Apioer. ellipt. M.) 
Pleurostoma bohemicum Zitt. 
Guettardia trilobata Röm. sp. 
Ventriculites angustatus Röm. sp. 
Ventrieulites radiatus Mant. 
Plocoscyphia labrosa Smith. sp. 
Oystispongia verrucosa Rss. sp. 
Camerospongia monostoma Röm. 
Flabellina elliptica Nülss. sp. und 
sehr viele Foraminiferen der 
Gattungen: Nodosarid, Frondi- 
cularia, Flabellina, Cristellaria 
etc. etc. etc. 


d) Assise du Micraster breviporus de Barrois. 


Assise a Micraster icaunensis (Zone a Prionotropis Neptuni) et Zone a Holaster 
planus de Lambert. 


Zone Xbc in Böhmen. 


In der Umgebung von Vervins ruht auf den gerade beschrie- 
benen mergeligtonigen Schichten der Terebratulina gracilis (IX X.) 
ein Kreideschichtenkomplex, der charakterisiert ist wie in Böhmen 
durch das Auftreten des Micraster breviporus Ag. 


Schon Papillon und Rogine!) unterscheiden in ihm zwei 


Zonen von oben nach unten: 


') La Thierache. Bull, de la Soc. arch6ol. de Vervins. 1872. II., p. 155. 


[159] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 159 


2. Zone ä& Epiaster brevis mit Micraster breviporus 


Assise ä ; { 

erdietor und Epiaster brevis . . ne a DU: Mi 
dreviporus. 1. Zone a Holaster planus mit Möcraster breviporus 

und Holaster planus. . . . . 2.2... 1bis2 m 
Barrois!) nannte diese Zwei Zonen auch: 

Assise ä& : N 

Ernstor 2. Die derMernns Mesa .iuı.?, 0 . 25 & 30 m 
brevipovus. | 1- Craie ä Holaster planus ....... 13 2m 


Nach Lambert muß man den genannten Epiaster brevis Barr. 
für Micraster icaunensis Lamb. halten. (Siehe vorn die „Bemerkungen 
zu einigen Echiniden“.) 


Diese zwei Zonen korrespondieren mit den Lambertschen 
folgendermassen: 


2. Assise & Micraster icaunensis (Zone & 
Lambert. Prionotropis Neptuni) — Craie de Vervins.\ Barrois. 


1. Zone ä& Hol. planus —= Craie & Hol. plan. 


o. Zone & Holaster planus de Barrois. 
Niveau Xba in Böhmen. 


Die Zone & Holaster planus ist eine feste und harte, knollige 
(noduleuse), weißliche Kreidebank, die in Vervins unter dem Namen 
„Roche“ bekannt ist. Sie bildet den Grund der Vervinschen Brunnen 
und ist auf der Westseite der Stadt oberhalb der Straße nach Guise 
zugänglich in Petit-Vervins etc. Sie beherbergt: 


Mieraster breviporus 
Holaster planus 
Spondylus spinosus. 


Ihre Mächtigkeit beträgt 1 bis 2 m. (Siehe auch unsere Bemerkung 
bei der Zone & Holaster planus im Profile: Clermont—Epernay.) 


Dieselbe Bank, auf denselben mergeligtonigen Schichten Xa2 
ruhend, wie in der Umgebung von Vervins, in ähnlicher Mächtigkeit 
0-5 bis 1’5 m, haben wir überall in der mergeligtonigen Region des 
Egergebietes in Böhmen konstatiert. Dazu muß ich aber erwähnen, 
daß ich bei meinen stratigraphischen Studien der böhmischen Kreide 
dieser Bank nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet habe, da ich damals 
keine Ahnung davon hatte, daß sie auch in Frankreich ein konstantes 
Niveau bildet. Als Beweis ihrer Anwesenheit berufe ich mich auf 
nachfolgende Lokalitäten. 


1) M&moire s. ]. terrain cretac& des Ardennes. 1878, p. 395. 


160 Ö. Zahälka. [160] 


In Koschtitz und Volenic!), 


Diluvium. 
Oben gelber Lehm bis 2 m, darunter das Pyropengerölle bis 05 m. 2:5 m 


Xbß.|2. (Figur 57.) Kalkiger Mergel, grau, in festen 
Bänkenı. 908 BEN SE Wear IST 8 m 
xXb |IXba.|1. (Figur 57.) Kalkiger Mergel, grau, eine härtere 
ei Bank mit großen Pachydiscus peramplus, die 
sich nahe der Oberfläche in Knollen (nodules) 
teilt. (Siehe auch Fri). --. . . „ vr 


| 
| 

Be 2. (Früher IX 3.) Mergeliger Ton, dunkelgrau... . Im 
| (Früher IX 2.) Mergeliger Ton, dunkelgrau, mit vielen 


ne en Terebratulina gracilis, Fischzähnen etc., 
oft-in Bonebedengsesik meaateor: ans SEO 
IX. Mergeliger Ton, sh Die höchste Partie der 
Zone IX... A 1 
Wasserspiegel der Eger. 163 m ü. d. M. 
In Pätek?). 
X5ß.|2-+-3. Grauer kalkiger Mergel. . ..:. . .218 m 
her Xba. 1. Grauer oder weiber kalkiger Mergel. Feste 
Bank... . :. Wecsarsarer Velen 
Xa2. (Früher IX 3.) Mergeliger Ton etc. 
In Kystra°). 
Diluvium, 1% 
xXb ns 2. Weißlicher kalkiger Mercelln., a .% .. 48m 
" 1Xba.|1. Festere Bank eines weißlichen kalkigen Mergels 1'5 m 


Xa. (Früher IX 4.) Mergeliger Ton etc. 


En VW orasSıC9). 


Na a 2.—4. Weißliche kalkige Mergel . . . .. . .16°6 m 
Xbo. 1. Feste Bank eines weißen kalkigen Mergels 0°9 m 


Xa2. Mergeliger Ton etc. 


') Zahälka: Päsmo IX v Poohfi, Zone IX im Egergebiete, p. 16, Fig. 57 
und 58! Profil 94. Zone X, ibid., p. 7! Siehe auch Zone X des böhmn. Mittelgeb. 
(Manuskript.) — Fri: Teplitzer Sch. p. 36 und 37, Fig. 13, Schichte 4! 

?) Zone IX, ibid., p. 85, Profil 97, Fig. 59, Schichte 1. 


°) Ibid. p. 36, Profil 98, Fig. 60, Schichte 1. — Fri: Teplitzer Sch. p. 34, 
Fig. 12, Schichte 8. 


*) Kreidef. d. böhm. Mittelgebirges, Zone IX, Profil 981. 


[161] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 161 


Am Libe$ (Berg) ?). 


Xbß-+-.c.|2.—6. Graue kalkige Mergel . . . . 2. .5%5 m 
Kur Xba. 1. Festere und härtere Bank eines grauen 
kalkigen, Mersels, .. ..... + 05 er 05m 


Xa2. Mergeliger Ton etc. 


Die böhmische Zone ä& Holaster planus = Xba beherbergt in 
den genannten Lokalitäten folgende Versteinerungen: 


In Koschtitz. 


Pachydiscus peramplus Mant. 
in riesigen Exemplaren. 
Scaphites Geinitzi D’Orb. 


Loricula pulchella Sow. var. gigas 
Fric. 
Mytilus Cottae Röm. 


In Pätek: 


Fischschuppen. || Terebratulina gracilis Schlot. 
Exogyra lateralis Reuss. | Fucoides. 
\ ” 


In Vorasice: 


Cardium bipartum D’Orb. | 
Inoceramus Brongniarti Park. 
Spondylus spinosus Goldf. 
Spondylus latus Röm. 


Terebratulina gracilis Schlot. 
Rhynchonella plicatilis Sow. 
Micraster breviporus Ag. 
| Solidinodus Poctaei Zah. 


In Kystra: 
Coprolithes. Cardium alutaceum Münst. 
Corax heterodon Reuss. Ostrea. 
Pachydiscus peramplus Mant. || Exogyra. lateralis keuss. 
Scaphites Geinitzi D’Orb. Terebratula semiglobosa Sow. 


Eriphyla lentieularis Goldf. | Pyrospongia Vrbaei Zah. 
Cardita tenuicosta Sow. | 


Am Libes$ ud. M.: 


Textularia globulosa Reuss (sehr viele), 
Globigerina cretacea D’Orb. (viele), 
Anomalina ammonoidies Reuss (selten), 
Cristellaria ovalis Reuss (selten), 
Oythere (selten), 

Echinidenstacheln (selten). 


Baculites sp. Terebratulina gracilis Schlot. 


Ich weise auf die sehr reiche Lokalität der Zone & Holaster 
planus (Xba) bei Bilin ?) hin. 


1) Ibid, Profil 188, Schichte X 51. 
?) Zone X, Schichte X51, Schilingen. Die Kreidef. im böhm. Mittelgeb. 
(Manuskript.) 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (©. Zahälka.) 21 


162 6. Zahälka. [162] 


Bis man der Zone ä Holaster planus in Böhmen mehr Aufmerk- 
samkeit widmen wird, wird man hier gewiß auch ‚Holaster planus finden, 
da er in der Zone Xb--c eine gewöhnliche Erscheinung ist. 


# 


ß. Zone ä Micraster icaunensis. 
Papillons und Barroissche Zone & Epiaster brevis!). 
Barrois Craie de Vervins. 

Zone Xbß3 +c in Böhmen. 


In der weiteren Umgebung von Vervins liegt über der Bank 
des Holaster planus eine weiße, weiche Kreide. Ein Probestück aus 
dem Steinbruche nördlich von Gercy (südwestlich von Vervins) zeigt 
u. d. M. sehr viel Kreidepulver, viele weiße Kalkkörner, wenig Bruch- 
stücke von Gips, viele Echinidenstacheln, viele Spongiennadeln und 
Skelettrümmer der Hexactinelliden, wenig Foraminiferen. 

In den Schichten dieser Kreide befindet sich Flintstein von 
unregelmäßiger Form, schwarz, entweder zerstreut oder bestimmte 
Horizonte in einer Schichte einhaltend. 

Die Mächtigkeit beträgt 25 bis 30 m. 

‚Die Zone & Micraster icaunensis der Umgebung von Vervins ist 
ein Aquivalent unseres Niveau Xbß--c in Böhmen. Am nächsten 
stehen ihr die Fazies der kalkigen Mergel und mergeliger Kalke im 
westlichen böhmischen Mittelgebirge, im Egergebiet, in der Umgebung 
von Rip, Neu-Benätek und Pod£&brad. Diese kalkigen Mergel (Xbß--c), 
die oft zur Bereitung von Kalk und Zement dienen, ruhen wie in 
Frankreich auf der festen Bank des Holaster planus (X ba) und sind 
bedeckt von derselben Zone ä& Terebratula semiglobosa (Zone X.d) wie 
in Frankreich. (Siehe weiter.) 

Auch die paläontologischen Verhältnisse der kalkigmergeligen 
Fazies der Zone Xbß--c in Böhmen stimmen infolge der ähnlichen 
petrographischen Verhältnisse mit denen der Craie de Vervins genü- 
gend überein, wie nachstehende Liste zeigt. 


Liste des fossiles de la Craie de Vervins || Sehr kurzes Verzeichnis der Haupt- 
dans le Thierache fossilien in der kalkigmergeligen Fazies 


% der Zone X5 3+-cin der westböhmischen 
par Barrois?), Kreide 


nach Zahälka?). 

— Oxyrhina Mantelli Ag. 

— Scapanorhynchus raphiodon Ag. sp. 

— Lamn«a appendiculata Ag. sp. 
Corax pristodontus Ag. Corax falcatus Ag. 

— Ptychodus mammillaris Ag. 

A || Anomoedus Münsteri Ag. sp. 

= | Notidanus microdon Ag. 


.) Wir haben bereits einigemal erwähnt, daß Epiaster brevis bei Papillon, 
Rogine und Barrois eigentlich zu Mier. icaumnensis Lamb. gehört. 
2) M@moire, p. 402—411 und 419-423. 
°») Pasmo X v Poohrfi, Zone X im Egergebiete, p. 8—27. — Ütvar kfid. v 
Ces, Stredohofi, Die Kreidef. im böhm. Mittelgeb., Zone X (Manuskript), 


[163] 


Craie de Vervins. 


Podocrates?® Becks. 
Klytia sp. 
Pollicipes sp. 


Nautilus sublaevigatus D’Orb. 
Nautilus Reussi Fr. 
Ammonites Neptuni Gein. 


Ammonites peramples Mant. 
Ammonites cf. Goupilianus D’Orb. 
Scaphites Geinitzi D’Orb. 
Scaphites auritus Fr. 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 


Heteroceras Reussianum (Gein. sp.) . 


Beanlites bohemicus Fr. 


Dentalium cidaris Gein. 


Lima Hoperi Sow. 

Lima semisulcata Niülss. 
Lima granulata Nilss. 
Janira quinquecostata Sow. 
Pecten cf. affinis? Reuss 
Pecten membranaceus Nilss, 
Pecten Dujardinii Roem. 
Spondylus spinosus 


Spondylus hystrix Goldf. 

Inoceramus inaequalis Schlüt., un- 
dulatus Mant., latus Mant., cunei- 
‚formis D’Orb, 

Pticatula nodosa Duj. 


163 


Zone Xbß-+-c in Böhmen. 
Cladocyclus Strehlensis Gein. 
Osmeroides Lewesiensis Ag. ete. etc. 


Enoploclytia Leachi Reuss 

Pollieipes conicus Reuss, glaber Röm., 
Bronnii Röm. 

Cytherella ovata et Münstere Röm. sp. 

Cythere ornatissima Reuss 

Bairdia subdeltoidea Münst. ete. 

Nautilus sublaevigatus D’Orb. 

Nautilus rugatus Fr. 

Ammonites (Acanthoceras) Neptuni 
Gein. (Strehlen) !) 

Pachydiscus peramplus Mant. 

Desmoceras Austeni Shar. sp. 

Scaphites Geinitzi D’Orb., aequalis 
Sow., auritus Fr., Lamberti De 
Gross. 

Heteroceras Reussianum D’Orb. 
(Helicoceras leeussianum Gein.) 
Baculites Faujasi var. bohemica Fr. 

(in Dneboh) ?) 
Belemnites Strehlensis Fr. etc. 


Pleurotomaria linearis Mant. et 
perspectiva Gein. etc. etc. 
Dentalium cidaris Gein., medium 


Sow. 

Cardium bipartum D’Orb., deforme 
Gein., alutaceum Münst. 

Cardita tenuicostata Sow., parvula 
Münst. 

Lima Hoperi Mant. 


ı Lima semisulcata Nilss. sp. 


 Vola (Janira) quinquecostata Sow. 


Pecten membranaceus Nilss. 

Pecten Dujardinii köm. 

Spondylus spinosus Goldf., latus 
köm. 

Inoceramus latus Mant. 

Inoceramus Brongniarti Park. 


Plicatula inflata Sow, 


!) Geinitz: Elbetalgebirge II, p. 185. 
?) Fri@: Cephalopoden, p. 50. -- Siehe auch Zahälka: Zone X im Iser- 


gebiete, p. 96. 


21* 


164 


Craie de Vervins. 
Venus subparva D’Orb. (parva Sow.) 
Ostrea lateralis Nilss. 
Ostrea hippopodium Nilss. 
Ostrea sulcata Blum. 


Terebratula semiglobosa Sow. 
Terebratula Hibernica Tate. 
Terebratulina striata. 


Rhynchonella plicatilis Sow. 
Ihynchonella cf. ventriplanata 
Schlönb. 


Cyphosoma räadiatum Sorig. 


Cidaris subvesiculosa D’Orb. 


Cidaris sceptrifera Mant, 
Echinocorys gibbus Lamk. 
Micraster breviporus Ag. 
(Epiaster brevis Barr.,non Desor sp.) 
— Micraster icaunensis Lamb. 
Micraster var. A, var. B, var. C. 
Cardiaster gränulosus Forb. 
Holaster planus Ag. 
Apioerinites ellipticus Miller. 


©. Zahälka. 


[164] 


Zone Xbß-+-c in Böhmen. 
Venus parva Bow. (Goldf. Gein.) 
Exogyra (Ostrea) lateralis Reuss 
Ostrea hippopodium Nilss. 
Ostrea semiplana Sow. 

Blum.) etc. etc. 

Crania parisiensis Defr., barbata 
v. Hag. (Ignabergensis Retz), 
gracilis Münst., Magas Geinitzi 
Schlb. 


Terebratula semiglobosa Sow. 

Terebratula Faujasii Röm. 

Terebratulina gracilis Schlot. 

Terebratulina (striata, chrysalis 
Schlot.) striatula Mant. 

köhynchonella plicatilis Sow. mit den 
Var.:octoplicata, Mantelliana und 
Ouvieri 

? Radiolites Frici Zah. 

Radiolites Trrebenicensis Zah. 

Sehr viele Bryozoen verschiedener 
Genera und Spezies: Hippothoa, 
Membranipora, Discopora, Bere- 
nicea, FPetalopora, Osculipora, 
Lepralia, Melicertites, Entalo- 
phora, Semieschara, Spiropora, 
Truncatula, Heteropora, Cerio- 
pora, Lichenopora, Defrancia, 
Diastopora, Eschara, Escharina, 
Marginaria etc. etc. 

Serpula maoropus Sow., gordialis 
Schl., granulata Sow.,  ampul- 
läcea Sow. etc. etc. 

Phymosoma (Cyphosoma) radiatum 
Sorig. 

Cidaris subvesiculosa D’Orb., vesi- 
culosa Goldf., Sorigneti Desor., 
Reussi Gein. 

Cidaris sceptrifera Mant. 


(sulcata 


Micraster breviporus Ag. und andere 
noch nicht bestimmte Micra- 
steren. 

Micraster cor testudinarium Goldf. 

Offaster corculum Goldf. sp. 

Holaster planus Mant. 

Antedon Fischeri Gein. (Apioer. 
ellipt. Mill., Mesocrinus Fischeri 
Gein.) 


[165] 


Craie de Vervins. 
Asterias sp. 


Ventriculites moniliferus Roem. 


Oylindrospongia coalescens Roem, 


J’ai trouve en outre en diverses 
localites de nombreuses Eponges 
que je n’ai pu encore determiner. 


Coscinopora Zippei Reuss 
Truncatula carindta D’Orb. 


Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 


165 


Zone Xbß8-+-c in Böhmen. 
Stellaster qguinqueloba Forb. sp., 
Coombü Forb. sp. 
Ophiura serrata Röm. 
Comatula Geinitzii Beuss 


Craticularia subseriata Röm. sp., 
tenuis Röm. sp. _ 
Pleurostomu bohemicum Zitt. 
Leptophragma fragilis Röm. 
Solidinodus Poctaei Zah. 
Ventriculites angustatus Röm., Zip- 
pei KReuss sp., radiatus Mant., 
margindtus Pod., bohemicus Zah. 
Pyrospongia Vrbaei Zah. 
Plocoscyphia labyrinthica Reuss sp., 
pertussa Gein., labrosa Smith sp. 
Cystispongia verrucosa Beuss sp. 
Camerospongia monostoma Röm. 
Diplodyction heteromorphum Rss. sp. 
Doryderma ramosa Mant. sp. 
Verruculina Phillipsi Reuss sp., mi- 
liaris Reuss sp. 
Amphithelion tenue Röm. sp. 
Thecosiphonia ternata Reuss sp. 
Verrueocoelia vectensis Hlinde 
Phymatella elongata Reuss sp., in- 
tumescens Röm. sp., tuberosa 
Röm. sp. 
Isoraphinia texta Röm. sp. 
Scytalia pertusa Reuss sp. 
Tremabolites megastoma Röm. sp. 
Plinthosella sguamosa Zitt. 
Achilleum rugosum Reuss etc. etc. 
Nodosaria Zippei Reuss 
Sehr viele Spezies von Foramini- 
feren der Genera: Lagena, No- 
dosaria, Frondicularia, Flabel- 
lina, Marginulina, Vaginulina, 
Oristellaria, Polymorphina, Bu- 
limina, Gutulina, Textillaria, 
Globigerina, Anomalina, Haplo- 
stiche, Cornuspira etc. etc. 
Dictyonina multicostata Zitt. und 
viele unbestimmte Radiolarien. 
Sequoia Reichenbachi Gein., Micro- 
zamia gibbdä Corda, Tempskya 
varians Cor., Chondrites fureil- 
latus Gein., Spongites Saxonicus 
Gein. 


166 ©. Zahälka. [166] 


Etage Senonien. 


1. Zone a Terebratula semiglobosa. 
Assise A Micraster deeipiens inferieure. Zone a Terebrratula semiglobosa de Lambert. 
Zone ä Micraster cortestudinarium (decipiens) de Barrois. 
Zone Xd in Böhmen. 
Wir haben bereits erwähnt, daß nach den neuesten Arbeiten 
Lamberts Micraster cortestudinarium Barreis (non Goldfuss) eigent- 
lich der Art Micraster decipiens Bayle (sub Spatangus) angehört. Man 


sollte also anstatt der oben erwähnten Barroisschen Zone ä Micraster 
cortestudinarium, besser Zone ä Micraster decipiens lesen. 

Lambert!) teilt seine unterste Assise des Senoniens & Micraster 
decipiens auf zwei Zonen von oben nach unten auf: 


Assise ä Micraster decipiens. | H. Zone ä& Inoceramus involutus. 
(Coniacien.) @. Zone & Terebratula semiglobosa, 


Die Zone ä Terebratula semiglobosa Lamberts entspricht der 
Zone & Micraster cortestudinarium (decipiens) Barrois’, die Barrois 
für die höchste Zone seines Turoniens ?) hält. 


Barrois: Lambert: 
Assise & Möicraster coranguinum de Lambert. 


Zone a Inoceramus involutus H. Zone & 
(Ass. & Mier. coranguinum infer.) Inoceramus involutus. 
(Inferreure). 
Xd, Zone ä Micraster cortestud. G. Zone & 
(decipiens.) Terebratula semiglobosa. X.d. 


Assise A Micraster icaunensis de Lambert. 


Wie wir schon einmal angedeutet haben, vermindert sich die 
Mächtigkeit der Kreidezonen im östlichen Becken von Paris bedeutend 
von Süden nach Norden. So ist es auch mit der Zone ä Terebratula 
semiglobosa. In Senonais betrug sie 30 m (Lambert — siehe vorn) 
und in Lille erreicht diese Zone als Craie glauconieuse grise avec 
Micraster decipiens nur 2m (Lesquin?), 25 m (Gosselet®), bis 
4m (Annapes-Barrois). 


In der Cambresis ist nach Gosselet®) die Zone ä Micraster 
cortestudinarium (deeipiens) de Barrois gebildet durch Craie glauconi- 
fere (marne glauconifere) in einer Mächtigkeit von 6 m. Sie liegt auch 


!) Souvenirs s. 1. g&ol. du Senonais, p. 2. 

2) M&moire s. 1. t. ceret. d. Ardennes, p. 434 und 484. 

®) Ibidem, p. 433. 

*) De Grossouvre: Stratigraphie, p. 122. 

°) M&moire, p. 433. 

°) Ibidem, p. 4384 und 397. — Gosselet: Descript. g6ol, du Cambresis. 1865. 


1167] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 167 


hier zwischen der Zone & Möcraster breviporus Barrois’ (Xbß--e) 
und zwischen der Zone ä& JInoceramus involutus. Die zugehörige 
Schichtenfolge ist von oben nach unten: 


3. Zone ä Inoceramus involutus (et assise & Micraster coran- 
quinum). Craie blanche conchoidale avec ou sans silex, fregquemment 
exploitee pour la fabrication de la chaux grasse et pour les su- 
creries avec Delemnites verus Inoceramus involutus, Mantelli, Insu- 
lensis, Micraster cortestudinarium (decipiens), coranguinum, Echinocorys 
vulgaris, conious, Otdaris sceptriferd, Merceyi. (Assise & Micr. coran- 
quinum de Barrois.) 


2. Zoneä Terebratula semiglobosa (Xd) Craie grise, dure, plus 
ou moins glauconifere, exploitee comme pierre de taille avec 
Micraster cortestudinarium (decipiens), Micraster breviporus, Pecten 
Dujardinü, Spondylus asper. 


1. Assise & Möcraster icaunensis (XbB —c) avec Zone & 
Holaster planus (X ba) Craie blanche, marneuse & silex cornus 
avec Micraster breviporus, Holaster planus, Scaphites Geinitzi, Ostrea 
sulcata (semiplana Zah.), Ostrea hippopodium, Ostrea flabelliformis 
(semiplana Zah.). 


Die Zusammensetzung der Craie glauconifere in Esne bei Cr&- 
vecoeur ist folgende von oben nach unten: 


Craie grise glauconifere, tendre . .. ... 13m 


Zone ä Craie grise dure, exploit&ee comme pierre de 
Terebratula lerne: war SM 
semöglobosa. | Craie grise sableuse - . - 2.....2... 10m 


Bei Puisieux, westlich von Vervins, fand Barrois!) 
zwischen der Assise & Micraster icaunensis (Craie de Vervins de 
Barrois = Xbß--c) und der Zone ä Jnoceramus involutus auch 
die Zone ä Terebratu!a semiglobosa (Zone & Micraster cor- 
testutinarium (decipiens) de Barrois = Xd). Es war eine weiße 
harte Kreide ohne silex, mit: 


Inoceramus Cuvieri? viele Fragmente. 
Micraster (cortestudinarium Barrois) decipiens Bayle. 


Dieselbe Zone ä Terebratula semiglobosa fand Lapparent in 
Origny-Sainte-Benoite, auch unter der Zone & Inoceramus in- 
volutus. Ihre Mächtigkeit dürfte 10 m betragen. 

Endlich berichtet Gosselet?) über die Zone & Terebratula 
semiglobosa in Guise. 

Wenn wir die geringe Anzahl von Fossilien aus der Zone & 
Terebratula semiglobosa (X d) der re Lokalitäten noch einmal 
betrachten: 


!) M&moire, p. 466. 
2?) Ibidem, p. 466. 


168 ©. Zahälka. [168] 


Micraster decipiens et breviporus 
Inoceramus Quvieri? 

Pecten Dujardinii 

Spondylus asper 


so müssen wir bemerken, daß Micraster decipiens Bayle, der früher als 
Micraster cortestudinarium Barrois etc. determiniert wurde, 
als ein „voisin“ des böhmischen und deutschen Micraster cortestu- 
dinarium Goldfuss anerkannt wird. Der letzte befindet sich oft in 
der Zone Xd. Lambert!) schreibt zwar: „Micraster cörtestudinarium 
appartient d’ailleurs & un horizon inferieur ä celui de la plupart des 
especes pr&cedentes et & des couches synchroniques de notre Turo- 
nien superieur.* Es sei mir aber gestattet, darauf aufmerksam 
zu machen, daß Micraster cortestuwdinarium Goldfuss im 
Nordwerstdeutschland, besonders in Westfalen, auch als ein nicht 
seltenes Leitfossil der Zone ä Inoceramus Cuvieri bekannt ist?), 
welche Zone (Aquivalent der böhmischen Zone Xd) nach Schlüter und 
manchen anderen Geologen zwar zum obersten Turonien gezählt wurde, 
die aber im Sinne der Lambertschen Klassifikation zum untersten 
Senonien, d. h. zur Zone & Terebratula semiglobosa (assise infer. du 
Micraster decipiens) gehört, da sie gleich unter dem Emscher Mergel, 
d. h. unter der Lambertschen Zone ä Jnoceramus involutus mit 
Peroniceras Moureti liegt). 

Micraster breviporus Ag. ist in Böhmen wie in Frankreich eine 
häufige Erscheinung in der kalkigmergeligen Fazies der Zone Xbc 
(Zone ä& Holaster planus = Xba -—+ Zone ä& Micraster icaunensis — 
Xbß—-c), aber eine seltene Erscheinung in der mergeligkalkigen 
Fazies der Zone Xd. 

Inoceramus Cuvieri Sow. kommt in der mergeligkalkigen Fazies 
der Zone Xd in Böhmen häufig, stellenweise sehr häufig vor. 


Die mergeligkalkige Zone Xd in der westböhmischen Kreide 
ist zusammengesetzt aus weichen, weißlichen oder grauen kalkigen 
Mergeln, die mit einem weißen, festen, harten, klingenden, mergeligen 
Inoceramenkalk alternieren. Der letzte ist überall als guter Baustein 
bekannt. Bei Ober-Sliono sind die verwitterten mergeligen Kalke der 
Schreibkreide sehr nahe‘). Die Mächtigkeit erreicht 30 m. (Böhm. 
Mittelgebirge.) 

Wir werden später sehen, daß die böhmische Zone Xd in jeder 
Hinsicht ein Aquivalent der Zone des Inoceramus Cuvieri in Nord- 
westdeutschland ist: sowohl petrographisch als auch paläontologisch 
und stratigraphisch. 


!) Monographie du genre Micraster, p. 176. 


°) Schlüter: Verbreitung der Cephalopoden, p. 480. — Bärtling: Er- 
läut. z. geol. Karte etc. Blatt Unna, p. 126. — Stille: Erläut. z. geol. Über- 
sichtskarte d. Kreideb. zw. Paderborn etc. 1904, p. 25. 


°) Lambert: Souvenirs s. 1. g&ologie du S6nonais, p. 2 und 3. 
*) Päsmo X v Pojizeii (Zone X im Isergebiete), p. 19, Profil 130. 


[169] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente, 169 


Zahälka Schlüter ) & 
Böhmen. a Wosttalen, Zahälka in den Ardennen, 
Zone & Assise & 
In Böhmen Marsupites ornatus. Micraster coranguinum. 
nicht See NR Wera FeTETE IT FEN FEN 
vorhanden. Emscher mit S | Zone ä 
Inoceramus involutus. FR Inoceramus involutus. 
©'S 
ie 3x 
Zone des N Zone & 
Zone Xd. ae S 
Inoceramus Cuvieri. S Terebratula semiglobosa. 
Do} 0 U U e5 
Bıyıe Zone des Assise & Micraster icaunensis 
i Heteroceras Reussianum. avec Zone & Ilolaster planus. 


Es folgt jetzt ein 


Verzeichnis der Fossilien 


aus der mergeligkalkigen Fazies der Zone Xd in Böhmen !). 


Bery& ornatus Ag. (s)?) R. 

Oladocyclus Strehlensis Gein. (h) R, S, J. 
Osmeroides Lewesiensis Ag. (s) R. 
Aspidolepis Steinlai Gein. J. 

Ammonites sp. (ss) R. 

Nautilus sublaevigatus D’Orb. (s) R. 
Peroniceras inferum De Gross. (non Xba-—-c!) 
Scaphites Geinitzi D’Orb. S, J. 

Aptychus ceretaceus v. Münst. (s) R. 
Aptychus sp. J. 

Natıca lamellosa Roem. (5) 

Nucula pectinata Sow. (s) R, S. 

Nucula semilunaris v. Buch. (ss) R. 

Venus sp. J. 

Pinna nodulosa Reuss. J. 

Avicula pectinoides Reuss. J. 
Inoceramus Cuvieri Sow. (h) R, S. 
Inoceramus annulatus Goldf.? (h) R. 
Inoceramus Brongniarti Sow. 8. J. 
Gastrochaena amphisbaena Goldf. (s) R. 
Pholas sclerotites Gein. (s) R. 

Anomia subtruncata D’Orb. J. 

Peeten Nilssoni Goldf. (s) R, S, J. 

Pecten curvatus Gein. 8. 

Lima Hoperi Mant. (s) R. 


1) Geologie Rohateck& vySiny Brezensk6, p. 17—29 (Geologie der Roha- 
tetzer Anhöhe) = R. — Druhä zpräva o geolog. pom. Brozan. vy$. Brezensk6, 
p. 278-281 (Zweiter Bericht ü. d. geol. Verhält. der Brozan. Anhöhe) = 8. — 
Päsmo X v okoli Ripu (Zone X in der Umgeb. v. Rip) = R. — Päsmo X v 
Pojizefi (Zone X im Isergebiete) = J. — Päsmo X v Öes. Stredohofi (Zone X im 
böhm,. Mittelgebirge. Manuskript) = 8. 

2) s = selten, ss —= sehr selten, h = häufig, sh — sehr häufig. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (©. Zahälka.) 22 


170 


6. Zahälka. 


Lima Sowerbyi Gein. (s) R. 

Ostrea hippopodium Nilss. (—h) R, S, J. 

Exogyra lateralis Reuss. () R. 

Spondylus latus Sow. sp. (s) R, S. 

Spondylus spinosus Sow. (s) R. 

Rhynchonella plicatilis Sow. .(ss) R. 

Terebratulina striatula Mant. (s) R, S, J. 

Terebratulina gracilis Sohlot. (ss) J. 

Terebratula semiglobosa Sow. (sS) R, S 
bis 46 mm lang. 

? Radiolites Frici Zah. (s) R, S. 

Membranipora sp. (ss) R. 

Berenicea sp. (ss) R. 

Micraster cortestuwdinarium Goldf. 
(s—h) R, 8. 

Micraster breviporus Ag. (s) 8. 

Holaster planus Mant. sp. (s) R, S. 

Kleine, noch nicht bestimmte Echinide. R. 

Phymosoma radiatum Sorig. (h) R, S. 

Cidaris Reussi Gein. (h) 8, R. 

Cidaris sceptrifera Mant. 8. 

Stellaster sp. (ss) R. 

Antedon Fischeri Gein. (s) R. 

Stenocheles esocinus Fr. J. 

Callianassa brevis Fr. J. 

Pollicipes coniceus KReuss (s) R. 

Bairdia subdeltoidea Mün. sp. (s) R, S. 

Cytherella ovata Röm. sp. 8. 

Oythere sp. S. 

Serpula gordialis Schl. (ss) R. 

Parasmilia centralis Mant. sp. R. 

Pleurostoma bohemicum Zitt. (s) R. 

Verruculina miliaris Rss. sp. (ss) R. 

Ventriculites angustatus köm. sp. (8) R, S. 

Ventriculites radiatus Mant. (ss) R, S. 

Thecosiphonia ternata Reuss sp. (s) R, S. 

Thecosiphonia nobilis Röm. sp. (S)R, S. 

Thhecosiphonia craniata Zah. (ss) S. 

Stichophyma turbinata Röm. sp. (ss) 8. 

Seytalia pertusa Reuss sp. (s) 8. 

Plocoscyphia labyrinthica Reuss. R. 

Plocoscyphia labrosa Smith. sp. 8. 

Pyrospongia Vrbaei Zah. (ss) S. 

Amorphospongia globosa v. Hag. (s) R. 

Achilleum rugosum Röm. R, S. 

Sehr viele Foraminiferen der Gattungen: 
Cristellaria, Frondicularia, Flabellina, Textu- 
laria, Bulimina, Globigerina, Rotalina, Haplo- 
phragmium, Haplostiche, Lagena, Marginulina, 
Anomalina etc. 


[170] 


[171] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 171 


Dictyomitra multicostata Zitt. und andere noch 
“ nicht bestimmte Radiolarien. 

Chondrites virgatus Feistm. (s—sh) R. 

Chondrites sp. J, S. 

Cyparissidium? (s) R. 

Sequoia Reichenbachi Heer (s—h) R, S, J. 

Geinitzia cretacea Ung. (s) R. 

Abies minor Vel. (s) R. 

Libocedrus Veneris Vel. (vz) R. 

Pinus (s) R. 

Bois. R, S. 


Als hervorragende Leitfossilien unserer mergeligkalkigen Fazies 
der Zone Xd in Böhmen kann man besonders bezeichnen: 


Inoceramus Cuvieri, annulatus, Brongniarti 
Micraster cortestudinarium 

Terebratula semiglobosa 

? Radiolites Frici 

Thecosiphonia nobilis und ternata. 


Die Inoceramen, ?Radioliten, Terebrateln, Thecosiphonien und 
Verruculinen erreichen da die größten Dimensionen. 


Aus dem Gesamtverzeichnisse geht hervor, daß sich die Fossi- 
lien unserer böhmischen Zone mit Terebratula semiglobosa (Xd) 
nicht viel von dem Gesamtverzeichnisse der böhmischen Assise & 
Micraster icaunensis (Xbß--c) unterscheiden, gerade so, wie 
wir es später auch in Nordwestdeutschland sehen werden. 

Wie wir ‘angedeutet haben, wird die Zone a Terebratula semi- 
globosa (X. d) bei Lille bis 4 m mächtig, in Cambresis 6 m, in Origny- 
Sainte-Benoite 10 m. Ihre Mächtigkeit steigt also in der Richtung 
von Lille gegen Vervins. Aber auf einmal soll sie nach Barrois!) 
in der Thierache — also auch in Vervins — fehlen, obwohl wir sie 
weiter nach Südosten, in der breiteren Plaine de Chälons in einer 
größeren Mächtigkeit finden (Assise & Micraster decipiens — 50 m). 
Barrois schreibt: „Dans la Thierache et de Rethelois la zone & 
Micraster cortestudinarium fait done defäut.“ 

Ich erlaube mir über diese Ansicht zu zweifeln. Es ist unwahr- 
scheinlich, daß das Kreidemeer in Thierache auf einmal zur Zeit der 
Zone ä Terebratula semiglobosa (X .d) untätig gewesen wäre, während 
die Schichten der Kreide in dieser Abteilung des Beckens von Paris 
im ganzen so regelmäßig sich abgelagert haben. Ich hatte schon Ge- 
legenheit, im Artikel über unsere Zone V in der Umgebung von Ste. 
Menehould und in der Thierache einen ähnlichen Vorfall zu er- 
wähnen (siehe dort). 

Es kann sein, daß sich die Fazies der Zone & Terebratula semi- 
globosa (Zone & Micr. cortestudinarium de Barrois) von Cambresis 
nach Thisrache ändert, daß die Schichten den Glaukonit verlieren 


!) M&moire, p. 435. 
22* 


172 ©, Zabälka. [172] 


und petrographisch sich der Zone & Möcraster icaunensis (X bß--c) 
nähern, so daß man sie von dieser Zone nicht so leicht unterscheiden 
kann. Infolge einer Faziesveränderung verschwindet der Unterschied 
zwischen beiden Zonen auch in Böhmen, wo sich die mergeligkalkige 
Zone X.d in eine mergelige verändert!), oder wenn sich die Zone . 
Xd den Uferregionen nähert; und hier in der Thierache und 
Rethbelois — unter den Ardennen — liegt ein ähnlicher Fall vor. 

Wenn die petrographischen Verhältnisse derZonen:ä& Micraster 
icaunensis (XbB-+-c) undä Terebratula semiglobosa (Xd) 
in Thierache sehr ähnlich sind, so ist es natürlich, daß auch ihre 
paläontologischen Verhältnisse ähnlich werden und es fällt dann 
schwer, die Grenze beider Zonen mit Sicherheit zu bestimmen. Bei 
Verfolgung der Zonen ä& Terebratula semiglobosa (und Micraster icau- 
nensis) aus Cambresis über Puisieux und Guise, Schritt für Schritt 
über Vervins und St. Gobert weiter nach OSO, unter ausführlicher 
Beachtung der Mächtigkeit, der petrographischen Verhältnisse, gleich- 
falls mit den Liegenden und Hangenden Zonen, wird es einmal den 
französischen Geologen, wie ich hoffe, auch in Thierache und Rethelois 
gelingen, diese Zoneä T’erebratula semiglobosa(Xd) festzusetzen. 

Ich beobachtete auf der Anhöhe nördlich von Gercy, in der 
Nähe, wo in der Carte geologique detaillee Feuille 23 die Grenze 
zwischen der Craie & Micraster breviporus (c’*) und Craie 
ä Micraster coranguwinum (c‘?) dargestellt ist, eine festere, 
weiße Kreide mit Bruchstücken von Micrastern. Sie wies u. d. M. 
sehr viel Kreidepulver, wenig feinen klaren Quarzstaub, nicht viel 
weiße Kalkkörner, selten ein grünes Glaukonitkorn, viele Echiniden- 
stacheln, hie und da Foraminiferen auf. Diesem Niveau könnte man 
größere Aufmerksamkeit widmen. 

Es ist auch auffallend, daß die paläontologischen Verhältnisse 
der untersten Schichten der Craie & Micraster coranguinum (c??) der 
Carte geologique detaillee F. 23, die Barrois zu seinen untersten 
Schichten des I/Inoceramus involutus rechnet, der Fauna 
unserer böhmischen Zone Xd recht ähnlich sind. Zum Beispiel: 

Im Steinbruche nordöstlich von Marle (südwestlich von Vervins), 
über der Straße nach Guise, ist nach Barrois?) von oben nach unten: 


Eocene: Argile rouge avec silex. .... .. 20m 

Zone AInoc.involutus: Craie dure magnesienne 
jaunätre, avec durillons, cherts et nombreux frag- 
ments de gros Inocerames?).... 153 20m 

Zone de Vervins (Xbß--.c): Craie blanche & 
silex cornus noirs . Se Re Te Te . 20m 


...') Umgebung von Aucha. Päs. X krid. ütv. v Ces. Stied. (Zone X die 

Kreidef. im böhm. Mittelgebirge. Manuskript.) 

?) M&moire, p. 463. 

°) Nebenbei gesagt, ist es interessant, daß die argile rouge avec silex als 
Karren in der Form von „corniche“ (im vertikalen Profile) in die Schichten der 
Zone & Inoc. involutus eindringen, geradeso, wie die Diluvialsande in die Zone 
a Terebratula semiglobosa (X. d) auf der Rohatetzer Anhöhe in Böhmen. Siehe 
Zahälka: Über die Diluvialkarren in Böhmen, Sitzungsber. d. k. böhm. Gesell- 
schaft d. Wissensch. 1900, Fig. 1 und 2. 


[173] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente. 173 


Diese untersten Schichten der Zone A Inoceramus involutus 
Barrois’ haben hier folgende Fossilien geliefert: 


Gros Inocerames 
Ostrea sulcata !) 
Ostrea hippopodium 
Ihynchonella plicatilis 
Terebratula semiglobosa 
Micraster sp. 

. Holaster sp. 


In den Steinbrüchen zwischen Gronard und Hary (südlich Von 
Vervin) befinden sich in demselben Niveau nach Barrois2), Papillon 
und Rogine: 


Inoceramus undulatus Mant. 
Ostrea lateralis und hippopodium 
Terebratula semiglobosa 
Terebratula striata 

Holaster sp. 

Eponges. 


Geinitz°) hält Inoceramus wundulatus Mant. und annulatus 
Goldf. für Synonyma des Inoceramus Brongniarti Sow. Schlüter hat 
meine großen Inoceramen Brongniarti aus der Zone X d der Rohatetzer 
Anhöhe bei Raudnitz als /noceramus annulatus? Goldf. determiniert. 


2. Zone A Inoceramus involutus. 


Mit der vorhergehenden Zone & Terebratula semiglobosa (X .d) 
endet die böhmische Kreideformation und die sudetische Kreide über- 
haupt. Die folgende jüngere Zone & Jnoceramus involutus besteht 
nördlich von Gercy aus einer festen und harten, sehr feinen, porösen, 
gelblichen Kreide mit schwarzem Flintstein oder grauem Chert. Sie 
wird in der weiteren Umgebung von Gercy zum Bau gewonnen und 
enthält mehr oder weniger Magnesiumoxyd. Inoceramus involutus -Sow. 
ist das Leitfossil dieser Zone. In der Umgebung von Lille werden 
besonders aus dieser Zone Arten angegeben, deren Majorität wir 
später in dem Niveau des deutschen Emscher Mergels begegnen 
werden *). Es sind besonders: 


ı) Unsere Osirea semiplana wurde in der Zone Xd noch nicht gefunden. 
In der Zone Xbß-+-c ist sie eine gemeine Erscheinung. 


?) Memoire, p. 465. 
®) Elbetalgebirge, p. 43. 


4) Barrois: M&moire, p. 445-479. — De Grossouvre: Stratigraphie 
d. l. c. sup, p. 120 und 121. 


174 Ö. Zabälka. [174] 


Inoceramus involutus Sow. 
Inoceramus Lezennensis Decog. 
Inoceramus Mantelli De Mercey. 
Inoceramus digitatus Sow. 
Inoceramus Cuvieri Goldf. 
Inoceramus undulato-plicatus Roem. 
Ammonites Texanus Roem. 
Ammonites tricarinatus D’Orb. (Peroni- 

ceras subtricarinatum D’Orb. sp.) 
Peroniceras Moureti De Grossouvre 
Actinocomax Westphalicus Schlüter 
Actinocomax verus Mill. 
Micraster decipiens Bayle 
Echinocorys ovata Lamk. 
Cidaris sceptrifera Mant. 
Terebratula semiglobosa Sow. 
Spondylus spinosus Desh. 

ete. etc. 


Manche Fossilien, die wir schon in unserer Zone X in Böhmen 
fanden, steigen in Nordfrankreich auch in dieses Niveau empor, wie 
wir schon früher hervorgehoben haben und wie es die angegebenen 
Fossilienlisten nachweisen. 


. Zum Schlusse habe ich nun in Tableau III eine tabellarische 
Übersicht der beschriebenen Zonen von Hirson nach Vervins zusammen- 
gestellt. 


[175] Die Sudetische Kreideformation und ihre Aequivalente., 175 


Inhaltsverzeichnis. 


STINE ee ee ee ER 1 


I. Abteilung. 
Die westböhmische Kreide und die Kreide im östlichen 
Bassin de Paris. 


DL ee u Re RB ap "er 12 
Bere Verhältnisse. . ... 0. oe 12 
Biysan tres glaueonifer Wr... 0 ee u TE EN 16 
Niwean des phosphateg eb; desipyrites. „u 0. 2 2 Wr. 16 
Beamer Bpongilitest@aize) pn EI Ur EP I PP FI: 18 
Barden: 0... a ee) ee 18 
ale 0, 2 eu ee le s 18 
Paläontologische Verhältnisse . . » 22: > 2 rn nn nn. 19 
Bemerkungen über einige Leitfossilien der Kreide und ihre horizontale 
use vertikale Verbreitung: 2... 4. Senne anna 21 
Beaerkenmecn zuseimipen’Behiniden ";, , 0... 0m up n 0 29 
ES iNAOFUBSEN , . ur en chin he Zulsrecheh sie Ferien 3 
Parallelisierung der böhmischen und französischen Kreide . ...... 36 


Tableau der synchronistischem Zonen in Böhmen und im östlichen Bassin 
de Paris (siehe Beilage Tableau ]). 


Profile im östlichen Pariser Becken. 


1. Profil aus der Umgebung von Troyes ....... ee a 45 
Eitages Neocomien, Urgonien et Aptien. . 22 2. 2m mern 45 
Blase Albien.. . 4... 1. nn I ES URN ER a . 46 
Be emomanlen .- ... .ı.. 02 it hab ai Trae AR KEN 51 
Etage Turonin ........ erg rerreee R M 59 
Tableau der Kreidezonen von Vendeuvre bis in die Umgebung von Troyes 

(siehe Beilage Tableau II). 

er Frosldes Senonien bei Sens . . .. . su wanna. Der 3% 67 
Tahlenu des Scnonien ai Sena . ». .. 0. 2 nenn nn ER RL 

8. Profil der unteren Kreide bei Bar-le-Due . „1... 2 cs. 21. 2 73 
Biage Nfocomien 0. er d AR MR PT 76 
Br elligenien ... EN. ee ee AR: 76 
Etage De ara ale ale a re a 76 
Biage Albien *! 2 sul, sn, BEE RER. 2 an en Se 76 


Tableau der unteren Kreidezonen bei Bar-le-Duce . . . 2»... 2... 78 


176 6. Zahälka. | [176] 


4, Profil von Clermont-en-Argonne über Ste. Menehould und Onklon ar 
Marne nach Epernay . ee ee 5 are a A . 80 
Etage Albien. . .. . “0. m Ve ee 
Fitage C&nomanien Wr Eee 2 88 
Etage Turonien EEE en ee es a 
Etage S6nonien, 1. 2.4..2.He Rz u 9 
Tableau der Kreide in ce Chamragne EEE er 5. 
Tableau der Kreidezonen von Clermont nach perdag.. ne 122 

5. Profil von Hirson nach Vervins ..... en... Re 
Eitages N6ocomien..et Urgonien 2. 2.0 ee en 126 
Ütage Aptien“ euere > Pa 
Etage Albien - eu. era u ne 2 133 
Eitage Cönomanjen 0.2 PurprEee En RER EE: rt 
Atnab ‚Tiirobionid. aına N BE ul 
Etage Senonien . .. te a 166 


Tableau der Kreidekonen von Hison nach Mein vins (siehe Beilage Tableau III). 


Bedeutungsvolle Lokalitäten 


der einzelnen französischen Zonen und Niveaus im östlichen Becken von Paris, die 
für den Vergleich mit den böhmischen besonders geeignet sind. 


Zone I N6ocomien et Urgonien. Aach£nien. Hirson . .. . 2.2 2.....12%6 
Zone 1l la plus infer. Aptien., Hirson—Blangy . 2 2. . Wu 2 ee 129 
Zone II super. Zone ä Acanthoceras mamillare. Clermont ..... BT  . 
Zone Illa. Zone ä Hoplites interruptus. Montieramey . ..... STE 


Gerosdot 48, Clermont 86. 

Zone IIlb. Zone inferieure & Schlönbachia inflata. Courteranges—Larrivour . 51 
Clermont 89. 

Zone IVa. Zone sup6rieure a Schlönbachia inflata. Clermont— Ste. Menehould 9i 

Zone IVb. Zone ä Pecten asper. Umgebung von Ste. Menehould . ..... % 
Umgebung von Hirson 136. Siehe auch Laubressel 55. 

Niveau Va. Niveau a Asteroseris coronula. Zone a Holaster subglobosus la 
plus infer. Chaude—Fontaine . . ...... ee ee 102 
Foigny 137. 

Zone Vb. Zone a Holaster subglobosus infer. Thennelieres et Saint-Parres . 56 
Chaude Fontaine—Braux 106. 


Zone VI. Zone & Holaster subglobosus super. Foigny . ; . . . . vr. ra 137 
Siehe auch Laubressel und Saint-Parres 58. 

Zone VII. Zone a Actinocomax plenus. Laubressel—Saint-Parres . ..... 59 
Braux 108. Foigny 140 und 142. 

Zone VIII. Zone a Inoceramus labiatus. Orbeval—_Valmy . . 2... 2... 109 
Umgebung von Vervins 144. Umgebung von Troyes 61. 

Zone IX. Zone ä Terebratulina gracilis. Umgebung von Vervins . . 144 u. 151 


Siehe auch Valmy 1ı1l. 
Niveau Xa. Zone la plus super. a Terebratulina gracilis. Umgebung von 
Merwine nee 5 . ...dBE u. dan 


Niveau Xb«. Zone a Holaster planus. Vervins . . . 2. 2 2 2.0. Ai) 
Siehe auch Ablancourt 114. 


Zone Xbß--c, Zone & Micraster icaunensis. Vervins . . 2: 2 2 v2. . 162 
Siehe auch 115. 


Zone Xd. Zone & Terebratula semiglobosa. Umgebung von Vervins . . . . 166 
Siehe auch Umgebung von Sens 69. 


en 


a 
a 
Im 


Ö. Zahälka: Die Sudetische Kreideformation. 


(Tableau I zu Seite 42.) 


Tableau der synchronistischen Zonen in Böhmen und im östlichen Bassin de Paris. 


(Siehe auch vorn p. 13 Tableau der lithologisch ähnlichen Schichten ebendaselbst.) 


Zahälka 1913. 


Lambert 1903. 


De Grossouvre 1901. 


Böhmen. « 


Mu östliches Pariser Becken. 


Senonais et Argonne. 


Bassin de Paris (Tab. 4). 


Zone XbB-+.c. 


Zone A 
Terebratula semiglobosa, 


&nonien 


Etage 


Zone ä 
Micraster icaunensis. 


£ Zone ä 
Nivenı Ihe, Holaster planus. 
5 
Niveau Xa. S 
5 Zone ä 
ee a Terebratulina gracilis. 
Zone IX. En 
= 
= 
Zone VII, Zone & 


Imoceramus labiatus. 


Zone VII. Actinocomax plenus. | | 


Zone VI. 


Zone ä& 


| 


Zone sup6rieure ä 
Holaster subglobosus. 


ä 
o 
= Zone infer. & Hol. sub- 
Niveau Va. 8 | yglob. Niveau ä Asteroseris 
= coronula. 
ö Zenen 
one ä 
Zone IVD. u Pecten asper. 
ä 
j Zone sup6rieure & 
er 
Zone IV a. Schlönbachia inflata, 
Zone inferieure A 
Zone III2. Schlönbachia inflata, 
mn 
Zone & 
Zone Illa. E Hoplites interruptus. 
© 
e= Zone ä 
Zone ]J, < Acanthoceras mamillare. 


Aptien. 


Urgonien. 


Ne&ocomien. 


Etage 
S6nonien. 


Albien 
et Aptien. 


Etage Turonien. 


Etage C6nomanien. 


Assise inf. a Micr. decip. 
Zone & Terebratula semigl. 


Assise a Micr. icaunen. 
Zone A Prionotropis Nept. 


Zone ä 
Holaster planus. 


Zones & 
Cardiaster Peroni 
et & 
Terebratulina 
gracilis. 


Angoumien. 


Assise & 
Micraster Leskei. 


Zone & 
Conulus subrotun. 


Zone & 
Actinocomax plenns. 


noc. labiatus. 


Saumurien. 


Craie marneuse A 
Holaster subglobosus. 


Argiles et marnes & 
Asteroseris coronula. 


Sables glauconieux A 
Pecten asper. 


Gaize calcaire ä 
Hamites armatus. 


Gaize marneuse ä 
Ancyloceras arduennensis. 


Argiles & Inoc. sulcatus et 
Ammonites interruptus. 


Zone ä 
Ammonites mamillaris. 


Aptien. 


Etage Urgonien. 


Etage 
Sönonien. 


Etage Turonien. 


Coniac. 


Partie inför. de assise 
superieure ä Micr. decip. 


inf. 


Assise inferieure & 
Micraster dec'p ns. 


= 

A 

8 Assise 

S 

&n a 

A “ 

< Micraster 

breviporus. 

Fe 
28 u 
zen Assise & 
Ba e 
E67 Inoceramus labiatus. 
Se 

SH 
un 


Etage C&nomanien. 


Btage N6ocomien. 


Barrois 1878. Zahälka 1913. 
Ardennes et Argonne. Ardennen. Böhmen. 
8 
R . o © N 
Zone a Micr. cortes- on’ Zone ä Xd 
tudinarium (fait defaut.) = S | Terebratula semiglobosa. & 
a 
S Zonen Zone & 
i Sr opiaslen bueup: Micraster icaunensis. | Rune 
2 ® S | (Craie de Vervins) z i 
.- .-_ D> 
=) 2. - 
Q BR Zone ä Zone A 
5 S Xba 
5 = | Holaster planus. Holaster planus. g 
8 B 
= Tereb Zune 3 racili 8 Xa. 
e| erebratulina gracilis. = ans 
=. Terebratulina gradlis. nn 
& IX. 
Zone & $ 
. = 
Inoceramus labiatus. , Zone 
e VIII. 
Inoceramus labiatus. 
Zone a Zone & vol 
Belemnites plenus ä Gerey. Actinocomaz plenus, ; 
VI. 
2 j Zone superieure ä 
one ä BE 
R Belemmites plenus. Holaster subglobosus. 
= S Vb. 
E| (Zone a Holaster subglo- ä 
g bosus manque.) = 
= = Zone infer. a Holaster Va 
151 8 subgl. Niveau ä Aster. cor. ? 
© 8 
Ei Zonead 2, Zone ä IV». 
bes} Pecten asper ä Foigny. &D Pecten asper. 
Zone sup£rieure & Va. 
Ammonites inflatus Tonesa) 
2 b : Schlönbachia inflata. \ 
Zone inferieure ä PN 2 fi 1. 
Ammonites inflatus. 8 
{=} m ——— 
Va Te &0 
Zone ä < IITa 
si | Amm. interruptus. ’ 
Aa I \ 
a .- x 
en) Zone ä Be) Zoneä 
= | Amm. mamillaris. < Acanthoceras mamillare. IL, 
© . 
Aptien. Aptien. 
Fe m Turn 
5.3 
38 Aach£6nien. Aach£nien. il, 
Sa 
a =) ——— ( (ur | 


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’ = ia as = n i 
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1 en ae ar 
u Fre oh Ra 
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1 er 
Es 
) a: f 
u = - . | 
ee NN % Rn 
er; N 5 N a 
at 18 2 


C. Zahälka: Die Sudetische Kreideformation. (Tableau II zu Seite 67.) 


' Tableau der Kreidezonen von Vendeuvre bis in die Umgebung von Troyes. 
ME 5 I. N 


Zahälka. Französische Geologen. 
& bis X. 
quivalente, Petrographischer Charakter i i 
Etagen und Zonen der französischen Zonen. Lambert, Peron ete. Curie Beclomidus detaille 
in Böhmen. euille 82. 
Tr — 
Hangendes: Etage Senonien: Zone ü Terebratula semiglubosa — Xd. 
S “on 
FR Zone ä Micraster icaunensis. 8 55  Lamb.: Zone a Priono- 
+ | Weiße, reine, kompakte Kreide mit & % |<8 „ tropis Neptuni. 
5 seltenen Flintstein. © Sie Assise ä AUie oh genen un 
> Ss I er Ss „ super. Bar, 
Heugen, 'S. etc. 5 S 33 Craie de Vervins Bar. 
B3 ["} = ar 
= ® R Find = Oraie Micraster 
= Q 3 
Zone ü Holaster planus. | & Zonen | A EeRan Tat 
Xb«e.| Weiße, harte, kompakte Kreide. = DES Holaster planus 5 | e 
Sur Laisnes-aux-Bois. & = g de Barrois. muornBker: Micraster 
h h u © S cortestudinarium. 
] E | a = R Zen Cı (Erreur Zah.) 
Xa e | Grauer Ton. BI = S= 
a PeiS Sur Laisnes-aux-Bois. E) @ |.2,S | Zones a Cardiaster Peroni 
#3) S va = R = et a Terebratulina gracilis 
5 EB R 5 S 8 = de Lamb. 
3 x | Weiße feste und harte Kreide | = Ta a = Zone ü Terebr. gracilis 
= IX, I | mit Konkretionen von Pyrit. 5 [" E Seat. 
S Ste. Maure, N.— Vailly. E & eies | 
ö | 3 BE =] 1 > | 
» ei || & zZ >> 
= Zone a Iniceramus labiatus. 5 5 3 Tanz 
o a A = . S A HB fi | 
= in Weiße mergelige Kreide, stellenweise ES S en a | 
= .| durchdrungen mit schwachen Mergel- FA | er 2 5 
» zungen. Dikschy, en Mergel | g Ss | Gise a Inocer. labiatus Craie Terebratulina 
3 inferieur: y EN 
u Ste. Maure. & S Busen ern oron: s eB h gracilis, 
B Fe | guönches Ammonites 
3 | x > X er! = Sol Te Prosptrianus, 
0) s 2 
© Zone ä Actinocomaw plenus. 5 = Toner ® 
en: . 7: 'z E 
a VI. Weißliche körnige Kreide. | 8 r Actinocomax plenus 
= Laubressel - St. Parres. | zZ E de Lamb. et Peron. 
o — eo = 
= P as RER : F ie seo} | en een nn se 
Si ei Ss Weißliche Kreide in klingenden im erkie ecche en Dlaqueltes | 
= Er Platten. | a Scaph. aequalis. | | 
2 f = | r—— - 
AL SS Laubressel— St. Parres. El Les | a: [ 
SD -s& | Weißliche oder graue massive | = Es Ss N Bes ‚ La craie de cet 6tage 
| a 3 Kreide mit Pyritkonkretionen. | = [20 ERS aan FR» |  Craie | devient souvent grise et 
sn Thenelieres— Laubressel. 8 3 0 SIS Per | | marneuse vers sa base; 
| Sl 3 = 5 Sn) Beron: de | elle peut alors donner 
5 —- =|% = | R de la chaux hydraulique 
= Zone a Pecten asper et Zone ü oe | E a | Zone ä | | 1 Be | 
3 Schlönbachia inflata sup. = FR) 2 Holaster nodulosus de Hebert. | ce employge comme pierre 
= 6 . 1. =} > ji Sc A 
& IV. | Mergelige Kreide wenig glaukonitisch, | .2 = ° Aequivalent de la gaize super. | a | de construction 
8 weißlich E o° et sables ä Pecten asper de | | 
| 5 l’Argone de Lamb. 
Laubressel B a | 
sel, S La craie a Ammonıtes de Peron. | 
3 F Se rn | | 
|| 2 71 — | m —— 
Zone inferieure ä Schlönbachia inflata. | 5 Les marnes ä | : 
1-9 = La gaize | 3 
1ILd Weiche graue Mergel. | | ern) Ostracees de Peron. FE est representee par des 
Omeelhumeivon | 25 | Aequivalent de la galze | ['Argonne marnes grises, donnent 
Larrivour et Courteranges 3 = | inferieure de l’Argone des produits jaune päle. 
‚arrıvour € ourteranges | re | par Lamb. (2 
GmEEEEEEEEEn GEHE | GE | | = - - _—— {1 
Dr | 
Zone ü Hoplites interruptus EI | E z | est une argile couleur 
IIla.| ‚Schwach mergeliger Ton, grau, 2S| .; A Zone a | Legault. | d’ardoise, legerement 
“| tafelförmig, muskovitisch, fein sandig er u Im 2) ruptus | marneuse, ferme, com- 
Tuilerie NO von Montieramey Bo | 2 rs 6: |  pacte, imperm£able, 
2 ni | =E a | fossilifere. 
| ei |: a me, 
Zone superieure ä | 8 ı © | 
Acanthoceras mamillare. | = See | 
& Grünsand wie unten, mitfesten Bänken | 5 | g 5 | IN k ach 
.z eines grauen bis grünlichgrauen glau- | NS Fa quı renferme pariois 
#2) en 8 ar Acheter = ‚di e 
= konitischen kalkigen Sandsteines mit > Arler= | Zone Le | blocs de gres, est gene 
Spuren von Petrefakten ı 8 5. || = ä z bl \ ralement vert pinard ou 
Montieri | -& 1 | } sable \ vert bouteille; mais sou- 
Montieramey. = 1 | Ammonites mamillure \ vent aussi la couleur 
y införi 3 = 5 | E wert | caracteristique disparait, 
Mean B | re | aurtout präs/ des, atgleu: 
. a 8 c | rements. Ce sable est iei 
m Sehr glaukonitischer und feiner, Ertl! 2 | sans fossiles. | 
2 weicher Grünsand, hie und da mit | 2 | 
grauen tonigen Flecken. 2 | 
Villeneuve—Montieramey | | 
a m — —- | 
® L’argile ä plicatules S Er | 
=) e Fr - m S >25 | ' A | 
& 2 Mergelige dünn assehichiels ‚none; = | = = ‚Carte geol. det. ä su base est un banc d’Ostrea aquila | 
E 2 hen een a ns | L’argile a plicatules.| formant un horizon geologique tres 
> = I E 5 re | constant. 
2 < rote hämatitische Schichten. = E B ° L 
= Tuilerie Villeneuve-au-Chöne. = \ | 
m ee — —— | = — — 
A | R B - 
Les sables et argiles panaches. Ss ont des teintes vives, blane, gris, 
| Buntfarbige Tone und feine Sande, Ss Les sables et | Jaune, rouge, amarante, La stratifi- 
| weiß, grau, gelb, braun, rot. violett. 5 ä | argiles panaches. cation est souvent confuse. Les sables 
In den höheren Schichten Stücke von E-) 3 % forment, cä et la, des amas fort pais. 
N Eisenerz. Ott oolithisch. S | S | E II Vers la partie super. se trouve ordin. 
| 8 Tongrube N von Vendeuvre. a z ® un minerai de fer, iei peu abondant. 
3 = o } 
5 ——— — | 3 —— & —— _  — — 
| = & ) : 2 
| BD Les marnes ostreennes. 5 = © d’un brun jaunätre ou verdätre, renf. 
5 = o ' des agglomerations de jeunes huitres 
1. | Braungelber Mergel. Ostrea Leymeriei | > = 3 Les marnes cn fr6 tn des dall 
| oft in größerer Anhäufung Platten aus- 'S = ostr&ennes, paasan EST SAN SINE EN ea A 
| 8 er 8 BE zZ d’une lumachelle d’ungris bleuätre ou 
füllend & [3 Ri ee | 
2 ä 1 joun., tr&s dure. Cauracterisces par | 
| N von Vendeuvre, 2 l’Ostren Leymenii. | 
6) 
| ereeln: 1 
| 5 Le calcaire A spatangues in) ja 2 3 La calcaire dolomitique, gen6ralem. grossier, par- 
| E Kalkstein, grau, mit zahlreichen Ver- | &3 | = Fe ä spatangues. fois presque snccharoide, ä stratifi- 
| 8 steinerungen, namentlich Exogyren. || 33 > E (Fazies marin.) cation un peu confuse, entremele de 
E Vendeuyre. La gare. z | 5 & ey | lits marneux, tres fossiliföre. 
\ | 
3 Jura, Le calcaire du Barrois, Etage portlandien infer. de D’Orb. 
Kalkstein kompakt, lithographisch, 
stellenweise oolithisch und muschelig, | Est compacte, lithographique, juunatre, avec lits subordonnes de calenire sub-oolithique 
lichtgrau, gelblich. et de Jumachelles. 
re 


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© Zahälka: Die Sudetische Kreideformation. (Tableau III zu Seite 174.) 


a Tableau der Kreidezonen von Hirson nach Vervins. 
um nn een m 


Zahälka. Barrois 1878. Carte geol. det. F. 28 und 14, 1880 - 1854. 
Carte g6ol. generale F, 9, 1896. 
Petrographischer Charakter der französischen Zonen. 
Fer, N a 
& g_3 ri Zone ä Inoce' amus involutus. s zZ 5 2 
5 ee EI) .S | Feste und harte, gelbliche, stellenweise auch | Cie blauche, grise ou jaunätre, ee e 5 
E EI ES weißliche, fein poröse Kreide, dure, BEER EN) BR durillons ee re = 
et cherts 2 8 | 
| AS = EI Gerey, N. und Umgebung. Sumdz Mier. coranguin. 3 
. ER Fa 
8 E — 
R S Zone a Terebratula semiglobosa. Zone ä | 
K3| Xqa. .S Weiße festere und härtere Kreide Fait defaut. Micraster cor- | , s 
| = | S Puisieux. (Gerey, N.) testudinarium 8 Craie 
(decipiens) S 
_— er Seele) a 
BE fe Craie blanc-grisätre, contenant un R j 
u Ben Zone a Micraster icaunensis. B peu de silice pulverulente disse- Zone ä Fr auenaeterz 
XbRtec. eiße, weiche Kreide mit schwarzem Flintstein. minde et de la matiere argileuse | Epiaster brevis | £ (it 
Gerey, N. tres-fine, A silex noir, (Micr, icaunensis)| S 
25 a 30 m & 
Zone ü Holaster plunus. est forınee par une banc de craie ® 
Xbe. Feste, knollige, härtere, weißliche Kreidebank. tres-dure, noduleuse, Zone ü = 
x ons „Roche“ ä Vervins. Holaster planus.| 2 
a $ 142m 
o 
3 & Grauer oder weißlicher mergeliger Ton mit | „Marlettes . Marne argileuse grise | = 
5 Xa. S Fischresten und Terebratulina gracilis. avec baucs de craie intercal6s; c'est 5 ; - 
= Ss | Vervins. 15-26 m le niveau de sources. Exploitse | 7. Zone m 
[= 8 | | comme amendement et pour les Brehrat Bat 5 
N x R =, vös ön: gracilis. 
& EIS Graue fette mergelige Tone mit Pyvit | Bgglomeresfde Sn | = 
© SS | und Gips; stellenweise mit einer pyvi- | | „ 
&0 DR, "3 | tischen Zwergfauna, namentlich Gastro- m = = 
a & poden. 
- Vervins, Umgebung. 5 = 
= S ® 
Be a Craie 
Zone a In:ceramus labiatus. | 
2 | 
VI. Bläulicher Mergel. | } | MArnEUBE, 
Gerey, Umgebung, „Dieves“, marne tres argileuse, | Zone A Re 
bleue ou grises ou verdätre. Ex- 
E € & E Inoceramus 
Zone ä Actinocomazx plenus. ploitee pour drains et carreaux. 
VL. Bläulicher oder grauer toniger Mergel. | 30 m | labiatus. 
Foigny, Etreaupont. 
—  — —— | | | 
v Bläulicher, toniger Fischmergel. | | 
I Pr Foigny. Chaudron, NW, | | 
F = | 
u S Weißlicher, weicher, feinglaukonitischer |" | 
[> EISEN Kalkmergel | 
Vb. BREI alkmergel. | 
N as Foigny. Origny, N. 10 m | Mame 
Sa | : ar n 
s 1 S | Marne caleaire, blanchätre, glauconitere a 
In S Nivenu a Asteroseris coronula. | 7m Belemnites plenus. 
a Va. S Weißer Mergel. | cs ä 
2 Foigny. 3 m © 
a ) | er 
5 — ——l —— — —| ei 
R Ze | Bee | " 5 
> Zone ä Pecten LEILYT = | Marne sableuse, trös glauconifere, commencant quel- Marne 3 
© IV2 (Grüner, weicher, sandiger, sehr glaukonitischer | quefois par un poudingue caleaire. Exploit6e comme ä 
80 s Mergel. (Mergelsandstein.) amendement. | Pecten asper. 2 
= Origny, N. 3a 4m IR 2, 
4 = - - — o 
Zone a Schlönbachia injlata. Mames et gaize 
IVa. Oben: Gelblicher Sandmergel, „gaize*. | Marne argileuse noire ou grise avec bancs et nodules Fi 
1II2 Unten: Toniger Mergel, grau | deygaize: 18 m Inocer. sulcatus. 
Ovigny, N. | ec 
m ————————— u nn nn 
E | Zone ü Acanthoceras mamillare.  Sables verts, argileux, ä gros grains de quarz et de Sables ä | 
5 | Sehr glaukonitischer toniger Sandstein, weich, grün.) glauconie. Ammon. mamillaris, | 3 
| Hirson, SO. Origny, S. u, N. Max. 10 m ei < 
E-} | — — = — m nn nn nn 
< 1 | Argile noire glauconieuse, souvent ligniteuse. remplie | 
7 Aptien. d’Ostrea aquila (2—3 m), varement visible Dans la Argile ü 
© | Rn! r K 5 | tranchee de Blangy, cette argile repose sur des pla- Ostrea aquila. | 1 
&o Argile a Ostrea aquia und Klippenfnzies derselben quettes ferrugineuses a Ammon. Milletianus et Trig. Total 2A 3 m B1 
& auf älteren Formationen ruhend. | alaefpormis 05 m; puis vient de l’argile remplie de o a a 
> Umgebung von Ilirson. Blangy. spongiaires et en partic. de Manon peziza etc. ce! 
= 


| 15 m 


Aachenien. Sable ü tr&s gros grains, accompagn& de sable fin, blanc | © vol 
Weiße und gelbe feine Quarzsande mit eisen- ou roux et de quelques veines d’argile. A la partie | Sables et argl es. 
T. schüssigem Quarzsandstein bis Konglomerat und inferieure de ces sables, on recontre le minerai de fer | Aach£nien, 


sandigen Tonen. exploite autrefois etc. d’Avesnes. ern 
10 m 


N&ocomien. 
Urgonien et 
Neocomien 


| 
Hirson, SO. | 
| 


Jura. Grande oolite inf6rieure (j,,,) Hirson, SO. 


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Aus den Umgebungen vonMitterndorf und Grundl- 
see im steirischen Salzkammergut. 


Von Georg Geyer. 
Mit zwei Tafeln (Nr. I und II) und zwei Textfiguren. 


Anläßlich der Reambulierung des Blattes Liezen (Z. 15, K. X) 
wurden im Verlauf der letzten Sommerkampagnen die beiden westlichen 
Sektionen jenes Blattes neu begangen. Während die Resultate der 
auf die östlichen Sektionsblätter bezüglichen Studien bereits in einer 
früheren Mitteilung (Uber den geologischen Bau der Warscheneck- 
gruppe im Toten Gebirge, Verhandlungen der k. k. geologischen Reichs- 
anstalt 1913, Nr. 11 und 12, pag. 267—309) in ihren Hauptzügen fest- 
gelegt werden konnten, sollen hier die westlich anschließenden Auf- 
nahmen besprochen werden. 

Dieses zumeist dem obersten Traungebiet angehörende Terrain !) 
gliedert sich von Süden nach Norden deutlich in drei Zonen, nämlich 
in die östlichen Ausläufer des Dachsteingebirges (Kammergebirges) mit 
dem Grimming, das zwischen der Längsfurche von Mitterndorf und 
dem Grundlsee gelegene, zwischen den beiden anderen Zonen gegen 
Osten auskeilende Triasgebiet mit dem Rötelstein und Türkenkogel, 
endlich den mächtigen Felsenwall des Toten Gebirges. 


!) In diesem Umfange fällt dasselbe teils mit dem während der ersten offi- 
ziellen Aufnahme 1852 durch M. V.Lipold und H. Prinzinger (Jahrbuch d.k.k. 
geolog. Reichsanstalt, III. Bd., 1852, 4. Heft, pag. 70) kartierten obersten Traun- 
gebiet zusammen, teils gehört es noch dem Flußbereich der Enns an, das zur selben 
Zeit von D.Stur (J. C2jZzek im Jahrbuch III. Bd. ibidem, pag. 62) untersucht 
worden war. Einzelne Mitteilungen aus jener Aufnahmszeit finden sich in dem Auf- 
satz von M. V. Lipold: Über die geologische Stellung der Alpenkalksteine, welche 
die Dachsteinbivalve führen (Jahrbuch, Bd. III, 1852, 4. Heft, pag. 90) und in der 
Arbeit von D. Stur über die geologische Beschaffenheit des Ennstales (Jahrbuch, 
Bd. IV, 1853, pag. 461). In den sechziger Jahren hatte D. Stur dann im Auftrag 
des Geognostisch-montanistischen Vereines für Steiermark neuerdings das obere 
Traun- und Ennsgebiet begangen und hierüber in seiner Geologie der Steiermark, 
Graz 1871, berichtet. Ende der Sechziger und anfangs der Siebziger Jahre befaßte 
sich E. v. Mojsisovics mit stratigraphischen Studien im Salzkammergut und unter- 
suchte im amtlichen Auftrag die dortigen Salzvorkommen. Er berichtete hierüber 
mehrfach in den Verhandlungen und im Jahrbuch der Anstalt 1869, pag. 151, sowie 1874. 
Später hat der Verfasser dieser Mitteilung über die jurassischen Ablagerungen 
auf dem Hochplateau des Toten Gebirges (Jahrbuch, Bd. XXXIV, 1884) und die 
Lagerungsverhältnisse der Hierlatzschichten (ibidem Bd. XXXVI, 1886) berichtet. 
Wichtige Mitteilungen endlich findet man in E. Kittls Exkursionsführer zum 


Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (G@. Geyer.) 93 


178 Georg Geyer. [2] 


I. Kammergebirge und Grimming. 


Das südlich gegen das Ennstal jäh abbrechende Dachsteingebirge 
senkt sich in seinem als Kammergebirge bekannten, östlichen Teile 
sanft gegen die Längstalung von Mitterndorf ab, indem die an die 
Firn- und Gletscherregion anschließenden Karstwüsten des Hochplateaus 
auf dem „Stein“ nach unten allmählich in mit Legföhren bedeckte - 
Kuppen- und Dolinenreihen und schließlich in ausgedehnte Wälder 
übergehen, welche, mäßig geböscht, bis an die Moorböden von Kainisch 
und Mitterndorf niedersinken. Diese morphologische Eigenheit des 
Dachsteingebirges, das sich in ähnlicher Art gegen die Längsfurche 
von Mitterndorf senkt, wie auch das nordöstlich gegenüberliegende 
Tote Gebirge mit seiner Hochfläche eine gegen die Tiefenlinie Aussee — 
Mitterndorf gerichtete Neigung erkennen läßt, entspricht durchaus den 
tektonischen Verhältnissen. Es zeigt sich nämlich, daß die über dem 
massigen Korallenriffkalk lagernden, gegen das Ennstal mit ihrem 
Schichtkopf abstürzenden Dachsteinkalke des Kammergebirges unter 
sehr geringen Neigungswinkeln nach Nord verflächen, bis dorthin, wo 
sie am Rande der Mitterndorfer Hochebene entweder an Werfener 
Schiefer abstoßen oder unter die ausgedehnten .Moorflächen unterzu- 
tauchen scheinen. Die geologische Beschaffenheit des Kammer- oder 
auch Elendgebirges, wie es in älteren Schriften genannt wurde, ist also 
eine sehr eintönige. Im Süden bilden am Stoderzinken, an der Kamm- 
spitze undim Engpaß Stein, durch welchen der Salzafluß die Entwässe- 
rung der Mitterndorfer Mulde quer auf deren Längserstreckung besorgt, 
mehrere hundert Meter mächtige schichtungslose Riffkalke die Unter- 
lage des geschichteten Dachsteinkalkes. Zwischen dem hier überall 
durch eingewachsene Stockkorallen charakterisierten Riffkalk und dem 
ihn unterteufenden Ramsaudolomit trifft man lokal auf der Südab- 
dachung des Stoderzinken eine Lage schwarzer Schiefertone, welche 
die Carditaschichten repräsentieren. Dort erscheinen auch als Einlage 
im Ramsaudolomit rote Flaserkalke mit blutrotem Hornstein, welche 
auch am Bosruck in den Hallermauern auftreten und dort Spirigera 
trigonella Schlot. sp. führen. Diese tonigen, flaserig-knolligen, roten Horn- 
steinkalke zeigen die Fazies des Draxlehnerkalkes und erinnern auch 
sehr an den roten Muschelkalk der Schreyeralpe bei Hallstatt. 


IX. internat. Geologenkongreß zu Wien 1903. Exkursion IV über das Triasterrain 
des Rötelsteins bei Aussee. 

Die zweite Aufnahmsperiode jenes Gebietes fällt in die Mitte der Achtziger 
Jahre und wurde von E. v. Mojsisovics die Neuaufnahme des Blattes Liezen, 
wie sich aus dessen Mitteilungen in dem Jahresbericht der entsprechenden Ver- 
handlungsjahrgänge ergibt, 1883 begonnen, 1885 zum größten Teil durchgefhürt 
und 1886 zum Abschluß gebracht. (Verhandlungen 1884, pag. 3, 1886, pag. 18, 1887, 
pag. 2.) Während der Genannte die Farbendruckausgabe des anschließenden, 1905 
erschienenen Blattes Ischl und Hallstatt noch selbst redigieren konnte, kam 
er nicht mehr in die Lage, auch das östlich anstoßende Blatt Liezen so weit 
fertigzustellen, daß dasselbe unmittelbar dem Druck zugeführt werden konnte. 
Endlich wurde 1911 der Verfasser mit der Reambulierung des Blattes betraut, nach- 
dem auch Herr Vizedirektor M. Vacek die von ihm 1884 aufgenommene, aus 
kristallinischen und paläozoischen Bildungen bestehende Südostecke desselben 
schon im Sommer 1906 für die Drucklegung revidiert hatte. 


3 Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee, 179 
[ 


Über dem Riffkalk und aus demselben nach oben durch Übergänge 
in Form 10 bis 20 m mächtiger Riesenstaffeln allmählich hervorgehend, 
folgt nun der in dieser Gegend meist auffallend dunkelgrau gefärbte 
Dachsteinkalk, überall kenntlich an Megalodontendurchschnitten und 
den eingeschlossenen, rotbunten, gestreiften Scherben. Namentlich die 
obersten Bänke sind häufig von tonigen roten oder gelben Lagen 
durchflasert oder von grünlichen tonigen Mergelpartien durchzogen, 
wobei das ganze Gestein meist auch ein brecciöses Aussehen annimmt. 
Indem diese bunte Gesteinsausbildung stets auf die Hangendbänke 
beschränkt ist, so scheinen die letzteren schon dem Rhät anzu- 
gehören, da auch einzelne Kalkbänke des fossilführenden Rhät der 
Voralpen häufig genau dieselbe petrographische Ausbildung zeigen. 
Fossile Beweise für diese Auffassung liegen jedoch bisher aus dem 
fraglichen Terrain nicht vor, so daß die Hauptmasse des geschichteten 
Dachsteinkalkes als norisch angesehen werden muß, während die sie 
unterlagernde, massige Riffelkalkstufe im Wesentlichen oberkarnischen 
Alters sein dürfte. 


Nur an wenigen Punkten des Kammergebirges konnten über dem 
- Dachısteinkalk fossilführende lichtrötliche Crinoidenkalke der Hierlatz- 
schichten nachgewiesen werden in unregelmäßiger, in Vertiefungen 
der Dachsteinkalkbasis regellos eingreifender, taschenförmiger Lagerung. 
Solche Reste rosenroter Crinoidenkalke findet man in erster Linie 
südlich und westlich vom Wandlkogel (vgl. Taf. I, Fig. 1) am 
Rande des hier direkt an Werfener Schiefer oder Gips anstoßenden 
Dachsteinkalks. Im Schlemerschlag westlich vom Wandlkogel zeigen 
die roten Hierlatzschichten jene treppenförmigen Verwürfe an, die 
hier den Saum der Dachsteinkalkplatte eutlane der Hauptstörung be- 
troffen und zerstückt haben. 


Es ist nicht ausgeschlossen, daß noch da und dort auf diesem 
unwegsamen Karstplateau Denudationsreste von roten Hierlatzkalken 
erhalten blieben, welche auf der Karte nicht eingetragen sind. 


Die Gegend zwischen dem Wandlkogel und Langmoos ist 
durch das unvermittelte Zutagetreten einer drei Kilometer breiten 
Zone von rotem Werfener Schiefer inmitten eines Terrains gleich- 
mäßig flach nordfallender Dachsteinkalke ausgezeichnet. Zwischen der 
Hauptmasse der nördlich einfallenden -Dachsteinkalke des Kammer- 
gebirges und einer nördlich vorgelagerten, im gleichen Sinne ein- 
fallenden Dachsteinkalkscholle (Kote 970 und Kamp 881) tritt hier 
der Werfener Schiefer zutage, gekrönt durch die normal auflagernde 
Kalkkuppe des Wandlkogels, hinter welchem die ostwestlich ver- 
laufende Grenze zwischen dem Dachsteinkalk und dem Werfener 
Schiefer unter rechtem Winkel plötzlich kilometerweit nach Nordost 
vorspringt, so daß der Werfener Schiefer wie ein Keil in den vom 
Dachsteinkalk gebildeten Winkel vorspringt. Es ist bezeichnend, daß 
die Dachsteinkalke rings um diese Ecke längs ihres Randes noch von 
Denudationsresten rötlicher Hierlatzkalke bedeckt werden, welche 
scheinbar unter dem Gips des Wandlkogels untertauchen. 


Im Hangenden des Haselgebirges und gipsführenden Werfener 
Schiefers des Wandlkogels folgen erst schwarze plattige Gutensteiner 


23” 


180 Georg Geyer. [4] 


Kalke, dann eine geringmächtige Dolomitlage und schließlich weiße 
rotgeäderle Kalke und lichtroter Marmor, die den Gipfel bilden. 

Auch östlich unter dem Wandlkogel im Hallbachgraben findet 
sich Haselgebirgston. Weitere Denudationsreste von Gutensteiner Kalk 
in diesem Terrain wurden von mir sowohl im Hallbach als auch im 
Almgraben westlich von Grubegg aufgefunden, woselbst die durch ihren 
Glimmerreichtum ausgezeichneten, lebhaft ziegelroten, von Tongallen 
erfüllten Werfener Schiefer Myacites fassaensis Wissm. und Pseudo- 
monotis Clarai Em. sp. führen. 

Die Mächtigkeit der auf dem Wandlkogel anstehenden lichten, 
weißen und roten Kalke beträgt kaum 50 m, sie könnten daher auch 
als Denudationsrest aus dem Liegenden einer bereits größtenteils abge- 
tragenen Dachsteinkalk-, respektive Riffikalkmasse angesehen werden. 

E.v.Mojsisovics hat aber diese oft rötlichen Kalke als Hall- 
stätter Kalke aufgefaßt und angenommen, daß die nördlich anschließende 
Scholle des Kamp 881 eine inmitten eines Hallstätter Terrains „ein- 
gesunkene“ Dachsteinkalkmasse repräsentiere. 

Vom Standpunkt der Deckentheorie aus ließe sich jene Hall- 
stätter Insel des Wandlkogels mitten in einem Gebiet von Dachstein- 
kalk als „Fenster“ oder als „Deckenzeuge* auffassen, je nachdem 
man die Hauptüberschiebung unter die Kampscholle oder unter den 
Wandlkogel selbst verlegt. Wie später gezeigt werden soll, sprechen 
die natürlichen Verhältnisse am Wandlkogel sowie die Analogie mit dem 
nahen Rötelstein eher dafür, daß hier Hallstätter Kalke über Dach- 
steinkalk aufgeschoben sind, als umgekehrt. 

Die isolierte, von der Eisenbahnlinie durchschnittene Dachstein- 
kalkscholle des Kamp bildet ein stark mit Moräne verschüttetes, 
hügeliges Gelände mit den Höhepunkten 881, 970 und 948 m. Der 
letztere entspricht einer Auflagerung jurassischer Kalke (Taf. I, Fig. 1). 
Unmittelbar über dem Dachsteinkalk liegen dort braunrote, knollige 
oder breceiöse Crinoidenkalke mit Belemniten und Cephalopoden- 
resten. Darüber folgen dunkelbraungraue kieselige Fleckenmergel mit 
slänzenden Crinoidenstielgliedern und Kieselkalke. Zu oberst endlich 
folgen hornsteinführende, plattige Oberalmkalke. 

Auch am Fuße des Pötschensteins(903 m), SW von Mitterndorf, 
lagern auf flach nördlich einfallendem Dachsteinkalk wieder unmittel- 
bar rotbraune, knollige, dunkel geflaserte Crinoidenkalke mit braunen- 
Erzrinden, in welchen ich außer dicken klobigen Belemnitenkeulen 
auch schlecht erhaltene Reste von Perisphineten und Phylloceren 
sammeln konnte. E. v. Mojsisovics schied diese kleine anstehende 
Partie als Acanthicusschichten aus, womit allerdings weder Fazies 
noch Fauna in Einklang stehen. Nach Bestimmungen von A. Spitz 
liegen nämlich von dort vor: 


Phylloceras mediterraneum Neum. 
Reineckia cf. Greppini Opp. 
Perisphänctes cf. subpunctatum Neum. 


wovon die beiden’ ersteren aus den Klausschichten bekannt sind, 
während die letzterwähnte, freilich nur annäherungsweise sichergestellte 


[5] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee, 181 


Art allerdings aus den Acanthicusschichten von St. Agatha beschrieben 
wurde. 

Diese spärlichen paläontologischen Funde, hauptsächlich jedoch 
die volle petrographische Übereinstimmung mit analog gelagerten 
Kellowaybildungen der Gegend, rechtfertigen hinreichend die Ein- 
reihung der braunen Cephalopodenkalke des Pötschensteins in die 
Klausschichten. Genau dieselben Lagerungsverhältnisse herrschen auch 
in einem kleinen aufgelassenen Steinbruch südlich vom Pötschenstein 
903 und westlich der alten Pulverdörre bei Grubegg, wo über einer 
unebenen Oberfläche von Dachsteinkalk zunächst eine 15—20 cm 
starke schwarze Kruste von Manganeisenerz als Basis der bräunlichen 
Klauskalke liegt. Solche Erzkrusten scheinen bezeichnend zu sein für 
das Übergreifen des Kelloway über dem Dachsteinkalk und stehen 
jedenfalls auch in Beziehung zu der Erzführung der Kalke selbst, die 
sich in einer feinen Durchäderung des Gesteins oder in jenen Erz- 
häuten ıanifestiert, welche häufig die Cephalopodenschalen um- 
rinden. 


Die flach nördlich einfallenden Dachsteinkalke des Pötschensteins 
und Kamp 881 tauchen unter die Moorböden hinab, die sich von 
Obersdorf bis über Mitterndorf und Grubegg hinziehen. Hart am 
Rande der Dachsteinkalke wurde in der sogenannten Pfarrerhalt SW 
von Rödschitz Gips aufgeschlossen und der Nordrand der Kamp- 
scholle reicht nahe heran an die von Haselgebirge unterteufte Hall- 
stätter Kuppe von Maria-Kumitz (895 m). Hier zieht also wieder eine 
Längsstörung durch, an der die Dachsteinkalke des Kamp (851 m) 
geradeso unter Werfener Schiefer hinabzutauchen scheinen (Taf. ], 
Fig. 1 bei Schwanegg), wie die Dachsteinkalke des Kammergebirges 
unter den gipsführenden Werfener Schichten am Wandlkogel oder wie 
jene vom Radlingpaß bei Außerkainisch und vom Steinwandler bei 
Knoppen unter den Werfener Schiefern am Fuße des Rötelsteins. 
(Tai. IL .Fig. F.) 

Riffkalk und Dachsteinkalk des Kammergebirges setzen sich über 
die wahrscheinlich durch eine Querstörung in ihrer Anlage begrün- 
dete Erosionsfurche der Salza in den Grimming fort. 


Der Grimming. 


Dieser hochaufragende, rings isolierte, frei aus den Tälern 
emporsteigende Kamm wird durch die Grimmingscharte in zwei un- 
gleiche Hälften zerlegt, nämlich in den vielköpfigen Kamm des Stein- 
feldes im Westen und die eigentliche Gipfelkuppe im Osten. Auf 
dem Steinfelde ragen die massigen Riffkalke bis zur Kante hinan, 
während die gebankten Dachsteinkalke in deren Hangendem auf die 
Nordabhänge beschränkt bleiben, wo sie durch eine Reihe von Quer- 
brüchen in eine Anzahl von nordöstlich einfallenden Staffeln zer- 
schnitten werden; dabei erfolgte eine derartige Verschiebung der 
letzteren, daß diese im einzelnen wohl nach Nordosten einfallenden 
Schollen im ganzen genommen doch eine annähernd westöstlich 
streichende Zone geschichteter Dachsteinkalke auf den tieferen Ab- 


182 Georg Geyer. [6] 


hängen unterbalb der Riffkalkkante zusammensetzen. (Vgl. hier das 
Profil des Stierkarkogels auf Taf. I, Fig. 2 sowie Textfigur 2.) 

Anders auf der Gipfelkuppe des Großen Grimmings, wo die 
Riffkalke in der „Scharte* von den geschichteten Dachsteinkalken 
überlagert werden. Erst liegen die letzteren ganz flach über dem 
Riffkalk auf, welcher am Schartenspitz schon eine Andeutung der 
Schiehtung zeigt in 20—30 m mächtige Platten, dann aber wölben 
sich die Bänke des Dachsteinkalks immer steiler hinab, bis sie zum 
Schlusse oberhalb Klachau in 60° geneigten Tafeln zu den Schutt- 
halden abschießen und hier an der Querstörung Klachau—Stuttern 
abschneiden. 

Das Liegende des Riffkalks am Steinfeld und Grimming wird 
auf der Ennstaler Seite durch Ramsaudolomit gebildet, welcher durch 
Gutensteiner Kalke unterlagert, auf rotbraunen und grünen Werfener 
Schiefern ruht. Bisher ist es nicht gelungen, hier an der oberen Grenze 
des Ramsaudolomits sandig-schieferige Äquivalente der Carditaschichten 
nachzuweisen. Vielleicht werden die Carditaschichten durch dunkle 
Mergelkalke und gelbe oder rote Brecciendolomite vertreten, 
die sich oberhalb des Ramsaudolomits am Fuß der Steilwände als 
schmales Band hinziehen. An der Grenze zwischen den Werfener 
Schiefern und dem Gutensteiner Kalk sind im Graben nördlich von Ober- 
stuttern noch bläuliche und grünliche Haselgebirgsletten aufgeschlossen. 

Der gegen Trautenfels vorspringende Tressenstein bildet 
eine aus Riffkalk, Ramsaudolomit und beim Hochaignergut anstehendem, 
schwarzen Muschelkalk bestehende abgesunkene Scholle. Nahe dem 
Hochaigner grenzt diese Scholle mit dem dunklen Gutensteiner Kalk 
unmittelbar an glänzendschwarze oberkarbone Tonschiefer; von den 
Werfener Schiefern aber ist hier nichts zu sehen. 

Rote Gosaukonglomerafe und Mergel liegen in der waldigen 
Einsenkung zwischen dem Grimming und dem Tressenstein. Sie be- 
zeichnen das Durchziehen der Querstörung Klachau—Stuttern, So- 
wie vielleicht auch einer Längsstörung, entlang deren bei Pürgg der 
Riffkalk unmittelbar an der Talsohle ansteht. Am Fuße des Grimmings 
bei Stuttern erscheint unter den bunten Werfener Schiefern überall 
noch das Oberkarbon als Basis des Gebirges. Es sind vorwiegend 
schwarze, glänzende Tonschiefer mit untergeordneten, dunklen, knor- 
rigen, holzigschiefriegen, dünnschichtigen Kalken, in denen stellenweise 
auch hellere Kalke und Dolomite sowie Magnesit (Pinolite) erscheinen. 
Eine untergeordnete, nur wenig Kubikmeter haltende Masse von 
Pinolit wurde im Walde westlich oberhalb des Meierhofes von Schloß 
Trautenfels beobachtet. Der Oberkarbonsockel am Südfuß des Grim- 
mings wird zum großen Teil maskiert durch angelagerte, miocäne Süb- 
wasserkonglomerate und Sandsteine (Taf. I, Fig. 2). Das Karbon 
streicht in Südwestrichtung fast bis zum Salzafall weiter, wo bei Dorf 
Salza am Abhang über dem Gehöft Lackner aus dem Oberkarbon wieder 
Magnesite und Pinolite in enger Verwachsung mit Dolomit und Kalk 
bekannt sind). Bei St. Martin taucht dieser Karbonzug unter den flach 

!) Über diese Magnesite vgl. K. A. Redlich, Der Magnesit bei St. Martin 


am Fuße des Grimming (Ennsta), Steiermark). Zeitschrift für praktische Geologie, 
Jahrg. XVII, Berlin 1909, pag. 102. 


[7] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee, 183 


südlich oder talwärts neigenden Tertiärkonglomeraten hinab. 
Während diese Konglomerate hier zum großen Teil aus Kalkgeröllen 
bestehen, zeichnen sich die darüberliegenden Moränenreste durch 
ihren Reichtum an kristallinen Geschieben aus, obwohl man hier am 
linken Talrand das Vorherrschen von Kalkblöcken vermuten möchte. 

Das Tertiär von St. Martin findet seine westliche Fortsetzung 
am Mitterberg gegen Tipschern, woselbst auch schwache Braunkohlen- 
flöze bekannt sind, ebenso wie auf der nahen, aber um zirka 1600 m 
höher gelegenen Stoderalpe. 

Die östliche Fortsetzung des palaeozoischen Sockels aber zeigt 
sich wieder bei Oberstuttern, wo er den Fuß der Abhänge bildet, auch 
hier überlagert von grünen Werfener Schiefern. Östlich von Öber- 
stuttern lagert demselben nochmals ein Rest von Tertiärkonglomerat 
an, der bis gegen Niederstuttern verfolgt werden kann, woselbst das 
bis Trautenfels reichende Karbon neuerdings entblößt ist. 

Besonders deutlich zeigt sich der Staffelbau des Steinfeldes an 
den auflagernden Lias- oder Jurakalken, hinsichtlich deren zunächst 
auf die ältere Arbeit des Verfassers (Jahrb. 1886, 36. Bd., pag. 269) 
hingewiesen werden kann, in welcher die fossilreichen Hierlatzkalke am 
Alpwege entlang des EßBlingrückens zur Kulmeralpe, dann auf der letzteren 
selbst und am Abhang des Krunglwaldes gegen Duckbauer, namentlich 
hinsichtlich ihrer diskordanten Lagerung, beschrieben worden sind. 


Spätere Aufsammlungen nächst der Kulmeralpe lieferten: 


Terebratula punctata Sow. 
Waldheimia Engelhardi Opp. 

z Eiwaldi Opp. 
Spiriferina pinguis Ziet 

2 alpina Opp. 

e obtusa Opp. 


Nächst einer Holzknechthütte unter der Grimmingalpe im Krungl- 
wald sammelte ich noch: 


Waldheimia stapia Opp. 
R mutabilis Opp. 
Rhynchonella plicatissima Quenst. 


Am Nordabhang des Grimmings, etwa 150 m über der Talsohle, 
südöstlich vom Gehöft Sapfer, etwa bei K. des Wortes „Krungl-Wald“ 
der Spezialkarte schneidet unweit des steilen Alpweges ein Graben 
ein, welcher guten Aufschluß darbietet. Es liegen hier nordfallend 
über lichtroten Hierlatzerinoidenkalken erst rotbraune, flaserig-knollige 
Plattenkalke mit Durchschnitten von Ammoniten und. kugeligen Kon- 
kretionen aus schwarzem Manganeisenerz, dann eine dünne Lage von 
kupferrotem Kieselschiefer. Wir haben also hier wieder Klauskalk 
und Radiolarit über dem Lias. 

Nun aber folgt eine zirka 30 cm starke Lage einer grünlich grauen, 
schwarz gefleckten Breccie aus Kieselkalkbrocken, in ihrem Binde- 
mittel Crinoidenstiele führend und darüber dunkelgraue, ebenflächige, 
klingende, kieselige Mergelschiefer und Kalkschiefer, wie solche zu- 
meist an der Basis der Oberalmschichten aufzutreten pflegen. 


184 Georg Geyer. [8] 


Die am Pötschenstein unmittelbar über Dachsteinkalk aufruhenden 
Klauskalke liegen also hier am Grimminghang auf Hierlatzkalken. 

Dieselben Schichten lassen sich nun von dort westlich am 
Fuße des Lerchkogels bis in den Sattel verfolgen, welcher die gegen 
das Sägewerk am Eingang des Passes Stein vorgeschobene Wald- 
kuppe (Zünkitzkogel der O. A. S.) vom Gehänge des Steinfeldes 
trennt; sie reichen aber nicht über diesen Sattel bis ans Ufer der 
Salza hinüber und hinab. Dabei beobachtet man auf den Hutweiden 
über dem Duckbauer am Waldesrande in einem vorspringenden Fels- 
sporn nordöstlich einfallende Hierlatz- und Klauskalke, welche den 
äußersten Vorsprüngen einzelner, durch Querbrüche getrennter Staffeln 
entsprechen, wie solche für dieses ganze Gehänge bezeichnend sind. 
Südlich vom Duckbauer stößt die gesamte Schichtfolge des Grimmings 
wieder unvermittelt an Gips und Haselgebirge führenden Werfener 
Schichten ab, und zwar entlang einer das Salzatal südlich vom Sägewerk 
(Hammer der Sp.-K.) überschneidenden Störung, welche weiterhin auch 
die Wandlkogelscholle vom Kammergebirge scheidet. Am Eingang in 
den Paß Stein ist der Hauptmasse des Dachsteinkalks eine isolierte 
Scholle (Zünkitzkogel) vorgelagert, in deren Hangendem auf beiden 
Ufern, das heißt nördlich und östlich vom Sägewerk zunächst fossil- 
führende Hierlatzerinoidenkalke liegen. Aber diese hier vorgelagerte 
kleine Dachsteinkalkscholle zeigt selbst einen schuppigen Bau, da 
über jenen Hierlatzkalken entlang der Straße am Abhang des Zünkitz- 
kogels noch einmal Dachsteinkalke folgen. Offenbar sind diese Schuppen 
bloße Absplitterungen der den Dachsteinkalk des Grimmings und 
Kammergebirgs von den Werfener Schiefern des Duckbauers und 
Wandlkogels trennenden Hauptstörung. 

Eine derartige Absplitterung schneidet dann auch bei Bad 
Heilbrunn den am weitesten nach Norden vorspringenden, von 
Hierlatzkalk, braunroten knolligen cephalopodenführenden Klauskalken 
und einem kleinen Rest von dunkelblaugrauen, schiefrigen Kieselkalken 
überlagerten Dachsteinkalk ab. 

Die schon den Römern bekannt gewesene Therme vonHeil- 
brunn bei Grubeck südlich von Mitterndorf tritt am linken Ufer 
des Krunglbaches etwa 400 m oberhalb der Mündung des letzteren 
in die Salza zutage und wird in einem überdeckten Quellschacht aufge- 
speichert. Wie wir einer ausführlichen Mitteilung A. AlTenersı: 
Über die Therme von Mitterndorf im steirischen Salz- 
kammergut entnehmen können, wurden in den Jahren 1898-—-1902 
durch das k.k. Forstärar unter Zuziehung der Herren Prof. Dr.G.A:Koch 
und Oberbergrat A. Aigner Quellfassungsarbeiten durchgeführt, welche 
vor allem in der Abstoßung eines vom Boden des 345 m tiefen 
Quellschachtes bis auf 17 m niedergebrachten Bohrloches bestanden. 
Das Bohrloch durchsank zunächst die vom lockerem Material erfüllte, 
steil niedersetzende Thermalspalte an der Grenze zwischen den nörd- 
lich einfallenden roten Jurakalken und noch steiler nördlich ein- 
schießenden graublauen tonreichen Kalkschiefer, welche von Aigner 
als triadisch angesprochen wurden. Es scheint mir diese PET DET Inne 


‘) Mitteil. des Naturwiss. Ver. f. Steierm., Graz, Jahrg. 1903, pag. 261. 


[9] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 185 


Charakteristik wohl eher auf die blaugrauen oberjurassischen Kalk- 
schiefer hinzudeuten, die hinter dem Badhause noch in einem kleinen 
Reste über dem roten Klauskalk anstehend beobachtet werden konnten. 
Da nördlich der Bruchspalte aber sicher gipsführendes Haselgebirge 
und Werfener Schiefer folgen, so entspricht jene Deutung immerhin 
den hier im Großen herrschenden Verhältnissen. 

In seinem tieferen Teile drang dann das Bohrloch ganz in die 
roten Jurakalke ein, innerhalb deren bei 17m Teufe die Bohrung 
eingestellt wurde, weil dort keine weiteren Zuflüsse thermaler Wässer 
erfolgten. 

Die Therme hatte ursprünglich + 25°C, sank aber infolge der 
Zufuhr kalter Tagwässer aus den Jurakalken auf 246 und weist 
gegenwärtig eine noch etwas geringere Temperatur auf. 

. Wie sich aus der Analyse ergibt‘), enthält die Therme von Heil- 
brunn u. a. 01876 Prozent Chiornatrium, 38224 Gips und 25372 
schwefelsaure Magnesia, woraus hervorgeht, daß dieselbe mit dem 
in der östlich streichenden Fortsetzung zutage tretenden Haselgebirge 
und Gips der Werfener Schichten in Verbindung gebracht werden 
muß, wenn auch die letzteren bei Heilbrunn selbst weder anstehend 
beobachtet werden können, da sie von konglomeriertem Moränenschutt 
verhüllt werden, noch dort bisher erböhrt worden sind. 

Der Vorschlag A. Aigners, etwas im Hangenden des Quellaus- 
tritts, also nahe nördlich des Krunglbaches mit einem Sondierungs- 
schacht niederzugehen, von dem aus in verschiedenen Horizonten 
Zubaustollen nach Süden gegen die Thermalspalte vorzutreiben wären, 
zielte darauf hin, die zusitzenden Tagwässer ganz auszuschalten und 
Thermalwasser von höherer Temperatur eventuell in größerer Tiefe 
zu erschroten. Dieser Vorschlag kann auch unter der Annahme als 
zutreffend bezeichnet werden, daß die eigentliche Thermalspalte erst 
an der Grenze der roten Jurakalke, beziehungsweise der grauen, kie- 
seligen Kalkschiefer gegen das gipsführende Haselgebirge zu suchen ist. 

Wie schon A. Aigner bemerkt, sind in der Nähe noch zwei 
weitere Thermalquellen bekannt, eine am Ausgange des Passes Stein 
und die andere am rechten Salzaufer nordwestlich von Heilbrunn, 
woraus geschlossen wird, daß außer der eigentlichen, ostwestlich 
streichenden longitudinalen Thermalspalte noch eine Querspalte durch- 
setzt, welche mit dem Salzadurchbruch im Paß Stein annähernd über- 
einstimmt. Später soll auch von dieser hier aus anderen Argumenten 
erschlossenen Transversallinie die Rede sein. Aufjeden Fallmöge 
nochmals auf die engen Beziehungen der Heilbrunner 
Therme zu dem gipsführenden Haselgebirge hinge- 
wiesen werden, das entlang dem Fuße des Grimmings 
durch eine für den Bau des Gebirges recht maßgebende 
Störung vom Dachsteinkalk und Jura getrennt wird. 

Die heilkräftige Bedeutung jener Therme liegt weniger in deren 
immerhin bescheidenen Temperatur (ca. 23° C) als in dem Auftreten 
freier Kohlensäure (0'29 in 10.000 Teilen). 


1) Vgl. noch Dr. A. F. Reibenschuh, Die Thermen und Mineralquellen 
von Steiermark in den Mitteil. des Naturwiss. Ver. f. Steierm. Jahrgg. 1889 u. 90. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd, 1. u. 2. Heft. (G. Geyer.) 24 


186 Georg Geyer, [10] 


Nach Osten hin läßt sich die oben charakterisierte Hauptstörung 
nicht weit verfolgen, da zunächst bei Krungl wieder Moränenschutt 
den anstehenden Untergrund verhüllt und die Liasfleckenmergel des 
Kulmkogels bei Klachau sich vorschieben, welche ja einer normalen 
Reihenfolge: Dachsteinkalk, Hierlatzkalk, Fleckenmergel des Mittel- 
und Oberlias anzugehören scheinen. Vielleicht deuten aber die süd- 
lich Hanslbauer am Kulmsattel (1023 m) anstehenden, aus roten 
Lias- und Jurakalken sowie Hornsteingeröllen bestehenden Gosau- 
konglomerate (Taf. I, Fig. 2) sowie das Haselgebirge beim 
Lesser jenseits des Grimmingbachs die östliche Fortsetzung jener 
weiterhin durch Wörschachwald gegen den Pyhrnpaß!) ziehende 
Störung an, welche mit der Puchberg—-Mariazeller Bruchzone — als 
deren Südrand — in Beziehung steht? 

Dann würde zwischen Grimming und dem Kulm allerdings eine 
Störung erster Linie durchziehen und die Fleckenmergel des Kulm 
von jenen des Grimmingfußes trennen, ohne in dieser beiderseits aus 
Liasmergel aufgebauten Sattelregion markant in die Augen zu springen. 


II. Die Mitterndorfer Senke. 


Bekanntlich weist diese breite, von Kainisch bis Klachau zwischen 
dem Dachsteingebiet und dem Toten Gebirge eingesenkte Längsmulde 
in hydrographischer Hinsicht die Eigentümlichkeit auf, meridional, 
d. h. senkrecht auf ihre Längserstreckung, vom Salzatal gekreuzt zu 
werden, dessen Gewässer, aus dem Toten Gebirge kommend, südlich 
quer über die Mitterndorfer Niederung abfließen, um sodann durch 
die Engen des Passes Stein der Enns zuzueilen. Dadurch bilden sich 
zwei flache Wasserscheiden heraus, welche eine mittlere von der 
Salza durchströmte Niederung von, zwei seitlichen Depressionen 
trennen, nämlich im Westen vom. Odenseer Becken, das durch die 
Kainischtraun gegen Aussee entwässert wird, im Osten aber bei 
Klachau vom Talboden des zur Enns abfließenden Grimmingbaches. 

Durch ein System von Längsstörungen wird diese vorherrschend 
westöstliche Erstreckung der Mitterndorfer Talung bedingt und eine 
Transverschiebung scheint der Erosion des Passes Stein und dadurch 
dem meridionalen Verlauf des Salzatales zugrunde zu liegen. Alle’ 
diese Längsstörungen erweisen sich als westliche Fortsetzungen der 
im Paß Pyhrn einander bündelförmig genäherten Dislokationen, welche 
östlich vom Paß Pyhrn die große Puchberg—Mariazeller Bruchzone 
entlang deren Südrandes begleiten. Dagegen setzt sich der Nordsaum 
der genannten Zone stärkster Zertrümmerung unserer Nordostalpen, 
wie gezeigt wurde?), aus dem Windischgarstner Becken durch das 
Stodertal über den Salzsteig fort, um dann nördlich von Klachau 


durch die Odern und den Berglsattel in das Grundlseebecken ein- 
zulenken. 


» G. Geyer, Die Aufschließungen des Bosrucktunnels ete. Denkschriften 
d. Kais. Akad. d. Wissensch. LXXXII. Bd. Wien 1907, pag. 39. 
?) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1913, pag. 270, 274, 283, 281. 


[11] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee, 157 


Wie im Osten, so zeigt sich auch hier im Westen die Erschei- 
nung, daß jene breite Bruchzone zwischen gegeneinander neigenden 
Dachsteinkalkplatten verläuft und zahlreiche Aufbrüche von Gips 
und Haselgebirge führenden Werfener Schichten aufweist. Hier sind 
es die nordöstlich einfallenden Kalke des Dachsteingebietes selbst 
und die im allgemeinen südwestlich neigenden gleichaltrigen Kalke 
des Toten Gebirges, zwischen denen eine durch zahlreiche Aufbrüche 
von Werfener Schiefer ausgezeichnete breite Zone sich einschiebt. 
Allein die Analogie geht noch weiter. Während wir im Windisch- 
garstner Becken über dem Werfener „Horst“ bloß geringmächtige 
Denudationsreste von Gutensteiner Schichten nachweisen konnten, 
sind hier auch noch jüngere Triasbildungen erhalten und sehen wir 
über den anisischen Schichten die ganze Hallstätter Entwicklung sich 
im Raume zwischen der nördlichen und der südlichen Randstörung 
jener Zone aufbauen, ähnlich wie weiter östlich im Halltal bei 
Mariazell Hallstätter Kalke über den Werfener Schiefern der Puch- 
berg—Mariazeller Bruchregion beobachtet wurden. 

Diese Betrachtung weist auf den Zusammenhang 
der Puchberg—Mariazeller Störungszone mit den so- 
genannten Hallstätter Kanälen des Salzkammer- 
gutes hin. 

Unter der Moränendecke der Mitterndorfer Niederung treten an 
verschiedenen Stellen Werfener Schiefer, zum Teil mit Haselgebirge 
und Gips zutage, so am Nordfuß des Grimmings und Kammergebirges 
beim Duckbauer, dann in großer Flächenausdehnung zwischen Grubeck 
und dem Wandlkogel; in den sumpfigen Gräben zwischen Grubeck und 
Duckbauer; in der Pfarrerhalt SW von Rödschitz; am Südfuße des 
Kumitzberges und Schädelkogels bei Obersdorf; in einem breiten 
Saum am Westfuß des Rabenkogels, woselbst am nördlichen Ortsaus- 
gang von Mitterndorf 


Tirolites spinosus Mojs. 
Naticella costata Mstr. sp. 
Myaeites fassaensis Wissm. sp. 


in schokoladebraunen und grünen glimmerreichen Sandsteinschiefern 
gesammelt wurden. Endlich treten Werfener Schichten im Unteren 
Zauchengraben hervor und bergen dort am Fuß des Krahsteins einen 
gegenwärtig in Abbau genommenen Gipsstock. 

Fraglich erscheint ein isoliertes kleines Vorkommen von rotem 
glimmerglänzendem Schiefer auf dem vorwiegend aus hornsteinführen- 
den Jurakalken bestehenden Rücken südwestlich Ringdorfer (N Mittern- 
dorf) bei P. 865 der Originalaufnahmssektion. Anhänger der Decken- 
lehre werden hier einen Zeugen der Hallstätter Decke zu erkennen 
glauben. Es ist jedoch wenig wahrscheinlich, daß ein so winziger Rest 
des leicht zerstörbaren Gesteins vor gänzlicher Abtragung bewahrt 
bleiben konnte, wenn es nicht im Untergrund wurzelte. 

Die Hügelregion nördlich von Mitterndorf zwischen 
Obersdorf und dem Salzatal bildet in geologischer Hinsicht eine 
schlecht aufgeschlossene, schwer deutbare Gegend. Zunächst ver- 
schleiert hier eine mächtige Moränendecke den anstehenden Unter- 


24* 


188 Georg Geyer. [12] 


grund. Dann neigen die herrschenden hornsteinführenden Kieselkalke 
und Mergel des Oberjura sowie die Fleckenmergel des Lias, aus 
denen drei markante Hallstätter Kuppen (Kumitzberg, Schädelkogel und 
Hartelskogel) schroff aufragen, sehr zur Verwitterung, so daß es meist 
schwer fällt, das Wenige sicher Anstehende zu erkennen und dessen 
stratigraphischen Zusammenhang festzustellen. 

Wir gehen dabei aus von den oben erwähnten drei Kuppen. 
Nach Art von Rundhöckern und ähnlich wie viele isolierte Kalk- 
kuppen im Bereiche des Ausseer, Ischler und Hallstätter Salz- 
berges aber auch ähnlich wie manche Kuppen bei Hallein und 
Berchtesgaden, ragen Kumitzberg, Schädelkogel und Hartelskogel teils 
frei aus der Moränenlandschaft heraus, teils aus einem Mergelterrain 
des Lias und Jura. Kumitzberg und Schädelkogel scheinen den im 
Haselgebirge eingesunkenen Hallstätter Kalkköpfen der nordalpinen 
Salzberge ganz analog. 

Der durch ein Wallfahrtskirchlein gekrönte Hügel von Maria- 
Kumitz (895 m) zeigt im Süden (Taf. II, Fig. 1) einen wenig auf- 
geschlossenen Saum von Haselgebirge und besteht seiner Hauptmasse 
nach aus ungeschichtetem grauen oder rötlichen, wahrscheinlich kar- 
nischen Hallstätter Kalk. In seinem Hangenden liegen dünnplattige, 
auffallend dichte, muschlig brechende, gelblich- oder grünlichweiße 
Kalke, von grüngrauen tonigen Flaserhäuten durchwoben und mit spär- 
lichen Einschlüssen von lichtblaugrauem, chalzedonartigem Hornstein. 
Man kann diese plattig geschichteten Hangendkalke nach dem Beispiel 
E. v. Mojsisovics’ am besten mit dem norischen Pötschenkalk ver- 
gleichen. Dieser Forscher notierte vom Kumitzberg auch das Vor- 
kommen von Monofis salinaria Br., wodurch das norische Alter der 
geschichteten flaserigen Hornsteinkalke erwiesen wird. 

Ähnliche lichte, sehr oft rötliche, massige karnische Hallstätter 
Kalke bilden auch den in seinen Gipfelpartien ruinenhaft zerfallenen 
Schädelkogel (953 m) östlich von Obersdorf. Auch auf diesem 
(Taf. I, Fig. 1) lagern gegen Osten abfallend im Walde oberhalb 
Schwanegg und Schachnergut helle, grünlichweiße, überaus dichte, 
etwas kieselige, muschligbrechende Kalke, in denen ich ebenfalls 
Monotis salinarias Br. sp. auffand und die daher gleicherweise als 
norisch angesprochen werden dürfen. 

Auf der Nordflanke des Hartelskogels (1036 m) endlich zeigen 
massige, weiße oder lichtrötliche Kalke nicht nur Ammonitendurch- 
schnitte, una ganze Bänke von Halobien (aus der Gruppe der Hal. 
superba E. v. Mojs.?). Wie es scheint, liegen auf der südöstlichen 
Abdachung 1 Hartelskogels im Walde gegen das Gehöft Hartl über 
diesen Hallstätter Kalken lichtgraue, rostbraun gefleckte, brecciöse 
Crinoiden- und Bryozoenkalke, welche mindestens petrographisch an 
die fossilführenden, rhätischen Lumachellenkalke der Schnecken- 
alpe erinnern, von denen weiter unten die Rede sein wird. 

In dem besprochenen Moränenterrain zwischen Knoppen, Koch- 
alpe und Mitterndorf ragen außer den eben angeführten drei Hall- 
stätter Kuppen noch mehrere kleinere, aus weißgrauen, mitunter kon- 
glomeratischen Riffkalken bestehende Klippen aus dem Untergrund auf. 
So auf dem Plateau westlich vom Hartlbauer, nahe westlich von 


[13] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 189 


Reith und an einigen felsigen Stellen im Wiesengelände, das sich 
vom Schachnergut gegen Rödschitz hinzieht. 

Über diesem in Klippen hervorstechenden Triasrelief lagert nun 
nach der Annahme E. v. Mojsisovics’ eine unregelmäßige Lias- 
Juradecke, die selbst wieder großenteils durch Moräne überdeckt 
wird. So findet man auf den Hutweiden nördlich vom Schachnergut 
teils recht typische, graue, gelbverwitternde, flachmuschlig brechende, 
etwas kieselige Fleckenmergel mit langen Crinoidenstielresten, teils 
aber die dunkelgrauen, rauh anzufühlenden, fein weißädrigen Mergel- 
kalke, die bei Klachau mit den fossilführenden Liasfleckenmergeln 
zusammen vorkommen. 

Ob zu dieser Serie auch die am Ufer des Rödschitzbaches, im 
Graben zwischen Schachner und Ringdorfer bloßgelegten, schwärz- 
lichen Schiefermergel gehören, mag dahingestellt bleiben. 

Da nicht nur östlich von Mitterndorf bei Klachau, sondern auch 
westlich bei Reith und Kainisch paläontologisch und stratigraphisch 
als solche sichergestellte Liasbildungen aus völlig übereinstimmenden 
Gesteinen aufgebaut werden, so dürfen wohl auch die fossilarmen 
Fleckenmergel vom Schwanegg- und Schachnergut am Fuße des 
Schädelkogels als liasisch betrachtet werden, wenngleich nicht ge- 
leugnet werden ‘rann, daß einzelne Fleckenmergelvorkommen dieser 
Gegend petrographisch und nicht zuletzt mit Rücksicht auf die Nach- 
barschaft von karnischen und norischen Hallstätter Kalken sowie des 
Haselgebirges auch an Zlambachmergel denken lassen. 

Uber den Fleckenmergeln folgen in dem Hügelgelände NW von 
Mitterndorf rote Kieselkalke, blaugraue dichte, kieselige Kalke 
mit Hornsteinausscheidungen, bräunlichgraue, von Crinoidenstielgliedern 
flimmernde Plattenkalke oder gelbgraue Breccienkalke mit Echino- 
dermenresten, also Gesteine, die jenen der oberjurassischen Radio- 
larite und den Oberalmschichten zu entsprechen scheinen. Während 
die roten Kieselkalke ganz entschieden für Jura sprechen, muß zu- 
gegeben werden, daß in den ebenfalls Hornstein und Echinodermen- 
reste ‚führenden, vielfach kieseligen oder brecceiösen Plattenkalken 
des Norikums südlich vom Grundlisee recht ähnliche Gesteinstypen 
beobachtet werden. 

Mit Rücksicht auf das beschränkte, unregelmäßige Auftauchen 
anstehender Partien dieser stets Hornstein führenden oberjurassischen 
Schichten inmitten der herrschenden Moränendecke wurden auf der 
Karte nur einzelne inselförmige Ausscheidungen eingezeichnet und 
mit der Farbe der Hornsteinschichten charakterisiert; es sind dies 
jene vier Gebiete nördlich von Mitterndorf, wo ich auf Grund ein- 
zelner Aufschlüsse und der herrschenden Terrainform unter dem 
dünner liegenden Moränenschleier größere zusammenhängende Flächen 
von Oberjura annehmen zu dürfen glaubte. 

Eine deutlich ausgeprägte Querstörung mit gesenktem und 
nordwärts verschobenen Westflügel setzt im Meridian von Mitterndorf 
durch. Damit hängt es zusammen, daß die bei Obersdorf verhältnis- 
mäßig tief liegenden Hallstätter Kalke östlich vom SalzaflußB am 
Rücken des Rabenkogels um etwa 500 m höher erscheinen, während 
die zur Salza abdachende Westflanke des letzteren ein vollständiges 


190 Georg Geyer. [14] 


Profil bis zu den Werfener Schichten hinab darbietet. Die bereits 
(auf pag. [11]) erwähnten fossilführenden grünen und schokoladebraunen 
Werfener Schichten des linken Bachufers knapp oberhalb Mittern- 
dorf werden zunächst überlagert von Gutensteiner Dolomit in 
einer Mächtigkeit von etwa 200—300 m. Darüber folgen dünnplattige, 
wellig gebogene, wulstige, Hornsteinknollen führende, oft mergelige 
graue Reiflinger Kalke, die nach E. v. Mojsisovies und 
meinen eigenen Funden durch 


Coenothyris vulgaris Schloth. sp. 
Spiriferina Mentzeli Dir. sp. 

4 fragilis Schloth. sp. 
Spirigera trigonella Schloth. sp. 


charakterisiert werden und nicht selten Auswitterungen von Cepha- 
lopoden, Gastropoden und Brachiopoden erkennen lassen. Als Fund- 
orte werden der Schwarzenberg (Rabenkogelmassiv) und der im 
Zauchengraben aufragende Mitterkogel genannt. 

Zuoberst am Rücken zwischen dem Rabenkogel und der 
Simonywarte liegen endlich weiße und rote ungebankte Kalke, hie 
und da übergehend in dichten roten Hallstätter Marmor. Die- 
selbe Schichtfolge setzt östlich über den bis auf Gips führenden 
Werfener Schiefer eingeschnittenen Zauchengraben im Krahstein fort, 
entlang dessen südlicher Abdachung, unterhalb einer sehr markanten 
Längsstörung, Oberalmerkalk, jurassische Hornusteinschichten und zu- 
tiefst Liasfleckenmergel gegen Tauplitz ausstreichen. (Taf. I, Fig. 2,) 

Schon bei Betrachtung der Karte muß es auffallen, daß die 
Liasfleckenmergel, in denen nächst Furt Reste von Jnoceramus sp. 
nachgewiesen werden konnten, am OstfuB des Krahsteins bis über 
Lenzbauer vorspringen, als ob die ganze Masse des Krahsteins hier 
über dem Liasfleckenmergel weithin aufgeschoben wäre. Hinter dem 
Lenzbauer fallen sie jedoch südöstlich ein, lagern also hier anscheinend 
im Hangenden des dahinter gegen Tauplitzalpe ansteigenden, eben- 
falls nach Süden neigenden, hier abnorm kalkigen Hauptdolomits. 


Moränen, Terrassenschotter und Moore im Mitterndorfer 
Becken. 


Fast über den ganzen Talboden breitet sich die Moränendecke 
aus und bildet nicht bloß die mit Kulturen bekleideten Hügelwellen und 
flachen Stufen der breiten Talung, sondern hebt sich sanft geböscht 
noch etwa 200 m an den umrahmenden Abhängen empor. In etwa 
1000 m Seehöhe liegt Moräne auf den mit Hochmooren bedeckten 
Stufen des Riedl- und Langmooses auf der Abdachung des Kammer- 
gebirges. Sie lagert auch nördlich jenseits des Tales in ungefähr 
gleicher Höhe auf einer vielfach unterbrochenen Terrasse entlang der 
Südabhänge des Kampls gegen Kainisch und Knoppen. Von Obersdorf 
ziehen sich die Moränenschotter hinter dem Schädelkogel und Hartels- 
kogel bis Kochalpe an der Salza. Im Zauchengraben steigen sie auf- 
fallend hoch an und scheinen hier mit den jüngeren Moränen der 


[15] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee, 191 


Rückzugsstadien, welche auf dem Seenplateau der Tauplitzalpe lagern, 
zusammenzuhängen. 

Von Zauchen am nördlichen Talsaum reichen sie ununterbrochen 
quer über das ganze Becken bis an den Fuß des Grimmings; in den 
tief eingewaschenen Gräben südlich der Eisenbahnstation Mitterndorf— 
Zauchen zeigen sie die Umschwemmung in Terrassenschotter und 
die Verfestigung letzterer zu gebankter Nagelfluh, in welcher auch 
der Bahneinschnitt westlich der Station eingegraben ist. Östlich neben 
der Haltestelle bei Grubeck beobachtet man in einer Schottergrube 
den Beginn der Umschwemmung von Moräne in sortierte Schotter. 
Östlich von Station Kainisch zeigen die an Moräne angelehnten Terrassen- 
schotter Deltaschichtung. Nördlich vom Sägewerk im Paß Stein, wo 
ein Parallelgraben des Krungltals von Osten her in die Salzafurche 
mündet, weist eine Schottergrube mächtigere Sandlager auf. 

Die Grundmoränen des Mitterndorfer Beckens führen kristal- 
linische Gerölle fast nur auf der südlichen Talseite, also in der 
Gegend von Sapfer, Duckbauer, Grubeck, im Klausgraben, Hallbach- 
und Almbachgraben. Sind dieselben zweifellos durch den Paß Stein 
vom alten Ennsgletscher verfrachtet worden, so fällt es allerdings 
auf, daß die linke, auf der Kalkalpenseite herabziehende Moräne 
jenes Gletschess soviel Material aus den Niederen Tauern enthalten 
konnte. Indessen zeigt sich dieselbe Erscheinung auch im Ennstal 
selbst, an dessen linker Seite sehr viel kristallinisches Moränen- 
material zu sehen ist. : 

Auf der nördlichen Seite der Mitterndorfer Senke findet man 
in den Moränen fast nur Kalkgerölle, wie sich z. B. in der großen 
Schottergrube nahe dem „Moränensee“ nordöstlich von Mitterndorf 
zeigt. Dieser See liegt im Zuge eines alten Tallaufes, der östlich 
von Rödschitz in dem Moränengürtel eingetieft ist. 

Auch A. v. Böhm!) fand in einer Grundmoräne bei der 
Seidenhofalpe nördlich von Kainisch in 1353 m nur Kalkgerölle. 

Dagegen mag hier ein nahe südlich unter dem Salzsteigjoch, 
also an der Wasserscheide gegen das Steyrtal (Stoder) bei 1684 m 
gefundenes, größeres, sicher aus den Zentralalpen stammendes Ge- 
schiebe von Amphibolgneis registriert werden. 

Die Höhe des Eisstandes im Ennstal ergibt sich auch aus den 
von mir seinerzeit auf dem Plateau des Kammergebirges nach- 
gewiesenen, z. T. schon in Sturs geologischer Karte der Steiermark 
schematisch angedeuteten kristallinischen Blöcken und Moränenresten. 
Auf Grund dieser bei der Stallalpe südöstlich von Hirzberg in etwa 
1650 m, auf dem Sattel östlich bei den Viehberghütten, also auch am 
linken Ennsufer, in 1600 m gefundenen, teils auf den Karrenfeldern 
des Plateaus in Form großer Gneisblöcke verstreuten, teils ausge- 
sprochene Moränenwälle bildenden Erratika nimmt A. Penck?) an, 
daß der alte Ennsgletscher hier in einer Breite von etwa 13 km 
gegen das Mitterndorfer Becken, bzw. Traungebiet überflossen sei. 


1) A.v. Böhm, Die alten Gletscher der Enns und Steyr. Jahrb. d. k. k. geol. 
R.-A,, 35. Bd., Wien 1885, pag. 445. 


2) A. PenckundE. Brückner, Die Alpen im Eiszeitalter. I, Bd., pag. 219. 


192 Georg Geyer. [16] 


Dabei bezieht sich dieser Forscher auf einen Widerspruch, der sich 
aus meiner weiteren Angabe von in ca. 1700 m auf dem Schober- 
wiesberg (Trisselwand) bei Aussee gefundenen kristallinen Geröllen 
ergibt, die ich damals bestimmt als erratisch angegeben hatte. Ein 
neuerlicher Besuch dieser Lokalität zwingt mich indessen zu einer 
Richtigstellung jener Auffassung. Im Sommer 1913 fand ich nämlich 
in der ersten Mulde am Plateaurande, durch die der Steig zur auf- 
gelassenen Schoberwiesalpe führt, neben solchen Geröllen kristallinischer 
Gesteine auch sichere Augensteine, nämlich erbsengroße, weiße 
oder farblose, wie poliert aussehende Quarzgerölle. 

Nach neueren Anschauungen, die in letzterer Zeit insbesondere 
von G. Götzinger!) vertreten wurden, handelt es sich hier um 
Schotteraufstreuungen über miocänen Einebnungsflächen. 
Vielleicht sind diese Augensteine mit den tertiären Süßwasserkon- 
glomeraten und Sandsteinen bei Stainach, Stuttern, Gröbming sowie mit 
den um 1000 m höher liegenden Sandsteinen auf der Stoderalpe — 
woselbst miocäne Pflanzenreste nachgewiesen sind — in Beziehung 
zu bringen. Auf jeden Fall müssen als Ursprungsgebiet der losen 
Augensteine auch die vorwiegend aus kristallinischen und Quarz- 
geröllen bestehenden Konglomerate des Gosautales ins Auge 
gefaßt werden, die E. Spengler?) jüngst im Hangenden der roten 
Nierentaler Mergel unter der Zwieselalpe nachgewiesen hat und in denen 
er eine Vertretung des Danien oder eventuell alteocäne Ablagerungen 
erblickt. 

Im Laufe der neuen Revisionen wurden echte Augensteine fast 
über das ganze Plateau des Toten Gebirges nachgewiesen, wo man 
an besser geschützten Stellen, wie in den Dolinen, selten vergeblich 
nach denselben sucht. So fanden sie sich am Seenplateau oberhalb 
Tauplitz und bis fast auf dem Gipfel des Lawinensteins bei 1900 m. 
Anderseits treffen wir dieselben auch im westlichen Flügel des Toten 
Gebirges in den Alpenkesseln der Brunnwiesalpe usw. 

Die regionalen Verschiedenheiten im Auftreten von kristallinen Ge- 
schieben und Kalkgeröllen innerhalb der Mitterndorfer Senke könnten 
z. T. auf zeitliche Unterschiede zurückgeführt werden, indem hier viel- 
leicht jüngere Moränen der Rückzugsstadien mit Lokalgeröllen aus dem 
Toten Gebirge die Ablagerungen des alten Ennsgletscherarmes ver- 
hüllen, worauf wohl A. Penck, pag. 364 der Alpen im Eiszeitalter, - 
Bd. I, hingewiesen hat. 

Wir beschränken uns also hier auf die Konstatierung der Tat- 
sache, daß kristalline Bestandteile der Moräne vorwiegend am süd- 
lichen, dem Ennstal näherliegenden Talsaume des Mitterndorfer Beckens 
erscheinen. 

Gegen Osten hin endet die geschlossene Moränendecke des Tales 
bei Klachau, wo schon Liasmergel zutage stehen, auf denen Moräne 
nur mehr in Denudationsresten lagert, bei Zlem etc. In den Schotter- 
gruben nördlich von Klachau sowie im tiefen Einschnitt des Grimming- 


) G. Götzinger, Zur Frage der Oberflächenformen der östlichen Kalk- 
hochalpen. Mitteil. d. k. k. Geograph. Gesellsch. 1913, pag. 39. 

’) E.Spengler, Sitzungsber. d. kais. Akad.d. Wissensch. Wien, Bd. CXXIII, 
1914, pag. 237 (21). 


[1 7] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundisee, 193 


baches beobachtet man wieder vielfach den Beginn der Umschwemmung 
nichtsortierter, also schichtungsloser Moräne in die Terrassen- 
schotter, welche unterhalb Klachau von dem riesigen Bergsturz am 
Fuße des Grimmings verschüttet wurden. Dagegen setzt sich die 
Moränendecke der Mitterndorfer Senke westlich bis ins ÖOdensee- 
Moor fort, das schon durch die Traun gegen Aussee entwässert wird. 

Auch im Mitterndorfer Becken selbst sind mehrere Moränen- 
moore bekannt, deren wasserundurchlässige Basis aus blaugrauem 
Glazialton besteht. V. Zailer*) unterscheidet hier das 


Brunelermo0s mit. ...,....11.7%3,51 Hektar 
GrnDesserm008.mik 2 1. ealeitn. 8 5 
BOASCHELZETNMOS II. a nei) DO] 
Knonpenmoos: mit, “Juwel. Yrı=u.a 80 e 
EREHINDOS N el ae Din) 5 
Odenseemo0s,. mil! 1. Wirn.n. 728 e 


von denen bisher nur das letztere zur Erzeugung von Brenntorf 
herangezogen wurde, während das Knoppenmoos nur der Torfstreu- 
gewinnung dient. 

Nach der Anschauung des Genannten dürfte der Beginn der 
Moorbildung auf dem Areale von langsam verlandenden Glazialseen, 
und zwar etwas später erfolgt sein, als in dem bedeutend tiefer 
gelegenen Ennstal. Dementsprechend verlegt V. Zailer die Ent- 
stehung der Mitterndorfer Moore etwa in die Zeit nach dem Daun- 
stadium der Rückzugsperiode. 


III. Das Triasgebiet zwischen dem Mitterndorfer Becken 
und dem Grundlsee. 


Dieses westlich des Salzadurchbruches gelegene, im wesentlichen 
in Hallstätter Entwicklung aufgebaute Triasgebiet erfährt durch das 
Weißenbachtal und den Teltschengraben eine Gliederung in zwei ver- 
schiedene Gebirgsgruppen, welche am Weißenbachsattel zusammen- 
hängen. Wir wollen diese Zweiteilung auch der nachstehenden Be- 
schreibung zugrunde legen. 


A. Rötelsteingruppe. 


Schon wegen des berühmten Fundortes karnischer Fossilschätze 
auf dem Feuerkogel darf diese zwischen dem Weißenbach, Teltschen- 
graben und dem westlichen Teil der Mitterndorfer Talung plateau- 
förmig aufragende Gebirgsgruppe mit den Höhenpunkten Rötelstein 
1610 m, Feuerkogel 1622 m und Kampl 1681 m2) ein besonderes 


!) V. Zailer, Die Entstehungsgeschichte der Moore im Flußgebiete der 
Enns. Zeitschr. f. Moorkultur u. Torfverwertung. Wien 1910, pag. 61. 


®) Nicht zu verwechseln mit dem Kamp 881 m, einer niederen, bewaldeten 
Dachsteinkalkkuppe südlich von Obersdorf und nördlich der Eisenbahnlinie. 


Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (G. Geyer.) 35 


194 Georg Geyer. [18] 


Interesse beanspruchen, um so mehr, als hier relativ ruhige Lagerungs- 
verhältnisse herrschen, durch die ein sicheres Urteil über die strati- 
graphische Gliederung gewährleistet wird. 

Abgesehen von einer markant in die Augen springenden Über- 
schiebung, längs deren, auf einem aus Dachsteinkalk, Lias und Jura 
bestehenden Sockel, die flach muldenförmig gebaute Triasplatte des 
Kamp] aufgeschoben ist, zeigt sich, insbesondere in der letzteren 
selbst, eine regelmäßige Schichtfolge (vgl. Taf. II, Fig 1): 

1. Die von Süden her durch jenen Dachsteinkalksockel unter- 
schobene triadische Gesteinsfolge beginnt mit Werfener Schiefern, 
welche sich aus dem Teltschengraben rund um den Östabfall des 
Kampls bis auf die südlichen Abhänge des letzteren gegen Knoppen 
verfolgen lassen. In den Hangendpartien der meist braunroten, glimmer- 
reichen Sandsteinschiefer und Mergel zeigt sich an manchen Stellen 
bläulich- oder grünlichgrauer Haselgebirgsletten, der auf dem Sattel 
zwischen Kamp und Schnötneritzkogel westlich der Hinterberger 
Teltschenalpe Gips führt und dort mit Wassertümpeln erfüllte Gips- 
trichter aufweist. 


2. GutensteinerKalkund-Dolomit. Es folgt darüber eine 
mehrere hundert Meter starke Platte eines mitunter dünnbankigen, gelb- 
grauen, brecciösen Dolomits, an dessen Basis am Nordabhang des Kampls 
gegen die Teltschenalpe nebst eisenschüssigem, braunen Dolomit 
auch in schwach manganhaltiges Brauneisenerz umgewandelter Spat- 
eisenstein über den Werfener Schichten lagert. Diese mit Mangan- 
erzen verknüpften Spate werden schon seit langer Zeit beschürft und 
mehrere zum Teil verfallene Stollen sowie große Halden zeugen von 
den Versuchen, das anhaltende Vorkommen nutzbar zu machen. Solche 
Stollen und alte Halden ziehen sich entlang dem Nordfuße des 
Kamplis von der Hinterberger bis über die Ausseer Teltschenalpe (bei T 
von Teltschen der Spez.-K.) hin !). In ähnlicher Position über den Wer- 
fener Schichten befinden sich bekanntlich die Eisenerze bei St. Martin 
im Salzburgischen am Fuß des Tännengebirgs, über die A. Bittner 
berichtet (Verhandl. 1884, pag. 359). Dem gleichen Zuge gehört auch 
das auf der Südseite des Rötelsteins durch den alten Ferdinands- 
stollen (W. unterhalb der Langmoosalpe) angefahrene Eisenerzvor- 
kommen an, woselbst auf den Halden von Brauneisenerzadern durch- 
gezogene rote Werfener Schiefer und brauner Glaskopf gesammelt ' 
werden konnten. 


Es mag hier darauf hingewiesen werden, daßnach AngabenE.v.Moj- 
sisovics’ beim Vortrieb eines jener alten Stollen nächst der (Ausseer) 
Teltschenalpe salziges Haselgebirge angefahren wurde, was nicht 
Wunder nehmen kann, da Haselgebirge die Basis jenes anisischen 
Erzdolomits bildet. 


Auf der sonnseitigen Abdachung des Kampls, etwa nördlich von 
Knoppen, beobachtet man an der Basis des Dolomits dünnschichtige, 
schwarze, tonige Kalklagen mit Natica Stanensis Pichl. und Myophoria 


!) Über die Eisenerze der Teltschen vgl. auch A. Aigner. Die Mineral 
schätze der Steiermark. Wien u. Leipzig 1907, pag. 45. 


[19] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 195 


cf. costata, also eine geringmächtige Vertretung der Reichenhaller 
Kalke oder Gutensteiner Kalke. 

Dagegen bestehen die Hangendbänke dieser Dolomitstufe meist 
aus rötlichgrauen, ab und zu rote Hornsteinlagen führenden, körnigen 
oder halbkristallinischen Kalken. 


3. Reiflinger Kalk. Flach aufruhend auf jener Dolomitunter- 
lage erscheinen am Plateau des Kampls und der Langmoosalpe dünn- 
plattige, blaugraue, dichte, tonige oder kieselige, oft knollige Kalke, 
auf den wulstigen Schichtflächen gelblich oder auch grünlich ver- 
witternd, bankweise reich an Hornsteinknollen, die bei der Verwitterung 
einen rauhen Kieselboden hinterlassen. Die dünnen Bänke sind meist 
wellig hin und her gebogen und gleichen petrographisch aufs voll- 
kommenste dem Reiflinger Kalk. Da sie von karnischen Hallstätter 
Kalken überlagert werden, unterhalb deren — allerdings nur in Blöcken 
— anisische Fossilien gefunden wurden, erscheint es gerechtfertigt, 
die Bezeichnung Reiflinger Kalk anzuwenden, um so mehr, als die 
in evident gleicher Lage zwischen einem fossilfreien Liegenddolomit 
und Hallstätter Kalken eingeschalteten, auch petrographisch völlig über- 
einstimmenden Hornsteinkalke am Rabenkogel NO von Mitterndorf 
durch sicher anisische Fossilien charakterisiert werden. 

Oberhalb der Talalpe (Kainisch NO) schieben sich zwischen 
diesen Hornsteinkalken einzelne Bänke von kirschroten oder blab- 
roten, tonigen Flaserkalken ein, welche ebenfalls Hornstein führen 
und spärliche Durchschnitte von Ammoniten aufweisen. Derartige 
rote Lagen trifft man auch am Wege westlich unter der Langmoos- 
alpe nächst dem „Kalten Bründl“. Leider gelang es mir nicht, be- 
stimmbare Cephalopodenreste aus diesen anstehenden roten Kalkbänken 
zu gewinnen und dieselben in Parallele zu stellen mit den durch 
E. Kittl!) in Blöcken nachgewiesenen Schreyeralm-Kalken, die der- 
selbe westlich unter dem Gipfel des Feuerkogels, also im 
Liegenden der karnischen Aonoideszone, gefunden hat und linsen- 
förmigen Einschaltungen an der Basis der hellen Hallstätter Kalke zu- 
schreibt. In einer ähnlichen Position, knapp im Liegenden der weißen 
und roten Gipfelkalke, fand auch ich in der flachen Alpenmulde am 
Nordabhang des Kampls gegen den oberen Teltschengraben rote Kalk- 
blöcke mit Cephalopoden und Brachiopodenresten, welche den Genera 
Ptychites, Gymnites und Rhynchonella angehören dürften und sich durch 
rote Hornsteinlinsen von den höherliegenden, fossilführenden, karnischen 
Kalken des Kamplgipfels unterscheiden. 

Wenn bier die dünnbankigen, wulstigen Hornsteinkalke auf Grund 
ihrer petrographischen Beschaffenheit und der paläontologischen Funde 
E. Kittls als Reiflinger Kalke angesehen werden dürfen, so folgen 
über diesen anisischen Kalken unmittelbar, also ohne Zwischenlage- 
rung ladinischer Schichten, die weißen und roten karnischen Hall- 
stätter Kalke. 


4. Karnische Hallstätter Kalke. Sowohl auf dem Gipfel 
des Kampls als auch noch auf mehreren isolierten Kuppen im Osten 


') E. Kittl, Führer zu den geologischen Exkursionen des IX. internat. 
Geologenkongresses zu Wien, 1903. Exkursion Nr. IV, pag. 89. 


25* 


196 Georg Geyer. [20] 


der Langmoosalpe, darunter auch auf dem durch seinen großen Fossil- 
reichtum bekannten Feuerkogel (1622 m), sieht man über dem dünn- 
schichtigen, hornsteinführenden Kalk eine etwa 30—40 m mächtige Stufe 
massiger, weißer, rotgeäderter Kalke auflagern, welche in ganz un- 
regelmäßiger Weise mit dichten, roten Kalken verknüpft sind. Wenn- 
gleich einige Fossilfunde darauf hinzuweisen scheinen, daß hier im 
Hangenden auch noch oberkarnische und unternorische Absätze mit 
vertreten sein dürften !), so müssen die weißen und roten Kalke des 
Feuerkogels und Kampls auf Grund ihrer reichen Fauna, doch als 
unterkarnische Hallstätter Kalke, speziell als Aquivalente 
der Aonoidesschichten ausgeschieden werden. Weiße und rote 
Kalke wechse!n also unregelmäßig miteinander ab und gehen ineinander 
über, so daß die am steilen Südabfall des Kampls anscheinend herrschende 
Überlagerung weißer Kalke durch rote Kalkmassen sich nicht auf 
allen fünf Hallstätter Kalkkuppen dieses Gebirgsstockes wiederholt. 
Stellenweise sind die roten Kalke etwas tonig, flach knollig, so daß 
die verwitterte, geflaserte, lichtrote Oberfläche ovale, dunkelrote Flecken 
aufweist, ähnlich wie dies oft bei den anisischen Schreyeralm-Kalken, 
aber auch bei Tithonkalken der Fall ist. Auf dem Rücken des Feuer- 
kogels sowie rund um dessen Kuppe stellt sich in den bunten Kalken 
nesterweise jener erstaunliche Fossilreichtum und ausgezeichnete Er- 
haltungszustand ein, welche diese Lokalität (Feuerkogel, Rötelstein, 
Aussee) berühmt gemacht haben und wovon letzterer zum Teil darauf 
beruht, daß die Schalen der Cephalopoden von schwarzen oder braunen 
dünnen Manganerzkrusten überzogen sind, durch die eine glatte reine 
Ablösung der Fossilien aus dem umgebenden, dichten, roten Kalk er- 
möglicht wird. 

Auf der Ostabdachung des Feuerkogels beobachtet man in einem 
von den Sammlern angelegten kleinen Steinbruche unter den an 
Ammoniten reichen weißen Kalken einen etwa 20 cm mächtigen Schmitz 
von schwärzlichem Manganeisenerz, der sich im Liegenden der Kalke 
hinabzieht und nicht bloß geeignet erscheint, ein Licht auf die Her- 
kunft der Inkrustierungen der Cephalopodenschalen, sondern vielleicht 
auch auf die ursprüngliche Lagerung zu werfen. Wie nämlich die Klaus- 
kalke der Gegend sehr oft mit einer Manganerzkruste über dem 
Dachsteinkalk übergreifen, so könnte hier etwa die karnische Ab- 
lagerung über einem älteren anisischen Felsgrund mit jener Erzrinde - 
beginnen? Was jene Inkrustierung der Schalen mit Manganerzrinden 
anbelangt, so zeigen sich Übergänge der solcherart ausgezeichneten 
Fossillagerstätte in andere, woselbst die günstige Schalenablösung 
nicht mehr besteht und schließlich in Gesteinspartien, wo die Schalen 
der Oephalopoden mit dem Kalk unlösbar verschweißt, ja auch in Vor- 
kommen, wo die Gehäuse nur teilweise erhalten sind und ihre Schalen- 
und Kammerbruchränder sich im Nachbargestein zu verlieren scheinen. 

Zwischen den vorwiegend cephalopodenführenden, meist roten 
Kalken schalten sich ausschließlich aus zusammengepreßten Halobien- 


) E. Kitt], Materialien zu einer Monographie der Halobidae und Monotidae 
der Trias. Aus dem Werke „Resultate der wissenschaftl. Erforschung des Balatonsees, 
I. Bd., Pal. Bd. II. Budapest 1912, pag. 181. 


[21] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 197 


schalen bestehende, im Querschnitt streifig aussehende, rötlichweiße 
Kalkschichten ein. 

Die Cephalopodenfauna der im Wesentlichen unterkarnischen 
Aonoidesschichten des Feuerkogels wurde von E. v. Mojsisoviecs 
im VI. Bande der Abhandlungen unserer Anstalt 1873—1902 be- 
schrieben und umfaßt nach jenem Autor über 500 Arten. 

E. Kittl zählt im Exkursionsführer zum IX. int. Geologenkongreß 
Wien 1903, pag. 88, die häufigsten Formen auf. Es sind dies nebst 
Formen von Atractites, Orthoceras und Nautilus und vorherrschenden 
Arten der Gattungen Arcestes und Lobites namentlich: 


Arcestes Gaytani Klipst. sp. 

» periolcus Mojs. 
Joannites cymbiformis Wulf sp. 
Oladiscites subtornatus Mojs. 
Pinacoceras Layeri Hau. 
Sageceras Haidingeri Hau. 
Monophyllites Simony Hau. 
Protrachyceras baconicum Mojs. 

N subfurcatum Mojs. 

5 attila Mojs. 
Styrites in mehreren Arten 
Trachyceras austriacum Mojs. 


e wonoides Mojs. 
Sirenites striatofalcatus Hau. 
2 Dramas Dittm. 


Diplosirenites Raineri Mojs. 


Außerdem wurden die Gastropoden von E. Koken (Abhandl. 
d.k.k.geol. R.-A., XVII. Bqd., 1897) und die Brachiopoden der Hallstätter 
Kalke durch A. Bittner (ibid., XIV. Bd. mit Nachträgen im XVII. Bd.) 
beschrieben, In neuerer Zeit hat Dr. A. Heinrich Untersuchungen 
über die Mikrofauna der Kalke des Feuerkogels angestellt (Verhandl. 
1913, pag. 225) und in dem Gestein neben Diatomeen eine Anzahl 
Foraminiferengeschlechter nachäewiesen, aus welchen auf eine Ab- 
lagerung in größerer Meerestiefe geschlossen wird. Derselbe Autor 
hatte schon früher (Verhandl. 1909, pag. 337) darauf hingewiesen, 
daß auf dem Feuerkogel außer karnischen auch noch norische Faunen- 
elemente vertreten sind, wodurch die von E. v. Mojsisovics ange- 
nommene scharfe Trennung zwischen jenen beiden Stufen überbrückt 
und ein allmählicher Ubergang angedeutet erscheine. 

Außer dem Gipfel des Kampls und der Kuppe des Feuer- 
kogels (1622) wurden auf der Karte noch drei weitere Denudations- 
reste von karnischem Hallstätter Kalk unterschieden, die sich alle 
kuppenförmig über dem aus dünnbankigem Hornsteinkalk bestehenden 
Plateau zwischen der Langmoos-, Seidenhof- und Teltschenalpe er- 
heben und an einzelnen Stellen ebenfalls Cephalopodenreste führen, 
wenn auch nirgends annähernd in solcher Häufigkeit als am Feuerkogel. 

Ein weiteres, durch seine tiefe Lage auffallendes Vorkommen 
karnischer Hallstätter Kalke, zum Teil als Halobienkalk entwickelt, 


198 Georg Geyer. [22] 


zum Teil in Verbindung mit blutroten Hornstein führenden, ziegelroten 
Kalken findet sich nördlicb oberhalb Kainisch im gleichnamigen Graben 
am Wege zur Talalpe. Es bildet eine an der unteren Waldgrenze hin- 
ziehende, in jenem Graben als Mauerwall querüber streichende Zone, 
in deren Liegendem der Hornsteinjura durchstreicht, während deren 
Hangendes scheinbar durch den anisischen Dolomit der Kamplscholle 
gebildet wird. Die Lagerungsverhältnisse dieses Vorkommens von Hall- 
stätter Kalk sind unsichere und es handelt sich wahrscheinlich um 
eine dislozierte Partie. Anscheinend gehören die den lichtrötlichen 
Kalk stellenweise erfüllenden Halobien zu H. Arthaberi Kitt. 

5. Korallenriffkalk des Rötelsteins. Die Hauptmasse 
dieser Gruppe mit dem Kampl wird von dem gegen Aussee vor- 
springenden Rötelstein durch einen zwischen Langmoos und 
Teltschen eingesenkten Sattel getrennt, wo E. v. Mojsisovics rote 
Werfener Schichten konstatierte.e Auch beim Ferdinandstollen und 
Kalten Bründl unter dem Rötelstein treten solche rote Sandstein- 
schiefer zutage und veranlassen den Austritt jener Quelle. Der Rötel- 
stein selbst entspricht einer von SW nach NO streichenden Synklinale 
von weißem, rotgeäderten, korallenführenden Riffkalk, an dessen Basis 
im Norden sowie im Süden rote Hallstätter Kalke erscheinen. Dem 
südlichen Zug dieser Hallstätter Kalke gehört ebenfalls eine bekannte 
Fundstelle nahe oberhalb des Ferdinandstollens an, wo unter- 
norische Cephalopoden in auffallend kleinen Individuen oder Formen 
den Kalk erfüllen. 

Den Notizen E. v. Mojsisovics’ entnehme ich folgende Fossil- 
suite aus diesen roten, beim Ferdinandstollen den weißen Korallen- 
riffkalk des Rötelsteins unterteufenden unternorischen 
Kalken: 

Monotis salinaria Br. 
Orthoceras lateseptatum v. Hau. 
ei dubium v. Hau. 
Atractites alveolaris Quenst. sp. 
Phylloceras occultum Mojs. 
despectum Mojs. 
Megaphyllites insectus Mojs. 
Oladiseites dinturnus Mojs. 
ä neortus Mojs. 
Arcestes nannodus Mojs. 
agnatus Mojs. 
diphyus Mojs. 
oxycephalus Mojs. 
biceps Mojs. 
dicerus Mojs. 
x cf. simostomus MojJs. 
cf. bicornis Mojs. 
Pinacoceras cf. Rex. Mojs. 
Stenarcestes planus Mojs. 

$ leiostracus Mojs. 
Placites postsymmetricus Mojs. 
Ulydonites spirolobus Mojs. 


Br BR Er 


[23] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee, 199 


Aus den Liegendkalken wird noch Halobia styriaca Mojs. er- 
wähnt, nach E. Kittl ein Leitfossil für unterkarnische Schichten. 

Die Bedeutung dieses Aufschlusses roter unter- 
norischer Ammonitenkalke liegt in dessen Überlage- 
rung durch den korallenführenden weißen Riffkalk des 
Rötelsteins, somit einer Stufe massiger, lichter Ober- 
triaskalke, welche in der weiteren Umgebung das Lie- 
gende des geschichteten Dachsteinkalks bildet. 

Nun wenden wir uns dem vom Rötelsteingebiet überschobenen, 
aus Dachsteinkalk, Hierlatzschichten, Liasfleckenmergel und Horn- 
steinjura oder aus Dachsteinkalk, Hierlatzkalk, Klauskalk und Horn- 
steinjura bestehenden Sockel zu, der sich vom Radlingpaß entlang 
dem Südfuß des Kampls bis zum Steinwandwald verfolgen läßt. 

Die von Außer-Kainisch nach Aussee führende alte Poststraße 
schneidet südlich unter dem RadlingpaBß in Dachsteinkalken ein, 
welche auch den Abhang des angrenzenden Radlingberges bilden und 
hier an der Straße eine lokale Antiklinale bilden. 

Im Hangenden dieser Dachsteinkalke zeigen sich hier gelblich- 
graue, breceiöse Kalke mit Einschlüssen aus grünlichen Kalkbrocken, 
ein Gestein, das sonst oft in Rhätschichten angetroffen wird. 

Darüber folgen der Reihe nach am Fuße des Rötelsteins lichte, weiße 
und rötliche Hierlatzcrinoidenkalke, rotbrauner, knolliger Klauskalk 
und schließlich blutrote, plattig-schiefrige oder mergelige Radiolarite des 
oberen Jura. Unmittelbar anstoßend und scheinbar darüber sieht man 
am Gehänge überall rote Werfener Schiefer, welche nördlich der Sattel- 
höhe, wo der Jura schon untertaucht, bis an die Straße herabreichen 
und hier deutlich anstehen. Diese Werfeuer Schiefer in Verbindung mit 
am Alpenwege zur Langmoosalpe da und dort zutage tretendem grün- 
lichen Haselgebirgston bilden nun die Basis des Rötelsteins und 
werden oben auch sehr bald vom Muschelkalkdolomit überlagert. 

Hier am Radlingpaß schneidet also eine markante Störung 
durch, der Ausstrich einer Überschiebung, womit die Hallstätter Ent- 
wicklung des Rötelsteins über dem Dachsteinkalk und Jura des Rad- 
lingberges, bzw. Dachsteinmassivs aufgehoben ist. Aus dem Ausseer 
Becken heranstreichend, setzt sich diese Störung entlang dem Südfuß 
des Kampls gegen Mitterndorf fort. Bei Außer-Kainisch sind die Dach- 
steinkalke des Radlingpasses in der Tiefe verschwunden, es treten 
nur mehr lichtgraue und rötliche Liascrinoidenkalke an die Oberfläche. 
Man trifft die letzteren auf dem felsigen Riegel oberhalb des Ortes 
östlich der alten Poststation, dann auch auf dem kleinen Rundhöcker 
im Moor südlich vom Bahnhof. E. v. Mojsisovics notiert von dort 
in seinen hinterlassenen Aufschreibungen das Vorkommen von: 


Terebratula punctata Sow. var. Andleri Opp. 
Ithynchonella sp. cf. belemnitica Qu. 


Die lichtrötlichen Liascrinoidenkalke werden aber hier nicht von 
Klauskalk überlagert, sondern durch typische Liasfleckenmergel, 
welche die Wiesenhänge oberhalb Kainisch bilden und von roten, 
hauptsächlich aber von schwarzen Radiolariten und Kieselschiefern des 
oberen Jura bedeckt erscheinen. Letztere bilden nun einen breiten 


200 Georg Geyer. [24] 


Gürtel am Südfuß des Kampls und reichen vom Radlingpaß über 
Steinwandwald bis zur Kochalpe im Salzatal. Entlang ihrem Oberrand 
und der Überschiebungsfläche stoßen sie bald an die Hallstätter 
Kalke des Kainischgrabens, bald an Muschelkalkdolomit, bald endlich 
selbst an Werfener Schichten ab, die nördlich von Obersdorf unter 
der Rötelsteintrias hervorkommen und hier noch von einem Gosau- 
zuge begleitet werden. 


Östlich von Knoppen treten in den Felspartien unter dem Ge- 
höft Steinwändler hier nördlich einfallende Dachsteinkalke neuerdings 
an den Tag, bedeckt erst durch rötliche Liascrinoidenkalke, dann 
aber wieder von Fleckenmergeln und schließlich von dem eben 
besprochenen Gürtel der schwarzen Kieselschiefer. Nach kurzer Unter- 
brechung bei Obersdorf sehen wir die Dachsteinkalke nochmals auf 
dem Rücken des Steinwandwaldes auftauchen, wo sie im allgemeinen 
nach Süden einfallen und unmittelbar von rotbraunen Crinoidenkalken 
der Klausschichten überdeckt werden (siehe Taf. I, Fig. 1). Das 
nasenförmig gegen den Rödschitzbach vorspringende Ostende jenes 
Rückens zeigt eine Reihe von mit treppenförmigen Absitzern verbun- 
denen Querstörungen, welche offenbar schon unter dem Einfluß der 
Transversallinie des Salzatales stehen. Über dem Krautmoos westlich 
vom Hartlskogel 10350 m fand sich. in den hier lokal westlich ein- 
fallenden, rotbraunen, geflaserten, Durchschnitte großer Ammoniten so- 
wie ausgewitterte Belemnitenkeulen führenden Klauskalken auch 


Posidonomya cf. alpina Gras. 


Hier besteht sonach wieder eine mindestens den Hierlatzkalk und die 
Liasfleckenmergel umfassende Primärlücke der Schichtfolge in einer 
und derselben tektonischen Zone. Auch nördlich von Obersdorf liegen 
über dem Dachsteinkalk braune Crinoidenkalke und dann jene schwarzen, 
oberjurassischen Kieselkalke und Mergel, die sich über den Teltschen- 
graben noch auf den isolierten Hügel 1055 m am Rande des Salza- 
tales fortsetzen. 


Daß an dieser Uberschiebung der Rötelsteintrias über dem 
Sockel aus Dachsteinkalk wieder ein Streifen von Gosauschichten er- 
scheint, spricht für eine nachsenone Bewegung. Im Teltschengraben 
unterhalb der gleichnamigen Alpe stehen auf beiden Grabenseiten 
Gosauschichten an, zum Teil in Form bunter Kalkkonglomerate. Der 
Rödschitzbach, der aus jenem Graben abläuft, führt als Gerölle aus 
mergeligen Schichten ausgewaschene Actaeonellengehäuse, Hippuriten- 
hörner und Korallenstücke, welche entlang des Bachlaufes in wasser- 
armen Zeiten gesammelt werden können. Eine anstehende Riffkalk- 
barre trennt die Gosau der Teltschen von jener der Weißenbachalpe, 
die sich gegen Aussee durch jenes Tal hinabzieht und mit den Gosau- 
schichten der Rotten Weißenbach und Angern an der alten Straße nach 
Kainisch zusammenhängen dürfte, wenn auch oberflächlich ein Berg- 
sturzterrain am Abhang des Rötelsteins den unmittelbaren Kontakt 
unterbricht. Wenn also E. Haug (Bull. Soc. geol. Paris 1912, pag. 126) 
das Fehlen von Gosaueinlagerungen im Ausseer Becken hervorhebt, 
so entspricht dies nicht den Tatsachen. 


[25] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 201 


Die am Nordwestfuße des Rötelsteins nächst der Häuserrotte 
Angern im Ausseer Bezirk auftretenden Gosauschichten bestehen zum 
Teil aus graugrünen Konglomeraten und Sandstein, sie liegen hier 
auf Werfener Schiefer, der sich bis zur alten Poststraße hinab- 
zieht und in den Sumpfwiesen des Radlingpasses von blauen Letten 
des Haselgebirgs? (alte Ziegeleien) begleitet wird. 


B. Gruppe des Zlaimkogels und Türken. 


Zwischen dieser Gruppe und dem Rötelsteingebiet ist als tiefste 
Senke der Weißenbachsattel eingeschnitten. Ziemlich ausgebreitete 
Gosaubildungen verhüllen die Grenzregion im Bereich der sich über- 
schneidenden Bachläufe des Weißenbachs und der Teltschen. Die 
schon Peters!) und Stur?) bekannten, aus Konglomerat, Mergel und 
Sandstein bestehenden, im allgemeinen südlich einfallenden Gosau- 
schichten des Ausseer Weißenbaches ziehen sich durch jenes Tal 
östlich über die gleichnamige Alm bis in die Mulde der Zlaimalpe 
empor und werden hier durch einen Riegel aus triadischem Riffkalk 
von den oben erwähnten Gosauablagerungen des Teltschengrabens, 
die sich südlich bis gegen Obersdorf verfolgen lassen, räumlich ge- 
schieden. 

Durch die letzte Aufnahme wurde noch eine Reihe weiterer 
Denudationsreste der transgredierenden Oberkreide festgelegt, wo- 
durch das Bild ihrer einstigen Ausdehnung vervollständigt werden 
konnte. Solche Reste finden sich unterhalb der ausgedehnteren Gosau- 
einlagerung im Weißenbachgraben; am Westfuß des Rötelsteins in der 
Gemeinde Angern über der alten Poststraße, oben anf dem Rücken 
des Zlaimkogels, westlich unter dem Auermahdsattel und am Lacken- 
kogel südlich von Gößl am Grundlisee. Weitere Gosauvorkommen 
fanden sich im Salzatal unterhalb der Schneckenalpe und auf der 
Salzeralpe (Birgmoos). Es ergibt dies eine weite Verbreitung zwischen 
Aussee, Grundlsee und dem Salzatal, insbesondere in dem engeren 
Gebiet, das hier speziell behandelt wird und es zeigt sich auch hier 
wieder die bekannte Abhängigkeit der Gosau von den längs alten Stö- 
rungen zutage tretenden Werfener Schichten. Im Weißenbachgraben 
tritt außer Gosau auch blauer Haselgebirgsletten zutage ; ich fand den- 
selben in einem Einschnitt des Alpenweges aufgeschlossen noch unter- 
halb der Brücke, über die man weiter oben auf das rechte Ufer gelangt. 

Offenbar waren es bis auf den Werfener Untergrund hinabreichende, 
mittelkretazische Hohlformen, in welche das Gosaumeer eindrang und 
seine mit fluviatilen und limnischen Bildungen verbundenen Straten 
hinterließ. Wenn dann spätere gebirgsbildende Vorgänge die Tendenz 
zeigen mußten, jene Unterbrechungen wieder zu schließen, so begreift 
man, daß die in den Gründen eingelagerten Gosauschichten von nach- 
drängenden Beckenrändern oft überfaltet und überschoben wurden 


!) K. Peters, Beitrag zur Kenntnis der Lagerungsverhältnisse der oberen 
Kreideschichten der Aipen. Abhandl. d.k.k. geol. R.-A., Bd. I, Wien 1852, pag. 1. 
2) D. Stur, Geologie der Steiermark pag. 498 sowie die Fossilientabellen 
auf pag. 505—507. 
Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (G. Geyer.) 36 


202 Georg Geyer. [26] 


und uns heute bloß streifenförmig entlang jener Dislokationen zu 
Gesicht kommen. Dazu bedarf es nicht erst der Vorstellung aus un- 
bekannten Fernen hergeleiteter Decken. Es genügt vielmehr die An- 
nahme, daß einzelne Schollen der im Ganzen gestauten Massen, nach 
der Richtung des geringsten Widerstandes ausweichend, jene Hohl- 
formen überbrückt haben mögen. Dieser Gedankengang wurde jüngst 
wieder von E. Spengler (Untersuchungen über die tektonische 
Stellung der Gosauschichten, II. Teil, Sitzungsber. d. kais. Akad. d. 
Wiss., Bd. CXXII, 1914) angeregt. 

Die Antiklinale des Auermahdsattels bildet einen 
wesentlichen Zug im Bau des Gebirges südlich vom Grundlsee. Durch 
diesen Sattel wird der nördlich gegen den See vorspringende isolierte 
Ressen (1233 m) mit dem langen Zuge der Zlaimkögel und des Türken 
verbunden. Durch den Sattel zieht eine Aufbruchszone von 
mit Werfener Schichten verbundenem Haselgebirge und Gips, 
welche vom Gehänge am Südufer des Grundlsees über jenen breiten 
Sattel bis in die Gegend von Wienern am oberen See-Ende hinüber- 
streicht und dann noch weiter über den Berglsattel bis in das Salza- 
tal verfolgt werden kann. Dieser Aufbruch trennt die weißen und 
roten, hellen Hallstätter Kalke des Ressen von einer ganz abweichen- 
den Serie am Abhang des Zlaimkogels, bestehend aus dünnplattigen 
meist dunklen und Hornstein führenden norischen Kalken im Wechsel 
mit grauen Schiefermergeln und starken Dolomitbänken (Taf. II, 
Fig. 1). 

Man darf hier aber nur ganz im allgemeinen von einer Anti- 
klinale sprechen, da weder die vermutlich großenteils karnischen 
hellen, rotweißen Kalke des Ressen noch die dunklen norischen Kalke, 
Mergel und Dolomite des Zlaimkogels zu dem Haselgebirge in nor- 
malem Verband stehen, ja die letzteren zeigen schon durch ihr nörd- 
lich gegen den Sattel gerichtetes Finfallen ihre stratigraphische Un- 
abhängigkeit von dem Liegendkern der Antiklinale. Es liegt eben ein 
typischer Salinaraufbruch vor, welcher .eine Aufgellung von Hasel- 
gebirge in einer antiklinalen Berstung der Obertrias darstellt. 

Im Haselgebirge und an den Störungsrändern eingeklemmte 
Gosauschichten und Jurakalke komplizieren noch den Bau dieser 
gestörten Region. 

Das Haselgevirge läßt sich aus der Gegend von Dachssteinwald 
(südlich gegenüber Schraml und etwa 250 m über dem Seespiegel) 
auf der waldigen Nordabdachung des Zlaimkogels über den Auer- 
mahdsattel hinweg und jenseits durch den Arzbachgraben bis über die 
Gehöfte Wienern am oberen See-Ende verfolgen, allerdings vielfach 
verdeckt durch auflagernde Moräne. In dem etwa bei H. von Hoher 
Zlaimkogel der Spezialkarte nördlich abfallenden seichten Graben hat 
eine Abrutschung der Moränendecke das Haselgebirge bloßgelegt. Es 
zeigt sich hier im sogenannten Dachssteinwald über der Holzabfuhr- 
straße blaugrauer und rotbrauner Haselgebirgston spärlich in Ver- 
bindung mit in kleinen Blättehen zerfallenden roten glimmerigen oder 
tonigen Werfener Schiefern. Reichlich erscheinen dagegen weißer 
oder rosenroter Gips sowie einzelne Brocken von ziegelrotem Poly- 
halit. Dünnplattige kieselige Fleckenmergel, die man lose über dem 


[27] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 203 


rutschenden Haselgebirgsboden findet, stimmen genau überein mit dem 
von den Salzbergleuten gewöhnlich als Zlambachmergel bezeichneten 
wasserundurchlässigen rauhen Hüllschichten: der alpinen Salztonlager, 
es sind dies gelbgraue, rauh anzufühlende, weil stark kieselige, plattige 
Fleckenmergel in 4—6 cm starken ebenflächigen Platten. Entlang des 
Zugweges weiter ansteigend beobachtet man auch östlich der Ab- 
rutschung wiederholt unter der oberflächlichen Moränenlage kleine 
Aufschlüsse von bläulichem oder bräunlichen Haselgebirgston oder von 
kupferrotem, entweder glimmerigen oder auch tonigen Blättchenschiefer. 
Unter dem Wege liegt eine Holzknechthütte, die Steirerwald -Sölde. 
Hier treten am Zlaimkogelhang graue Mergelschiefer und Platten- 
mergel der Zlambachschichten zutage. 

Unter der Sölde aber, im Walde, der sich bis auf die Wiesen 
von Au hinabsenkt, stehen rote Werfener Schiefer an, also bereits 
das Liegende des Haselgebirges. Der Zugweg führt nun unter den 
„Strichen“, steilen felsigen Runsen des Weißenbachkogels, durch und 
hier findet man in zahlreichen abgestürzten Blöcken wahre Luma- 
chellen aus größeren Exemplaren von 


Halorella pedata Br. sp. 


Auch anstehend kommen solche norische Halorellenkalke vor, 
und zwar eng verbunden mit einem auffallenden, scheckigen Kon- 
slomerat aus lichten Kalkgeröllen in einem dunklen tonigmerge- 
ligen Zement. Der gelblich- oder grünlichweiße Kalk jener hellen 
Gerölle ist dicht, kieselig und zeigt große Ahnlichkeit mit den 
norischen Kalken von Maria-Kumitz und Schwanegg bei Mitterndorf 
(vgl. pag. [12]), worin Monotis salinaria Br. gefunden wurde. In 
derselben Gegend finden sich auch abgestürzte Blöcke eines dick- 
plattigen, weißen Kalks mit dunklen Hornsteinknollen, ein Gestein, 
das völlig dem obernorischen Pötschenkalk der Ausseer Gegend 
entspricht. 

Der Zugweg führt nun sanft ansteigend weiter gegen den Be- 
ginn des zur Linken eingeschnittenen Auermahdgrabens. In einer mit 
Erlengebüsch verwachsenen Abrutschung bemerkt man unter der 
Moräne wieder blauen Haselgebirgston mit eingeschlossenen roten 
Gipsplatten. Bald darauf zeigt sich im Hochwald südlich über dem 
Zugweg stark verstürzter grauroter Hallstätter Kalk. Weiterhin 
erscheinen wiederholt in Wegeinschnitten Haselgebirge mit roten Wer- 
fener Schiefern verbunden, aber auch rote Kieselschiefer, von dislo- 
zierten Partien jurassischer Radiolarite herrührend, welche da und dort 
als eingesunkene Schollen in diesem Salztonzuge beobachtet wurden. 

Auf der Höhe des Auermahdsattels selbst finden sich im 
Walde zahlreiche tiefe Gipstrichter und im östlich davon absinkenden 
Arzberggraben zeigen sich Abrutschungen von Haselgebirge, Gips und 
gelber Rauchwacke. Der am Nordfuß des Grasberges gegen Wienern 
vorspringende niedere Rücken des Arzbergwaldes besteht auf 
seinen Abhängen gegen Wienern durchaus aus Haselgebirge und Gips, 
der in zahllosen Trichtern und Schloten ansteht und in weißen Wänden 
gegen Wienern abfällt. Auch am Fuße des Ressen oberhalb Wienern 
wurde anstehender Gips beobachtet. Am Rücken des Arzbergwaldes 


26* 


204 Georg Geyer. [28] 


scheinen das unmittelbare Dach des Haselgebirges wieder dünnplattig 
und ebenflächig brechende, blaugraue, oft dunkel gefleckte, kieselige 
und daher rauhe Mergel zu bilden im Verein mit lichtgrauen, dünn- 
schichtigen, dünne schwarze Hornsteinleisten einschließenden Flecken- 
kalken und schwarzen, weißgeäderten Kalkschiefern in der Ausbildung 
der Reichenhaller Kalke. Vom Auermahdsattel stammen die durch 
©. v. John!) beschriebenen Findlinge dunkelgrüner Diabase und 
Diabasporphyrite, während E. Kittl°) basische Eruptiv- 
gesteine auch anstehend vom Nordabhang des Arzbergwaldes 
erwähnt. Ich selbst konnte diese Eruptivgesteine in anstehenden Auf- 
schlüssen nicht wieder finden. Sicherlich entsprechen dieselben den 
basischen Ganggesteinen des Hallstätter Salzberges. 

Wie Ch. Lebling?°) vermutet, besitzen diese Diabasporphyrite, 
welche nach Reiser auch in der Gosaukreide und im Flysch des 
Allgäues aufsetzen, wohl ein ziemlich junges Alter. 

In Begleitung des Haselgebirgsaufbruches, der sich über den 
Auermahdsattel hinzieht, wurden mehrfach Gosauschichten be- 
obachtet; so am Südwestabhang des Ressen, wo sich von Au am 
Grundlse gegen den Auermahdsattel zwischen den Hallstätter 
Kalken des Ressen und dem Haselgebirge anstehende bunte, rote 
Kalkbreccien hinaufziehen. Hier wäre noch mehrerer durch ihre eigen- 
tümliche Position in Berührung mit Haselgebirge ausgezeichneter, an 
die in den verschiedenen Salzbergen bekannten, eingesunkenen Massen 
erinnernde Juravorkommen zu gedenken, welche den Salztonzug 
des Auermahdsattels begleiten. So findet sich im Walde westlich unter 
den Auermahdwiesen (nahe unterhalb der dort angesetzten Bohrung 
auf Salzton) mitten im Haselgebirge ein bis auf die Wiesen von Au 
hinabreichender und dort am Auermahdbach entblößter Rücken von 
rotem Radiolarit in Verbindung mit roten oder braunen Crinoiden- 
kalken, deren jJurassisches Alter durch Belemnitenfunde sichergestellt 
worden ist. Partien solcher roter Radiolarite konnte ich auch am 
Südrande des Haselgebirgszuges von Auermahd nachweisen, nämlich 
südlich von der Sattelhöhe selbst und dann (westlich) anschließend 
an die Haselgebirgsrutschung oberhalb des Zugweges im Dachsstein- 
wald. Die Jurakalke stehen hier unmittelbar im Kontakt mit Gips 
und Haselgebirge und können wohl nur als eingesunkene Schollenstücke 
betrachtet werden. 

In den Abrutschungen der Auermahdwiesen erscheinen graue, 
zum Teil gelblich oder rostbraun verwitternde, ähnlich wie Gosau- 
gesteine aussehende Mergel. Damit in Verbindung stehen jedoch dünn- 
blättrige, schwarze Mergelschiefer von triadischem Habitus. Auch 
E. v. Mojsisovics hatte hier bereits Zlambachschichten aus- 
geschieden. Leider konnten keine entscheidenden Fossilien gefunden 
werden. Als Zlambachschichten wurden auch die rauhen, kiese- 


CC, v. John, Über Eruptivgesteine aus dem Salzkammergut. Jahrb. d. 
k. k. geol. R.-A. 49. Bd., pag. 255. 

?) E. Kitt], Exkursionsführer des IX. int. Geologenkongresses zu Wien 1903, 
pag. 86. 

®) Ch. Lebling, Neues Jahrb. f. Mineralogie etc. Stuttgart 1911, Beilage- 
band XXXI, pag. 539. 


[29] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 205 


ligen Fleckenmergel sowie die ebenflächig-dünnplattigen Kalkschiefer 
und Hornsteinkalke ausgeschieden, welche am Arzbergwald süd- 
lich Wienern das gipsführende Haselgebirge unmittelbar zu überlagern 
scheinen (siehe Textfigur 1). 


In den meisten Salzbergen der Gegend, so in Alt-Aussee, er- 
scheinen ähnliche Mergel als das vor Auslaugung schützende Dach 
des Haselgebirges zwischen dem letzteren und den darüber folgenden, 
zum Teil karnischen Hallstätter Kalken. Es ist jedoch die Frage, ob 
all dasjenige, das hier schon als „Zlambachschichten“ bezeichnet wurde, 
auch wirklich norischen Alters ist? 


Über Anraten des Verfassers wurde die Gegend des Auermahd- 
sattels, welche übrigens schon von E. v. Mojsisovics auf Grund 
des Auftretens von Gips und Soolquellen als Salzdistrikt bezeichnet 
worden war (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., XIX. Bd., 1869, pag. 155) 
als für eine vom hohen Finanzärar geplante Schurfbohrung auf 
Salzton günstige Region namhaft gemacht!). Nachdem von den 
Herren Oberbergrat K. Schraml (Linz) und Bergrat A. Krempl 
(Aussee) ein geeigneter Bohrpunkt im Walde westlich unterhalb des 
Sattels ausfindig gemacht worden war, wurde die Bohrung selbst im 
Spätherbst 1913 eingeleitet, mußte im Winter unterbrochen werden 
und wurde im Frühjahre 1914 neu aufgenommen. Die kriegerischen 
Ereignisse, das heißt Einberufungen der Bohrmannschaft, führten im Juli 
1914 zur vorläufigen Einstellung der bis 87 m Teufe niedergebrachten, 
in reinem bläulichen kristallinischen Anhydrit stecken gebliebenen 
Bohrung. Eine von den genannten Herren mit dem Verfasser als 
geologischen Sachverständigen im Juli 1914 abgehaltene kommissionelle 
Besichtigung führte zu dem Vorschlage, diese Bohrung seinerzeit 
weiterzuführen, da die Konstatierung einer an 27 m mächtigen Anhydrit- 
decke im Zusammenhalt mit dem geologischen Befund der Umgebung 
und anderer örtlicher Verhältnisse dazu einlade. 


Wie sich aus den von. Herrn Bergrat A. Krempl| freundlichst 
zur Verfügung gestellten Daten des Bohrjournals und einigen Bohr- 
mehlproben ergibt, wurden unterhalb 22 m rotem und blauem Ver- 
witterungslehm eine Wechsellagerung von Kalklagen mit 
blauem Ton (wahrscheinlich verwitterten blaugrauen Schiefermer- 
geln) beobachtet, welche nach unten bis 25 m Tiefe reichte und 
dort bereits Gips führend auftrat. Anscheinend überwiegen in den 
oberen Lagen die kalkigen Bänke, während nach abwärts die Mergel- 
schiefer zunehmen. Darunter folgte von 25—26 m Haselgebirge 
mit Gips, unter welchem 8:5 m dunkle Mergel mit weißen Kalk- 
schnüren getroffen wurden, die auch sonst innerhalb des Haselgebirgs 
oft vorkommen. Tatsächlich gibt das Bohrjournal von 345 bis 357 m 
abermals 1'2 m Haselgebirge an. Es folgen 248 m Mergelkalk 
mit nach unten zunehmendem Gips und von 60'5 m bis 87 m der 
erwähnte reine Anhydrit, welcher bis zur dermaligen Bohrsohle 
hinabreicht. 


!) Vgl. hierüber auch den Vortragsbericht des Verfassers in den Mitt. d. 
k. k. Geol. Ges., Wien 1914, Bd. VII, Heft 3 u. 4, pag. 322. 


206 Georg Geyer. [30] 


Wenn man die Lage der obertags anstehenden grauen Zlam- 
bachmergelschiefer sowie Gipsmergel und Gipse des Auermahdsattels 
berücksichtigt, so stellt sich ein deutlicher Zusammenhang mit dem 
Bohrprofil heraus. Der Gips der Sattelregion geht in einer gewissen 
Teufe, bis zu der die Tagwässer nicht mehr einzudringen vermochten, 
offenbar in Anhydrit über. 

Da die Herren Salinisten erfahrungsgemäß vermuten, daß unter 
dem Anhydrithut gesalzene Haselgebirgstone — wenn solche Tone 
hier überhaupt vorhanden sind — liegen, anderseits der Geologe das 
reichliche Auftreten von Haselgebirge in der näheren Umgebung nach- 
zuweisen vermochte, so bestünde die Hoffnung, daß eine Tieferbringung 
der Bohrung Salzgebirge erschliessen wird. Freilich wäre dann der 
perzentuelle Gehalt und die Ausdehnung des Salztones noch festzu- 
stellen, ehe an die Verlaugung des durch seine Höhenlage und ver- 
möge seiner geschützten Stellung hinter dem Kalkklotz des Ressen 
günstig situierten Vorkommens geschritten werden könnte. 

Den Nordflügel des Auermahdsattels bilden die weißen und 
roten, meist nördlich einfallenden, auf der Westkante jedoch steil 
zurückgebogenen, hauptsächlich wohl karnischen Hallstätter Kalke des 
segen den Grundlsee vorspringenden Ressen oder Reschenhorns 
(1235 m). 

In der westlichen Fortsetzung dieser, wie oben erwähnt, an 
ihrem Fuße von bunten Kalkbreceien der Gosau verhüllten, weißen 
und roten Hallstätter Kalke treten westlich von Au am Ufer des 
Grundlsees noch mehrere Kuppen von hellen, meist rot gefärbten 
Hallstätter Kalken zutage. Dazu gehört auch der hinter Archkogel 
gegen die Villa Jurie abfallende, bewaldete Sattelkogel, wo 
die roten Kalke auch Ammonitenreste geliefert haben. E. v. Mojsi- 
sovics führt von dort in seinen hinterlassenen Notizen an: 


Plaeites sp. 
Stenarcestes sp. 
Phylloceras sp. 


und bezeichnet die roten Cephalopodenkalke des Sattelkogels als 
norisch. Das Verhältnis dieser Kalke zu ihrem nirgends aufge- 
schlossenen, meist mit Moräne bedeckten Untergrunde ist unklar; es 
scheint, daß Dolomit die Basis des Kalkes bildet. Die alte Karte aber 
verzeichnet in der „Au* am südlichen Seeufer Zlambachschichten, 
anscheinend im Liegenden der Hallstätter Kalke. 

Weit komplizierter und in fazieller Hinsicht reicher gegliedert 
zeigt sich der an das Haselgebirge des Auermahd südlich angelehnte 
Flügel des Zlaimkogels und Grasbergs. Die Schichtfolge dieser 
Flanke läßt sich am besten entlang des bereits oben erwähnten, vom 
Auermahdsattel am Färberkogel (1375 m) vorbei gegen die Grasberg- 
alpe aufsteigenden, auf der Karte allerdings nicht eingetragenen Zug- 
weges verfolgen (Taf. II, Fig. 1). 

Aus dem mit roten Schiefern und gelben Rauchwacken ver- 
bundenen Haselgebirge der Sattelregion gelangt man unvermittelt in 
steil südlich einfallende, dünnbankige graue Kalke mit dunklen Horn- 
steinknollen, dann in eine Dolomitbank, in dünnplattige dichte tonige 


[31] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 207 


graue Kalke mit Kalkschieferlagen ähnlich dem Aonschiefer, in dunkle 
Mergelschiefer mit dünnen Kalkschichten, hinter welchen noch ein- 
mal plattige, dunkle Hornsteinknollen führende Kalke durchziehen 
dürften. Das Einfallen hat sich mittlerweile in steiles Nordfallen ge- 
wendet; hier steht über dem Zugweg die neue Holzknechtkaserne. 
Von dieser Höhe an führen alle Gräben reichlich Schutt eines grün- 
lichgrauen, rostbraun anwitternden, feinkörnigen Quarzsandsteins mit 
zarten Glimmerschüppchen, ein Gestein, das völlig mit dem herr- 
schenden Typus des Lunzer Sandsteins übereinstimmt. Tatsäch- 
lich steht weiter oberhalb dieser Sandstein am Fuße der Kalkwände 
an, und zwar in Verbindung mit Cidaritenkeulen und Muschelscherben 
führenden Kalkoolithen der Carditaschichten. 


Fig. 1. 


Jürkav 


Neissenbach 


Arzwald, 
brandlsce 


Go = Gosauschichten. — DK = Hauptdolomit, Dachsteinkalk und Plattenkalk. 
— Z = Zlambachschichten. — P = Pedatakalk. -- D — Norischer Dolomit. — 
L = Carditaschichten. — RD — Ramsaudolomit. — Ha — Haselgebirge. 


Steigt man aber vom Auermahdsattel entlang einer Rippe direkt 
südlich empor, so zeigt sich über dem Dolinen bildenden Hasel- 
gebirge, in dessen Bereich bunte Blöcke von Gosaukonglomerat und 
rotem Juraradiolarit verstreut liegen, zunächst nordwestlich einfallen- 
der, grauer splitteriger Kalk in undeutlichen Bänken, wahrscheinlich 
Hallstätter Kalk und darunter einschießend dünnplattige, etwas 
knollige blaugraue Kalke mit schwärzlichen Hornsteinknauern, etwa 
wieder unter 50° nach Nordwesten einfallend. Noch höher oben ziehen 
abermals dunkle Mergelschiefer durch eine Einsattlung dieser Seiten- 
rippe. Nun folgen unter dem Zlaimkogel lichtgraue Plattenkalke mit 
dunklen Hornsteinknollen vom Aussehen des Pötschenkalks, dunkle 
Kieselkalke voller Halorellen, die sicher den Pedatakalken 
des Pötschenprofils bei Aussee entsprechen. Ferner ein sehr charak- 


208 Georg Geyer. [32] 


teristischer konglomeratischer oder Breccienkalk bestehend 
aus hellen, gelblich- oder grünlichweißen, durch ein dunkles Zement 
verkitteter Kalkbrocken, sowie endlich blauer kieselreicher Flecken- 
mergel. Unter diesen zweifellos norischen, dem Pötschenkalk, 
Pedatakalk und den Zlambachschichten entsprechenden, in 
der Regel dünnplaitigen, dunkel gefärbten, Hornstein führenden Kalken 
erscheinen über dem Zugweg am Steilhang rote und rötlichgraue Hall- 
stätter Kalke vermutlich karnischen Alters (vgl. pag. [27]). Ein weiteres 
Vorkommen roter, karnischer Hallstätter Kalke findet sich ganz oben 
am Rücken des Hohen Zlaimkogels, und zwar auf dessen Westschulter 
über die ein Steig zur Weißenbachalpe hinüberführt. (Westl. P. 1501 
d. Sp.-K.) Es. sind rote und mitunter gelb gebänderte und dadurch an 
den karnischen Raschbergmarmor des Sandlingstockes erinnernde 
Kalke, welche hier, mit Riffkalk verschweißt, die Basis des Dachstein- 
kalks vom Hohen Zlaimkogel darstellen. Ihr Verhältnis zu den nörd- 
lich tiefer unten am Zlaimkogelhang anstehenden Pedatakalken ist 
unklar. 
An folgenden Stellen dieses Gebirgszuges wurden von mir 
Pedatakalke, und zwar teils anstehend, teils abgestürzt aus sicher 
benachbarten Regionen bisher nachgewiesen: 

Nördlich unter dem Kamm des Hohen Zlaimkogels (1501). Unter 
den Nordwänden des Weißenbach(Wiesenbach)kogels. Am Nordfuß 
des Grasberges im Arzbergwald, wo neben großen Halorellen in weiß- 
grauen Kalken auch an Dimerella Gümb. erinnernde, kleine, hoch- 
gewölbte, zartrippige Formen gefunden wurden. Neben den grob- 
rippigen zeigen sich aber stets auch glatte oder nur wellig gerippte 
Varietäten dieser vielgestaltigen Sippe. Unter den als „Striche“ 
bekannten Runsen des Zlaimkogels findet man Blöcke von Halorellen- 
kalken entlang des oft erwähnten Zugweges verstreut, an einer 
Stelle auch anstehend, und zwar hier eng verwachsen mit dem fleckigen 
Konglomerat, das sich durch gelbweiße Gerölle in einer blaugrauen, 
tonigen Grundmasse auszeichnet. 

Weitere Funde von Halorellen liegen, wie später gezeigt werden 
soll, noch bei der Schneckenalpe und Bauernalpe im Salzatal vor und 
zeigen den Verlauf dieses norischen Zuges an. 

Diese ganze, steilgestelite, zumeist nördlich einfallende Schicht- 
folge streicht über den Grasberg hinweg. Das vom Grasberg 
über die Grasbergalpe zum Türken gelegte, nordsüd- 
lich verlaufende Querprofilbietet wichtige Aufschlüsse 
über den Zusammenhang der triadischen Schichtfolge. 
(Vgl. Textfigur 1.) 

Unter den dünnplattigen, meist dunkelgrauen, Hornsteinknollen 
führenden Kalken des Grasberges liegen nördlich einfallend im 
Sattel nächst der Grasbergalpe graue, dünnblättrige Mergelschiefer 
mit spärlichen, festeren gelben Mergelplatten, worauf ausgewitterte 
Muschelscherben sichtbar werden. Diese Mergel wurden als Zlam- 
bachschichten ausgeschieden. Darunter lagern wieder, eine flache 
Kuppe dieses Seitenrückens bildend, dunkle, dünnplattige Kalke 
mit seltenen Hornsteinausscheidungen. Im Liegenden der letzteren 
erscheinen endlich auf der westlichen Abdachung dunkle Mergel- 


[33] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 909 


schiefer im Wechsel mit Bänken von Lunzer Sandstein, welche 
auf diesem über den Eiblschlag bis zur oben erwähnten Holzknecht- 
kaserne hinabreichenden Abhang sicher anstehen und hier noch von 
bezeichnenden Carditaoolithen mit keulenförmigen Cidarisstacheln 
begleitet werden. 

Unmittelbar südlich von diesem Sandsteinzug ragt der aus 
Dolomit, Plattenkalk und Dachsteinkalk bestehende Hauptrücken des 
Türken und Zlaimkogels empor, so daß es den Anschein hat, als ob 
die gegen Norden hin von norischen Pedatamergeln und Kalken über- 
lagerten karnischen Lunzer Schichten anderseits hier im Süden unter 
norischem Hauptdolomit und Dachsteinkalk untertauchen würden. Es 
grenzt sonach hier die Hallstätter Entwicklung hart an die voralpine 
an, welche von Süden her über die erstere aufgeschoben scheint. 

Wie die Verknüpfung des karnischen Lunzer Sandsteins mit den 
norischen Kalken und Mergelschiefern der Grasbergalpe erweist und 
wie auch die Lage der entlang der Türkenwand hinziehenden Über- 
schiebungsfläche zeigt, kann es sich jedoch hier bloß um eine geringe 
Horizontalverschiebung handeln, um welche die Türkenplatte über der 
Grasbergscholle aufgeritten ist. 

Dabei zeigen die Kalke und Dolomite der Türkennordwand 
eine deutliche Faltenstirn. Es sind teils geschichtete Dolomite, teils 
jene oberflächlich gitterförmig gefurchten dolomitischen Kalke, welche 
dem Plattenkalk entsprechen, teils endlich dickbankige Korallenkalke 
mit Lithodendronstöcken. 

Nördlich unter dem Weißenbachkogel (1646 m) erscheint als 
Liegendes der Türkenkalke Dolomit (Hauptdolomit?). In der Nähe 
findet man große Sturzblöcke eines rostbraun anwitternden Breccien- 
kalks, welcher den Carditaschichten entspricht, denn gleich unter ihm 
stehen schon Lunzer Schichten an, die als das Liegende der nord- 
wärts einfallenden Pedatakalke und Zlambachschichten aufgefaßt 
wurden (siehe Textfigur 1). 

Wenn man erwägt, daß die Dachsteinkalke des Türken auf 
dessen Südostabdachung gegen Kochalmbauer nicht durch Lunzer Sand- 
stein, sondern durch eine massige Riffkalkplatte vom liegenden 
Ramsaudolomit geschieden werden, so kann angenommen werden, dab 
jene Lunzer Schichten der Nordseite der Grasbergscholle angehören. 
Im Eiblschlag SW unter der Grasbergalpe folgen tatsächlich im Liee- 
senden der schwarzen, norischen Plattenkalke echte Lunzer Sand- 
steine. Immerhin ist es nicht ausgeschlossen, daß solche Sandsteine 
auch unter dem Hauptdolomit des Weißenbachkogels tauchen und dab 
die hier vorliegende Überschiebung bloß eine Verkürzung jener Zone 
bewirkte, innerhalb deren sich der Faziesübergang vollzog, bei welchem 
die Lunzer Fazies durch die ihr zeitlich äquivalente Riffkalkbildung 
abgelöst wurde. 

Auf dem Sattel der Schlaipfenalpe am Nordfuß des Türken 
erreicht der Lunzer Sandstein zwischen dem gefalteten Platten- 
kalk jenes Gipfels und einem weißen, sandigen, massigen, ganz mit 
Ramsaudolomit übereinstimmenden Dolomit des vorgeschobenen Hasen- 
kogels (1375 m) eine auffallende Mächtigkeit. 

Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (G. Geyer.) 27 


310 Georg Geyer. [34] 


Oberhalb der tiefer gelegenen Schneckenalpe zeigen sich 
am Abhang des Hasenkogels, südlich einfallend und wohl überkippt, 
dünnschichtige Mergelkalke und aschgraue Mergelschiefer. Die Kalke 
sind oft als plattige Breccienkalke ausgebildet und tragen auf den 
Schichtflächen an Rhyzokorallien erinnernde Wülste. Sie führen neben 
großen Cidaritenstacheln aus honiggelbem Spat Crinoidenstiele und 
angewitterte Korallen, wie es scheint Thekosmilien. Diese Schichten 
sind wohl als Zlambachschichten anzusprechen und die weiter 
nördlich gegen den Berglsattel scheinbar darunter liegenden Dolomite 
als Hauptdolomit. 

Südlich dieses über den Alphütten entblößten Aufschlusses stehen 
im Walde schwarze Reingrabener Schiefer und Lunzer Sand- 
stein an, als ob sie im Hangenden des ersteren folgten. 

Zwischen diesen Lunzer Schichten und jenen der Schlaipfen- 
alpe schließt der Alpensteig den weißen, grusigen Ramsaudolomit auf, 
der sonach die beiden Sandsteinzüge zu trennen scheint. Nach meiner 
Auffassung bildet der Hasenkogel eine überkippte Schichtfolge von 
Ramsaudolomit, Lunzer Schichten, Zlambachschichten und Haupt- 
dolomit, von denen der letztere zutiefst liegt und an den Bergl- 
sattel grenzt. Die Wiederholung der Lunzer Schichten oben auf der 
Schlaipfenalpe dürfte schon dem normalliegenden Südflügel dieser 
Antiklinale von Ramsaudolomit angehören. 

Der fragliche, oberhaib der Schneckenalpe entblößte Komplex 
dünnbankiger Breccienkalke und aschgrauer Mergel setzt sich ab- 
wärts nach Südosten fort in den Schlaipfengraben und noch auf dessen 
jenseitige südliche Lehne weiter. Bevor der aus dem Salzatal herauf- 
kommende markierte Steig jenen Graben erreicht, zeigt sich an der 
Südlehne neben dem Wege ein kleiner Aufschluß heller Kalke. Es 
sind weißgraue, rostig gefleckte, etwas brecciöse Kalke mit Crinoiden- 
stielgliedern oder auch graue Kalklumachellen voller Muschelscherben, 
wie in den Kössener Kalken. Die rostrot gefleckten, weißgrauen 
Kalke dagegen erinnern an Starhemberger Kalke Niederöster- 
reichs. In den ziemlich fossilreichen Kalken fanden sich u. a. 


Spiriferina uncinata Schafh. 
5 Koessenensis Zugm. ähnlich wie vom 

Kitzberg bei Waldegge. 

Spirigera oxycolpus Em.? Ein faseriges Schalen- 
bruchstück. 

Koninckina austriaca Bittn. 

Gervillia inflata Schafh. 

Anomia alpina Winkl. 

Pecten acuteauritus Schafh. 

Lima sp. ähnlich Lima striata Qu. 


Nun findet man, augenscheinlich im Liegenden dieser Rhät- 
kalke, weiter gegen den nahen Schlaipfenbach am gleichen süd- 
lichen Gehänge dunkle, dünnplattige Breccienkalke mit Cidarisstacheln 
und ausgewitterten Asten von T’hecosmilia sp., hier aber außerdem 
noch mit spärlichen Schalen von 


Halorella pedata Br. sp. 


[35] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 211 


Es sind dies also wieder jene norischen Kalke, Korallenkalke 
der Zlambachschichten, die wir in der Abrutschung am Hang 
oberhalb der Schneckenalpe kennen lernten und welche im Schlaipfen- 
graben bis hier herab streichen. 

Daraus erhellt die theoretische Bedeutung dieser 
Fundstelle, an welcher über Zlambachschichten fossil- 
reiche Kössener Kalke lagern. Durch diesen Fund wird die 
von E. Kittl im Exkursionsführer des IX. internationalen Geologen- 
kongresses zu Wien 1903, pag. 22, aufgeworfene Frage über die Bezie- 
hungen der norischen und der rhätischen Stufe ihrer Lösung näher- 
gebracht. 

Weiter oben, im selben Graben, an dessen südlicher Lehne, 
sieht man wieder die aschgrauen Mergel, dann rostig anwitternde 
Oolithe ähnlich den Carditaoolithen, endlich auch schwärzliche Kalke 
mit honiggelben großen Cidarisstacheln und Hornsteinauswitterungen, 
welche letztere ja für das Noricum des ganzen Grasbergzuges sowohl, 
als auch der Pötschengegend bei Aussee bezeichnend sind. 

Um das Verhältnis der Lunzer Schichten, Zlambachmergel und 
Kössener Kalke auf der Schlaipfen- und Schneckenalpe zu den Dach- 
steinkalken des Türkenzuges richtig aufzufassen, muß auch die 
Schichtenfolge am Südostabhang des Türken in Betracht 
gezogen werden. Hier folgen nördlich einfallend übereinander: Ram- 
saudolomit, eine Rifikalkstufe, endlich Hauptdolomit, Plattenkalk und 
Dachsteinkalk des Türkenkammes; Lunzer Schichten fehlen hier 
und werden offenbar ersetzt durch den karnischen Riffkalk, der 
überall, so wie die karnischen Hallstätter Kalke, die Rolle der Lunz- 
Carditaschichten übernimmt. 

Daraus kann geschlossen werden, daß die, übrigens eine Falten- 
stirn bildenden, Dachsteinkalke am Fuß der Türkennordwand durch 
eine Störung von den Lunzer Sandsteinen und Zlambachschichten des 
Grasberg-Hasenkogelzuges getrennt werden. Die Türkenscholle ist auf 
die Grasbergscholle von Süden aufgeschoben. 

Unterhalb der Schneckenalpe folgt noch eine Dolomitstufe, 
darunter aber verhüllen Gosaumergel und zum Teil auch -Sandsteine 
einen aus Werfener Schiefer und Haselgebirge bestehenden älteren 
Aufbruch, der sich aus dem Grundlseegebiet über den Berglsattel 
bis an die Salza herüberzieht und speziell dem sumpfigen Saugraben- 
wald zum Untergrund dient. Südöstlich unter dem Berglsattel zeigt 
sich in einem Hohlweg braunrotes und graues, glimmerige Schiefer- 
splitter führendes Haselgebirge entblößt. Wir haben hier offenbar das 
Siidostende der Haselgebirgszone von Auermahd- Wienern vor uns, 
welche von den herabgebeugten Dachsteinkalkmassen des Toten 
Gebirges durch den Stoderbruch getrennt wird. 

Der oben geschilderte norische Komplex des Grasberzuges setzt 
über das Salzatal hinweg auf den Nordabhang des Lawinensteins, 
welcher bei Besprechung des Toten Gebirges in einem Anhangskapitel 
„Lawinenstein und Tauplitzalpe* weiter unten besprochen wird. 


he 


2123 Georg Geyer. [36] | 


IV. Totes Gebirge. 


Fast in ihrer ganzen Ausdehnung wird die Nordwestsektion des 
Blattes Liezen vom Hochplateau des Toten Gebirges eingenommen, 
das in einem großen Bogen die vom Grundlsee erfüllte oberste Traun- 
bucht umkreist und mit dem südlich vorgeschobenen Lawinenstein 
und der anschließenden Hochseenterrasse von Tauplitz gegen das 
Mitterndorfer Becken abfällt. 

Wenn auch hinsichtlich der Stratigraphie und dem Bauplan 
dieses Gebietes auf frühere Arbeiten des Verfassers hingewiesen 
werden kann!), so haben doch die neuen Begehungen am Nordabfall 
gegen Offensee, Almsee und Steyrling sowie die jüngsten Unter- 
suchungen der jurassischen Auflagerungen über den Dachsteinkalken 
des Plateaus einige neue Tatsachen ergeben, die hier unter Bezug- 
nahme auf jene älteren Arbeiten registriert werden müssen. 

Die Nordabstürze der im ganzen wohl flachgelagerten, im Detail 
jedoch vielfach gefalteten oder geschuppten und von Querstörungen 
betroffenen Hochfläche zeigen, wie schon mehrmals dargestellt wurde ?), 
nachfolgenden Schichtenbau (vgl. das Profil Taf. II, Fig. 2): 


1. Werfener Schichten. Im Weißeneckgraben westlich 
vom Almsee mit 

2. gipsführendem, blau- oder grüngrauen Haselgebirge, das 
schon auf den älteren Karten eingetragen ist. Ein neues, erst durch die 
letzte Aufnahme bekannt gewordenes Vorkommen im Himmelstein- 
graben SO vom Offensee zeigt gute Aufschlüsse von Hasel- 
gebirge. In dem wild ausgewaschenen Graben stößt an einer Wand 
von Ramsaudolomit, welcher oben von Carditaschichten und Haupt- 
dolomit überlagert wird, blaues und rotbraunes Hasel- und Leber- 
gebirge ab, durchsetzt von Gipsadern und stock- und klumpenförmigen 
Massen von weißem und rosenroten Bändergips. Diese bunten Gips- 
massen sind in der Gegend als Himmelsteine bekannt, geben der 
Ortlichkeit den Namen und werden gelegentlich zu Ziersteinen ver- 
arbeitet. Im engsten Kontakt mit dem Haselgebirge sieht man dort 
auch rote Werfener Schiefer sowie 

3. dünnschichtige schwarze Gutensteiner Kalke und 
-Dolomite, welche gegen den ÖOffensee einfallen und eine gegen 
den Rinnerboden zu vorgelagerte Scholle von 

4. weißem, grusigen schichtungslosen Ramsaudolomit unter- 
teufen. Auch der Sockel der Himmelsteinwand ist Ramsaudolomit. 

5. Carditaschichten, bestehend aus schwarzen Schiefern, 
graugrünem Lunzer Sandstein und rostbraunen Oolithkalken. 

6. dunkelgrauer oder bräunlicher, dünnplattiger, bituminöser 
Hauptdolomit nach oben übergehend in Plattenkalk und dann 
durch Wechsellagerung in 


1) G. Geyer, Über jurassische Ablagerungen auf dem Hochplateau des Toten 
Gebirges in Steiermark. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 34. Bd., 1884, pag. 335. — 
Über die Lagerungsverhältnisse der Hierlatzschichten. Ibid., 36. Bd., 1886, pag. 215. 

en Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1911, Nr. 3, pag. 82, und 1910, Nr. 1u8, 
pag. : 


[37] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 213 


7. Dachsteinkalkbänke mit Megalodonten, die alle Randgipfel 
des Toten Gebirges aufbauen. 


Östlich vom Offensee, durch den Himmelsteingraben und seinen 
Aufbruch von Haselgebirge, schneidet eine Transversalstörung 
quer über das ganze Tote Gebirge ein. Dieselbe reicht über den 
Rinnerboden und Wildensee in den Kessel der Augstwiesen-Alpe und 
von hier über den Hochklopfsattel bis zur Seewiese am Altausseer 
See hinüber. Ihr zufolge greift am Rinnerboden der Hauptdolomit, 
ausnahmsweise südlich streichend und nach Osten fallend, bis auf das 
Hochplateau am Wildensee empor. Aus dem Hauptdolomit entwickelt 
sich nach oben durch wiederholte Wechsellagerung mit gestreiftem 
und gegitterten Plattenkalk ganz allmählich, das heißt ohne bestimmte 
Grenze, der Megalodonten führende Dachsteinkalk, welcher einerseits 
das vorgeschobene Weißhorn, anderseits den aus annähernd horizontal 
gelagertem Dachsteinkalk bestehenden Kegel des Rinnerkogels auf- 
baut. Hier ergaben sich bezüglich des Anschlusses an das westlich 
anstoßende, bereits veröffentlichte Blatt Ischl und Hallstatt insofern 
Widersprüche, als die dort eingezeichneten Rhätkalke und Liasmergel 
gar nicht bis an diese östliche Blattgrenze reichen. Den tatsächlichen 
Verhältnissen gemäß wurde also hier an der Westgrenze des Blattes 
Liezen ausschließlich Dachsteinkalk eingetragen. Beim Zusammenstoß 
der beiden Nachbarblätter ist sonach auf diese Inkongruenz Rücksicht 
zu nehmen. 


Es hat übrigens schon E. v. Mojsisovics selbst (Erläuterungen 
zur geolog. Spezialkarte Blatt Ischl und Hallstatt, Wien 1905, pag. 
32—33) darauf hingewiesen, daß die rhätischen Lumachellen der Hohen 
Schrott gegen Osten auskeilen, so daß der Plattenkalk mit den ihn 
überlagernden Megaloduskalken zu einer untrennbaren Masse (Dach- 
steinkalk) verschmilzt. 


In endlosen Bankreihen schichten sich nun die meist von 
Megalodontenschalen erfüllten Dachsteinkalke übereinander, vom 
Nordrande bis in die leicht eingesenkte Mitte des Plateaus regel- 
mäßig nach ONO streichend und nach SSO flach einfallend. 


Trotz dieser schräg durchsetzenden Streichungsrichtung verläuft 
das Hauptstreichen doch parallel mit der im großen Ganzen von 
Westen nach Osten ziehenden Plateaubreite, da zahlreiche Querver- 
würfe einsetzen, welche die ganze Schichtmasse immer wieder um 
ein Stück verschieben, so daß die Grenze gegen die auflagernden 
Jurakalke wohl treppenförmig abgesetzt erscheint, aber doch im 
Großen von Westen nach Osten zieht. 


In dieser Richtung verläuft auch eine leicht eingesenkte Mulde 
entlang dem ganzen Plateau. Diese Depression wird markiert durch 
die Kessel der Augstwies- und Hennaralpe sowie die Dolinenfolge, 
welche auf der Karte die Bezeichnung „Auf den Wiesen“ trägt und 
sich bis zum Sattel des Ablaßbühels zwischen dem Wilden Gößl und 
dem Hochkogel erstreckt. Von der Plateaunordkante bis in diese 
Depression reicht der flach nach Südsüdost einfallende Dachsteinkalk, 
hier aber erfolgt die Auflagerung der die südliche Plateauhälfte 


214 Georg Geyer. [38] 


bildenden, zum Grundlsee wieder in Felswänden abbrechenden Jura- 
und Plassenkalke. 

Schon an der Auflagerungsgrenze des Jura über dem Dachstein- 
kalk entlang der oben erwähnten Depression zwischen der Hennar- 
alpe und dem Ablaßbühel ergaben die neuen Begehungen eine nicht 
unwesentliche Abweichung von der älteren Aufnahme. Es zeigte 
sich nämlich, daß die weiter südlich, also in der Umgebung des 
Elmsees über den fossilreichen rosenroten Crinoidenbreccien der 
Hierlatzschichten folgenden, seinerzeit von E. v. Mojsisovics und 
mir mit dem Hierlatzkalk zusammengezogenen, rotbraunen, brecciösen 
Flaserkalke hier unmittelbar überdem Dachsteinkalk auf- 
ruhen, während sich noch unweit davon, auf der Höhe zwischen der 
Wildenseealpe und dem Wildensee, lichtroter Liascrinoidenkalk nur 
in Denudationsresten über dem Dachsteinkalk vorfindet. 

Bei der Hennaralpe und weiter östlich über die kleine und 
sroße Wiese bis zum Ablaßbühel liegt also über dem an Megalodonten 
reichen und von roten und gelben Schmitzen durchzogenen Dachstein- 
kalk einige Meter mächtig jener rotbraune, oft ebenfalls crinoiden- 
reiche, meist breceiöse oder knollige und dann auf der ziegelrot an- 
gewitterten Oberfläche dunkelgenetzte Kalk. Da und dort zeigen sich 
in dem braunen Kalk Durchschnitte größerer mit dem Gestein fest 
verwachsener Ammoniten oder auch klobige Belemnitenkeulen. Cha- 
rakteristisch für diesen Kalk ist sein Frzgehalt, der sich in einer 
dunklen Durchäderung der breceiösen Partien oder darin äußert, daß 
die mehr flaserigen Stellen von schwarzen Manganeisenerzkrusten 
durchwoben werden. Uber diesen rotbraunen folgen mitunter wieder 
graue Bänke, ähnlich dem darunterliegenden Dachsteinkalk, so daß 
eine Wechsellagerung vorgetäuscht wird. Meist führen aber die oberen 
Bänke der wie gesagt bloß einige Meter mächtigen, braunen Kalke 
rote Hornsteinlinsen und gehen dann allmählich über in das nächste 
Glied, nämlich in kupferrote oder schwarze Kieselkalke oder -Mergel, 
die Zone der jurassischen Radiolarite, die sich hier auf dem Plateau 
stets in Form grün beraster, langgezogener Oasen inmitten der Kalk- 
steinwüsten scharf abheben. 

Diese Lagerungsverhältnisse sowie die Gesteinsbeschaffenheit 
gestatten eine Gleichstellung der rotbraunen Kalke mit den am Ois- 
berg bei Groß-Hollenstein ebenfalls von Radiolariten bedeckten, fossil- 
reichen Klauskalken, wenn es auch bisher nicht gelingen wollte, 
bestimmbare Reste der überall vorhandenen Cephalopoden herauszu- 
lösen. 

Hier in der Depression zwischen der Hennaralpe und dem Ab- 
laßbühel fehlen also die sonst unverkennbaren, weil stets fossil- 
führenden blaßrötlichen Hierlatzkalke und es liegt der rotbraune 
Klauskalk direkt über den Megalodontenkalken, deren Hangendpartien 
von rot und gelb gebänderten, im weißgrauen Kalk schwimmenden 
Scherben und Schmitzen durchschwärmt werden. 

Ich habe schon einmal diese Scherben als nachträgliche Aus- 
füllungen von Hohlräumen mit einer Art alter Terra rossa bezeichnet). 


!) Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A., XXXVI. Bd., Wien 1836, pag. 258. 


[39] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 215 


Nach neueren Beobachtungen finden sich diese bunten Schmitzen in 
solcher Massenhaftigkeitnurinden HangendpartienderDach- 
steinkalke meist unterhalb transgredierender Lias- oder Jurakalke, 
also in Partien der Dachsteinkalke, welche zur Zeit der Ablagerung 
des Lias und dann wieder des Kelloway den felsigen Meeresboden und 
die klippige Küste gebildet haben müssen. Auch findet man sie in der 
Regel vergesellschaftet mit jenen flaserigen, mehr tonigen, grün- 
lichen oder rötlichen Lagen des Dachsteinkalkes, welche petrogra- 
phisch gewissen Rhätkalken der nördlichen Voralpen nahe stehen und 
wie diese durch Schalenbruchstücke dickschaliger Megalodontiden 
ausgezeichnet zu sein pflegen. Der diese oft mit einer Sinterkruste an- 
setzenden, rotbunten, gebänderten Scherben umgebende Dachsteinkalk 
führt oft Crinoiden- und Gastropodenreste, ja es konnten sogar inner- 
halb der roten Scherben selbst einzelne Crinoidenstielglieder beob- 
achtet werden. Daß die roten Scherben auch nachträgliche Bewe- 
gungen in der Masse des Dachsteinkalks mitmachen mußten, beweist 
deren Teilnahme an benachbarte, zertrümmerte und wieder verkittete 
Partien des umschließenden Kalks. Ob die roten Schmitzen schon 
bei der Sedimentation des Dachsteinkalkes zustande kamen, oder 
nachträglich in den oberen, der Auslaugung, Durchlöcherung und 
Oxydation besser zugänglichen Lagen gebildet wurden, ist bisher un- 
entschieden. Ihr Eisen- und Kieselsäuregehalt, dabei die scharfe Ab- 
grenzung gegen das Nebengestein sowie endlich die Bänderung, 
sprechen für eine nachträgliche Entstehung als Ausfüllungen von 
Erosionskanälen. Hierher gehören wohl auch die rotgelben Scherben- 
kalke, welche F. Hahn als „bunte obernorisch-rhätische Grenzkalke“ 
aus dem Bereich des Kammerkars erwähnt (Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 
LX. Bd., 1910, pag. 336). 

Durch den lebhaften Gesteinskontrast zwischen den hellen Dach- 
steinkalkplatten, dem ziegelrot angewitterten Klauskalk, der meist mit 
üppigem Rasen bedeckten Radiolaritzone, den dünnbankigen dunkleren 
Oberalmschichten und dem weiß leuchtenden, massigen Plassenkalk 
tritt die für jene Längsdepression so bezeichnende Erscheinung der 
treppenförmig abgesetzten Querverwürfe besonders grell 
hervor. Denn alle diese nordöstlich streichenden Zonen schneiden, wenn 
man sie in jener Richtung verfolgt, plötzlich an Dachsteinkalk ab, nicht 
selten längs einer niederen, der Verschubfläche entsprechenden, von 
Nord nach Süden laufenden Mauerstufe. Einige hundert Meter weiter 
südlich setzt der Streifen roter Klauskalke und dicht beraster Radiolarite 
neuerdings an und dieselbe Erscheinung des plötzlichen Abschneidens 
und der Verschiebung vor den angrenzenden weißen Dachsteinkalk- 
tafeln wiederholt sich von neuem. Da und dort sah ich entlang der 
Verschubfläche geschleppte rote Kieselkalke zwischen den lichten 
Kalken eingeklemmt. 

Sechs größere, treppenförmig angeordnete Quervorwürfe kann 
man zwischen der Hennaralpe und der Großen Wiese beobachten. Die 
größte Verwerfung schneidet die Hirschkargrube im Osten ab und 
läßt sich als Mauerstufe bis auf die Abhänge des Kniekogels (2030 m) 
verfolgen. Außerdem treten aber noch zahlreiche kleinere treppen- 
förmige Verschübe auf, besonders am Nordfuß des Wildengößl ent- 


216 ‚ Georg Geyer. [40] 


lang der „Großen“ und der „Kleinen Wiese“. mit ihrem seichten 
Tümpel, wo die weißen und roten Kalke immer wieder als scharfe 
Felssporne gegen den begrünten Radiolaritboden dieser langen Mulden- 
reihe vorspringen. 

Über den Klauskalken und Radiolariten folgen nun mit süd- 
lichem Einfallen gegen den Grundlsee dünnplattige Oberalmer 
Kalke und schließlich, die südliche Plateauhälfte aufbauend, massige 
weiße Plassenkalke. An der Basis der Öberalmer Schichten er- 
scheinen in der Gegend „Auf den Wiesen“ und am Ablaßbühel zunächst 
über dem bunten Radiolarit dünnschichtige, dunkelblaugraue Mergel- 
kalke und kieselige Fleckenmergel mit Hornsteinausscheidungen. In 
diesen meist wellig gebogenen, vorherrschend mergeligen 
Schichten im Liegenden der Oberalmer Hornsteinkalke findet man außer 
Korallen und Spongienresten nur selten Aptychen aus der Gruppe des 
A. lamellosus. Nicht nur hier auf den „Wiesen“, sondern auch am Loser 
bei Altaussee, namentlich auf dessen zur Gschwandalpe abdachender 
Nordseite bilden die dünnschichtigen Fleckenmergel und Kieselkalke 
das Liegende der noch immer deutlich plattigen, durch ihren Reichtum 
an dunklen Hornsteinknollen und -Wülsten ausgezeichneten Ober- 
almkalken. Die in den meist gelblichgrauen, von Echinodermen- 
resten flimmernden, plattigen Kalken eingeschlossenen, unregelmäßigen 
Kieselausscheidungen zeigen mitunter eine konzentrische Anordnung 
in kalkige und kieselige Lagen, wobei die letzteren schalig heraus- 
wittern und rauhe Kränze dunkler Rinden auf dem lichten Gestein 
bilden. Schon von M. V. Lipold wurde diese Erscheinung an Horn- 
steinknollen der Oberalmschichten beobachtet und beschrieben (Der 
Salzberg am Dürnberg bei Hallein, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1854, 
V. Bd., pag. 596). 

Einige hundert Meter mächtig, treten die im Ganzen nur wenig 
geneigten Oberalmkalke am Nord-, Ost- und Südrand der 
Plassenkalke dieser südlichen Plateauhälfte zutage. Wenn auch an- 
scheinend gleichmäßig entwickelt, zeigen sie in jener Gegend doch 
eine gewisse Gliederung durch die Einschaltung von Breccien- 
kalken. Letztere enthalten unter anderem eckige Brocken dichter 
grauer Kalke, gelblichen Dolomits und grüngrauer, offensichtlich aus 
den älteren Oberalmer Mergeln stammender Mergel- und Kieselkalke. 
In lithologischer Hinsicht gleichen diese scheckigen Breccien ganz den 
bei Waidhofen und im Pechgraben auftretenden, durch ihre Fossilreste 
als Acanthicusschichten gekennzeichneten „konglomeratischen Malm- 
kalken“. Es ist anzunehmen, daß unter ihnen stratigraphische Lücken 
bestehen und daß sie also den Beginn einer jüngeren Serie 
markieren, welche sich hier durch Wechsellagerung von 20—30 cm 
starken Hornsteinkalkbänken mit 3—4 m mächtigen, gelbweißen, 
dichten, dem Plassenkalk ähnlichen, aber doch immer wieder Horn- 
steine einschließenden Kalken auszeichnet. An vielen Stellen scheint 
nun jene Wechsellagerung durch das ÜUÜberhandnehmen der dicken 
Platten gelblichweißer Kalke nach oben allmählich in den hornstein- 
freien Plassenkalk überzugehen. Man beobachtet sowohl die Breccien- 
bänke als auch jene oberwähnte Wechsellagerung und schließlich 
auch den Ubergang in den krönenden Plassenkalk wohl am besten 


[41] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 277 


im Widderkar, das von der Ziemitzalpe zwischen dem Sinabelstein 
(1903 m) und ‘den Drei Brüdern nördlich ansteigt und mit einem 
flachen Sattel vor der Depression „Auf den: Wiesen“ endigt. 

Etwas oberhalb der im Widderkar liegenden Jagdhütte ziehen 
die Breceienbänke durch, der Sattel im Norden wird durch mit mäch- 
tigen, lichten Kalkstäffeln wechsellagernde, Hornstein führende Platten- 
kalke gebildet und auf den Kuppen beiderseits, auf dem Widderkar- 
kogel und Kniekogel (2030 m), lagern schon Plassenkalke auf. Durch 
den die Oberalmkalke bloßlegenden Einschnitt des Widderkars wird 
auf diese Art von der zusammenhängenden großen Plassenkalktafel, 
die sich, fast die ganze südliche Plateauhälfte einnehmend, bis zur 
Trisselwand bei Altaussee fortsetzt, eine weiter östlich liegende, 
kleinere Plassenkalkscholle mit den "Drei Brüdern und dem Wilden- 
gössel abgetrennt. Dagegen besteht die der Elmgrube zugekehrte Ost- 
wand des Salzofens durchwegs aus dem plattigen Oberalmkalk mit 
schwarzen Hornsteinknauern und Wülsten, deren Schutthalden gegen 
die Elmgrube und den Lahngangsee hin die Zone der liegenden Ober- 
almmergel größtenteils überdecken. Nur am Ablaßbühel und an der 
gegen Vordernbach abstürzenden Graswand sind jene dünnschichtigen 
kieseligen Mergelkalke des Liegenden noch zu sehen. 

Während zumeist ein allmählicher Übergang der Oberalmkalke 
in den Plassenkalk stattzufinden scheint, trifft man an wenigen Orten 
eine schon durch ihre rote Farbe auffallende Grenzbildung zwischen 
den genannten beiden Gliedern. 

In auffälliger Art tritt uns eine solche Grenzbildung im Kessel 
der Breitwiesalpe entgegen. Hier findet man in den Dolinen 
nördlich unter den Hütten, einige Meter mächtig, graue und blaßrote, 
dünnbankige, tonige Knollen- und Flaserkalke, nach oben übergehend 
in ziegelrote schiefrige Crinoidenbreccien voller Scherben lamelloser 
oder auch glatter, langgestreckter Aptychen. (Taf. II, Fig. 2.) 

Dasselbe schiefrige rote Aptychengestein fand sich in den Schutt- 
halden der Graswand am Wege zum Lahngangsee, oberhalb des 
Grausensteges (N. Vordernbachalpe). Hierher gehört wohl auch ein 
roter breceiöser oder knolliger Kalk mit Ammonitendurchschnitten, 
welcher oberhalb Rösseln am Nordufer des Grundlsees das Liegende 
einer isolierten Scholle von Plassenkalk bildet. Letztere baut das 
kleine Plateau von Viehstalleben auf, von der sich ein, jene roten, 
an südtiroler Acanthicuskalke erinnernder Flaserkalke aufschließender 
Graben gegen Rösseln am Grundisee hinabzieht. 

Wenn auch an vielen Orten die an der Basis der Plassenkalk- 
wände aufgehäuften Schutthalden diese geringmächtige Grenzbildung 
verhüllen mögen, so gibt es doch weite, hinreichend aufgeschlossene 
Strecken, wo an der Grenze zwischen den plattigen, hornsteinführenden 
Oberalmkalken und dem massigen Riffkalk der Trisselwand, des Hunds- 
kogels und Backensteins am Nordufer des Grundlsees keine Spur 
solcher roter Kalke zu sehen ist. Man hat es also nicht mit 
einer gleichförmig durchlaufenden Stufe zu tun, sondern bloß mit 
lokalen Bildungen an der Basis der Plassenkalke.. Wenn hier diese 
grauroten Breccienkalke oder Flaserkalke denAcanthicusschichten 
beigezählt werden, so geschieht dies hauptsächlich auf Grund ihrer 

Jahrbuch d.k.k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (G. Geyer.) 28 


218 Georg Geyer. [42] 


Position unterhalb des Obertithons und im Hinblick auf die immerhin 
bestehende petrographische Ähnlichkeit nicht nur mit Gesteinen jener 
Gruppe in Südtirol, sondern auch von St. Agatha im Salzkammergut, 
woselbst die fossilführenden Acanthieusschichten mit ihrer seinerzeit 
von M. Neumayr beschriebenen Fauna bekannt sind. Die ziegel- 
roten Aptychenbreceien im Kessel der Breitwiesalpe könnten dann 
eventuell als Aquivalente des Untertithons angesehen werden, welche 
hier unter dem Plassen- oder Strambergerkalk zum Vorschein 
kommen. 

Mit Rücksicht auf den Anschluß an das westlich benachbarte, 
bereits publizierte Blatt Ischl und Hallstatt muß hier bemerkt 
werden, daß die dort von E. v. Mojsisovics als Tressenstein- 
kalk ausgeschiedene Schichtgruppe mit unseren oberen kalkigen 
Oberalmschichten übereinstimmt. 

Seitdem durch E. Kittl!) nachgewiesen wurde, daß die Gipfel- 
kalke des Tressensteins Ter. diphya Col. oder mindestens eine 
davon kaum unterscheidbare Form des Tithons enthalten, empfiehlt es 
sich wohl, jene Schichtbezeichnung fallen zu lassen, Ich selbst sammelte 
in den Halden am Südfuße des Tressensteins in meist Korallen 
führenden oder die zierlichen Auswitterungen von 


Milleporidium sp. Stein. 


aufweissenden weißen Kalken Gastropedenreste, derbe Ostreenschalen, 
gsrobrippige Alectryonien und Rhynchonellen aus der Gruppe der 
Rh. Astieriana dOrb. mit einzelnen Spaltrippen. Die hornsteinfreien 
weißen Gipfelkalke des Tressensteins sind sonach als Plassenkalk an- 
zusehen, der samt den sie dort unterteufenden, dünnbankigen grauen, 
Hornstein führenden Kalken entlang einer den Sattel meridional durch- 
schneidenden Störung gegenüber der Trisselwand gesenkt erscheint. 
Auch E. v.Mojsisovics betrachtet übrigens seine Tressenstein- 
kalke als Fazies der Oberalmschichten und zugleich als koralligene 
Ausbildung der Acanthicusstufe?). 

Als ein wichtiger Anhaltspunkt für die stratigraphische 
Deutung der Oberalmschichten dieser Gegend muß das von 
Dr. OÖ. Haas nachgewiesene (Mitt. Geolog. Ges., I. Bd., Wien 1908, 
pag. 385) Vorkommen von 


Oppelia cf. Holbeini Opp. 


auf dem Loser bei Altaussee hervorgehoben werden. Dieses nahe 
unter dem Gipfel, also in relativ höherer Lage der Hornstein 
fübrenden und dünnbankigen Oberalmer Kalke gefundene Fossil 
würde nach O. Haas darauf hinweisen, daß hier ein noch über der 
Acanthicuszone liegender Horizont des obersten Jura, ja vielleicht 
sogar unteres Tithon vertreten sei. In nachgelassenen Aufzeichnungen 
E. v. Mojsisovics’ wird noch ein zweiter Fund vom Loser ange- 
führt als Perisphinctes cf. plebejus Neum. (nach Bestimmung von 


!) Exkursionsführer des IX. int. Geol.-Kongr. Wien 1905, pag. 100. 


?) Erläuterungen der Geologischen Karte etc., Blatt Ischl und Hallstatt, 
pag. 43, Wien 1905. 


[43] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 219 


ELSE eine Form, welche ebenfalls den Acanthieusschichten an- 
gehört. 

Uber den mehr oder weniger dünnplattigen, schwarze Horn- 
steinknollen führenden hangenden Oberalmkalken folgt also der 
Plassenkalk. Derselbe bildet von der Trisselwand angefangen bis 
ins Widderkar die Südhälfte des Plateaus und setzt noch die isolierte 
Kalkhaube der Drei Brüder samt dem Wildengößl zusammen. Hin- 
sichtlich seiner Fossilführung muß hier, da keine neuen Aufsamm- 
lungen vorliegen, auf meine erste Arbeit: im 34. Bande unseres Jahr- 
buches, Wien 1884, pag. 351, hingewiesen werden mit dem ausdrück- 
lichen Vermerk, daß die neuen Begehungen keinerlei Anhaltspunkte 
für die dort angedeutete Möglichkeit eines Hinaufreichens des Plassen- 
kalks aus dem Obertithon in die Unterkreide und eventuell Oberkreide 
ergeben haben. Insolange die Fauna des Plassenkalks nicht im Zu- 
sammenhang beschrieben worden ist, kann an jene Frage nicht heran- 
getreten werden. 

 - Unter den dort angeführten, für Obertithon bezeichnenden 
Fossilen ist in erster Linie 


Perisphinctes senex Zitt. 


zu nennen, der auf den Schutthalden des „großen Riebeisens“ nahe 
unter dem Gipfel des Schoberwiesberges an der Trisselwand seiner- 
zeit von mir gesammelt wurde zusammen mit Rhynchonella Astieriana 
d’Orb. 

Im Anhang an diese im Westflügel des Toten Gebirges über 
dem Dachsteinkalk folgende jurassische Schichtfolge: Klauskalk, bunte 
Radiolarite, mergelige und kalkige Oberalmschichten sowie endlich 
Plassenkalk müssen hier noch die auf der Wasserscheide südlich 
vom Wildensee über Dachsteinkalk transgredierenden Hierlatzreste 
sowie das beschränkte Vorkommen von Hornstein führenden, dünn- 
bankigen Oberalmkalken im Kessel der Wildenseealpe angeführt 
werden, wovon auch das letztere unmittelbar auf Dachsteinkalk auf- 
zuruhen scheint, ähnlich wie dies auch östlich über der Augstwiesen- 
alpe beobachtet werden kann. Es ist übrigens die Frage, ob hier nicht 
tektonische Momente für den abnormalen Kontakt mitbestimmend sind. 

Weiterhin im zentralen Teil des Toten Gebirges, näm- 
lich in der Umgebung des Lahngangsees und Elmsees, schalten 
sich aber zwischen dem Dachsteinkalk und dem braunen Klauskalk 
weiße oder lichtrötliche Crinoidenkalke der Hierlatzschichten ein, wie 
sich besonders schön in der Synklinale am Südufer des Elmsees (vgl. 
Jahrb., 34. Bd., 1884, pag. 361) beobachten läßt. Die in jener Ab- 
handlung angeführten „roten Knollenkalke und dichten muschlig- 
brechenden Kalke“, in denen ich neuerlich Ammonitendurchschnitte 
und klobige Belemnitenkeulen nachweisen konnte, gehören schon dem 
Klauskalk an, der im Nordflügel derselben Falte zum Teil direkt auf 
Dachsteinkalk aufruht. 

Wie noch gezeigt werden soll, setzt sich die am Rotgeschirr (2257 m) 
anhebende Elmlinie über den Lahngangsee und Grausensteg bis 
zur Ziemitzalpe fort und trennt die abgesunkene Gösselwand von 
dem nicht bloß morphologisch, sondern auch tektonisch höherliegenden 


28* 


220 Georg Geyer. [44] 


Abhang der Gössleralpe und ihrer östlichen Fortsetzung im.Salzofen.ab. 
Hier mag noch ein neuentdeckter Fundort von direkt im Hangenden 
des Riffkalks nördlich oberhalb Gössl liegenden Hierlatzschichten 
erwähnt werden. Längs des an der Oberkante der senkrechten, Wand 
hinführenden Holzweges trifft man über lichtem Korallenkalk der Trias 
zunächst weiße, darüber aber in rote dichte Kalke übergehende rötliche 
Crinoidenkalke voller Brachiopoden. 


Unter anderen Arten fanden sich hier: 


Rhynchonella. Alberti Opp. 
Greppini Opp. 
Spiriferina alpina Opp. 


und fein ornamentierte, auffallend große Cidariskeulen. 


Auch am Fuß der, Gösselwand nahe am Toplitzsee stehen über 
dem Riffkalke rosenrote Crinoidenkalke der Hierlatzschichten an und. 
zeigen gewissermaßen die Sprunghöhe der Störung an, welche entlang 
der senkrechten Gösselwand verläuft. 

Im südlichen Flügel des Toten Gebirges, der vom Toplitzsee 
über die Weiße Wand bis zu den Tragln und zum Salzsteig reicht, 
erscheinen, wie zuerst durch E. v. Mojsisovics erkannt wurde, 
unter dem geschichteten Dachsteinkalk massige, zumeist Korallen 
führende Riffkalke, auf dem Elm (2124 m) mit geschichteten Partien 
wechsellagernd. Hier muß die bezeichnende Tatsache hervorgehoben 
werden, daß die Hierlatzkalke auch unmittelbar über dem Riff- 
kalk zur Ablagerung gelangten, wodurch deren transgressives Auftreten 
deutlich zum Ausdruck gebracht wird. So sahen wir schon über dem 
Riffkalk der senkrechten Gößlwand die eben erwähnten weißen 
und roten Hierlatzkalke am Zugwege gegen die Vordernbachalpe an- 
stehen. Auf der Ziemitzalpe folgt über diesem Liaskalk brauner 
flasriger Klauskalk und dann erst die hornsteinreichen. Oberalm- 
schichten, deren kieseligen Verwitterungsprodukte die flachen Gehänge 
der „Gößler Schweiber“ bis zur Vordernbachalpe bedecken. Aus röt- 
lichem Liaskalk des Ziemitzgrabens nördlich vom Ladner am Grundlsee. 
liegen in unseren Sammlungen: 


Spöriferina alpina Opp. 
angulata Opp. 
obtusa. Opp. 
brevirostris Opp. 
Antiptychina ? sp. 
Terebratula punctata Sow. var. 
Andleri Opp 
Waldheimia mutabilis Opp. 
Partschi Opp. 
Rhynchonella Briseis Gem. 
R retusifrons Opp. 
= latifrons Stur  mser. 
Pecten sp. 
Avicula cf. inaeguivalvis Sow. 


» 


» 


[45] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 2931 


Zum Teil außerordentlich: fossilreich erwiesen sich die östlich 
der Vordernbachalpe und auf den Höhen des Elmmooses (südlich 
über Htt. von Vordernbach Htt, der Spez.-Karte) über dem massigen 
Riffkalk liegenden Relikte: von rötlichem Hierlatzkalk. In unserem 
Museum befindet sich von‘ dort eine: größere von mir seinerzeit ge- 
sammelte Suite mit: 


Phylloceras cylindrieum. Sow. 

H sp. cf. Zetes d’Orb. 
Psiloceras. Suessi v. Hau. 
Arietites semilaevis v. Hau. 

5 raricostatus Ziet. 
Pecten- Rollei. Stol. 
Lima Deslongchampsi Stol. 
Inoceramus: cf. ventricosus Opp. 
Carpenteria. pectiniformis Desl. 
Waldheimia mutabilis Opp. 
stapia Opp. 
\ Partschi_Opp. 
Rhynchonella prona. Opp. 

b Briseis Gem. 

R ». var. rimata Opp. 

s Gümbeli Opp. 

A polyptycha Opp. 

x Greppini Opp. 

n Fraasi Opp: 
Spiriferina. alpina Opp. 

z angulata Opp. 

h obtusa Opp. 


n_ 


Auffallend durch ihre Mächtigkeit und Verbreitung sind die vor- 
herrschend weißen Hierlatzkalke auf dem Moserkogel südlich vom 
Toplitzsee, wo die den Riffkalk überkrustenden hellen Kalke ganz 
erfüllt sind von Brachiopoden, wie z. B.: 


Terebratula punctata Var. Andleri Opp. 
Rhynchonella Briseis Gem. 
Spiriferina alpina Opp. und viele andere. mehr. 


Auch dichte rote Kalke mit Cidaritenstacheln. kommen dort vor. 
In. der Mulde SO ‚unter dem Moserkogel fanden sich in graugelben, 
von-Echinodermenresten erfüllten brecciösen Kalken gekörnte Cidaris- 
keulen, schlanke. Belemnitenrostren ‚und 


Arietites semilaevis v. Hau. 


Ausgebreitet sind auch die weißen Hierlatzkalke auf dem Südabhang 
der. Hochweiße gegen: das Oderntal, wo sie besonders fossilreich 
nächst der -am Fuße des Odersteins (1722 m) liegenden .Ochsen- 
halterhütte erscheinen. Das weiße Gestein ist erfüllt von 


Terebr. punctata Sow. Var. Andler:, 
weitaus die vorherrschende Art. 
Waldheimia mutabilis :Opp. 


299 Georg Geyer. [46] 


Waldheimia stapia Opp. 
2 Ewaldi Opp. 
Rhynchonella Greppini Opp. 
x briseis Gem. 
s Gümbeli Opp. 


Auch die weiter unten anschließenden, in Wänden zum Oderntal 
abfallenden roten Crinoidenkalke sind stellenweise fossilreich und 
führen u. a. 

Waldheimia Partschi Opp. 
Spiriferina obtusa Opp. 
Rhynchoneila Alberti Opp. 

n retusifrons Opp. 

’ Fraasi Opp. 

# polyptycha Opp. 
nebst großen Cidaritenstacheln. 


Bezeichnende Brachiopoden des Hierlatzkalkes liegen auch von 
der Salzeralpe (Birgmoos) vor, woselbst sowie ober der Plankerau- 
alpe!) im Hangenden des Lias abermals braunrote, knollige oder 
brecciöse und flaserige Klauskalke, sodann aber wieder bunte 
Radiolarite und dünnplattige, dunkle, Hornstein führende Ober- 
almschichten folgen. 

Es reicht diese jurassische Schichtfolge nicht bloß an die Salza 
im Öderntal hinab, sondern mit ihren Oberalmschichten auch noch 
eine Strecke weit am jenseitigen Hang oder am Fuß des Lawinensteins 
hinan, wo man noch am linken Salzaufer Klauskalk, roten Kieselkalk 
und Hornstein führende Oberalmschichten beobachten kann. Ja, am 
Loskogel (bei „h“ von Tischeben der Spezialkarte) tritt noch einmal 
in einer völlig isolierten Partie Riffkalk zutage, von roten Lias- und 
Jurakalken überlagert und am „Stoderbruch“* unmittelbar an Zlambach- 
mergeln der südlich folgenden Scholle abstoßend. Dieser Riffkalk 
bildet eine am Bruch abgesprengte Randpartie der jenseits im Toten 
Gebirge zusammenhängenden Riffkalkplatte. 


Schließlich möge der Vollständigkeit halber hier noch auf die 
in meiner älteren zitierten Arbeit: Jahrbuch 1884, 34. Band, pag. 346 
beschriebenen, dem mittleren und zum Teil auch noch dem oberen 
Lias angehörigen Hierlatzkalke hingewiesen werden, welche auf dem 
Brieglersberg und seinen Nebengipfeln nördlich vom großen Tragl 
in einzelnen Resten über dem Dachsteinkalk erhalten blieben und 
davon zeugen, daß die übergreifenden Liassedimente zeitlich ver- 
schiedenen Stufen dieser Formation angehören können. 


Am Stoderbruch scheint die große südliche Abbeugung der 
Dachsteinriffkalke mit ihrer Lias- und Juraüberlagerung erst unter die 
norische Zone der Bauernalpe und dann unter die Hauptdolomit- 
schuppe des Lawinensteins hinab zu tauchen. Diese Verhältnisse 
sollen im folgenden näher erörtert werden. 


') Auf der Spezialkarte nicht verzeichnet; liegt an der Waldgrenze SW 
unter Punkt 1890 bei „Htt“ von Salzer Schwaig Htt. - 


[47] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 223 


Lawinenstein und Tauplitzalpe. 


Die mächtige, im wesentlichen aus Ramsaudolomit GOardita- 
schichten und Hauptdolomit bestehende, am nahen Warscheneck nach 
oben bereits in Dachsteinkalk übergehende Dolomitentwicklung des 
Hochmölbings setzt sich nach Westen über das Seenplateau der 
Tauplitzalpe in den Lawinenstein, also bis ans Salzatal und seine 
Transversallinie fort. Während diese Zone im Norden vom obener- 
wähnten Stoderbruch begleitet wird, scheidet sie eine andere Längs- 
störung im Süden von der im Rabenkogel und Krahstein hinstreichenden 
Hallstätterkalkregion ab. 

Im Allgemeinen fällt das Schichtsystem der Tauplitzalpe und 
des Lawinensteins vom Stoderbruch weg nach Süden ab, so daß die 
ältesten Glieder entlang jener Störung am nördlichen Rande zutage 
treten. Es sind dies nächst der Tauplitzalpe, am Groß-See und ober- 
halb der ÖOdernalpe anstehende rote Werfener Schiefer und grau- 
schwarze Dolomite oder Kalke der Gutensteiner Schichten, nach oben 
übergehend in weißen grusigen Ramsaudolomit. Das darüberliegende 
Band der aus grauem, braunverwitterndem Sandstein und Oolithkalk 
bestehenden Carditaschichten läßt sich weithin verfolgen. D. Stur 
hatte schon 1852 (Jahrbuch IV. Band 1853, pag. 475) und (Geologie 
d. Steiermark, pag. 262) in den Dolinen der Tauplitzalpe Sandstein und 
Schiefertone mit Einlagerungen grauer Crinoidenkalke mit Oidaris 
Braunei Des. und Ter. indistincta beyr. gefunden, so wie es ihm auch 
gelang, im schiefrigen Sandstein am nördlichen Ufer des Steyrer Sees 
gut erhaltene, größere Exemplare von 


Halobia Haueri Stur = Hal. rugosa Gümb. 


zu sammeln. Wenn auch heute die Sandsteinaufschlüsse entlang dem 
nördlichen Ufer des Steirersees durch Halden verschüttet sind, so trifft 
man anstehenden Lunzer Sandstein immerhin noch östlich von der 
Steyrersee-Hütte etwas unterhalb des zum Schwarzensee führenden 
Weges. 

Als schmales Band ziehen die Carditaschichten von der Alpen- 
mulde unter dem Salzsteig über Leistalpe und das Südufer des 
Schwarzensees hin, zeitweise durch Schutt unterbrochen, dann südlich 
unterhalb der Tauplitzalpe durch, umkreisen das Gebiet der Ross- 
hütten im Süden und Westen und erscheinen wieder am Westrande 
des Kessels der Grashütten, von wo man sie entlang dem Bächlein 
zunächst bis zum Krallersee verfolgen kann..In ihrem Liegenden, 
also gegen den Ramsaudolomit, beobachtet man östlich vom Kraller- 
see noch schwärzliche Kalkschiefer vom Aussehen der Aonschiefer 
sowie auch schwarze Reingrabener Schiefer. In ihrem Hangenden aber 
erscheinen gegen und in der Bauernscharte Hornstein führende dunkle 
Plattenkalke, gelblich verwitternde Oolithe mit Echinodermenresten 
sowie auch Zwischenlagen dunkler Mergelschiefer. Wie der Zusammen- 
hang mit der ganzen Nordflanke des Lawinensteins gegen die Odern oder 
das obere Salzatal ergibt, sind dies norische Schichten, welche 
nördlich unter der Bauernscharte wieder von typischen Cardita- 
schichten, also karnischen dunklen, sandigen Schiefern 


224 Georg Geyer. , [48] 


und feinglimmerigem, dünnbankigen tonigen Lunzer 
Sandstein unterlagert werden!). Darunter endlich folgt erst 
der in wilden Schluchten ausgenagte, weiße Ramsaudolomit ober- 
halb der Odernalpe. 

Diese norischen blaugrauen Hornsteinkalke, gelben Oolithe, 
Breceien und grauen Mergelschiefer bilden das östllche Ende jener 
breiten Zone von Pedatakalken und Zlambachschichten, welche aus 
der Pötschengegend bei Aussee über Galhof, Zlaimkogel und Grasberg 
bis ünter die Schneckenalpe reichen und dann östlich jenseits des 
Salzatales am Nordgehänge des Lawinensteins gegen die Bauernalpe 
ansteigen. Der untere Teil jener derzeit mit Jungmais bedeckten . 
Abhänge wird vorwiegend durch mit Moräne verschüttete graue Zlam- 
bachmergel und Mergelschiefer gebildet. Man trifft hier viel sumpfige 
Stellen und lehmige Rutschungen, selten anstehende Mergel. An der 
Straße im Salzatal oberhalb des Blockhauses tritt südseitig unter der 
Moräne vielfach grauer norischer Fleckenmergel zutage. Es sind 
rauhe kieselige Fleckenmergel, die sich wenig von Liasfleckenmergel 
unterscheiden, aber zäher sind und sich beim Anfühlen merklich 
rauher erweisen als die glatt brechenden Liasmergel. Im Gegensatz 
zu den Mergeln zeigen die über der Bauernalpe in den Wänden eines 
felsigen Vorkopfes anstehenden dunklen hornsteinreichen Plattenkalke 
und Dolomite der Pedataschichten viel schroffere Formen. Ihre dünn- 
plattigen Bänke sind steil aufgestellt und wirr hin und hergefaltet. 
Am Wege unter der Bauernalpe fanden sich Stücke von grauschwarzem 
dünnplattigem Kalk mit kieseligen Auswitterungen von Halorellen- 
schalen. 

Genau entspricht jene Schichtfolge der des Grasberges am 
Grundlsee und liegt auch in deren streichender östlichen Fortsetzung, 
Nur bewirkt unter der Schneckenalpe die Transversalstörung des 
Salzatales eine leichte nördliche Vorschiebung des Grasbergzuges. 

Man darf die wiederholte Wechsellagerung jener grauschwarzen 
Pedatakalke mit Dolomitbänken als natürlichen seitlichen Übergang 
der Fazies norischer Pedatagesteine in die Fazies des norischen 
Hauptdolomits im Hochmölbingdistrikt auffassen. Im Hochmölbing- 
gebiete könnten nur die Hornstein führenden Lagen im Hangenden 
der Kalkoolithe (Carditaschichten) nächst der Sumperalpe (Verh. 
d. k. k. geol. R.-A. 1913, pag. 288) als Äquivalente des Norikums 
angesehen werden, während die Hauptmasse der norischen Stufe rein 
dolomitisch bleibt bis sie gegen oben, durch Einschaltung von Bänken 
aus Megaloduskalken, in den Dachsteinkalk des Warschenecks über- 
geht. Wie die Hallstätter Kalke (Rötelstein) bei Mittern- 
dorf gegen Osten allmählich indenRiffkalkübergehen, 
so klingen diePedatakalke undZlambachmergel gegen 
Osten indem Hauptdolomit aus. 

Es scheint aber nicht, daß diese mit Pedatakalken wechselnden 
Dolomite auch nach oben allmählich in den Hauptdolomit des 


!) Diese hier gut aufgeschlossene Unterteufung der norischen durch 
eine karnische Schichtfolge bildet mit eine Bestätigung der weiter oben vertretenen 
Auffassung über das gegenseitige Verhältnis der Zlambachschichten zu den Lunzer 
Schichten im Grasbergzug südlich vom Grundlsee (pag. [30)). 


[49] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 225 
Lawinensteins selbst übergehen. Denn in der Bauernscharte folgen 
über den norischen Echinodermenbreccien und Oolithen mit Mergel- 
schieferlagen an der Kante des Lawinensteins unmittelbar kalkige 
Bänke, wie solche nur in relativ hohen Stockwerken der Haupt- 
dolomitstufe sich einzustellen pflegen. Vielmehr hat es den Anschein, 
daß eine Störung den Hauptdolomit des Lawinensteins von den an 
seinem Nordabhang anstehenden norischen Pedatakalken und Dolomit- 
bänken der Bauernalpe trenne. Diese Störung würde wohl das Schartel 
südwestlich über der Bauernalpe passieren, in das Salzatal hinab- 
streichen und dann in die Störung des Schlaipfengrabens übergehen, 
entlang deren der Türkenzug über der Grasbergscholle aufgeschoben 
ist (vgl. pag. [55]). 

Unterhalb des die norische Zone nördlich begrenzenden Stoder- 
bruches folgen dann, noch am selben Abhang, die oben erwähnten 
Riffkalke und Lias-Jurakalke des Loskogels (bei „ha“ von Tischeben 
der Spezialkarte). 


V. Tektonische Hauptzüge. 


Wenn man die tektonischen Verhältnisse der eben beschriebenen 
geologischen Abschnitte überblickt, so ergeben sich folgende Grund- 
züge im Aufbau dieses Gebietes. 

Zwischen den großen Dachsteinkalkmassen des Toten Gebirges 
im Nordosten und jener des Dachsteingebirges im Südwesten schiebt 
sich aus dem österreichischen Salzkammergut, also von Westen, keil- 
förmig eine Region ein, in welcher die Hallstätter Entwicklung herrscht, 
während von Osten aus der Hochmölbinggruppe eine vorwiegend 
dolomitische, nach oben aber doch wieder von Dachsteinkalk abge- 
schlossene Zone die beiden großen Massen scheidet. 

Auch die von Westen hereinragende Hallstätter Zone ist nicht 
ganz einheitlich gebaut, indem deren flach gelagerter südlicher Zug 
(Rötelstein) vorwiegend aus karnischen, lichten, weißen und roten 
Kalken besteht, während am Aufbau ihres steil aufgerichteten nördlichen 
Zuges (Zlaimkogel) außer bunten karnischen Hallstätter Kalken noch 
mächtige, dünnplattige, dunkle, an Hornstein reiche norische Kalke 
und Mergel teilnehmen. 

Es wurde hier darauf hingewiesen, daß die Hallstätter Entwick- 
lung des Rötelsteins, Rabenkogels, Krahsteins und Hechelsteins nach 
Osten allmählich in jene Riffkalkzone übergeht, welche zwischen 
Steinach und Liezen das Liegende der Dachsteinkalke bildet. Wenn 
beim Ferdinandstollen am Rötelstein fossilführende, rote, unternorische 
Hallstätter Kalke unter weißem Riffkalk liegen, so ergibt sich 
daraus, daß die karnischen Hallstätter Kalke im allgemeinen den 
unteren Stockwerken der Riffbildungen entsprechen, welche ja ander- 
wärtsnoch tiefer hinabreichen und auch das Unterkarnikum umfassen, da 
sie auch die Mergel und Sandsteine der Carditaschichten im Streichen 
ersetzen können. 

Die aus feinstem Kalkdetritus bestehenden, in ruhigen tieferen 
Buchten abgesetzten rotbunten karnischen Hallstätter Kalke gehen 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (G. Geyer.) 29 


226 Georg Geyer. [50] 


also seitlich ohne schärfere Grenze über in die Liegendpartien des 
grauen Korallenkalks, der wieder seinerseits die Basis des Dach- 
steinkalks bildet. Im großen Ganzen entsprechen sohin diese Hall- 
stätter Kalke dem Liegenden des Dachsteinkalks und dürfen nicht 
ohne weiteres als deren Äquivalent bei der Aufstellung von Fazies- 
bezirken angesehen werden. 

Anderseits haben wir gesehen, daß die dünnbankige, oft mer- 
gelige oder Hornstein führende norische Serie der Pedatakalke, 
Zlambachmergel und Pötschenkalke nach Osten durch Überhand- 
nehmen der Dolomiteinlagerungen in den tieferen Teil des 
Hauptdolomits am Lawinensteinhang übergehen. 

Vielfach wird darauf hingewiesen, daß auch die Lias- und ein 
Teil der Jurabildungen in ihrer Gesteinsausbildung jenen triadischen 
Faziesbezirken entsprechen !). Allein das hier behandelte Gebiet nimmt 
auch in dieser Hinsicht eine vermittelnde Stellung ein, indem sowohl 
über Dachsteinkalk als auch über dem karnischen Riffkalk gleicher- 
weise Hierlatzkalke und Liasmergel oder eine Kombination dieser 
beiden auflagern, ebenso wie regional ein unmittelbares Übergreifen 
der Klauskalke auf Dachsteinkalk oder Riffkalk beobachtet wurde. 

Entlang der Grenzen der eben besprochenen, faziell 
oft stark abweichenden Regionen lassen sich streckenweise 
ausgeprägte Störungen verfolgen. Doch schneiden diese Störungen, 
wenn man sie im Streichen verfolgt, gelegentlich auch wieder inner- 
halb geschlossener Faziesbezirke ein. Nicht überall sind die 
Faziesbezirke tektonisch wohl umgrenzt, sondern es zeigen sich auch 
deutlich seitliche Übergänge, insbesondere im Streichen. 

Aus geologischen Karten können derartige wohlbegrenzte Ab- 
schnitte freilich immer herausgelesen werden. Die Ausscheidungen 
müssen dort eben umrändert werden, wenn sich der Feldgeologe 
dabei auch bewußt ist, einen faziellen Übergang künstlich zu 
durehschneiden. 

Entsprach es dem natürlichen Entwicklungsgang, daB man an- 
läßlich der ersten Übersichtsaufnahmen nach wenigen größeren 
Einheiten zu gliedern bestrebt war, um in die verwirrende Fülle 
der Erscheinungen tunlichst Klarheit zu bringen, so ist es nun an der 
Zeit, auf die große Mannigfaltigkeit und die seitlichen Übergänge des 
Schichtenbaues hinzuweisen. Es wird dadurch nicht nur den Tatsachen 
Rechnung getragen, sondern dadurch werden auch jene irrigen Schlüsse 
hintangehalten, die sich auf Grund einer viel zu primitiven Gliede- 
rung in einige wenige, angeblich scharf umrissene fazielle Einheiten 
ergeben könnten. Die neueren Arbeiten vonF. Hahn und E. Spengler 
haben diesbezüglich viele wertvolle Beobachtungen mitgeteilt und diese 
Auffassung, als wesentlich, besonders hervorgehoben. 

Bevor hier einzelne, auf längere Strecken verfolgbare Störungen 
dieses Gebietes (vom Süden nach Norden vorschreitend) besprochen 
werden, sei noch darauf hingewiesen, daß alle Longitudinallinien dieser 


!) Hier sei auf die von E. v. Mojsisovics aufgestellten Faziesbezirke 
der Trias- und Jurabildungen im Salzkammergut hingewiesen, die derselbe seinen 
Detailaufnahmen (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1883, pag. 290) zugrunde legte. 


[51] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 997 


Gegend aus den östlich benachbarten Regionen von Windischgarsten 
und Liezen heranstreichen, wodurch ihre Verbindung mit den großen 
Dislokationen der nordöstlichen Kalkalpen, insbesondere mit der 
Störungszone Puchberg—Mariazell—Windischgarsten hergestellt wird. 
In den jüngsten Aufnahmsberichten (Verhandl. 1913, Nr. 11 und 12) 
sowie in meiner Arbeit über den Bosrucktunnel (Denkschriften d. kais. 
Akad. d. Wiss. LXXXI. Bd., Wien 1907) wurde bereits darauf hin- 
gewiesen, daß die Fortsetzung der den Talkessel von Windischgarsten 
südlich begrenzenden Komponente des Puchberg—Mariazeller Bruch- 
systems über Hinterstoder und den Salzsteig ins Salzkammergut 
streicht. Indessen durchlaufen die bei Spital a. P. am Nordfuß der 
Hallermauern hinziehenden Sprünge — bündelförmig zusammengefaßt 
— den Pyhrnpaß, um teils im Wurzener Kessel des Warschenecks 
hackenförmig nach Nord umzubiegen, teils in derselben Richtung nach 
Westsüdwest durch die Klippenregion am Nordrande des Ennstales 
zwischen Liezen und Stainach sowie durch den Wörschachwald gegen 
Klachau, also wieder in das Salzkammergut, weiterzustreichen. In 
der Mitterndorfer Längsdepression sehen wir wieder das von A. 
Bittner wiederholt geschilderte Abbild der Störungszone von Puch- 
berg—Mariazell—Windischgarsten: Zwischen Totem Gebirge und Dach- 
stein, deren Kalkmassen gegeneinander neigende Schichten bilden, 
verläuft eine stark gestörte Zone mit Aufbrüchen von Werfener 
Schichten, welchen Gutensteiner Kalke und Obertrias in Hallstätter 
Entwicklung aufgesetzt sind. 


Hauptstörungen des Gebietes !). 
1. Heilbrunnlinie. 


Diese nach der Mitterndorfer Therme Heilbrunn benannte Störung 
entspricht dem durch den Pyhrnpaß laufenden südlichen Randbruch der 
Puchberg-—Mariazeller Dislokationszone. 

Flach fallen die Dachsteinkalke des Kammergebirges, weit steiler 
die jenseits des transversalen Salzabruchs fortsetzenden Dachsteinkalke 
des Grimmings mit ihren randlichen Lias- und Juraresten gegen 
diese Linie ein, entlang deren sie an Werfener Schichten mit Gips 
führendem Haselgebirge unvermittelt abschneiden und steil unterzu- 
tauchen scheinen. Man kann die Störung vom Kulm bei Krungl über 
Duckbauer am Fuße des Steilhanges und über Bad Heilbrunn mit 
seiner kohlensäurehaltigen, an Sulfaten reichen Therme über das 
Salzatal zunächst in rein westlicher Richtung bis hinter den Wandlkogel 
verfolgen, von wo sie, plötzlich wendend, nach Nordost vorspringt 
gegen Langmoos, bis ihre Spur ebenso unter Moräne verschwindet, 
wie auf der entgegengesetzten Seite östlich von Duckbauer. 

Angesichts der großen Flexur des Grimmings möchte man die 
östliche Fortsetzung der Heilbrunnlinie unter dem Gosaurest am 
Kulmsattel und an dem Haselgebirg- und Werfener Aufbruch beim 
Lesser (Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1915 pag. 303) suchen. 


!) Vgl. das umstehende tektonische Kärtchen, Textfigur 2. 


228 Georg Geyer. [52] 


Ihre durch Moräne verhüllte westliche Fortsetzung dagegen 
scheint aus der Gegend von Langmoos nordwestlich in der Richtung 
auf Mühlreit zu streichen. 

Am Wandkogel stellt sich übrigens eine Komplikation ein, darin 
bestehend, daß dieser anscheinend Hallstätter Typus zeigenden, zum 
größten Teil aus Werfener Schiefer bestehenden Gehängsnase gegen 
Norden noch eine isolierte, genau wie das ganze Kammergebirge flach 


Fig. 2. 
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Störungsnetz zwischen Grundisee und dem Mitterndorfer Becken. 


Ausgezogene Linien: beobachtete Dislokationen. — Gestricheit: vermutete Störungen. 

Die vertikal schraffierten Flächen zeigen Hallstätter Entwicklung, die schief schraf- 

fierten das Hauptdolomitterrain im Westen des Hochmölbings bis zum Zlaimkogel. 
Die weiß gelassenen Flächen sind typisches Dachsteinkalkterrain. 


nördlich auffallende Scholle von Dachsteinkalk vorgelagert ist. Erst 
am Nordrand dieser Vorscholle mit dem Kamp 881 und den Kuppen 
970 und 948 kommt das Haselgebirge auf der Pfarrhalt, dann bei 
Schwanegg und Obersdorf neuerdings zutage, als ob erst bei Knoppen 
und Obersdorf die um ein Stück nach Norden verworfene 
Fortsetzung der Heilbrunnlinie zu suchen wäre. (Taf. I, 
Fig. 1.) Auch hier tauchen anscheinend, südlich der Straße Knoppen— 
Obersdorf, die sehr flach nördlich neigenden Dachsteinkalktafeln 
unter die Werfener Schichten hinab, welche mit ihrem Hasel- 


[53] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 229 


gebirge die aus karnischen und norischen Hallstätter Kalken be- 
stehenden Kuppen des Kumitzberges (895m) und Schädelkogels 
(953 m) unterteufen (siehe pag. [12]). 

Zweifellos müssen sowohl im Süden als auch im Norden der 
scheinbar eingesunkenen, aus flach lagerndem Dachsteinkalk aufge- 
bauten, vorgeschobenen Kampscholle Längsstörungen durchsetzen 
und es erwachsen daraus den Anhängern der Deckentheorie zwei Mög- 
lichkeiten der Interpretation. Entweder sie nehmen, wie dies der noch 
herrschenden Anschauung entspricht, an, daß die Hallstätter Ent- 
wicklung unter der Hochgebirgsdecke mit ihrem Dachsteinkalk 
lagere, dann müßten die Hallstätter Kalke des Wandlkogels sowie jene 
des Kumitzberges und Schädelkogels als Fenster, dagegen die Kamp- 
scholle als Zeugenrest der Dachsteindecke angesehen werden. Diese 
Auffassung wird unter anderem von E. Haug in seiner Studie: Les 
nappes de charriage des alpes calcaires septentrionales, Bulletin 
d. Soc. geol. de France, Tome XII, Paris 1912, Fasc. 3—4, pag 139, 
vertreten. 

Oder man nimmt mit F. Hahn und J. Novak das umgekehrte 
Verhältnis an und dann wären Wandkogel, Kumitzberg und Schädel- 
kogel Zeugen der über der Dachsteindecke folgenden Hallstätter 
Entwicklung. 

Es läßt sich nun aus den am Wandlkogel und namentlich am 
Abhang des Rötelsteins herrschenden Verhältnissen zeigen, daß diese 
letztere Auffassung, wenn man überhaupt auf jene Vorstellungen ein- 
geht, besser mit der örtlichen Lagerung übereinstimmt und eine 
geringere Inanspruchnahme späterer Verschiebungen zur Voraus- 
setzung hat, als jene Vorstellung, wonach die Hallstätter Entwicklung 
eine tiefere Position einnimmt als die Dachsteinkalkmassen. Wären 
die weißen und roten, als Hallstätter gedeuteten Kalke des Wandl- 
kogels bloß in einem „Fenster“ zu schauen, aus dem sie nachträglich 
zu einer ragenden Felskuppe aufgepreßt worden sein müßten, so sollte 
man ihren Spuren wohl auch im südlichen Schichtkopf des Meso- 
zoikums gegen das Ennstal, also hier im Paß Stein längs des Salza- 
tales begegnen. Es findet sich aber dort keine Andeutung der roten 
Kalke, geschweige denn ein oben und unten wohlbegrenzter Sckicht- 
körper dieser Serie. Begibt man sich aber auf den Sattel, welcher 
den vortretenden Wandlkogel von den Dachsteinkalken des Kammer- 
gebirges scheidet, so zeigt sich, daß hier die Dachsteinkalke flach 
gegen, also scheinbar unter den Wandlkogel einfallen, wobei auf 
ihren Hangendbänken noch Liasreste erhalten sind. 

Es sind dies rote Hierlatzkalke, die entlang dem treppenförmig 
geborstenen Bruchrande hart an Haselgebirge oder Gips der Wandl- 
kogelscholle abstoßen. Weiter unten gegen Langımoos grenzen die 
roten Liascrinoidenkalke aber an Werfener Schiefer an, der das Hasel- 
gebirge unterteuft. Dachsteinkalk und Lias des Kammergebirges 
scheinen also hier aus Nord vom Werfener Schiefer des Wandlkogels 
überschoben zu sein. Weiter östlich gegen das Salzatal aber, am 
Nordfuße des Steinwandlberges setzt die Störungsfläche schon steil 
in die Tiefe. Am Eingang in den Paß Stein endlich, wo hinter den 
jene Pforte flankierenden Vorbergen die Werfener Schiefer in schmaler 


930 Georg Geyer, [94] 


Zone durchzustreichen scheinen, sieht es allerdings so aus, als ob 
die letzteren unter den Dachsteinkalk jener Vorbauten hinabgreifen 
würden. Doch handelt es sich hier schon in Anbetracht der ver- 
schwindend kleinen, gewiß nicht die Gesamtmächtigkeit umfassenden 
Masse dieser Kalke, deren Hangendbänke überdies von Hierlatzkalk- 
resten bedeckt werden, lediglich um untergeordnete Sprünge, in die 
der plastische Schiefer eingepreßt wurde. 

Auch in Heilbrunn dürfte die Störung steil in die Tiefe setzen, 
wie aus der Quellbohrung geschlossen werden kann. 

Ein weiteres Argument für die Auffassung, daß hier die Hall- 
stätter Entwicklung eher über, als unter der Dachsteinkalkplatte zu 
liegen komme, bieten die Verhältnisse bei Knoppen und Maria-Kumitz. 
Hier fallen nicht nur die gebankten Dachsteinkalke der Kamp- 
scholle (881 m), wie bereits erwähnt, scheinbar flach unter den 
Kumitzberg ein, sondern es lassen sich auch die nächst Knoppen 
unter dem Steinwandlergehöft anstehenden Dachsteinkalke nicht als 
das Hangende jener karnischen und norischen Hallstätter Kalke 
des Kumitzberges deuten, zumal ihre östliche Fortsetzung im Stein- 
wandwald vorherrschend südliches Eirfallen aufweist, daß heißt wieder 
unter die Hallstätter Kuppen von Obersdorf hinabtaucht. (Taf. I, 
Riem.) 

Am deutlichsten jedoch ist die Unterteufung der 

Hailstätter Entwicklung durch den Dachsteinkalk am 
Südfuße des Kampls zwischen dem Steinwandwald, Knoppen und 
dem Radlingpab. 
r Hier verläuft zwischen Dachsteinsockel und Hallstätter Dach eine 
UÜberschiebung, welche offenbar die treppenförmig abgesetzte 
Fortsetzung der bei Heilbrunn und Knoppen beobachteten Stö- 
rungen darstellt und deren Ausstrich ich hier als: 


2. Radlinglinie 
bezeichnen möchte. 


Dieselbe bildet also eigentlich nur eine Absplitterung oder 
Fortsetzung der Heilbrunnlinie, insofern als auch sie die nördliche 
Begrenzung der Dachsteinkalkmassen gegen die Zone von 
Hallstätter Entwickung bildet, beziehungsweise am Westende der 
Heilbrunnlinie diese Rolle übernimmt. Die UÜberschiebung kann aus 
dem Teltschengraben über den ganzen Südabhang des Kampls bei 
Knoppen bis auf den Radlingpaß also entlang eines Halbkreises verfolgt 
werden. Uber einem Sockel aus Dachsteinkalk mit aufgelagerten Lias- 
und Juraresten folgt — beginnend mit Werfener Schiefer — die 
typische Hallstätter Entwicklung des Rötelsteins.. Nähere Angaben 
über diese Verhältnisse finden sich in dem Kapitel über die Rötel- 
steingruppe pag. [17]. 


3. Längsstörung im Weißenbach- und Grimmingtal. 


Die Querstörung des Salzatales im Meridian von Mitterndorf 
äußert sich zunächst darin, daß die flach liegenden Dachsteinkalke 
des Kammergebirges und Kamp (881m) etwa um drei Kilometer 


[55] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee, 231 


weiter nach Norden vorspringen, als die viel steiler einschießenden 
Dachsteinkalke des Grimmings bei Heilbrunn. Dieses schon durch den 
Neigungswinkel der Schichten bedingte Vorspringen des westlichen 
Flügels entlang der Querstörung braucht also noch nicht mit einer 
Horizontalverschiebung zusammenzuhängen, auf die das Bild der Karte 
beim ersten Blick schließen läßt, wenn man die nördliche Vorschiebung 
der Hallstätter Kalke am Rötelstein und der Jurabildungen nächst der 
Kochalpe gegenüber den Hallstätter Kalken des Rabenkogels bei 
Mitterndorf und der Juraserie des Krahsteins bei Zauchen betrachtet. 
Dagegen hat es wohl den Anschein, daß die als westliche Fortsetzung 
des Hauptdolomits am Lawinenstein anzusehende Scholle des Türken- 
und Zlaimkogels längs des Salzabruches etwas gegen Nord vorge- 
schoben wäre. Sicher erfolgt nördlich bei Mitterndorf eine bedeutende 
Absenkung des Westflügels, so daß die von Jura bedeckte Hallstätter 
Entwicklung bei Obersdorf viel tiefer liegt als nebenan am Rabenkogel. 
Man hat nach dieser Auffassung die westliche Fortsetzung der aus 
dem Grimmingtal durch die Sättel Brentenmoos und Ramsangerl (nörd- 
lich hinter dem Krahstein und Rabenkogel) laufenden Störung im 
Ausseer Weißenbach zu suchen, wo sie durch Haselgebirge und 
mächtige Gosaureste bezeichnet wird, während am Brentenmoos nur 
ein räumlich beschränkter Relikt von Gosaukonglomerat als Zeuge 
dieser Störung erhalten blieb. (Taf. II, Fig. 1.) 


4. Grasberg— Türkenlinie., 


Unter dieser Bezeichnung sei hier die am Nordfuß der Zlaim- 
kogel- und Türkenwände südlich vom Grundlsee hinziehende, unter 
der Schneckenalpe das Salzatal überquerende und in den Nordabhängen 
des Lawinensteins abklingende Störung namhaft gemacht. (Siehe auch 
Textfigur 1.) 

Dieselbe trennt eine Zone norischer Pedatakalke und Zlambach- 
schichten zwischen Grasberg und Tischeben von der aus Süden auf- 
geschobenen Hauptdolomitscholle des Türken und Lawinensteins ab. 
Demnach fällt die Grasberg-Türkenlinie größtenteils mit einer Fazies- 
grenze zusammen, wenn auch ihr Ostende sich innerhalb norischer 
Dolomite verliert und wohl auch durch Abnahme der gegenseitigen 
Verschiebung zum Ausgleich kommt. 


5. Stoderbruch (Salzsteiglinie). 


Diese in meinem letzten Bericht (Verhandl. 1913, pag. 284) 
angeführte und als Ausläufer der Puchberg—Mariazeller Störungszone 
bezeichnete, das Hauptdolomitgebiet des Hochmölbings vom Dachstein- 
kalkplateau des Toten Gebirges trennende Bruchlinie, auf die sich 
auch E. Haug (loc. eit. pag. 136) bezieht, läuft von der Poppen- 
alpe im Stodertal über das Salzsteigjoch entlang der Terrasse 
mit den Hochseen zum Oderntörl (1588 m), wobei noch Werfener 
Schiefer im Liegenden der südlich neigenden Hauptdolomitscholle 
zutage kommen, durchschneidet den Nordabhang des Lawinensteins 
und setzt dann über den Berglsattel zum Grundlsee hinüber. 


932 Georg Geyer. [56] 


6. Endlich können hier noch mehrere Longitudinalstörungen 
angeführt werden, die sowohl das .Hallstätter Gebiet des Rötelsteins 
als auch die Dachsteinkalkplatte des Toten Gegirges in Streifen zer- 
legen. Dazu zählen die Sprünge in der Antiklinalregion des Auermahd- 
sattels (Taf. II, Fig. 1), durch welche Haselgebirge und Gips von 
den benachbarten Schollen karnischer oder norischer Kalke getrennt 
werden sowie die den Rötelstein vom Kampl trennende Störung, die 
sich vom Radlingpaß über Langmoosalpe zur Ausseer Teltschenalpe 
verfolgen läßt und an zwei Stellen durch Aufschleppungen von 
Werfener Schiefer bezeichnet wird. 

Unter den im Dachsteinkalk selbst verlaufenden Längs- 
störungen wäre zünächst die mit einer Faltenschlinge anhebende, 
am Elmsee in eine Flexur und am Lahngangsee in einen Bruch über- 
gehende Elmlinie (siehe Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 34. Bd., Wien 1884, 
pag. 361) hervorzuheben, welche bis zur Ziemitzalpe verfolgt werden 
kanu. Von der Gößleralpe angefangen erfolgt jene große Abbeugung 
des nördlichen Flügels, derzufolge im Ziemitzgraben die Hierlatz- 
schichten in geringer Höhe über dem Spiegel des Grundlsees dem 
Riffkalk auflagern. 


Abgesehen von den untergeordneten treppenförmigen Ver- 
schiebungen (pag. [39]) zwischen der Hennaralpe und dem Wilden 
Gößl durchschneidet eine wichtige Querstörung den Westflügel des 
Toten Gebirges. 

Es ist dies die Querstörung Offensee—Seewiese 
(Altaussee). Westlich derselben ist das Ganze Schichtensystem gegen 
Norden abgebeugt, so daß Liaskalke fast bis in die Talsohle hinab- 
gebogen sind. Im Osten dieses Querbruches dagegen fällt die ganze 
Masse südlich ein. Das Haselgebirge und die Werfener im Himmel- 
steingraben hinter dem Offensee tauchen an dieser Querstörung empor, 
welche jenes Gebiet durchschneidet, in der die Hauptdolomitregion der 
Ischler Hohen Schrott allmählich durch Abnahme des Magnesiagehaltes 
in die Dachsteinkalke der Prielgruppe übergeht (siehe auch pag. [37]). 


Die Querverschiebung des Salzabruches bei Mittern- 
dorf, die nahe der Therme von Heilbrunn durch den großen Längs- 
bruch geschnitten wird, zählt ebenfalls zu den maßgebenden Trans- 
versallinien, ebenso wie die Querstörung Klachau— Stuttern, 
entlang deren die Riffkalke des Grimmings bei Pürgg, um mehr als 
1400 m gesenkt, erscheinen. 


Beziehungen dieser Hauptstörungslinien zu den Fazies- 
bezirken. 


Versucht man es, die hier nachgewiesenen, auf weitere Strecken 
verfolgbaren Dislokationen mit dem Deckenschema in Einklang zu bringen, 
wie letzteres speziell für diese Gegend von E. Haug aufgefaßt wurde, 
so zeigt sich nur stellenweise Übereinstimmung der ersteren mit dem 
Ausstrich der supponierten Deckenkörper und der sie trennenden 
Schubflächen, während sich anderseits auffallende Widersprüche er- 
geben, auf die hier hingewiesen werden soll. 


[57] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee, 233 


Nach der Haug’schen Annahme, daß das nahe seinem Westende 
bei der Ischler Rettenbachalpe auf der bajuvarischen (voralpinen) 
Serie überschobene Tote Gebirge eine besondere Teildecke 
repräsentiere, welche wie hier hervorgehoben werden muß, sonst in 
fazieller Hinsicht ident wäre mit der Dachsteindecke, müßte 
das Tote Gebirge über der Hauptdolomitentwicklung des Hochmölbing 
gelagert sein. Zieht man diesbezüglich die Lagerungsverhältnisse im 
Stodertal, am Salzsteig und im Oderntal (Quellgebiet der Salza) in 
Betracht, so ergibt sich aber an der kritischen Grenze das folgende. 
Im Stodertal, wo allerdings eine durch Gosaureste bezeichnete Störung 
das Tote Gebirge vom Hochmölbing trennt, wird man niemals von 
einer Überlagerung des letzteren durch das erstere sprechen können, 
da die steil östlich einschießende Flexur der Dachsteinkalke im Absturz 
des Hebenkas eher als Beweis für das Gegenteil ins Treffen geführt 
und das flach nördliche Einfallen am Hochmölbing oder gar das 
Östfallen am Warscheneck nicht mit einer Unterteufung des Toten 
Gebirges in Einklang gebracht werden könnte. 

Vom Salzsteigjoch bis ins Oderntal aber ergibt sich aus dem 
hier,südlichen Einfallen des Toten Gebirges unter die bei der Tauplitz- 
alpe mit Werfener Schiefer beginnenden „bajuvarischen* Serie des 
Lawinensteines eine vollends widersprechende Lagerung. Es ınuß hier 
überdies eingeschaltet werden, daß diese Entwicklung auf dem Lawinen- 
stein, Seenplateau und Hochmölbiug durchaus nicht so ohne weiteres, 
wie dies durch E. Haug erfolgte, mit der voralpinen Hauptdolomit- 
region identifiziert werden darf. Dazu ist der Zusammenhang mit der 
Dachsteinkalkfazies des Warscheneck ein viel zu inniger und außer- 
dem bildet das Auftreten typischer Carditaschichten durchaus kein 
voralpines Merkmal. Man könnte diese Ausbildung nur mit L. Kobers 
„Otscherdecke“ (Der Deckenbau der östlichen Nordalpen im 
LXXXVII Bande der Denkschriften d. kais. Akad. d. Wiss. Wien 
1912, pag. 363 [19].) vergleichen. Auch liegen die dabei von E. Haug 
mit ins Auge gefaßten Fleckenmergel von Klachau vorwiegend auf 
Riffkalk und nicht ausschließlich auf Hauptdolomit, wie dies in den 
Voralpen der Fall ist. 

Vor allem darf aber nicht vergessen werden, daß der Haupt- 
dolomit des Lawinensteins noch von Dachsteinkalk überlagert wird, 
geradeso wie auf dem Warscheneck und daß anderseits auch die 
große Dachsteinkalkmasse des Toten Gebirges, wie sich an ihrem 
nördlichen, dem Offensee und Almsee zugekehrten Schichtkopf zeigt, 
ebenfalls von typischem Hauptdolomit unterteuft wird. 

Überall begegnen wir sohin einer Verzahnung, die es erschwerrt, 
in fazieller Hinsicht eine reinliche Scheidung der durch Störungen 
geschiedenen tektonischen Einheiten oder Schollen durchzuführen. 

Die Hauptdolomitzone des Lawinensteins wird entlang dem 
oberen Salzatal (Oderntal) anscheinend durch die nach Süden abge- 
beugte Schichtfolge des Toten Gebirges unterteuft, was mit keinem 
der bis heute bereits aufgestellten Deckenschemata in Einklang zu 
bringen wäre. 

In dieser ausschlaggebenden Grenzregion ist sohin auch die Ab- 
scheidung des Toten Gebirges als eigene Teildecke nicht begründet, 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (G. Geyer.) 30 


234 Georg Geyer. [58] 


zumal die letztere sich von der Dachsteindecke weder in fazieller 
Hinsicht noch in der Schichtfolge oder in den Mächtigskeitsverhält- 
nissen unterscheidet. Totes Gebirge und Dachsteingebiet stehen sich 
vielmehr als Aquivalente gegenüber, welche voneinander allerdings 
durch die abweichend entwickelten Zonen des Rötelsteins und Gras- 
berges getrennt werden. Wenn dagegen E. Haug sogar die faziell 
recht abweichende Schafberggruppe seiner Decke des Toten Gebirges 
homolog findet (loc. cit. pag. 129), so hat sich bereits E. Spengler!) 
gegen diese Gleichstellung ausgesprochen. 

Wir verfolgen nun den Stoderbruch weiter westlich ins Salzatal und 
gelangen in eine Region, wo das gegen Südwesten neigende Tote Ge- 
birge mit seinen Schichtmassen unter die norischen Kalke und Mergel 
des Grasberggebietes hinabzutauchen scheint. Da die letzeren der 
„Salzdecke“ E. Haugs entsprechen, nähme wirklich die Decke des 
Toten Gebirges hier die ihr zugewiesene Lage unter der Nappe 
de Sel — wie wir gesehen haben aber nicht zugleich über der 
Nappe bavaroise — ein. 

Bekanntlich haben fast alle Forscher, welche sich in letzter 
Zeit mit dem Deckenbau der Ostalpen befaßten, E. Haugs S9alz- 
decke und Hallstätter Decke in eine Einheit zusammengezogen, an- 
scheinend mit Unrecht, wenn man bloß den Pötschen-Zlambachdistrikt 
ins Auge faßt, wo die über dem Salzton folgenden Dolomite und 
dünnschichtigen dunklen Hornsteinkalke sowie die Zlambachschichten 
zum Teil räumlich vollkommen getrennt sind von dem lichtbunten 
Hallstätter Kalke und daher dort wirklich eine völligabweichende, selb- 
ständige Ausbildungsweise zur Schau tragen. Aber schon in nächster 
Nachbarschaft dieser Gebiete haben E. v. Mojsisovics und nach 
ihm noch viel bestimmter E. Kittl?) direkte Wechsellagerung 
von Zlambachschichten und Hallstätter Kalken nachgewiesen, wodurch 
die Haugsche Zweiteilung unhaltbar wird. 

Auch das Zlaimkogelgebiet stellt eine vermittelnde Region dar, 
indem hier neben der Pötschenausbildung wieder die Fazies lichter 
bunter Hallstätter Kalke vertreten ist. 

SoleheAusnahmenund Übergänge sind mitder Vor- 
stellung einer scharfen Gliederung in faziell einheit- 
liche tektonische Elemente unvereinbarlich, wohl aber 
mit der Annahme seitlich ineinander greifenderFazies gut 
in Einklang zu bringen. 

Dazu tritt noch ein anderes Argument. Wir haben wohl gesehen, 
daß die von Lias und Jura bedeckten Dachsteinkalke des Toten 
Gebirges auf der Linie Berglsattel—Gößl unter die norischen Gesteine 
des Grasbergzuges (Salzdecke) hinabzugreifen scheinen, allein im 
Türkenkogelzug erfolgt anderseits wieder eine Überschiebung des 
steilgestellten norischen Schichtpaketes durch Hauptdolomit, Platten- 
kalk und Dachsteinkalk, welche offenbar die verworfene, westliche 


‘) Einige Bemerkungen zu E. Haug: Les nappes de charriage des Alpes 
calcaires septentrionales, 3Cme partie le Salzkammergut. Zentralblatt für Mineralogie, 
Geologie und Paläont. Jahrg. 1913, Nr. 9, pag. 272. 


?) Exkursionsführer d. IX. int, Geologenkongresses, Wien 1903, pag. 23. 


[59] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee., 235 


Fortsetzung des Lawinensteins bilden und in der Nordwand des 
Türkens sogar eine Faltenstirn aufweisen. Wenn auch das Ausmaß 
dieser von Süden kommenden Aufschiebung in horizontalem Sinne 
keine beträchtliche sein kann, dürfte es doch befremden, hier die 
„Salzdecke* unter der „bajuvarischen“ zu finden! 

Wurde (pag. [53]) bereits ausführlich auf die Bedenken auf- 
merksam gemacht, welche der Annahme eines „Fensters“ von Hall- 
stätter Kalk am Wandlkogel SW Mitterndorf entgegenstehen, da 
die Verhältnisse dort sowohl als auch am Kumitzberg und am Süd- 
fuße des Kampls bei Knoppen eher eine höhere Position der Hall- 
stätter Serie (im Hangenden der Dachsteinkalke) vermuten lassen, so 
zeigen die Profile südlich vom Lawinenstein gegen Zauchen und 
Tauplitz wieder eine abweichende Konstellation. Die südfallenden Dach- 
steinkalke dieser Schichtfolge neigen hier nämlich scheinbar unter 
die Hallstätter Zone Rabenkogel—Krahstein—Hechelstein hinab, was 
übrigens von der Deckentheorie gefordert wird. Auch würde dazu 
passen, daß die Liasmergel bei Klachau unter der Hallstätter Entwick- 
lung Krahsteins bis gegen Lenzbauer vorgreifen. 

‚Aus naheliegenden Gründen stellte E. Haug die Flecken- 
mergelzone von Mitterndorf—Klachau in seine bajuvarische Decke, 
freilich damals in Unkenntnis des Umstandes, daß neuere Aufnahmen 
im Liegenden der Fleckenmergel noch Hierlatzkalke nachweisen 
würden, wie bei Kainisch und Steinwandler sowie nächst Pürgg, wo- 
durch die Übereinstimmung mit der voralpinen Ausbildung wieder 
getrübt wird. Nun liegen aber außerdem, soweit die Aufschlüsse 
dies erkennen lassen, unsere Liasfleckenmergel von Klachau, Stainach 
etc. über dem Riffkalksockel des Dachsteinkalks, nicht aber auf Haupt- 
dolomit, wie es das voralpine Schema erforderte. Dadurch und auf 
Grund der Lagerung unter dem Steinwandler bei Knoppen W von 
Mitterndorf, wo über wohlgebanktem Dachsteinkalk erst Hierlatzkalk 
und dann Liasfleckenmergel folgen, erscheinen die Fleckenmergel 
dieser Gegend enger an den Dachsteinkalk und seinen Riffkalksockel 
geknüpft, als an Hauptdolomit. Sie sind nicht, wie in den Voralpen- 
decken, eine abweichende Fazies der Hierlatzkalke, sondern bilden das 
Hangende der letzteren !). 

Unter den im Streichen sich vollziehenden Fazies- 
übergängen sei hier zunächst auf denjenigen hingewiesen, der sich 


1) Hier mag auf eine Bemerkung F. Hahns in dessen letzte Publikation 
(Grundzüge des Baues der nördlichen Kalkalpen zwischen Inn und Enns, II. Teil, 
Mitt. d. Geol. Ges. in Wien, VI. Bd. 1913, Heft 4, pag. 449) über meine Auffassung 
von der transgressiven Lagerung jener Liasmergel Bezug genommen werden. Wenn 
ich (Verhandl. d.k. k. geol. Reichsanst. 1913, pag. 305) diese Lagerung mit jener der 
Gosauschichten verglich, so bezogsich dies hauptsächlich aufdie morphologischen Ver- 
hältnisse, unter denen hier die stark gefalteten und von der Erosion arg angegriffenen 
Liasmergel angetroffen werden, im Gegensatz zu den viel höher aufragenden, wider- 
standskräftigeren, hellen Triasriffkalken, welche E. Haug auf den Mergeln 
schwimmen läßt. 

Daß die Mergel auf dem Riffkalk wirklich transgredieren, von dem letzteren 
öfter auch durch eine Bank von rotem Crinoidenkalk getrennt, ergibt sich bei 
Pürgg und kann uns nicht unglaubhaft scheinen, wenn wir bedenken, daß auch 
der Riffkalk des Toten Gebirges östlich vom Grundlsee unmittelbar von Hier- 
latzkalk mit Fossilien des jüngeren Unterlias bedeckt wird! 


30* 


236 Georg Geyer. [60] 


im nördlichen Schichtkopf des Toten Gebirges einstellt. Der im Offensee- 
und Almseegebiet jene mächtige Platte unterteufende, über den Cardita- 
schichten liegende Hauptdolomit, wird nach Osten hin allmählich durch 
Kalkbänke ersetzt, welche im Steyrtal bei der Strumboding schon bis 
zum massigen Ramsaudolomit hinabreichen. Bei der Untersalmer Alpe 
am Ostabhang des Großen Priels trennt nur ein schmales Band fossil- 
führender gelber Oolithkalke den Dachsteinkalk vom Ramsaudolomit. 
Weiter südlich aber, noch immer im Massiv des Grossen Priels, ver- 
schwinden die Carditaschichten in ihrer bezeichnenden Fazies gänz- 
lich und stellen sich statt deren die Riffkalke ein, welche 
entlang dem Stodertal bis zum Salzsteigjoch und dann jenseits des letzteren 
über das Obere Salzatal bis nach Gößl am Grundlsee das Liegende 
des geschichteten Dachsteinkalks bilden. Indem sonach gegen Osten 
hin die kalkige Ausbildung des norisch-karnischen Komplexes immer 
tiefer hinabsteigt, bis zu den Carditaschichten, ja selbst in dieses 
karnische Niveau, vollzieht sich also von West nach Ost der ÜUber- 
gang der bajuvarischen Ausbildung (Hohe Schrott) in die 
hochalpine des Dachsteingebirges (Prielgruppe). 

Ein weiterer Faziesübergang, dem Streichen des Schicht- 
komplexes nach, tritt am Nordabhang des Lawinensteins ein, wo die 
norischen Hornsteinkalke und Zlambachmergel der Pötschenentwick- 
lung, nachdem sie im Grasbergzug bereits mächtige Dolomitbänke auf- 
genommen haben, allmählich nur mehr als Zwischenlagen im Dolomit 
verfolgt werden können, der ostwärts endlich im Hauptdolomit der 
Hochmölbinggruppe ausstreicht. Hier sehen wir also dieSalzdecke 
Haugs in dessen bajuvarische Decke übergehen. 

Ganz ähnlich ist das Verhältnis der südlich jener Pötschenfazies 
liegenden Hallstätter Ausbildung des Rötelsteins, welche nach Osten 
hin, wenn auch nur petrographisch, bis zum Bärenfeuchter verfolgt 
werden kann und dann in den Riffkalk übergeht. Hier haben wir 
sonach den seitlichen Ubergang der Hallstätter Deckeiin die 
Dachsteindecke vor uns, welche Letztere durch das Einsetzen 
des Riffkalks an Stelle der sandigen Carditaschichten bezeichnet wird. 

Wie endlich Dachsteinkalk und Hauptdolomit inein- 
ander greifen, wurde in meinem Aufnahmsbericht über die War- 
scheneckgruppe (Verhandl. 1913, pag. 267, speziell pag. 286 ff.) aus- 
einandergesetzt, wobei auch das gegenseitige Verhältnis des Haupt- 
dolomits zur massigen Liegendstufe des Dachsteinkalks, das heißt 
zum Riffkalk, erörtert wurde. Auch hier sehen wir in einer und 
derselben Platte oder Scholle das „Sichablösen“ und „Ersetzen“ der 
abweichend ausgebildeten Gesteinsmassen. 

Derartige Beispiele aus den Nordkalkalpen sind in jüngster 
Zeit insbesondere durch F. Hahn angeführt worden, welcher der 
Forschung leider allzufrüh am Schlachtfelde entrissen wurde. In seinen 
ausführlichen vergleichenden Arbeiten!) hebt er zahlreiche Wider- 


!) Geologie der Kammerker-Sonntagshorngruppe I. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A,, 
LX. Bd. 1910, pag. 311, II., pag. 637. — Geologie d. oberen Saalachgebietes etc. 
Ibid. LXIII. Bd. 1918, pag. 1. — Grundzüge des Baues d. nördl. Kalkalpen zwischen 
Inn und Enns. I, Mitteil. d. Geol. Ges. Wien, VI. Bd. 1913, pag 238 und II, pag. 374. 


[61] Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee. 237 


sprüche. der Deckentheorie hervor, insbesondere bezüglich der von 
E. Haug für das Salzkammergut vertretenen Auffassung. 

Nach F. Hahn gestaltet sich der Bau der Kalkalpen einfacher, 
indem im Wesentlichen nur drei, keineswegs aus größerer Entfernung 
stammende Schubmassen — seine bajuvarische, tirolische und juva- 
vische Einheit — teilweise übereinandergelagert, das Schichtenmaterial 
bilden würden. Der größte Teil des hier behandelten Gebietes gehört 
F. Hahns tirolischer Decke!) an, während nur die zwischen Grundl- 
see und Mitterndorf verlaufende Zone in Pötschen- und Hallstätter 
Entwicklung seinem vermutlich am tirolischen Südrand wurzelnden 
juvavischen Einschub entspräche. 

Diese durch reichen Wechsel im Schichtenaufbau ausgezeichnete 
Gegend ist also besonders geschaffen, um jene Schwierigkeiten her- 
vortreten zu lassen, welche sich den Versuchen ihrer Zerlegung in 
übereinander liegenden, faziell einheitlich ausgebildeten Decken 
ergeben. 

Es scheint mir, daß die auffallenden Mächtigkeitsschwan- 
kungen der Sedimente, das Auftreten plastischer Salz- 
tone in deren Liegendem und die Vielzahl von abweichenden, 
aber doch wieder regional durch Übergänge verbundenen, gegen Druck 
sicher verschieden widerstandsfähigenFazies hinreichen, um viele hier 
einsetzende Störungen zu erklären. Solche Festigkeitsunter- 
schiede mußten sich beim Zusammenstau geltend machen und Dis- 
lokationen auslösen, die im Sinne der von F. Kossmat?) 
kürzlich vertretenenAnschauungen zu Überschiebungen 
in der Richtung des geringsten Widerstandes führten. 
So läßt sich in dem eben besprochenen Gebiete, wo eine sich nach 
Osten verschmälernde Zone von relativ geringmächtiger und daher 
minder widerstandsfähiger Hallstätter Entwicklung zwischen zwei starren 
Platten mächtiger Dachsteinkalke eingekeilt ist, zeigen, daß die 


!) Es möge hier folgender Einwand gegen die Zuteilung des Sengsenge- 
birges zur selben (tirolischez) Decke erhoben werden, der auch die Prielgruppe 
angehört. Wohl gehört die guirlandenförmige Linie am Nordsaum der tirolischen 
Region: Drachenwand, Schafberg, Höllengebirge, Traunstein, Kremsmauern, Seng- 
sengebirge einer und derselben tektonischen Zone an und ist daher einheillich. 

Wenn aber diese Linie als Nordgrenze der tirolischen Scholle angesehen wird, 
so umfaßt diese letztere zwei faziell ganz abweichende Gebiete, 
nämlich eine nördliche Zone, woselbst die Hauptkalkmasse unter denCarditaschichten 
liegt und eine südliche Zone, in welcher die Hauptkalkmasse über dem Carditaniveau 
gelegen ist. Umgekehrt ist in der Nordzone (Höllengebirge, Sengsengebirge etc.) 
der Dolomit im Hangenden (Hauptdolomit) herrschend, während in der Südzone 
(Dachstein, Totes Gebirge) der Dolomit im Liegenden (Ramsaudolomit) erscheint. 
Dies ist ein so tief einschneidender Faziesgegensatz, daß beide Gebiete nicht wohl 
zu einer „Einheit“ zusammengefaßt werden dürfen. 

Nun ist die nördliche oder Wettersteinentwicklung in diesem Teil der 
Kalkalpen gerade für die voralpine, d. h. nach F. Hahn die bajuvarische Region 
bezeichnend, wie sich aus der Schichtfolge des Sengsengebirges mit dem aufliegenden 
Hauptdolomit, Fleckenmergel, Vilserkalk, Tithonflaserkalk und Neokomaptychen- 
kalk von Windischgarten ergibt, die ja nordwärts bisan den Flyschrand bei Leon- 
stein reicht. Auch hier also stört eine Ausnahme, jene zuerst ausschließlich 
auf Abweichungen der Schichtenausbildung begründete Synthese. 


2) F. Kossmat, Die adriatische Umrandung in der alpinen Faltenregion. 
Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien, VI. Bd. 1913. 


238 Georg Geyer, [62] 


erstere entlang ihrer Ränder nach oben ausgewichen ist und nun 
scheinbar von den Rändern der einander genäherten zwei Dachstein- 
kalkplatten unterfahren wird. 

Wenn heute schon ein Gutteil der alpinen Deckenbewegungen 
in kretazische Zeiträume zurückverlegt wird auf Grund von Einwen- 
dungen, die sich aus der Lagerung der Gosau ergaben, so wird damit 
bereits die Möglichkeit des freien Ausbrechens und Sichüberschiebens 
gespannter, aber nicht mehr allseits eingeschlossener 
Faltenteile zugegeben, wie dies für das ursprüngliche Gosaubecken 
jüngst von E. Spengler (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien 1914. 
Bd. CXXIH, Abt. 1) nachgewiesen worden ist. Nur durch die Über- 
schätzung des Ausmaßes dieser randlichen Aufschiebungen relativ 
starrer Schollen in der Richtung des geringsten Widerstandes, das 
heißt also über den aus geringer mächtigen oder weicheren Schichten 
bestehenden, nachbarlichen Synklinalregionen, gelangte man zur Vor- 
stellung ausgedehnter Überdeckungen auch in diesem östlichen Teile der 
Alpen. Und doch weisen schon das divergente Auseinanderschwenken 
und die damit zusammenhängende Verbreiterung des Alpengebäudes 
gegen Osten auf ein Abklingen der Faltungsintensität hin 
und warnen uns davor, die aus enggepreßten Faltengebieten der West- 
alpen gezogenen tektonischen Schlüsse ohne weiteres auf die sich 
immer mehr beruhigenden Wellen dieser östlichen Alpenteile anzu- 
wenden. 


Inhalt. ei: 
‚Seite 

Einleitung, ss r00. ren. Sr ae ae age Be RE Er 177 

I. Kammergebirge und Grimming . . 2. 2. 2 2 Een 2 nr. 178: ...[21 

Der /Grimming nor. a 2 Te ler et 181 [5] 

II. Die Mitterndorfer’Senko . ... 0 „Va cc a ee 186 [10] 

Moränen, Terrassenschotter und Moore im Mitterndorfer Becken . . 190 [14] 
III. Das Triasgebiet zwischen dem Mitterndorfer Becken und dem 

Grundlsee nr.h70 mE : a en fen 018 SRNARE SE 193 [17 

A.-Rötelsteingruppe "Wr 72). er Ar. ee N u 193 [17] 

B:" Gruppedes Zlaimkogels und Türken 2... 2... un: 201 |25] 

IV. Totes.Gebirge m w Eron. oeurtee Se, re er Be 212 [36] 

V. Tektonische "Hauptzüge , . nr. ZN m. nennen 225 [49] 

Hauptstörungen des ‚Gebletos.ce. a... en Se ee 227 [51] 

1. Heilbrunalinie + 1... ge een ee ee 227 [51] 

2. Radlinglinie,...'%; msun-Aryee. pe Imst Ar ES 230 [54] 

3. Längststörungen im Weißenbach- und Grimmingtal. .... . 230 [54] 

4. Grasberge—Türkenlinie „8 .. rn st ee 231 [55] 

5.'Stoderbruch ((Salzsteiglinie).. os... ne en 231 [55] 


Beziehungen dieser Hauptstörungslinien zu den Faziesbezirken . . . 232 [56] 


Gesellschafts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25. 


Tafel |. 


Georg Geyer: 
Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee 
im steirischen Salzkammergut. 


Erklärung zu Tafel I. 


S = Schutt. 
To = Torf. 
Mo = Moränen. 
Te — Miocäne Konglomerate, Sand- 
steine und Schieferton. 
Go = Gosauschichten. 
O = Oberalmschichten. 
K = Klauskalk. 
Ho —= Hornsteipjura. 
F = Liasfleckenmergel. 
Hi = Hierlatzkalk. 
DK = Dachsteinkalk und Plattenkalk. 


| 


R = Riffkalk am Stierkarkogl (Fig. 2). 


Hauptdolomit. 

Karnische und norische Hall- 
stätterkalke. 

Carditaschichten. 
Ramsaudolomit und anisischer 
Dolomit. 

Reiflingerkalk. 
Gutensteinerkalk. 
Haselgebirge. 

Werfener Schiefer. 
Carbonschiefer. 


Tafel 1. 


Georg Geyer: 


Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee 
im steirischen Salzkammergut. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 1. u. 2. Heft. (G. Geyer.) 31 


| 


| 


Erklärung zu Tafel II. 


Schutt. 

Moränen. 
Gosauschichten. 
Plassenkalk. 
Oberalmschichten. 
Klauskalk. 
Horbsteinjura. 
Liasfleckenmergel. 
Hierlatzkalk. 


Dachsteinkalk und Plattenkalk. 


Hauptdolomit. 
Zambachschichten. 


I 


Pedatakalk. 

Karnische und norische Hall- 
stätterkalke. 

Cardita oder Lunzer Schichten. 
Ramsaudolomit. und anisischer 
Dolomit. 

Reiflingerkalk. 
Gutensteinerkalk. 
Manganhältige Eisenspate der 
Teltscbenalpe. 

Haselgebirge. 

Werfener Schiefer. 


2 


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G. Geyer: Umgebung von Mitterndorf und Grundlsee. Bi 
al. 1. 


Figur 1. 


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Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, Band LXV, 1915. 
Verlag der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


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E G. Geyer: Umgebung von Mitterndorf und Grundlsee. 


Taf. 1. 
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Jahrbuch der k, k. geologischen Reichsanstalt, Bd. LXV, 1915. 
Verlag der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien III. Rasumofskygasse 23. 


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Inhalt. 


1. und 2. Heft. 


C. Zahälka: Die Sudetische Kreideformation und ihre Äquivalente in den 
westlichen Ländern Mitteleuropas. I. Abteilung. Die westböhmische 
Kreide und die Kreide im östlichen Bassin de Paris. aut einer Text- 
figur und drei Tableaus 

Unter dem Titel: Die RR und Mt Böh- 
mische Kreide ist die I. Abteilung dieser Studien - bereits 1915 
zu Prag im Selbstverlag des Autors erschienen. . 


Georg Geyer: Aus den Umgebungen von Mitterndorf und Grundlsee im 


steirischen Salzkammergut. Mit zwei Tafeln ‚(Nr. ; 208 II) und zwei 
Textfiguren 


NB. Die Autoren allein sind für den Inhalt und die Form 
ihrer Aufsätze verantwortlich. 


Gesellschäfts-Buchdruckerei Brüder Hollinek, Wien III. Steingasse 25: 


Ausgegeben Ende September 1916. 


JAHRBUCH 


DER 


KAISERLICH-KÖNIGLICHEN 


GEOLOGSCHEN REICHSANSPAL 


JAHRGANG 1915. LXV. BAND. 


3. u. 4. Heft. 


a 


wien, 1916. | 
Verlag der k. k. Geologischen Reichsanstalt. 


| 
In Kommission bei R. Lechner (Wilh. Müller), k. u. K. Hofbuchhandlung 
I, Graben 31. 


Die Fossilführung der anisischen Stufe in 
der Umgebung von Trient. 


Von Gustav von Arthaber. 
Mit 3 Tafeln (III—V) und 3 Textfiguren. 


Michael Vacek hatte im Jahre 1896 die Aufnahmen des Vor- 
jahres in Südtirol und speziell im S von Trient, westlich und östlich 
der Etsch, bis ins obere Val Sugana fortgeführt, und darüber in den 
Verhandl. d. k.k. geolog. R.-A. 1896, pag. 459, berichtet. Bei diesen 
Begehungen gelang es ihm, mitteltriadische Cephalopoden im Centa- 
tale (W Caldonazzosee, Friecaschlucht) und westlich der Etsch 
im Val Gola und Val Ravina aufzufinden, welche im folgenden 
einer Bearbeitung unterzogen werden sollen. 


Lagerungsverhältnisse der Fossilfundstellen. 
1. Friecaschlucht des Val Centa. 


Im Osten des Etschtales erhebt sich südlich Trient das Plateau 
des Scanuchio mit den aufgesetzten Spitzen der beiden Corneti und 
fällt mit steilen Abstürzen allseits ab, welche im NO als La Derocca, 
im O als Filadonna und im SO als La Frieea bezeichnet werden; am 
NO-Fuße liegt der Caldonazzosee, von dem aus weiter nach SO 
das Val Sugana zieht. Am Fuße der Friccaabstürze Öffnet sich das 
Tal dee Centabaches gegen den See und ist im Oberlaufe als Friccea- 
schlucht tief eingerissen. Die südliche Talseite wird von den Nord- 
abstürzen des kampfumtobten Plateaus von Lavarone (Lafraun) gebildet. 

Die Triasentwicklung wird im welschen Südtirol von W gegen 
O unregelmäßig und nimmt in Gliederung und Mächtigkeit bedeutend 
ab, so zwar, daß in dem in Rede stehenden Gebiete das Werfener 
Niveau stellenweise über der kristallinen Unterlage fehlt und unter- 
anisische Glieder auf ihr direkt aufsitzen (z. B. Albarella, Lavarone- 
straße 1. ec. pag. 466), oder es liegt zwischen dem Werfener Niveau 
und den mächtigen mitteltriadischen Dolomiten mit Diplopora annu- 
lata nur ein dünnes rötliches Konglomeratlager als Repräsentant der 
unteranisischen Abteilung (z. B. südöstlich Caldonazzo 1. c. pag. 467), ja 
sogar der ganze mächtige Hauptdolomit kann auskeilen (z. B. Nord- 
abfall des Lavarone l. c. pag. 469) und auf der korrodierten Oberfläche 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (G. v. Arthaber.) 32 


940 Gustav von Arthaber. [2] 


des mitteltriadischen Dolomits folgen direkt die grauen Kalke des 
Lias (l. c. pag. 469). 

In der oberen Friccaschlucht ist die Dolomitmasse durch den 
Bach aufgerissen und in faziell abweichender Entwicklung Mitteltrias 
fossilreich aufgeschlossen. Wie diese in den einzelnen Gliedern zu 
deuten sei, darüber hat sich Vacek (l. c.) geäußert, doch hat er 
beim Fortschreiten der Aufnahmsarbeiten seine Auffassung der Lage- 
rungsverhältnisse nicht unerheblich geändert und diesselbe in den 
‚Erläuterungen zum Blatte Rovereto—Riva“ (1911, pag. 75) fixiert. 
Auch Tornquist!) hatte die interessanten Aufschlüsse der Fricca be- 
sucht und sich darüber vernehmen lassen. Während aber Vacek 
früher annahm, daß die Schichtfolge der Mitteltrias von unten nach 
oben sei: 


a) Konglomerate und Sandsteine 


b) dunkle, blättrige Mergelschiefer mit Pflanzen, in Wechsellagerung 
mit kalkigmergeligen Rhizocoralienkalken 


c) tonigmergelige Schiefer und kieselreiche Bänderkalke mit Dao- 
nellen, Ammoniten, Pflanzenspreu, Fisch- und Sau- 
rierresten 


d) helle Dolomite mit Diplopora annulata 


hatte er seine Meinung später dahin geändert, daß der an jener Stelle 
geringmächtige Diploporendolomit „d* zwischen „d“ und „c*“ liege, daß 
über ihm erst das Ammonitenniveau folge, über dem sodann in ge- 
ringem Abstande (pag. 76) sofort der rauchgraue Hauptdolomit mit 
Turbo (Worthenia) solitarius einsetzt. 

Vacek deutete diesen Diploporendolomit als „Schlerndolomit“, 
den ammonitenführenden Horizont als alpine „Nodosusschichten‘“, 
für welche Tornquist ladinisches (Buchensteiner) Alter nachge- 
wiesen hatte; durch diese Annahme rückten jene Schichtglieder auto- 
matisch nach oben, und daraus wieder ergab sich die Notwendigkeit, 
die „Obertrias“ nach unten zu erweitern, welche er nun direkt über 
seinem „Schlerndolomit“ beginnen läßt (l. c. pag. 9). In ihr liegt 
nun der Üeratites trinodosus (l. ce. pag. 24), ja die oberanisischen 
Aquivalente bilden die untere Abteilung der Obertrias! 

Diese Auffassung widerspricht vollkommen allen Erfahrungen 
alpintriadischer und vergleichender Stratigraphie und widerspricht 
auch vollkommen den Ergebnissen meiner paläontologischen Unter- 
suchung des Materiales aus der Fricca; deshalb bin ich gezwungen, 
etwas weiter auszuholen sowie schon längst Bekanntes hier wieder 
vorzubringen, um Vaceks Ansichten diesbezüglich widerlegen zu 
können. 

Es ist allbekannt, daß in den westlichen Südalpen, z. B. Recoaro, 
die Basis der Mitteltrias bilden: 


R 1) Neue Beiträge zur Geol. u. Paläont. der Umgebung von Recoaro und 
Schio (I). Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. Bd. 50, 1898. pag. 230. — Vizentinische 
Triasgebirge, Stuttgart 1901, pag. 108. 


Die Fossilführung der anisischen Stufe, 241 


[3] 


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32* 


242 Gustav von Arthaber, [4] 


a) Mergel und Kalke mit Dadocrinus gracilis; darüber folgen 


b) bunte Mergel und sandige Tuffe mit Voltzia recubariensis 
knollige Kalke mit Brachiopoden und bräunliche Dolomite. 


In Judikarien liegen in diesem Komplex die Cephalopoden der 
früher sogenannten Binodosuszone, über welcher erst das eigentliche 
oberanisische Cephalopodenlager der Trinodosuszone folgt. 


Diese vier Glieder: basale Mergelkalke, pflanzenführende Mergel, 
Brachiopodenkalke und Dolomite sind in Südtirol derart variiert, 
daß infolge einer Denudationsperiode statt des Gracilisniveaus Kon- 
slomerate und Sandsteine entwickelt sind; in der Fricca sehen 
wir die bekannten pflanzenführenden Mergel, welche in Wechsel- 
lagerung stehen mit den oben genannten Rhizocoralienkalken, über 
denen ein geringmächtiges Dolomitniveau liegt. Da dieses den Horizont 
mit Ceratites trinodosus unterlagert, gehört es noch in den Komplex des 
oben unter „b“ detaillierten Brachiopoden = Recoarokalkes. 

Der Angelpunkt liegt also in der Deutung des Dolomitniveaus. 
Wie wir sehen, gibt es geringmächtige Dolomit-„Lager“ von unter- 
geordneter stratigraphischer Bedeutung, welche Diploporen führen und 
gewaltige Diploporenführende Dolomit-„Massen“, welche die ganze 
Mitteltrias repräsentieren können und stellenweise in eingestreuten 
Fossillinsen Leitfossillien der einzelnen stratigraphischen Zonen ent- 
halten. Am Südabfalle des Schlern z. B. beginnt dieser Dolomit über 
dem Werfener Niveau und ist oben von Raiblerschichten begrenzt, wäh- 
rend am Nordabfalle die einzelnen anisischen und ladinischen Schicht- 
glieder in — sagen wir — Normalentwicklung übereinander folgen. 
Man hat jenen Dolomit Schlerudolomit genannt, welcher stellenweise mit 
der Normalentwicklung in Verzahnung zu beobachten ist. Sein stra- 
tigraphischer Umfang ist aber nicht überall gleich groß. Sind z. B. 
die Aquivalente der anisischen Stufe „normal“ entwickelt, dann ist 
er auf diejenigen der ladinischen Stufe beschränkt; ist aber letztere 
„normal“ ausgebildet, dann entspricht er der anisischen Stufe allein, 
führt aber dann zumeist die Bezeichnung Mendoladolomit (im Sinne 
Richthofens), wenngleich Vacek!) nachgewiesen hat, daß dieser 
Dolomitkomplex an der Mendel erst über einem Ptychitenlager 
(= Trindosus-Z.) beginnt, daher nichts anderes als Schlerndolomit im 
obigen Sinne sei. Er führt häufige und gut erhaltene Diploporen. 
Seit man ?) ihnen mehr Aufmerksamkeit gewidmet hat, stellte sich 
heraus, daß auch sie als Leitfossilien verwendbar seien und daß 
Teutloporella triasina Scheur. sp. sowie Oligoporella prisca Pia auf 
den anisischen Komplex beschränkt sind, während Diplopora annulata 
Schafh. die ladinischen Dolomite charakterisieren. Allerdings ähneln 
sich alle die genannten Diploporiden und nur bei gutem Material 
ist die Gattungstrennung möglich. 

Aus diesen Ausführungen dürfte klar hervorgehen, daß jene 
Dolomitlage der mittelanisischen Brachiopodenkalke deshalb unmöglich 


‘) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1894, pag. 436. 


?) J. v. Pia, Neue Studien über die triadischen Siphoneae verticillatae; Bei- 
träge zur Pal. u. Geol. Bd. XXV, pag. 25. 


[5] Die Fossilführung der anisischen Stufe, 243 


kurzweg „Schlerndolomit“ genannt werden kann, weil über ihm erst 
das oberanisische Cephalopodenlager folgen muß, und daß auch das 
Auftreten der bezeichnenden Diploporenart keineswegs sicher ist. 

Über diesem Dolomitlager beginnt in der Frieca eine Serie 
graugrüner tonigmergeliger Schiefer und dunkelgrauer fester Kalk- 
bänkchen in Wechsellagerung mit zum Teil kieselreichen Bänderkalken, 
deren Schichtflächen einen dünnen oder dickeren Belag jener weichen, 
grünen Schiefer wiederholen. 

Dieser Komplex, den Vacek „Zwischenbildung‘* wegen seiner 
Lage zwischen zwei Dolomitkomplexen nannte, ist fossilreich, und zwar 
kommen in den weichen Mergeln Pflanzenspreu, Reste von Fischen 
und Reptilien vor, während die härteren Mergelpartien Daonellen 
und vielfach Jugendformen von Ammoniten führen, die Kalke selbst 
fast ausschließlich Ammoniten allein. 


Daonella elongata Mojs.!) 
> Vaceki Kittl 2) 
, obliquesecta Kittl 


wurden aus diesem Komplexe bekannt: D. elongata ist von Mojsi- 
sovics aus „Grenzbildungen gegen die Buchensteiner Schichten“ der 
Pufelser Schlucht am Schlern beschrieben worden. 


Jene härteren Mergelkalke führen folgende Fauna: 
Spirigera trigonella Schl. sp. 
Jugendformen von: 
Ceratites superbus Mojs.?) 
5 trinodosus Mojs. t) 
i elegans Mojs. 
Beyrichites cadoricus Mojs. sp. 
Dinarites sp. 


also eine Verbindung von Formen, welche wir in den oberanisischen 
Trinodosusschichten zu finden gewöhnt sind. Die Kalkbänke enthalten: 


Ceratites trinodosus Mojs. 
subnodosus Mojs. 

hi cfr. subnodosus Mojs. 
friceensis nov. spec. 
friecensis var. angusta. 


1) E.v. Mojsisovics, Die triadischen Pelecypodengattungen Halobia und 
Daonella. Abhandl. d. k. k. geol. R.-A. Bd. VII, 1874, pag. 13, Taf. II, Fig. 9, pag. 
14; Taf. I, Fig. 8, 10. 

2) C. Kitt], Materialien zu einer Monographie der Halobiidae und Mono- 
tidae der Trias; Bakonywerk, Palaeont. Anhang, 1912, pag. 76 u. 77, Taf. II, Fig. 18, 
pag. 177, Fig. 36 u. 37. 

5) E. v. Mojsisovics, Cephalop. d. Medit. Triaspr. Abhandl. d. k.k. geol. 
R.-A., Bd. X, Taf. XX VII, Fig. 10. 

“Inid. Taf. VHL, Eig.-7. 


D44A Gustav von Arthaber. [6] 


Oeratites friccensis var. rustica. 
ü (Semiornites) falcifer Hau. 
h cfr. cimeganus MojJs. 


Unter diesen Arten sind besonders auffallend C©. subnodosus und 
der neue (©. friccensis durch ihre Individuenzahl. Wieder ist aber der 
Charakter dieser Cephalopoden streng jener einer Trinodosusfauna 
und nichts, aber schon gar nichts, berechtigt uns ein jüngeres Alter, 
etwa jenes der Trettenser „Nodosusschichten* Tornquists für sie 
anzunehmen. Weil aber Vacek in all seinen diesbezüglichen Publi- 
kationen die Trinodosusschichten konsequent „Nodosusschichten* be- 
nennt, was Ursache oder Folge der von der gebräuchlichen ganz ab- 
weichenden Horizontierung gewesen ist, wollen wir noch einen Blick 
auf die stratigraphische Stellung der Nodosusschichten des Tretto 
werfen. 

Vorher möchte ich noch ganz besonders hervorheben, daß unter 
den Ceratiten sich keine einzige Form vorfindet, welche — wie 
Vacek (l. c. pag. 24) sich ausdrückt — mit deutschen Nodosen „der 
Spezies nach“ übereinstimmt, oder wie Tornquist (l. c. pag. 230) 
angibt, auch nur als „Nodosus-ähnliche Form“ zu bezeichnen wäre. 
Es handelt sich immer nur um den echt alpinen ©. subnodosus der 
nordalpinen Schreyeralm-Schichten, der im paläontologischen Teile 
hier erneuert beschrieben und abgebildet wird. 

Aus den verschiedenen Arbeiten Tornquists!?) ergibt sich als 
mitteltriadische Schichtfolge unter dem Dache der Wengener Por- 
phyrite: 


Tuffe mit Steinmergelplatten . . . . D. Taramellü 


Unter | Graugrüne Mergel und Knollenkalke Nodosus- 
ach mit Tufflagen lager 
Massige und geschichtete helle Kalke Diplopora 
des Mte. Spitz annulata 
Ober- | Schwarze Kalke mit. \ al 
anisisch. Bunte Mergel und ne 
Pa Klotzige braune Dolomite ; 
N Knollige Brachiopodenkalke a oda 
ne Bunte Mergel und sandige Tuffe auz 
Unter- £ ni Dadocrinus 
Anech | Plattige Mergelkalkbänke gracilis 


Nodosusschichten wurde jener Horizont nach einer Art 
benannt, welche Tornquist zuerst?) als Oeratites nodosus autor. be- 


‘) L. ce. pag. 209, II., pag. 637; III., pag. 341, 1899; IV., pag. 118, 1900. — 
Ferner im Vizentinischen Triasgebirge, Stuttgart, Schweizerbart, 1901. 

2) Über den Fund eines Ceratites nodosus Autor. in der vizentinischen Trias 
und über die stratigraphische Bedeutung desselben. Nachrichten d. k. Ges. d. Wiss. 
zu Göttingen, math.-phys. Kl. 1896, pag. 1. 


[7] Die Fossilführung der anisischen Stufe. 245 


zeichnete, später!) nannte er sie ©. subnodosus (emend. Münster) 
Tornqu. bis schließlich Diener?) für diesen Typus den Namen (er. 
Muensteri gab, welcher auch in der germanischen Trias nachgewiesen 
werden konnte®). In der Literatur jener vier Jahre (1896—1900) 
kehren daher nebeneinander wieder: ein alpiner, oberanisischer und 
ein germanischer, unterladinischer (er. subnodosus;, beide stehen sich 
innerhalb gewisser Grenzen wohl nahe, unterscheiden sich aber im 
Detail deutlich voneinander (siehe später). 

Die Cephalopodenfauna der Nodosusschichten enthält neben 
diversen Ceratiten noch Hungariten, Arpaditen, Protra- 
chyceraten; besonders die beiden letzten Gattungen kommen nur 
in den Trinodosusschichten vor. Daß die Nodosusschichten aber eine 
relativ hohe Lage über der anisischen Grenze einnehmen, geht außer- 
dem noch daraus hervor, daß Daonella Taramellii der Wengener 
Grenzgruppe erst ober ihnen folgt und unter ihnen im Tretto die 
hellen Diploporenkalke des Mte. Spitz liegen, welche die Trinodosen- 
Sturiakalke überlagern. i 

Was also Vacek Nodosusschichten nennt, hat einen anderen 
Inhalt und andere stratigraphische Stellung als die vizentinischen 
Nodosusschichten, deren Bezeichnung auf eine andere Schichtgruppe 
gar nicht übertragen werden darf. 

Auch ein Vergleich mit der deutschen Trias kann Vaceks 
diesbezügliche Ansicht nicht stützen. Bekanntlich sind im Wellenkalke, 
und zwar vorwiegend im niederschlesischen Gebiete, die alpinen 
Cephalopodenformen häufig, z. B. die Balatoniten der Reiflinger 
Trinodosuszone ®), ferner 


Ceratites trinodosus Mojs. 
Ptychites dux Gieb. sp. 
Acrochordiceras Damesi Noetl. 


u. A. Die alpinen Leitformen der Trinodosuszone liegen also im 
unteren germanischen Muschelkalke und erst hoch darüber charak- 
terisieren Ceratites compressus die unteren und noch höher Üeratites 
nodosus die oberen sogenannten Nodosuskalke; an der oberen 
Grenze der Lettenkohle im Grenzdolomit ist die jüngste germanische 
Form Ceratites Schmidi gefunden worden und dann erst beginnt der 
Keuper im engeren Sinne. 


Setzt man also mit Tornquist?) die alpinen Nodosusschichten 
des Buchensteiner Niveaus mit Ceratites Muensteri gleich den germa- 


1) Neue Beiträge zur Geologie und Paläontologie der Umgebung von Recoaro 
und Schio im Vizentin. I. Zeitschr. d. deut. geol. Ges., Bd. 50, 1898, pag. 209. 

2) Triadische Cephalopodenfauna der Schiechlinghöhe bei Hallstatt. Beiträge 
zur Pal. u. Geol., Bd. VIII, 1900, pag. 8. 

®) E. Philippi, Die Ceratiten des oberen deutschen Muschelkalkes; Paläont. 
Abhandl. N. F., Bd. IV, 1901, pag. 56, Taf. VI, Fig. 1, 3 u. 6. 

+) H. Rassmuss, Alpine Cephalopoden im niederschlesischen Muschelkalk; 
Jahrb. d. k. preuß. geol. Landesanst., Bd. 34, Teil II, 1914, pag. 283. 

5) Über den Fund eines Ceratites nodosus Aut. in der vizentinischen Trias etc. 


246 Gustav von Arthaber. [8] 


nischen oberen Nodosuskalken mit (©. nodosus und Muensteri, dann 
ergibt sich ganz von selbst die erheblich tiefere stratigraphische 
Stellung des trinodosen Cephalopodenlagers der Fricca, welche gleich- 
altrig ist den Sturiakalken des Tretto. Zwischen diesen und den 
Trettenser Nodosusschichten liegt dort der helle Diploporenkalk des 
Mte. Spitz (Spizzekalk), in der germanischen Entwicklung der Kom- 
plex der unteren Nodosuskalke mit C. compressus, ganz abgesehen 
von der „Anhydrit-Gruppe“. Folglich haben wir auch in der Fricca 
über dem Trinodosuslager noch einen Komplex zu erwarten. Er ist 
daselbst durch ein helles Dolomitniveau — Schlerndolomit angedeutet, 
das gut beim kleinen Fisenkreuz am alten Steig von Centa nach 
Lavarone aufgeschlossen ist (vgl. Vacek, l. c. pag. 76). Es ist aller- 
dings hier nur geringmächtig, fehlt dann talaus ganz (l. ec. pag. 75) 
und ist entweder denudiert oder von einem Bruche schräg abge- 
schnitten, und erst darüber folgt die gewaltige Masse des Haupt- 
dolomits mit Turbo (Worthenia) solitarius. 

Hiermit glaube ich den Nachweis erbracht zu haben, daß das 
Cephalopodenlager der Frieca nicht als „Nodosusschichten* bezeichnet 
werden kann und das unterlagernde Dolomitniveau auch nicht „Schlern- 
dolomit* im üblichen Sinne ist, sowie daß die Trinodosuszone nicht 
in der Obertrias liegt. 


2. Val di Gola und Ravina'). 


Im Südwesten von Trient zieht vom Massiv des Bondone in 
nordnordöstlicher Richtung das Val di Tovi gegen die Etsch hinab, 
dessen oberer Teil Val di Gola genannt wird. Im Großen und Ganzen 
wiederholen sich an der westlichen Umrandung der Etschbucht die 
Verhältnisse des Ostufers, zeigen jedoch einige charakteristische 
Anderungen. 

Die anisischen roten Grundkonglomerate, welche dem 
Gracilisniveau des Vizentin entsprechen, sind verstärkt und auf sie 
folgt die Entwicklung der mittelanisischen Schichten, also die Äqui- 
valente des Brachiopoden- oder Recoarokalkes: es sind im 
ganzen graugrüne Mergel und Mergelkalke, welche wechsellagern. Sie 
führen unten und besonders in den weichen Mergelkalken Pflanzen 
(Voltzia recubariensis), die härteren Kalke zeigen auf den Schicht- 
flächen Rhizokorallien und sind daher kurzweg als Rhizokorallien- 
kalke zu bezeichnen; auf sie folgen einige Bänke eines ebenflächigen, 
etwas helleren Kalkes, welche von einem geringmächtigen Niveau 
eines lichtgrauen Dolomites bedeckt sind, für welchen Vacek die 
Bezeichnung und Bewertung „Schlerndolomit“ einführt. Bis hierher 
entspricht die stratigraphische Gliederung vollkommen jener der 
Friecaschlucht und die Beweise, welche dort gegen jene Bezeichnung 
angeführt worden sind, gelten vollinhaltlich auch für dieses Proäl; 
jenes kleine Dolomitniveau ist der Dolomithorizont der Recoarokalke 
und nicht „Schlerndolomit“ in dem längst eingelebten Sinne. 


') Vacek, Exkursionsführer IX. Geol. Kongr. Wien 1903, Exkurs. VII, pag. 32. 
— Erläuterungen zum Kartenblatte Trient, 1911, pag. 23 und 77. 


247 


(1998 A 'W uoy) 
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Die Fossilführung der anisischen Stufe. 


[9] 


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83 


Jahrbuch d.k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (G. v. Arthaber.) 


348 Gustav von Arthaber. [10] 


Im Val Gola ist diese mittelanisische Gruppe von der höheren 
durch eine Diskordanz und lokale rote Breccienbildung getrennt, ober- 
halb weicher sich in der Mächtigkeit von 40—50 m abermals Mergel- 
kalke mit tonigen Zwischenlagen, ferner Bänderkalke und stellenweise 
kieselreichere Kalkbänke einstellen. Nach dem Beispiele des Fricca- 
profiles sind dies die Aquivalente der Trinodosusschichten, 
welche auf Kosten der überlagernden Gruppe erweitert zu sein 
scheinen. Die weichen Mergelkalke führen so wie dort Pflanzenspreu, 
Fisch- und Saurierreste in mangelhafter Erhaltung, in den festeren 
Mergelkalken stellen sich wieder ein: 


Daonella elongata Mojs. 
5 tyrolensis Mojs. 
Vaceki Kittl 


während die Kalke eine Cephalopodenfauna enthalten, die sich in der 
Formenmischung an jene reichere der Fricca eng anschließt, jedoch 
einige andere Typen besitzt, welche aber die Niveautaxierung nicht 
ändern: 
Ceratites friccensis nov. spec. 

s friecensis var. angusta. 

5 golanus nov. spec. 

; nov. spec. ex aff. bispinosi Hau. 


Vacek hat diese Schichtgruppe sowie in der Fricca „Nodosus- 
schichten“ genannt; oben haben wir die Unmöglichkeit dieser Deutung 
auseinandergesetzt. 


Erst über dieser Schichtgruppe beginnen die Glieder der ladi- 
nischen Stufe, welche mit einigen Lagen eines hellgraugrünen, 
tonigen Kalkschiefers einsetzen, dessen Schichtflächen mit Muschel- 
brut bedeckt sind, die man zumeist als Halobienbrut, oft auch als 
Posidonomya Wengensis bezeichnet. Dieser Horizont kann ebenso noch 
zur tieferen wie schon zur höheren Schichtgruppe gerechnet werden. 
Dann folgen einige Bänke eines festen, kieselreichen, hellgraugrünen 
Knollenkalkes mit rötlichen Partien und Flecken. Die Schichtflächen 
zeigen den bekannten tonigtuffigen Beschlag, welcher charakteristisch 
für die südalpinen Buchensteiner Kieselkalke ist, die auch hier 


Protrachyceras Reitzi Bkh. 
Joannites trilabiatus Mojs. 


führen, typische Leitformen des Reitzi-Niveaus. 


Abermals treten wieder Mergel von grauer Farbe auf, die aber 
keine Fossilien geliefert haben und möglicherweise Wengener Aqui- 
valente sind. Erst über diesen kommen die gewaltigen Massen des 
rauchgrauen Hauptdolomites. 

Rasch und auf kurze Distanz vollzieht sich der fazielle Wechsel 
im Val Gola, denn talwärts gegen das Etschtal zu, im Val di Tovi 
ist die ganze fazielle Mannigfaltigkeit verschwunden, der geringmächtige 
Dolomit des Recoarokalkniveaus schwillt zu außerordentlicher Mächtig- 


[11] Die Fossilführung der anisischen Stufe, 249 


keit an, läßt jegliche Gliederung vermissen und führt dann, infolge 
seiner Lagerung direkt unter dem Hauptdolomit mit Recht die strati- 
graphische Bezeichnung „Schlerndolomit“. 


Faunistische Ergebnisse. 


Wenn wir die Resultate der paläontologischen Untersuchung ver- 
gleichen, fällt zuallererst auf, daß die kleine Fauna deutlich den 
Charakter einer Trinodosusfauna besitzt, daß aber gewisse Züge einer 
primitiveren Skulptur hervortreten als wir sie sonst zu finden gewöhnt 
«sind. An Häufigkeit des Auftretens ragen vor: 


Ceratites subnodosus Mejs. (23 Exemp|.) 
5 Friecensis nov. spec. (28 Exempl.) 
” golanus nov. spec. (11 Exemp!.) 


Die Abtrennung neuer Arten innerhalb der gut bekannten 
Trinodosusfauna ist man fürs erste sicherlich geneigt als Ergebnis 
einer zu weit gehenden Artspaltung zu bezeichnen und doch gibt es 
keinen anderen Ausweg, wenn ein lokal häufiger Typus sich keines- 
wegs mit irgendeiner bekannten Art identifizieren läßt. Die Merkmale 
eines einfacheren Skulpturstadiums drücken sich darin aus, daß jene 
Arten vorherrschen, bei welchen nicht drei, sondern nur zwei Knoten- 
spiralen auftreten, von denen die laterale eine besonders tiefe Stellung 
auf der Flanke einnimmt und die Rippen, ohne einen Umbilikalknoten 
zu bilden, über die Nabelwand aufsteigen. Ein anderes Merkmal ist 
das Fehlen einer Rippenspaltung im Lateralknoten und die Vermeh- 
rung der Berippung erfolgt nur durch Einschaltung kurzer Rippen- 
stücke von außen her: Ü. friccensis, golanus. 

Aus der bosnischen Bulogfauna findet sich hier eine ganz ein- 
fach skulpturierte Art, ©. falcifer Hau. wieder, deren Kennzeichen 
ebenfalls das Fehlen einer dritten Knotenspirale sowie der Rippen- 
spaltung ist, nur sind hier die äußere und die innere Knotenreihe 
entwickelt und die laterale fehlt überhaupt. 

Der Grund für die lokale Häufung einfacher skulpturierter 
Formen ist vielleicht darin zu suchen, daß die mittelanisische, weit 
einfacher als die oberanisische skulpturierte Cephalopodenfazies, z. B. 
Judikariens, hier fehlt und daher die oberanisischen Formen noch 
deutliche Merkmale der einfacheren, älteren Fauna aufweisen. Das 
gilt z. B. vom Ceratites cimeganus der früheren Binodosuszone, ebenso 
wie von jungen Exemplaren des Ceratites trinodosus; beide finden sich 
nicht in typischen Artrepräsentanten. 


33* 


250 Gustav von Arthaber. [12] 


Paläontologischer Befund. 


Ceratites subnodosus Mojs. 
Taf. III (I), Fig. 1a—c. 


1882. Ceratites subnodosus E. v. Mojsisovics: Cephalopoden der mediterr. Trias- 
provinz. Abhandl. d. k. k. geol. R.-A., Bd. X, pag. 33, Taf. X, Fig. 9—11. 


1898. Ceratites Arthaberi Frech: Neues Jahrb. für Mineral. etc., Bd. II, pag. 461. 


1898. Ceratites Mojsisoviesi Tornquist: Neue Beiträge zur Geol. und Paläont. der 
Umgebung von Recoaro und Schio. I.; Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges., Bd. 50, 
pag. 214, Fußnote. 

Der abgebildete Typus ist dick, massiv, mit mäßig weitem Nabel, 
die Involution reicht knapp bis außerhalb der tiefsitzenden Lateral- 
knoten, der Externteil ist breit-rundkielartig aufgetrieben am Anfange 
und flacher am Ende des letzten Umganges; ebenso variiert die 
Gestalt des Nabelrandes, weil sie bei der Größe der abgebildeten 
Exemplare (Fig. 9 und 10) einen Umbilkalknoten trägt, welcher 
später verschwindet, sodaß der Nabelrand gerundet erscheint, even- 
tuell flach zur Naht abfällt. Die Radialskulptur ist relativ einfach: 
Hauptrippen mit tiefsitzenden Lateralknoten und kurzen radial, nicht 
spiral gestellten Marginalknoten; zwischen diesen Hauptrippen treten 
stellenweise von außen eingeschobene Zwischenrippen auf mit Mar- 
ginal- aber ohne Lateralknoten. 

Von diesem Typus weichen die Exemplare aus der Friecaschlucht 
mehr oder weniger stark ab. Alle sind nur im Steinkern erhalten, 
während Mojsisovics beschalte Exemplare vorlagen und darin liegt 
schon eine Differenz begründet. Eine andere Abweichung kommt 
daher, daß Mojsisovics’ beste Originale (Fig. 9 und 10) aus den 
Nordalpen (Schreyeralm) stammen, während jetzt Formen aus den 
Südalpen vorliegen und bekanntlich beide Cephalopodenfaunen bis zu 
einem gewissen Grade provinzielle Eigentümlichkeiten besitzen. Wenn 
daher die neuen Funde sich betreffs allgemeiner Gestalt, Involution 
und Skulptur an die alten anschließen und ihre Variationen gewisse, 
freilich nur subjektiv zu steckende Grenzen nicht überschreiten, 
können wir beide identifizieren. 

Die Sutur hatte Mojsisovics nicht abgebildet, sondern erst 
Hauer nach einem Exemplar aus dem bosnischen Muschelkalk !); 
sie zeichnet sich durch einen tiefen ersten Lateral- und relativ kurzen 
FExternlobus aus. 

Bei den Funden aus der Friecaschlucht fällt auf, daß die Rippen- 
skulptur im Alter um sehr vie] spärlicher wird, daß die eingeschobenen 
Zwischenrippen überhaupt fehlen, auch die Lateralverdickungen fast 
ganz aufhören und nur mehr die Marginalknoten übrigbleiben, welche 
jetzt dick und plump geworden sind. Dieser Skulpturhabitus 
weicht stark vom mediteranren Ceratitentypus ab und 
erinnert ebenso an jenen alter Exemplare des germa- 


!) Cephalopoden aus der Trias von Bosnien. 1I.; Denkschr. d. k. Akad. d. 
Wiss., math.-nat. Kl., Bd. L,XIII, 1896, pag. 18. Taf. VII, Fig. 4. 


[13] Die Fossilführung der anisischen Stufe, 251 


nischen C. nodosus wie an jenen alter Hollanditen der 
Himalajafauna. 


Das Abändern der Rippenskulptur im Alter erfolgt bei diesen 


drei Cephalopodengruppen im gleichen Sinne: die enge Skulptur und 
Beknotung vom Anfange der Vollreife vereinfacht sich rasch und 


Fig. 3. 


Fig. 3a. 


Querschnitte von: 


a = Ceratites subnodosus Mojs., Trinodosuszone, Val Centa; 
b = Ceratites Muensteri Dien., Nodosusschichten, oberer Muschelkalk, Crailsheim ; 
ce = Ders. von San Uldnico (beide nach E. Philippi). 


schließlich bleiben einfache Rippen allein übrig, welche nur mehr 
Marginalknoten tragen, bis auch diese verschwinden und am Ende 
der Wohnkammer nur mehr einfache, sogenannte „eircumplicate“ 
Rippen übrigbleiben. Auch die Gestalt des Externteiles weicht vom 
Typus der Schreyeralm insofern ab, als er im mittelalten Stadium 
relativ schmal ist mit leicht aufgewölbter Mittelregion (z. B. Fig. 1b) 
im Anfange des letzten Umganges, später aber breit und flachgewölbt 


952 Gustav von Arthaber. [14] 


ist und von den Marginalknoten kräftig skulpturiert wird; die Median- 
linie ist im Alter bei einem Exemplar noch erkennbar, bei einem 
anderen verschwunden. Ob jüngere südalpine Stücke Umbilikalknoten 
besaßen, ist nicht festzustellen, da bei einer Flankenhöhe von 22 mm 
dieselben schon fehlen. Die Lateralknoten der jüngeren und flachen 
Anschwellungen der älteren Exemplare sitzen bald tiefer, bald höher, 
je nach Alter und individueller Variation. 

Die Sutur entspricht weniger den Angaben Mojsisovics’ als 
der Abbildung Hauers, bei welcher ein zweiter Auxiliarlobus fehlt, 
was ja viel wahrscheinlicher ist, als daß zwei Auxiliarloben auswärts 
der Naht auftreten sollten. 


Ceratites subnodosus ist aus dem Trinodosushorizonte der Schreyer- 
alm oder aus gleichaltem Niveau der Bulogfazies!) Bosniens, ferner 
an verschiedenen Orten im Bakony gefunden worden (Aszoföer Mergel- 
kalk, Balaton Füred, Hajmäsker, Barnag, Mencshely)°), jedoch stets 
nur im Trinodosusniveau. Wenn wir also in der Friccaschlucht in 
einem bestimmten Niveau CO, subnodosus finden, so spricht dies allein 
dafür, daß es sich um Trinodosusschichten handelt, ganz abgesehen 
von Begleitformen, welche, wie hier, den Trinodosuscharakter des 
Niveaus unterstreichen. 


Ceratites subnodosus, der einen an die germanischen Nodosen 
gemahnenden Artnamen von Mojsisovics erhalten hatte, ist ein 
alpiner Typus, welcher der germanischen Entwicklung fehlt. Der 
Graf Muenster’sche Manuskriptname „subnodosus“, den Tornquist 
1893 (l. ec.) wieder in Anwendung bringen wollte, mußte deshalb, _ 
weil weder eine detaillierte Beschreibnng noch Abbildung gegeben 
worden war, derspäterenMojsisovics’schen Art weichen. Tornquists 
„subnodosus“, aus posttrinodosen Schichten des Tretto, nannte Diener 
später (l. c.) Ceratites Mwuensieri, welcher nun sowohl der alpinen als 
germanischen Entwicklung gemeinsam ist, was allerdings C. Philippi’) 
nicht zugab und auf Grund der Suturausbildung den vicentinischen 
©. Muensteri als ©. Tornguisti vom germanischen abtrennte. Die 
Unterschiede sind aber derart geringfügig, daß sie höchstens eine 
Varietätsbezeichnung, keine Artabtrennung rechtfertigen können. 
Noch zwei Artbezeichnungen, die ebenfalls aus dem Jahre 1898 
stammen, sind zu erwähnen: Frech nannte im Referate über 
Vaceks Aufnahmsbericht (siehe oben) die daselbst von mir aus dem 
Trinodosusniveau als C©, subnodosus Mojs. bestimmte Art, im Anschlusse 
an Tornquist nun ©. Arthaberi, der heute als Synonym jener Art 
eliminiert werden muß, und zwar ebenso wie die gleichzeitig von 
Tornquist hierfür aufgestellte Bezeichnung ©. Mojsicovicsi und die 
von ihm etwas später (Zentralblatt 1900, pag. 94) gegebene ©. Haanı. 


Fricasschlucht, 15 Exemplare. 


!) Lethaea geognost., Trias, pag. 442. (Vergleichstabelle.) 

?) v. Arthaber, Neue Funde etc.; Balatonwerk, Paläont. Anhang 1903, 
pag. 9—13. 

%) Ceratiten des oberen deutschen Muschelkalkes. Paläont. Abhandl. 
Bd. VIII ( N. F. IV) 1901, pag. 45. 


[15] Die Fossilführung der anisischen Stufe. 


I) 
ot 
= 


Ceratites cfr. subnodosus Mojs. 
Taf. III (D), Fig. 3 und 4 a, b. 


Die Stücke, welche wir unter dieser Bezeichnung zusammen- 
fassen, weichen insofern vom oben beschriebenen südtiroler Typus ab, 
als die Nabelweite größer ist, was mit der geringeren Umgangshöhe 
zusammenhängt; die Berippung jüngerer Individuen ist spärlicher, fast 
nur aus Hauptrippen bestehend, die Rippen zum Teil kräftiger, die 
Knoten schärfer; am Nabelrande beginnt die Rippe mit einer knotigen 
Verdickung. 


Friccaschlucht, 3 Exemplare. 


Ceratites trinodosus Mojs. 


1882. Ceratites trinodosus E. v. Mojsisovics: Cephalopoden der mediterr, Trias- 

provinz, Abhandl. d. k. k. geol. R.-A., Bd. X, pag. 29, Taf. VIII, Fig. 5—7 

u. 9; Taf. XXXVII, Fig. 6 u. 7. 

Diese wichtige, aber im ganzen individuell keineswegs häufige 
Art zeigt bedeutende Abweichungen, welche durch lokales Vorkommen 
und Alter bedingt sind. 

Hierdurch ist die Abgrenzung von den zunächststehenden Arten 
oft erschwert. 

Die vorliegenden Exemplare weichen sowohl vom Typus als in 
der Ornamentik untereinander ab, zeigen aber dennoch jene Ver- 
teilung der Skulpturelemente, welche für ©. trinodosus ausschlag- 
gebend ist. 

Fricceaschlucht, 3 Exemplare. 


Ceratites nov. spec. indet. (ex af. C. bispinosi Hauer) '). 
a AT OT 


Nur in einem Schalenfragment einer Wohnkammer ist dieser 
neuartige Typus vertreten, der sich bis zu einem gewissen Grade an 
die angegebene bosnische Art anschließt. Beide haben die Auflösung 
der Rippen in „scharfe Streifen* gemeinsam, haben ähnlich geformte 
breite Umgänge und nur 2 Knotenspiralen, unterscheiden sich aber 
in manchen anderen Merkmalen: die bosnische Art ist bei der 
Flankenhöhe unseres Stückes erheblich weitnabliger, die Rippen sind 
gröber und weiter gestellt und tragen Marginaldornen in weit ge- 
ringerer Anzahl als unser Fragment von Val Gola. Fast jede Rippe 
löst sich bei diesem in zwei Streifen auf, welche marginal je einen 
Knoten tragen; auf dem Steinkerne hingegen ist diese Art von Rippen- 
spaltung nur wenig zu sehen, welche somit ein Kennzeichen der 
Schale allein ist. Die geteilten Rippen treten, sich nach vorn biegend, 
auf den Externteil über und gliedern etwas die schwache mediane 
Aufwölbung, welche in gleicher Stärke auch bei Hauers Exemplar, 
Fig. 5, 6 auftritt. Er bezeichnet dies übrigens als Abnormität. 


1) Bosnischer Muschelkalk II, 1896, Taf. VII, Fig. 5-8. 


954 Gustav von Arthaber. 1 6] 


Der Mundrand ist gut erhalten und hat den bei Ceratiten schon 
häufig beobachteten Verlauf: kleiner Externlappen, vorspringender 
Laterallappen in der oberen Flankenhälfte und relativ starkes Zurück- 
weichen in der Umbilikalregion. 


Val Golo, 1 Bruckstück. 


Ceratites friccensis Arth. 
Taf. IV (Il), Fig. 2 a, 5 3, 4 a—c. 


Mäßig weitgenabelt mit fortschreitender Erweiterung im Alter; 
flachgewölbte Flanken, der Externteil von wechselnder Breite u. zw. 
schmäler in der Jugend und relativ breiter im Alter, wodurch alle 
Individuen ein plumperes Aussehen erlangen; die Mittellinie ist mehr 
weniger deutlich markiert. Auch die Skulptur verändert sich in den 
einzelnen Altersstadien, ist aber im allgemeinen recht spärlich und 
einfach. Das kleinste Exemplar (Fig. 2) hat breite, weitabstehende 
Rippen, die ohne eigentliche Umbilikalknoten zu bilden, sofort kräftig 
am Umbilikalrande auftreten, ziemlich geradlinig und etwas gegen 
vorn gerichtet die Flanke überziehen und unterhalb der Flankenmitte 
einen kleinen Lateralknoten, am Außenrande einen kräftigen, etwas 
schräg gegen vorn gestellten Marginalknoten tragen; selten ist eine 
Zwischenrippe mit kleinen Marginal- aber ohne Lateralknoten ein- 
geschoben. Bei größeren Exemplaren (Fig. 3) wird die Rippenein- 
schaltung zur Regel, ohne daß es zur Rippenspaltung käme; die 
Skulptur wird also enger. Im Alter (Fig. 4) treten die Rippen wieder 
weiter auseinander, der kurze, dornförmige Lateralknoten zieht sich 
in die Länge und wird unscharf. Das Kennzeichen dieser Art ist also 
das Fehlen einer Rippenspaltung. Die Sutur hat relativ kurze, breite 
Loben und ebensolche Sättel. Der Externlobus ist einfach geteilt mit 
breitem Siphonalsattel, der erste Lateral- ist auffallend kurz mit 
flachem, gezacktem Lobengrund, der zweite Lateral- ist klein und der 
Auxiliarlobus liegt schon auf der Nabelwand. 

Wir kennen nur wenige mittel und oberanisische Arten mit 
ähnlich primitiver Berippung. Am nächsten scheint Ceratites cimeganus 
zu stehen (E. v. Mojsisovics, l.c. Taf. XXXIX, Fig. 5), doch sind 
die Rippen undeutlicher, umbilikale Rippenansätze fehlen ganz und 
die Sutur durchschneidet quer die Radialskulptur. Ferner hat Ceratites 
zoldianus Mojs. (l. c. Taf. X, Fig. 5 und 6) zwar eine sehr ähnliche 
Skulptur, die aber bei gleicher Individuengröße bedeutend enger wie 
bei unserer neuen Art ist. C. cimeganus sowohl wie C. zoldianus 
stammen aus dem tieferen, mittelanisischen Cephalopodenlager der 
Südalpen. Einen gewissen Grad von Ähnlichkeit besitzt auch der 
nordalpine Ceratites Abichi Moss. (l. c. Taf. XI, Fig. 8, Taf. XXH, 
Fig. 6 u. Taf. XXXIIH, Fig. 7) der Schreyeralmschichten. 

Junge Individuen zeigen stellenweise Rippenspaltung, welche 
wohl später aufhört, jedoch verdicken sich die Rippen stärker. Eine 
umbilikale Knotenspirale scheint ganz zu fehlen, die kräftige laterale 
sitzt erheblich höher als bei ©. friccensis und die Marginalspirale ist 
aus so schwachen Individuen gebildet, daß sie den Externteil gar 


[17] Die Fossilführung der anisischen Stufe. 955 


nicht skulpturieren. Ceratites superbus Mojs. (l. ce. Taf. XXVIII, 
Fig. 10 u. Taf. XXXI, Fig. 5 u. 6) hat zwar ebenfalls keine Spalt- 
rippen, doch eine unter allen Formen des oberanisischen Niveaus 
abweichende aparte Skulptur. 

Für Ceratiten mit einfacherer Skulptur als sie der alpine 
Ceratitentypus C. trinodosus besitzt, ist die generelle oder subgenerische 
Bezeichnung „Semiornites“ !) gegeben worden. Bedeutsamer hierfür 
als die Beknotung allein (vgl. ©. trinodosus und CO. binodösus im 
engeren Begriffe von „Ceratites“) ist das Hinzutreten der Berippung, 
welche mitunter äußerst stark reduziert sein kann (z. B. (©. cordevolicus 
Mojs. 1. c. Taf. XU, Fig. 5—7). Bei C. friccensis sehen wir wohl 
eine spärlichere Berippung ohne Rippenspaltung, aber eine deutliche, 
in zwei Spiralen angeordnete Beknotung mit Andeutung einer dritten 
Reihe. Deshalb hat diese Art nicht den klaren Charakter der 
Semiorniten, sondern gehört zu jenen Formen, welche zwischen 
dem tieferen und höheren Skulpturstadium vermitteln. 


Friecaschlucht, 20 Exemplare; Val Gola, 3 Exemplare. 


Ceratites friccensis var. angusta. 
Taf. IV (II), Fig. 5. 


Einige engnabeligere Exemplare dieser Art besitzen eine engere 
Skulptur, als sie der Typus aufweist, ja vielleicht kommt es vereinzelt 
im Lateralknoten auch zu Rippenspaltung. Wir trennen diese Formen 
unter obiger Varietätsbezeichnung ab. 


Friccaschlucht, 2 Exemplare; ValRavina, 2 Exemplare. 


Ceratites friccensis var. rustica. 
Taf. IV (II), Fig. 6a, 


Ein weitgenabeltes Stück liegt vor, welches den Arttypus in 
dem Sinne variiert, daB die Rippen noch spärlicher gestellt und auf- 
fallend verflacht und verbreitert sind; die beiden Knoten einer Rippe 
sind derber und der laterale sitzt erheblich tiefer wie beim Typus, 


Friecaschlucht, 1 Exemplar. 


Ceratites (Semiornites) cfr. cimeganus Mojs, 


1882. Ceratites cimeganus Mojs.: Cephalopoden der mediterr. Triasprovinz. Abhandl, 
d. k. k. geolog. R.-A., Bd. X, pag. 28, Taf. XXXIX, Fig. 5. 


Charakteristisch für diese aus dem tieferen südalpinen Cephalo- 
podenlager beschriebene Art ist ein ziemlich weiter Nabel, eine weit- 
gestellte einfache Berippung ohne Rippenspaltung ıit lateraler und 
marginaler Knotenspirale und zwar besteht letztere aus mehr als zwei- 
mal soviel Knoten wie Flankenknoten auftreten deshalb, weil Zwischen- 


ı) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. 62, 1912, pag. 342. — Beiträge zur Pal. 
u. Geol. Bd. 27, 1915, pag. 121. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (@. v. Arthaber.) 34 


256 Gustav von Arthaber. [18] 


rippen mit Randknoten sich einschalten; die Flanken sind flach ge- 
wölbt, der Externteil breit gerundet; die Sutur verläuft nicht radial, 
sondern durchsetzt quer die Berippung. 

Mojsisovics sind seinerzeit nur Bruchstücke dieses Typus vor- 
gelegen und auch heute liegt kein tadellos erhaltenes Exemplar vor, 
weshalb wir sie nur mit Vorbehalt an jene Art anschließen. Ein 
jüngeres Stück besitzt infolge breiterer Rippenentwicklung eine etwas 
engere, Berippung, auch kommen diese schon verdickt über die 
Nabelwand herauf, wodurch, von oben gesehen, eine Art umbilikale 
Beknotung entsteht, und dagegen ist die laterale insofern verändert, 
als keine Knoten, sondern nur Verdickungen zu sehen sind. Ein 
älteres Bruchstück besitzt die spärliche Berippung des Originales. 
Bei allen neuen Exemplaren durchschneidet aber die Suturlinie, welche 
auch etwas reicher entwickelt ist, die Radialrippen nicht in so 
schräger Weise wie dies von Mojsisovics beschrieben worden war. 


Friceaschlucht, 2 Exemplare; Folgaria-Carpeneda, 
2 Exemplare. 


Ceratites (Semiornites) golanus Arth. 
Taf. IV (II), Fig. 7a, d, V (III), Fig. la, b, 2a, b. 


Dieser recht häufige Typus hat schon in der Jugend einen 
ziemlich weiten Nabel, den er später noch zusehends erweitert; die 
Flanken sind ganz flach, der Externteil breit und scharf dachförmig. 
Die Berippung bilden enggestellte Radialfalten mit kleinen Marginal- 
knötchen und knotiger Verdickung am Nabelrande; nür bei jungen 
Individuen (Fig. 7) kommen auch deutliche Lateralknoten vor. Von 
außen schalten sich Zwischenrippen ein, welche bei diesen nur bis 
zum Lateralknoten, in späteren Wachstumsstadien bis zum Nabelrande 
reichen. 

Die Sutur ist nirgends gut erhalten, hat aber — soweit sichtbar 
— den normalen ceratitischen Charakter; der Laterallobus tritt weit 
in die Flanke hinein, auf der Nabelwand erst liegt ein kleiner 
Auxiliarlobus. 

Die gleiche enge Radialberippung mit zahlreichen Marginal- 
knötchen, mit einer weiteren Umbilikalknotenspirale und in jüngerem 
Altersstadium mit einer Lateralen besitzt der Reiflinger Ceratites 
planus Arth.!) (Taf. IV, Fig. 2), aber mit engem Nabel und gerun- 
detem Externteile. Viel gröber berippt und beknotet ist der weit- 
nabelige Ceratites anceps Arth. aus demselben Niveau (Taf. V, Fig. 2), 
bei welchem aber die Jugendform keine Lateralbeknotung besitzt. 

Denselben Skulpturcharakter besitzt ferner der nordalpine 
Ceratites sp. ind., welchen Diener?) von der Schiechlinghöhe (Taf. II, 
Fig. 5) beschrieben hat, jedoch ist die Berippung gröber, zuweilen 
treten plumpe Umbilikalknoten auf und der Fxternteil ist flach. 


) Arthaber, Cephalopodenfauna der Reiflinger Kalke. Beiträge zur Pal. 
u. Geol. Bd. X, 1895. 

2) Triadische on, der Schiechlinghöhe bei Hallstatt. Beiträge 
zur Pal. u. Geol. Bd. XIII { 


I 


[19] Die Fossilführung der anisischen Stufe. 257 


Schließlich kommt verwandtschaftlich noch der südalpine Ceratites 
aviticus Mojs. (l. ec. Taf. XII, Fig. 2—4) in Betracht. Er hat denselben 
dachförmig zugeschärften Externteil, dagegen ist der Nabel viel 
kleiner. Die Berippung ist in der Jugend jener unserer Art ähnlich, 
nur sitzt die Lateralspirale höher und persistiert auch noch im mittel- 
alten Stadium, fehlt aber im Alter, in welchem die umbilikale aus 
groben runden Knoten gebildet wird. Besonders in diesem Stadium 
unterscheidet sich die Berippung des C. aviticus von jener des 
C. golanus, weil bei ersterer Art die Rippen fast so unbedeutend wie 
Schalenstreifen geworden, hier noch deutliche Rippen vorhanden sind. 


Val Gola, 10 Exemplare; Val Ravina, 1 Exemplar. 


Ceratites (Semiornites) falcifer Hau. 
Taf. V (III), Fig. 3, 4 a, &; 


1896. Ceratites faleifer v. Hauer: Cephalopoden aus der Trias von Bosnien II; 
Denkschr. d. k. Akad. d. Wiss. math,-nat. Kl. Bd. LXII, pag. 22, Taf. VIII, 
Fig. 5 u. 6. 


Die rasch anwachsende Windung erscheint flach durch die 
wenig gewölbten Flanken, der Externteil ist relativ dick, der Nabel 
mäßig groß. Die Berippung besteht bei jüngeren Exemplaren (Fig 3) 
aus spärlichen, flachen und breiten, einfachen Faltenrippen ohne 
Rippenspaltung, jedoch mit vereinzeltem Rippeneinschub von außen 
her. Aus einer schwachen. umbilikalen Verdickung am Nabelrande 
strahlen zwei leicht gebogene Rippen aus, die eine geringe Verstärkung 
unterhalb der Flankenmitte und am Marginalrande einen quer — 
also spiral — gestellten Marginalknoten besitzen; hierdurch setzt sich 
der Externteil schärfer als es sonst der Fall wäre gegen die Flanke 
ab; er hat eine gut kenntliche Medianlinie, wodurch er ein stumpf 
dachförmiges Aussehen erlangt. Beim größeren Exemplar (Fig. 4), 
das etwas ‘abgewittert ist, ist die laterale Rippenverdickung etwas höher 
hinaufgerückt, die Marginalknoten sind stärker als bei jüngeren In- 
dividuen ausgebildet, die Gestalt des Externteiles zeigt dagegen keine 
Veränderung. 

Die Sutur ist'mangelhaft erhalten; wir sehen die geringe Anzahl 
Suturelemente alpiner Ceratiten, einen breiten Externlobus, großen 
ersten und kleinen zweiten Lateralsattel und auf der Nabelwand 
liegenden Auxiliarlobus; die Sättel sind relativ klein. 

Ohne Zweifel FR die südtiroler Exemplare dieser Art ident 
mit jenen der Bulogkalke, wenngleich gewisse Unterschiede vor- 
handen sind, welche als lokale Abweichungen aufgefaßt werden 
können: Die etwas engere Berippung, Fehlen der unklaren lateralen 
Rippenverstärkung und der leicht dachförmigen Ausbildung des Ex- 
ternteiles bei den bosnischen Formen. 

C. (Semiornites) faleifer steht nicht vereinzelt mit seiner primitiven, 
vom: normalen :Skulpturtypus der Ceratiten: Da u FETAPDUNE, 
In seine Nähe gehören: 

34* 


358 Gustav von Arthaber. [20] 


Ceratites (Semiornites) lenis Hau. (l. e. Taf. VI, Fig. 1—7.) 


2 (Semiornites) Loczyi Arth. (Pal. Anhang, Bakony- 
werk 1903, Taf. I, Fig. 7 und 8); 


anders, aber ebenfalls äußerst primitiv skulpturiert sind: 


Ceratites (Semiornites?) evolvens Hau.!) (Han Bulog 1887, 
Taf. VI, Fig. 4.) 


Ceratites (Semiornites) ellipticus Hau. (ibid. Taf. VI, Fig. 3, 
Trias von Bosnien II, 1896, Taf. VIII, Fig. 3 und 42); 


am meisten ceratiotid ist ©. ellipticus wegen der, allerdings spärlichen, 
klobigen Berippung mit drei Knotenspiralen; C. evolvens ist vielleicht 
ident mit dieser Art. Höchstwahrscheinlich gehört auch 


Ceratites (Semiornites) Beyrichi Mojs. (Medit. Triasprovinz, 
Taf. IX, Fig. 4) 


— Beyrichs?) C. lIuganensis (Taf. I, Fig. 3) in diese Falcifer-Gruppe, 
wenn wir uns lediglich auf die Charakteristik und Abbildung bei 
Mojsisovics beziehen. Die Umbilikalanschwellungen scheinen sich 
aber zu ausgesprochenen Knoten umgeformt zu haben. Während bei 
Ceratites im engeren Sinne eine deutlich oder unklar ausgesprochene 
Rippenteilung im Lateralknoten erfolgt, ist bei dieser Falcifer-Gruppe 
die Rippenspaltung oder besser gesagt das Zusammenfließen der 
Rippen auf die Umbilikalanschwellung verlegt. Sie besitzen also alle 
nicht mehr den Ceratitencharakter, sondern haben mehr weniger deut- 
lich ausgebildet jenen der „Semiorniten“. 

Im anisischen Niveau ist Ceratites s. s., wie bekannt, mit charak- 
teristischen Gattungsmerkmalen in allen Faunengebieten reich ent- 
wickelt. Die einfacher skulpturierten, aber gleichalten Semiorniten 
deuten höchstwahrscheinlich auf eine ältere Gruppe hin, aus welcher 
die im ganzen jüngeren Ceratitiden hervorgegangen sein dürften, 
und zwar auf die Meekoceratiden, welche die reichste Skulptur 
erst in der Mitteltrias erlangen, z. B. Beyrichites, Hungarites, also 
gleichzeitig mit der Maximalentwicklung von Ceratites s. s. Deshalb 
ist es bei den häufigen Konvergenzerscheinungen zwischen beiden 
Gruppen schwer, die skulpturell fast gleichartigen Formen systema- 
tisch richtig zu sondern. Leitend ist dann die an Lobenelementen 
oder Zackung reichere Sutur der Vertreter der älteren Familie (vgl. 
z. B. ©. ellipticus Hau. 1. c. Taf. VIII, Fig. 4). 

Dasselbe gilt auch für Ceratiten mit mehr weniger klarem 
Hungariteskiel, z. B.: 


Ceratites Boeckhi Roth. (Mojsisovics, Medit. Triasprov., Taf. IX, 
Fig. 8) 


1) Denkschr. d. k. Akad. d. Wiss., math.-natur. Kl., Bd. LIV. 
2) Ibidem, Bd. LIN. 


3) Cephalopoden aus dem Muschelkalk der Alpen. Abhandl. d. k. Akad. d. 
Wiss., phys. Kl., Berlin, 1866. 


[21] Die Fossilführuug der anisischen Stufe. 359 


Oeratites felsö-örsensis Stürzenb. (ibid. Taf. XIII, Fig. 1) 
R plicatus Hau.?) (l. c. 1896, Taf. IX, Fig. 8—10) 
„ ' semiplicatus Hau. (ibid. Taf. XI, Fig. 4—6) 


deren Maximum in jener Gruppe erreicht wird, welche Diener?) als 
Untergattung Halilueites bei Ceratites beließ, während ich. sie auf 
Grund der hypertrophen Größe und der Sutur als Angehörige der 
Hungaritinen-Gruppe der Meekoceratiden auffasse; es sind dies 
die grobskulpturierten Typen 


Ceratites rusticus Hau. (ibid. Taf. IX, Fig. 1—4) 
x arietiformis Hau. (ibid. Taf. X, Fig. 1—3) 

u. 4., zu denen zweifelsohne die schwachskulpturierten Typen, wie: 
Ceratites Boeckhi Hau.?) (ibid. Taf. X, Fig. 4—6) 
Hungarites costosus Mojs. (Medit. Triasprov. Taf. VIII, Fig. 4) 

u. a. zu zählen sind. 


Wie schwer es ist, die Begriffe „Kiel“ und „Medianwulst“ zu 
trennen, zeigen z. B. die Abbildungen des Ceratites lenis Hau. (1896, 
l. c. Taf. VI), von denen Figur 4 diesen „Kielwulst“ besitzt, der 
Figur 6 fehlt. 


Ganz die gleiche Konvergenz wie zwischen Ceratites und Hun- 
garites finden wir auch zwischen Ceratites und Beyrichite. Alle drei 
Gattungen liegen nebeneinander in der anisischen Stufe des Mediter- 
rangebietes und die Konvergenz der äußeren Gestalt altersgleicher, 
reifer Individuen kann nur durch nahe Verwandtschaft bedingt sein, 
während Bauplan und Details der Sutur eine Trennung meist ge- 
statten. 

Sowohl Hungarites wie Beyrichites waren einmal als Ceratitiden 
gedeutet worden, bis W. Waagen) Hungarites und Hyatt’) Bey- 
richites abtrennte ; letzterer ist als Meekoceratide, ersterer als 
Vertreter einer eigenen Familie aufgefaßt worden. Im teilweisen 
Gegensatze hierzu konnten wir 6) nachweisen, daß beide Gruppen ver- 


!) Die beiden Hauer’schen Arten sind überhaupt ident und wurden von 
ihm selbst ebenso wie die oben genannten schon als Hungarites? bezeichnet. In 
die Identitätsgrenze dieser Art fällt wohl auch die von Diener (Pal. Anhang, 
Bakonywerk 1900, Taf. II, Fig. 4) als Hungarites Emiliae Mojs. beschriebene ani- 
sische Art; dann aber ist „A. Emiliae“ auf die ladinische Form allein beschränkt. 
Alle genannten drei Arten sind in der Gestalt gleich und die Suturunterschiede sind 
nur Altersdifferenzen allein. 


2) Fauna of the Himalayan Muschelkalk; Pal. ind. Ser. XV, Vol. V, Mem. 2, 
1207, pag. 45. 

3) Es existieren zwei als Ceratites Boeckhi bezeichnete Arten, was auch 
Diener (Schiechlingshöhe, pag. 11) schon vermerkt hat; für die jüngere, von 
Hauer beschriebene Form muß daher ein anderer Name gegeben werden und ich 
schlage hierfür „Ceratites Katzeri“ vor, welcher eigentlich als Hungarites Katzeri 
zu bezeichnen ist. 

#) Salt Range fossils; Ceratite Formation, 1895, pag. 210. 

5) Textbook of Palaeontologie 1900, pag. 556. 

©) Arthaber, Trias von Albanien, Beiträge, Bd. XXIV, 1911, pag. 236. 


960 ‘Gustav von Arthaber. [22] 


schiedene Zweige eines älteren Stammes darstellen, und zwar der 
Meekoceratidae. 

Die anisischen Beyrichiten können Gestalt und Skulptur der 
gleichalten Ceratiten besitzen, von denen sie sich nur durch die 
mehrgliedrige und auch meist in den Sätteln zerteilte Sutur unter- 
scheiden. Sie ähnelt jener der Ptychitiden, welchen zuweilen 
auch die Skulptur ähnlich wird, weshalb Beyrichites auch _ als 
Ptychitide gegolten hat). 


Friccaschlucht, 2 Exemplare. 


\ 


Daonella tyrolensis Mojs. 


1874. Düonella tyrolensis Mojsisovics: Daonella und Halobia. Abhandl. d. k. k. 
geol. R.-A., Bd. VII, pag. 14, Taf. I, Fig. 8-10. 


Ein Fragment mit einfachen, ungeteilten Rippen. Da bei dieser 
Art die Rippenspaltung erst in erößerem Alter, daher. nur in der 
äußeren Schalenregion älterer Individuen eintritt, liegt hier nur ein 
jüngeres Exemplar vor. 


Val Gola, 1 Exemplar. 


'1).Waagen, ]. c. pag. 160. a au 


J 


Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert. 


Von Otto Ampferer. 
Mit einem Bildnis (Taf. Nr. VI). 


' Bald nach der Kunde von der gewaltigen Durchbrechung der 
russischen Front bei Gorlice kam auch die Nachricht von dem Helden- 
tod unseres Freundes, des Sektionsgeologen Dr. R. J. Schubert, 
‚an. die Direktion der k. k. geologischen Reichsanstalt. Der erste Ein- 
druck war Ungläubigkeit, denn zu lebendig war noch in allen sein 
freudiger Soldatenmut, seine tapfere Zuversicht, mit denen er während 
eines kurzen Aufenthaltes bei seiner Verwundung im November 1914 
das ganze Haus zu erfüllen und aufzurütteln verstanden hatte. 

Das Unglück aber behielt sein hartes Recht und stieß dasselbe 
mit bitterer Gewalt in die Herzen seiner Angehörigen und Freunde; 
Am Nachmittag des 3. Mai 1915 war Oberleutnant Schubert an der 
Spitze der von ihm ‚geführten Kompagnie beim Sturmangriff auf. die 
Ortschaft Uscie Jezuickie von einer feindlichen Kugel schwer: ver- 
wundet worden und verschied wenige Stunden später, ohne nochmals 
zum Bewußtsein zu kommen. | 

Richard Johann Schubert war am 18. Dezember 1876 zu 
Müglitz in Mähren als der Sohn des Kaufmannes Josef Franz Schubert 
und. seiner Gemahlin Marie Schubert geboren. 

Er besuchte in seinem Heimatstädtchen eine fünfklassige Volks- 
schule und setzte dann die Mittelschulstudien am Gymnasium zu Olmütz, 
später zu Melk an der Donau in der Benediktinerabtei fort. Hier 
hat er dieselben im Jahre 1895 mit gutem Erfolge abgeschlossen. 

Seine früh erwachte Lust an naturwissenschaftlichen Forschungen 
wurde nun seine getreue Führerin bei den Studien, welchen er in 
den folgenden Jahren mit großem Eifer vorzüglich an der Karl Fer- 
dinands-Universität in Prag oblag. 

Hier nehmen in erster Reihe sein Interesse die Vorlesungen der 
Professoren Laube, Becke, Uhlig und Pelikan in Anspruch. Von 
Oktober 1896 bis Oktober 1897 erfüllte er als Einjährig-Freiwilliger 
seine militärische Dienstpflicht bei dem Infanterie-Regiment Nr. 9% 
und wurde zum Leutnant der Rerserve befördert. 

Nach der Rückkehr zu seinen Lieblingsstudien nahm er - dann 
die Stelle eines Demonstrators am geologischen Institut der, Univer- 
sität in Prag an. Im: Sommersemester 1899 verlegte er seine Studien 
nach Tübingen an die Karl Eberhard-Universität, hauptsächlich um 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (0. Ampferer.) 


362 Otto Ampferer. [2] 


dort unter der Leitung von Prof. Koken paläontologisch zu arbeiten. 
Auch die Vorlesungen von Prof. Wülfing hat er hier fleißig besucht. 

Von Oktober 1899 bis Oktober 1900 war er Assistent bei Prof. 
Uhlig am geolog. Institut der deutschen technischen Hochschule in 
Prag. In dieser Stadt erwarb er dann auch im Juli 1900 das Dok- 
torat aus Geologie. 


Mit Prof. Uhlig hatte er schon eine Reihe von geol. Exkur- 
sionen unternommen und diesen auch bei Aufnahmsarbeiten in den 
Karpathen unterstützt. 


Mit einer Empfehlung seines Lehrers trat nun Schubert, der 
besonders in paläontologischer Hinsicht eine sehr gute Ausbildung 
erlangt hatte, im November 1900 als Volontär an der k. k. geol. 
Reichsanstalt ein und wurde schon am 1. Dezember 1901 daselbst 
zum Assistenten ernannt. 


Der damalige Direktor dieser Anstalt, Hofrat G. Stache, wies 
dem jungen Volontär als künftiges Arbeitsfeld die Neuaufnahme von 
Dalmatien zu. Schubert nahm diese Arbeit mit seiner ganzen 
jugendfrischen Lebendigkeit und Tatkraft sogleich in Angriff und hat 
in einer Reihe von Jahren unsere Kenntnisse von den geologischen 
Verhältnissen dieses Gebietes in musterhafter Weise gefördert. 


Das Gebiet entsprach in allen Beziehungen seinen Anlagen und 
Wünschen. Die mit der Landesaufnahme verbundenen Strapazen und 
Unbequemlichkeiten überwand er leicht mit unverwüstlicher Rüstig- 
keit und Beweglichkeit. Die vorzügliche Aufgeschlossenheit und ver- 
hältnismäßige Einfachheit des Schichtenbaues aber gab ihm die Mög- 
lichkeit, die Früchte auch von kleineren Aufnahmsabschnitten sogleich 
zur wissenschaftlichen Darstellung zu bringen. So sehen wir in den 
folgenden Jahren eine große Anzahl von meist kleineren Mitteilungen 
entstehen, die gleichsam Schritt für Schritt die Ergebnisse seiner 
Aufnahmen zur Ernte brachten. 


Diese rasche Art der Publikation der erzielten Fortschritte war 
die dem ungemein lebhaften Temperament Schuberts am besten 
entsprechende Methode der Darstellung, mit welcher er jedenfalls 
einen sehr hohen Betrag seiner wissenschaftlichen Arbeit allgemein 
nutzbar zu machen verstand. 


Außerdem aber gewährte ihm eine umgehende Erledigung seiner 
Feldaufgaben noch den großen Vorteil, erheblich viel Zeit für rein 
paläontologische Untersuchungen zu ersparen, welche doch im Grunde 
immer seine liebste Beschäftigung waren und blieben. 


Diese Verknüpfung von Aufnahmsgeologie in Dalmatien mit 
paläontologischen Forschungen im Bereiche der Kleintierlebewelt 
charakterisiert insbesondere die ersten Jahre seiner Tätigkeit in unserer 
Anstalt. | 

In der freien Zeit aber widmete er sich sportlichen Übungen 
sowie dem Genusse von Musik und Literatur. 

- Obwohl gewiß kein Gesellschaftsmensch, hatte er doch stets ein 
lebhaftes Bedürfnis, seine Entdeckungen, seine Pläne, seine Freuden 
und Leiden in voller Offenheit mit seinen Freunden zu besprechen. 


[3] Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert. 963 


Dabei gab ihm sein leicht erregbares Gemüt und seine ge- 
steigerte Empfindlichkeit für Recht und Unrecht häufig genug Ge- 
legenheit, mit Entschiedenheit seine Meinungen zu vertreten. 

Schubert war keiner Verstellung fähig. 

Durch seine unbeirrbare Offenheit und die impulsive Kraft, mit 
der er die von ihm für richtig gehaltenen Wege verfolgte, hat er wohl 
manchen Zusammenstoß hervorgerufen, manchmal auch das Ziel ver- 
fehlt, im großen und ganzen aber doch eine aufrichtige Stellung ein- 
gehalten, die zu keinen Täuschungen Anlaß gewährte. 


Schubert war von einer guten Gastfreundschaft und Hilfs- 
bereitschaft erfüllt. Ein Verhältnis von hoher Innigkeit verband ihn 
mit seinen Eltern, deren Liebe ihm sein ganzes Leben eine feste 
Stütze bot. So oft als es sein Dienst erlaubte, pflegte er nach Müg- 
litz zu reisen, wo er auch stets die Weihnachtsfeiertage verbrachte. 
Seine ausgesprochene Freude am häuslichen Leben, seine tiefe An- 
hänglichkeit an seine Heimat kamen bei seiner Verheiratung am deut- 
lichsten zum Ausdruck. Im Jahre 1906 war er zum Adjunkten ernannt 
worden und im Sommer 1908 führte er Maria Deutscher, eine Tochter 
des angesehenen Bezirktierarztes von Müglitz, als Frau in sein neu- 
gegründetes Heim, das er mit vieler Sorglichkeit ausgestattet hatte. 

Seine Wahl war eine glückliche, denn der milde, stillfreundliche 
Charakter seiner Frau bildete zu seiner lebhaften feurigen Gemüts- 
art eine ausgezeichnete Ergänzung. Im Jahre 1909 wurde ihnen ein 
Töchterchen geschenkt, das sich zur Freude der Eltern zu einem 
liebenswürdigen und begabten Kinde entwickelte. 


Mit einer köstlichen Lebhaftigkeit und Aufmerksamkeit trat die 
kleine Felizitas den Erscheinungen des Lebens gegenüber. Die besten 
Eigenschaften der Eltern waren harmonisch in ihr verschmolzen und 
schmiedeten die kleine Familie nur um so fester zusammen. 


Wie oft hat mir Schubert erzählt, daß er sich nach Voll- 
endung seiner Dienstjahre wieder ganz in seine Heimat zurückziehen 
wolle, um dort im eigenen Hause, im Kreise seiner Familie sich un- 
gestört nach Belieben mit der Foraminiferenforschung oder mit Musik 
und Gartenbau beschäftigen zu können. 


Seit Schubert verheiratet und Vater war, trat seine Vorliebe 
für die Aufnahmen in Dalmatien mehr in den 'Hintergrund. Die 
schwierigen Reise- und Unterkunftsverhältnisse hinderten ihn, seine 
Familie in sein dalmatinisches Aufnahmsfeld mitzunehmen. Es war 
deshalb sein Streben, diese Arbeiten in Dalmatien abzuschließen und 
als Ersatz dafür Aufnahmen in Mähren zu übernehmen, wo es nicht 
nötig war, sich auf so lange Zeit ganz von seiner Familie zu trennen. 


Auch in anderer Hinsicht machte sich seine neue Lebensstellung 
in einer Verschiebung seiner Arbeitsrichtung bemerkbar. Bei der un- 
ausgesetzten Sorgfalt, mit welcher Schubert seine Familie umgab, 
war er auch bemüht, seine Einnahmsquellen durch praktischgeologische 
Arbeiten soweit als möglich zu verbessern. Er wendete den nutzbaren 
Ablagerungen in seinen Gebieten und auch außerhalb derselben er- 
höhte Aufmerksamkeit zu und hat mehrere Mitteilungen darüber 
geschrieben. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd, 3. u. 4. Hft. (0. Ampferer.) 35 


264 Otto Ampferer. [4] 


Auch als geologischer Schriftsteller erweiterte er von Jahr zu 
Jahr seine Tätigkeit durch Verfassung von geol. Führern, einer Geo- 
logija Dalmacije, durch Mitarbeit an mehreren großen Sammelwerken 
sowie an populärwissenschaftlichen Zeitschriften. 

Wohin wir auch schauen, wir bemerken eine stetig aufwärts- 
steigende Entwicklung, ein Erwachen neuer Arbeitsrichtungen, ohne 
daß etwa seine Arbeitskraft deshalb von den Hauptzielen abgezogen 
und zersplittert worden wäre. 

Mitten aus seinem Schaffen rief ihn das Vaterland zur Ver- 
teidigung seiner Grenzen zu den Waffen, die ihm nur der Tod aus 
den Händen zu nehmen vermochte. 

Wenn wir die Früchte seiner zirka 14 jährigen wissenschaft- 
lichen Tätigkeit an unserer Anstalt überblicken, so sind wir vor allem 
von der Fülle seiner Arbeiten überrascht. 

Schubert war jedenfalls eines der fleißigsten Mitglieder unseres 
Instituts und hat nicht nur viele Ergebnisse gewonnen, sondern die- 
selben auch stets ohne Umwege und Weitschweifigkeiten in der 
kürzesten Form wissenschaftlich zugänglich gemacht. Seine starke, 
ja vielfach leidenschaftliche Arbeitskraft war stets mit strenger 
Nüchternheit und Sachlichkeit des Urteils verbunden, welche ihn vor 
manchen Unfruchtbarkeiten und Schwierigkeiten bewahrte. 


Klar und wohlbegrenzt waren seine Fragestellungen, sie über- 
schritten nirgends die ihm zu Gebote stehenden Beobachtungen und 
Kenntnisse. Wie die Fragen, so waren auch die Antworten einfach, 
sachlich ohne jede Ausschmückung und deshalb auch sofort für den 
Gebrauch gerichtet. 

Schubert hat theoretische Untersuchungen, ja überhaupt jede 
ausgedehntere kombinatorische Überlegung stets vermieden und 
suchte sich bei allen seinen Arbeiten möglichst eng an die ihm vor- 
liegenden Beobachtungen anzuschließen. Seine Abneigung gegen stärker 
theoretische Arbeitsrichtungen ging soweit, daß er gegenüber der 
möglichst exakten Beschreibung neuer Beobachtungen jenen unbedingt 
nur einen niedrigeren Rang zuerkannte. 

Man darf aber bei einer Würdigung seiner wissenschaftlichen 
Leistungen niemals darauf vergessen, daß wir hier ja nur den Anfang 
der von ihm geplanten Lebensarbeit vollendet sehen, welcher bei der 
Gründlichkeit und Ehrlichkeit seiner Naturanlage wohl notwendiger- 
weise vor allem in einer aufsammelnden Arbeit bestehen mußte. 


Die ergiebigste Quelle seines wissenschaftlichen Arbeitens war 
sein wirklich unermüdliches Interesse und seine primäre Freude an 
der Forschung. Jeder Frage, die ihm begegnete, ging er ohne Auf- 
schub nach. Erkannte er, daß die Lösung mit seinen Mitteln nicht 
möglich sei oder ihn allzuweit von seinen Hauptplänen weglenkte, so 
ließ er die Angelegenheit ohne Zögern fallen. Sonst aber konnte 
man sicher sein, in der kürzest möglichen Zeit darüber Auskunft 
zu erhalten. 

Schubert verfügte dabei über ausgedehnte, gründliche geolo- 
gische und besonders paläontologische Kenntnisse, die ihm in einer 
leichtflüssigen Weise zu Gebote standen. 


[5] Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert. 265 


Bei der Ausübung seines Berufes als Feldgeologe kamen ihm 
neben diesen geistigen Eigenschaften vor‘ allem seine körperliche 
Tüchtigkeit, seine Beweglichkeit und seine ausgezeichnet scharfen 
Augen sehr zustatten. 

Er hat in einer verhältnismäßig kurzen Zeit ein großes und 
vielfach mühsam zugängliches Gebiet von Dalmatien der geologischen 
Durchforschung unterworfen und eine reiche Beute an neuen Er- 
fahrungen gesichert. 

Wenn seine Kartenblätter auch nicht jene feine Auflösung der 
Schichtmassen zeigen, die uns in den dalmatinischen Blättern v. 
Kerners und v. Bukowskis entgegentreten, so sind sie innerhalb 
der gesteckten Grenzen durchaus mit Verläßlichkeit begangen und 
ohne Voreingenommenheit gezeichnet. 

Er begann seine Aufnahmsarbeiten 1901 im Bereiche des Karten- 
blattes Zaravecchia—Stretto, welche er in 2 Jahren zu vollenden ver- 
mochte. Das Festlandsgebiet dieses Kartenfeldes zerlegte Schubert 
außer einem Anteil an der großen Prominamulde in 6 dinarisch 
streichende Faltenzüge. Dazu kommen noch einige Falten, aus denen 
die Inseln Marter und PaSman sowie die im Meere davor ausgestreuten 
Scoglien bestehen. Das Gebiet des Vranasees und Sumpfes stellt sich 
als ein antiklinales Einbruchsfeld heraus. Am Vk. Bak ist eine kleine 
Uberschiebung vorhanden. In ziemlicher Ausdehnung wurden altquartäre 
Ablagerungen entdeckt. 

In den folgenden Jahren dehnte Schubert seine Aufnahmen 
vorzüglich nordwärts auf Kartenblatt Benkovac—Novigrad aus. Hier 
gewinnt die sogenannte Prominamulde eine mächtige Entfaltung. 
Während im Bereiche des ersten Blattes die Kreideschichten das 
vorherrschende Gestein liefern, treten hier die Tertiärablagerungen 
in den Vordergrund. Der Stratigraphie und Tektonik der Promina- 
mulde hat Schubert eine besonders aufmerksame Untersuchung 
gewidmet und gezeigt, daß diese Mulde aus 6—7, teilweise sogar 
überschobenen Falten besteht, die sich ganz dem Bau der Kreide- 
falten einfügen. Bereits im Jahre 1903 lernte Schubert zum ersten- 
mal das Velebitgebirge kennen und entdeckte dabei das Vorkommen 
von mittlerem Lias. 

Auf Orientierungsturen fand er im folgenden Jahre im Karten- 
abschnitt Ervenik—Knin mächtige Massen von unterer und mittlerer 
Trias, erstere mit Eruptivgesteinen, letztere mit einer reichen ladini- 
schen Fauna. Die-obere Trias ist nur spärlich vertreten. Auch hier 
konnte Mittellias nachgewiesen werden. 

In diesem Jahre nahm Schubert auch die Neuaufnahme des 
Velebitgebirges in Angriff, in welchem ihm eine Reihe von wichtigen 
Entdeckungen vorbehalten waren. Leider sind seine erfolgreichen 
Aufnahmen dieses bis dahin wenig bekannten Gebirgszuges im wesent- 
lichen auf den dalmatinischen Abhang beschränkt geblieben, so daß 
Blatt Medak—Sv. Rok nur einen Saum desselben in geologischer 
Tracht darstellt. 

Eine reiche Schichtfolge vom Karbon bis zum Jura hatSchubert 
hier enthüllt und kartographisch festgelegt.’ 

35* 


266 Otto Ampferer. [6] 


1907 machte er sich bereits an die Detailaufnahme der Karten- 
stücke Zara und Ervenik—Knin heran, 

Im Bereiche des letztgenannten Blattes liegen die aus ver- 
schiedenen Schichten zusammengesetzten Kuppen des Kninskopolje, 
welches Schubert als einen durch Süßwasserneogen und Quartär teil- 
weise verdeckten unterirdischen Aufbruch gedeutet hat, der sich dann 
weiter nordwärts in die autochthonen Falten des Radiglivac- und ButiSnice- 
tales fortsetzt. 

Der präkretazische Schichtenanteil des Gebietes von Blatt 
Ervenik—Knin, welcher mit Perm beginnt, stellte sich als gecht reich- 
gegliedert heraus und bot ihm vielfache Gelegenheit, seinen guten 
stratigraphischen Spürsinn zu bewähren. 

Bei der Besprechung des Trias- und Juragebietes im Nord- 
westen von Knin hat Schubert sich auch energisch gegen die. von 
Prof. C.Schmidt aufgestellte ÜUberschiebung der sogenannten Velebit- 
decke auf kohlenführende Prominaschichten ausgesprochen. Die Süd- 
weststrecke dieses Blattausschnittes besteht größtenteils aus Promina- 
schichten, welche an ihrer Nordostgrenze starke Störungen erkennen 
lassen. Im Kerka-Quelltal liegt unter Triasschichten und höherem 
Jura ein Aufbruch von obertriadischen Dolomiten. 

Auf den Inseln von Blatt Zara fand Schubert weitver- 
breitete Reste von Eocänschichten. Auch cenomane Dolomite und 
unterkretazische Gesteine kommen hier neben Rudistenkalk zur Ent- 
wicklung. Die Inseln stellen die Reste von mindestens sieben langen 
Faltenzügen dar. Die Aufnahme des Blattes Ervenik—Knin und Zara 
hat Schubert vollständig zu Ende geführt. Sie sind für den Farben- 
druck bereitgestellt und Bergrat F. v. Kerner hat ihre Herausgabe 
in die Hand genommen. 

Damit hat Schubert das von ihm übernommene dalmatinische 
Gebiet auch zur Gänze kartographisch dargestellt. 

Von einem lebhaften Drang nach Übersicht beseelt, hat er aber 
auch die angrenzenden Teile von Dalmatien und Kroatien durch ver- 
schiedene Bereisungen kennen gelernt, so daß er wirklich berufen 
war, eine Gesamtdarstellung der Geologie von Dalmatien zu schreiben, 
die 1909 in serbokroatischer Sprache in Zara erschienen ist. Im 
gleichen Jahre kam auch in Berlin bei Borntraeger sein kleiner geo- 
logischer Führer durch Dalmatien heraus, dem im selben Verlage 
1912 noch ein Führer für die nördliche Adria folgte. Gedrängtheit 
der Ausführung und strenge Sachlichkeit zeichnen diese Arbeiten aus. 

Als Prof. G. Steinmann daran ging, das große Handbuch der 
regionalen Geologie der Erde herauszugeben, hat er die Bearbeitung 
der Küstenländer Osterreich-Ungarns ebenfalls Schubert übertragen, 
der auch diese Aufgabe in gediegener Weise zu lösen vermochte. 

Es dürfte sich heute im Rahmen der von unserer Anstalt be- 
arbeiteten Länder wohl kein Gebiet befinden, das in ähnlich voll- 
ständiger und rascher Art wie Norddalmatien seine geologische Dar- 
stellung erworben hat. 

Seit Mai 1908 verlegte Schubert seine Hauptaufnahmstätigkeit 
von Dalmatien nach Mähren und bearbeitete hier zunächst das Karten- 
blatt Ung.-Hradisch—Ung.-Brod. 


[7] Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert. 267 


In diesem Gebiete hat er der Gliederung des mährischen 
Flysches durch eine lange Reihe von glücklichen Fossilfunden eine 
neue Grundlage gegeben. 

Das Alter der oberen Hieroglyphenschichten Pauls konnte 
Schubert bald als der Basis des Mitteleoeäns entsprechend 
bestimmen. 

Im Eruptivgebiet von Bojkowitz wurden zahlreiche Andesitgänge, 
zu beiden Seiten der March ausgedehnte pontische Ablagerungen 
entdeckt. 

Für die Marsgebirgssandsteine ergeben die Nummulitenfunde 
ein mitteleocänes Alter. 

Nachdem Schubert die Feldaufnahme dieses Blattes im Jahre 
1913 beendigt hatte, ging er noch im gleichen Jahre zu jener des 
nördlich anschließenden Blattes Kremsier—Prerau über. 

Die Nachrichten, welche er über seine ersten Arbeiten in diesem 
Gebiete veröffentlichte, lassen erkennen, daß er auch hier wieder 
wichtige Fossilfunde machte, die ein gegen die Aufnahme von V, 
Uhlig wesentlich abweichendes Kartenbild erwarten lassen. 

Die Arbeiten in diesem Kartenfeld hat der Krieg im Juli 1914 
geschlossen. 

Das paläontologische Lebenswerk Schubert steht zum Teil mit 
seinen Aufnahmen in engstem Zusammenhang, zum Teil aber ist es 
davon ganz unabhängig entstanden. 

Mit einem untrüglichen Gedächtnis für Formen und einer tiefen 
Freude an der Mannigfaltigkeit derselben ausgerüstet, hatte er sich 
wohl im Anschluß an seine Lehrer Prof. Uhlig und Prof. Koken 
die Erforschung der fossilen Kleintierwelt zu einer Lebensaufgabe 
gestellt. Es ist bei der auch heute noch geringen Kenntnis der Klein- 
tierwelt von vielen und ausgedehnten Schichtsystemen der Erde ohne 
weiteres klar, daß hier für seine Begabung ein selten fruchtbares 
Arbeitsfeld vor ihm ausgebreitet lag, an dessen Bebauung er mit 
größter Freude und Schaffenskraft tätig war. 

Die foraminiferenreichen Schichten Dalmatiens lieferten bei 
seinen Aufnahmen vor allem Material zu diesen Untersuchungen. 

Eine wesentlich schärfere Gliederung der Tertiärablagerungen 
und des Karbons unserer Küstenländer sind auf diese Arbeiten 
gegründet. 

Auch in die Dämmerung der mährischen Flyschmassen haben 
seine Foraminiferenstudien neues Licht geworfen. 

Je mehr sich aber sein Ruf als Foraminiferenkenner erhob, 
desto reichlicher flossen ihm auch von fremden Gebieten Materialien 
zur Bearbeitung zu, so aus verschiedenen Ländern Europas, von 
Neu-Guinea, dem Bismarck-Archipel, von Celebes, Timor und Letti. 

Für das von der kgl. preußischen Akademie der Wissenschaften 
in Berlin herausgegebene Werk „Nomenclator generum et subgenerum“ 
hat er den Abschnitt über rezente und fossile Foraminiferen geschrieben. 

Von seinem Lehrer Prof. Koken dürfte er die Anregung zur 
Erforschung der Gehörsteine der fossilen Fische empfangen haben. 
In einer Reihe von Abhandlungen sind von ihm vor allem Fisch- 
otolithen des österreichisch-ungarischen Tertiärs, dann solche aus dem 


268 Otto Ampferer. [8] 


Tertiär von Sardinien und Bologna sowie aus dem Pausramer Mergel 
beschrieben worden. 

Gestützt auf seine immer weiter ausgreifende Kenntnis der 
Foraminiferen, er hatte allmählich so ziemlich die ganze darüber vor- 
handene Literatur sich zu eigen gemacht, konnte Schubert auch 
an große und zusammenfassende Darstellungen derselben herangehen. 

Er hatte hier zunächst ein Werk über die tertiären Foramini- 
feren von Osterreich-Ungarn im Auge. Um die zahlreichen zu solchen 
Werken nötigen Tafeln selbst anfertigen zu können, hat er an unserer 
Anstalt die Anschaffung eines dafür geeigneten Vergrößerungsapparats 
durchgesetzt. Eine große Menge von schönen Tafeln hat er damit 
bereits vollendet. Die Foraminiferenfaunen anderer Zeitalter sollten 
später folgen. 

Neben diesen Plänen war ein Lieblingsgedanke seiner letzten 
Jahre, im Verein mit seinen Kollegen eine Neubearbeitung der Fr. 
v. Hauerschen Geologie zu versuchen. 

Im Verhältnis zu seiner Tätigkeit als Feldgeologe und Paläonto- 
loge hat seine zwar vielseitige Beschäftigung mit praktischer Geologie 
sich nirgends zu gleicher Geschlossenheit verdichtet. Den Mineral- 
schätzen seiner Aufnahmsfelder und deren Ausbeutungsmöglichkeiten 
hat er stets volle Aufmerksamkeit gewidmet. Mehrere kleine Arbeiten 
berichten darüber. Auch für andere Gegenden wurde er öfter als 
Gutachter zu Rate gezogen. Bei der Herausgabe des Österreichischen 
Bäderbuches war er als geologischer Fachmann beteiligt. Die Mit- 
teilungen über einige mährische Mineralquellen sind weitere Früchte 
dieser Arbeitsrichtung. Eine wichtige Unterstützung hätte aber in 
mancher Hinsicht die praktische Geologie von dem weiteren Fort- 
schritt der von Schubert in großem Unfang geplanten mikrosko- 
pischen Schichtendiagnosen zu erwarten gehabt. 

Allzufräh aber hat der Tod dieses reiche Wollen und Können 
begrenzt und die k. k. geol. Reichsanstalt hat mit Schubert vorder- 
hand ihren letzten Paläontologen von anerkanntem Rufe und großen 
Hoffnungen verloren. 

- Beim Ausbruch des Weltkrieges war Schubert gerade mit 
Aufnahmsarbeiten im Bereiche des Kartenblattes „Kremsier—Prerau* 
in Mähren beschäftigt. Am Tage der Einberufung des Landsturms 
weilte er in Kremsier und meldete sich unverzüglich bei seinem 
Landsturm-Infanterie-Regiment Kremsier Nr. 25, wo er auch die 
Leutnantscharge, die er beim Austritt aus der Reserve niedergelegt 
hatte, sogleich wieder erhielt. 

Das Regiment überschritt sehr bald die russische Grenze und 
machte den ersten großen Stoß gegen Lublin mit. 

Auf dem Rückzug wurde dasselbe unter mannigfachen Gefechten 
und Umwegen bis in die Gegend von Krakau gedrängt. Ein neuer- 
licher Vorstoß führte es dann wieder nach Russisch-Polen hinein. 

Schubert hatte mit seltenem Glück bereits eine Menge von 
Gefechten überstanden, als er an der Nida am 18. November 1914 
bei einer von ihn selbst angeordneten Erstürmung einer russischen 
Maschinengewehrstellung durch einen Bajonettstich leicht verwundet 
wurde. 


[9] Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert. 269 


Beim Sprung über den feindlichen Schützengraben hatte ein 
russischer Soldat von unten einen heftigen: Bajonnettstoß gegen ihn 
gerichtet, dessen Kraft jedoch durch den zusammengerollten Mantel 
und die Visitenkartentasche wesentlich gemildert wurde. Immerhin 
warf ihn der Stich zu Boden und brachte ihm eine Verletzung der 
linken Brustmuskeln bei. 

Anläßlich des Urlaubes, welchen er zur Heilung dieser Wunde 
erhielt, kam Schubert im November vorübergehend nach Wien und 
besuchte zur Freude seiner Kollegen auch mehrmals unsere Anstalt. 

Schubert war durch den Krieg geradezu verjüngt und inner- 
lich befreit. Er erschien als das prächtige Bild eines unerschrockenen 
Frontoffiziers, der im Feuer der Gefahr und im Gefühle hoher Ver- 
antwortung seine beste Lebenskraft nur fester zusammenzuraffen weiß. 

Es lag auf einmal klar zutage, welche Fülle von guter Tatkraft 
ihm zur Verfügung stand, die in seiner rein wissenschaftlichen Amts- 
tätigkeit keine oder ganz ungenügende Gelegenheiten zum Aus- 
schwingen gefunden hatte. 

Mit Freude und Schlichtheit erzählte er uns von seinen vielen 
Abenteuern. Ein großes Stück des östlichen Kriegsschauplatzes hatte 
er bereits durch eigene Erfahrung kennen gelernt, das in unver- 
geßlichen Eindrücken in ihm lebte. Die vielen Gefechte, die schweren 
Märsche, Hitze und Kälte, der endlose Stellungskampf hatten seine 
Lebhaftigkeit, seine Anteilnahme und Zuversicht nicht zu erschüttern 
vermocht. Er sehnte sich wieder hinaus zu seinem Regiment, das 
ihm inmitten aller Schrecknisse des Krieges eine wahre Heimstätte 
geworden war. 

Das Leben im Schützengraben oder in selbstgegrabenen Höhlen 
aber ging so sehr nach seinem Geschmacke, daß er erklärte, künftig 
auch im Frieden bei seinen Feldaufnahmen solche Freilager zu 
benützen. / 

Als er nach wenigen Tagen wieder von Wien schied, um noch 
mit seiner Frau und seinem getreuen Diener Wolf einen Besuch in 
seiner Heimat zu machen, da drängten seine tapferen Augen und der 
feste Druck seiner Hände die bange aufsteigenden Sorgen zurück. 

Für die Waffentat vom 18. November wurde er mit dem Signum 
laudis am Bande des Militärverdienstkreuzes ausgezeichnet, zum 
Oberleutnant ernannt und mit der Führung einer Kompagnie betraut. 

Die Weihnachtstage 1914 sahen ihn schon wieder in wildem 
Kampf mit russischen Streitkärften, welche seine Kompagnie von dem 
übrigen Regiment abgeschnitten hatten. Indessen bewährte sich auch 
hier seine Umsicht und Tapferkeit aufs beste, indem es ihm gelang, den 
größten Teil seiner Truppe wieder aus den Händen der Feinde zu retten. 

Das Frühjahr 1915 verging mit vielfachen Kämpfen, mit Tag- 
und Nachtmärschen, mit dem Bauen von Stellungen, dem zähen 
Ausharren in den Schützengräben nur allzurasch. Durch eine große 
Anzahl von Karten hielt er dabei vor allem seine Familie, aber auch 
seine Freunde in Kenntnis über seine Schicksale. 

Als die große Durchbruchsschlacht gegen die russische Front 
bei Gorlice begann, stand Schubert mit seinm Regiment in der 
Gegend des Zusammenflusses von Dunajec und Weichsel. 


270 Otto Ampferer. [10] 


Am Morgen des 3. Mai hatte er sich noch an dem schönen 
Garten seines dortigen Quartiers erfreut, als plötzlich der Befehl zur 
Vorrückung erfolgte. In der Vorahnung der schweren Kämpfe ließ 
er sogleich noch sein Gepäck zusammenraffen. Wenige Stunden später 
wurde er bei dem Sturm gegen die von den Russen hartnäckig ver- 
teidigte Ortschaft UScie Jezuickie an der Spitze der 10. Kompagnie 
tödlich getroffen. Seine Leute trugen ihn wieder in sein Quartier 
zurück, wo er bald, ohne das Bewußtsein nochmals erlangt zu haben, 
für immer entschlief. 

Mit Worten der höchsten Anerkennung hat sein Bataillons- 
kommandant seinen Heldentod an die Direktion der k. k. geologischen 
Reichsanstalt gemeldet. 

Sie lauten: „Ein seltener charaktervoller, mit den schönsten 
Tugenden ausgezeichneter Offizier, fürsorglich, von seinen Unter- 
gebenen geliebt, von seinen Kameraden geachtet und ob seiner 
schönen Eigenschaften hoch geschätzt. Dieser Offizier, der eine her- 
vorragende Tapferkeit, Unerschrockenheit an den Tag legte, voll In- 
teresse und Begeisterung für jede Unternehmung war und hierdurch 
seinen Untergebenen sowie Kameraden ein wahrhaft seltenes, be- 
wunderungswürdiges Beispiel nie erlahmender Tatkraft und Energie 
gab, dieser Offizier fand an der Spitze seiner Kompagnie, als er 
diese zum Sturm führte, den Heldentod.“ 

Im Friedhof zu Wietrzychowice wurde er bestattet. 

Seine Angehörigen erhielten aber vom Armeekommando nach 
einiger Zeit die Erlaubnis, seinen Leichnam in die Heimat zu über- 
führen. Am 2. Juli 1915 fand in Müglitz die Beisetzung in die 
Familiengrabstätte mit militärischen Ehren statt. 

Als Vertreter unserer Anstalt waren Chefgeologe Prof. A.Rosiwal 
und Geologe Dr. W. Hammer anwesend, die im Namen ihrer 
Kollegen einen Kranz auf seinen Sarg legten. Chefgeologe A.Rosiwal 
aber sprach am offenen Grabe tiefempfundene Worte des Abschiedes 
und der Anerkennung seines Lebenswerkes als Forscher und Held. 

Nach seinem Tode wurde Schubert in Würdigung seiner 
hohen militärischen Leistungen noch das Militärverdienstkreuz 
III. Klasse mit der Kriegsdekoration ‚III. Klasse verliehen. 


Lieber Freund! Fern von uns und Deinen Lieben hat Dich im 
furchtbaren Ringen der Völker Europas der Tod des getreuen Soldaten 
erreicht! Am herrlichsten leuchtet aber zwischen Schreck und Grauen 
die Blume der Treue -auf und verklärt mit ihrem Duft den Untergang 
der Helden. Wer könnte Eure Taten vergessen? Alle Fäden des 
sichtbaren Zusammenhanges zwischen uns und Dir wurden mit einem 
Schusse zerrissen. Wie viele unsichtbare aber sind neu entstanden 
und wachsen täglich in den Herzen Deiner Getreuen. Gütige Augen 
und milde Hände schaffen beständig an Deinem Lebensbilde und 
halten jede Verzerrung fern. Du hättest es nicht besser bewahren 
können! Klar und rein wurde Dein Leben mit dem unverwischbaren 
Siegel der Tapferkeit und Ehrlichkeit beschlossen. Dein Andenken 
bleibt eine Ehre für alle, die es pflegen. 


[11] Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert. 971 


Verzeichnis der Arbeiten von R. J. Schubert. 


1898. 
Beitrag zur Kenntnis der pleistocänen Conchylienfauna Böhmens. „Lotos“, Prag 
1898, Nr. 8 
Whewellit vom Venustiefbau bei Brüx. Tscherm. min. Mitt. Wien 1898, S. 251 — 254. 


1899. 


Die miocäne Foraminiferenfauua von Karwin, Österr.-Schlesien. Sitzungsberichte 
des Deutschen naturw.-med. Vereins für Böhmen. „Lotos“ 1899, Nr. 6. 


Zur Altersfrage des ostböbm. Wiesenkalkes. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 
1899, S. 61. 


1900. 


Bemerkungen über einige Foraminiferen der ostgaliz. Oberkreide. Jahrb.d. k.k. 
geol. R.-A. 1900, S. 649—662. 

Der Clavulina Szaboi-Horizont im oberen Val di Non (Südtirol). Verhandl. d. 
k. k. geol. R.-A. 1900, 8. 79. 

Zum Vorkommen von Melanopsis Martiniana im marin-mediterranen Tegel von Wolfs- 
dorf (Nordmähren). Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1900, S. 143. 

Bo sehninliungen aus dem südl. Tirol. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1900, 
“a. 

Über eine neuentdeckte Höhle bei Kon&prus (Beraun). Sitzungsbericht d. Deutsch. 
naturw.-med. Vereins für Böhmen. „Lotos“ 1900, Nr. 5. 

Fiabellinella, ein neuer Mischtypus aus der Kreideformation. Zeitschr. d. Deutsch. 
geol. Gesellsch., LII. Bd., Berlin 1900, S. 551. 

Chondrites Moldavae Schub., ein Algenrest aus dem böhm. Obersilur. Neues Jahrb. 
für Min, etc. Stuttgart 1900, I. Bd., $. 129. 

Neue Klippen aus dem Trencsener Komitat. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1900, 
Nr. 17--18. 

Über die Foraminiferenfauna und Verbreitung des nordmähr. Miocäntegels. Sitzungs- 
berichte des „Lotos” N. F., Bd. XX, Jahrg. 1900, S. 95—201. 

Über die rezente Foraminiferenfauna von Singapore. Zool. Anzeiger. Bd. XXIII, 
Nr. 624, S. 500—502. 


1901. 


Kreide- und Eocänfossilien von Ordu am schwarzen Meere (Kleinasien). Verhandl. 
d. k. k. geol. R.-A. 1901, S. 94. 

Das Gebiet der Prominaschichten im Bereiche des Kartenblattes Zaravecehia— Stretto 
(Zone 30, Kol. XIII). Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, S. 177. 

Der Bau der Sättel des VuksSic, Stankovac und Debeljak und der Muldenzüge von 
Kolarine, Stankovac und Bangevac im Bereiche der NO- und SÖO-Sektion 
des Blattes Zaravecchia—Stretto. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, S. 234. 

Der geolog. Aufbau des dalmatinischen Küstengebietes Vodice—Canal Prosjek und 
der demselben vorgelagerten Scoglien. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1901, 
S. 330. 

Die Fischotolithen des österr.-ung. Tertiärs. I. Die Scianniden. Jahrb. d. k. k. geol. 
R.-A. Bd. LI, S. 301, Wien 1901. 

Über die Foraminiferen des grünen Tuffes von St. Giovanni llarione im Vicen- 
tinischen. Zeitschrift d. Deutschen geol. Gesellsch., Bd. LIII, 1901, S. 15—23. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (0. Ampferer.) 36 


2723 O0. Ampferer. [1 2] 


En 


1902. 


Neue und interessante Foraminiferen aus dem Tiroler Alt-Tertiär. Beiträge zur 
Pal. und Geol. Osterreich-Ungarns. Bd. XIV, Wien 1902, S. 9—25. 


Der Bau des Festlandgebietes im Bereiche der Nordwest-Sektion des Kartenblattes 
Zaravecchia—Stretto. (Umgebung von Zaravecchia und Vrana.) Verhandl. d. 
k. k. geol. R.-A. 1902, S. 196. 


Zur Geologie der norddalmatinischen Inseln Zut, Incoronata, Peschiera, Lavsa und 
der sie begleitenden Scoglien auf Kartenblatt 30, XIII. Verhandl. d, k. k. 
geol. R.-A. 1902, S. 246. 

Mitteleocäne Foraminiferen aus Dalmatien. Verbandl. d. k. k. geol. R.-A. 1902, 
32267: 

Vorlage des Kartenblattes Zaravecechia—Stretto (30, XIII). Verhandl. d. k. k. geol. 
R.-A. 1902, S. 351. 

Der geologische Bau des Inselzuges Morter, Vergada, Pasman und der sie beglei- 
tenden Scoglien auf Blatt 30, XLII (Zaraveechia—Stretto). Verhandl. d. k. k. 
geol. R.-A. 1902, 8. 375 — 387. 

— und Liebus, Ad. Vorläufige Mitteilung über Foraminiferen aus dem böhmischen 
Devon (Etage @—9, Barr.) Verhandl. d. k.k. geol. R.-A. 1902, S. 66. 
Über die Foraminiferen-„Gattung“* Textularia Defr. und ihre Verwandtschafts- 

verhältnisse. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1902, S. 80. 


— und Liebus, Ad. Die Foraminiferen der karpathischen Inoceramenschichten 
von Gbellan in Ungarn (Puchower Mergel). Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. LII, 
1902, S. 285—310. 

Über einige Bivalven des istrodalmatinischen Rudistenkalkes. I. Vola Lapparanti 
Choff. und Ohondrodonta Joannae- Munsoni. Jahrb. d.k.k. geol. R.-A., Bd. LII, 
1902, S. 265—276. 


1903. 


Zur Geologie des Kartenblattbereiches Benkovac—Novigrad (29, XIII) I. Die vier 
küstennächsten Falten. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1903, S. 143—150. 

Zur Geologie des Kartenblattbereiches Benkovac—Novigrad (29, XIII). II. Das 
Gebiet zwischen Zemonico und Benkovac. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1903, 
S. 204—215. 

Zur Geologie des Kartenblattbereiches Benkovac—Novigrad (29, XIII). III. Das 
Gebiet zwischen Polesnik, Smil&iC und Possedaria. Verhandl. d. k. k. geol. 
R.-A. 1903, S. 278—238. 

— und Kerner, F.v. Kritische Bemerkungen zu Herrn A. Martellis Arbeiten 
über die Geologie von Spalato. Verhandl. d. k.k. geol. R.-A. 1903, S. 324 — 330. 

— und Waagen, L. Die untersilurischen Phyllopodengattungen Ribeiria Sharpe 
und Ribeirella nov. gen. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1903, Bd. LIIT, S. 33—50. 


1904. 


Über den Schlier von Dolnja-Tuzla in Bosnien. Verhandl. d. k. %. geol. R.-A. 1904, 
S. 110— 114. 


Mitteleocäne Foraminiferen aus Dalmatien. II. Globigerinen und Clavulina Szaboi- 
Mergel von Zara. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 19U4, S. 115—117. — III. Von 
der Insel Lavsa (bei Incoronata). Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1904, 
S. 326—329. 

Die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchung der bei der ärarischen Tief- 
bohrung zu Wels durchteuften Schichten. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1904, 
Bd. LIII, S. 385 — 422. 


Mitteleocäne Globigerinenmergel von Albona (Istrien), Verhandl. d. k. k. geol. 
R.-A. 1904, S. 236—239. 

Das Verbreitungsgebiet der Prominaschichten im Kartenblatte Novigrad— Benkovac 
(Norddalmatien). Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1904, Bd. LIV, S. 461—510. 


[13] Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert. 273 


Über Cyclammina Uhligi Schub. und C. draga Lieb. et Schub. (Eine Entgegnung an 
Herrn Prof. A. Silvestri.) Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1904, $. 353—356. 

Zur Entstehung des Klippenzuges von Korlat—Smilei& (Norddalmatien). Verhandl. 
d. k. k. geol. R.-A. 1904, 8. 358-359. 


1905. 


Zur Stratigraphie des istro-norddalmatinischen Mitteleocäns. Jahrb. d. k. k. geol 
R.-A., Bd. LV, 1905, S. 153— 188. 

Die Fischotolithen des österr.-ung. Tertiärs. Jahrb. d. k. k. geo]. R.-A. 1905, Bd. LV, 
S. 613—638. 

Die geologischen Verhältnisse des norddalmatinischen Küstenstreifens Zdrilo— 
Castelvennier—RaZanac und der Scogliengruppe Rafnac. Verhandl. d. k. k. 
geol. R.-A. 1905, S. 272—284. 

Geologische Spezialkarte der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder 
der Österr.-Ung. Monarchie. 

Blatt Zaravecchio—Stretto im Maßstabe 1:75.000 (Zone 30, Kol. XTII), 
SW-Gruppe Nr. 120. Herausgegeben von der k. k. geol. R.-A., 6. Lief., 1905. 

Blatt Zaravecchia — Stretto. Erläuterungen zur geol. Spezialkarte der im 
Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder der Österr.-Ung. Monarche im 
Maßstabie 1:75.000, 1905. 


1906. 


Lithiotidenschichten in Dalmatien. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, S. 79--80. 

Über die Fischotolithen des österr.-ungar. Neogens. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 
1906, S. 124— 127. 

Über das angebliche Vorkommen der Karbonformation von Strmica (Rastel Grab) 
nördlich Knin (Dalmatien). Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1906, 8. 263—265. 

Noch eine Bemerkung über die Lithiotidenschichten in Dalmatien. Verhandl. d. 
k. k. geol. R.-A. 1906, S. 317— 318. 

Die Fischotolithen des österr.-ung. Tertiärs. III. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. 
LVI, 1906, S. 623— 706. 

Heteroclypeus, eine Übergangsform zwischen Heterostegina und Cyeloclypeus. Zentral- 
blatt für Mineralogie, Geologie ... Jahrg. 1906, Nr. 20. 

Über Ellipsoidind und einige verwandte Formen. Zentralblatt für Mineralogie, 
Geologie ... Jahrg. 1906, Nr. 20. 

Einige Bemerkungen zur Fischfauna der Ämilia. Verhandl.d.k. k. geol. R.-A. 1906, 
Nr. 12, S. 321--323. 


1907. 


Beiträge zu einer natürlichen Systematik der Foraminiferen. Neues Jahrb. für Min., 
Geol., Paläont., Beil.-Bd. XXV, Stuttgart 1907. 

Der geolog. Aufbau der Umgebungen von Zara—Nona. Jahrb. d. k.k. geol. R.-A. 
1907, S. 211—213. 

Der geolog. Bau der Insel Puntadura (Dalmatien). Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 
1907, S. 250-256. 

Süßwasserneogen von Nona (Norddalmatien). Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1907, 
Ss. 339—341. 

Über Fischotolithen aus dem sardinischen Miocän. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 
1907, S. 341— 343. 

Weitere Fischotolithen aus dem sardinischen Miocän und aus dem Pliocän von 
Bologna. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1907, S. 393 —395. 

Vorläufige Mitteilung über Foraminiferen und Kalkalgen aus dem dalmat. Karbon. 
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1907, S. 211—214. 

Die erdgeschichtliche Vergangenheit der Umgebung von Müglitz. Deutscher Nord- 
mährer Kalender 1907. 

36* 


274 Otto Ampferer. [14] 


1908. 

Zur Geologie des österr. Velebit. (Nebst paläontologischem Anhang.) Jahrb. d. 
k. k. geol. R.-A., Bd. LVIII, Heft 2, 1908, S. 345 —386. 

Die nutzbaren Miverallägersäkten Dalmatieng. Zeitschrift f. prakt. Geologie. XV. 
Berlin 1908, S. 49—56. 

Die Fischotolithen des Pausramer Mergels. Zeitsch. d. mährischen Landesmuseums, 
Bd. VIII, Heft 1, Brünn 1908, S. 102—120. 

Geologische Spezialkarte der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder 
der Österr.-Ung. Monarchie. Blatt Benkovac—Novigrad, Zone 29, Kol. XIII, 
SW-Gruppe Nr. 118. 1:75.000. pen von der k. k. "geol. R.-A,, 
8. Lfg., 1908. 

Entgegnung auf eine Kritik der „Nutzbaren Minerallagerstätten Dalmatiens“. Zeit- 
schrift f. prakt. Geologie. XVI. Berlin 1908, S. 508 und 509. 


Das Fischleben der alten Wiener Meere. „Urania“, Wochenschrift. Wien. I. Jahrg., 
Nr. 14. 


1909. 


Geologischer Führer durch Dalmatien. Sammlung geolog. Führer. XIV. Berlin 1909. 

Die Überschiebungshypothese der dalmatinischen Trias und ihre Bedeutung für den 
dalmatinischen Koblenbergbau. Ung. Montan-, Ind.- und Handels-Zeitung. XV. 
Budapest 1909. 

Das ee =. Juragebiet im Nordwesten von Knin. Verhaudl. d.k.k. geol. R.-A. 
1909, S. 67—79. 

„Geologija NER, Herausgegeben vom Vereine „Matika Dalmatinska“ in Zara, 
1909. 

Das triadische Kohlenvorkommen in Strmica in Dalmatien. Montan. Rundschau 
1909, Nr. 24, S. 631-635. 

Einige berichtigende Bemerkungen zu Herrn Prof. ©. de Stefanis „Geotectonique 
des deux versants de l’adriatique.“* Verhandl. d. k. k. geol. R.-A, 1909, 
S. 404— 407. 

Neue Andesitvorkommen aus der Gegend von Boikowitz (Südostmähren). Verhandl. 
d. k. k. geol. R.-A. 1909, S. 396—404. 

Wie Dalmatien entstand. „Urania“, Wochenschrift 1909, II. Jahrg., Nr. 36. 


1910. 


Noch einige Bemerkungen über das Tertiär und Quartär Dalmatiens. Verhandl. 
d. k. k. geol. R.-A. 1910, S. 232. 

Über das Tertiär im Antirhätikon. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, S. 328. 

Der geologische Bau des kroatisch-dalmat. Grenzgebietes. Verhandl. d. k. k. geol. 
R.-A. 1910, S. 329. 

Geologische Spezialkarte der im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder der 
Österr.-Ungar. Monarchie. Blatt Medak—Sv. Rok. Zone 28, Kol. XIII. SW- 
Gruppe Nr. 116. 1:75.000. Herausgegeben v.d. k. k. geol. R.-A. 9, Lieferung. 
Wien 1910. 

Erläuterungen zur geolog. Karte Medak—Sv. Rok. Wien 1910. 

Erläuterungen zur geolog. Karte Novigrad—Benkovac. Wien 1910. 

Über Foraminiferen und einen Fischotolithen aus dem fossilen Globigerinen- 
schlamm von Neu-Guinea. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, S. 318—328. 

Über das Vorkommen von Miogypsina und Lepidocyclina in pliocänen Globigeri- 
ser des Bismarckarchipels. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1910, 

. 395—398. 


Die Entstehungsgeschichte der vier dalmatinischen Flußtäler. Petermanns Geogr. 
Mitt. LVI. Gotha 1910. S. 10—14. 


[15] Zur Erinnerung an Richard Johann Schubert. 275 


1911. 
Über die Thermen und Mineralquellen Österreichs. Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 
1911, S. 419—422. 
Die Urtiere der Vorwelt. „Urania“. IV. Wien 1911, S. 41—45. 


Die fossilen Foraminiferen des Bismarckarchipels und einiger anderen angrenzenden 
Inseln. Abhandl. d. k. k. geol. R.-A., Bd. XX, Heft 4, Wien 1911. 


1912. 


Über Lituonella und Coskinolina liburnica Stache sowie deren Beziehungen zu den 
anderen Dictyoconinen. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., Bd. LXII, 1912. 


Über das Vorkommen von Fusulinenkalken in Kroatien und Albanien. Verhandl. 
d. k. k. geol. R.-A. 1912, S. 330—332. 


Geologischer Führer durch die nördl. Adria. [Sammlung geol. Führer XVII.] 
B rlin 1912. 


Tertiäre Fischotolithen Ungarns. Jahrb. d. kgl. ung. geol. R.-A. XX. 3. Budapest 
1912. (Magyarisch.) 


Die Fischotolithen der ungar. Tertiärablagerungen. Mitteil. a. d. Jahrb. d. kgl. 
ung. geol. R.-A., Heft 3, Bd. XX., S. 117—139; Budapest 1912. 


Über die Verwandtschaftsverhältnisse von Frondicularia. Verhandl. d. k. k. geol. 
R.-A. 1912, S. 179—184. 


Über die Gültigkeit des biogenetischen Grundgesetzes bei den Foraminiferen. 
Zentralblatt f. Min. etc. 1912, S. 465—411. 


— u. Waagen, Il. Geologische Karte der im Reichsrate vertretenen Königreiche und 
Länder der Österr.-Ungar. Monarchie. 1: 75.000. Blatt Pago (Zone 28, Kol. XII, 
SW-Gruppe, Nr. 115. 


Die Fischfauna der Schliermergel von Bingia Fargeri (bei Fangaria) in Sardinien. 
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1912, S. 160—165. 


1913. 


Über mitteleocäne Nummuliten aus dem mährischen und niederösterr. Flysch. 
Verhandl. d. k. k. geol. R.-A. 1913, 5. 123—128. 


Zur miocänen Foraminiferenfauna der Umgebung von Olmütz. Verhandl. d. k. k. 
geol. R.-A. 1913, S. 142—152. 


Im dalmatinischen Velebit. Wochenschrift „Urania“, 1913, S. 681—685. 
— u. Waagen, L. Erläuterungen zur geolog. Karte Blatt Pago. Wien 1913. 


Über die nutzbaren Minerallagerstätten des kroatischen Karstes. Montan. Rund- 
schau 1913, S. 533 —535. 


Die Bodenschätze der österr. Küstenländer. Wochenschrift „Urania“, Wien 1913, 
S. 592—595. 


Wie entstehen unsere Heilquellen? Wochenschrift „Urania“, 1913, S. 256-259. 


Beitrag zur fossilen Foraminiferenfauna von Celebes. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A., 
Heft 1. 1913. 


1914. 


Die brennbaren Gase der angeblichen Mineralquellen von Hluk bei Ung.-Ostra in 
Mähren, Montan. Rundschau Nr. 6. 162—163. 


Die geolog. Verhältnisse der Heilquellen Österreichs. Österreichisches Bäderbuch, 
herausg. v. K. Diem, Wien und Berlin, Urban u. Schwarzenberg, 1914. 


Die Küstenländer Österreich-Ungarns aus: Handbuch der regionalen Geologie, 
herausgegeben v. G. Steinmann u. O. Wilckens. Bd. 5, V.-Abtl. 1A, Balkan- 
halbinsel, 


976 Otto Ampferer. [16] 


Über die Fortschritte der phylogenetischen Forschung bei den Foraminiferen in 
den Jahren 1911—13. Ztschrft. für induktive Abstammungs- und Vererbungs- 
lehre, Berlin 1914. 


1915. 


Fossile Protozoen und fossile und rezente Foraminiferen. Abschnitt aus dem 
Werke „Nomenclator generum et subgenerum“ (redig. Dr. F. E. Schulze, 
Berlin). 

Die Foraminiferen des jüngeren Paläozoikums. Abschnitt aus Wanners Geologie 
von Timor. 


Die Foraminiferen. Abschnitt aus Molengraffs Geologie von Letti. 


Obereocäne Otolithen vom Barton Cliff 
bei Ghristehurch (Hampshire). 


Von Dr. Richard Schubert 7. 
Mit drei Textfiguren und einer Tafel (Nr. VID. 


Vor kurzem erschien eine Mitteilung von F.Priem!) „Sur les 
otolithes eocenes de france et d’Angleterre“, in der auch zwei neue 
Arten aus dem Obereocän von Barton beschrieben werden, nämlich 
Otolithus (Percidarum) bartonensis und O. (Berycidarum?) Bouryi; bis 
dahin waren aus diesen Schichten nur Otolithen von Siluriden (Arius 
crassus Kok. und sp.) bekannt. 

Durch Herrn Colonel C. D. Shepherd (London) erhielt ich nun 
eine reiche Sammlung von Otolithen vom Barton Cliff, die von Mr. H.. 
Eliot Walton gesammelt wurden und unsere Kenntnis der ober- 
eocänen Fischfauna Englands bedeutend vermehren. 


Die mir zur Untersuchung vorliegenden Otolithen vom Barton 
Cliff umfassen folgende Formen: 


Otolithus (Percidarum) bartonensis Priem 
y (Pagellus?) gregarius Koken 


. (Beryx?) bartonensis n. sp. 

2 (Monocentris2) bellovacinus Priem 
{ (Monocentris) Lerichei n. sp. 

„ (Berycidarum?) bouryi Priem 

a (Seiaenidarum) Priemi n. sp. 

s (Cepola) bartonensis n. sp. 

& (Trachinus) Janeti Priem 


(Merluceius) Shepherdi n. sp. 
(Phyeis) bartonensis n. sp. 

R (Brotulidarum) Rzehaki Schub. 

3 (Ophidiidarum) Waltoni n. sp. 
(Ophidiidarum) subregularıs n. sp. 
(Ophrdidarum) dimidiatus n. sp. 


5 (Arius) crassus Koken 
r (Arius) Newtoni n. sp. 
R (Arius?) parvus n. sp. 


(ine. sedis) hampshirensis n. sp. 


1) Bull. Soc. g&ol. France, ser. 4, t. XII, pag. 246, 1912. 
Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (R. Schubert.) 


278 Richard Schubert. [2] 


Besprechung der Arten. 


Otolithus (Percidarum) bartonensis Priem. 
Taf. VII, Fig. 9-11. 
1912. Bull. Soc. geol. France, ser. 4, t. XII, pag. 248, Fig. 7 u. 8. 


Ich beziehe die im Barton Cliff häufigen Pereidenotolithen auf 
die von F. Priem vor kurzem beschriebene Art, da sie von den 
übrigen beiden eocänen Pereidenformen, denen sie recht nahe stehen 
(nämlich P. concavus Priem und Kokeni Leriche), sich doch vor allem 
durch die konstant schräger nach abwärts gerichtete und weniger 
geknickte Kauda unterscheiden. 

Bezüglich der Außenseite steht Otolithus (Per cidarum) bartonensis 
infolge des oft ausgebildeten Wulstes nahe dem Ventralrande deın 
O. (Percidarum) Kokeni Ler. aus dem Bruxellien Belgiens näher als 
dem concavus. 

In bezug auf die Ausbildung der Kauda stimmt unsere Art mit 
Otolitnus (Pereidarum) obtusus Pr. überein, von dem sie sich jedoch 
durch den langgestreckten Umriß unterscheidet. 


Länge: 4 mm (doch auch bis 5 mm und darüber und bei Jugend- 
exemplaren kleiner), Breite: 2:3 mm, Dicke: 0'8 mm. 


Otolithus (Pagellus?) gregarius Koken. 
Tat. VII; Rig.+12,5183:] 142: 029772 


Vgl. R. Schubert: Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906, 56. Bd., pag. 630, Taf. IV, 

Fig. 23—29. 

Einige breite Otolithen, die nach dem gesamten Habitus und der 
Ausbildung des Suleus acusticus zu den Spariden gehören, ähneln so 
sehr dem in mehrfacher Beziehung so variablen Pagellus gregarius Kok., 
daß ich sie vorläufig davon nicht trennen kann. Wohl scheint es, daß 
manche Otolithen, z. B. der auf Tafel VII, Fig. 12 abgebildete, etwas 
langgestreckter sind als die vom Mitteloligocän an durch das ganze 
Neogen bekannten Otolithen des P. gregarius, aber bei dessen Ver- 
änderlichkeit glaube ich auch diese vorläufig davon nicht trennen zu 
sollen. 

Die Außenseite ist z. T. gehöhlt, z. T. unregelmäßig gestrahlt, 
zuweilen auch von einem kleinen Zentralknopf besetzt. 

Otolithus (Sparidarum) Rutoti Leriche, der auch an diese Art 
einigermaßen erinnert, unterscheidet sich vor allem wesentlich durch 
den verschiedenen Umriß, während die Bartonform sich auch dies- 
bezüglich dem oligomiocänen Typus anpaßt. 

Ob die Figur 14 (14a) und 21 abgebildeten kleineren Otolithen 
mit reichlicher Kerbung der Außenseite und der Ränder hierher- 
sehören und als Jugendformen anzusehen sind, bin ich nicht ganz 
sicher. Wenn wir aber die von Koken (Zeitschr. d. Deutsch. geol. 
Ges. 1891, Taf. VII, Fig. 7 u. 8) gegebenen Abbildungen vergleichen 
und seine Besprechung der Jugendstadien von O. gregarius (pag. 128 
und 129) berücksichtigen, will es: scheinen, daß auch diese beiden 


[3] Obereocäne Otolithen vom Barton Cliff bei Christehurch. 279 


gekerbten Bartonformen zu gregarius gehören. Doch wird diese Frage 
wohl erst nach eingehendem Studium reichen rezenten Materials zu 
entscheiden sein. 


Länge: 5—6°5 mm, Breite: 35—4'5 mm, Dicke: 0'6—1 mm; die 
Ausmaße der obereoeänen Otolithen stimmen also auch mit den aus 
den jüngeren Schichten bekannt gewordenen. 


Otolithus (Beryx?) bartonensis n. sp. 
Taf. VII, Fig. 18—20. 


Der zesannt Habitus entspricht dem durch O. lunaburgensis Kok. 
und umbonatus Kok. vertretenen Otolithentypus, der wohl auf Beryx 
zu beziehen sein dürfte. Doch scheint es mir nicht möglich, die ober- 
eocänen Otolithen vom Barton Cliff mit dem am nächsten stehenden 
miocänen lunaburgensis zu vereinen und noch weniger mit dem oli- 
socänen umbonatus. 

Die flach konvexe Innenseite wird von einem deutlichen Suleus 
durchzogen, dessen Kaudalteil schmal und tief und dem Dorsalrande 
beträchtlich mehr genähert ist, als dies bei umbonatus Kok. der Fall 
ist. Diesbezüglich stimmen die als Beryx? bartonensis beschriebenen 
Otolithen mehr mit Zunaburgensis überein, doch ist der Kaudalteil 
noch schmäler und tiefer, außerdem ist der Ventralteil nicht so stark 
vorgebogen wie bei lunaburgensis, die Außenseite reicher skulpturiert 
und auch die Ventralhälfte der Innenseite sehr fein radial gestreift. 

Immerhin ist die Ahnlichkeit von Beryx? bartonensis mit dem 
miocänen lunaburgensis weit größer als mit dem alteocänen conchae- 
formis Kok., der auch zu Beryx gehören dürfte und sich schon durch 
den fast rechteckigen Umriß auffallend unterscheidet. 

Der alttertiäre Vorläufer von B. lunaburgensis ist aber nicht in 
B. umbonatus zu sehen, sondern in bartonensis, übrigens liegen mir 
auch aus dem Mitteloligocän von Waldböckelheim einige Otolithen 
vor, die mit Dery&? bartonensis bis auf die glatte Ventralhälfte der 
Innenseite stimmen. 

In diese Verwandtschaft (und zwar speziell von O. minor Kok., 
nicht aber auf Dentex) ist auch Otolithus (Dentex?) dubius Priem aus 
dem Ypresien des Pariser Beckens (Bull. Soc. geol. France, s. 4, t. VI, 
1906, pag. 268, Fig. 9 u. 10) zu stellen. 


Länge: 35 und 6 mm, Breite: 2 und 4 mm, Dicke: 0'8 und 1 mm. 


Otolithus (Monocentris?) bellovacinus Priem. 
Taf. VII, Fig. 1—6. 
Annal. de Pal. Paris, t. VI, 1911, Etude des Poissons foss. du Bassin Parisien, pag. 27, 

Fig. 21-23. 

Mehrere Otolithen stimmen so gut mit dieser von F. Priem 
aus dem Lutetien des Pariser Beckens beschriebenen Art, daß ich sie 
trotz geringfügiger Abweichungen mit dieser Art identifiziere. 

Der die flach konvexe Innenseite durchziehende Suleus ist in 
einen kleineren, fast geraden Kaudalteil und ein weiteres, auch 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (R. Schubert.) 37 


380 R. Schubert. [4] 


längeres Ostium geschieden; beide Abschnitte stimmen ganz mit denen 
von bellovacinus überein. Als einzigen merklichen Unterschied finde 
ich die Verschiedenheit der Außenseite, die bei der Lutetienform in 
der Mitte der Längserstreckung eine unregelmäßige Vertiefung trägt, 
bei der Bartonform jedoch meist mehr oder weniger verdickt ist; 
doch ist auch diese meist glatt und nur bei vereinzelten Exemplaren 
randlich etwas gekerbt, bisweilen auch ein länglicher Zentralknopf 
vorhanden. 


Die Zugehörigkeit dieser Otolithenart zu Monocentris scheint mir 
indessen keineswegs gesichert; vielmehr erinnert die eigenartige Ge- 
stalt des Sulcus acusticus eher an die mancher Apogon-Arten. In- 
dessen paßt diese letztere Gattung, die ja meines Wissens nur Küsten- 
typen enthält, nicht recht in die durch Phyeis, die Ophidiiden, 
Brotuliden etc. als Tiefenfauna charakterisierte Fischgesellschaft. 

Länge: 1'8, 41 und 63 mm, Breite: 1, 31 und 45 mm, Dicke: 
0:5, 2 und 2:5 mm. 


Otolithus (Monocentris?) Lerichei n. sp. 
Dar VI, Rio,7u.8. 


Die Innenseite ist nur schwach gewölbt und von einem kräftigen 
ausgeprägten, etwa in der Mitte gelegenen Sulcus durchzogen, der 
aus einem relativ langen Ostium und einer geraden Kauda besteht. 
Der Dorsalrand verläuft fast gerade, ist aber bisweilen gekerbt und 
segen den Kaudalrand scharf winkelig abgesetzt. Der Ventralrand ist 
schwach gebogen. 

Die Außenseite ist in der dorsalen Hälfte gekerbt, in der ven- 
tralen einigermaßen verdickt. 

Über die Verwandtschaft dieses Otolithen bin ich nicht ganz im 
klaren, nach dem Habitus möchte ich ihn zu Monocentris stellen, da 
er recht an den von Koken und Leriche (Mem. Mus. R. Hist. 
Nat. Belge 1902, pag. 37) abgebildeten Monocentris integer aus dem 
Paleocän von Kopenhagen erinnert. Er unterscheidet sich davon je- 
doch durch einen eckigeren, weniger gerundeten Umrißb. 

Länge: 28 und 35 mm, Breite: 24 und 3 mm, Dicke: 06 
und 0°7 mm. 


Otolithus (Berycidarum?) Bouryi Priem. 
Taf. VII, Hie. 22. 
Bull. Soc. geol. France, s. 4, t. XII, 1912, pag. 249, Fig. 11 u. 12. 

Vereinzelt kommen unter den mir vorliegenden Otolithen vom 
Barton Cliff auch kleine Otolithen vor, die recht gut mit 0. Bouryi 
übereinstimmen, den Priem aus Barton beschrieb. 

Die Innenseite ist von einem verbreiterten Ostium und einer 
fast ganz geraden, nur am Distalende etwas abgebogenen, oder eigent- 


lich mehr zugespitzten Kauda durchzogen. Der ganze Sulcus ist von 
kollikularen Bildungen erfüllt. 


[5] Öbereocäne Otolithen vom Barton Cliff bei Christchurch, 281 


‚Die Außenseite ist schwach vertieft, mit Andeutungen schwacher 
randlicher Fältelung. Weniger sicher bin ich aber der Zugehörigkeit 
von Otolithus Bouryi zu den Beryceiden, oder auch nur der Verwandt- 
schaft mit O. geron Koken; doch kann ich ihn derzeit zu keiner 
anderen Familie mit mehr Berechtigung stellen. 

Länge: 3 mm, Breite: 2:3 mm, Dicke: 0:5 mm, also etwas 
geringere Ausmaße, als sie der von Priem beschriebene Otolith 
aufweist. 


Otolithus (Sciaenidarum) Priemi n. sp. 
Taf. VII, Fig. 16. 


Ein einziger, doch sehr bezeichnender Otolith von fast drei- 
seitigem Umriß, dessen beide ventralen Seiten schwach geschwungen 
und ganzrandig sind, währendeder Dorsalraad mehrfache Einkerbungen 
aufweist. 

Die Innenseite ist mäßig gewölbt und von einem dem Dorsal- 
rande genäherten Sulcus durchzogen, dessen Ostium klein, schräg 
gestellt und von kollikularen Bildungen erfüllt ist; trotzdem die Spitze 
abgebrochen ist, läßt sich an diesem Ostium die bezeichnende Herz- 
form der Sciaeniden erkennen. Die Kauda verläuft fast wagrecht und 
dem Dorsalrande parallel; sie ist in einen deutlich ausgeprägten, 
weil vertieften Endabschnitt und in einen weniger deutlichen, an- 
scheinend unterbrochenen Mittelteil geschieden. 

Diese Merkmale stimmen auffällig mit denen des ÖOtolithus 
(Sciaenidarum) insignis Koken (Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges. 1891, 
pag. 112, Taf. X, Fig. 11) überein, den Koken auch aus dem 
deutschen Mitteloligocän beschrieb, ja derart, daß wir in 0. Priemi 
einen obereocänen Vorläufer von önsignis zu erblicken haben. Der 
Bartonotolith unterscheidet sich jedoch durch den auffällig seichten 
Mittelabschnitt der Kauda, auch durch eine beträchtliche unter dem 
Endteil der Kauda gelegene Vertiefung der Innenseite sowie eine 
deutliche Ventrallinie. 

Der Dorsalrand ist grob gekerbt, die Außenseite gleich der von 
OÖ. insignis ohne merkliche Skulptur und schwach verdickt. O. insögnös 
ist meist doppelt so groß als O. Priemi. Unter einigen alten Exem- 
plaren von Waldböckelheim fand ich auch ein Jugendexemplar des 
O. insignis, das die Größe des OÖ. Priemi hat; und dieses zeigt nicht 
eine glatte Außenseite wie die alten Exemplare von insögnis und 
O0. Priemi, sondern eine reich granulierte Außenseite, wie dies in der 
Regel bei Jugendformen der Teleostierotolithen der Fall ist. 

Von der gleich großen Jugendform von insignis weicht O0. Priemt 
auch durch eine erheblichere Breite ab. 

Länge: etwa 45 mm, Breite: 32 mm, Dicke: 1 mm. 


Otolithus (Cepola) bartonensis n. sp. 
Taf. VII, Fig. 18. 


Ein einziger Otolith, der unter den bisher bekannten am nächsten 
der mittelmiocänen Cepola vöslauensis Schub. steht. Als Unterschiede 
37* 


289 Richard Schubert. [6] 


finde ich nach Vergleich mit den Originalexemplaren (Jahrb. d. k.k. 
geol. R.-A. 1906, 56. Bd., pag. 643, Taf. V, Fig. 6 u. 7) lediglich 
das Fehlen der bei Cepola vöslauensis vorspringenden Zuspitzung des 
Hinterrandes und das Vorhandensein eines dem Ventralrande parallelen 
und namentlich in der hinteren Hälfte stark ausgeprägten Wulstes 
auf der Außenseite, die demnach einen anderen Skulpturtypus zeigt 
als bei vöslauensıs. 

Die Gestaltung des Suleus acusticus wie auch die sonstigen 
Merkmale stimmen derart, daß mir die Zugehörigkeit zu Cepola 
zweifellos erscheint. Anderseits halte ich die erwähnten Unter- 
schiede für bedeutend genug, um die Obereocänform von der miocänen 
Art getrennt haiten zu sollen. 

Von Cepola comes Koken aus den alttertiären Jacksonschichten 
unterscheidet unsere Form die längere, alu Gestalt wie auch 
die Ausbildung des Suleus. 


Länge: 42 mm, Breite: 22 mm, Dicke: 0:8 mm; also etwa die 


gleichen Ausmaße wie bei Cepola vöslauensis, deren alttertiären Vor- 
läufer Cep. bartonensis darstellt. 


Otolithus (Trachinus) Janeti Priem. 
"Pat. VII Bio%1@. 
Annal. de Pal. Panic t. VI, 1914°pag: 30, Eig.35 u. 36. 


Ein einziger Otolith vom Barton Cliff stimmt mit dieser Art, 
die F. Priem aus dem Lutetien des Pariser Beckens beschrieb, daß 
ich ihn auf Trachinus Janeti beziehe. 

Der Sulcus ist der typische Trachinidensulcus, lang, schmal und 
mit einem dem Dorsalrande genäherten Kaudalteile, auch einer Areal- 
depression. Nur scheint die Gestalt ein wenig gestreckter, was wohl 
aber nur als individuelle (vielleicht aber als Mutations-) Abandennige 
zu betrachten ist. 


Die Außenseite ist im ganzen konkav, doch mit medianem Wulst, 
Länge: 3°9 mm, Breite: 1'838 mm, Dicke: 0:8 mm. 


Otolithus (Merluccius) Shepherdi n. sp. 
Taf. VII, Fig. 25—27 u. 28? 


Diese große Otolithenform stimmt im ganzen Habitus, wie auch 
in bezug auf die Ausbildung des Sulcus acusticus derart mit den 
Otolithen der rezenten und neogenen Merluccius-Arten, daß sie wohl 
ohne Zweifel auf diese Gattung zu beziehen ist. 


Unter den fossilen Arten steht der Bartonform der oligocäne 
Merluccius emarginatus Kok. weit näher als der paleocäne balticus. 
Der Umriß des im vorderen Drittel stark verbreiterten Otolithen ist 
ähnlich wie bei emarginatus, die Innenseite flach konvex und gleich- 
falls von einem ähnlich gestalteten, geteilten Sulcus durchzogen, der 
aber nicht stark vertieft wie bei emarginatus, sondern in seiner ganzen 
Ausdehnung dicht von kollikularen Bildungen erfüllt ist. 


[7] Öbereocäne Otolithen vom Barton Cliff bei Christchurch. 283 


Die Außenseite ist bei den älteren Exemplaren fast glatt und 
unregelmäßig verdickt (Fig. 25a), bei den kleineren Exemplaren da- 
gegen (Fig. 27) reichlich radial skulpturiert und von einigen der Längs- 
achse folgenden Wülsten durchzogen, nicht aber von einer einzigen, 
welche dem Ventralrande folgt, wie dies bei emarginatus der Fall ist, 

Wenn also einerseits die Unterschiede zwischen dieser Art und 
Shepherdi deutlich ersichtlich sind, ist anderseits die Verwandtschaft 
zwischen diesen beiden Formen so groß, daß Merluccius Shepherdi offen- 
kundig der eocäne Vorläufer von Merl. emarginatus und der rezenten 
vulgaris-Gruppe ist. 

Außer den erwähnten großen Otolithen sind auch einige kleinere 
Gadidenotolithen vorhanden (z. B. Fig. 28), die man vielleicht auf eine 
Gadus-Form aus der Verwandtschaft des @. merlangus zu beziehen 
geneigt sein könnte; ich halte sie jedoch für Jugendstadien von Mer- 
luceius (Shepherdi), da der kaudale Teil des Sulcus auffallend ver- 
brfeitert ist und auch in der kranialen Hälfte des Dorsalrandes jene 
für Merluccius bezeichnende eigentümliche Verbreiterung der Otolithen 
ersichtlich ist. 

Koken erwähnt 1891 (pag. 84) bei Besprechung von Merluceius 
balticus, daB diese alteocäne Art den Ausgangspunkt für die reichere 
Entwicklung dieser Gattung in den höheren Schichten darstelle und 
daB eine Verbreitung von Norden nach Süden vorzuliegen scheine. 
Der vorliegende Fund von M. Shepherdi zeigt jedoch, daß diese Gattung 
schon im Obereocän recht typisch entwickelt war und daß es auch 
heute noch verfrüht sein dürfte, bei unserer eigentlich doch noch 
recht spärlichen Kenntnis der fossilen Fische weiterreichende Schlüsse 
zu ziehen. 

Länge: 8 und etwa 17 mm, Breite: 2:5 und 5 mm, Dicke: 09 
und 1'8 mm. 


Otolithus (Phyecis) bartonensis n. sp. 
Taf. VII, Fig. 29 u. 29a. 


Eine kleine zierliche Form, die ich jedoch mit Sicherheit auf 
die Tiefseegadidengattung Phycis beziehen zu können glaube. Sie 
besitzt die schmale, eigentümlich gekrümmte Gestalt, wie sie die 
neogene Phycis tenuis und ähnlich die, nur viel gröbere rezente Ph. 
mediterranea besitzt. Auch die Gestalt des Sulcus acusticus ist die 
gleiche, schmal und seicht oder richtiger mit kollikularen Bildungen 
erfüllt, nur ist der Sulcus etwa in der Mitte der Längserstreckung 
etwas eingeschnürt und infolgedessen noch etwas gadidenartig. 
Vielleicht liegt hier eine UÜbergangsform vor, mittels welcher die 
Tiefseegattung Phycis von Gadus abzweigte. 

Die Außenseite ist im ganzen glatt, doch stellenweise unregel- 
mäßig gewölbt, doch besonders in der kranialen Hälfte auffallend 
verdickt. 

Dieses Merkmal wie auch der noch zum Teil gadus-artige Sulcus 
‚unterscheidet diese Art leicht von den übrigen bisher bekannten. 

Aus dem Eocän wurde Phyeis bisher nicht bekannt, doch kann 
ihr Erscheinen im Obereocän nicht befremden, da in dem (von Koken 


284 Richard Schubert. [8] 


gleich ©. tenuis als Gadus beschriebenen) Otol. simplew aus dem 
deutschen Unteroligocän wohl sicher auch eine Phycis vorliegen dürfte. 


Länge: 57 mm, Breite: 1'7 mm, Dicke: 0'5 mm. 


Otolithus (Brotulidarum) Rzehaki Schubert. 


Taf. VIT, Fig. 41 u. 42. 


Jahrb. d. k. k. geol. R,-A., 56. Bd., 1906, pag. 669, Taf. V, Fig. 41. 
Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums Brünn, VIII. Bd., 1908, pag. 112, Taf. 1, Fig. 8. 


Diese von mir im Pausramer Mergel in Gesellschaft von Mer- 
luecius, Ophidiiden und Arius etc. gefundene Otolithenform ist in den 
Tongesteinen des Barton Cliff verhältnismäßig nicht selten. Ich kann 
wenigstens keine durchgreifenden wesentlichen Unterschiede finden, 
wodurch sich die englische Eocänform unterscheiden könnte, wenn- 
gleich es gut möglich wäre, daß keine spezifische Identität, sondern 
nur nahe Verwandtschaft vorliegt. Die Größenausmaße der Barton- 
exemplare sind etwas geringer, auch sind die Otolithen etwas flacher. 


Der gerade verlaufende Sulcus acusticus wie auch die starke 
Arealdepression machen diese Art leicht kenntlich. 

Länge: 3'2 und 3’4 mm, Breite: 22 und 2:5 mm, Dicke: 0'5 
und 0'8 mm. 


Otolithus (Ophidiidarum) Waltoni n. sp. 
Taf. VII, Fig. 30-34. 


Der Umriß dieser Art ist sehr auffallend durch die kaudale 
Zuspitzung und die im vorderen Teile des Dorsalrandes ersichtliche 
lappige Fortsetzung, wodurch unsere Art auffallend an Otolithus 
(„Gadidarum“) mucronatus Kok. aus den alttertiären Clayborne- 
Schichten Nordamerikas erinnert. 

Wenn ich O. Waltoni trotz dieser Übereinstimmung von mucro- 
natus trennte, so hat dies seinen Grund in dem wesentlich verschie- 
denen Suleus. Denn das von kollikularen Bildungen erfüllte Ostium 
ist wohl bei Waltoni auch lang gestreckt wie bei mucronatus und die 
Kauda auch kurz, doch die letztere auffällig nach abwärts gebogen 
und verschmälert. 

Die Außenseite von Of. Waltoni ist glatt, doch nicht nahe dem 
Ventralrande verdickt wie bei mücronatus, sondern hier gerade zu- 
geschärft und im Dorsalteile verdickt. 

Ein einziges Exemplar (Fig. 34) zeigt einige kräftige Höcker 
auf der Außenseite und mag etwa als var. tuberculata abgetrennt 
werden; es stimmt aber sonst mit ©. Waltoni überein. 

Wenn ich auch der Zugehörigkeit dieser Otolithenform zu den 
Ophidiiden sicher zu sein glaube, fehlt mir derzeit doch eine direkt 
damit vergleichbare rezente Form. 


Länge: 25—4 mm, Breite: 18-22 mm, Dicke: 0:6—1 mm. 


[9) Öbereocäne ÖOtolithen vom Barton Cliff bei Christchurch. 285 


Otolithus (Ophidiidarum) subregularis n. sp. 
Taf. VII, Fig. 35—37, 


Außer der vorigen Art kommt im Barton Cliff auch eine gleich- 
falls zu den Ophidiiden gehörige Otolithenform vor, die sich jedoch 
von O. Waltoni durch den ganzrandigen, fast elliptischen Umriß unter- 
scheidet. Sie erinnert dadurch sehr an 0. regularis Priem aus dem 
französischen Lutetien (Ann. Pal. vol. VI, 1911, pag. 31, Fig. 37 u. 38). 
Aber weder in der Beschreibung noch in der Abbildung dieser Art 
wird ein Hinweis darauf gegeben, daß eine deutlich abgegrenzte Kauda 
sichtbar wäre. Die Abbildung von regularis zeigt vielmehr lediglich 
. einen einheitlichen Sulcus, während bei der Bartonform, wie aus Fig. 
85 und 36 erhellt, deutlich ein kleiner schmaler, dem Ostium ange- 
hängter Kaudalabschnitt vorhanden ist. 


Es könnte scheinen, als wenn die als subregularis bezeichnete 
Otolithenform lediglich eine ganzrandige Abart von 0, Waltoni wäre, 
doch ist auch aus den schwach vergrößerten Photographien ersichtlich, 
daß auch das Ostium von subregularis anders ausgebildet ist als das 
von Waltoni. 


Die Außenseite ist meist glatt, wie bei Waltoni, bei einem Exem- 
plare jedoch gegen den Dorsalrand zu mit schwachen Höckern ver- 
sehen. 


Die Ausmaße sind etwa die gleichen wie bei der vorhergehen- 
den Art. 


Otolithus (Ophidiidarum) dimidiatus n. sp. 
Taf. VII, Fig. 38— 40. 


Die äußere Uebereinstimmung mit der vorhergehend beschrie- 
benen Art ist so groß, daß man diese Art leicht mit subregularis 
identifizieren könnte. Und doch zeigt eine nähere Betrachtung des 
Sulcus acusticus, daß dieser in zwei fast gleich große Abschnitte 
getrennt ist und nicht in ein überwiegendes Ostium und eine kleine 
wie angehängte Kauda. 

In dieser Beziehung erinnert O. dimidiatus an O. (Ophididarum) 
obetritus Kok. und 0. (Ophid.) Boettgeri Koken aus dem deutschen 
Öberoligocän (1891, Taf. I, Fig. 5 u. 6, pag. 100), von denen er sich aber 
sonst durch langgestreckte apfelkernähnliche Gestalt unterscheidet. 
Er dürfte wohl aber in deren nähere Verwandtschaft und vielleicht 
zur gleichen Gattung gehören. Daß ein Ophidiide vorliegt, scheint 
mir auch hier sicher zu sein. 

Die Außenseite ist wie bei subregularis glatt oder nur gegen den 
Dorsalrand zu schwach gehöckert. 


Ausmaße z. T. wie bei den vorigen, z. T. auch größer (z. B. 
Länge: 55 mm, Breite: 27 mm, Dicke: 1'5 mm). 


286 Richard Schubert. [10] 


Otolithus (Arius) crassus Koken. 
Textfigur 1 u. 2. 
Koken, 1884, Zeitschr. d. Deutsch. gen]. Ges., pag. 559, Taf. XII, Fig. 13. 
Newton, 1889, Proc. zool. Soc., London, pag. 201, t. XXI, Fig. 3. 
Koken, 1891, Zeitschr. d. Deutsch. geol. Ges., pag. 80. 


Zwei Otolithen von Barton Cliff stimmen mit dieser durchKoken 
und Newton aus dem Obereocän Englands bekannten Art derart, 
daß ich sie damit identifiziere. Nur sind die radialen und konzen- 


. 


A Textfigur 1. 


#4 Textfigur 2. 


trischen Rippen nicht so scharf ausgeprägt, auch die Dimensionen 
etwas kleiner. Besonders die Abbildung, die Newton von dem in 
situ beobachteten Otolithen gibt, stimmt recht gut mit unseren Oto- 
lithen (Textfigur 1 und 2). 

Länge: 91 und 97 mm, Breite: 8 und 8:1 mm, Dicke: 45 und 
4:9 mm. 


Otolithus (Arius) Newtoni n. sp. 
Textfigur 3. 


Ein weiterer Otolith vom Barton Cliff, der gleichfalls von einem 
Arius stammt, scheint dem in Fig. 6 bei Newton abgebildeten zu 
entsprechen. Die Skulptur der Außenseite ist bei diesem etwas 
größeren Otolithen insofern von A. crassus verschieden, als der Umbo 
fast in der Mitte liegt; die dorsale Hälfte der Außenseite ist (auch 
hier) nur fein konzentrisch gerippt. 


Die Umgrenzung des nur ganz seichten Suleus acusticus stimmt 
mit derjenigen von Ar. crassus überein, da der Ventralrand des Suleus 
auch bei diesem Otolithen einen scharfen Einschnitt zeigt, während 
die ganze dorsale Hälfte der Innenseite als Ansatzstelle des Nervus 
acusticus gedient zu haben scheint, so daß der Dorsalrand des Suleus 
acusticus mit dem Dorsalrande des Otolithen zusammenfällt. 


[11] Obereocäne Otolithen vom Barton Cliff bei Christchurch. 287 


Daß dieser Otolith, obwohl er größer ist als die beiden Oto- 
lithen von Ar. crassus, nicht etwa nur ein Altersstadium dieser Art 


Textfigur 3. 


darstellt, scheint mir daraus hervorzugehen, daß der Typus des crassus, 
wie ihn Koken und Newton kannten, etwa die gleiche Größe be- 
sitzt wie der in Rede stehende Otolith von Ar. Newtoni. 


Länge: 122 mm, Breite: 10:3 mm. 


Otolithus (Arius?) parvus. 
Taf. VII, Fig. 24. 


Außer den bisher besprochenen großen Arius-Otolithen liegen 
mir noch zwei kleinere Otolithen vor, die wohl auch auf diese oder 
eine ganz nahe verwandte Gattung zu beziehen sein dürften. Wenn 
es auch nicht ausgeschlossen scheint, daß es sich vielleicht um Jugend- 
formen von crassus handeln könnte, scheint mir doch eher eine neue 
Art vorzuliegen, denn der Umbo liegt zwar auch sehr dem Dorsal- 
rande genähert, aber in der Skulptur der Außenseite überwiegt bei 
dieser Form ganz die konzentrische Berippung, so daß ein wesent- 
lich anderer Habitus entsteht, der sogar an der Zugehörigkeit dieses 
Otolithen zu Arius Zweifel erweckte. 


Die Innenseite besitzt übrigens einen analogen Einschnitt des 
Ventralrandes des Sulcus acusticus, auch handelt es sich offenkundig 
um den Lapillus und nicht um Sagitten. 


Unter den Abbildungen von Arius-Otolithen vom Barton stimmt 
die von mir als Arius? parvus genannte Form anscheinend am besten 
mit Fig. 5 (Newtons Aröus sp. B.). 


Länge: 47 und 57 mm, Breite: 2 mm. 


Otolithus (inc. sedis) hampshirensis n. sp. 
Tat, VIL.Rie. 23 u. 23:8. 


Eine eigenartige Otolithenform, die durch den fast rhombischen 
Umriß wie auch durch die ganze Gestalt des Sulcus acusticus auf- 
fällt. Dieser besteht aus einem sehr kleinen Ostium und einer langen, 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65..Bd., 3. u. 4. Hft. (R. Schubert.) 38 


288 Richard Schubert. [12] 


tiefen und fast ganz gerade verlaufenden Kauda, welche die Innenseite 
des Otolithen in fast zwei gleiche Hälften teilt; doch ist die untere 
doch etwas größer als die obere. Eine Crista superior und Area ist 
nur angedeutet. Die Außenseite ist fast ganz glatt, zeigt nur bei einem 
Exemplar und auch da nur infolge Korrosion eine feine randliche 
Streifung; sie ist dagegen etwas unregelmäßig, aber flach gewellt und 
in der Mitte schwach verdickt. 

Ueber die systematische Stellung bin ich zurzeit noch völlig 
im unklaren. 

Länge: 37 mm, Breite: 37 mm, Dicke: 0'6 mm. 


Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 


Von Otto Ampferer. 
Mit 25 Zeichnungen. 


Die nachfolgenden Beobachtungen wurden anläßlich von Feld- 
aufnahmen sowie bei einzelnen Studienreisen in den Jahren 1908 bis 
1914 gesammelt und im Frühjahr 1914 niedergeschrieben. 

Ich bringe dieselben hier im Zusammenhange zur Veröffentlichung, 
weil sie voraussichtlich von meiner Seite keine Bereicherung mehr 
erfahren werden und für verschiedene Fragen der Glazialforschung 
Ergänzungen und neue Beantwortungen enthalten. 

Die Mitteilungen sollen in der Gegend von Innsbruck beginnen 
und bis ins Engadin und Stanzertal weitergeführt werden. 

Bei Innsbruck ist der Südabfall des Karwendelgebirges in großem 
Umfang von der Höttingerbreccie verdeckt, einer mächtigen inter- 
glazialen Ablagerung von Gehängeschutt, die mit schroffen, teil- 
weise über 100 m hohen Wänden über dem Tale endigt. Die Breccie 
muß sich bei ihrer Bildung wohl viel weiter gegen Süden ins damalige 
Inntal erstreckt haben, weil sie ja in einer Periode der Gebirgsver- 
schüttung, also geringer Niederschläge entstanden ist und daher nicht 
mit solchen Wänden etwa am Ufer eines kräftigen Flusses enden 
konnte. Wir fragen uns nun, wenn der nördliche Gebirgshang des 
Inntales derartig mit Schutt belastet wurde, ob sich nicht auch auf 
der Südseite Reste einer entsprechenden Schuttbildung nachweisen 
lassen. 

Wie die umstehende Fig. 1 zeigt, glaube ich in den alten Kon- 
glomeraten von Ampaß ein solches Gegenstück zur Höttingerbreccie 
zu erkennen. 

Die Höttingerbreccie wird streckenweise von einer älteren Grund- 
moräne unterlagert, ebenso das Konglomerat von Ampaß. Diese Grund- 
moräne unter der Höttingerbreccie ist in der Tegelgrube oberhalb von 
Schloß Büchsenhausen zu einem Tonlager umgeschwemmt, in dem 
sich verkohlte Pflanzenreste befinden. 

Auch am Fuße des Konglomerathügels, auf dem der Glockenturm 
von Ampaß steht, wurde eine Tonlage mit verkohlten Pflanzenresten er- 
schlossen. 

Die Höttingerbreccie wurde nach ihrer Ablagerung von der Ero- 
sion scharf zugeschnitten, ebenso die Konglomerate von Ampaß. An 
und über der Höttingerbreccie und dem Kouglomerat von Ampaß 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd, 3. u. 4. Hft. (0. Ampferer.) 38* 


Otto Ampferer. [2] 


290 


Fig. 1. 


Arm 79055 


Innebere ca I 2 77€ 


.--._. ..- 


en a ensedhmerie 
ERBE KHollingerHrerrze ERDELSSErBSETIMAEN 
INN Grunaigebirge ee Liegen m 7 Bl Aangend/Nordne 


Honal. 3A roass 


Das Zusammenstoßen oder Vermischen der nördlichen Höttingerbreccie mit dem südlichen Konglomerat ist an keiner Stelle zu sehen, weil das 
breite Inutal mit seinen jungen Aufschüttungen dazwischen liegt und bisher auch keine Tiefbohrung über den Untergrund Aufschluß gibt. 


[3] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 291 


liegen die Sande und Schotter der Inntalterrasse, welche ihrerseits 
wieder von Grundmoränen der letzten Vergletscherung überdeckt sind. 

Einer zeitlichen Gleichstellung steht somit nichts im Wege. 
Während aber die Höttingerbreccie zum allergrößten Teile aus eckigen 
Gesteinsstücken besteht, wird das Konglomerat von Ampaß vorzüglich 
aus feineren und gröberen Geröllen aufgebaut. Es ist dies aber nicht 
verwunderlich, wenn wir bedenken, daß wir uns hier noch im Wir- 
kungsbereich des Schuttkegels der Sill befinden. 

Die Verwitterung des kristallinen Gebirges ging offenbar viel 
langsamer vor sich als jene des steileren kalkalpinen. So bildete daher 
bei Innsbruck ein mächtig gesteigerter Sillschuttkegel, dessen spär- 
liche Reste im Ampasser Konglomerat erhalten sind, das Gegengewicht 
für die Aufschüttung der Höttingerbreccie am Südabfall des Karwendel- 
gebirges. 


Fig. 2. 


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1 = Wettersteinkalk. — 2-5 = Raibler Schichten. — 6 = Rauhwacken. — 
7 = Hauptdolomit. — 8 = Terrassensedimente. — 9 — Hangende Grundmoräne. 


Wenn wir von Innsbruck das Inntal aufwärts wandern, so 
sehen wir, wie an seiner Südseite die Inntalterrasse in breiter Ent- 
faltung bis in die Gegend von Telfs hinaufzieht, während an der Nord- 
seite in der Strecke von Kranebitten bis gegen Telfs das Kalkgebirge 
mit Steilhängen unmittelbar an den Taigrund stößt. 

Beim Bau der Mittenwalderbahn war nun aber im Jahre 1910 
an der Westseite der Ehnbachklam bei Zirl ein Gehängeabschnitt 
entblößt, der, wie Fig. 2—3 darstellt, unmittelbar über Rauhwacken 
der Raibler Schichten einen Rest der Inntalterrasse zum Vorschein 
brachte. 

Die Ablagerung, welche ca. 300 m über der heutigen Sohle des 
Inntales liegt, besteht von unten nach oben aus lehmigem Mehlsand 
mit Geröllen, aus schwach verkitteten und lockeren, vorzüglich zentral- 
alpinen Schottern. Uber den horizontal geschichteten Schottern stellt 
sich dann die Decke der Hangendmoräne ein, welche in einzelnen 
Resten noch weiter emporreicht. 

Die Bergsturzmasse, welche vom Tschirgantkamm herunterge- 
brochen und in die Mündung des Otztales hineingedrungen ist, war 


392 Otto Ampferer. [4] 
nach den früheren Befunden als ein im wesentlichen einheitlicher 
Vorgang aufzufassen. 

Bei neuerlichen Begehungen der Runsen am Südabsturz des 
Tschirgantkammes im Jahre 1912 wurde nun eine ältere Bergsturz- 
masse entdeckt, welche von Grundmoränen sowohl über- als unter- 
lagert wird. 

In einer Felsnische liegt hier, wie Fig. 4 nachbildet, ein etwa 
60 m mächtiger Rest einer durch Kalk verkitteten Bergsturzmasse, 
die vielfach aus sehr grobem Blockwerk zusammengesetzt ist. 

Über diese Blockmasse greift eine mächtige Lage von klarer, 
gelblichweißer Grundmoräne empor. 

Untersucht man nun diese Blockmasse im nächsten östlichen 
Graben, so erkennt man hier auch unter der Blockmasse eine feste 


Fig. 3. 


1 = Rauhwacken. — 2 —= Mehlsande. — 3 Konglomerierte Schotter. 
4 —= Schotter. 


Grundmoräne. Es ist eine stark bearbeitete bläulichgraue Grundmoräne 
des Inntalgletschers von ebenfalls ausgezeichnet schöner Entwicklung, 
welche da in etwa 1000 m Höhe diese Blockmasse unterlagert. 

Fest wie Mörtel bildet die ganz ungeschichtete Moränenmasse 
eine steile Wand, aus der man zahlreiche, prachtvoll gekritzte und 
geschliffene Geschiebe herauslösen kann. Auch zentralalpine Gerölle 
sind gar nicht selten. 

Nach der Beschaffenheit erinnert diese Moräne sehr an die 
Liegendmoräne unter der Höttingerbreccie in den Weiherburggräben 
und sie dürfte damit auch gleichaltrig sein. 

Die Grenze der groben Bergsturzmasse gegen diese Liegend- 
moräne stellt sich, soweit man sieht, als eine verhältnismäßig glatte, 
leicht gewölbte Fläche dar. 

Wir haben also am Südfuße des Tschirgantkammes zu unter- 
scheiden eine ältere Grundmoräne, darüber den Rest einer inter- 


[5] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 293 


glazialen Bergsturzmasse und über dieser die weitausgedehnte Grund- 
moränendecke der letzten Vergletscherung, welche vom Ufer des Inn 
bis über 1500 m emporsteigt. Erst über diese Moränenmassen ist 
der große junge Bergsturz zu Tal gefahren. 

Während sich von der Südseite des Tschirgants die eben be- 
schriebenen Bergstürze abgelöst haben, finden wir die Südwestseite 
dieses Berges weit hinauf mit Grundmoräne bekleidet. Steigt man 


Fig. 4. 
Od 
ERSISS 
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Weisse a N T Beargern £ 
a 
Ward Al L RSS Ggral 
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AN u SINN 
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erre N 
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Fa n\ 


Se 


Zum Jan ; 


1 = Liegende Grundmoräne. — 2 — Alte Bergsturzmasse. 
3 = Hangende Grundmoräne. 
a = Wettersteindolomit. — 5b = Tonschiefer, Sandsteine, Kalke der Raibler Schichten. 
e = Raulwacken. — d = Hauptdolomit. 


von der Terrasse von Karres den steilen Weg zur Karreseralpe empor, 
so begegnet man einer unpunterbrochenen Decke von Grundmoräne 
(Fig. 5), welche aber stellenweise Spuren von Schichtung aufweist und 
grobe Blöcke enthält. 

Am Gehänge oberhalb von Karrösten finden wir nun unter dieser 
einheitlichen Grundmoränendecke eine ziemlich mächtige Lage einer 
fest verkalkten Gehängebreccie (Fig. 6). 

Dieselbe lehnt sich in ca. 1600 m Höhe an eine Steilstufe des 
Bergnanges an und besteht aus verkittetem Schutt von Wetterstein- 
kalk. Kristalline Gesteine habe ich keine darin gesehen. Es ist sehr 
wahrscheinlich, daß auch diese Gehängebreccie in jener interglazialen 


294 Otto Ampferer. [6] 


Zeit der Gebirgsverschüttung gebildet wurde, in der auch die Höttinger- 
breccie entstand. 

Mit der Beschreibung dieser Ablagerungen sind wir bereits in 
jene auffallende Felsenge des Inntales eingetreten, die zwischen der 


Fig. 5. 
ca.#00 72 
Gehänge nord. von e = ER 
Karres ER 
3ER 
Sberfebei & EN 
Marres 4 
O0 FF 
SW — 10 
N \ 


1 = Verkitteter Schuttkegel. — 2 = Grundmoräne. -—- 3 = Eingeschaltete Lagen 
von Schotter und groben Blöcken. 


Mündung des Ötz- und des Gurgltales eingeschaltet ist. Die genaueren 
Begehungen haben hier nun ergeben, daß sich südlich des jungen Inn- 


Fig. 6. 


Solvest-Cehänge 


des Tsohirgarals 
oberhalbv Harräster 
ca KI00 FR 
a —= Wettersteinkalk. — b = Rauhwacken. — ce = Tonschieferkalke, Sandsteine, 
Kalke der Raibler Schichten. — d — Hauptdolomit. 
1 Gehängebreccie. — 2 — Hangende Grundmoräne. 


durchbruches eine ältere, tiefe Talfurche befindet, welche mit großen 
Massen von Sand und Schotter verstopft ist. 

Diese Talfurche beginnt im Westen gerade gegenüber der breiten 
Mündung des Gurgltales südlich von Imst. 


[7] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 295 


Hier tauchen auf eine Strecke von 1 km die Felshänge am Süd- 
ufer des Inns in die Tiefe und wir finden an ihrer Stelle von 700 m 
bis nahe 1100 m Höhe lediglich Schuttablagerungen. 

Die Furche wendet sich vom Inn weg gegen Südosten, über- 
schreitet südlich der Arzler Brücke die Pitztaler Ache, zieht unter- 
halb der Ortschaften Wald und Hoheneck durch und mündet in der 
Gegend von Waldele wieder in das Inntal. Es ist somit nur eine Um- 
gehungsrinne der früher erwähnten Innschlucht zwischen den Stationen 
Imst und Roppen der Arlbergbahn. 

Die ältesten Schuttablagerungen in dieser Talfurche bestehen 
aus ziemlich geringen Resten einer Liegendmoräne. Am besten ist 
diese auf dem Felsrand, welcher sich südlich der Station Imst erhebt, 
erschlossen. Hier begegnen wir über dem teilweise geschliffenen Fels- 
grund einer deutlichen Grundmoräne, welche, wie Fig. 7 zeigt, lokal 
in zwei Fazies entwickelt ist. Weiter westlich, schon nahe dem Ende 


Fig 7. 


Irnster 


Bahnhof 
W $ 
a — Hauptsächlich aus Dolomitbrocken bestehende Grundmoräne mit einzelnen 
gekrizten Dolomitgeschieben. 
b = Schlammige, tonige Grundmoräne, meist kristalline Geschiebe. Gneismoräne, 


die auch Schotterlagen enthält. 


dieses Felssockels, ist ein Aufriß knapp oberhalb der Arlbergbahn, wo 
wir über dieser Grundmoräne eine schmale Lage von Bänderton, dann 
feinen Mehlsand und darüber Schotter treffen. Bänderton und Mehl- 
sand sind gut horizontal geschichtet. Dieser Streifen von Liegend- 
moräne ist zirka 1 km weit zu verfolgen. 

Ein kleineres und schlechter aufgeschlossenes Vorkommen habe 
ich dann noch an der Ostseite der Pitzschlucht am Aufstieg gegen 
Wald entdeckt. 

Uber dem Triasdolomit stellt sich hier eine schlammige Grund- 
moräne mit vereinzelten gekritzten Geschieben ein, die nur auf eine 
seringe Strecke von dem anderen Schuttwerk abzutrennen ist. 

Unsere Furche war also zur Zeit der älteren Vergletscherung 
offen und wurde vom Eis benützt. Uber diesen Resten von Liegend- 
moräne bauen sich nun mächtige Massen von Sanden und 
Schottern auf. 

Am Innufer oberhalb von Station Imst beginnen diese Ab- 
lagerungen mit Bänderton und lehmigen Sanden. Die Sande vergröbern 


Jahrbuch d. kE. k. geol. Reichsanstalt. 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (0. Ampferer.) 39 


296 Otto Ampferer. [8] 


sich aufwärts zu Schottern. Ein tiefes Tälchen, das Reittal, ist in 
diese Schutthänge eingeschnitten, das seine Bildung wohl dem Aus- 
tritt mehrerer kräftiger Quellen verdankt. Bis zur Höhe der Terrasse 
von Arzl herrschen Sande und Schotter vor. Insbesondere reich an 
quarzreichen, gelblichen Sanden ist der mittlere Teil dieser Terrasse, 
den man am Aufstieg entlang der Fahrstraße kennen lernt. Weiter 
gegen Osten und Westen überwiegen die Schotter. 


Fig. 8. 


Salel ober 
Narrösten 


Drarschlucht Arzl 
Inster 


l = Grundmoränen. — 2 = Schotter und Sande. 


a —= Trichter in der Arzler Terrasse. 


Uber das Niveau der Arzler Terrasse erheben sich an ihrem 
Westrand drei Schuttrücken, von denen der größte nahe bis 1100 m 
Höhe emporreicht. 

Sie bestehen ohne eine scharfe Grenze gegen die tieferen Schotter 
und Sande aus einer lehmigen, schlammigen Schuttmasse, welche, soweit 


Fig. 9. 


Terrasse ua Terrass evorn Na TIES 


=: —_ Mad 895 m ham Michael 
Sen ar 2 
= Se >= 00m 

I eruys 7 
GE => 2 2Te7e 0 = 

Gare EIG GSTE EG SL 

£ Walceröachschluche 3 N Ar FE u 7 
a = Grobe Schotter. — 5b = Grundmoräne. 


1 — Biotitgranitgneis und Amphibolit. — 2 = Überschiebung. — 3 — Quarzphyllit. 
4 — Partnachschichten. — 5 — Wettersteindolomit. — 6 = Hauptdolomit. 


sie angeschnitten ist, weder Schichtung verrät, noch auch gekritzte 
Geschiebe enthält. Am besten aufgeschlossen waren diese Anhöhen 
beim Bau der Hochdruckwasserleitung für Arzl in den Jahren 1912/13. 

Kristalline Gesteinsarten sind in dem Schutt vorherrschend. 
Schlecht gerundete Gerölle und kantiger Kleinschutt wechseln. Wahr- 
scheinlich haben wir doch eine wenig bearbeitete Grundmoräne vor uns. 

Diese Anhöhen überragen die Höhe der Terrasse von Arzl um 
ca. 100— 200 m. 


[9] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 297 


Die Terrasse von Arzl ist großenteils gut eingeebnet. Trotzdem 
ist aber eine breite Trockenrinne quer hindurch eingeschnitten, der 
die Straße folgt und knapp vor dem Dorfe sind drei große Trichter 
eingesenkt. Diese Trichter füllen sich manches Jahr im Frühling bei 
lebhafter Schneeschmelze S—10 m hoch mit Wasser, welches beim 
Auftauen des Bodens dann rasch in die durchlässigen Sandschichten 
versinkt. Das Profil Fig. 8 gibt einen Schnitt durch diese Terrasse 
und einen der eben erwähnten Trichter. Aus Versehen ist in diesem 
Profil die Tiefe der Felsfurche unter der Arzler Terrasse zu gering 
angegeben. 

Aus der Terrasse ragt ein vom Eise auffallend gerundeter Fels- 
kopf hervor, dem nördlich des Inn auf der Terrasse von Karrösten 
ein ganz ähnlich gestalteter entspricht. Das Terrassenstück von Wald, 
welches zwischen Pitztaler Ache und Walder Bach liegt, ist viel 
stärker abgeschrägt wie die Zeichnung Fig. 9 angeben soll. Die Ab- 


Fig 10. 


cH ca./4007n 


schrägung ist keine ganz gleichmäßige, sondern in mehrere Stufen 
zerteilt, auf denen jeweils eine Ortschaft steht. Schweighof, Wald, 
Wald-Ried und Nieder-Ried bezeichnen die Stufen dieser Abschrägung 
zwischen 971 und 800 m Höhe. 

Die Terrasse besteht hier vor allem aus groben wohlgeschichteten 
Schottern. Sande treten ganz zurück. Diese Schotter zeigen durch 
eine Schichtneigung gegen das Inntal und wohl auch durch ihre Zu- 
sammensetzung und Gröbe, daß sie hauptsächlich von der Pitztaler 
Ache und dem Walder Bach aufgeschüttet wurden. Sie ziehen auch 
in großen Massen in diese beiden Täler hinein. 

Am schönsten ist das in der tiefen Schlucht des Walder Baches 
zu sehen. Hier steigen die groben Schotter in gewaltiger Mächtigkeit 
bis ca. 1400 m Höhe empor und werden von einer klaren Grund- 
moräne überlagert. Die gelbgrauen Schottermassen erreichen in ein- 
zelnen Aufrissen eine Mächtigkeit von 100—150 m. 

Während die Schotter im Bereiche der Walder Terrasse gut 
geschichtet sind, verliert sich - diese beim Aufstieg in den Walder 
Graben. Gerölle und Brocken von lokalen Gesteinen berrschen vor. 

39* 


298 Otto Ampferer. [10] 


Dazwischen findet man aber auch schön gerundete Blöcke von orts- 
{remdem Material. 

Diese groben Schuttmassen werden dann von einer mächtigen 
Grundmoränenzone gekrönt, die sich scharf von ihnen abhebt. Die 
Grundmoräne zeigt trocken eine hellgraue, naß eine blaugraue Färbung, 
ist völlig ungeschichtet und besteht vorzüglich aus Gneismaterial. 

Über ihr liegt noch eine Zone von Gehängeschutt, dessen Blöcke 
manchmal, wie Fig. 10 darstellt, den Anlaß zu Erdpyramiden geben. 

Überblicken wir die Schuttablägerungen, wie sie uns der tiefe 
Graben des Walder Baches und ganz ähnlich weiter östlich jener des 
Waldele- und des Leonhards-Baches enthüllen, so erkennen wir hier 
zwischen Liegend- und Hangendmoräne eine interglaziale Verschüttung, 
welche ca. 700 m Höhe erreicht. Aus den kleinen Tälern zwischen 
Otz- und Pitztal schoben sich zur Zeit der Aufschüttung der Inntal- 
terrassen ganz riesige Schuttkegel heraus, welche mit den Auf- 
schüttungen des Inns und der Pitztaler Ache innig verwachsen sind. 

Die Terrasse zwischen Walder- und Waldelebach ist in drei 
Anhöhen zerschnitten. Auf der größten derselben liegt am Rande 


vrer = ==S 
Straße» Brennbichel 


a — Grundmoräne. — b — Schotterlagen. 


gegen den Walder Bach die Häusergruppe Hoheneck 933 m. Unmmittel- 
bar neben ihren Häusern brechen steile Schotterwände zum Walder 
Graben hinunter, die in schöne, schlanke Pyramiden zerschnitzelt sind. 

Ganz anders gestaltet ist die Terrasse von Karres, welche nörd- 
lich des Inns gerade der oben beschriebenen von Wald gegenüber 
liegt. Es ist, wie Fig. 9 zeigt, eine Felsterrasse, die mit einer dünnen 
Kruste von Grundmoräne überzogen ist. 

Südlich von der kleinen Kapelle St. Michael finden wir hier 
einen schön gewölbten, aus Grundmoräne gebildeten Drumlin. Obwohl 
diese helle lehmige Grundmoräne ganz auf Triasdolomit liegt, enthält 
sie doch vor allem Gneisgeschiebe und nur selten gekritzte Dolomite 
und Kalke. Wandert man von der Karreser Terrasse wieder gegen die 
Mündung des Gurgltales herab, so nimmt man an der Reichsstraße 
Aufschlüsse wahr, die in Fig. 11 verzeichnet sind. Oben und unten 
deutliche Grundmoräne, dazwischen eine Strecke grobe geschichtete 
Schotter mit Sandschmitzen. 

Grundmoränen und Schotter sind reich an kristallinem Material. 
Die Grundmoränen sind nicht rein, wie auf der Terrasse von Karres, 


sondern enthalten ebenfalls Schotterlagen mit Schichtung und grobem 
Gerölle. 


B 1] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 299 


Wahrscheinlich handelt es sich um Umschwemmungen des Mo- 
ränenschuttes, die beim Rückzug des Inntalgletschers oder beim Ein- 
schneiden des neuen Talweges stattgefunden haben. 

Über die Terrassen von Imst habe ich bereits zweimal kurz 
berichtet, ohne ihren Inhalt zu erschöpfen. Im folgenden sollen weitere 
Beiträge sowie auch Berichtigungen vorgebracht werden. 


Die Terrasse von Imst ist bogenförmig gekrümmt. Sie beginnt 
an der Mündung des Gurgltales in das Inntal, streicht von hier erst 
nordwärts und biegt sich dann um die Stadt Imst herum allmählich 
gegen Osten ab. Sie endet östlich von Obtarrenz. 

Es ist eine mehrstufige Felsterrasse, welche mit reichlichen 
Schuttmassen überdeckt ist. 

Durch eine ganze Reihe von quer durchbrechenden tiefen Bach- 
einschnitten ist ihr Aufbau geradezu in selten klarer Weise erschlossen. 

Ich beginne die Beschreibung vom Inntal her. 

Der steile Abfall des Milserberges .gegen das Inntal verflacht sich 
wesentlich gegen die Mündung des Gurgltales. Aus einer Reilıe von 
Schliffurchen entwickelt sich da die Terrasse von Gunglgrün, welche 
die Imster Terrasse einleitet. 

Steigen wir von den Imster Aufeldern gegen Gunglgrün empor, 
so begegnen wir zuerst einer Ablagerung von Bänderton, welche beim 
Galgenbühel unmittelbar dem Grundgebirge auflagert. 


Diese Bändertonablagerung zieht sich von hier sehr weit ins 
Gurgltal bis in die Gegend von WH. Dollinger hinein. Gegenwärtig 
wird dieselbe südlich von Imst in einer großen Grube zur Ziegel- 
erzeugung abgebaut. Im allgemeinen zeigt diese ausgedehnteste Bän- 
dertonablagerung des tirolischen Inngebietes eine horizontale, fein- 
gegliederte Schichtung, doch sehen wir in der Imster Lehmgrube an 
der Südwestseite auch einzelne intensiv gestauchte Lagen. 


In dem Profil gegen Gunglgrün treffen wir weiter oberhalb der 
Bändertone eine mit Dolomitkies bestreute Fläche, aus der sich dann 
das Grundgebirge mit einer Reihe von langgestreckten Felsbuckeln 
erhebt. Zwischen den Felsbuckeln, die noch teilweise Gletscherschliff 
tragen, lagert Grundmoräne. Oberhalb (nördlich) von Gunglgrün nimmt 
die Mächtigkeit dieser weißlichgrauen Grundmoräne bedeutend zu 
und wir treten hier in ein geschlossenes Grundmoränenfeld von mehr 
als 1 km? Ausdehnung ein. 


Die Grundmoränen steigen dabei von der Sohle des Inntales 
bei 720 m bis zu 1400 m Höhe hinan. 

Neue Verhältnisse enthüllt dann der tiefe Einschnitt des Palmers- 
baches nördlich von Gunglgrün. Das Profil Fig. 12 gibt den geologi- 
schen Befund, wobei zu bemerken ist, daß die Einzeichnung erst 
oberhalb der Bändertonablagerung beginnt. 


In den Abfall des großenteils mit Schliffflächen bedeckten 
Grundgebirges sehen wir hier zwei Furchen eingeschnitten. Die kleinere 
untere hat nur geringe Ausdehnung, wogegen sich die obere durch 
den ganzen mittleren Teil der Imster Terrasse verfolgen läßt. 

Die untere Furche ist erfüllt von Grundmoräne, die teilweise 
von ausgewaschenem Dolomitkies überlagert wird. Dieser Kies, welcher 


300 Otto Ampferer. [12] 


stellenweise unmittelbar auf Gletscherschliffen ruht, stellt offenbar ein 
Auswaschungsprodukt der großen höhergelegenen Grundmoränen dar. 

In der oberen Furche entdecken wir aber einen Rest von gelblich- 
grauen, vorzüglich zentralalpinen Schottern. Durch eine neue Wegan- 
lage ist dieser schöne Aufschluß im sogenannten „Putzeloch“ gut zu- 
gänglich gemacht. Uber den horizontal geschichteten Schottern lagern 
diskordant die grell-weißlichen Grundmoränen. 


Fig. 12. 


AurxEgg 
7R32. m 


em 


1, 


IV 


1 — Zentralalpine Schotter. — 2 = Grundmoräne. — 3 — Hauptdolomitkies. 


Der Einschnitt des nächsten Baches, welcher die Rosengartl- 
schlucht durchfließt, reicht nicht tief genug. um die obere Furche 
aufzudecken. 


Fig. 13. 


Kiveralmrreux 


I, II, III = die Stellen wo die Querprofile von Fig. 14—16 durchschneiden. 


Dafür erschließt der Eingang in die Rosengartlschlucht in aus- 
gezeichneter Weise ein altes, fest verkittetes Konglomerat, aus dem 
der Imster Kalvarienberg 846 m besteht. Dieses Konglomerat lehnt sich, 
wie Fig. 13 abbildet, an das Grundgebirge an. Sein Liegendes ist hier 
bei 800 m nicht aufgedeckt. Das Konglomerat besteht aus Sand und 
Schotterlagen, welche so fest verkalkt sind, daß sich große Keller- 
räume darin aushauen lassen. Zentralalpine Gerölle sind nicht selten, 
wenn auch gegenüber den kalkalpinen völlig zurücktretend. 


[13] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 301 


Das Konglomerat ist von der Erosion außerordentlich stark zu- 
geschnitten, was wohl neben der festen Verkittung au sein größeres 
Alter hinweist. 


Fig. 14. 


= Wettersteindolomit. — 2 = Feinere kalkalpine Schotter. — 3 = Grobe kalk- 
alpine Schotter. — 4 — Feiner, gelbliehgrauer Sand mit Gleitfaltungen. — 
— Konglomerat aus schrägem, meist kalkalpinem Schutt. — 6 — Zentralalpine 
Schotter. — 7 — Hangende Grundmoräne. 
Fig. 15. 


— Wettersteindolomit. — 2 — Liegende Grundmoräne. — 3 = Feinere kalk- 
alpine Schotter. — 4 — Grobe kalkalpine Schotter. Viele große Gusaugerölle. — 
= Konglomerate aus schrägem, meist kalkalpinem Schutt. — 6 — Zentralalpine 
Schotter. — 7 = Hangende Grundmoräne. 
Fig. 16. 


— Liegende Grundmoräne. — 2 — Fester sandiger Ton. — 3 — Schotter und 
Sandlagen. — 4 Zentralalpine Schotter. — 5 = Hangende Grundmoräne — 
= Große Gneisblöcke. 


Überlagert wird dieser Rest von Konglomerat von nichtver- 
kitteten, vorzüglich zentralalpinen Schottern, denen an einer Stelle 
auch Mehlsande eingeschaltet sind. 

Über diesen zu den Terrassensedimenten des Inntales gehörigen 
Schottern lagert noch eine Decke von gut bearbeiteter Grundmoräne, 


309 Otto Ampferer. [14] 
welche sich vom Kalvarienberg weit ins Gebirge hinauf zusammen- 
hängend erstreckt. 

Unmittelbar bei Imst sind von diesem alten Konglomerat nur 
zu beiden Seiten der Rosengartsschlacht Reste vorhanden. 

Dringen wir aber von Imst an derNordseite der tiefen Malchbach- 
schlucht aufwärts, was am besten mittels eines kleinen Steigleins 
gelingt, das unterhalb des Bigeralm-Kreuzes in diese Schlucht einbiegt, 
so finden wir 180 m über der Basis des Konglomerates vom Imster 
Kalvarienberg Reste eines ganz gleichartigen Konglomerates, dessen 
Bänke aber schräge Neigung aufweisen. Fig. 13 gibt die Lage dieses 
Konglomerates an, welches etwa auf eine Strecke von 300 m er- 
schlossen ist. 

Auch hier wird dieses gelbliche Konglomerat von einer Serie 
von lockeren, meist zentralalpinen Schottern diskordant überlagert 
und diese selbst wieder von der mächtigen Hangendmoräne. Fig. 14 
vibt diese Verhältnisse als Schnitt quer zu Profil 13 in größerem 
Maßstab wieder. 

Während wir aber beim Kalvarienberg das Liegende des Kon- 
glomerates nicht finden, stellen sich hier unter demselben noch Schutt- 
ablagerungen ein. An der Basis des Konglomerates bemerken wir 
Lagen von feinem gelblichgrauem Sand und Ton, die kleine, sehr 
lebhafte, gegen den Talausgang gerichtete Gleitfaltungen aufweisen. 
Unter diesem Sand folgen dann grobe, horizontal geschichtete Schotter 
mit vielen großen Gosaugeröllen. Darunter stellen sich feinere, eben- 
falls vorwiegend kalkalpine Schotter ein. Diese Schotter sind nur 
teiweise verkittet. 

Eine Strecke weiter taleinwärts finden wir dann hinter einer 
Felsrippe (Fig. 15) unter diesen Schottern Reste einer ungeschichteten 
weißlichen Grundmoräne. 

Noch eine Strecke weiter taleinwärts gelangen wir in eine kleine 
Ausweitung. Der Felsgrund ist aus dem Bachbett verschwunden und 
wir stehen wieder in der schon mehrmals beschriebenen oberen 
Querfurche. 

Hier ist nun in den letzten Jahren durch eine Rutschung und 
Bachverlegung ein Aufschluß entstanden, welcher in sehr schöner Weise 
die Liegendmoräne unter der Schotterserie entblößt. An dieser Stelle 
ist Profil Fig. 16 durchgelest: Am Bache entdecken wir eine Wand 
von mörtelfester Grundmoräne, in der zahlreiche prachtvoll geglättete 
und gekritzte Geschiebe stecken. Zentralalpine Gerölle sind ebenfalls 
häufig, vielerlei Gneise, Amphibolite, Juliergranit, Serpentin .... 

Über dieser Grundmoräne steht fester, sandiger Ton an, welcher 
horizontal geschichtet ist. Uber demselben folgen vorzüglich zentral- 
alpine Schotter mit Sandlagen. Aus den Schottern brechen über der 
festen Lehmbank mehrere Quellen hervor. 

In einem etwas weiter talauf gelegenen Anriß sieht man, daß 
diese Schotter teilweise leicht verkittet sind. 

Uber den Schottern breitet sich dann die Decke der weißlichen 
Hangendmoränen aus. Der Rand dieser Grundmoränendecke ist bei 
den Neureutwiesen etwas zurückgeschwemmt und auf der so frei- 
gelegten Schotterterrasse liegen viele große Gneisblöcke herum. 


[15] Beiträge zur Glazialgeologie des ‚Oberinntals, 303 


Das Profil, welches ich in diesem Jahrbuch 1905 auf Seite 371 
veröffentlicht habe, ist nunmehr durch die hier vorgelegten Profile 
berichtigt und erweitert. Die Liegendmoräne war damals nicht auf- 
geschlossen und außerdem hatte ich das Konglomerat von Imst nicht 
von den darüber befindlichen Schottern geschieden. 


Diese Scheidung ist aber sowohl nach dem petrographischen 
Befund, nach der viel stärkeren Verkittung und nach dem scharfen 
Erosionszuschnitt vollauf berechtigt. Es ist verfehlt, so feste und 
gleichmäßige Konglomerate mit einzelnen verkitteten Lagen der Ter- 
rassenschotter in Vergleich zu bringen. 

Das Imster Konglomerat dürfte nach den Aufschlüssen der in- 
neren Malchbachschlucht wahrscheinlich von der Liegendmoräne 
unterteuft werden. 

Der Hauptsache nach stellt es eine kalkalpine Ablagerung vor, 
wenn auch kristalline Gerölle nirgends fehlen. 

Überlagert werden die Reste dieses Konglomerates von jüngeren 
Terrassensedimenten. Zwischen dem Konglomerat und diesen Schottern 


Kie. 17. 
5 Hamord £ 5 

Dee > IR 
Fn> Ber = — ALL HER AHA 
Tanne er 5R RER rer 
CRIRLHELED SARA TER 
UARHKURRTCHURKTKRRÄ FE GN N 

1 — Liegende Grundmoräne. — 2 = Kiesiger Schotter. — 3 Sandiger Lehm und 

Bändertone. — 4 — Kieswälle. — 5 — Zentralalpine Schotter. — 6 — Hangende 


Grundmoräne. 


fehlt jede Spur einer Grundmoräne. Die Terrassenschotter sind viel- 
mals reicher an kristallinen Geröllen als das Konglomerat. Über den 
Terrassensedimenten liegt auch hier die Decke der weit ausgedehnten 
Hangendmoräne des Inntalgletschers. 


Halten wir diese Beobachtungen fest, so kommen wir zu dem 
Schlusse, daß auch das Imster Konglomerat mit der Höttingerbreccie 
zeitlich vereinigt werden kann. 

Östlich vom Malchbach tritt das Grundgebirge unserer Terrasse 
stark zurück. Dafür sehen wir ihm hier eine breite Zone von Mehl- 
sanden, Kiesen und Schottern vorgelagert. Fig. 17 legt diese Verhält- 
nisse vor. Die Mehlsande sind stellenweise sehr lehmig, daß man 
schon fast von Bändertonen reden kann. Am Mais-Bühel wechsellagern 
sie mit kiesigen Schottern. 

Unter diesen Terrassensedimenten kommt am Ausgang des 
Falzlehn-Tales und im Kampill ältere, wohl etwas verschwemmte 
Grundmoräne über den Felsen zum Vorschein. 

Ein breites Trockental ist in diese Terrassensedimente eingesenkt, 
in welchem der Teich und die Brauerei von Neu-Starkenberg liegen. 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd.. 3. u. 4. Hft. (0. Ampferer.) 40 


304 » Otto Ampferer. 1 6] 


Diese alte Talrinne endet besonders an der Ostseite hoch über dem 
tiefen Einschnitt des Salvesenbaches. 

Nördlich des Trockentales von Neu-Starkenberg bestehen die 
Anhöhen bis über 1000 m Höhe aus horizontal geschichteten zentral- 
alpinen Schottern von ungemein bunter Zusammensetzung. Hier kann 
man wohl Muster von allen Gesteinen des oberen Inntalgebietes zu 
sehen ‚kriegen. 

Uber den Terrassenschottern stellt sich die Hangendmoräne ein, 
welche da zwischen Malch- und Salvesenbach wieder ein großmächtiges 
Feld zusammensetzt. 

Es ist lehrreich, die Entwicklung der Grundmoräne aut der 
Imster Terrasse in der Richtung vom Inntal her zu verfolgen. Die 
Beschaffenheit der hangenden Grundmoränen im südlichen und im 
östlichen Teil unserer Terrasse ist sehr verschieden. Südlich des 
Malchbaches herrschen weiße, ungemein gleichartig bearbeitete und 
gleichmäßige Grundmoränen vor. Sie sind wohl am schönsten am Auf- 
stieg zur Muttekopfhütte an den sogenannten „Schneiden“ zu sehen. 
Zeltartige Kämme, weiße, in der Sonne blendende Flächen treten uns 
da entgegen mit einer leisen, fast unmerklich eingetragenen Spur 
von schräger Schichtung. 

Triasdolomit liefert die Hauptmasse der Grundmoräne, doch sind 
überall zentralalpine Beiträge vorhanden. 

Im östlichen Abschnitt der Imster Terrasse verliert die Grund- 
moräne allmählich ihre reine Prägung. Bei dem Vorschub über die 
hier breit einsetzenden Terrassenschotter hat die Grundmoräne vielfach 
große Mengen von zentralalpinen Schottern und Blöcke in sich auf- 
genommen und nicht genügend verdaut. Auch hier reichen die Grund- 
moränen an den Abhängen des Arzeinkopfes bis über 1400 m Höhe 
empor. 

Den letzten und zugleich tiefsten Einschnitt in unsere Terrasse 
vollführt der Salvesenbach, der bei Tarrenz in das Gurgltal mündet. 
An der Ostseite des Talgehänges springt hier eine Kanzel aus sehr 
festem Konglomerat vor, die wohl als Rest des Imster Konglomerates 
zu bezeichnen ist. 

Unterhalb dieser Kanzel streichen horizontale, zentralalpine 
Schotter aus, sonst sind an den Hängen ringsum nur Grundmoränen 
zu erkennen. 

Auf der Westseite dieses Tales nehmen wir gegenüber der 
eben erwähnten Konglomeratkanzel umgeschwemmte, liegende Grund- 
moräne wahr. 

Darüber breiten sich lehmige Sande und endlich Schotter aus, 
welche dann die Hangendmoräne tragen. 

Das Grundgebirge erhebt sich erst ziemlich weit drinnen, hier 
aber gleich mit einer steilen Stufe, auf welcher die Ruinen von Alt- 
Starkenberg stehen. Von hier weg verläuft der Salvesenbach auf eine 
sehr lange Strecke am Grunde einer schmalen und tiefen Felsklamm. 

Zu beiden Seiten dieser Klamm ziehen sich die Schuttablagerungen 
fast noch 2 km aufwärts. 

Direkt über dem Felsgrund liegen hier schräg geschichtete, 
meist aus Hauptdolomit gebildete Kiese. Es ist offenbar die unter 


[17] Beiträge zur Glazialgeologie es Oberinntals. 305 


dem Einfluß des Salvesenbaches lokalgefärbte Aufschüttung der Ter- 
rassensedimente. Zwischen dem Dolomitkies finden wir nur vereinzelte 
zentralalpine Gerölle. 

Gegenüber von Alt-Starkenberg machen wir die Erfahrung, daß 
sich über dem eben beschriebenen schräg geschichteten Kies eine Lage 
von horizontalem, zentralalpinem Schotter einstellt, welcher bis kopf- 
große Gerölle enthält. Es kam hier offenbar im Laufe der Verschüt- 
tung zu einem gelegentlichen Vordringen des Haupttalschotters in den 
Aufschüttungsbereich des Salvesentales. 

Darüber breitet sich dann die Decke der hangenden Grund- 
moränen aus, die auch noch östlich unseres Tales auf dem Plateau 
von Öbtarrenz eine große Ausdehnung inne hat. 

Über der Hangendmoräne sind im Bereiche des Salvesentales 
noch jüngere Dolomitkiese ausgeschüttet. Die Teilterrasse von Obtarrenz 
beschließt die Imster Terrasse, indem sich das Grundgebirge zu der 


Fig. 18. 


VernetWiesere 


BZ 


1 — Grundgebirge. — 2 — Liegende Grundmoräne. — 3 — Schotter. 
4 — Hangende Grundmoräne. 


Hochfläche der Sießenköpfe erhebt. Entlang von einzelnen Eisschliff- 
gräben ziehen auch hier noch Grundmoränenreste bis zum Wallfahrts- 
kirchlein Sinnesbrunnen empor. 

Die Terrasse von Imst hat bisher als das oberste Vorkommen 
der Inntalterrassen gegolten. 

Durch die Aufnahmen der letzten Jahre ist jedoch heraus- 
gekommen, daß sich die Ablagerungen der Terrassensedimente noch 
wesentlich weiter im Inntal aufwärts verfolgen lassen. 

Gegenüber des Dorfes Mils mündet der Rüssel- oder Markbach 
in den Inn. Er kommt vom Nordhang des Venetberges herunter und 
durchsägt in wilder Schlucht die hier dem Urgebirge vorgelagerten 
triasischen Schichten. Diese Schichten bilden zu beiden Seiten der 
Klamm Terrassen auf denen im Osten Spadegg, im Westen Obsaurs 
liegt. Profil Fig. 18 veranschaulicht die von dem Markbach aufge- 
schlossenen Verhältnisse. 

Über den kompliziert gebauten Grundgebirge sind zunächst 


Reste einer Liegendmoräne zu erkennen. Sie enthält nur spärlich 
40* 


306 Otto Ampferer. [18] 


gekritzte Kalkgeschiebe. An ihrer Basis sind die Triasschichten teil- 
weise aufgelockert und in die Grundmoräne eingebrockt. 

Über dieser Liegendmoräne erhebt sich eine mächtige Serie von 
Scehottern in fast lotrechten Wänden. Diese Schotter sind grob, un- 
gleich gerollt, aber deutlich horizontal geschichtet. Wir finden eine 
sehr bunte Gesellschaft von Geröllen, welche uns beweisen, daß die 
Hauptmasse derselben vom Inn in dieses kleine Seitental herein- 
geschüttet wurde. Neben zahlreichen Gneisen, Quarzphyllit bemerken 
wir Serpentin, Grünschiefer, Granit. Inntalmaterial liegt hier stark 
vermengt mit dem Schuttwerk des Tales vor. 

Diese Schotterserie wird oben schräg von der sehr mächtig 
entwickelten Hangendmoräne abgeschnitten. Diese Grundmoräne ist 
auffallend fest, so daß sie lotrechte Wände zu bilden vermag. Sie 
zeigt eine weißlichgraue Färbung, ist gut durchgearbeitet und ent- 
hält in reichlicher lehmiger Grundmasse nicht selten schön gekritzte 
und polierte Kalk- und Serpentingeschiebe. 

Am besten zu erreichen ist diese Grundmoräne auf dem kleinen 
Steig, welcher von Hinter-Spadegg zu der Säge im Markbachgraben 
hineinführt. 

Die Grundmoräne bildet oberhalb von H.-Spadegg einen schön 
gerundeten Hügel und reicht wohl über 1200 m Höhe empor. 

An der Westseite unserer Schlucht treffen wir vom Inntal bis 
über 1000 m Höhe herauf lediglich auf Innschotter und -sande. Weiter 
aufwärts liegen Grundmoränen unmittelbar auf den Felshängen. 

Die Aufschüttung der Inntalschotter und -sande reicht in der 
Gegend des Markbaches etwa von 750 bis über 1100 m empor, 

Auch in der Innenge bei Schloß Kronburg konnte eine ähnliche 
Verschüttung nachgewiesen werden. 

Wenig unterhalb des stolzen Schloßberges mündet hier von Süden 
der Kronburgerbach in den Inn. Er entspringt ebenfalls im Nord- 
gehänge des Venetberges und durchbricht in schmaler, tiefer Klamm 
den vorgelagerten Triasdolomit. 

Es ist eine merkwürdig tiefe und schmale Klamm, welche 
sich der Bach hier in das steile Felsgehänge eingefügt hat. 

Die Klamm ist so im Wald verborgen und der Bach hat in ihr 
seine Stimme verloren, daß man ganz erstaunt plötzlich vor der 
gähnenden Tiefe steht. 

Zu beiden Seiten dieser Klamm lagern nun von etwa 750 m an 
aufwärts Innschotter und -sande. Sie bilden Anhöhen die sich östlich 
der Klamm bis über 1100 m, westlich derselben bis über 1000 m 
erheben. Fig. 19 gibt einen Schnitt parallel mit der Klamm des Kron- 
burgerbaches wieder. 

Haben wir den vom Eise prachtvoll geglätteten hohen Dolomit- 
rücken überstiegen, so treten wir auf der Terrasse von Falterschein 
in ein größeres Feld von Grundmoräne ein. 

Die herrliche, mehr als 500 m über dem Inntal erhabene Terrasse 
von Falterschein, verdankt den Grundmoränen ihre besten Felder und 
Wiesen. Noch mächtiger sind die Grundmoränen auf der gegenüber- 
liegenden Terrasse von Grist 1236 m entwickelt, von wo sie wohl noch 
bis über 1400 m Höhe emporziehen. Gekritzte Geschiebe sind in diesen 


[19] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 307 


Grundmoränen des Inntal-Gletschers nicht selten zu entdecken. Das 
kleine Kirchlein von Grist thront auf einem von Gletscherschliffen 
geglätteten hohen Dolomitpfeiler. 

Die Aufschlüsse am Kronburgerbach führen uns vor, daß die Auf- 
schüttung der Terrassensedimente noch in der Gegend von Landeck 
eine Mächtigkeit von 300—400 m erreichte. Von Landeck aufwärts 
verengt sich das Inntal ganz wesentlich, doch liegen auch hier meist 
hoch über dem Tal noch ausgedehnte, jedoch nicht mehr zusammen- 
hängende Terrassen. 

Die größte derselben ist jene westlich des Inns zwischen Prutz- 
Tösens, auf welcher die Dörfer Serfaus, Fiß und Ladis liegen. 
Hammer hat in den Verh. d.k. k. geol. R.-A. 1912, Seite 409—412, 
ihre glazialgeologischen Verhältnisse anschaulich geschildert. 

Ich möchte hier einige Beobachtungen anführen, welche die 
gegenüberliegende kleinere Terrasse von Fendels betreffen und welche 
ich in den Jahren 1909 und 1913 gesammelt habe. Bei meinem zweiten 


Fig. 19. 


l = Schotter und Sande. — 2 = Grundmoränen. 
D —= Wettersteindolomit. — V = Verrucano. 


Besuch hatte ich mich der Begleitung meines lieben Freundes W. 
Hammer zu erfreuen. 

Die Terrasse von Fendels 1356 m ist ganz in die Bündner- 
schiefer eingeschnitten. Der Gebirgskamm darüber aber besteht aus 
den Gneisen der Otztaler Masse. 

Steigt man von Ried im Inntal gegen Fendels empor, so bemerkt 
man am Ausgang des Fendelser Baches oberhalb der Lochmühle 
geschichtetes Gerölle, das gegen oben schlammig wird und viele Blöcke 
enthält. 

Am Fahrweg selbst erreicht man knapp oberhalb der Kapelle 
bei 1159 m eine kleine Schuttablagerung, die durch den Bau des 
neuen Weges gut eröffnet wurde. 

Wir finden unten sandige, gut gerollte und sehr bunt zusammen- 
gesetzte Schotter, die nur teilweise Schichtung zeigen. Gerölle von 
Granit, Diabas, Serpentin, Grünschiefer und vielerlei Gneisen weisen 
eine lokale Abkunft dieses Schotters zurück. Über dem Schotter lagert 
blaugraue, deutlich entwickelte Grundmoräne. 

Wandert man von Fendels ungefähr in derselben Höhe bleibend 
in das südlich gelegene Tal des Schwemmbaches hinein, so ist man 
erstaunt, hier sehr ausgedehnte Schuttablagerungen anzutreffen. Zwischen 


308 Otto Ampferer. [20] 


1300 und etwa 1500 m Höhe sind da große Massen von blaugrauer 
Grundmoräne eingelagert, welche mit geschichteten Schottern wechsel- 
lagern. Die Schichtung des Schotters hat eine etwas geringere Neigung 
als das heutige Bachhett, welches daher die Ablagerungen unter sehr 
flachem Winkel schneidet. 

Zuunterst bemerken wir eine Folge von grobeın, etwas unregel- 
mäßig geschichtetem Schotter. Darüber kommt eine mächtige Lage von 
Grundmoräne, welche stellenweise schmale Lagen von Schotter eut- 
hält. Endlich findet sich über der Grundmoräue neuerdings eine 
Schotterzone, die gut geschichtet ist und viele Lagen von Sand ein- 
geschaltet hat. 

Die Grundmoräne besteht zum größten Teil aus dem Material 
von Bündnerschiefern. Diese meist dunklen Kalke und Kalkschiefer 
liefern in Menge prächtig polierte und gekritzte Geschiebe. Daneben 
sind viele Gneisgerölle sowie selten solche von Diabas vorhanden. 
Die Schotter bestehen im Gegensatz vorwiegend aus Gneismaterial. 
Während die Grundmoräne blaugraue Färbungen zeigt, sind die der 
Schotter gelblichgrau. 

Eine Menge von Gneisarten sind hier in Geröllen und größeren 
Blöcken den Schottern beigesteuert, die man wohl kaum aus diesem 
kleinen Tal beziehen kann. 

Weiter aufwärts ist der Einschnitt des Schwemmbaches nicht mehr 
tief genug, um die unteren Schichten bloßzulegen. 

Noch deutlicher zeigt die Wechsellagerung von typischer Grund- 
moräne mit Schottern ein großer AufschluB im Stafellerbach-Graben. 

Der Stafellerbach vereinigt sich mit dem Stalanzerbach zum 
Christinerbach, welcher zwischen Ried und Tösens von Süden her in 
den Inn mündet. 

Die Schlucht des Christinerbaches ist mit gewaltigen Wänden 
und Runsen in die Bündnerschiefer eingeschnitten, der Stafellerbach 
hat sein Einzugsgebiet vollständig in diesen Gesteinen, wogegen der 
Stalanzerbach noch ins Gneisgebiet der Otztaler Masse hineingreift. 

Trotz der furchtbaren Wildheit und Steile der Gehänge, welche 
diese Schluchten von 900 bis über 1600 m Höhe zur Schau tragen, 
sind mehrfach größere Schuttablagerungen darin erhalten geblieben. 

Man trifft Reste von groben, horizontal geschichteten Schottern 
mit sehr reichlichem Gneismaterial sowohl am Süd- als auch am 
Nordgehänge der Christinerschlucht. Insbesondere fällt eine hohe 
gelblichgraue Wand von horizontalem, etwas verkittetem Schotter auf, 
welche sich in zirka 1300 m Höhe östlich von Freitzberg befindet. 

Knapp davor liegt in einer tiefen Felsrunse typische blaugraue 
Grundmoräne, die wohl der älteren Vergletscherung angehören dürfte. 

An der Felsnase, welche das Stafeller- und Stalanzer- Tal scheidet, 
treffen wir dann die in Fig. 20 abgebildete Wechsellagerung von 
Grundmoräne mit geschichteten Schottern. 


Auch hier besteht die blau-graue Grundmoräne größtenteils aus 
Gesteinen der Bündnerschiefer, während in den Schottern wieder die 
Gneise überwiegen. Grundmoräne und Schotter wechseln ungefähr in 
der Hangneigung, in der auch die Schichtung verläuft. Wie im 


[21] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 309 


Schwemmbachgraben sind auch hier größere Blöcke in den Schottern 
nicht selten. 

Im Stafeller-Graben haben wir nun die Sicherheit, daß das 
Gneismaterial wirklich erratisch sein muß, weil in diesem kleinen Tal 
überhaupt nur Bündnerschiefer anstehen. 

Dem Christinerbach gegenüber mündet der Beutelbach in den 
Inn. Der Beutelbach kreuzt in ziemlich tiefem Einschnitt die breite 
Terrasse von Serfaus, 1427 m, und Fiß 1436 m. 

Wandert man von Fiß in dem Graben dieses Baches aufwärts, 
so stößt man bald auf eine große Einlage von Schuttmassen. Über den 


Ang 
y Q 
ya: IR 47 


SOME 5 Mitltleneoker Fach wu. 


5% alanzer. Dach 


— 
u 


1 = Bündnerschiefer. — 2 = Grundmoräne — 3 = Schotter. 


Bündnerschiefern liegen Sande und Schotter, welche von blaugrauer, 
undeutlicher Grundmoräne überlagert werden. In der Grundmoräne 
finden sich massenhaft Grünsteine, Triaskalke, Breccien, Sandsteine, 
Kalke der Bündnerschiefer, seltener Amphibolite, Granatamphibolite 
und vielerlei Gmneise. Es ist unzweifelhaft Inntaler Grundmoräne, 
welche hier in zirka 1500 m die schlecht geschichteten Schotter 
übergreift. 

Von Hammer sind aus dem benachbarten Serfauser- und Hinter- 
kreiterbach ähnliche Verhältnisse beschrieben worden, indem auch hier 
die Inntalgrundmoränen von Schotter, Sand oder Lehm unterlagert 
werden. 
In der Gegend von Finstermünz mündet von der Nordseite das 
Samnauntal, von der Südseite das Stillebachtal in das hier schlucht- 


artig verengte Inntal. 


310 Otto Ampferer. [22] 


Die Aufnahmen von W. Hammer haben hier mehrfach inter- 
essante Glazialerscheinungen an den Tag gebracht, von denen ich 
einiges hier erwähnen will. 

Das Samnauntal wird gegen das schweizerische Inntal durch 
den mächtigen Kamm von Piz Mondin, 3147 m, Muttler, 3298 m, 
Stammer- und Vesilspitze, 3258 m, 3115 m so hoch abgeschlossen, 
daß wohl von dieser Seite kein Eis des Inntalgletschers hineingelangen 
konnte. 

Das Samnauntal barg stets eine eigene Lokalvergletscherung. 
Nur von der Mündungsseite her dringt Inntal-Grundmoräne ein Stück 
weit einwärts. 

Südlich von Spiß hat nun Hammer beim Pfandshof 1506 m eine 
ziemlich mächtige Einlage von horizontal geschichtetem, gut gerolltem 
Schotter aus Bündnerschiefer- und Diabasgesteinen gefunden. Der 
vorwiegend feinere Schotter enthält viele Sandzwischenlagen. Beim 
Pfandshof wird dieser Schotterrest von einer meist aus groben 
Blöcken bestehenden Gehängebreccie des Piz Mondin überlagert. 

Von Pfandshof lassen sich die Schotterablagerungen ins Val Sam- 
poir bis Plan Godnair verfolgen. Aber auch von Campatsch 1717 m 
bis Raveisch 1803 m ist wieder eine ähnliche Schottereinlage erhalten. 
Diese Schotter liegen unmittelbar dem Grundgebirge auf. 

Bei Campatsch erstrecken sich die gewaltigen Moränenmassen 
von Alp trida und Alp bella, welche meist aus Diabasblöcken be- 
stehen, bis auf diese Schotter herab. 


Die Schotterreste des Samnauntales gehören offenbar ebenfalls 
zu einem großen interglazialen Schuttkegel, welcher sich hier gegen 
das verschüttete Inntal hinauszog. 

In der Arbeit „Glazialgeologische Mitteilungen aus dem Ober- 
inntal, Verhandl. d. k. k. geolog. R.-A. 1912“ hat Hammer außer- 
dem nachgewiesen, daß sich im Stillebachtal von Nauders 1365 m 
bis gegen die Paßhöhe von Reschen-Scheideck 1510 m Schotter- und 
Sandablagerungen befinden, welche erratische Gerölle aus dem Inntal 
enthalten. 


Wenn ich diese Beobachtungen mit den anderen von mir hier 
vorgelegten zusammenhalte, komme ich zu der Anschauung, daß die 
Aufschüttung der Terrassensedimente des Inntales nicht etwa bei 
Landeck endigte, sondern sowohl in der Gegend von Fendels, Fiß, 
Serfaus, im Christinertal und bei Finstermünz ebenfalls noch mit 
einer Mächtigkeit von zirka 400 m wirksam war. 

Wahrscheinlich hat diese Aufschüttung sogar den Sattel von 
Reschen-Scheideck überwältigt. Dazu ist keine wesentlich höhere 
Verschüttung nötig, als wie dieselbe zum Beispiel auch unterhalb von 
Landeck nachgewiesen wurde. 


Hammer hat diese Deutung bereits schon in Betracht gezogen. 
Oberhalb des Stillebachtales ist mir bisher in glazialgeologischer Hin- 
sicht nur noch das Val Sinestra einigermaßen genauer bekannt 
geworden. 

Dieses Tal mündet bei Remüs von Norden her in den Inn. Zu 
beiden Seiten der tiefen Schlucht leiten Terrassen in das Tal hinein, 


[23] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 311 
die mehrfach größere Schuttreste tragen. Das Dorf Manas 1613 m 
liegt auf einer solchen Stufe hoch über der ‘Schlucht. 

Die neue Fahrstraße führt von Sent zu den mit großem Auf- 
wand erschlossenen Sauerquellen und entblößt an manchen Stellen 
Schotter und darüber Moränen. 

Gegenüber von Zuort 1719 m an der Teilung des Tales in Val 
Laver und Val Chöglias ist nun eine sehr interessante mächtige 
Schuttmasse bei den sogenannten „Oluchers“ offen gelegt. 


Wie Fig. 21 angibt, sehen wir hier wieder eine mehrfache 
Wechsellagerung von typischer Grundmoräne mit geschichteten Schottern. 
Je drei Zonen von Grundmoräne und von Schotter wechseln mitein- 
ander und zwar in ganz flacher Lagerung. 


102 egenüber en 


von Zuort in 


Dül Sinesera 


EN VE mE 


s = Schotter. — m = Grundmoräne. 


Die Grundmoräne zeigt blaugraue Färbung und besteht zumeis 
aus Gesteinen der Bündnerschiefer. Viele gekritzte Geschiebe sind 
eingestreut. Auch Serpentin- und Amphibolitgeschiebe kommen vor. 

Die Schotter sind gut geschichtet, ziemlich gut gerollt und haben 
gelblichgraue Farbe. 

Quarzsandlagen sind ziemlich häufig. Neben vielen Quarzgeröllen 
sind reichlich solche aus Bündnerschiefer, Serpentin, Augengneis und 
Amphibolit. 

Merkwürdig ist das massenhafte Auftreten von Gneis- und Am- 
phibolitblöcken, obwohl diese Gesteine im Bereiche des Val Sinestra 
nirgends: vorkommen. 

Die Amphibolite reichen im Val Sinestra bis nahe zur Alpe 
Chöglias 2053 m empor. Der darüber befindliche Fimberpaß 2612 m 
ist jedoch frei davon. 

Unterhalb der Mündung von Val Bolscheras treten dann massen- 
haft Geschiebe und Blöcke von Serpentin, Grünschiefer, Bronzit dazu. 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1915. 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (O. Ampferer.) 41 


312 Otto Ampferer. [24] 


Auch ins Val Laver reichen die Amphibolitblöcke von Zuort 
noch ein gutes Stück hinein, jedoch nicht in den Hintergrund. Steigt 
man nördlich von Zuort durch das Val Griosch zur Alp Pradgiant 
gegen den Muttler empor, so bemerkt man auch hier in den riesigen 
Moränenmassen bis über 2200 » Höhe noch Blöcke von Amphibolit. 
Reichlich sind gekritzte Kalk- und Serpentingeschiebe vorhanden. 

Oberhalb von 2400 m schließen sich die lokalen Blockmoränen- 
wälle aus Bündnerschiefer an, welche zu einem verschwundenen 
Gletscher des Muttler 3298 m gehören. 

Im Val Griosch erreichen die erratischen Amphibolite nach 
meinen Erfahrungen in diesem Talgebiet (im Jahre 1908) die größte 
Höhe. Dieses Gehänge ist gerade der Stromrichtung des Inntal- 
gletschers offen. 

Es ist daher wohl wahrscheinlicher, daß der Inntalgletscher diese 
erratischen Gesteine hereingeschleppt hat als daß dieselben vom 
Fimbertal herübergeschleppt wurden. 


Fig. 22. 


Ib007n 


> 


Terrasse von 
TINS > / 
Dans von 77 ZH N 
7 dd G S-N 


1 = Schuttkegel. — 2 —= Schotter und Sande. — 3 — Grundmoräne. 


In der Höhe von a befinden sich in der Gasillschlucht die Aufschlüsse von Fig. 23. 


Vom höheren schweizerischen Inntal stehen mir derzeit keine 
glazialgeologischen Erfahrungen zur Verfügung. 

Bei Landeck mündet die Sanna von Westen her in den Inn. 
Nördlich der Sanna erhebtsich hier eine Terrasse, welche von mehreren 
tiefen Tobeln zerschnitten wird, und auf der die malerischen Ort- 
schaften Grins und Stanz liegen. Die Terrasse wird von südfallendem 
Quarzphyllit aufgebaut. Ihre Schuttbedeckung ist eine ziemlich spär- 
liche, meist tritt der kahle Fels an den steileren Hängen zutage. 

Das Eis hat eine Menge von Furchen in das Grundgebirge ge- 
schliffen, die besonders im östlichen Abschnitt bei Stanz auffallend 
hervortreten. 

Auf der Terrasse und noch weit darüber hinauf sind an ge- 
schützten Stellen Grundmoränen der letzten Vergletscherung ver- 
breitet. 

Am Fuße der Terrasse gegen das Inntal finden wir an der Inn- 
schleife nördlich von Perjen sowie gegenüber der Mündung von Sanna 
und Inn Reste von konglomerierten zentralalpinen Schottern. 


[25] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 313 


Bei Pians ist der Terrasse ein mächtiger Bachschuttkegel vor- 
gelagert. Darüber sind am Aufstieg gegen Grins, wie Fig. 22 angibt, 
zentralalpine Schotter und Sande vorhanden. 

Die Grundmoränendecke steigt zu beiden Seiten des Stanzer 
Tobels ganz nahe an die Talsohle herab. 

Die weitaus größten Massen von Grundmoränen treffen wir nörd- 
lich von Grins an der Ostseite der Gasillschlucht an. Hier finden wir 
von der Grinser Terrasse bis gegen 1600 m Höhe sehr große Massen 
von gut bearbeiteter Grundmoräne eingelagert, welche sich mit hell- 
grauer Farbe scharf von dem roten Buntsandstein und den gelben 
Rauhwacken abheben. 

Die Grundmoräne enthält neben vorherrschendem Dolomit vielzen- 
tralalpines Material und massenhaft gekritzte Geschiebe. Etwas oberhalb 
der Austrittstelle der ungefaßten Grinser Bitterquellen (Fig. 23) be- 


Oberhalb der 


TINSEr 


Pilterguellen Re 


o 
re 93.324 


S SI 
LISTE - = 


s = Schotter. — m = Grundmoräne. 


merken wir nun zwischen 1300—1400 m Höhe eine Wechsellagerung 
von Grundmoräne mit groben, etwas verkitteten gelblichen Schottern. 

Die Grundmoräne zeigt stellenweise schräg talab gerichtete 
Schichtung. 

Die Schotter führen reichlich grobes Gerölle und große Kalk- 
blöcke. An dieser Wechsellagerung machen wir die Beobachtung, daß 
in den Schottern viel lokales Blockwerk vertreten ist, was wohl auf 
den Einfluß des unmittelbar darüber aufragenden hohen und steilen 
Felsgebirges, zurückzuführen ist. Oberhalb dieses Aufschlusses zeigen 
sich am „Außeren ÖOchsenberg“ zwischen 2060 m —2400 m Höhe 
mehrere prachtvoll erhaltene Endmoränenwälle eines ehemaligen 
Gletschers des Wannenkopfes. 

Am Schlusse dieser Arbeit will ich noch ein Profil aus dem an 
Glazialschutt außerordentlich armen Stanzertal zur Erwähnung bringen. 

Bei der Station Strengen der Arlbergbahn mündet von Norden 
die steile Schlucht des Dawingrabens in die Rosanna. 

41* 


314 Otto Ampferer. [26] 


Begibt man sich in dieser Schlucht aufwärts, so hat man eine 
lange Strecke über südfallenden Quarzphyllit emporzusteigen. Bei 
1500 m Höhe verschwindet dann das Grundgebirge völlig aus dem 
Tal und dafür stellt sich eine mächtige Masse von Glazialschutt ein. 

Es ist klare, in der Talneigung streifenweise geschichtete Grund- 
moräne, die in Menge gekritzte Geschiebe und auch Blöcke aus ver- 
schiedenen Kalken enthält. 

Feinere graue Grundmoränenlagen wechseln mit blaugrauen, 
welche ungemein viel Quarzphyllit verarbeitet enthalten. 

Gegen außen werden diese Grundmoränen, wie Fig. 24 ver- 
merkt, von einer Schuttzone bedeckt, in der sich massenhaft grobes 
Blockwerk befindet. 


In der Höhe der Dawinalpe begegnen wir dann mehrfachen sehr 
gut erhaltenen Blockmoränenwällen eines kleinen Gletschers an der 
Südseite von Eisen- und Dawinspitze. 


Fig. 24. 


Damwingraben 


ACHT N 


1 = Grundmoräue. — 2 = Blockwerk. — 3 —= Blockmoränenwälle. 
4 Gehängeschutt. 


In der Grundmoräne ist erratisches Material nicht selten, und 
zwar Stücke von Amphibolit, die wohl aus der Ferwallgruppe herbei- 
seführt wurden. Ob das grobe Blockwerk über der Grundmoräne 
vom Rückzug des Stanzertaler Gletschers stammt oder von den jungen 
Blockmoränen des Eisenspitzgletschers, habe ich nicht entscheiden 
können. - 


Aus dem Dawingraben ist durch Murbrüche eine große Masse 
von Blöcken und Grundmoräne ins Stanzertal geworfen worden, wo 
diese Ablagerungen bei der Station Strengen irrtümlich als End- 
moränen eines Stanzertal-Gletschers beurteilt wurden. 

Wir haben uns nun noch mit der Frage zu beschäftigen, wie die 
hier mehrfach geschilderten Wechsellagerungen von Grundmoränen 
und Schottern zu erklären sind. 

Aus den Aufschlüssen im Schwemmbach-Stafeller-Graben und 
im Val Sinestra wissen wir, daß die eingeschalteten Schotter viel 
mehr erratisches Material enthalten als die Grundmoränen. 


[27] Beiträge zur Glazialgeologie des Oberinntals. 315 


Dies ist erklärlich, wenn diese Schotterlagen durch Abschwemmen 
aus Randmoränen des Inntalgletschers entstanden sind. 

Dagegen bleibt es unverständlich, wenn man die Schotter von Vor- 
stößen der benachbarten Lokalgletscher ableiten wollte. 

Außerdem ist ja auch die Annahme sehr unwahrscheinlich, daß 
ein Zurückweichen des Inntalgletschers jeweils mit einem Vorstoßen 
der Lokalgletscher verbunden sein sollte. Wir haben uns also vorzu- 


IN Be 


Grundgebirge Grundmoräne 


stellen, daß der Inntalgletscher bei einem bestimmten längeren Stand 
an seiner Sohle die lokalgefärbte Grundmoräne besonders in Gehänge- 
nischen zur Ablagerung brachte, an seinem höher liegenden Rande 
dagegen Randmoränen niederlegte. Diese Randmoränen konnten beim 
Inntalgletscher eine sehr bunte Zusammensetzung aus vielerlei Ge- 
steinsarten aufweisen. 

Durch eine Senkung des’ Gletscherstandes wurde die Grund- 
moräne bloßgelegt und es konnte bei geeigneten Verhältnissen von 
der höher liegengebliebenen Randmoräne Schotter darauf geschwemmt 
werden. 


316 Otto Ampferer. [28] 


Bei einem neuerlichen Anschwellen des Eisstromes wurden 
diese Schotter wieder mit Grundmoräne bedeckt. 

Es ergibt sich nun die Frage, geschehen diese Wechsellagerungen 
beim Vorrücken oder beim Rückweichen der letzten Großverglet- 
scherung, denn es ist klar, daß diese 100--200 m Höhe umfassenden 
Wechselzonen nur eine Teilerscheinung widerspiegeln können. 

Um hier zu einer Entscheidung zu kommen, müssen wir die 
Wechsellagerungen im Verhältnis zur Moränenbedeckung des ganzen 
Talgehänges betrachten. 

Die vorstehende Fig. 25 bringt in zwei schematischen Profilen 
je die Anordnung dieser Wechsellagerung beim Vorrücken und beim 
Rückweichen zur Darstellung. 

Wir erkennen sofort, daß im ersten Fall sich die Grundmoräne 
oberhalb der Wechselstelle als Hangenddecke im zweiten als Liegend- 
decke fortsetzen muß. Außerdem wird im zweiten Falle mit größerer 
Wahrscheinlichkeit als Abschluß der Wechsellagerung eine Schotter- 
decke zu erwarten sein. Die Erhaltung der ganzen Zone ist bei einer 
Entstehung beim Rückzug überdies weit leichter möglich als wenn 
sie noch beim Vorrücken entstand. 

Soweit sich nun im Schwemmbachgraben sowie im Val Sinestra 
die hier in Betracht kommenden Aufschlüsse überblicken lassen, 
scheint eine Anordnung vorzuliegen, welche diese Wechsellagerungen 
als Ganzes in den allgemeinen Rückzug der letzten Vergletscherung 
hinein verlegt. 

Nimmt man alle Stellen zusammen, so sind die Wechsellagerungen 
zwischen 1300 und etwas über 1800 »n eingeschaltet, umfassen also 
einen Höhengürtel von über 500 m. i 

Dabei darf man aber nicht vergessen, daß zwar Schwemm- und 
Stafellerbach benachbart sind, Val Sinestra aber erst um zirka 48 km 
oberhalb der Sanna in den Inn mündet. Das Gefälle des Inns beträgt 
in dieser Strecke zirka 300 m. Bringt man diese Summe in Abzug, so 
schränkt sich der vertikale Spielraum der nachgewiesenen Wechsel- 
lagerungen auf etwa 200 m ein. 

Mit den von Penck und Brückner angenommenen drei Rück- 
zugsstadien (Bühl-, Gschnitz-, Daunstadium) lassen sich die hier be- 
schriebenen Rückzüge und Vorstöße des Inntalgletschers nicht ver- 
einigen. 

Die Nichtexistenz des Bühlstadiums wurde von mir im Unter- 
inntal nachgewiesen. 

Gschnitz- und Daunstadium können aber wohl kaum mit so hohen 
Ständen des Inntalgletschers in Verbindung gebracht werden. 

Außerdem sind aber in allen diesen Seitentälern von den Grund- 
moränen wohl unterscheidbare Blockmoränen von Lokalgletschern 
deutlich genug zu sehen, die man auf diese Stadien, zumindest auf 
das letzte derselben verteilen muß. 

Es wird daher ein Gegenstand weiterer Nachforschungen sein, 
die Ausdehnung und Bedeutung dieser neuerkannten Gletscher- 
schwankungen im Gebiete des Inns und vielleicht auch anderer Alpen- 
flüsse genauer zu studieren. 


Die Saldamevorkommnisse in Istrien. 
Von Dr. Lukas Waagen. 


Mit einer Textfigur (Karte). 


In einem Gebiete wie das südliche Istrien, das ausschließlich 
aus Karbonatgesteinen aufgebaut wird, mußte es natürlich schon in 
früher Zeit auffallen, daß sich an einigen wenigen Stellen Quarzite 
und ein äußerst feiner Kieselsand oder besser ein Kieselmehl vor- 
fand. Wie alt diese Entdeckung ist, geht schon daraus hervor, daß 
dieses Quarzmehl von den Venetianern nach ihren Glashütten in Murano 
bei Venedig gebracht wurde, wo es die Hauptmasse des Rohmateriales 
bildete. Dieser Export des Saldame dauerte bis vor wenigen Jahr- 
zehnten an; weshalb er jedoch eine Einstellung erfuhr, konnte von mir 
nicht eruiert werden. 

Auch in der wissenschaftlichen Literatur läßt sich die Erörterung 
über Saldame ziemlich weit zurückverfolgen. Die älteste diesbezügliche 
Notiz, die mir jedoch nicht zugänglich ist, findet sich in A. Fortis): 
„Viaggio in Dalmazia“, in welcher derselbe den Saldame als eine 
Ablagerung alter Flüsse anspricht. — Die nächste Erwähnung finde ich 
erst in Morlots Arbeit „Uber die geologischen Verhältnisse von 
Istrien 2), in welcher er eines Kreidegesteines erwähnt, in welchem 
Versteinerungsreste enthalten sind: „Hippuriten, Radioliten, Caprinen 
und andere Muscheln“, das beim Bau der Arena Verwendung fand, 
und das ein dolomitisches Aussehen hatte; die von ihm durchgeführte 
Analyse ergab jedoch: | 


Prozent 
Kohlensanrer. Kalk... u... ms e.e ou Dal 
In Säure unlöslicher Quarzsand. . . . 662 
Glühvertustäil Ka IN TE I 
99-5 


so daß dieses Gestein zu zwei Dritteln aus weißem Quarzsand bestand, 
„der dem Gestein das zuckerartige, bröcklige Aussehen des Dolomits“ 
verlieh. Morlot fährt dann fort: „Mitunter wird der quarzige Sand 


!) Vol. II., pag. 195. Venezia 1774. 
2) Haidingers Naturwiss. Abhandl. I. 1848, pag. 273/74. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (L. Waagen.) 


318 Dr. Lukas Waagen. [21 


so vorherrschend, daß er zum Beispiel in Monte Capeleto bei Pola 
durch unregelmäßige, mitunter bedeutend tiefe Löcher gewonnen und 
zu technischen Zwecken in ziemlichen Quantitäten nach Venedig ver- 
führt wird. Man nennt ihn Saldame. Seine Analyse gab: 


Prozent 
Quarzsand aus reiner Kieselerde . . . 987 
Köhlensaurer Kalk Tr 0:7 
Glühverlust « 2.527 Were 0 


99-6 


„Er wurde durch Herrn Reißeck auf Kieselinfusorien unter- 
sucht, zeigte sich aber rein mineralischer, anorganischer Natur.“ 
Aus der Vornahme einer solchen Untersuchung ergibt sich aber, wenn 
auch Morlot keine Vermutung über die Entstehung des Saldame 
ausspricht, daB er eine sedimentäre Ablagerung, eventuell ein 
Trippel ähnliches Material, vor sich zu haben glaubte. Immerhin 
bleibt aber die angeführte Notiz dadurch von großem Werte, weil 
in ihr die erste Analyse des in Rede stehenden Materials mitge- 
teilt wird. 

Wenige Jahre später schreibt R. Kner!) in seinen „Kleinen 
Beiträgen zur weiteren Kenntnis der geognostischen Verhältnisse 
Istriens“ : „Was den unter dem Namen „Saldame* bekannten Quarzsand, 
der nach Venedig zur Bereitung von Glasperlen verführt wird, anbe- 
langt, so bildet derselbe in einer Tiefe von mehreren Klaftern unter 
dem aufliegenden und zerklüfteten Kalkgesteine eine eigene Schicht 
gelblichen, oft mehlfeinen Sandes, der durchschnittlich zwei Fuß 
mächtig ist, zwischen Pola und den Steinbrüchen von Veruda liegt 
und fast horizontal bis gegen das Meer in ostwestlicher Richtung 
streicht. Sie wird aus zerstreut liegenden Schächten unregelmäßig 
und zum Teil auf Raub ausgebeutet. In geognostischer Beziehung 
erscheint ihr Vorkommen interessant; die Hoffnung, Foraminiferen in 
ihr aufzufinden, wurde aber bisher nicht erfüllt.“ Daraus ergibt sich, 
daß Kner bezüglich der Entstehung des Saldame die gleiche Ver- 
mutung hegte wie Morlot. Kners Angaben über die Lagerungs- 
verhältnisse sind übrigens den Tatsachen nicht ganz entsprechend, 
worauf er selbst durch die Unregelmäßigkeit des Abbaues hätte hin- 
gewiesen werden können. Im übrigen erfahren wir aus dieser Notiz 
nichts Neues. 

Eine vollkommen abweichende Ansicht über die Entstehung des 
Saldame finden wir sodann bei Taramelli?). Derselbe spricht sich 
dahin aus, daß der Saldame vulkanischen Eruptionen entstamme nach 
Art der Geysirs und daß er ident sei mit den Sanden von Sansego. 
Dabei ist zu bedenken, daß derselbe Autor auch die Terra rossa als 
submarinen vulkanischen Schlamm auffaßt, so daß sich diese Ent- 


!) Jahrb. d. k.k. geol. R.-A. IV, 1853, pag. 225/26. 


?) Taramelli, Torg. Appunti sulla storia geologica dell’ Istria. (Atti del 
R. Ist. Veneto, T. III, Ser. IV., pag. 723—757, 1874.) 


= 


[3] Die Saldamevorkömmnisse in Istrien. 319 


stehungshypothese im wesentlichen bloß als eine Konsequenz seiner 
allgemeineren Ansicht darstellt. Auch die Identifizierung mit den 
Sanden von Sansego konnte nicht aufrechterhalten bleiben, so daß 
wir hier bloß eine Häufung von Irrtümern vor uns haben. — Gius. 
Leonardelli verbreitete sich in seiner kleinen Arbeit: „Il saldame, 
il rego e la terra di Punta Merlera in Istria“ !) ausführlicher über 
diese Materie. Wertvoll ist schon die Zusammenstellung der früheren 
Literatur, dann aber auch eine ganz zutreffende Schilderung des 
Auftretens des Saldame. Er schreibt: „Il saldame € un tufo silieeo 
eristallino friabile, il quale si trova irregolarmente intercalato nei 
calcari, e raramente nella Terra rossa, in forma di filoni, che si 
ramificano nella maniera la piu bizzarra in direzione orizzontale ed 
anche verticale.“ Dabei ist wohl die Auffassung Taramellis übernommen 
worden, aber durch exakte Beobachtungen begründet, Leonardelli 
vermutet in den dort häufig auftretenden natürlichen Schächten oder 
Karströhren, wie ich sie nennen möchte, „i veri veicoli dell’ eruzione 
termale“ und es ist somit auch unter dem Ausdrucke „tufo siliceo“ 
nicht etwa ein vulkanischer Tuff, sondern ein solcher thermaler Ent- 
stehung gemeint, den wir gemeiniglich als Kieselsinter bezeichnen. 
Ein Irrtum Taramellis erscheint jedoch von Leonardelli noch 
weiter geführt, indem er den Saldame mit dem Sande der Punta 
Merlera, also auch mit dem Sande von Sansego in Übereinstimmung 
bringt. Diese falsche Auffassung wurde erst von Stache in seiner 
„Verbreitung und Höhenlage der Aquivalente der Sandablagerungen 
von Sansego. Ursprung und Entstehungsweise“ ?) richtiggestellt, indem 
er hervorhob, daß die Sande von Sansego, bzw. deren Aquivalente, 
nächst der Punta Merlera von umgeschwemmter Terra rossa unter- 
lagert werden, während sich dieselbe stets als Decke über die Sal- 
damevorkommnisse darüber lege, so daß im Gegensatze zu Leonar- 
delli ein verschiedenes Alter der beiden Sandablagerungen ange- 
nommen werden müsse, abgesehen von der Verschiedenartigkeit der 
Entstehung. Die eben erwähnte Beobachtung Staches geht eigentlich 
bis auf das Jahr 1872 zurück und wurde auch damals in einer kleinen 
Notiz, betitelt „Der Sand von Sansego an der südlichen Küste Istriens“ °) 
veröffentlicht, die jedoch von Leonardelli jedenfalls vollständig 
übersehen wurde, da er dieselbe gar nicht erwähnt. Eine ausführlichere 
Darlegung Staches über die Quarzite, welche mit dem Saldame im 
innigsten Zusammenhange stehen, finden wir in seiner Arbeit „Die 
Wasserversorgung von Pola“ %). Wir lesen dort: „Die Quarzite er- 
scheinen in zwei verschiedenen Ausbildungsformen oder vielmehr in 
zwei verschiedenen Stadien der Zerstörung einer einst in größerer 
Ausdehnung verbreiteten Kieselsinterbildung in unmittelbarer Auf- 
lagerung auf den bereits vor der Zeit ihres Absatzes erodierten Fels- 
beden der Kreideformation. Die eine dieser Ausbildungsformen besteht 
aus größeren, zum Teil mehrere Meter mächtigen Felsmassen, welche 


!) Roma 1884. 

2) Verh. d. k.k. geol. R.-A. 1888, pag. 255. 

°) Verh. d. k.k. geol. R.-A. 1872, pag. 221. 

*, Jahrb. d. k.k. geol. R.-A. XXXIX, 1889, pag. 98. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Heft. (L. Waagrn.) 42 


390 Dr. Lukas Waagen. [4] 


schichtenförmige Absonderungen zeigen und noch mit der Kalkstein- 
basis enger zusammenhängen.“ 

„Oberflächlich und in Klüften zeigen dieselben vielfach rote 
Färbung, welche von dem Eindringen des feinen Schlammes der nach- 
träglich weggewaschenen oder noch teilweise zurückgebliebenen Be- 
deckung mit ursprünglichem oder umgeschwemmtem Terra rossa-Material 
herrühren. Innen jedoch zeigen sie sich als reiner, weißer, feinkörnig 
kristallinischer, zum Teil feinzellig poröser Quarzit mit kleinen 
Drusenräumen, in welchen kleinste Quarz- und Kalzitkristalle zu be- 
obachten sind. Die reinen Quarzite bestehen aus über 90 Prozent 
Kieselerde und enthalten nur 1 Prozent kohlensauren Kalk und etwa 
Tonerde.* y, 

„Die zweite Form ist ein Zerstörungsprodukt der ursprünglichen 
Quarzitablagerung und besteht aus eckigen und unvollkommen abge- 
wetzten Quarzitbrocken von Nuß- bis Faustgröße mit roter FEisentonerde 
vermischt. Diese Form findet sich mehrfach isoliert innerhalb der 
Terra rossa-Gebiete, aber auch besonders innerhalb und im Umkreise 
der festen Quarzitfelsmassen. Unter den Quarzitbrocken scheinen un- 
reinere, stärker mit Kalk durchzogene Stücke vorherrschend zu sein. 
Wahrscheinlich waren solche Lagen und Partien der ursprünglichen 
Ablagerung leicht klüftig und leichter zerstörbar und erfuhren bei 
späterer Umschwemmung des ursprünglichen Terra rossa-Materials 
teilweise einen Transport nebst Umlagerung. 

„Ihre Entstehung verdankt die ursprüngliche Ablagerung ohne 
Zweifel heißen, an Kieselerde reichen Quellen, welche während der 
nachkretazischen Festlandperiode Kieselsinterlagen auf dem Kalkstein- 
boden absetzten.“ 

Nach Stache hat sich meines Wissens nur noch Krebs in 
seinen „Morphogenetischen Skizzen aus Istrien“ !) mit dem Saldame- 
vorkommen beschäftigt. Auch er gibt eine knappe |Übersicht der bis- 
herigen Veröffentlichungen und verknüpft damit seine eigenen Be- 
obachtungen, indem er schreibt: „Es herrscht Grubenbau. Soweit der 
Saldame erschlossen ist, zeigt sich überall die schönste Konkordanz 
zwischen dem überlagernden Kalke und ihm. Zuoberst findet sich 
eine nirgends tiefgründige Verwitterungskrume mit einigen geologischen 
Orgeln, die wie überall Terra rossa enthalten. Dann folgt fast wagrecht 
lagernder Plattenkalk, der keinerlei Metamorphose zeigt und nur hin 
und wieder von tieferen Klüften durchzogen ist. Der Kalk wird gegen 
unten porös; er bildet ein weicheres, zersetztes Gestein, das sich 
leicht zerreibt und von den Grubenarbeitern als „pietra di Saldame“ 
bezeichnet wird. Die weichsten Partien dieses Gesteines, die am 
leichtesten zu gewinnen sind, bilden den Saldame selbst.“ 

„Im Grenzgebiet zwischen dem Kalk und dem ‚Saldamestein 
findet sich ein schmales, kaum einige Zentimeter breites Band eines 
gelben Tones, der sich häufig in den Gesteinsfugen des Kalkes findet 
und bei Triest als „Carabus“ bezeichnet wird. Es scheint nun auf 
den ersten Blick, daß dieser Lehm zwei völlig verschiedene Gesteins- 
arten trennt, doch gewinnt man beim Anklopfen der Grubendecke 


!) 34. Jahresbericht der deutschen Staats-Oberrealschule in Triest. 1904. 


15] Die Saldamevorkommnisse in Istrien. 321 


gar bald den Eindruck, daß die beiden Gesteinsarten ineinander 
übergehen und der Lehm nur annähernd die Grenze mehr und weniger 
durchlässigen Materials andeutet. Fs finden sich nämlich im reinen 
Kalke kieselige Adern, die sich so vergrößern, daß der Kalk nur 
Fragmente im Kiesel bildet und schließlich fast ganz verschwindet. 
In diesem Sinne ist jedenfalls Marchesettis Metamorphose und 
Infiltration zu verstehen.” 

„A. Vierthalers Analysen von Saldame aus der Gegend von 
Pola und Großrepen !) zeigen uns, wie groß die chemischen Unter- 
schiede sein können. Unseres Erachtens ist auch der sogenannte „rego“ 
— und wir stimmen hierin mit Leonardellis Auffassung?) voll- 
kommen überein — weder petrographisch noch stratigraphisch ver- 
schieden vom Saldamestein, der nahe der Oberfläche, durch die 
Terra rossa verunreinigt, ebenso rot gefärbt ist®).. Wo wir diesen 
sogenannten „Quarzit“ zu sehen bekamen, auf der Straße von Dignano 
nach Marzana bei Kote 179, dann im Bosco Sevie bei Lavarigo und 
beim Wächterhaus 77 der Staatsbahn ®), zeigte sich immer derselbe 
tuffige, löcherige Stein, der auf vorgeschrittene chemische Verwitterung 
‚hinweist. Das alttertiäre Alter, das Stache dem Rego zuschreibt, 
läßt sich kaum recht beweisen, denn das Gestein ist wohl kretazisch, 
die Umwandlung zwar jünger, aber der Zeit nach nicht genau anzu- 
geben. Festzuhalten ist, daß es eine lange Reihe von Übergangsformen 
gibt zwischen dem reinen unzerstörten Kalke, dem bröckeligen 
„Quarzit“ und dem feinen Sand, der allein Nutzwert besitzt. Je weiter 
die Umgestaltung vorschreitet, um so geringer wird der Kalkgehalt, 
um so mehr wächst perzentuell der Anteil an unlöslicher Kieselerde. 
Die reichhaltige Suite von Saldamesteinen, die mir Direktor Dr. Mar- 
chesetti in liebenswürdigster Weise im naturhistorischen Museum 
zu Triest zeigte, bestätigt den Satz wohl vollauf.“ 

„Es muß betont werden, daß alle Saldamelager Südistriens an- 
nähernd im selben Schichtstreifen liegen, der parallel der Haupt- 
achse zwischen Dignano und Promontore einen großen westwärts ge- 
richteten Bogen beschreibt 5). Es ist also eine bestimmte Schicht des 
Plattenkalkes zur Saldamebildung besonders geeignet. Auch die übrigen 
bekannten Vorkommnisse des Quarzsandes, wie das bei Skopo am 
Karst®) von Komen und bei Großrepen unweit Triest finden sich in 
mittelkretazischen Horizonten, nahe dem ebenfalls sandigen Zer- 
störungsprodukte liefernden Dolomit. Im Hippuriten- oder Nummuliten- 
kalke sucht man vergebens nach dem Saldame.“ 

1) Boll. della Soc. Adriat. di Sc. Nat. in Trieste, VI, 1881, pag. 272. 

?) l. e.; nicht so betreffs der Sande von Punta Merlera. 


®) Je nach der an der Oberfläche oder an den Klüften erfolgten Verun- 
reinigung unterscheidet man in den Gruben roten, gelben und weißen Saldame; 
Wert besitzt nur der letztere. 

*) Die letztgenannten Vorkommnisse sind auf Staches Karte (Wasserver- 
sorgung von Pola) nicht eingetragen, besonders im Bosco Sevie finden sich ver- 
schiedene Vorkommnisse. 

5) Stache, ]. c. pag. 24. Es sei darauf hingewiesen, daß dieser Bogen mit 
jenem des Alboneser Karstes harmoniert. 

®) Vgl. Marchesetti, ]l. c. pag. 262. 


42* 


399 Dr. Lukas Waagen. [6] 


„Kieselreiche Kalke sind jedenfalls die unerläßliche Bedingung 
zur Bildung des Quarzsandes und das beweist im Verein mit der Art 
der Lagerung wohl zur Genüge, daß vulkanische Phänomene bei der 
Bildung ausgeschlossen sind. Die Metamorphose des Kalkes geht nicht 
auf Eruptionen heißer Quellen zurück, sondern ist ein chemischer 
Verwitterungsprozeß, den warmes Wasser nur beschleunigt!). Dieser 
aber beschränkt sich auf bestimmte Schichten, was bei Geysirs wohl 
niemals vorkommen könnte. Wir sehen in der Ansicht nur noch 
den letzten Rest einer von T. Taramelli seinerzeit aufgestellten 
Hyphothese über den Ursprung der Terra rossa aus submarinem 
vulkanischem Schlamme ?). Diese Auffassung hat der \erfasser selbst 
längst aufgegeben ?) und wir hielten es darum auch vom geographischen 
Standpunkte aus für unsere Pflicht, darauf hinzuweisen, daß in den 
Saldamelagern des südlichen Istrien keine Zeugen endogener Kräfte 
vorliegen ?), 

„Das verschieden harte Material bedingt eine unregelmäßige 
Ausbeutung. Wo man in den Gruben auf harten Stein trifft, läßt man 
ihn als Stütze stehen oder gräbt überhaupt nicht weiter. Immerhin 
ist die Ausräumung so weit vorgeschritten, daß die Decke die Hohl- 
räume nicht mehr zu tragen vermochte, sondern einbrach. Gewaltige 
Pingen zeigen an der Oberfläche das Bereich der Gruben an.“ 

„Wo dann der Sand zutage geschaffen und zu Haufen geschichtet 
wird, bewirkt der Niederschlag eine neuerliche Zementierung in Gestalt 
einfacher und doppelter Knollen. Diese Konkretionen sind hier zwar 
nicht so häufig wie bei Großrepen, von wo sie Marchesetti be- 
schreibt, doch fehlen sie auch in Südistrien nicht.“ 

Die Ausführungen von Krebs wurden hier in vollem Umfange 
wiedergegeben, einesteils weil dieselben mit Rücksicht auf ihren Er- 
scheinungsort (in dem Jahresberichte einer Mittelschule) nicht leicht 
zugänglich sind, und anderseits, weil in denselben eine ganze Reihe 
von Punkten erwähnt wird, zu welchen noch Stellung zu nehmen 
sein, wird. 

Ich selbst hatte Gelegenheit, die Saldamevorkommnisse im Karten- 
blatte Pola anläßlich meiner Begehungen im Interesse der Wasser- 
versorgung der genannten Festung kennen zu lernen, während ich die 
Vorkommnisse im Bereiche des Kartenblattes Mitterburg—Fianona 
(Z. 25, Kol. X) während der dort durchgeführten geologischen Kar- 
tierungsarbeiten studieren konnte. Eine kurze Notiz über meine dabei 
gewonnenen Eindrücke und Beobachtungen erschien im „Jahresberichte 
der k. k. geol. Reichsanstalt für 1914“), die ich bezüglich der Ent- 


!) Wenn überhaupt warmes Wasser bei der Bildung tätig war, müßte es, 
wie Marchesetti (auf Grund mündlicher Mitteilung) glaubt, durch Druck er- 
wärmt sein, Eis mag sich fragen, ob nicht für sehr kieselreiche Kalke auch die 
gewöhnlichen Tagwässer ausreichen. 

2) ]. c. Appunti.. ., pag. 18. 


®) Una gita geol. in Istria, La Rassegna nazionale. 116. Bd. (1. Dez. 1900), 
pag. 521. 


*) Die beiden Thermen von Monfalcone und S. Stefano liegen an bekannten 
Bruchlinien; in Südistrien sind solche nicht bekannt. 


®) Tietze, E.: Verh. d. k.k. geol. R.-A. :1915. 


[7] Die Saldamevorkommnisse in Istrien. 323 


stehung der Saldamelager dahin zusammenfaßte: „Wenn man diese 
Abbauhöhlen untersucht, so erscheint es auch sofort. klar, daß es sich 
um metasomatische Ablagerungen handelt, wie sie typischer kaum 
gedacht werden können.“ 


Erörtern wir nun die Fundpunkte des Saldame etwas näher, so 
ist zunächst deren Anordnung eine ganz eigentümliche, die sofort 
erkennen läßt, daß es sich nicht um eine in dieser Weise ausgebil- 
dete Schicht oder einen Schichtstreifen handelt, wie Kner und "nach 
ihm Krebs, meinen, sondern um ein von der Schichtung völlig un- 
abhängiges Auftreten. 

Die Saldamevorkommen, welche auf dem beigefügten Kärtchen 
südlich der Straße von Dignano nach Marzana eingetragen sind, kenne 
ich nur zum Teil aus eigener Anschauung, doch konnte eine Ergänzung 
leicht nach der Karte der Umgebung Polas von Stache vorgenommen 
werden. Außerdem erwähnt Krebs, daß im Bosco Sevie eine Anzahl 
Fundpunkte vorhanden seien, die auch unschwer zu lokalisieren sind. 
Dagegen sind die Vorkommen, welche Kner erwähnt, „zwischen Pola 
und den Steinbrüchen von Veruda“ weder Stache noch mir bekannt 
geworden, und es dürften dieselben wohl seit dem Jahre 1853 voll- 
ständig ausgebeutet oder auch durch die Erweiterung der Stadt ver- 
baut worden sein. Von dem bei Morlot als Fundpunkt erwähnten 
„Monte Capeleto“ endlich ist mir nicht einmal der Name bekannt 
geworden, und in der Umgebung Polas ist derselbe wenigstens 
gegenwärtig auch nicht mehr gebräuchlich. Somit müssen diese 
beiden letztgenannten Punkte aus unseren Frörterungen ausgeschaltet 
werden. 

Bei Pola ist also zunächst ein kleines isoliertes Vorkommen 
von Quarziten im Norden der Stadt, unweit, östlich, der Valle lunga 
zu erwähnen, Ein anderes Vorkommen, ebenfalls in der Nähe der 
Stadt, und zwar westlich derselben und nordwestlich von dem Monte 
Turco gelegen, gleichzeitig der südlichste mir bekannte Fundpunkt, 
zeigt ebenfalls bloß in geringem Ausmaße anstehende Quarzite, die 
aber zweifellos mit Saldamesanden in Zusammenhang stehen. Gegen 
Norden fortschreitend kommt man sodann zu den, nach Krebs, 
zahlreichen Fundpunkten im Bosco Sevie, südöstlich von Lavarigo, 
weiters zu einigen Quarziten unmittelbar westlich des genannten Ortes, 
dann fast genau nördlich davon an der Straße von Gallesano nach 
Monticchio sowie nördlich dieser Straße liegen abermals Fundpunkte 
des Quarzites. Von Lavarigo bis zu dem eben genannten Punkte er- 
scheinen die Vorkommen wie an einer geradlinig von SSW nach NNO 
verlaufenden Zone aufgereiht, während die südlicheren Punkte stets 
weiter gegen Westen verschoben sind. 

Jedenfalls ist der geradlinige Verlauf der Vorkommen Lavarigo- 
Nord bemerkenswert und wird um so auffallender, als sich nur etwa 
2 km östlich davon eine zweite Linie parallel dazu hinzieht, deren 
südlichster Punkt in der Gegend der Höhe Buoncastel (westlich von 
Montiechio) angetroffen wird und die an der Straße von Dignano nach 
Marzana ihre Fortsetzung findet. 


Dr. Lukas Waagen, = 


Mitterburg 


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mm) 


JSualdame 


Zseudo-Saldame 
(Marmormelt) 


————— fan IFOMONIOr 


Ubersichtskarte der Saldame-Fundpunkte in Sid-Istrien. 
Maßstab: 1:400.000. 


[8] 


19] Die Saldamevorkommnisse in Istrien. 325 


Weitaus zahlreicher sind jedoch die Saldame-Ausbisse in dem 
nördlich anstoßenden Kartenblatte Mitterburg und Fianona vorhanden. 
Auch hier kann man im wesentlichen zwei zueinander parallele Züge 
unterscheiden, die sich von SSW nach NNO hinziehen. Beginnen wir 
mit dem westlichen Zuge, und zwar wieder im Süden, so sind zunächst 
die Vorkommen von Bonasini, Cecinovie und Mt. Cerovac zu nennen, 
welchen sich, etwas gegen Osten verschoben, weitere Fundpunkte über 
Rezanci und Boccordich bis in die Gegend Preseka anschließen, wo 
sich die ursprüngliche Reihe zwischen Bricanci, Ferlini und dem 
Berge Cikovae in einen ganzen Schwarm von Vorkommnissen auflöst. 
Es ist somit diese Reihe auf eine Länge von 10 km zu verfolgen. — 
Der 3 km östlich davon verlaufende .Parallelzug ist viel spärlicher 
mit Saldamevorkommnissen besetzt; er beginnt südlich von Saini und 
läßt sich über Skitaca und Orecchi bis zum Berge Golzana vecchia, 
also auf rund 8 km verfolgen. 


Die Saldamevorkommnisse in der Umgebung von Pola ebenso 
wie jene des westlichen Zuges von Bonasini bis zum Berge Cikovac 
treten durchaus im Bereiche der Kreide-Plattenkalke auf, der voll- 
kommen schwebend lagert, während der östliche Zug von Saldame- 
vorkommen bereits in den höheren massigen Kreidekalken erscheint, 
welche im allgemeinen einen gegen Westen konvexen Bogen be- 
schreiben, so daß das Fallen von Süd gegen Nord sich von Südwest 
über West nach Nordwest ändert, ohne jedoch Regelmäßigkeit zu 
besitzen. Aus dieser Tatsache des Auftretens der Saldamevorkomm- 
nisse in zwei verschiedenen Schichtenkomplexen mit voneinander 
abweichendem Streichen und Fallen bei jedesmaliger geradliniger An- 
ordnung der Ausbisse geht jedoch ohne weiteres hervor, daß die 
von Krebs gemachten Angaben, „daß alle Saldamelager Südistriens 
annähernd im selben Schichtstreifen liegen, der parallel der Haupt- 
achse zwischen Dignano und Promontore einen großen, westwärts ge- 
richteten Bogen beschreibt“ und daß somit „eine bestimmte Schicht 
des Plattenkalkes zur Saldamebildung besonders geeignet“ sei, nicht 
den Tatsachen entsprechen und somit auch die daraus gezogenen 
Schlüsse nicht weiter haltbar sind. 


Die Art des Vorkommens ist am besten in den Abbauen zu 
studieren; da jedoch der Export des Saldamesandes nach den Glas- 
hütten Venedigs schon seit geraumer Zeit eingestellt ist, so ist auch 
die Gewinnung dieses Materials sehr beschränkt, da es nur mehr 
im Hausgebrauche als Putzmittel von Metallgegenständen Verwendung 
findet. Zur Zeit meines Besuches war daher an nur ganz wenigen 
Punkten noch ein kleiner Betrieb zu erkennen. So lagen östlich von 
Cecinovie einige Haufen dieses Sandes neben den dort abgeteuften 
kleinen Schächten heraußen, und noch geringere geförderte Massen 
waren bei einigen Gruben südlich der Höhe Cikovac, an der Straße, 
welche von S. Vincenti gegen Nordost ins Land hineinführt, zu be- 
merken. Spuren früheren größeren Betriebes finden sich aber südlich 
der eben erwähnten Schächte bei Cecinovic, nämlich westlich von 
Bonasini, wö schon die Oberfläche zahlreiche Pingen aufweist und 
überdies manche frühere Grube auch noch befahrbar ist. Gerade die 


396 Dr. Lukas Waagen. [10] 


Befahrung dieser alten Baue sind aber für die Kenntnis der Art des 
Auftretens der Saldamesande am instruktivsten. 

Am Ausgehenden trifft man überall bloß die sogenannten Quarzite. 
Dieselben sind entweder typische poröse Süßwasserquarzite, oder, 
was häufiger der Fall ist, massige Blöcke von Quarzsandsteinen, die 
entweder sehr hart dem Hammer des Geologen einen großen Wider- 
stand entgegensetzen, oder durch die Verwitterung zermürbt und 
sandig geworden sind. Die Färbung ist ebenfalls von äußeren Ein- 
flüssen abhängig. Die Außenseite ist daher durch das Darüberspülen 
Terra rossa führenden Wassers stets rot bis rotbraun, selten gelblich, 
nach dem Inneren aber gewahrt man immer lichtere Töne, so daß 
der Kern eines solchen harten, also noch wenig verwitterten Blockes 
nicht selten eine lichtgraue bis weißliche Färbung besitzt, während 
stärker von der Verwitterung angegriffene Stücke auch im innersten 
oft noch die gelbliche Färbung erkennen lassen. In einigen wenigen 
Fällen wurden aber auch harte rote Blöcke, und zwar meist von be- 
deutendem Umfange angetroffen, die, soweit es auch möglich war, 
Stücke abzuschlagen und so in das Innere einzudringen, stets die 
gleiche schöne dunkelrote Farbe aufwiesen, aus welcher die Kristall- 
flächen der Quarze aufblitzten. Für diese Blöcke dürfte, wie später 
erörtert werden soll, eine etwas abweichende Entstehung anzu- 
nehmen sein. 

Diese Quarzite an der Oberfläche sind jenes Material, welche 
im Volksmunde als „Rego“ bezeichnet werden. Nach der Tiefe wird 
dasselbe jedoch nicht nur immer lichter, sondern auch mürber, 
so daß in allmählichem Übergange der eigentliche feine Saldamesand 
daraus wird. Dieser Sand ist in seiner feinsten Qualität blendend weiß 
und besitzt die Feinheit eines Mehles, nicht selten aber wurden dio 
zusitzenden Tagwässer durch den überlagernden Quarzitpfropf noch 
nicht hinreichend filtriert, so daß sie auch in der Tiefe noch etwas 
Eisenhydroxyd mitbringen, was eine gelbliche, seltener rötliche Fär- 
bung des Sandes verursacht und selbstverständlich die Qualität be- 
einträchtigt. 

Der Saldamesand ist zumeist von dem umhüllenden Gestein 
nicht scharf geschieden, sondern man gewahrt, daß er kalkreicher 
und damit härter wird, und schließlich in einen festen verkieselten 
Kalkstein übergeht, der selbstverständlich beim Abbaue nicht mit 
hereingewonnen wird und infolge der eigentümlichen Verbreitung 
des Sandes in den alten Bauen oft als Stützpfeiler in den weiten 
Höhlungen angetroffen wird. 

Mitunter allerdings ist die Trennung zwischen Saldame und 
Nebengestein doch scheinbar scharf ausgeprägt, und zwar infolge Auf- 
tretens eines gelben Tones, Carabus genannt. Dieser dürfte jedoch 
meiner Auffassung nach eine spätere Infiltration sein, dadurch ent- 
standen, daß eben an der Grenze des harten und des weichen 
Materials der Ton der durch Filtrierung größtenteils enteisneten 
Terra rossa einen Weg zur Tiefe fand und zum Absatze gelangte. 
Damit wären die verschiedenen Glieder, welche im lokalen Saldame- 
abbaue unterschieden werden, kurz umrissen: der Oberflächenquarzit 
Rego, der feine Quarzsand Saldame, der diesen begrenzende gelbliche 


[11] Die Saldamevorkommnisse in Istrien. 327 


Ton Carabus und schließlich wäre noch zu ‚erwähnen, daß auch das 
verkieselte Nebengestein eine eigene Bezeichnung führt und Pietra 
di Saldame genannt wird. Erwähnt wurde bereits oben, daß auch 
der Saldamesand insofern eine Randfazies besitzt, als sich dort stets 
in größerer oder geringerer Menge eine Beimengung von kohlen- 
saurem Kalk nachweisen läßt. Dieser Umstand bewirkt aber, daß 
solches Saldamematerial, wenn es längere Zeit am Tage lagert, Neigung 
zur Bildung von Konkretionen besitzt, welche mit den bekannten 
Lößkindeln eine gewisse Ahnlichkeit aufweisen, 

Das Auftreten des Saldame ist derart eigentümlich, daß ich bei 
Befahren der alten Abbaue sofort den Eindruck hatte, eine metaso- 
matische Lagerstätte vor mir zu haben. Man sieht da ganz unregel- 
mäßige Hohlräume, deren Wandungen aus stark verkieseltem Kalke 
bestehen, in welchem, obgleich er dem deutlich geschichteten Platten- 
kalke angehört, von Schichtung absolut nichts zu sehen ist. Arbeitet 
man aber mit der Spitzhaue in dieses Gestein hinein, so läßt sich 
bald feststellen, daß nicht nur die Verkieselung fortschreitend ab- 
nimmt, sondern auch, daß sich die Schichtung mit dem normalen 
Aussehen des Gesteines auch wieder einzustellen beginnt. Nach der 
Teufe zu hat die Lagerstätte im allgemeinen schlauchförmige Ge- 
stalt, von welcher nicht selten Verzweigungen ausgehen, die selbst wieder 
zu ansehnlichen Massen anschwellen können, kurz diese Art des Auf- 
tretens gleicht vollkommen jener metasomatischer Erzlagerstätten, wie 
besonders den zahlreichen Zink-Bleierz- Vorkommen. 

Es waren somit zwei Vorstellungen, welche die eigentümlichen 
Saldamelager Istriens hervorriefen; die eine knüpfte an das ähnliche 
Bild metasomatischer Lagerstätten an, während die andere eine ther- 
male, respektive Geysir-Entstehung in Erwägung zog. Letztere An- 
schauung stützte sich hauptsächlich auf das Auftreten der zutage 
liegenden Quarzite, während erstere durch die eigentümliche Form 
der Lagerstätte gestützt zu werden schien. Immerhin ließen sich gegen 
beide Auffassungen aber auch Gegengründe anführen, welche besonders 
in der Feinsandigkeit des Materials wurzelten. In diesem Zweifel 
konnte”bloß die mikroskopische Untersuchung eine Entscheidung her- 
beiführen. 

Betrachten wir zunächst die Quarzite, den „Rego“ im Dünn- 
schliffe unter dem Mikroskop, so sehen wir in vielen Fällen, daß der- 
selbe, der äußerlich mit Süßwasserquarziten vollkommen überein- 
stimmt, u. d. M. deutliche Pflasterstruktur erkennen läßt. Aber 
weder das tuffige Außere noch auch die Pflasterstruktur ist für den 
Rego ausschließlich charakteristisch, denn andere Vorkommen, welche 
äußerlich massiger erscheinen, besitzen verzahnte, und innig damit 
verknüpft auch porphyrische Struktur. Die Struktur der Grundmasse 
dieser Quarzite leitet dann hinüber zu anderen äußerlich milchweiß 
und ziemlich dicht erscheinenden Variäteten, welche sich u. d.M. als 
durchaus feinkristallinisch erweisen und deren Struktur ein mikro- 
granitisches Gepräge trägt. Von diesen wieder gibt es Übergänge 
zu äußerlich als Feuerstein oder Chalzedon aufzufassenden Abarten, 
wobei die Zwischenglieder u. d. M. eine Struktur aufweisen, die an 
Felsite oder Mikrofelsite erinnern, während die typische faserige 

Jahrbuch d. k.k. geol. Reichsanstalt, 1915,-65. Band, 3. u. 4. Heft. (L. Waagen.) 43 


398 Dr. Lukas Waagen. [12] 


Modifikation des Chalzedons nur selten und undeutlich beobachtet 
werden kann. Immerhin aber bleiben diese vorhandenen Übergänge 
von großem Interesse, wenn auch das Auftreten von Opal nicht be- 
obachtet werden konnte, der doch bei der von mancher Seite an- 
genommenen Entstehung des Saldame aus einem Geyserit, als die 
ursprüngliche Bildung angesehen werden müßte. Bringen wir jedoch 
die beobachtete Reihe mit einem supponierten ursprünglichen Geyse- 
rite in Zusammenhang, so hätten wir eine Dehydrationsreihe: Opal- 
(Kascholong)-Chalzedon-Quarz. Kascholong wurde hierbei in Klammern 
in die Reihe aufgenommen, da es möglich ist, daß die dichten milch- 
weißen Massen zum Teil dieser Chalzedon-Varietät angehören. Es 
wäre jedoch nicht nötig, daB stets diese ganze Dehydrationsreihe von 
einem vorausgesetzten geysiritischen Material durchlaufen wurde, 
sondern es ist möglich, daß einerseits aus dem Geysirite Kascholong 
oder Chalzedon hervorging, was jedenfalls seltener und unvollkommener 
stattfand, während anderseits, wahrscheinlich in der Mehrzahl der 
Fälle, der ursprüngliche Opal zuckerkörnige Struktur annahm und so 
direkt in Quarz umgewandelt wurde. Welche Momente diese Um-. 
wandlung jedoch verursachten, darüber können wir uns keine rechte 
Vorstellung machen. Spezia ist zwar die experimentelle Umwand- 
lung von Opal in Quarz gelungen, jedoch nur bei Temperaturen 
zwischen 280 und 300° C, während bei niedrigerer Temperatur und 
unter einem Drucke von 6000 Atm. auch nach 4 Monaten keine Umwand- 
lung erzielt werden konnte!). Mit den im Experiment verwendeten 
hohen Temperaturen ist nun in unserem Falle aller Wahrscheinlich- 
keit nach nicht zu rechnen und somit ist: eine Erklärung einer solchen 
angenommenen Umwandlung nicht recht möglich. Vielleicht würde 
das Studium tertiärer Geysir-Schalen, wie solche zum Beispiel in Un- 
garn angetroffen werden, Aufklärung bringen. Möglich erscheint es 
mir jedoch, daß in unserem speziellen Falle eine Umwandlung des 
Opals in Quarz dadurch veranlaßt worden sein könnte, daß bei den 
Verwitterungsvorgängen gelöste Teilchen des umgebenden kohlen- 
sauren Kalkes auf den Geisirit einwirkten, da nach den Versuchen 
von E. Baur die Gegenwart von Kalziumkarbonat die Quarzbildung 
auf Kosten des Opals begünstigt ?). 

Gehen wir nun aber bei der Beurteilung unserer Saldamelager- 
stätte von der Annahme aus, daß es sich um ein metasomatisches 
Vorkommen handle, so wäre der Vorgang etwa folgendermaßen vor- 
zustellen. Eine Therme, deren Temperatur nicht über 50°C betragen 
zu haben braucht, drang längs einer Spalte empor und brachte in 
Wechselwirkung auf die umgebenden Kalkbänke die Kieselsäure zur 
Ausscheidung, wobei ebenfalls die Gegenwart des Kalziumkarbonates 
die Ausscheidung in Form von Quarz begünstigte. Das Auftreten von 
Chalzedon-Kascholong an der Thermenmündung kann dann, mit Rück- 
sicht auf den dort fehlenden Einfluß des Kalkes als primäre Bildung 
angesehen werden, wie dies ja vielfach im eisernen Hute von Eisen- 
erzlagerstätten beobachtet wurde. Aber auch die Annahme einer Um- 


!) Siehe Doelter, Handbuch der Mineralchemie, Bd. II, 1. Hälfte, S. 152. 
?) Siehe-Doelter, ]. c. pag. 154. 


[13] Die Saldamevorkommnisse in Istrien. 329 


wandlung ursprünglicher Quarzablagerungen würde auf keine Schwie- 
rigkeiten stoßen, da ja die Hydrationsreihe: Quarz-Chalzedon-(Kascho- 
long) in der Natur ziemlich häufig angetroffen wird. Es ist somit auf 
Grund der bisherigen Befunde eine Entscheidung zwischen den beiden 
angeführten Hypothesen nicht möglich, um so weniger als die Fein- 
sandigkeit des Saldame weder in dem einen noch in dem anderen 
Falle eine befriedigende Erklärung findet. 

Dieser feine Quarzsand erweist sich bei 400 facher Vergrößerung 
als aus einzelnen Quarzkriställchen bestehend, welche aus dem Prisma 
und den beiden Endpyramiden bestehen und größtenteils sehr gut 
entwickelt sind. Daneben gewahrt man aber, und dies ist sehr auffällig, 
in großer Zahl auch Bruchstücke von Kristallen, deren Entstehung 
mir vollkommen unklar war. Diese Beobachtung veranlaßte mich aber 
zur Durchsicht weiterer Dünnschliffe, welche ergab, daß auch bei 
dem „Rego“ eine Kataklase stellenweise zu beobachten ist und daß 
mitunter deutliche Mörtelstruktur vorhanden ist. 

Zur Entscheidung der Frage, ob die Saldameablagerungen als 
metasomatisch angesehen werden könnten, wurden sodann auch Dünn- 
schliffe aus den Randpartien der Lagerstätte u. d. M. untersucht 
und diese ließen unzweifelhaft erkennen, daß es sich hier nicht um 
einen mit Kieselsäure imprägnierten Kalk handle, sondern daß umge- 
kehrt Quarzkriställchen, sehr häufig auch zerbrochene Kriställchen 
in eine feinkristalline Kalkspatmasse eingebettet sind, so daß das 
Ganze an eine porphyrische Struktur erinnert. Dazu muß bemerkt 
werden, daß das Kalkspatcement mitunter auch etwas fluidale Struktur 
erkennen läßt. Es ist somit zweifellos, daß der Saldamesand hier erst 
nachträglich durch Kalkspat verkittet wurde, und diese Auffassung 
wird des weiteren auch noch durch die Bildung brecciöser Konkre- 
tionen in dem im Freien lagernden Sand bestätigt. Man sieht in 
einem Dünnschliff aus solchem Material in ganz derselben Weise die 
Quarzkriställchen in ein feinkristallines Kalkspatcement ‚eingebettet, 
nur daß hier der Kalkspat in etwas geringerer Menge als in den 
Randpartien aufzutreten scheint. 

Auch chemisch ließ sich der geringere Gehalt an Kalziumkar- 
bonat nachweisen. Herr kais. Rat C. Friedrich Eichleiter, welchem 
ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank hierfür aussprechen 
möchte, hatte die Freundlichkeit, eine Anzahl von mitgebrachten 
Proben der verschiedenen Materialien einer chemischen Untersuchung 
zu unterziehen, von welchen hier folgende Ergebnisse mitgeteilt seien. 


10, CalO; 
Quarzit (Rego) am Wege von Fer- 
hnilnach' Fol) 4:7 °,.r. . 99:30°/, Kaum bemerkbare Spur. 
Qtarzit, diehte Varietät. '.. .. .9700%, x e n 
Roh-Saldame von Bonasini (Beste 
SOELEN va naar h . 94-80 °/, Reichliche Spur. 


Dieselbe gesiebt und est . 98:10°/, Deutliche Spur. 
Rohsaldame, östl. Cecinovii . . 96'900), 152°, 
Rohsaldame, Mt. Cikovace . . . 9840%, 000%, 


990 Dr. Lukas Waagen. [14] 


SiO, CaCO, 
Rohsaldame, am Wege von S. Vin- 
centi nach Folli.. . 2... „..98-40%, Deutliche Spur. 


Aus der Randpartie der Saldame- 
Lagerstätte, Bonasini . . . . 70:200%, 2820°%% 


Konkretion aus dem lagernden Sal- 
dame am Wege von S. Vincenti 
nach Boll o.2.2..., „us 00022: 


Kreide-Plattenkalk . . . : . 040% 99:65], 


Die neuerliche Zementierung von am Tage lagernden Saldame- 
sand zu einfachen und doppelten Knollen wurde schon früher sowohl 
von Marchesetti als von Krebs beobachtet und beschrieben und 
die voranstehenden Analysen lassen deutlich erkennen, daß diese Kon- 
kretionen einen geringeren Gehalt an Kalziumkarbonat und dafür einen 
höheren Gehalt an Kieselsäure aufweisen als die Randpartien der 
Lagerstätte. Die letzte voranstehend mitgeteilte Analyse bezieht sich 
auf ein Stück des die Lagerstätte umgebenden Kreideplattenkalkes, 
der danach als fast reiner kohlensaurer Kalk anzusprechen ist und 
somit die Auffassung von Krebs, daß kieselreiche Kalke die uner- 
läßliche Bedingung zur Bildung des Saldame seien, als hinfällig er- 
weist, ebenso wie sich die andere Annahme des gleichen Autors, daß 
der Saldame einer bestimmten Schicht angehöre als unzutreffend be- 
zeichnet werden mußte. 

Als Ausgehendes der Lagerstätte sehen wir am Tage in der 
Regel den „Rego“ anstehen. Dies ist jedoch nicht immer der Fall, 
sondern es wurdenauch Stellen beobachtet, an welchen der Quarzit voll- 
ständig oder fast vollständig abgetragen wurde, so daß nun der Saldame- 
sand zu einem äußerst feinkörnigen Kieselsandstein verfestigt an der Ober- 
fläche ansteht. Solche Sandsteine erscheinen stets mehr weniger rot 
gefärbt, was durch das Darüberspülen Terra rossa führenden Ablauf- 
wassers zu erklären ist, und zwar nimmt, wie schon erwähnt, diese 
Färbung nach dem Innern des Sandsteines sichtlich ab, was als Be- 
weis für die Richtigkeit des angenommenen Färbevorganges zu deuten 
ist. Von Herrn kais. Rat Eichleiter wurden drei solche rotge- 
färbte Saldamesandsteine untersucht und folgende Ergebnisse erhalten: 


Fundort : SiO, AL,O; 
Polacki‘ „72.2... 2. 2 9lenaln 0.85%, 
Porgnana- Sr 230 50:10% 
Saine . oe 0 


Man ersieht daraus, daß es sich im ersten Falle tatsächlich 
bloß um eine Färbung des Saldamesandsteines handelt, im zweiten 
Falle muß das Material bereits als beauxitisch bezeichnet werden und 
im dritten Falle handelt es sich bereits tatsächlich um einen Beau- 
xit. Die drei angeführten Analysen stammen von willkürlich heraus- 


[15] Die Saldamevorkommnisse in Istrien, 33] 


gegriffenen Proben, andere Analysen des Herın kais. Rates Eich- 
leiter erweisen dagegen, daß in Südistrien tatsächlich bezüglich des 
Tonerdegehaltes alle Ubergänge anzutreffen sind, indem folgende 
Werte an A/, O, gefunden wurden: 730%), 915°%/,, 9:45 %/,, 9:85 %,, 
10:15%,, 13::5%9, 13:95 %,, 15°55°/, und 1935 %/,. Dabei ist es selbst- 
verständlich, daß auch der Fe, O,-Gehalt gleichsinnig mit dem Ton- 
erdegehalt wächst. Bezüglich jener Proben allerdings, welche einen 
von 40°/, aufwärts liegenden Tonerdegehalt besitzen, erscheiut es 
mir nicht sicher, ob hier ebenfalls anzunehmen ist, daß ein Saldame- 
sandstein von beauxitischem Detritus imprägniert wurde und ob nicht 
vielleicht die umgekehrte Annahme dem Vorgange in der Natur mehr 
entsprechen dürfte, daß nämlich ein Beauxit mit Kieselsäure durch- 
setzt wurde. Darauf schienen mir auch einige stärker verkieselte Vor- 
kommnisse hinzudeuten, die ich bereits voranstehend erwähnte, von 
welchen ich jedoch leider Proben mitzunehmen versäumte. Es sind 
dies jene Vorkommnisse, welche eine große Härte aufweisen und 
auch im Innern die gleiche rote Färbung besitzen wie in ihrer 
Außenrinde. 

Suchen wir nun, nach Darlegung des tatsächlichen Beobachtungs- 
materials, nochmals einen Schluß auf die Entstehung der Saldame- 
lager zu ziehen, so müssen wir sagen, daß trotz der großen Überein- 
stimmung in der Form der Lagerstätte so gut wie keine Anhalts- 
punkte für eine metasomatische Entstehung vorhanden sind, nachdem 
sich der verkieselte Kalk der Randpartien als durch ein Kalkzement 
verkitteter Saldame erwies. Dagegen scheinen für die ältere Geysir- 
hypothese in der Struktur des Rego beweisende Anzeichen zu finden 
zu sein. Nur wäre auch damit die Existenz des außerordentlich feinen 
losen Quarzsandes noch nicht erklärt. 

Uber derartig äußerst feinen Quarzsand oder Quarzmehl finde 
ich auch in der Literatur nur zwei Notizen. Die erste stammt von 
A. Frenzel über einen „Mehlquarz“ aus dem sächsischen Oberge- 
birge. Darin wird mitgeteilt, daß dort Amethyste mitunter „weich und 
bröcklig“ werden, „ja selbst in feinstes Mehl sich umgewandelt* 
haben. Dieses Mehl erwies sich als gemeiner Quarz, „und unter 
dem Mikroskop konnte mit dem besten Willen keine Spur von 
Kristallformen, sondern nur unregelmäßige Körnchen wahrgenommen 
werden“ !). Es ist somit in diesem Falle die Herkunft des Mehl- 
quarzes bekannt, eine Entstehungsart, die in unserem Falle zweifellos 
ausgeschlossen werden kann. Übrigens erweist sich auch der mikro- 
skopische Befund als vollkommen abweichend, so daß ein Vergleich 
zwischen Frenzels Mehlquarz und dem Saldame nicht möglich ist. 

Als zweite Notiz führe ich Tudans „Ein mehliges Silizium- 
dioxyd“ an. In dieser ‚wird mitgeteilt, daß sich in einer Höhle bei 
Milna auf der Insel Brazza (Dalmatien) im Kreidekalke eine kreidige 
Auskleidung finde, welcher das mehlige Siliziumdioxyd beigemengt er- 
scheint. Dasselbe wird als von solcher Feinheit angegeben, daß u. d. 
M. bei 540 facher Vergrößerung erst winzige Pünktchen wahrzunehmen 


!) Tschermaks Mineralog. u. Petrographische Mitteil. IIT. Bd. pag. 514, 
Wien 1881. 


339 Dr. Lukas Waagen. [16] 
sind. Dieses äußerst feine Pulver erwies sich ‚überdies nach den 
Untersuchungen von P. P. v. Weimarn als kolloidal!). Trotz der 
äußerlichen Ähnlichkeiten in der Art des Auftretens — beidemal 
in Hohlräumen des Karstkreidekalkes —, so ist doch auch dieses 
Siliziumdioxyd mit dem Saldame absolut nicht vergleichbar. 

Ich hatte nun Gelegenheit, Probestücke und eine Anzahl Dühn- 
schliffe den beiden hervorragendsten Quarzkennern, Herrn Hofrat Prof. 
Dr. C. Doelter und Herrn Dr.H.Leitmeier vorzulegen und erlaube, 
mir auch an dieser Stelle den beiden genannten Herren meinen besten 
Dank für die freundliche Unterstützung meiner Arbeit auszusprechen. 
Zunächst war es mir eine Genugtuung, daß die beiden Herren meine 
mikroskopischen Beobachtungen sowohl bezüglich des Rego wie auch 
bezüglich des Saldame und deren Randbildungen vollkommen bestätigten. 
Nach Darlegung der Art des Auftretens des Saldame kristallisierte sich 
aus der Diskussion über die Entstehung dieses Sandes mit Herrn 
Hofrat Doelter und Dr. Leitmeier folgende Auffassung als die 
wahrscheinlichste heraus: Es scheint sich hier tatsächlich um eine 
thermale Bildung, also wenn man will, um einen ursprünglichen Geysirit 
zu handeln. An der Oberfläche scheinen sich an verschiedenen Orten 
eine Art Sinterbecken abgesetzt zu haben und die in der Tiefe anzu- 
treffende Lagerstätte dürfte dem ursprünglichen Gevsirrohre ent- 
sprechen, so daB die Kieselsubstanz nicht nach Art einer Metaso- 
matose zur Ausscheidung kam, sondern sich als Auskleidung schon 
existierender Karstspalten niederschlug, wobei die eigentümliche 
Verzweigung der Lagerstätte ebenfalls durch die nach allen Rich- 
tungen verlaufenden Karsthohlräume vorgezeichnet war. Diese 
Geysirröhren bestanden natürlich zunächst ebenfalls aus unreiner 
Opalmasse. Dann scheint jedoch längs der Austrittspunkte der Gey- 
sire eine Bewegung der Erdkruste eingesetzt zu haben, was um so 
leichter geschehen sein Kann, als, wie bereits gesagt, die Saldame- 
ausbisse derart an geraden Linien angeordnet erscheinen, daß schon 
daraus auf das Vorhandensein von Störungslinien geschlossen werden 
muß. Bei diesen Bewegungen wird nun die Geysirröhre zertrümmert 
worden sein, auch ist es möglich, daß gleichzeitig die Sinterbildungen 
an der Oberfläche ein ähnliches Schicksal erfuhren. Diese Pressung 
mag Dehydrationsvorgänge eingeleitet haben, was die Auskristallisierung 
der Kieselsäure als Quarz zur Folge hatte. Jedenfalls sind jedoch 
auch noch in einem späteren Zeitpunkte Bewegungen und damit 
Pressungen längs der „Thermenlinie“ eingetreten, als deren Resultat 
die zahlreichen zerbrochenen Quarzkriställchen sowie die klastische 
Struktur einzelner Partien des Oberflächengeisirites aufzufassen sind. 

Zur Bekräftigung der Auffassung, daß es sich bei den Saldame- 
vorkommen um Thermalbildungen längs Bruchlinien handle, muß hier 
noch einer weiteren Beobachtung Erwähnung geschehen. Östlich von 
Gimino, fast genau in der Fortsetzung der Linie Saine - Golzana vec- 
chia, nur wieder etwas gegen Osten verschoben, finden sich an zwei 


') Tucan, Fr. Ein mehliges Siliziumdioxyd. Zentralbl. f. Min. etc. 1912, 
pag. 296—299. — Tucan, Fr., Zur Kenntnis des mehligen Siliziumdioxyds von Milna 
auf der Insel Brazza in Dalmatien. Ibid. 1913, pag. 668—671. 


[17] Die Saldamevorkommnisse in Istrien. 333 


Punkten: westlich von Ballieci und zwischen Batud und Milotiebreg 
ein äußerlich dem Saldame vollkommen gleichendes Material, das sich 
jedoch als Marmormehl erweist, indem es nicht aus Quarz, sondern 
aus Kalkspat besteht, obgleich es von der Bevölkerung ebenfalls als 
Saldame bezeichnet wird. Unter dem Mikroskop sieht man in diesem 
Pseudosaldame nur zum kleinsten Teile wohlausgebildete Kriställchen 
von Kalkspat, meistens sind sie zu Körnchen gerundet, zeigen aber 
dabei oft sehr deutlich Zwillingslammellierung. Das Korn des Pseudo- 
saldame ist außerordentlich fein, stets viel feiner als bei dem echten 
Saldame und wird mitunter so klein, daß erst bei mehr als 400 facher 
Vergrößerung eine Auflösung in einzelne Körnchen gelingt. Die äußere 
Ähnlichkeit des Saldame mit dem Pseudosaldame erstreckt sich auch 
darauf, daß sich in dem an der Luft lagernden Material leicht Kon- 
kretionen bilden. Dieselben lassen unter dem Mikroskop ein ganz 
ähnliches Bild erscheinen wie jene des Saldame: man sieht auch hier 
die Kalkspatkristalle und Körnchen von einem noch viel feineren Ze- 
ment von Kalkspat verkittet. 

Die Lagerstätten von Pseudosaldame treten in den höheren 
massigen Kreidekalken auf die in der Umhüllung des Sandes in kör- 
nigen Marmor verwandelt sind, dessen körnige Struktur nach außen 
fortschreitend abnimmt, und so findet ein allmählicher Übergang in 
den normaien massigen Kalk statt, ebenso wie der Pseudosaldame 
durch allmählich zunehmende Verfestigung in die Marmorhülle übergeht. 
Eine chemische Analyse dieses Pseudosaldame, welche ebenfalls Herr 
kais. Rat Eichleiter vorzunehmen die Güte hatte, ergab: 


Prozente 
8:0, . A re 0:30 
rat] 


Das Verhältüis von Kalkkarbonat und Kieselsäure ist somit in 
Saldame und Pseudosaldame gerade umgekehrt, und es frägt sich nun, 
ob anzunehmen ist, daß die Thermen hier im Norden kalkreich im 
Gegensatze zu den kieselsäurereichen Quellen des Südens gewesen 
seien, oder ob es sich hier im Norden nicht um eine alkalische Therme, 
sondern eine Akratotherme nandelte, welche bei ihrem Aufsteigen längs 
einer engen Karstspalte den Karstkalk erst teilweise zur Lösung, dann 
aber infolge Abkühlung und Entweichen von Kohlensäure sogleich auch 
wieder zur Ausscheidung brachte. Diese Möglichkeit drängt sich des- 
halb auf, weil die Analyse des Pseudosaldame mit solchen der Kreide- 
kalke vollkommen übereinstimmt, da auch diese stets eine ganz ge- 
ringe Beimengung von Kieselsäure besitzen. Im Falle einer Stoffzu- 
fuhr dürfte jedoch der ursprüngliche Absatz in Form von Aragonit 
erfolgt sein, der dann eine Umlagerung zu Kalkspat erlitt. Anzeichen 
von stattgefundenen Pressungen und Bewegungen, wie weiter im 
Süden, konnten hier nicht beobachtet werden. 

Es wurde erwähnt, daß die Saldamevorkommen im Süden des 
Kartenblattes Mitterburg und Fianona in zwei Reihen angeordnet sind, 
und zwar von der Roveria bis zur Höhe Cikovac und von Saine bis 
Golzana vecchia. Weiter nördlich schließen sich dann als ungefähre 


334 Dr. Lukas Waagen. [18] 


Fortsetzung dieser zweiten Linie die erwähnten Vorkommnisse von 
Pseudosaldame an, deren südlichster Fundpunkt zirka 45 km von dem 
nördlichsten entfernt ist. Aber auch zu diesen Vorkommnissen von 
Marmormehl scheint eine östliche Parallellinie zu bestehen, wenigstens 
konnte östlich der Häuser Cviticka am Abhange zum Arsatale noch 
ein weiteres solches Vorkommen aufgefunden werden. 


Nach all dem Gesagten dürfte es nun als zweifellos feststehen, 
daß der Saldame als eine thermale Bildung anzusehen ist und daß 
diese Thermen im wesentlichen an zwei Bruchlinien zum Austritte 
gelangten, wenn wir von den kleinen Abweichungen von der genauen 
linearen Anordnung absehen wollen. Die westliche Bruchlinie wäre 
dann von östlich von Pola bis zur Höhe Cikovac, also auf eine Länge 
von rund 26 km, zu verfolgen, während die westlichere von Saine bis 
Miloticbreg, also auf rund 17 km anzugeben wäre. Beide Linien laufen 
einander parallel und Streichen gegen NNO oder nahezu N. Dabei 
ist es nicht weiter auffallend, daß die Thermalabsätze im Süden und 
im Norden voneinander verschieden sind, denn es ist nichts Unge- 
wöhnliches, daß an ein und derselben Thermenlinie Thermen ver- 
schiedenen Mineralinhaltes austreten. 


Schon aus den äußeren Umständen des Auftretens geht hervor, 
daß der Saldame und die Sande der Punta Merlera, resp. von San- 
sego nicht identifiziert werden dürfen. Diese Sande sind an keine 
bestimmten Linien gebunden, sie liegen rein oberflächlich und auch 
dort, wo sie von oben her etwa in Hohlformen des Karstreliefs ein- 
gedrungen sind, erscheinen sie dem Gestein gegenüber stets als etwas 
Fremdes, zu dem kein Übergang hinüberleitet. Weiters erweist sich der 
Saldame u. d. M. als vollständig reiner Quarzsand, dem nur etwas Kalk- 
spat beigemengt ist, während Kispatidc!) im Sande von Sansego 
außer Quarz in gar nicht unerheblichen Mengen noch folgende Mine- 
ralien vorfand: Karbonate, Feldspate, Glimmer, Amphibolminerale, 
Granate, Chlorit, Epidot, Klinozoisit, Zoisit, Disthen, Staurolith, Tur- 
malin, Titanit, Korund, Brookit, Rutil, Zirkon, Apatit und Limonit. 

Ebenso gibt natürlich die chemische Analyse dieser Sande ein 
ganz anderes Resultat, als es oben von dem Saldame angeführt 
wurde. K. v. Hauer hat im Jahre 1860 solche Analysen durchge- 
führt 2), und zwar von Sanden von Canidole piccolo (a), von San- 
sego (b und c) und schließlich von einem Kalksinter aus dem Sande 
von Sansego (d): 


a b c d 
in’Säurenunlöslich „ +. 22160.4 0% 544 0/, 634%, 362%, 
Löslicher Ton u. Eisenoxyd 67%), 56%, 60% 56° 
Kohlensaurer Kalk . . . 22:8%, 29:30 237% 558%, 
Kohlensaure Magnesia . . 101°), 192105 69%, 249%, 


!) Der Sand von der Insel Sansego bei Lussin und dessen Herkunft. Verhandl. 
d. k. k. geol. R.-A. 1910, pag. 294—305. 


?) Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. XI, 1860, pag. 286. 


[19] Die Saldamevorkommnisse in Istrien, 335 


Bekanntlich hat Stache die Verschiedenheit des Saldame und 
des Sandes von Punta Merlera-Sansego dadurch zu erweisen gesucht, 
daß er hervorhob, daß die Sande von Sansego, resp. deren Äquivalente 
nächst der Punta Merlera von umgeschwemmter Terra rossa unter- 
lagert werden, während sich dieselbe stets als Decke über die Sal- 
damevorkommnisse darüber lege, woraus ein verschiedenes Alter der 
beiden Sandablagerungen abgeleitet wird. Diese Angaben entsprechen 
nun nicht ganz den Tatsachen; wo man primäre Terra rossa und 
Beauxit dem Saldame auflagern sieht, dort sprechen stets alle An- 
zeichen dafür, daß eine Infiltration von Kieselsäure von unten her 
stattgefunden hat, wofür auch darin ein Beweis zu erblicken ist, daß 
in diesen Fällen stets die ursprüngliche kieselige Oberflächenbildung, 
das Sinterbecken, nicht zur Ausbildung kam. In anderen Fällen aber, 
in welchen Terra rossa über Saldame darüber liegt, handelt es sich 
um umgeschwemmtes Material, und man findet daher auch stets Reste 
des Geysirits in solchen Fällen mit eingebettet, Dadurch erscheint es 
aber als zweifellos, daß die Terra rossa gegenüber dem Saldame als 
älter angesehen werden muß, so daß fernerhin das von Stache 
angeführte Argument für die Altersverschiedenheit des Saldame und 
der Sande vom Typus der Sansegosande nicht mehr als stichhaltig 
betrachtet werden kann. Dennoch bleiben nach dem Gesagten der 
Unterschiede zwischen den beiden Sandablagerungen so viele, daß 
an eine Identifizierung nicht weiter gedacht werden kann. 

Fassen wir zusammen, so ist von den Saldameablagerungen Süd- 
istriens zu sagen, daß dieselben nach unseren Untersuchungen zweifel- 
los auf eine thermale Entstehung, also vielleicht auf Geysire, zurück- 
zuführen sind, womit wir auf die Auffassung Leonardellis zurück- 
kommen, der auch die Art des lokalen Auftretens vollkommen richtig 
gezeichnet hat. Der räumlichen Verbreitung nach sind die Vorkommen 
an zwei parallel zueinander geradlinig nach NNO verlaufende Ther- 
menlinien gebunden, die vollkommen unabhängig vom Schichtstreichen 
sind und wobei zu bemerken ist, daß sich die Mineralisation der 
Thermen am Nordende änderte, da hier Kalk ausgeschieden wurde 
gegenüber der Kieselerde der normalen Saldamebildungen. Diese 
Kieselerde ist aber zweifellos neu zugeführtes Material und nicht der 
Lösungsrückstand aus den nur wenig Kieselsäure enthaltenden Karst- 
kalken, da einerseits niemals in den Plattenkalken zusammenhängende 
stark verkieselte Schichten wahrgenommen werden konnten, und da 
anderseits der gleiche Saldame auch in den massigen Rudistenkalken 
auftritt. Der Annahme von zwei parallelen Thermenlinien tut es keinen 
Abbruch, daß wir in gewissen Abständen stets eine kleine Verschiebung 
gegen Osten erkennen; diese Verschiebungen könnten ihren Grund in 
kurzen Querstörungen haben, doch konnte dafür kein Beweis erbracht 
werden. Das Verhältnis des Saldame zu der darüber gebreiteten Terra 
rossa läßt erkennen, daß die Sande jünger sind als diese, somit jünger 
als altquartär. 

Noch jüngere Bewegungen haben die Zertrümmerung der 
Thermalschale und die Auskristallisierung des Quarz verursacht, 
während durch weitere Bewegungen auch die Quarze zum Teil noch 
zerbrochen wurden. 

Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Band, 3. u. 4. Hft. (L. Waagen.) 44 


356 Dr. Lukas Waagen. [20] 


Die Sandvorkommen von Nordistrien, die Krebs nach Mar- 
chesetti erwähnt, also von Skopo am Karste, von Komen und bei 
Großrepen, kenne ich nicht, doch ist es möglich, daß es sich dort um 
Sande anderer Entstehung handelt, da in Nordistrien nicht selten 
Hornsteine im normalen Schichtverbande angetroffen werden, aus 
deren Zerstörung sie hervorgegangen sein könnten. Für die Saldame- 
vorkommnisse Südistriens dagegen können die Ausführungen von Krebs 
nicht als zutreffend bezeichnet werden. 


Wien, im Dezember 1915. 


Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium 
der k.k. geologischen Reichsanstalt, ausgeführt 
in den Jahren 1910—1912 


von C. F. Eiehleiter und Dr. O. Hackl. 


Der Gepflogenheit unseres chemischen Laboratoriums nach- 
kommend, von Zeit zu Zeit einen Bericht über die chemisch-analy- 
tische Tätigkeit desselben für speziell praktische Zwecke in dem 
Jahrbuche unserer Anstalt zu veröffentlichen, geben wir im folgenden 
eine Zusammenstellung der in den Jahren 1910, 1911 und 1912 von 
uns durchgeführten Analysen !). 

Die hier zur Veröffentlichung gebrachten Untersuchungen bilden 
aber nur einen kleinen Teil der in unserem chemischen Labora- 
torium für Parteien zu technischen oder kommerziellen Zwecken aus- 
geführten Analysen, nachdem wir hier nur jene Untersuchungen auf- 
nehmen, welche sich auf Materialien beziehen, deren Fundort oder 
eventuelle Erzeugungsstätte uns bekanntgegeben wurde und bei 
welchen für die Veröffentlichung von seiten der Einsender kein 
Hindernis vorlag. 

Jene Analysen, welche zu wissenschaftlichen Zwecken dienten, 
größtenteils Gesteins- und Mineraluntersuchungen, sind teils bereits 
an anderer Stelle unserer Anstaltsdruckschriften zur Veröffentlichung 
gelangt oder werden in nächster Zeit dortselbst erscheinen. 

Da wir uns bei den Namen der Fundorte mitunter ganz auf die 
Angaben der Einsender verlassen mußten, die oft Lokalitäten nennen, 
welche weder in einem Ortslexikon, noch auf einer Landkarte auf- 
findbar sind, weil es sich dabei zumeist um einzelne Gehöfte, Berg- 
lehnen, Gruben usw. handelt, sind wir nicht in der Lage, derartige 
Angaben zu kontrollieren und können daher auch keine Verantwor- 
tung für die richtige Schreibweise solcher Fundorte übernehmen. 

Der Umfang der im folgenden gebrachten Untersuchungen‘ war 
natürlich von den jeweiligen Wünschen der betreffenden Parteien ab- 
hängig und daher ist es erklärlich, daß nicht immer vollständige 
Analysen vorliegen, sondern daß in vielen Fällen nur auf einzelne 
Bestandteile geprüft werden mußte. 


!) Der jetzige Bericht konnte durch verschiedene Umstände, die teilweise 
durch den Kriegszustand verursacht wurden, leider erst jetzt zur Veröffentlichung 
gelangen. 

Jahrbuchd.k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (Eichleiter u. Hackl.) 44* 


338 C. F. Eichleiter und Dr. ©. Hackl. [2] 


Auch bei dieser Zusammenstellung wurden die vollständigen 
Analysen wie auch die partiellen Untersuchungen in entsprechende 
Gruppen eingeteilt, und zwar in folgender Weise: 


I. Elementaranalysen von Kohlen. 


Die Anordnung in den die Resultate dieser Analysen enthal- 
tenden Tabellen geschah folgendermaßen: 


Die untersuchten Kohlen wurden nach Ländern und innerhalb 
dieser Abteilungen nach geologischen Formationen aneinandergereiht. 
Am Schlusse dieser Abteilungen sahen wir uns veranlaßt, die Ergeb- 
nisse einiger Brikett- und Koksproben anzufügen, weil die geringe 
Anzahl derselben eine Zusammenfassung in eigene Gruppen nicht 
tunlich erscheinen ließ. 

Bei den Schwefelbestimmungen von Kohlen wurde stets der 
Gesamtschwefel nach der Methode von Eschka und außerdem der 
Schwefelgehalt in der Asche bestimmt. Die Differenz der bei diesen 
beiden Bestimmungen erhaltenen Resultate, welche die Zahl für den 
beim Verbrennen der Kohle entweichenden, sogenannten schädlichen 
Schwefel angibt, wurde stets in die Elementaranalyse eingestellt. 


Die Feststellung des Brennwertes (Kalorien) geschah ausschließ- 
lich durch Berechnung aus den Analysenresultaten nach der Formel: 


8080 © + 34500 (H — — + 2300 5— (7,0+3 — | 637 


100 


wobei 0, H, 0, S und H,O die Prozente von Kohlenstoff, Wasser- 
stoff, Sauerstoff, verbrennlichem Schwefel und Wasser bedeuten. 

Die Kohlenproben wurden, wenn es nicht anders verlangt wurde, 
im ursprünglichen Zustande, wie sie uns eingesendet wurden, der 
Untersuchung unterworfen. 

Bei Kohlenproben, die auf Wunsch der Einsender vor der Unter- 
suchung lufttrocken gemacht wurden, haben wir diesen Umstand in 
den Tabellen aurch den Vermerk: („lufttrocken“) gekennzeichnet, 
anderseits aber Kohlenproben, welche einen ganz außergewöhnlich 
hohen Wassergehalt aufwiesen und deren Lufttrockenmachung nicht 
verlangt wurde, in den Tabellen mit dem Vermerk: („grubenfeucht“) 
versehen. 

Als zweite Gruppe folgten in früheren derartigen Zusammen- 
stellungen nach den Elementaranalysen die „Kohlenuntersuchungen 
nach Berthier“, welche in unserem chemischen Laboratorium fast 
ausschließlich für Militärbehörden und auch für einzelne Kohlen- 
lieferanten, welche mit dem Militärärar in Geschäftsbeziehungen treten 
wollen, infolge eines alten Übereinkommens bis auf Weiteres durch- 
geführt werden müssen !). Da jedoch diese derartigen Untersuchungen 


Me +) Siehe auch: Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k. k. geolog. 
Reichsanstalt, ausgeführt in den Jahren 1901—1903 von C. v. John und C. FE. 
Eichleiter, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1908, Bd. 53, Hft. 3, S. 483. 


[3] Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k.k. geol. R.-A. 339 


nicht von allgemeinem Interesse sind und ferner die Berthiersche 
Probe mit prinzipiellen Fehlern behaftet ist und nur als Notbehelf in 
gewissen Fällen gelten kann, haben wir uns veranlaßt gesehen, von 
der Veröffentlichung der bei uns durchgeführten Kohlenuntersuchungen 
nach Berthier von nun an Abstand zu nehmen. 

Aus ähnlichen Gründen haben wir auch die in früheren Zusammen- 
stellungen bei den Elementaranalysen von Kohlen vorfindliche Rubrik: 
„Kalorien nach Berthier“ in der jetzigen Zusammenstellung weg- 
gelassen. 


II. Graphite. 
11I. Erze. 


a) Silber- und goldhältige Erze. In dieser Unterabteilung bringen 
wir die Untersuchungsergebnisse jener Erze, welche entweder nur 
auf den Gold- und Silbergehalt geprüft wurden oder bei welchen auch 
noch andere Bestandteile bestimmt wurden. Es finden sich daher hier 
sowohl goldhältige Quarzgesteine etc. als auch Erze, die ihrem haupt- 
sächlichen Metallgehalt nach bei den Blei- oder Kupfererzen etc., oder 
auch wegen dem vorwiegenden Schwefelgehalt bei den Schwefelerzen 
eingereiht werden müßten. 

b) Kupfererze. 

c) Bleierze. 

d) Zinkerze. 

e) Eisenerze. In dieser Unterabteilung bringen wir zum Schlusse 
einige Eisenerze mit nicht unbedeutendem Mangangehalt. 

f) Manganerze. 

9) Schwefelerze. 


IV. Kalke und Magnesite. 

V. Tone. 

VI. Andere Gesteine und Mineralien. 
VIE Wässer. 


C. F. Eichleiter uud Dr. O. Hackl. [4] 


340 


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346 


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347 


Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k. k. geol. R.'A. 


[11] 


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348 C. F. Eichleiter und Dr. ©. Hackl. [12] 


Il. Graphite. 


Graphit von Krumau in Böhmen, eingesendet von den 
Graphitwerken der Brüder Porak in Krumau: 


Prozente 

Kohlenstoff 7... 5 2 Se ee ln 

Asche. . le BR a ee EZ 

Wasser bis: 100 E TE a 0:35 

Wasser über 100° C iD en 
Summe ... ..100:007 Tom: 


Graphitschiefer von Steinkirchen bei Budweis, einge- 
sendet von der Firma: „Erste ungarische Talkumwerke“, Wien III: 


Prozente 

Kohlenstof ve yman. 2 Rr PAECV 
Ascher. a a TE 
Wasser bis 1009 (Wi av Se 2:50 
Wasser über 100° © (DIE) en 2:00 
Summe ... . 100:00 


Eichleiter. 


Graphitschiefer von Certyn, Böhmen, eingesendet von 
der St. Pankraz-Zeche, Nürschan: 


I II III 
Prozente 
Kohlenstoff. ran rer 9:97 1773 
Asche: Sl) 79:20 12:60 
Wasser bis 1000 BR ER: 3:59 5.00 500 
Wasser über 100° C (Diff.) . 501 583 4:67 
Summe .. 100: 00 100:00 10000 


Eichleiter. 


Graphitschiefer von den Elly-Grubenmaßen in Certin, 
Bez. Krumau, Böhmen; eingesendet vom k. k. Revierbergamt Budweis: 


| II III IV 
Birzozweanntze 

Kohlenstoff . . . . eek) 1870 Br) 21:66 

ASChe. ..... 1 edle 64:65 64:80 62:00 

Wasser bis 1000 O.:ER AHelN 14:25 14:90 13:30 
Wasser über 100° 0 -/ Kohlen- 

STUrRe DIE.) 0.0 2 a) 2-40 320 304 

Summe . . .100:00 10000 10000 100:00 


Alle vier Proben enthalten Karbonate, und zwar Nr. I ziemlich 
viel, Nr. II und III geringere Mengen und Nr. IV nur Spuren. 


Eichleiter. 


[13] Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k. k. geol. R.-A. 349 


Graphitschiefer von Öertin, Gemeinde Zäluzi in Böhmen: 


eingesendet von Julius Zikmund in Pilsen: 


I II III Flinz 

P’ 20. ze netze 
Kohlenstonie uns. a re 22 128°08 22:62 20-50 
Asche.., }%. We... .GD:Ub 68:50 7410 
Wasser bis 1000 C ar. 14095 5.60 4:90 
Wasser über 100° C (Diff.).. 2'32 3:28 050 


Summe . . .100:00 


Graphitschiefer- und Graphitpr 


10000 100.00. 


Eichleiter. 


oben aus dem Gruben- 


maße „Bohemia* in Boschowitz nächst Neudorf beiÜizova, 
Böhmen; eingesendet vom k. k. Revierbergamte Budweis: 


Fördergut Fördergut II 
I 


nach der 


unge- Hand- 

schieden scheidung 

Kohlenstoll su: 44 Sr. 8:87 - 9-56 
Asche. '4=#; ER un? 80:90 
Wasser bis 1000 ©. ee 19 15 185 
Wasser über 100°%C (Diff) 1:43 1:89 
Summe . . . 10000 100°00 


Schlämmgut 
Mahlgut aus 3 = 


nu aus 
Fördergut II, Yördergut II, 
bezeichnet als Flinz 


1, rail. Se 
a geschlämmte 
raphit Raffinade 


5177 50:98 
44:25 43:90 
075 135 
328 37 
100°00 100:00 
Eichleiter. 


Graphit von CiZova bei Pisek, Böhmen; eingesendet vom 


Graphitwerk Uizova: 


T II 
P’rozen tee 
Kohlenstoff 2 am aus 48.5706 52:06 
Asche . . ale 1 910) 43:30 
Wasser bis 1000 C ar 085 2:55 
Wasser über 100° C (Difl.) . 1:84 3:09 
Summe . . .100'00 100.00 


Eichleiter. 


Graphitführende Gesteine von Unter-Wuldau 


(Helenengrubenmaße), Böhmen: 


I II 
Prozente 
Knhlenstioh,., anzu een el 651 
Asche . ... AN EEE. SEN A E5) 81:40 
Wasser bis 1000 U Rn 1273), 10-40 
Wasser über 100° G (Diff.). 3:04 1:69 
Summe . . .100:00 100.00 


Eichleiter. 


350 ©. F. Eichleiter und Dr. O. Hackl. [14] 


Graphitschiefer von Opalice bei Krumau in Böhmen; 
eingesendet von Adolf Schwarz in Budweis: 


Prozente 
Kohlenstoff + 2 PRT a ee 25 718204 
Ascher ET NEO) 
Wasser Bi 1009 OR Nr 5-15 
Wasser ‚über 100.0 Di) m an, Ale 


Summe » . .„ 10000 
Eiehleiter. 


Graphitschiefer von Rancie in Böhmen; eingesendet von 
Adolf Schwarz in Budweis: 


Prozente 

Köhlenstogt 2 nom ER AS SEIEN 
Ascher oe BEE ir 
Wasser bis 1000 on SR a 304 
Wasser über 100° © (DIE) a a 72. 
Summe . . . 100:00 


Eichleiter. 


Graphitschiefer vom Ausbiß des Freischurfes bei 
Mojne-Zaltschitz und Mirkowitz, Böhmen; eingesendet von 
Georg Archleb, Budweis: 


Prozente 
Kohlenstot as: an en lee 
Asche. I I 4 ir N) 
Wasser bis 1000 ELLE OEDFER 2.25 
Wasser über 100° © (Dift.) N! x 0:32 


Summe . „.. 10000 
Eichleiter. 


Geschlämmter Graphit von Rastbach-Gföhl, N.-Ö; 
eingesendet von Gebrüder Erber, Wien V: 


Prozente 

Kohlenstoll U 2 2:0 SEM Ra 
Asche 2. RER REIN 
Wasser bis 1000 6 Aa BRETT DE 820 
Wasser über 100° © (Diff). TE 
Summe 1:00:00 


Eichleiter. 


Graphitschiefer von Artstetten, N.-O.; eingesendet vom 
k. k. Revierbergamt St. Pölten: 


Prozente 
Kohlenstoff "IA ig 
Schwefel .. 4 WR a 121 
Wasser bis TO00U@ Sr ee ee 181 
Wasser ‚über 100. CD). 2220007028 
Ascher... „Ua WR re 


Summe . . . 100'00 Hackl. 


[15] Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k. k. geol. R.-A. 351 


Graphit von Wald in Ober-Steiermark; eingesendet von 
August Thiele, Mautern, Steiermark: 


Prozente 
Konenson en... dualen 4996 
ASche #29, re N EHER 
Wasser bis 1000 C Bd: Des: 1:90 
Wasser über 100° 6 (Diff.). ee EA 
Summe . . .„ 100'00 

Eichleiter. 


Graphit von Wald in Steiermark; eingesendet von 
Gebrüder Erber, Wien V: 


Prozente 
Konlensto ne RE N re, 15280 
Asche . .r; EEE A > 42: 35) 
Wasser bis 1000 Ö.: A 1. 1? Wer 2:75 
Wasser über 100° C (Dift.) ale... 3:00 
Summe . ... 10000 
Eichleiter. 


Graphit aus dem Stollen V im Flitzengraben bei 
Gaishorn, Steiermark; eingesendet von Fritz Schneiter, Sankt 
Michael ob Leoben, Steiermark: 


Prozente 
Kunlenstolt #0... War as 6 rl 90 
Asehel... +. le: er, END AO 
Wasser bis 1000 G. Bu TOT RRIRIH N ERMAG GO) 
Wasser „uber 100% C(DIR.). 12.284.002: 015 
Summe . . . 100:00 

Eichleiter. 


Graphit aus dem Gemeindewald in Gaishorn, Steier- 
mark ; eingesendet von Fritz Schneiter in Mautern: 


I II 

Prozente 
Kohblenstoh, z  ..: =... 12.1...303247 60'89 
Asche . „sc a et 2270 
Wasser bis 1000 ei) 12-50 
Wasser über 100° C (Diff). 1'13 3:91 
Summe . . . 100:00 100:00 

Eichleiter. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (Eichleiter u. Hackl.) 46 


= 
(| 
IN) 


C. F. Eichleiter und Dr. OÖ. Hackl. [16] 


Ill. Erze. 
a) Silber- und goldhältige Erze. 


Schwefelkies von Stein in Krain; eingesendet von Anton 
Kajfez, Wien: 


Prozente 
Silber... » . .2..20:00027 
Gold... » Spur, unter 0:00001 
Schwefel . . . 38:68 Eichleiter. 


Quarz mit etwas eingesprengtem Bleiglanz und 
Zinkblende vom Schacht 1 in Mrakotin—Gutwasser bei 
Teltsch in Mähren, eingesendet von Leo Winter in Wien: 


Prozente 
Bleise 38..2 u: 0:11 
Zink 1:34 
Silber: 2... . 0:00520 
Gola a9 22.2,220:00030 Eichleiter. 


Schwefelkies von Felsöbänya in Ungarn; eingesendet 
von Geza Klein in Budapest: 


Prozente 
Schwefel m.2.%..... 3 AMIEERNEe. 246388 
TISen u a re 
ÄTSEn ee 
Pliosphors .... .....: „au... 2010 
In Säure unlösliche Bestandteile . 936 
SIÜDETG a a er ee NEON 
Gold ne ee ler ame ee AOEONWIRO 
Summe . . . 99:55 


Der vorliegende Schwefelkies enthält außerdem noch Spuren von 
Kupfer, Zinn, Kalzium und Magnesium. John. 


Quarzgestein aus einem alten Schurfbau bei Liepschitz 
nächst Neu-Knin in Böhmen; eingesendet von Josef Bambas in 
Przibram: 

Prozente 


Gold’, . ...20:00640 Eichleiter. 


. Gneisphyllit aus der Umgebung von Bischofshofen; 
eingesendet von Josef Ritschnig: 


Prozente 
Silber", =. 22 :230:00029 
Gold. . . . . Spur, unter 0:00001 


John. 


[17] Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k. k. geol. R.-A. 353 


Kupferkies mit etwas Gangart aus der Mine „Balkan“ bei 
Leskov-Dol nächst der Bahnstation Swogie im Kreis Sofia; eingesendet 
von G. Triffonoff und Söhne in Sofia: 


Prozente 
Pupler 20. . 2076 
Deere... 08% 
Zukemene en... 279 


Süben.% -» 2...  0:09600 
John, Eichleiter. 


Bleiglanzführendes Gestein aus der Umgebung von 
Bulza, Ungarn; eingesendet von der Handels- und Transport-A.-G., 
Wien: 


Prozente 
DIE oa on 84 
Kupfer...» 2. .u.1:96 
Süher ar.1%i% 4 4 008185 
Gold, 213.813 un a u 0 00057 Hackl. 


Erze vom Ainet bei Lienz, Tirol; eingesendet von Friedr. 


Schember, Wien: 
I IT 


Prozente 
Kupfer '? '..,7028 — 
Silber... 4. Ein. 000017 
> 
a a ee 


Goldhältiger Quarz aus der Umgebung von Atschinsk, 
Gouv. Jenisseisk, Sibirien ; eingesendet von Bernhard Rauchin Wien: 


Prozente 


Gold 2% 1. 1.2. EOS Hackl. 


Schwefelkies aus der Umgebung von Tschelope@ bei 
Pirdop. Kreis Sofia, Bulgarien; eingesendet von J. Grigorieff, Sofia: 


Srebarno, 


Leliow-dol Madem Zlatna dolina 


Prozente 


Gold... . „ 000015 0:00017 000012 
Eichleiter. 


Quarzgestein von Alt-Albenreuth, Ger.- Bez. Eger, 
Böhmen; eingesendet von Karl Hammer, Prag: 


Prozente 
Gold'oa kan, 32..90:00003 Eichleiter. 
46* 


354 C. F. Eichleiter und Dr. O. Hackl. [18] 


b) Kupfererze. 


Kupferkiese!) mit etwas Gangart aus der Mine „Balkan“ 
bei Leskov-Dol nächst der Bahnstation Swogie im Kreis Sofia; 
eingesendet von G. Triffonoff und Söhne in Sofia: 

I II 

PörXorzsenn.t.e 

Kupfert rar. 025 21:00 

Nickel. vn ss 094 0:51 

Zink PR. 7800808 114 
Eichleiter. 


Kupferkies aus der Umgebung von Saloniki; eingesendet 
von Edmund Söllinger, Wien: 
Prozente 


Küpieri.. : . 1149 Eichleiter. 


c) Bleierze. 


Bleischmelzerz von Czarlowitz bei Stankau m 
Böhmen; eingesendet von der Gewerkschaft Ozarlowitz: 


Prozente 


Dleigere. „2... 1025 HACK 


Bleiglanz mit etwas Schwefelkies aus der Gabe-Gottes- 
zeche in Neudorf bei Römerstadt, Mähren; eingesendet von 
Leo Winter, Wien: 


Prozente 


Blei nr... . 0551290 Eichleiter. 


Bleiglanz aus der Allerheiligen-Zeche bei Mies in Böhmen; 
eingesendet von Leo Winter, Wien: 


Prozente 
Blei-an. wu... BAD DA 
ANkO a ae 228 Eichleiter. 


Bleiglanzhältiger Quarz aus der Umgebung von At- 
schinsk, Gouv. Jenisseisk, Sibirien ; eingesendetvon BernhardRauch, 
Wien: 

Prozente 


Blei „nr 2646 Hackl. 


Bleiglanz mit Galmei und freiem Schwefel von 
Truskawiec, Bez. Drohobiez, Galizien; eingesendet vom k. k. Revier- 
bergamt in Drohobiez: 


') Siehe auch unter Gruppe Silber- und goldhältige Erze. 


[19] Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k. k. geol. R-A. 355 


Prozente 
Borat a ment. 38-10 
rn. 1074 


Freier Schwefel . 10:15 
Kohlensaurer Kalk 13:04 


Kisenoxyd ». . +. 2:50 
Aluminiumoxyd . . 0:80 
Kieselsäure . . . 0:60 Eichleiter. 


d) Zinkerze. 


„Sandblende* und „Schlammblende“ von Czarlowitz 
bei Stankau in Böhmen; eingesendet von der Gewerkschaft Czar- 
lowitz: 

„Sandblende“ Prozente 


Zule Sn A401 


„Schlammblende“ Prozente 


Zunleir 2. 0, 0,0%, 2 53°34 Hackl. 


Galmei mit Zinkblende durchsetzt, von Kolm bei 
Dellach in Kärnten; eingesendet von Ing. Max Maurer-Löffler, 
Graz: 

Prozente 


Ze NER NO Eichleiter. 


Zinkblende mit Quarz, Flußspat, Schwefelkies etc. 
von Obernberg bei Matrei am Brenner, Tirol; eingesendet 
von Karl Bauernreiter in Bozen: 


Prozente 
Bletn..2.2.: RR 
DÜREr „2... 200044 
ARLIMON, a, TA 
Dial 2 io he am SEI Hackl. 


Blei-Zinkerze mit Schwefelkies durchsetzt, vom 
Böhm.-Silberberg— Schützendorfer Erzgrubengebiet; 
eingesendet von A. Simonet, Wien XII: 


I Il 

Prozente 
Zunk. kiment, . „. Lora0 219 
Bler: 2.02 4 POT 279 
Kupfer; . „22 'SDUE Spur 
Antimon v. ....,.. 1:63 0:63 
ALSEN.. u. 2 Ka, ara) Spur 


Eichleiter. 


356 C. F. Eichleiter und Dr. O. Hackl. [20] 


e) Eisenerze. 


Brauneisenstein von Czarlowitz bei Stankau in 
Böhmen, eingesendet von der dortigen Gewerkschaft: 


Prozente 

Eisenoxyd . . . 6748 entsprechend 47°24°/, Eisen 
Manganoxyd . . 041 

Aluminiumoxyd . 1:64 

Kalziumoxyd . . 020 

Magnesiumoxyd . 0:12 

Kieselsäure. . . 1316 

Phosphorsäure . 084 entsprechend 0'37°/, Phosphor 
Schwefel +1. 422 20:34. 

Glühverlust . . 16:24 


Summe .. 2.410043 John. 


Magneteisenstein von der Klecka strena, Bez. Prazor, 
Kreis Travnik, Bosnien; eingesendet von Milan Matasic, Sarajevo: 


Prozente 
Kieselsäure . . 8:30 


EL entsprechend 61'09°/, Eisen 


Eisenoxydul . 

Aluminiumoxyd . 070 
Kalziumoxyd.. . 0:96 
Magnesiumoxyd. 3'385 
Schwefel ©2076 


Phosphor. 22240731 
Wasser. „27.1250 


Summe . . .„ 10043 Eichleiter. 


Magneteisenstein von Maleschau bei Kuttenberg, 
Böhmen; eingesendet von Franz Hemprich in Maleschau: 
Prozent 
Kieselsäure . . 12:66 
Eisenoxyd . . .. n2.60m 
Eisenoxydul . . 25.424 
Aluminiumoxyd . 0:66 
Kalziumoxyd . . 588 
Magnesiumoxyd. 0:85 
Schwefel’. . .. 011 
Phosphor... . 0:14 


Summe . . . 100.26 Eichleiter. 


entsprechend 58:04°/, Eisen 


[21] Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k.k. geol. R.-A. 357 


Spateisenstein mit etwas Eisenglanz von Klukno 
bei Krompach, Zipser Komitat, Ungarn; eingesendet von J. Fried- 
mann, Wien: 

Prozente 


Biene ee 20:96 Hackl. 


Magnetitführende Amphibolite von Langau bei 
Geras, N.-O.; eingesendet von der Langauer Bergbaugesellschaft mit 
b. H. in Retz, N.-O.: 


I II III 
Po 2 emo 
Eisenoxyd- .. « ... . 4680 53:05 3570 


Entsprechendes Eisen. . 32:77 3717 24:99 
Eichleiter. 


Eisenerze von Kalisz in Russ.-Polen; eingesendet vom Ing. 
Zeno Jedrkiewicz, Teschen: 


Bezeichnung: Miezislav Stanislav 
Prozente 
Bisenoxyd.. It. Surf... 2050 4470 
Entsprechendes Eisen . . 28:36 31'30 
Eichleiter. 


Roteisenstein von Frösing— Burgstall, Unter-Steier- 
mark; eingesendet von Hagyi, Risto & Co., Wien I: 
Prozente 
Eisenoxyd .. . 56'10 entsprechend 39-28°/, Eisen 
Eichleiter. 


Toneisenstein von Mitterburg—Pisino, Istrien; ein- 
gesendet von Jos. Hraßnig in Mitterburg: 


Prozente 
Eisenoxyd.... 30:00 entsprechend 21:00°/, Eisen 
Eichleiter. 


Brauneisenstein von Neusiedl—St. Michael bei 
Spitz a. d. Donau; eingesendet von J. J. Schmoll, Wien I: 


Prozente 
. Eisenoxyd... 73:70 entsprechend 51'60°/, Eisen 
Eichleiter. 


Roteisenstein von Endersgrün, Bez. Kaaden, Böhmen; 
eingesendet von Johann Drexler und Franz Totzauer, Preßnitz, 
Böhmen: 


358 


C. F. Eichleiter und Dr. O. Hackl. [22] 


Prozente 
Kieselsäure . . . . . 31:53 
Eisenoxyd . . . » . . 64:60 entsprechend 45'23°/, Eisen 
Aluminiumoxyd. . . . 2:85 
Kalziumoxyd . ..20272002 


Magnesiumoxyd. . . . Spur 
Schwefel; . nr 102 
Phosphor 2.0: ., SPUr 


Glühverlust (Wasser 
—- Kohlensäure) . . 0:91 


Summe . . . 100:03 Hackl. 


Brauneisensteine von Dobric bei Kladno, Böhmen; 


eingesendet von Emil Horovsky, Wien: 


I II II IV 
Peyzonzneunktge 


Kieselsäure . 2 2. 12407,.20:37716:945726738 


Eisenoxyd . . Wer. .....6934 45:80. 546774923 
Entsprechendes Eisen . . 48:51 3204 3824 34:86 
Mangan 7A er Spur Spur 033 Spur 


Phosphorsäure ee 20:06 1-27 101 1:32 
Schwegell.,.. © ‚ee Spur Spur Spur Spur 
Hackl, 


Brauneisenstein aus der Umgebung von Chotebor, 


Böhmen; eingesendet von Dr. F. Släma, Brünn: 


Prozente 
Eisenoxyd . . „ . .- 78:73 entsprechend 55:10°/, Eisen 
Aluminiumoxyd . . . 045 
Phosphorsäure. . . . 2:14 entsprechend 0°94°/, Phosphor 
Schwefelsäure. - . . Spur 
In Säure unlösliche 
Bestandteile. . . 65 
Glühverlust (Wasser). 12:30 
Summe; 7. ı..2.,.20017 Eichleiter. 


Roteisenstein von Digrub, Gemeinde Leitenhaus— 


Abtenau, Salzburg; eingesendet von Jos. Mayer, Bischofshofen: 


Tirol; 


Eisenoxyd . . . 72:50°%, entsprechend 50°76°/, Eisen 
Eichleiter. 


Magneteisensteine vom „hohen Burgstall“, Stubaital, 


eingesendet von Hagyi, Risto & Co., Wien I: 
I Il 
Prozente 
Eisenoxyd .. EAN IMED 


Entsprechendes Eisen 3879 2741 Eichleiter. 


[23] Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k. k. geol. R.-A. 359 


Manganhältiger Brauneisenstein aus der Umge- 
bung von Kragujevatz, Serbien; eingesendet von Konstantin 
Petkovic: 


Prozente 
Eisenoxyd . . . 7902 entsprechend 55°31°/, Eisen 
Manganoxydul . 440 entsprechend 3°41°/, Mangan 
» Kalziumoxyd . . 450 
Magnesiumoxyd. 054 
Kieselsäure .. 790 


Schwefelsäure . 0'12 entsprechend 0:05°/, Schwefel 
Phosphorsäure . 2'18 entsprechend 095°, Phosphor 
Glühverlust . . 140 


Summe . . .„ 100:06 Eichleiter. 


Eisenmanganerz von der Kletka strena, Bez. Prozor, 
Kreis Travnik, Bosnien; eingesendet von Milan Matasic, Sarajevo: 


Prozente 
Kieselsäure . . 1594 
Eisenoxyd . . . 5570 entsprechend 39:00°/, Eisen 


Aluminiumoxyd. 070 

Manganoxydul . 13°'86 entsprechend 10'74°/, Mangan 
Kalziumoxyd. . 110 

Magnesiumoxyd. Spur 

Phosphor. .=22)-.n...0F1 

Schwefel . . . Spur 

Glühverlust . . 10:50 Eichleiter. 


Manganeisenerze aus den Gemeinden Ohabitza und 
Delinyest im Krasso-Szörenyer Komitat, Ungarn; eingesendet von 
Adolf Frankl, Budapest: 


Magura I Magura Il 
Prozente 
Kieselsaure 2... ..%....18798 19:07 
isen. N. 205 a ll) 10:95 
Mansanı. 2.0.2 20°... 02.0284 35'77 
Ehosplof ... ws... #8 88% 0:15 0:13 
Hackl. 


T.BI PR IE BEr 
Prozente 


Kieselsäure . . . 10'93 22-13 1391 
Basen... in ana. 1020 791 11:82 
Mangan... = .02,0. 90'31 23110 38:56 
Phosphor. 2. 70.0323 0-18 0-12 
Hackl. 


Jahrbuch d. k. k. geol. Reichsanstalt, 1915, 65. Bd., 3. u. 4. Hft. (Eichleiter u. Hackl.) 47 


360 


C. F. Eichleiter und Dr. O. Hackl. [24] 


.M. M.MUI MM.IUI 
Prozente 


Kieselsäure. . . . 2020 19-90 1142 


Eisen? m. rer 9:72 9:09 1560 
Mangan? 7. D.021B68 3726 40:03 
Phosphor. . Baaır% 011 0:17 0:097 


Hackl. 


M.M. IV M.M.V M.M. VI 
Prozente 


Kieselsäure. . . . 3830 10.64 2586 


Fisen .. .:.2..% 12:17 1602 15'95 
MANngan. 4. 2 17:05 3795 30:06 
Phosphor. 2.0 “7. 0:23 0:097 0:083 
Hackl. 
Gruppe 1 ; Schurf 1 
7 Schurflöcher Tilva Gruppe 1 
PErZorzkeunstee 
Kieselsäure. . . . 23:79 12-49 28:07 
BIsen re... 11:30 12-54 15°93 
Mangan? .’}, NAMEN 3045 39:84 2380 
Phosphor. . . . . 0:14 0:19 0:17 
Hackl. 


OBER OH, O. H,, 
Schurf 1 Schurf 5 Schurf 9 

Prozente 
Kieselsäure. . . . 2576 30:72 3742 
Kisen «UWE 2920727 12°03 13:11 
Mancanıı 2,0, 722% 30:29 22:61 17:97 


Phosphor "2 me. , 0:14 0:18 0:14 
Hackl. 


Manganeisenerz aus den Gruben der Staatseisenbahn- 


Gesellschaft bei Reschitza in Ungarn: 


Prozente 
Manganoxydul . . . 41'59 entsprechend 32°21°/, Mangan 
Eisenoxyd . . . . . 18'20 entsprechend 12'74°/, Eisen 
Aluminiumoxyd . . . 620 
Kalziumoxyd . ... 200 


Kieselsäure (%0,).. . 23°60 
Schwefelsäure (SO,)..  0'27 entsprechend 0'11°/, Schwefel 
Phosphorsäure (P,0,). 1:07 entsprechend 0'47°%/, Phosphor 
Glührerlust. ... .. 17-720 


Summe .... 100.13 Eichleiter. 


[25] Arbeiten aus dem chemischen Laboratorium der k. k. geol. R.-A. 361 


/) Manganerze., 


Manganerz aus dem Vilfagebirge bei Besztercze 
im Komitat Besztereze-Naszöd, Ungarn; eingesendet von Dr: Loginu 
in Besztercze: 


Prozente 
Mancan. . . 2 ..745'46 
Bisenou.. nn, .., 294 Hackl, 


9) Schwefelerze. 


Schwefelkiese von verschiedenen Fundorten; ein- 
sesendet von der Öberungarischen Berg- und Hüttenwerksaktien- 
Gesellschaft in Budapest. Dieselben enthielten bei 100° C getrocknet: 


Schwefel, Prozente 


Ve Pa 41:02 
De ins; 4184 
Ill . 44.04 
Schmöllnitz, Ungam Ivy 7 1 41a 
VI « 45:03 
vu 49:30 
VII . 4662 
1 Ba FE I En En 10 
AIR TFT BE . 4029 
BT a Rt 41'053 
> AI Are 41°12 
Jakobeni, Bukowina | 6... En 
u 42:30 
8 | 44:76 
GE: 46773 
10%. 48:20 
A . 45:46 
EIERN | B . 4578 
Fojnica, Bosnien © REN 6. 47:01 
Mer ul 4768 


Eichleiter, Hackl. 


Schwefelkies von Telfs im Oberinntal in Tirol; einge- 
sendet von Jos. Bader in Achihal bei Teisendorf, Bayern: 


Schwefel . . . . 45'85°/, (bei 100° getrocknet) 
Eichleiter. 


Schwefelkiese von Oravicza i